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Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

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Richard tom D ieck (1862— 1943) 85<br />

liebe, während die künstlerische Veranlagung und seine geistige Regsamkeit<br />

Langesches Erbgut sind.<br />

Am Sonntagmorgen, den 9. November 1862, wurde Joh. Heinrich<br />

Richard tom Dieck, als Nachkömmling von drei Geschwistern, während<br />

die Glocken auf dem Lappan läuteten, im Hause an der Langen Straße<br />

geboren. Seine ersten Jugendjahre waren glücklich in dem wohlhabenden<br />

Elternhause. Schon früh entwickelte sich sein Trieb zum<br />

Zeichnen und Malen, auch war er geschickt und erfinderisch, um seine<br />

kleinen Liebhabereien zu verwirklichen. Den ersten Pinsel machte er<br />

sich von Haaren, die er seiner Schwester abschnitt und mit einem<br />

Zwirnsfaden um ein Stöckchen band. Da dieser Pinsel aber doch etwas<br />

widerhaarig war und allzuviele Striche verschiedener Richtung zog, so<br />

hatte der Vater ein Einsehen und schenkte ihm den ersten Tuschkasten<br />

und richtige Pinsel. Als er etwas größer war, klebte er sich ein Puppentheater<br />

zusammen, das erste Vorspiel zu seiner späteren langjährigen<br />

Tätigkeit. Zugleich machte sich aber auch der Hang zum Alleinsein<br />

geltend. Er langweilte sich dann nie, es gab soviel zu beobachten; selbst<br />

bei naßkaltem Wetter hockte er manchmal gern unter oder hinter<br />

einem Busch, um ein wenig zu träumen und zu sinnieren und die ganze<br />

melancholische Stimmung auf sich wirken zu lassen. Noch im Unbe­<br />

wußten regte sich in ihm der dichtende Maler, als welcher er es später<br />

zur Meisterschaft brachte.<br />

Der kleine Richard kam 1869 zur Vorschule am Waffenplatz,<br />

nach drei Jahren zog er auf das Gymnasium im alten Graf-Christoffer-<br />

Haus an der Mühlenstraße. Das Lernen wurde ihm leicht. Als echter<br />

Junge war er zu harmlosen Streichen mit anderen Spielkameraden<br />

stets aufgelegt, doch verabscheute er jede Roheit und suchte nicht<br />

aus Streitsucht Händel. Inzwischen war sein Vater schwer erkrankt,<br />

er hatte geschäftliche Verluste, das schöne alte Haus und Geschäft<br />

mußten nun verkauft werden. Richard, der eigentlich <strong>für</strong> das Studium<br />

von Naturwissenschaft oder Architektur vorbereitet werden sollte,<br />

mußte den Besuch <strong>des</strong> Gymnasiums 1878 abbrechen und zum rascheren<br />

Abschluß seiner Schulbildung die neugegründete Realschule beziehen,<br />

die er nach weiteren zwei Jahren verließ. Aus seinen Schulzeugnissen<br />

erfährt man von keinem Musterschüler, er ist nicht ehrgeizig.<br />

Doch wird ihm bei seinem Abgange von der Schule zuerkannt,<br />

daß „seine Kenntnisse und Interessen einer allgemeinen Bildung über<br />

den engen Rahmen <strong>des</strong> reinen Schulwissens hinausgehen."<br />

Nachdem der Tod seinen Vater von qualvollem Leiden erlöst<br />

hatte, blieben wenig Mittel. Richard entschloß sich, Dekorations- und<br />

Theatermaler zu werden, um möglichst rasch Geld zu verdienen und

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