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Jahrbuch - Ostfriesische Landschaft

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— 270 —<br />

In allen diesen Namen steckt das gleiche rätselhafte z<br />

(tz, s) der Endung. Für Tiartza, Fertza und Widerza ständen<br />

ebenso wohl Grundformen auf -rik, wie auf -hard, -ward zur<br />

Verfügung, wenngleich die Schreibung der meisten Beispiele unter<br />

Tiartza deutlich auf die Grundform Tiart hinzuweisen scheint.<br />

Alle übrigen Namen des Verzeichnisses dagegen kann ich nur<br />

auf Grundwörter mit endigendem t deuten: Ombertza von<br />

Om-bert, Tirnza von Tir-nand, Tirnet und Einretza = Einertza<br />

von Einert, Einhard. So entscheidet die Ueberzahl der auf<br />

-t endigenden Namen dafür, dass wir in allen diesen Bildungen,<br />

also auch in Syertza, von Hause aus einen Dental (t oder d)<br />

vor der Endung -a gehabt haben müssen.<br />

Wie ist denn aber aus diesem t oder d das tz geworden?<br />

Haben wir darin etwa eine dialektische Ausweichung zu sehen?<br />

Hier und da zeigen jüngere friesische Dialekte einen auffälligen<br />

Übergang ähnlicher Art, *) aber diese vereinzelten Beispiele genügen<br />

denn doch nicht, um darauf hin auch für Syertza und die übrigen<br />

oben S. 268 f. aufgezählten Namen die lautgesetzliche Entstehung<br />

') In Theodor Siebs ausgezeichneter, alle Einzelheiten erschöpfender<br />

Uebersicht der neueren friesischen Dialekte (in Pauls Grundriss der germanischen<br />

Philologie, 2. Ausgabe, Bd. 1 [Strassburg 1901], S. 1152 ff.)<br />

finde ich nur an einer Stelle etwas Aehnliches. S. 1433 (vgl. auch S. 1261<br />

§ 102 N. 2) sagt er, dass im Dialekte der Insel Schiermonnikoog nach<br />

hellem Vokal jedes altfriesische rd im Wortauslaut zu s, im Inlaut zu z<br />

(= weichem s) geworden sei. Es heisst also schiermonnikoogisch jetzt<br />

bäs = Bart, was = Wort, leze = Erde, flise = altfries. fiarda der vierte.<br />

Ebenso erscheint für altes rt jetzt ts, z. B. häts = Herz, swäts =<br />

schwarz etc. In allen diesen Fällen ist also einmal das r ausgefallen,<br />

und zweitens der Dental t oder d zum Zischlaut geworden. Beide Lauterscheinungen<br />

aber braucht man m. E. nicht in direkten Zusammenhang<br />

miteinander zu bringen, sie treten unabhängig von einander ein, denn<br />

auch ohne dass ein r davor ausfällt, verwandelt sich z. B. zuweilen ein<br />

t zu ts in den späten Proben des altostfriesischen Dialekts bei Cadovius-<br />

Müller, vgl. Kükelhans Ausgabe S. 55 Abschnitt 25: „heehre, wats<br />

wert all mackt lart Freeske jilde"; S. 87 Z. 7 v. u.: „w u d s quat uhse<br />

Gaade van alle disse befihll? (was sagt unser Gott etc.)"; S. 70, Str. 6, 1:<br />

„Die huhne woll oppe die schinne stuntz (stand)". Und ebenso in<br />

Imel Agenas von Upgant friesischem Hochzeitsliede von 1632 (Emder<br />

Jahrb. XIII, 224) in der Ueberschrift: „Ulben Hayunga Drusta toNodds<br />

(Norden) aeinige Dochter". Auch auf westfriesischem Gebiete kann ich<br />

wenigstens ein „stadza" statt des üblichen „stata", älter „statha"<br />

nachweisen, Charterb. I 459 (1423): Cupersma hala stadza.

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