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Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

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Eine verzierte Hirschgeweihaxt aus dem Jadebusen 143<br />

stattet ist. Schon die A xt von Sindal in Jütland5) hätte ihm derartige<br />

Vermutungen verbiete'n müssen, haben sich doch bei ihr die W ürfelaugen<br />

sogar am Schneidenteil angesiedelt. Dieses Stück und das aus<br />

dem Lindholm Aa (ebenfalls nördliches Jütland) sind durch die Zier­<br />

leiste vor dem Schäftungsteil ausgezeichnet“). Und hierzu tritt als<br />

dritter Vertreter mit gleicher Eigenschaft, als einziger deutscher Fund,<br />

unsere Neuerwerbung. Die Verwandtschaft mit der Lindholm-Axt<br />

springt noch mehr in die Augen, wenn man die völlige Übereinstimmung<br />

beider Zierleisten, nämlich den ausgesparten Zickzack, und die<br />

Anbringung von sinnbildlichen apotropäischen Zeichen daneben be­<br />

trachtet. Der dänische Fund trägt ein unmißverständliches Sonnenkreuz<br />

und zwei der bekannten „Hallstattvögel", deren Urbild, wenigstens im<br />

Norden, gewiß der leuchtend weiße Sonnenvogel Schwan war. Die Axt<br />

vom Jadebusen hat das Kammzeichen. Es kann rein „abwehrend" aufgefaßt<br />

werden — die Zinken bedrohen den Gegner wie die Axtschärfe<br />

selbst — es kann aber auch Regen bedeuten, den Regen, den der oberste<br />

Himmelsgott im Wechsel mit Sonnenschein in verschwenderischer Fülle<br />

darbietet. Die pommersche A xt von Ückerhöf, Kr. Pyritz7), trägt als<br />

bisher einziges deutsches Fundstück ebenfalls ein Zeichen zwischen den<br />

Punktkreisen, einen T-förmigen Balken. Kunkel lehnt eine Ausdeutung<br />

bewußt ab. Das Thema „Thorshammer" schlägt er nur ganz leise an. Da<br />

nun die Bronzezeit die Axt noch völlig in den Händen <strong>des</strong> Himmelgottes<br />

sieht, glauben wir uns berechtigt, im Falle der nach Form und<br />

Art besonders prunkvollen und stattlichen A xt von Ückerhof den Symbolcharakter<br />

<strong>des</strong> T-Zeichens herausstellen und mit Radkreuz, Kreuz,<br />

Sonnenvogel und Kamm dem Bereiche <strong>des</strong> männlichen Prinzips, <strong>des</strong><br />

Himmelsgottes, zuordnen zu dürfen. Daß auch die Punktkreise selbst,<br />

die kleinen Sonnenräder, ihren Sinn haben, braucht jetzt kaum noch<br />

betont zu werden. Die Fülle jungbronzezeitlicher Parallelen ist zu groß,<br />

als daß man diesen Gedanken fallen lassen könnte. Und wenn wir nun<br />

noch die Vermutung äußern, auch das in sich geschlossene Mäanderband,<br />

das da auf der A xt aus dem Jadebusen ein so seltsames Eigenleben<br />

führt, sei nicht Ornament, sondern Symbol, dann zeihe man uns<br />

nicht der Sinnbildersucht, sondern suche die Kunst und den Glauben<br />

jener Menschen zu verstehen, die in einer so ganz anderen geistigen<br />

Atmosphäre lebten, durch fast 3000 Jahre von uns geschieden und doch<br />

nicht unantastbar. Die Tatsache, daß von den beiden Halsringen von<br />

5) Lange, a. a. 0 ., Abb. 2.<br />

6) Lange, a. a. 0 ., Abb. 4.<br />

^ Kunkel, a. a. O., Taf. 40, Abb. 7.

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