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Oldenburger Jahrbuch

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Hermann Lübbing, Bism arck und G roßh erzog P eter von O ldenburg 3<br />

vor und durchbrach ihn am 10. Januar 1864 mit Gewalt. Der Großherzog<br />

war über diese Verletzung der oldenburgi sehen<br />

Souveränitätsrechte aufs äußerste empört und ließ durch<br />

seinen Ministerresidenten in Berlin, Dr. Geffken, Verwahrung dagegen<br />

einlegen. Bismarck äußerte diesem gegenüber am 21. Januar kühl, man<br />

könne einem General nicht die Subtilität zumuten, zwischen seinen<br />

Truppen als Bundeskontingent und preußischem Kontingent zu unterscheiden.<br />

Amtlich ließ er durch Prinz Ysenburg aus Hannover am<br />

23. Januar die nachträgliche Genehmigung zum Durchmarsch einholen.<br />

Aber der Großherzog war zu tief verletzt, als daß er sich hiermit<br />

hätte zufrieden geben können. Er glaubte, seine Ehre nur wiederherstellen<br />

zu können, indem er von Bismarcks höchstem Vorgesetzten,<br />

dem König von Preußen selbst, Genugtuung forderte. Er entschloß<br />

sich schon am 25. Januar zu einer Reise nach Berlin, über die<br />

er später einen Bericht erstattete, der hier wörtlich nach den Akten<br />

wiedergegeben wird1).<br />

,,Der Entschluß des Großherzogs, dem Könige von Preußen persönlich<br />

in Berlin vorzustellen, wie wenig das Verfahren Bismarcks<br />

bezüglich der Besetzung des Fürstentums Lübeck mit preußischen<br />

Truppen den Bundesgrundgesetzen entspräche, um hierdurch womöglich<br />

eine Genugtuung für diesen verletzenden Akt, vor etwaigen<br />

weiteren Schritten am Bunde, zu erlangen, wurde am 25. Januar<br />

ausgeführt.<br />

Die Ankunft in Berlin erfolgte abends, und am 26. Januar früh<br />

um 9 Vi Uhr fuhr der Großherzog direkt beim königl. Palais vor,<br />

nachdem es geglückt war, die Ankunft nicht schon vorher bekanntwerden<br />

zu lassen — ließ sich durch den Adjutanten melden und<br />

wurde auch sofort vom Könige empfangen.<br />

Der Großherzog, welcher übrigens nicht als preußischer General<br />

mit dem Schwarzen Adler, sondern in eigener Uniform mit dem olden-<br />

burgischen Orden sich repräsentierte, begann damit, dem König zu<br />

sagen: Er komme in einer penibelen Angelegenheit. „Nun, was gibt es<br />

denn? Man hat jetzt so viele unangenehme Dinge", sagte der König.<br />

Hierauf trug der Großherzog in ruhiger Weise den aktenmäßigen<br />

Sachverhalt vor, indem er betonte, er komme in rein versöhnlichem<br />

Sinne, da er bestrebt sei, vor etwaigen weiteren Schritten sich offen<br />

dem Könige gegenüber auszusprechen und ein versöhnendes Wort<br />

von ihm zu hören. Er könne aber einen so offenbaren Landfriedens-<br />

*) A a. H of- u. Privatkanzlei. Tit. V D 5. D ie R echtschreibung m od ern isiert.<br />

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