Oldenburger Jahrbuch
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Herm ann Lübbing, Bism arck und G roßh erzog Peter von O ldenburg 5<br />
des Londoner Protokolls sich bewege — wie der hochselige Großherzog<br />
auch 1851 Österreich gegenüber, und zwar mit Erfolg getan habe.<br />
Die Unterredung dauerte etwa zwei Stunden, ohne zu einem befriedigenden<br />
Abschluß zu führen. Das Ansinnen des Königs, der<br />
Großherzog möge etwa mit den Ministern über die Angelegenheit<br />
reden, wies letzterer mit der entschiedenen Bemerkung zurück, es<br />
handle sich hier um eine Sache zwischen Souverän und<br />
Souverän, und jedes Dazwischentreten der Minister müsse er sich<br />
ausdrücklich verbitten. Doch bitte er noch einmal nachmittags eine<br />
Unterredung mit Seiner Majestät haben zu dürfen, damit derselbe die<br />
Sache sich noch überlegen könne. Diese fand von 3—5 Uhr statt.<br />
Da mittlerweile aus Eutin ein Telegramm eingegangen war mit<br />
der Anzeige über einige von den Preußen auf diesseits erfolgten<br />
Protest zerstörte Schlagbäume, so unterließ der Großherzog nicht,<br />
dem Könige beim Hineintreten in dessen Empfangskabinett dieses<br />
sofort entgegenzuhalten, auch dabei zu dieser ersten glänzenden<br />
Waffentat zu gratulieren, eine Äußerung, die der König etwas betroffen,<br />
aber doch harmlos, wie sie gegeben, entgegennahm. Im Laufe<br />
des Gesprächs glaubte indes der Großherzog doch wahrzunehmen,<br />
daß der König durch den inzwischen stattgehabten Empfang Bismarcks<br />
in etwas gereizterer Stimmung war als morgens.<br />
Auch diesmal kam es nicht zu einem befriedigenden Abschlüsse.<br />
Der König wiederholte das früher Gesagte. Er wolle ja im Grunde<br />
dasselbe wie die übrigen Bundesstaaten in der schleswig-holsteinischen<br />
Angelegenheit. Die Besetzung Schleswigs greife durchaus nicht in die<br />
Bundesaktion ein, aber die Großmächte könnten sich nicht majori-<br />
sieren lassen.<br />
Auf die Schwartauer Angelegenheit speziell zurückkommend<br />
meinte der König, die Subtilität von Exekutions- und Okkupations-<br />
Truppen auseinanderzuhalten, könne einem General nicht zugemutet<br />
werden, worauf der Großherzog entgegnete, dies sei jedenfalls für die<br />
preußische Generalität ein sehr zweifelhaftes Kompliment. Seine<br />
Majestät übergaben dabei dem Großherzog eine kurze, eigenhändig<br />
aufgesetzte Notiz (wahrscheinlich von Bismarck herrührend), welche<br />
das preußische Vorgehen zu rechtfertigen versucht.<br />
Bei aller Freundlichkeit, welche beiderseits beobachtet wurde,<br />
blieb daher dem Großherzog nichts übrig, als schließlich dem Könige<br />
mitzuteilen, daß er nunmehr die geeigneten Schritte nicht unterlassen<br />
dürfe, beim Bunde Hilfe zu suchen, und nur die Hoffnung ausspreche,<br />
der König werde ihm dies nicht verargen und dadurch nicht die persönlichen<br />
Beziehungen trüben lassen. Worauf letzterer die wieder