Jahrbuch - Ostfriesische Landschaft

er glaubte, dass seine Schwiegertochter Hebe berechtigt sei,
bei der Teilung berücksichtigt zu werden. Es wird bestimmt,
dass Häuptling Wibet von Stedesdorf und Pfarrer Almer
von Arle über den Anspruch die richterliche Entscheidung
treffen sollen, und was sie gemeinsam der Hebe und ihrer
Schwester nach dem Landrechte zusprechen, das soll man
Focko innerhalb acht Tagen nach dem Rechtsspruch geben.
Die genannten zwei Schiedsrichter sollen ihren Spruch vor dem
nächsten Trinitatisfeste, dem 26. Mai, in Aurich fällen und
sind bei einer Busse von 100 alten fränkischen Schilden verpflichtet,
ihren Entscheid zur Ausführung zu bringen. Auch
sind Ocke von Loquard und der Emder Vogt Imele Heringes
für die pünktliche Aushändigung verantwortlich 1 ).
Hebe war die Gemahlin Uko Fockens 2 ), ihre Schwester
hiess Ette, ein Bruder wird Kene genannt 3 ). Der Vater der
Geschwister ist sonst urkundlich nicht nachweisbar, doch
wird er schon von Emmius mit Lütet Heren von Nesse identifiziert
4 ), der vor etlichen Jahren die an seiner Gemahlin Ocka
verübte Bluttat mit dem Tode hatte sühnen müssen 5 ).
Gestützt wird diese Annahme durch eine Urkunde vom Jahre
1438, in der die Schwestern Ette und Hebe eine käufliche
Abmachung ihrer Gatten mit dem Kirchherrn von Nesse genehmigen;
sie waren dort offenbar begütert und also auch
wohl dort geboren 6 ). Emmius nimmt an, dass die ten Bröks
das Erbe der Mutter Hebes, welche die Tante Ockos gewesen
war 7 ), an sich genommen hätten 8 ), um dessen Auslieferung
der Zwist entstanden sei. Wenn auch der Ausdruck der Urkunde,
dass die Frau ten Brök die Schätze von Lütets Kindern
erhalten habe, auffallend bleibt, so erscheint doch die Aus-
') Friedl. 336, S. 300.
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2 ) Vgl. Sello S. 112, Houtrouw, Ostfriesland I, S. 414.
а ) Friedl. 389.
') Vgl. Emmius S. 255 und 294.
3 ) Vgl. Klinkenborg, Beilage S. 12 f.
б ) Vgl. Friedl. 502.
') Vgl. Beninga S. 164. Er bringt zuerst die Erzählung von der
Enthauptung Lütets.
8 ) Emmius S. 294: Deinde eorum pleraque, quae moriendo mater
puellae reliquerat, imprimisque mundum omnem muliebrem magni
pretii cum multa pecunia Broecmerii ad se recepta detinebant.
Jahrbuch der Gesellsch. f. b. K. u. vatei!. Altertümer zu Emden, Bd. XVII. 2