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Jahrbuch - Ostfriesische Landschaft

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— 173 —<br />

das schwere Spielen der Orgel, bei dem eine schnelle Aufeinanderfolge<br />

der Töne gar nicht ausgeführt werden konnte,<br />

vollends ein Spiel wie heute mit vollen Akkorden ein Ding der<br />

Unmöglichkeit war, was Wunder, dass sie mit ihrem Geschrei<br />

nur Verwendung fand, um den Ton anzugeben! Besser waren<br />

schon jene Orgeln, die 3 Manuale und ein Pedal hatten, da war<br />

doch die Möglichkeit gegeben, die Pfeifen einigermassen zu sondern<br />

in der Weise, dass dem einen Manual nur wenige und meist<br />

zarte Stimmen ohne Füllstimmen zugewiesen wurden, dem<br />

andern etwas stärkere. Das war damals nicht ein Orgelwerk,<br />

sondern in Wirklichkeit waren es 3 ganz selbständige Orgeln<br />

mit eigenem Gebläse, nur in einem Gehäuse befindlich. Eine<br />

Scheidung in die charakteristischen Register der Prinzipale,<br />

Gedakte etc. wurde erst zu Anfang des löten Jahrhunderts<br />

ermöglicht durch Erfindung der Springlade und bald darauf<br />

der Schleiflade. Die Verbesserung der Tastatur, so dass mit<br />

den Händen doch ein Akkord zu greifen war, zweckmässige<br />

Bälge und sonstige Neuerungen waren doch so grosse Fortschritte<br />

in der Vervollkommnung der Orgel, dass um 1600 der<br />

Organist M. Prätorius sein Instrument als ein perfectum, ja<br />

perfectissimum opus et instrumentum musicum preisen konnte.<br />

Aus dem Spektakelmacher war im Laufe eines Jahrhunderts<br />

ein Instrument geworden, das unsern gewöhnlichen Orgeln<br />

schon nahe kam, wenn es auch erst in den folgenden Jahrhunderten<br />

den hohen Grad der Vollkommenheit erreichen<br />

sollte, den die grossen Orgeln jetzt haben.<br />

Mag die Orgel in der lutherischen Kirche bis etwa 1600<br />

auch etwas mehr Verwendung gefunden haben als in der ref.<br />

Kirche, so hat sie auch dort nur die untergeordnete Rolle<br />

einer Tonangeberin gespielt; ein selbständiges Spiel, wo sie<br />

exzellieren konnte, war ihr durch die Gottesdienstordnung vorgeschrieben,<br />

z. B. am Weihnachtsfeste bei der Sequenz: Grates<br />

nunc comnes: „Waer eyn Orgel is dar sla de Organista dat<br />

Grates. Dor nha holde he stille, unde de Cantor vange an:<br />

Gelavet systu Jesu Christ" und so fort im Wechsel.<br />

Die Bremer Kirchenordnung von 1535 sagt: „Orgelen<br />

unde musica, de fry syn, noch gebaden noch vorbaden, mach<br />

men gebrucken nicht darumme, Godt darmede tho deenende . . .<br />

sunder als eine trummete edder süs ein geschrey, dar de

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