Jahrbuch - Ostfriesische Landschaft

— 138 —
Die Wortstellung des Strassburger Textes 1, 4: „Nach
grosser deiner Erbarmung" ist überall geändert, nur nicht
Bonn 1582.
1, 13 Strassburg: „So man dich rechts ersuchet". Die
andern: „So men die rede richtet"; Bonn wie Strassburg.
3, 8 Wittenberg, Babst, Magdeburg 1596: „Nimm nicht
dein heiigen Geiste Von mir, sein Gnad mir leiste". Slüter,
Hamburg, Emden: „Giff Gnade allermeiste".
Mit Slüters Rostocker Gesangbuch stimmt der Emder
Text durchweg überein.
c) Melodie. Im Strassburger Psalmbuch 1526: e a a
g e g a h etc. Bonn 1582: e g g a h c' h a, Walter 1524,
Zürich 1540, Magdeburg 1540, Klug 1543, Babst 1545 etc.
65. 0 HEere Godt, dyn gödtlyck wordt Is lange
vordunckert bleven.
Überschrift: Ein geistlick Lied van der krafft des gödtlicken
Wördes.
a) Der Verfasser ist Anark, Herr zu Wildenfels
(unweit Zwickau), die Burg befindet sich jetzt im Besitze
der Grafen von Solms-Laubach-Wildenfels. Der Freiherr Anark
wurde vor 1500 geboren, schloss sich früh der Reformation an
und war mit den sächsischen Reformatoren innig befreundet.
Als Erzieher des Kurprinzen Johann Friedrich von Sachsen
begleitete er diesen mit dem Hofprediger Friedr. Myconius
auf der Brautfahrt nach Düsseldorf und wohnte hier der Disputation
mit dem Franziskaner Corbach (1527) bei, die ihm
Gelegenheit gab, persönlich in den Gang der Verhandlungen
einzugreifen. Mit dem Kurfürsten von Sachsen finden wir ihn
wieder auf dem Reichstage zu Augsburg, wo er als Kurfürstlicher
Rat die Augustana mit: „Anark dominus de Wildenfels"
unterschrieb. Er starb 1539 zu Altenburg und ist in dortiger
Schlosskirche begraben.
Anarks Namen habe ich nur in Dr. J. Zahns „Kirchenmelodien"
zu unserem Liede ohne weitere Angaben gefunden.
Wackernagel gibt das Lied aus den Erfurter Gesangbüchern 1527
und 1531, sagt aber, dass er noch nicht wisse, wer das Lied
gemacht habe; in einem Einzeldruck kämen die Buchstaben