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Jahrbuch - Ostfriesische Landschaft

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— 103 —<br />

Lieder Luthers weit hinaus über 1524, ein Jahr, das wir bisher<br />

als Anfang von Luthers Liederdichtung angenommen<br />

haben, weil die Lieder damals zuerst in Gesangbüchern erschienen,<br />

z. B. im Erfurter Enchiridion 1524, im Achtliederbuch<br />

1524, in J. Walthers Gesangbüchlein 1524. Nach Spitta<br />

geht nun die Entstehung des 130. Psls.: Aus tiefer Not bis<br />

auf 1516, der übrigen Psalmlieder auf etwa 1516 und 1517 zurück,<br />

weil sie eine Abhängigkeit von Luthers erster Psalm-<br />

Auslegung aus dem Jahre 1513 verraten. Das Lied: „Nun<br />

freut euch, liebe Christengemein" soll ungefähr 1514 oder 1515<br />

entstanden sein.<br />

Jedenfalls gibt Professor Spitta, dem wir schon vieles<br />

zu verdanken haben, allen Hymnologen vom Fach neue Anregung<br />

zu Forschungen, mögen sie nun seiner Ansicht beistimmen<br />

oder nicht.<br />

b) Text. Strophe 1, 5: „der alt böse Feind" haben<br />

Augsburg 1529, Wittenberg 1531, Slüter 1531, Magdeburg 1540,<br />

C. Adolph 1542, Babst 1545 usw. Dagegen: „De olde böse<br />

Fyend": Riga 1530, Dortmund 1564, Magdeburg 1589 und 1596,<br />

Hamburg 1558, Emden 1630 etc. Ebenso die entsprechende<br />

Verszeile in Strophe 3: „Der Fürst dieser Welt", de Förste etc.,<br />

nur Riga hat Forst. 4, 5 „Nehmen sie den Leib"; Hamburg,<br />

Magdeburg und Emden haben: „Nemen se uns dat lyff' 1 . 2, 5<br />

haben Hamburg und Magdeburg: „Fragstu wol he ys", Emden:<br />

„Fragestu", etc. Es ist nicht zu leugnen, dass diese 5. Verszeile<br />

besonders in der ersten Strophe: „der alt böse Feind"<br />

nach unserm Gefühl ebensowohl mit dem Rhythmus wie mit<br />

der Melodie in Konflikt gerät. Deshalb ist auch in so vielen<br />

Gesangbüchern eine Änderung vorgenommen, die hier ohne<br />

Verstümmelung des Textes leicht anzubringen war. Wo das<br />

nicht der Fall ist und ein Text nur gewaltsam geändert<br />

werden kann oder dadurch verballhornisiert wird, da müssen<br />

wir anerkennen, dass ein so altertümlicher Rost, die so eigenartig<br />

anmutende nobilis aerugo der alten Kirchenlieder, nur mit<br />

zarter Hand geändert werden darf.<br />

Unserm Liede ist seit 1546 vielfach noch eine doxologische<br />

5te Strophe beigegeben, im Slüterschen Gesangbuche<br />

1531 fehlt sie, aber in Hamburg 1558, Magdeburg 1589 und<br />

1596 und Emden 1630 ist sie hinzugesetzt, auch Bonn 1582.

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