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Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

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36 W alter Asmus<br />

So bleibt es denn auch nicht bei guten Worten, sondern er gibt ihm<br />

eingehende Ratschläge über die Art und Weise, seine Studien anzulegen<br />

und fortzusetzen. Er wisse wohl, daß sein Plan <strong>für</strong> 100 junge<br />

Leute seines Alters nicht passe und bittet ihn daher, diesen unmaßgeblichen<br />

Vorschlag niemand sehen zu lassen, der mit seinem Kopf<br />

und dem, was er schon wisse, nicht ebenso vertraut ist, als er es zu<br />

sein die herzlichste Freude hat. Trotz der räumlichen Entfernung<br />

bleibt er der Lehrer Herbarts, ebenso wie Herbart später der Lehrer<br />

und Berater Karl von Steigers blieb. Mit jeder Frage, die der Knabe<br />

auf dem Herzen hat, möge er ihm kommen; er werde sich auch freuen,<br />

lateinische oder deutsche Aufsätze von ihm zu erhalten. Fast ist es,<br />

als wenn er es mit einem erwachsenen Gelehrten zu tun hat, als er<br />

ihm auf seinen Aufsatz „über den Beweis <strong>für</strong> die Existenz eines<br />

ewigen Gottes" eine ausführliche, das Für und Wider erwägende<br />

Antwort und sogar noch anerkennende Zeilen seines Freun<strong>des</strong> Bornträger<br />

beilegt. Leider sind uns nur diese wenigen Fragmente <strong>des</strong> Gedankenaustausches<br />

zwischen Herbart und Ültzen erhalten. Ihre Verbindung<br />

wird min<strong>des</strong>tens bis in die Jenaer Studienjahre Herbarts gedauert<br />

haben; gehört doch der Student Herbart noch zu den in<br />

Ültzens bei Willmann in Bremen erschienener Gedichtausgabe*5)<br />

namentlich genannten Subskribenten.<br />

Ültzens Unterricht, der in jeder Beziehung auf der Höhe der Zeit<br />

war, hat in der Seele <strong>des</strong> begabten Knaben einen guten Grund gelegt.<br />

Der im eleganten, vor allem an Cicero und Tacitus geschulten Stil<br />

geschriebene lateinische Brief, den Ültzen dem noch nicht 13jährigen<br />

Knaben aus dem Kloster Loccum sandte, machte dem Lehrer als<br />

Schüler <strong>des</strong> „summus Heynius" wie auch dem 13jährigen Knaben, der<br />

einen solchen Brief lesen konnte, alle Ehre. Wenn der Philologe<br />

Lobeck bei Herbarts Tod rühmend hervorhob, daß er die alten Sprachen<br />

wie wenige seines Faches gekannt habe, die römische bis zur<br />

vollkommenen Fertigkeit im mündlichen wie im schriftlichen Ausdruck48),<br />

so ist das nicht zuletzt das Verdienst Ültzens, der dazu den<br />

Grund gelegt hat. Auch die frühe philosophische „Erregung" <strong>des</strong><br />

Knaben ist nächst seiner den letzten Fragen auf den Grund gehenden<br />

Veranlagung auf Ültzens Unterricht zurückzuführen, der der bohren­<br />

den Logik <strong>des</strong> Knaben größten Spielraum gewährte (vgl. Herbart<br />

selbst: „Ich lernte die Logik als Knabe von 11 Jahren"), indem er<br />

Fragen aus der Moral, der Psychologie und der Metaphysik nach<br />

dem Zuschnitt einer vorzüglich zur Wolffschen Philosophie sich hinneigenden<br />

Denkart berührte. Der Religionsunterricht mußte natürlich<br />

unbeschadet <strong>des</strong> toleranten und aufgeklärten Geistes, in dem er erteilt

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