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Jahrbuch - Ostfriesische Landschaft

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— 261 —<br />

Nur das Altfriesische und das Altenglische besitzen dann<br />

eine zweite jüngere Art der Patronymikalbildungen, die aus<br />

dem Genetiv P 1 u r a 1 i s des zu Grunde liegenden Personennamens<br />

hervorgehen. Aber während das Altenglische nur ganz<br />

schwache Spuren dieser Bildungen zeigt (vgl. Kluge, Nominale<br />

Stammbildungslehre, 2. Aufl., Halle 1899, § 26 a. N. 3), hat sie<br />

das Altfriesische zur üppigsten Entfaltung gebracht. Ihr verdanken<br />

die Friesen noch heutzutage ihre alten klangvollen<br />

Namen auf -a, -ena, -inga. Sobald man erkannt hat, dass<br />

alle diese Namen ursprünglich Genetive Pluralis sind, ordnet<br />

sich ihre Mannigfaltigkeit leicht in mehrere systematische<br />

Gruppen. Der Genetiv Pluralis geht im Altfriesischen beim<br />

starken Maskulinum auf -a aus, beim schwachen auf -ena<br />

(-ana). Folglich nehmen auch alle diejenigen Männernamen,<br />

die selber stark flektieren, im Patronymikon die Endung -a<br />

an, alle schwach flektierenden dagegen die Endung -ena. So<br />

bildet Wiard, Gen. Sg. Wiardes, das Patronymikon Wiarda,<br />

Rippert Ripperda, Omptet Ompteda, Marten Martena, Aldelt<br />

Aldel(d)a; auch Harara erklärt sich so, es ist kein Schreibfehler<br />

für Harana, sondern kommt von einem Grundworte<br />

Har(w)art. Dem gegenüber die schwach flektierenden Allo<br />

Allena, Affo Affana, Hayko Haykana, Haro Harana, Kanko<br />

Kankena, Uko Ukena, Uffo Uffana etc. etc. Zu den stark<br />

flektierenden gehören dann auch noch alle die zahlreichen<br />

Namen auf -inga, die also eigentlich eine doppelte Patronymikalbildung<br />

aufweisen, einmal das -ing, dann das -a:<br />

Beninga, Poppinga, Manninga, Geraldingha, Ricoldinga etc.<br />

So stellt sich die ursprüngliche Gruppierung dieser Pluralpatronymika<br />

dar.<br />

Nun sind aber in dies System einige Kreuzungen hineingekommen.<br />

Im Friesischen haben von vornherein die schwach<br />

flektierenden Namen ein gewisses Übergewicht bei der Patronymikalbildung.<br />

Das kommt daher, weil man die Patronymika<br />

mit Vorliebe von den gekürzten Formen der zu<br />

Grunde liegenden Namen, den s. g. Koseformen und den mit<br />

Deminutivsuffix versehenen Kurzformen, ableitete. Alle diese<br />

Kurz- und Verkleinerungsformen werden aber, nach allgemeingermanischen<br />

Bildungsgesetzen, ausschliesslich schwach flektiert.<br />

Neben den so gebildeten Patronymiken wie Allana, Affana,

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