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Jahrbuch - Ostfriesische Landschaft

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— 154 —<br />

Provinz Preussen erstreckte. Innerhalb dieses Gebietes gab<br />

es auch abweichende Dialekte, aber diese waren nicht in dem<br />

Masse verschieden, wie heutzutage das <strong>Ostfriesische</strong> von dem<br />

Oldenburgischen oder Mecklenburgischen Plattdeutsch. Ein<br />

Gesangbuch des 16. Jahrhunderts in Lübeck, Rostock, Stettin,<br />

ja, selbst in Riga gedruckt, trägt dasselbe Sprachgewand wie<br />

ein Hamburger, Bremer oder Emder Gesangbuch jener Zeit,<br />

nur dass der Einfluss des benachbarten Niederländischen sich<br />

im Emder Gesangbuch bemerkbar macht, wobei ebenfalls nicht zu<br />

übersehen ist, dass jenes Niederländische dem Sassischen noch<br />

weit näher stand als das spätere Holländisch während und<br />

nach der Blütezeit der Niederlande. Die holländischen Psalmbereimung<br />

von Jan Utenhove um 1560 steht sprachlich dem<br />

Sassischen so nahe, dass wir nur nötig haben, jenen Psalmen<br />

ein sassisches Mäntelchen umzuhängen, und die Übertragung<br />

ist gelungen.<br />

Das Niedersächsische war im 16. Jahrhundert und darüber<br />

hinaus die gebräuchliche Sprache in hohen und niederen<br />

Ständen, es wurde gesprochen und geschrieben auf dem Rathause<br />

wie in Kirche und Schule, falls nicht im Verkehr mit<br />

dem übrigen Deutschland die hochdeutsche oder die lateinische<br />

Sprache vorgezogen wurde. Die Erbauungsbücher des Volkes,<br />

Bibel, Katechismus, Gesangbücher wurden in sassischer Sprache<br />

gedruckt; die sogenannte Spuckbibel, 1534 bei L. Dietz in<br />

Lübeck gedruckt, die als eisernes Inventar mit dem Platze<br />

Hipkenborg bei Engerhafe verkauft oder vererbt werden muss,<br />

Katechismen und leider nur als einziges Exemplar unser Gesangbuch<br />

von 1630 reden noch zu uns aus der Väter Zeit<br />

wie so manche andere bürgerliche, politische und kirchliche<br />

Urkunden, die vor dem Untergange bewahrt geblieben sind.<br />

Mit den Gesangbüchern in sassischer Sprache hatte es<br />

eine eigene Bewandtnis. Ganz Norddeutschland war auf hochdeutsche<br />

Gesangbücher als Vorlagen angewiesen, und fast<br />

alles, was wir in den immer umfangreicheren Gesangbüchern antreffen,<br />

ist nichts weiter als eine Übertragung hochdeutscher<br />

Lieder ins Sassische mit möglichst genauem Anschluss an den<br />

hochdeutschen Text.<br />

Gewiss fanden sich in den hochdeutschen Gesangbüchern<br />

manche Lieder z. B. Psl. 130 von Luther, Ich dank dir, lieber

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