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Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

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138 Karl Sartorius<br />

vereinigt werden, nach einer ändern ist es wissenschaftlich richtiger,<br />

trotz der nahen Verwandtschaft beide getrennt zu lassen, und nach<br />

einer noch ändern ist es konsequenter, einer der in Betracht kommenden<br />

Formen, die auf den Kanarischen Inseln brütet, und die von<br />

einigen Systematikern als Larus argentatus atlantis zur Silbermövengruppe,<br />

von anderen als Larus fuscus atlantis zur Heringsmövengruppe<br />

gestellt wurde, als besondere Art, Larus atlantis, abzutrennen5). Es<br />

ist natürlich hier nicht angebracht und möglich, darauf weiter einzugehen,<br />

man muß die Originalarbeiten studieren. Von Interesse ist<br />

hier, daß dieses Beispiel, wie mehrere Forscher, dasselbe erkennend<br />

und fühlend, es doch ganz verschieden nomenklatorisch zum Ausdruck<br />

bringen, zeigt, daß es nicht möglich ist, durch Namensgebung und<br />

durch ein System die oft verwickelten stammesgeschichtlichen Beziehungen<br />

der Arten zueinander klar herauszustellen. Man kann ganz<br />

allgemein die Gesetze der organischen Natur nicht so wundervoll<br />

und beruhigend in Formeln und noch wieder allgemeineren Formeln<br />

umfassen, wie die höhere Physik es mit den Gesetzen der anorganischen<br />

Natur vermag. Dies ist vielleicht einer der Gründe, aus denen Spengler<br />

von der Biologie sagt, sie sei unsere schwächste Wissenschaft8).<br />

Man denkt hier an ein W ort <strong>des</strong> Naturforschers Goethe7), der die<br />

vergleichende Morphologie eine „reizende Wissenschaft" nennt, der<br />

er ja noch lange Zeit zugetan war: „ wie sehr muß die Schwierigkeit<br />

sich steigern, wenn wir der Natur etwas abzugewinnen denken,<br />

welche, ewig beweglich, das Leben, das sie verleiht, nicht erkannt<br />

wissen will. Bald zieht in Abbreviaturen zusammen, was in klarer<br />

Entwicklung gar wohl faßlich gewesen wäre, bald macht sie durch<br />

Aufzählung weitläufiger Kurrentschrift unerträgliche Langeweile; sie<br />

offenbart, was sie verbarg und verbirgt, was sie eben jetzt offenbarte.<br />

Und wer darf sich einer so liebevollen Schärfe, einer so bescheidenen<br />

Kühnheit rühmen, daß sie ihm gern an jeder Stelle, in jedem Augenblick<br />

zu Willen wäre."<br />

So ist die spezielle Systematik in Wahrheit nichts Trockenes, im<br />

Gegenteil, ihre fein analysierende Arbeit an der Peripherie <strong>des</strong> ge­<br />

“) Stegmann: ü b e r die Formen der großen M öven und ihre gegenseitigen<br />

Beziehungen" (Journal <strong>für</strong> Ornithologie 1934); Geyr. v. Schweppenburg: „Zur<br />

Systematik der Fuscus-argentatus-Möven“ (Journal <strong>für</strong> Ornithologie 1938);<br />

Mayaud: „Considérations sur les affinités et la systematique de Larus fuscus<br />

et Larus argentatus" („A lauda“ 1940); Stresemann: Referat zu letzterer Arbeit<br />

(Ornithologische Monatsberichte 1944). Ferner Arbeiten von F. Steinbacher<br />

und Dwight.<br />

•) Der Untergang <strong>des</strong> Abendlan<strong>des</strong>.<br />

T „ü b e r den Zwischenkiefer <strong>des</strong> M enschen und der Tiere.“

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