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Jahrbuch - Ostfriesische Landschaft

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— 374 —<br />

gigantischen Manne das Haupt abzuschlagen: David und Goliath 1 )), — der<br />

Doppeladler auf der Giebelspitze (in Antwerpen ein einfacher Adler),<br />

das kühngeschwungene Walmdach, reichbelebt durch Erker, sandstein-verzierte<br />

Backstein-S chornsteine und auf den beiden Firstenden<br />

zwei hohe Wetterfahnen mit Figuren. Ohne den im ursprünglichen<br />

Bauplane vielleicht nicht vorgesehenen Turm, in dem aber auch niederländische<br />

Bauweise zuerkennen ist, und die Tordurchfahrt, die<br />

in Emden durch die über das Baugelände auf den Delft und die Grosse<br />

Strasse zu führende Brückstrasse notwendig wurde und deren Freilassung<br />

wegen des gleichfalls mit einer offenen Durchfahrt versehenen,<br />

erst 1577 abgebrochenen, dem neuen gegenüber an der Westseite des<br />

Delftes sich erhebenden alten Rathauses sowie wegen andrer Gebäude<br />

Emdens wie der Klunderburg nahe lag 2 ), würde das Verwandte des Emder<br />

Rathauses mit dem Antwerpener Stadthause viel mehr in die Augen<br />

fallen. Das malerische Ausserach Hassen der Symmetrie in<br />

den beiden Flügeln des Rathauses ist dadurch bedingt, dass durch<br />

die Brückstrasse und die Oldersumerstrasse die Masse für den nördlichen<br />

Flügel einmal gegeben waren. Das Haus der Hansa teutonica in<br />

Antwerpen, in dem Sello das Vorbild des Emder Rathauses sehen<br />

möchte, hatte nach genauen Abbildungen mit dem Rathause in Emden<br />

nichts als den Turm, dessen Anlage aber eine völlig verschiedene war,<br />

und die breitgestreckte Front gemeinsam — Angeregt durch das Antwerpener<br />

Stadthaus scheint nach der Abbildung bei Guicciardini Omnium<br />

Belgii sive Inferioris Germaniae regionum descriptio (Amsterdamer Ausgabe<br />

v. 1613 hinter S. 222) das jetzt verschwundene alte Stadthaus von<br />

Vlissingen (ohne Turm, anderseits auch ohne Galerie) gewesen zu<br />

sein. Ebenso hat es offenbar auf das moderne Gemeindehaus von<br />

Schaerbeek bei Brüssel, das eine Dachgalerie und hinter dem Risalit<br />

einen mächtigen Turm besitzt, eingewirkt.<br />

51 ) (S. 350.) Zur Vervollständigung seines Lebensbildes sei hier erwähnt,<br />

dass Cornelis Floris vom 12. Febr. bis zum 8. April 1552,<br />

wahrscheinlich in Glaubenssachen, zu Antwerpen verfolgt, aber am<br />

') In den bisherigen Beschreibungen sind die Skulpturen bezeichnet als weibliche Figur,<br />

die einen vor ihr knienden Verbrecher enthauptet hat, und als männliche Figur, vor der ein erlegtes<br />

Seeungehenei liegt. Infolgedessen hat der Zeichner in Henrici's Reise-Aufnahmen Blatt 2 in der<br />

Tat rechts einen enthaupteten, knienden (!) Vorbrecher, links ein drachonartiges Ungeheuer gesehen<br />

und im Bilde wiedergegeben. Andre, wie Mithoff, sind, da die Darstellungen sich von unten nicht<br />

leicht erkennen lassen, jeder Beschreibung aus dem Wege gegangen. — Interessant ist es, mit dem<br />

Giebel des Eindei Rathauses das bei Henrici auf Blatt 23 abgebildeto Norder Renaissance-<br />

Haus v. J. 1676 zu vergleichen, in dessen Treppengiebel die einspringenden Ecken in einer seltnen<br />

Auswahl, die an die auf dem Herkules-Friese des Kommerz-Magazins an der<br />

Westerbutfonne in Emden dargestellten 8 Taten der Herkules erinnert (Hafen-Festschrift<br />

S. 3, Anhang S. 3 und 5), durch die Darstellung von 4 Taten des Herkules (Lernäische Hydra,<br />

Echidna, kretischer Stier, nemeischor Löwe) eingenommen werden.<br />

') Auch der „Valckhof" an der Ecke der Neutorstr. und der Kl. Osterstrasse (Neutorstr. 17 bis<br />

19) hat vielleicht nach einer freundlichst mitgeteilten Vermutung des Landesbauinspektors S i e b e r n in<br />

Hannover in der Mitte an der jetzt von dem Hause Neutorstr. 18 eingenommenen Stelle oine Tor-<br />

durchfahrt gehabt (vgl. Jahrb. XIV S. 413). Auf dieselbe Eigentümlichkeit deutet im XVI. Jahrh.<br />

der für ein Haus auf Mittelfaldern vorkommende Name „de Dürdrift" hin.

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