Jahrbuch - Ostfriesische Landschaft

— 218 —
unheilvolle Beispiel der Erpressung nicht etwa von seinen
Nachkommen oder gar von andern nachgeahmt werde, so bevollmächtigt
er nunmehr die Klosterleute, auf ihrem eigenen
Besitze die notwendigen Sammlungen ungehindert selbst zu
veranstalten und nach Gebühr beizusteuern, sooft zur Ausbesserung
des Sieles eine allgemeine Steuer erhoben werde.
Ausserdem überträgt Häuptling Enno dem Kloster die ganze
Sielgerichtsbarkeit und Herrschaft, die ihm bisher über dem
Hammrich des Klosters in Wybelsum und Langen zustand,
sodass es berechtigt ist, dort zu gelegener Zeit die Siellasten
einzusammeln 1 ). In der Larrelter Häuptlingsfamilie war also
das Deich- und Sielrichteramt erblich geworden.
Die mannigfachen Häuptlingsfehden mit ihrem Brauch,
dem Gegner durch Zerstören oder unzeitiges Öffnen der Siele
zu schaden, mussten dahin führen, dass die Häuptlinge sich
vielfach als die Herren der in ihrem Gebiete liegenden Siele
ansahen, die sie zu schützen hatten, über die sie aber auch
nach Belieben verfügten. So weist Keno ten Brök am 8. Dezember
1409 die Klagen Hiskos von Emden wegen des Osterhuser
Sieles mit der Begründung zurück, dass Kenos Untertanen
im Emsigerlande den Siel auf ihre Kosten erbaut hätten 2 ).
Andererseits scheinen die Sielrichter trotz der Oberherrschaft
Kenos im Amte geblieben zu sein, denn am 13. Juli 1404 vereinbarte
Keno mit den Häuptlingen Folkmar Allena von
Osterhusen und Aild und Haiko von Faidern, dass sie die
dortigen Sielrichter bei ihren alten Rechten belassen und die
Siele nicht gegen den Willen derselben öffnen sollten 3 ).
Sielrichter standen an der Spitze der Genossenschaft, welche
diejenigen Gemeinden umfasste, die vom Siele Nutzen hatten
und ihn unterhalten mussten. Im Auftrage der sogenannten
Osterhuser Sielacht wurde am 2. Mai 1439 auf Rat und Veranlassung
des derzeitigen Hamburger Amtmannes Detlev
Bremer zu Emden und des Häuptlings Wiard von Uphusen
ein Verzeichnis der im Miedelsumer Hammrich liegenden
Ländereien aufgestellt, von denen in Zukunft zu dem Emder
') Friedl. 175.
«) Eb. 1753, §. 10.
3 ) Eb. 193, S. 164.