30.01.2013 Aufrufe

Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Arp Schnitker, der oldenburgische Orgelbauer (1648— 1719) 55<br />

Ob die Verständnislosigkeit <strong>des</strong> heutigen Hörers <strong>für</strong> Orgelmusik nicht<br />

darin ihren Grund hat, daß bei der heutigen Fabrikorgel nichts mehr<br />

zu verstehen ist?<br />

Aber die Gegensätze liegen noch tiefer. Wir waren im Orgelbau<br />

<strong>des</strong> 19. und 20. Jahrhunderts abgeglitten zur Konzertorgel, die ein<br />

Orchester in sich vereinigen sollte und die moderne Vollgriffigkeit<br />

widerstandslos ertrug, aber <strong>des</strong>halb der profanen Sphäre analog die<br />

kultische Grenze verwischte und das Konzertante nicht mehr vom<br />

Kultischen schied. Arp Schnitker führt zur Kultorgel zurück, während<br />

die Saal- und Konzertorgel in logischer Entwicklung zur Kinoorgel<br />

führt und geführt hat. Es ist das Verdienst der sog. deutschen<br />

Orgelbewegung, beide Gebiete in ihren eigengesetzlichen Bindungen<br />

immer klarer erkannt und damit einem der Großen im Orgelbau, der<br />

ein <strong>Oldenburger</strong> war, den Platz zurückgewonnen zu haben, den er in<br />

der geschichtlichen Entwicklung <strong>des</strong> Orgelbaues einnimmt, leider erst<br />

nach dem 1. Weltkrieg, zu spät, um so manches W erk Arp Schnitkers<br />

zu retten, das der Verständnislosigkeit, um nicht zu sagen, der Barbarei<br />

zum Opfer fiel, wie in seinem Geburtsort Golzwarden 1913,<br />

Cleverns 1907, Abbehausen 1912, Strückhausen 1914.<br />

Die musikgeschichtliche Eingliederung Arp Schnitkers in die<br />

Stilgeschichte <strong>des</strong> Orgelbaues ist <strong>für</strong> Nichtfachleute vielleicht etwas<br />

schwierig; wir beschränken uns auf das Notwendigste.<br />

Die Orgel spiegelt immer das musikgeschichtliche Bild ihrer Zeit<br />

wider. Als die ,,ars antiqua" dem einstimmigen Choral die zweite<br />

Stimme in der Quinte hinzufügte, folgte die Orgel nach, so daß um<br />

das Jahr 1000 mit einer handbreiten Taste Grundton und Quinte,<br />

weiterhin Oktaven und Quinten zugleich geschlagen wurden, die A nfänge<br />

der sog. Mixturorgel, die in der Weiterentwicklung auf derselben<br />

Linie bis etwa 1400 zur gotischen Orgel führte, deren Bedeutung<br />

aber bei vorherrschendem Vokalstil gering war.<br />

Auch die Orgel der Renaissance ist noch stark vokalgebunden,<br />

aber die ,,ars nova“ der Mehrstimmigkeit und der melodischen Kunst<br />

durchimitierter A-cappella-Chöre verlangt im 15. Jahrhundert ein Mitgehen<br />

der Orgel nach der Seite der linearen Zeichnung von Einzelstimmen<br />

und der Gegensätzlichkeit vokaler Vorbilder. So wurden die<br />

Quinten und Oktaven aus der Mixturorgel wieder abgesondert, so<br />

daß sie Einzelregister wurden; der Prinzipalchor entstand. Neue<br />

Register, meist enggebaute kamen hinzu, Schwiegelpfeifen und soli-<br />

stisch bestimmte Rohrwerke, verteilt auf mehrere Manuale, um das<br />

Gegeneinander verschieden gefärbter Stimmen zu ermöglichen. (Die<br />

italienische Renaissanceorgel geht andere W ege, zu weiten Prinzi­

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!