NM 2011/92 - Stellenmarkt von sueddeutsche.de
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Nr. 04 / 11 // jetzt.<strong>de</strong><br />
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COVER: TANJA KERNWEISS / FOTO<br />
Liebe Leserin, , lieber l Leser,<br />
in <strong>de</strong>r Ausbildung o<strong>de</strong>r im Studium wirst du fast alles lernen, was du wissen<br />
musst, um später eine Arbeit zu bekommen. Aber eben nur fast. Man kann sich<br />
nicht auf alles mit einem Buch vorbereiten, sagen zum Beispiel die Friseurin o<strong>de</strong>r<br />
die Tierärztin in <strong>de</strong>n fünf kurzen Geschichten ab Seite 6. Im Leben ist nicht alles<br />
Wissen, vieles ist Intuition und Wille. Das behauptet zumin<strong>de</strong>st einer <strong>de</strong>r besten<br />
Werbemenschen <strong>de</strong>r Welt, Amir Kassaei, im Interview ab Seite 44. Vielleicht beruhigt<br />
dich das ein bisschen, wenn du gera<strong>de</strong> darüber nach<strong>de</strong>nkst, wie das Leben<br />
nach <strong>de</strong>r Schulzeit wird. Es geht nicht nur darum, wer die besten Noten hat. Es<br />
geht vor allem darum, wer du bist.<br />
Warum wir das wissen? Wir sind die Redaktion <strong>von</strong> jetzt.<strong>de</strong>, <strong>de</strong>m jungen Magazin<br />
<strong>de</strong>r Süd<strong>de</strong>utschen Zeitung. Unsere Arbeit erscheint immer montags auf einer<br />
Seite in <strong>de</strong>r Süd<strong>de</strong>utschen Zeitung und täglich online auf jetzt.<strong>de</strong>. Außer<strong>de</strong>m machen<br />
wir viermal im Jahr das jetzt-Magazin, das sich mit <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>r richtigen<br />
Ausbildung und <strong>de</strong>m richtigen Job befasst. In diesem Heft (<strong>de</strong>m dritten dieses<br />
Jahres) geht es um <strong>de</strong>n Übergang <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Schule in die Ausbildung o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />
Beruf. Im vierten Heft, das am 21. November <strong>de</strong>r Süd<strong>de</strong>utschen Zeitung beiliegen<br />
wird, beschreiben wir <strong>de</strong>n Übergang vom Studium in <strong>de</strong>n Beruf.<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht dir <strong>de</strong>ine jetzt-Redaktion!<br />
INHALT<br />
4 Verstehen Warum es ein guter Vorsatz ist, weise zu wer<strong>de</strong>n. 6 Erfahrung<br />
Fünf Geschichten über das, was man für <strong>de</strong>n Job nicht beigebracht bekommt.<br />
14 Seitenblick Gedanken über <strong>de</strong>n wichtigsten Menschen im Schulleben –<br />
<strong>de</strong>n Banknachbarn 16 Checkliste In sieben Punkten zur richtigen Berufsent-<br />
scheidung. 20 Auswirkung Wie es das Leben verän<strong>de</strong>rn kann, wenn man kurz<br />
vor <strong>de</strong>m Abitur durchfällt. 22 Geldfrage Wie Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> in München mit<br />
570 Euro Monatslohn zurechtkommen. 28 Poster Ein Koch macht uns das<br />
beste Pausenbrot <strong>de</strong>r Welt. 30 4x4 16 Antworten auf vier Fragen <strong>de</strong>ines Alltags.<br />
32 Sommerbil<strong>de</strong>r Eine Interrailreise durch Europa. 42 Klassenzimmer Aus<br />
immer mehr Schulen verschwin<strong>de</strong>n die grünen Tafeln. 44 Leben Amir Kassaei<br />
erklärt, was er in seinem abenteuerlichen Leben gelernt hat. 50 Dinge Tolle<br />
Sachen für einen noch tolleren Herbst. 52 Rätsel Wel ches Fe<strong>de</strong>rmäppchen<br />
gehört zu wem? 54 Kolumne Das Zweifeln hört nie auf.<br />
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4 jetzt SCHULe & JOB Nr. 04/11<br />
Von peter wagner / TexT<br />
Du machst eine Ausbildung o<strong>de</strong>r studierst und bestehst<br />
Klausuren, dann arbeitest du. So ist <strong>de</strong>r Plan.<br />
Aber genügt Prüfungswissen, um durchs Arbeitsleben zu<br />
kommen? Eine Geschichte über Soft Skills und Weisheit.<br />
Gleich nach <strong>de</strong>r Schule bin ich nach Wien zum Schloss Schönbrunn<br />
gefahren. Dort gibt es ein kleines Theater, und in diesem Theater<br />
fand das Vorsprechen für das Max Reinhardt Seminar statt. Das<br />
ist eine bekannte Schauspielschule, an <strong>de</strong>r nicht je<strong>de</strong>r genommen<br />
wird, an <strong>de</strong>r sich aber je<strong>de</strong>r bewerben darf. Man muss Szenen aus vier<br />
Theaterstücken einüben und darf dann <strong>de</strong>r Jury vorspielen.<br />
