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Jahrbuch - Ostfriesische Landschaft

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— 175 —<br />

Gysbert Voetius zu Utrecht seine Antrittsrede über das Thema:<br />

„Orgelmuzyk als geen deel of toevoegsel uitmakende van den<br />

openlyke eeredienst". Wenige Jahre später wurde das Orgelspiel<br />

in beschränktem Masse in Leiden wieder zugelassen, zur<br />

Begleitung des Gesanges allerdings erst im 18. Jahrhundert.<br />

Die reformierte Kirche Ostfrieslands steht nach den Berichten<br />

ihrer Gegner, die nach Wittenberg geschickt wurden,<br />

auch nicht im schönsten Lichte da. Auf einen solchen Bericht<br />

antwortet Melanchthon: „In Frisia vestra non sunt errores,<br />

sed furores" 1 ). In dem „Gegenbericht der rechtgläubigen Predikanten"<br />

in Ostfriesland (1593) werden die vielen Flüchtlinge aus England<br />

und Holland beschuldigt, dass sie einen sonderlichen Eifer<br />

gegen Orgeln, Altäre, Chorröcke etc. zeigten. Aber von einer<br />

wüsten Orgelstürmerei, wie sie auswärts vorgekommen, hören<br />

wir hier nichts; der eine bekannte Fall aus Manslagt, wo um<br />

1550 der Pastor Menso Poppius, ein Holländer, Orgel und Bilder<br />

aus der Kirche schaffte, um sie auf dem Kirchhofe zu verbrennen,<br />

leidet wohl an Übertreibung und ist gar nicht zur<br />

Ausführung gekommen, da die Manslagter ihren Prediger deshalb<br />

mit dem Tode bedroht haben, wenigstens gehörten sie<br />

nicht zu denen, welche die Orgel als des Teufels Trompete<br />

und Sackpfeife ansahen.<br />

Gab es überhaupt im 16. Jahrhundert viele Orgeln in<br />

Ostfriesland? Bekannt ist, dass unsre Vorfahren nicht gekargt<br />

haben, wo es sich um Errichtung, Ausstattung und Unterhaltung<br />

einer eigenen Kirche in der Gemeinde handelte. Durchreisende<br />

Fremde sprechen noch heute ihre Verwunderung darüber<br />

aus, wie auf einem so kleinen Fleckchen Erde Dorf an<br />

Dorf sich reiht, jedes, auch das Kleinste, ein eigenes Kirchspiel,<br />

während es nur % oder 1 /2 Stunde vom nächsten Dorfe<br />

entfernt ist. Konnte auch nicht jede kleine Gemeinde eine<br />

Orgel anschaffen, so dürfen wir doch annehmen, dass all die<br />

kleinen Häuptlingssitze und die reichen Gemeinden eine Ehre<br />

darin gesucht haben, eine kleine Orgel zu besitzen. Von<br />

Emden wissen wir, dass die Grosse Kirche schon 1480 eine<br />

Orgel hatte, und 1566 wurde die Orgel des Prämonstratenser-<br />

Stiftes Blauhuus derselben Kirche geschenkt. Dem ehemaligen<br />

Vgl. Bertram, Ostfries. Reformations- und Kirchengeschichte S. 75.

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