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Jahrbuch - Ostfriesische Landschaft

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— 155 —<br />

Herre, Aus meines Herzens Grunde u. a., die einer Übertragung<br />

ins Sassische keine Schwierigkeiten darboten, andere verhielten<br />

sich spröde dagegen, dann musste die Reimschmiede, so gut<br />

es eben ging, benutzt werden, oder man setzte, um mit dem<br />

Reime nicht in Konflikt zu geraten, hochdeutsche Wörter und<br />

Wendungen, die sich in der Zwangsjacke des Niedersächsischen<br />

steif und ungelenk erwiesen. Selbst Satzkonstruktionen sind<br />

geändert, stand im Hochdeutschen das Subjekt im Plural,<br />

wurde es des Versmasses wegen wohl einmal in den Singular<br />

gestellt, aber die auf das Subjekt sich beziehenden Nebensätze<br />

blieben im Plural stehen. Je kürzer und in schlichter einfacher<br />

Volkssprache ausgedrückt die Sätze sind, desto besser<br />

ist die Übertragung gelungen, je grösser und verwickelter dagegen<br />

der Periodenbau ist, desto mehr Schwierigkeiten<br />

stellen sich in den Weg, über die der Bearbeiter nur stolpernd<br />

hinwegkommt. Zu einer etwas freieren Bearbeitung hat sich<br />

eigentlich nur Gellius Faber entschliessen können in dem<br />

128. Psalme von Utenhove, vielleicht auch in dem Magnificat,<br />

das verloren zu sein scheint. Niedersächsische Originallieder<br />

haben wir wenige in den Gesangbüchern, zu diesen gehören<br />

die beiden Lieder von N. Decius, Psalm 2, 23 und 25 von<br />

A. Knöpken, die Lieder von N. Boie, J. Freder, H. Bonnus,<br />

H. van Zütphen, G. Faber, M. Alting und C. Adolph Nystadensis,<br />

die sich deshalb auch durch ein reineres Sassisch und<br />

eine glatte Form vor den Übertragungen auszeichnen.<br />

Im Verlauf des 17. Jahrhunderts hörten Predigt und Gesang<br />

in niedersächsischer Sprache mehr und mehr auf. Die<br />

Städte, besonders die Handelsstädte, gingen mit der Einführung<br />

hochdeutscher Gesänge voran, die kleinen Städte und Dörfer<br />

folgten allmählich nach. Gedruckt wurden die sassischen Gesangbücher<br />

im 17. Jahrhundert noch recht fleissig, so 1607,<br />

1611, 1613, 1620, 1630 in Hamburg, 1611 in Stettin, 1618 und<br />

1628 in Greifswald, 1611 und 1649 in Lüneburg, 1630, 1648<br />

und 1651 in Emden, daneben auch schon manche hochdeutsche<br />

Gesangbücher. In Hamburg gaben die Organisten der 4 Kirchen,<br />

J. und H. Prätorius, J. Decker und D. Scheidmann um 1604<br />

ein Melodeyen-Gesangbuch in hochdeutscher Sprache heraus,<br />

dessen treffliche Kompositionen sehr geschätzt wurden; in<br />

Hamburgs Nachbarschaft war es der fruchtbare Dichter

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