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Jahrbuch - Ostfriesische Landschaft

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— 162 —<br />

Eine Ausnahme machen nur die böhmisch-mährischen<br />

Brüder, die schon vor der Reformation zahlreiche Kirchenlieder<br />

in ihrer Muttersprache gesungen haben, nur waren diese<br />

von der geistlichen Behörde nicht sanktioniert, sondern notgedrungen<br />

zugelassen, um einem gänzlichen Abfall von der<br />

alten Kirche vorzubeugen.<br />

Als nun mit der Reformation der Kirche auch das starre<br />

Prinzip eines ausschliesslichen Priester- und Chorgesanges<br />

durchbrochen wurde, war es nicht zu verwundern, dass die<br />

Lieder beim sangeslustigen Volke eine begeisterte Aufnahme<br />

fanden und schnell ein sicheres Eigentum desselben wurden,<br />

obwohl die grosse Masse des Lesens unkundig war. Man<br />

nahm einfach seine Zuflucht zu dem bekannten Auskunftsmittel,<br />

durch wiederholtes Vorsprechen und Vorsingen in Kirche,<br />

Haus und Werkstatt Text und Melodie dem Gedächtnisse einzuprägen.<br />

In dieser Weise ist es noch weit über 1650 hinaus<br />

in der lutherischen und in der reformierten Kirche gehalten<br />

worden, zumal in der reformierten, weil bei der grossen Zahl<br />

der 150 Psalmen und 100—150 Lieder die Texte sich nicht<br />

so leicht einprägen liessen, wie in der lutherischen Kirche,<br />

wo für bestimmte kirchliche Zeiten eine beschränkte Anzahl<br />

von Liedern festgesetzt war. Noch im Jahre 1651 heisst es<br />

in einer Kirchenordnung für England, Schottland und Irland,<br />

die mir nur in holländischer Übersetzung vorliegt, aber auch<br />

ganz für deutsche Verhältnisse passt: In het singhen der<br />

Psalmen moet de stemme goeden toon houden en statelyk geboghen<br />

worden. Maer de voornaemste sorghe moet zyn met<br />

verstand en aengenaemheydt in't harte te singhen, een soet<br />

geluyt voor den Heere maeckende. Opdat de gantsche vergadering<br />

sich hierin magh te samen voeghen, behoort elk een,<br />

die lesen kan, een Psalmboek te hebben, en alle anderen<br />

moeten vermaent worden, het lesen te leeren. Maer voor<br />

tegenwoordigh, waer veele niet lesen en kunnen, is het gevoegelyck,<br />

dat de dienaer den Psalm regel voor regel voor het<br />

singhen der selver lese.<br />

In der lutherischen Kirche war anfänglich die Mitwirkung<br />

des Volkes noch recht beschränkt, der Hauptteil des Gesanges<br />

fiel dem Sängerchor zu, erforderte aber auch eine solche<br />

Übung, dass die Gemeinde gar nicht im stände war mit-

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