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Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

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34 W alter Asmus<br />

„besseren" Kreise zwar einen vornehmeren Charakter; doch auch sie<br />

ist nicht von dem jungen Herbart besucht worden. Das 18. Jahrhundert<br />

neigte ja überhaupt dazu, bei der äußeren Primitivität und dem<br />

meist mechanischen Drill der öffentlichen Schule diese nur als Notbehelf<br />

anzusehen. W er es sich leisten konnte, hielt sich <strong>für</strong> seine<br />

Kinder einen Hauslehrer oder gar, wie der Adel und die Fürsten,<br />

einen „Hofmeister". Es war daher wohl nur die Auswirkung einer besonders<br />

begnadeten Erzieherpersönlichkeit, wenn der 9jährige Sohn<br />

<strong>des</strong> Justizrates Herbart neben privater Erziehung und Lehre noch die<br />

Privatschule <strong>des</strong> Subkonrektors Carsten Hinrich Kruse besuchen<br />

durfte. Dieser war 1775 als Subkantor, d. h. als „unterster" Lehrer<br />

der lateinischen Sprache mit einem Hungergehalt, von dem er noch<br />

die Hälfte an seinen wegen Trunkenheit emeritierten Vorgänger zahlen<br />

mußte, an der <strong>Oldenburger</strong> Lateinschule angestellt worden. Um seinen<br />

Lebensunterhalt bestreiten zu können, hatte er eine private „Abendschule"<br />

<strong>für</strong> Mädchen eröffnet. Dem Wunsche der Eltern, deren A chtung<br />

und Zuneigung er sich bald erworben hatte, willfahrend, war er<br />

dazu übergegangen, auch Knaben in seine Schule aufzunehmen. So<br />

war auch der Sohn der sehr bildungseifrigen Justizrätin Herbart in<br />

diese „Abendschule <strong>für</strong> Mädchen" eingetreten. Kruse ist der erste<br />

unter den bedeutenden Männern, die in Oldenburg auf Johann Friedrich<br />

Herbart gewirkt haben’3). Als eifriger Förderer der neuen Wissenschaften,<br />

vor allem der Geschichte, Geographie und Naturlehre, konnte<br />

er dem auf die Erfassung der realen Tatsachen in der gesamten Erfahrungsbreite<br />

gerichteten Geiste <strong>des</strong> jungen Johann Friedrich schönste<br />

Nahrung geben. Daß Herbart schon als Knabe sich mit physikalischen<br />

Experimenten versuchte und mathematische und geographische Spiele<br />

sehr liebte, steht im engsten Zusammenhang mit dem ihm durch Kruse<br />

erteilten Unterricht. Ein Zeugnis aus Herbarts eigenem Munde über<br />

diesen Unterricht besitzen wir leider nicht. Nur ein Ostern 1786 ausgestellter<br />

Fleißzettel, auf <strong>des</strong>sen Rückseite Nr. 1 steht, mag beweisen,<br />

daß der 10jährige Herbart Kruses bester Schüler war. Die Inschrift<br />

<strong>des</strong> Fleißzettels selber lautet: „Zum Andenken <strong>für</strong> Johann Friedrich<br />

Herbart, wegen <strong>des</strong> in der Privatschule bewiesenen Fleißes. Oldenburg,<br />

Ostern 1786. C. Kruse." — W ie lange Herbart Kruses Schüler<br />

gewesen ist, läßt sich kaum genau feststellen. Hartenstein gibt nur an,<br />

daß er eine Zeitlang (in den Jahren 1785 und 1786) neben dem häuslichen<br />

Unterricht eine Privatlehranstalt in Oldenburg benutzte, welcher<br />

der bekannte Historiker C. Kruse, nachmals Erzieher der olden-<br />

burgischen Prinzen, zuletzt Professor in Leipzig. Vorstand.<br />

Wenn der 10jährige Herbart Kruses Anstalt Ostern 1786 verließ,

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