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Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

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100 Hermann Lübbing, Ein niederdeutsches Gedicht<br />

40 Daß ander alle konde men nicht schrieven,<br />

Darumb moste ich idt lathen bliven.<br />

Daß holth waß in sick voreeken,<br />

Und de worme hadde idt thosteeken etc.<br />

Von den im Gedicht genannten Stiftern der Kapelle läßt sich nur<br />

der Kersten van Bekelen urkundlich nachweisen, er wird in<br />

einer Urkunde von 1383 als verstorben erwähnt (Oldb. UB V Nr. 441).<br />

Die Familie Schröder (Scroder) begegnet urkundlich wiederholt in<br />

Wil<strong>des</strong>hausen. Über die Familie <strong>des</strong> HinrichtoReken( = Reckum),<br />

<strong>des</strong> Alert B a n t h , der Grete v o n Büren liegen keine urkundlichen<br />

Nachrichten vor. Der „M eister" Johan Radt war mit dem 1387<br />

erwähnten Hermann Raet vielleicht verwandt (Oldb. UB V Nr. 501).<br />

Unter Meister ist hier wohl kaum ein Handwerksmeister in unserem<br />

Sinne zu verstehen, sondern ein studierter „Magister", vermutlich ein<br />

Rechtskundiger. Die v o n Linen waren eine ritterbürtige Familie,<br />

die mehrfach urkundlich begegnet. Ebenso tauchen Träger <strong>des</strong> Namens<br />

Becker als Wil<strong>des</strong>hauser Bürger urkundlich mehrfach auf. An Hand<br />

dieser kurzen Nachweise erkennt man, daß das vorstehende Gedicht<br />

sogar <strong>für</strong> die Bevölkerungs- und Sozialgeschichte der Stadt W il<strong>des</strong>hausen<br />

von Belang ist.<br />

Was es mit dem in Z. 29 genannten Stockenbrock <strong>für</strong> eine Bewandnis<br />

hat, bleibt unklar, denn offensichtlich ist danach eine Zeile ausgefallen;<br />

ferner fehlt eine Zeile, die sich auf 31 „af“ reimt. Auch die Zeilen 36<br />

bis 39 sind offenbar verderbt überliefert. Sparesche Z. 39 ist das heutige<br />

Spaasche. Die Reimkunst unseres unbekannten Verfassers ist die<br />

Leistung eines biederen Bürgers <strong>des</strong> 14. Jahrhunderts; ein heutiger<br />

Zeitgenosse würde kaum etwas Besseres schaffen. Für uns hat dies<br />

Produkt eines mittelalterlichen Wil<strong>des</strong>hauser Reimschmie<strong>des</strong> immerhin<br />

Seltenheitswert als Beispiel niederdeutscher Gelegenheitspoesie und<br />

als kulturgeschichtliches Dokument im Rahmen der mittelalterlichen<br />

Inschriftenkunde.

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