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Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

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44 W alter Asmus<br />

fehl <strong>des</strong> Großherzogs bei ihm vorsprechenden oldenburgischen Gesandten<br />

in ihm eine Rührung ausgelöst, „die nicht den Charakter beglückter<br />

Eitelkeit, sondern demütiger Bewegung verriet und fühlen<br />

ließ, daß der wahre Philosoph bei allem Kosmopolitismus ein Vaterland<br />

hat und behält"6*).<br />

V. Die Leistung <strong>des</strong> Geschlechts<br />

Johann Friedrich Herbart war ein echtes Kind <strong>des</strong> Raumes zwischen<br />

Weser und Ems. W ie seine Menschen meist schwer beweglich<br />

sind — sie mögen ihre „Tenazität" mit einem noch so hellen Sinn verbinden<br />

— , so gehörte auch Herbart zu den Naturen, welche, wie er<br />

selbst einmal sagte, „am Bekannten fest hängen, dem Neuen als neu<br />

abhold sind, nüchtern bleiben bei allem, was sonst durch seinen<br />

Schein blendet, in ihrer eigenen W elt wohnen, ihre eigenen Sachen<br />

bewahren, betreiben, kultivieren, aus ihrem Gleise schwer herauszubringen<br />

sind, manchmal eigensinnig scheinen, ohne es zu sein, welche,<br />

sich selbst überlassen, an der Scholle kleben und durch ihre Tenazität<br />

zu einer sichern Einseitigkeit verurteilt sind". — Das war das<br />

Ahnenerbe der von alters her im Raum Weser-Ems heimischen Beamten-,<br />

Kaufmanns- und Patriziergeschlechter der Probst, Schütte<br />

und Bode. Nur vom Großvater Herbart her rollte ja in seinen Adern<br />

das fränkische Blut, das der fälischen „Beharrung" zur Gestalt ver-<br />

half.<br />

In wenigen Generationen hatten die Herbarts einen steilen A ufstieg<br />

genommen. Nachdem sie in der fränkischen Grafschaft Henneberg<br />

in vielen Generationen abhängige Lohnarbeiter, meist Leineweber,<br />

gewesen waren“ ), war es dem Urgroßvater gelungen, sich zum<br />

Stande der Meister emporzuarbeiten. Durch heroische Beispiele angetrieben,<br />

glückte dem Großvater Johann Michael der Absprung in<br />

eiöen geistigen Beruf. Nach mehr als 30jähriger segensreicher W irksamkeit<br />

als Rektor der <strong>Oldenburger</strong> Lateinschule und Assessor im<br />

dortigen Konsistorium hatte der homo novus mit seinen 4 Söhnen im<br />

Oldenburgischen eine wirkliche Aristokratie <strong>des</strong> Geistes gegründet.<br />

Der Vater Thomas Gerhard, Jurist geworden, war als Justiz- und<br />

Regierungsrat lange Jahre stimmführen<strong>des</strong> Mitglied der Regierung<br />

und <strong>des</strong> Konsistoriums, der obersten Verwaltungsbehörden Oldenburgs.<br />

In seinem einzigen Sohne Johann Friedrich, der, mit einer<br />

ungebrochenen Naivität im Grunde seiner Seele ein starkes intellektuelles<br />

Vermögen verbindend, unter den deutschen Philosophen der<br />

einflußreichste Pädagoge und unter den deutschen Pädagogen der

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