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Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

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Arp Schnitker, der oldenburgische Orgelbauer (1648— 1719) 57<br />

suren und der Disposition ihrer engen und weiten Registerchöre, vielleicht<br />

noch tastend oder übertreibend, schufen, das gelangt bei Arp<br />

Schnitker, auf den Prinzipien seiner Vorgänger weiterbauend, zur<br />

Klarheit und höchsten Vollendung. Die fülle- und die kraftbetonten<br />

Register sind in Gruppen auf jedem Manual und Pedal vertreten, die<br />

konstante Mensur, die auch jene schon verlassen hatten, war zur<br />

variablen geworden, d. h. Weitenmaß, Labium (Breite und Aufschnitt)<br />

und Windzufuhr der Pfeife stehen zueinander nicht mehr in konstantem<br />

Verhältnis, sondern ändern sich von Pfeife zu Pfeife, je nach der<br />

Größe, Eigenart und Akustik <strong>des</strong> Raumes und der gewünschten Klangfarbe,<br />

so daß Fülle (weit) oder Kraft (eng) innerhalb eines Registers<br />

zu- oder abnehmen. Diese Mensurationspraxis der Barockzeit ist —<br />

neben anderem — die Kunst und das Geheimnis <strong>des</strong> Orgelbauers und<br />

<strong>für</strong> uns, wie schon einleitend gesagt, jedenfalls in ihrer Vollendung,<br />

ein ehrfurchtgebieten<strong>des</strong> und staunenswertes, aber immer noch ein —<br />

Problem, und in dieser Kunst ist Arp Schnitker in und nach seiner<br />

Zeit unerreichter Meister. Seine 1686/88 in Norden (Ostfriesland) erbaute<br />

große Orgel, die erhalten geblieben und kunst- wie stilgerecht<br />

wiederhergestellt ist, ist ein einzigartiger „klingender“ Beweis seiner<br />

Dispositionskunst, die hinsichtlich der beiden Chöre (Gruppen eng<br />

und weit) und der Verteilung der einzelnen Register auf dieselben bei<br />

sämtlichen Manualen den überlegenen Meister verrät, wie in der<br />

Mensurierung den wahrhaften Künstler.<br />

Nach dem bisher Gesagten ist es selbstverständlich, daß die<br />

Barockzeit das sog. Werkprinzip durchgeführt hat und durchführen<br />

mußte, d. h. je<strong>des</strong> Manual einschließlich <strong>des</strong> Pedals ist ein vollständiges<br />

W erk <strong>für</strong> sich mit grundtönigen und obertönigen (Mixturen und<br />

Aliquote zur Färbung und Aufhellung) Registern und solistischen<br />

Rohrwerken, besonders auch kurzbecherigen; die höheren Lagen<br />

werden gegenüber der Äquallage <strong>des</strong> 8-Fuß-Tons bevorzugt.<br />

Eine einsame Größe, wie es scheinen könnte, so steht Arp Schnitker<br />

vor uns, und doch als eine, vor und nach ihm unerreichte Spitze<br />

einer Kunstentwicklung, die das Handwerklich-technische zur An-<br />

und Absprache <strong>des</strong> Tones in letzter Vollendung und höchster Zw eckmäßigkeit<br />

vereint mit dem künstlerisch-intuitiv Gegebenen zur Schaffung<br />

einer Klangwelt, in der es spielt und singt zum Lobe <strong>des</strong> Höchsten,<br />

ohne je die Grenze <strong>des</strong> Nichtkultischen zu streifen.<br />

Hier etwa setzt die nächste Stilperiode, die Romantik, ein, wenn<br />

die Frühromantik und ihr größter Vertreter, Gottfried Silbermann<br />

(1683— 1753) das Erbe <strong>des</strong> Barock nach der Seite weiterer und<br />

dadurch Verschmelzender, wohlklingender Prinzipale, der abge­

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