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Jahrbuch - Ostfriesische Landschaft

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— 373 —<br />

Hansehaus in Antwerpen gelten. Wächter, Ostfriesland unter dem Einfluss<br />

der Nachbarländer, Aurich 1904, S. 27, meint, „das Emder Rathaus,<br />

von dem man so ohne weiteres gläubig annehme, es sei nach niederländischem<br />

Muster erbaut, trage nach dem Urteile von Kennern unverkennbare<br />

Teile deutscher Renaissance an sich." Dennoch wird die<br />

freilich, soweit bekannt, erst um 1700 auftauchende Nachricht'), den Emder<br />

Baumeistern habe das Antwerpener Stadthaus als Vorbild vorgeschwebt,<br />

zumal sich der Erbauer des Emder Rathauses jetzt als ein Antwerpener<br />

von Geburt und Erziehung erwiesen hat, bei aller Selbständigkeit und<br />

frischen Ursprünglichkeit des trotz seiner imponierenden Masse zierlichen<br />

und abwechslungsvollen Emder Rathauses im allgemeinen Bauplane und<br />

in der Einzelausführung 2 ), wohl Recht behalten. Abgesehen von der ganz<br />

herumlaufenden offnen Dachgalerie mit dem steinernen Brüstungsgeländer,<br />

den das Dachgesimse tragenden Steinpfeilern und<br />

den die Fussung des Daches stützenden 228 Konsolen [in den Rechnungen<br />

„Cortoeysen" oder „Schortosen" (d. i. Kartuschen?) genannt], die<br />

Emden allein mit Antwerpen gemein hat und die es auch Henrici (Reise-<br />

Aufnahmen VII S. 2) zweifellos erscheinen lassen, dass das Antwerpener<br />

Rathaus demjenigen in Emden „bis zu einem gewissen Grade" als Vorbild<br />

gedient habe, — erinnern in Emden an jenes, das nach den Zerstörungen<br />

durch die Spanier 1576 und 1581 in genauer Uebereinstimmung<br />

mit dem alten wieder hergestellt wurde: der in reichem säulen- und<br />

obeliskengeschmücktem Giebelbau endigende Risalit mit den Wappen,—<br />

die Flankierung der Wappen durch Steinskulpturen mit<br />

Kämpfen waffenschwingender edlerer Wesen gegen rohe Kraft in den<br />

Winkeln des Treppengiebels (Antwerpen: Seezentauren, die mit<br />

geschwungener Keule langgeschweifte, drachenartige Seeungeheuer bedrohen<br />

; Emden: links eine weibliche Figur mit hochgeschwungenem<br />

Schwert in der Linken, in der Rechten das abgeschlagene Haupt eines<br />

Mannes, dessen riesiger, fast nackter Körper die Beine nach oben gestreckt<br />

rechts zu sehen ist; Judith und Holofernes; — links eine Jünglingsfigur<br />

mit dem Schwerte ausholend, um einem am Boden liegenden<br />

*) Sie riihrt wahrscheinlich erst her von Jac. Isebr. Harkenroht, dem Verfasser der<br />

Oostfriesche Oorsprongkelykheden (1. Aufl. 1712, 2. Aufl. 1731) und seit 1700 Herausgeber des<br />

,.Ostfries Historis Kronykje" hinter dem ,,Opregte Embder Almanak" (vgl. Jahrb. XIV S. 507).<br />

In dem ältesten in der „Kunst" vorhandenen Exemplare der Harkenrohtschen Chronik, von 1721 (nicht<br />

erst in dem sonst zitierten Emder Almanach von 1773) lautet die sich in der Ravingaschen Kalender-<br />

Chronik von 1685 und 1691 noch nicht findende Angabe: „Anno 1574 den 10. Juny, Is in Emden<br />

de eerste Steen gelegt aan't hedendaagse treflijk Eaadhuis door Borgermeester Petrus Medmannus,<br />

zullende uit des gemenen Borgerschaps eigen kosten gebout worden naa't Model des Raadhuises te<br />

Antwerpen ; Wiens Eerste steen gelegt was den 15. Febr. 1560." Ganz ähnlich heisst es in Harkenrohts<br />

Oorspr. (1712 S. 43, 1731 S, 134): . . . opgebouwt uit de eigene kosten van de Gemeene Borgerschap<br />

naar de gedaante van het Raadhuis te Antwerpen toen voor 14 jaaren aldaar getimmert."<br />

Erkannt war aber die Verwandtschaft der beiden Rathäuser schon längst. So hebt der berühmte<br />

Utrechter Gelehrte ArnoldusBuchelius, der im August 1617 Emden besuchte, sie in seinem<br />

durch Kohlmann in diesem <strong>Jahrbuch</strong>e VIII, 1, S. 96 u. f. mitgeteilten Reiseberichte hervor: „Het<br />

stadthuus is gemaect op de forme van Antwerpen, doch minder; is sier polijt."<br />

") Die Selbständigkeit dos Emder Rathausos weist am besten Starcke in den „Gedenkblättern<br />

zur dritten Säcularfeier ... des Rathauses in Emden" (1874) S. 22 nach.

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