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Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

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58 A dolf Schütte<br />

schwächten Mixturen und Aliquote (Quinten und Terzen) zur Ober-<br />

tonverstärkung, der Rückführung <strong>des</strong> Pedals zum Baßklavier und<br />

schließlich der Beseitigung <strong>des</strong> Rückpositivs abwandelt, zweifelsohne<br />

im ganzen ein Rückschritt. Die Silbermannorgel, immerhin an der<br />

Zeitgrenze <strong>des</strong> Barock stehend und von manchen sogar zum Spätbarock<br />

gerechnet, findet jedoch mit Recht bei der Orgelwissenschaft<br />

ihre volle Würdigung und hohe Anerkennung; sie hat eher die Neigung<br />

zur Popularität als die Schnitkerorgel.<br />

W ir haben an der großen Orgel <strong>des</strong> Johann Adam Berner in der<br />

Stadtkirche zu Jever das edelste Orgelwerk der Romantik in unserem<br />

Lande, erbaut 1756.<br />

Es hat einen besonderen Reiz, die beiden Klangwelten der Orgeln<br />

in Norden und in Jever, in kleinerem Maßstabe die in Ganderkesee<br />

und in Sillenstede, einer entzückenden romantischen Dorforgel, ebenfalls<br />

von Joh. Adam Berner, nacheinander auf sich wirken zu lassen.<br />

Der Laie wird dazu neigen, der romantischen Orgel den Vorzug zu<br />

geben.<br />

Mit ihrer Gefühlsbetontheit verlangt die Romantik eine sinnfällige<br />

M elodik und einen dunkleren Orgelklang. Das Streichinstrument,<br />

im Orchester <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts immer mehr dominierend,<br />

hält als Streichregister der Orgel mit sehr enger Mensur seinen Einzug<br />

und die Rohrwerke verlieren ihre solistische Aufgabe und werden<br />

nur noch Klangverstärker. Berühmte Orgelbauer Süddeutschlands,<br />

Joseph Gabler und Michael Engler, schaffen in großartigem Aufbau<br />

und Klang als W underwerke gepriesene Großorgeln wie die zu<br />

Weingarten (Württemberg), deren Bauzeit 13 Jahre erforderte! Wir<br />

nähern uns allmählich der orchestralen Orgel, die die alten Register<br />

abstößt, den Streicherklang weitertreibt, die Mixturen und Aliquote<br />

verkennt und fast verbannt, so daß die Klangmassen verdicken, und<br />

fast nur noch homophones Spiel verständlich bleibt. Der Winddruck<br />

wird erhöht, die Spielbarkeit und Registrierung durch Pneumatik,<br />

Elektrotechnik und dadurch bedingte Spielhilfen erleichtert — die<br />

Orgel verliert ihre aus der Eigengesetzlichkeit entspringende selbständige<br />

Größe und wird zu einem Zerrbild <strong>des</strong> Orchesters erniedrigt.<br />

Die Schnitkerorgel, soweit man noch von ihr spricht, gilt nur noch<br />

als seltsames, kaum erträgliches Schreiinstrument einer längst vergangenen<br />

Zeit.<br />

A ber seit etwa 1920 geht ein Fragen und Suchen durch die Fachwelt<br />

der Orgelwissenschaft, es findet seit 1925 seinen W eg zu ernsthaften<br />

und wissenschaftlich wie praktisch hochbedeutsamen Orgeltagungen,<br />

auf denen der Ruf: Zurück zu Arp Schnitker!, nicht um

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