Ich war nie zuvor auf einer Theaterbühne gestan<strong>de</strong>n. In die Theatergruppe<br />
meiner Schule hatte ich mich nie getraut – aus Schüchternheit.<br />
Als Ausre<strong>de</strong> mir selbst gegenüber nannte ich immer die Probezeiten.<br />
Die lagen doof, gleich nach <strong>de</strong>r sechsten Stun<strong>de</strong>, ich hätte danach zwei<br />
Stun<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>n nächsten Bus warten müssen. Aber weil ich ganz gut<br />
darin war, Menschen o<strong>de</strong>r Dialekte o<strong>de</strong>r Macken nachzuahmen, sagte<br />
ich mir immer wie<strong>de</strong>r: Du könntest auch schauspielen können. Da<br />
schlummert etwas in dir. Du musst nur auf Leute treffen, die <strong>de</strong>in<br />
Talent erkennen und <strong>de</strong>inen Willen. Mit dieser romantischen I<strong>de</strong>e bin<br />
ich nach Wien gefahren.<br />
Ich spielte eine Szene aus Georg Büchners Woyzeck. Barfuß marschierte<br />
ich auf die Bühne und war gleich geblen<strong>de</strong>t <strong>von</strong> <strong>de</strong>n brutal<br />
hellen Scheinwerfern, die die Bühne und mich ausleuchteten. Ich hatte<br />
kein Gefühl für <strong>de</strong>n riesigen Raum. Meine Bewegungen, die mir zu<br />
Hause vor <strong>de</strong>m Spiegel noch sicher vorkamen, klemmten. Ich hatte<br />
Schwierigkeiten, mich an <strong>de</strong>n Text zu erinnern. Als ich in einer zweiten
Szene einen Monolog aus Max Frischs Andorra spielte, vergaß ich <strong>de</strong>n<br />
Text komplett – und das war es dann. Zwei aus <strong>de</strong>r zwölfköpfigen<br />
Jury, in <strong>de</strong>r unter an<strong>de</strong>ren Klaus Maria Brandauer saß, lachten vernehmlich.<br />
Einer sagte „Danke“, und in <strong>de</strong>m Moment wusste ich, dass<br />
ich nie Schauspieler wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>. Alles, was ich im Gepäck gehabt<br />
hatte, war die Hoffnung, dass die richtigen Menschen schon das Richtige<br />
in mir sehen wür<strong>de</strong>n. Ich war so vermessen zu glauben, dass allein<br />
mein Mut, mein vermeintliches Einfühlungsvermögen in die Rollen,<br />
meine Entschlossenheit, also eine Ansammlung <strong>von</strong> ein paar zusammengekehrten<br />
Soft Skills, sogenannten Schlüsselkompetenzen, etwas<br />
auslösen können. Es ging nicht.<br />
Viele Jahrzehnte waren Schulen Auswendiglernanstalten. Die Lehrer<br />
achteten darauf, dass die Schüler ganz viel Wissen in ihren Köpfen<br />
stapelten. Nur wer die Dinge auswendig konnte, galt als gut. Deshalb<br />
trifft man auch heute noch oft auf Erwachsene, die ganze Passagen<br />
aus Goethes Faust o<strong>de</strong>r Schillers Glocke auswendig aufsagen können.<br />
Das hat sich geän<strong>de</strong>rt. Die Gesellschaft und die Arbeit sind komplexer<br />
gewor<strong>de</strong>n, sagen die Bildungsforscher, <strong>de</strong>shalb lernt man an <strong>de</strong>n<br />
Schulen jetzt ganz viel Teamarbeit und Präsentation, man lernt die<br />
Soft Skills. Früher mussten nur Unternehmensberater mit Powerpoint<br />
präsentieren, jetzt müssen Fünftklässler beweisen, dass sie das<br />
Präsentationsprogramm beherrschen. Kompetenzen spielen nun eine<br />
sehr große Rolle in <strong>de</strong>r Schule, das schiere Wissen ist nicht mehr ganz<br />
so wichtig. Woher das kommt? Unter an<strong>de</strong>rem <strong>von</strong> <strong>de</strong>r OECD.<br />
Die Bildungsforscher <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung in Paris machen zum Beispiel die<br />
PISALerntests an <strong>de</strong>n Schulen, sie schauen sich aber auch das mo<strong>de</strong>rne<br />
Arbeitsleben an. Das zerfällt immer mehr in einzelne Projekte.<br />
Ständig muss man sich neu orientieren, mit an<strong>de</strong>ren zusammenarbeiten,<br />
muss nachsehen, ob man noch genug kann, ob man nicht <strong>de</strong>n Job<br />
wechseln sollte. Um sich „<strong>de</strong>n anspruchsvollen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r heutigen Welt stellen zu können“, so haben es die Forscher aufgeschrieben,<br />
benötige <strong>de</strong>r Mensch „zahlreiche Kompetenzen“. Eine<br />
Kompetenz ist laut OECD „mehr als nur Wissen“: Wer sich in <strong>de</strong>r<br />
mo<strong>de</strong>rnen Arbeitswelt anständig bewegen will, muss zum Beispiel fähig<br />
sein, mit Computern und mit Sprache umzugehen. Er muss fähig<br />
sein, sich in kunterbunten Gruppen, in internationalen Teams, in ver<br />
schie<strong>de</strong>nen Kontexten zu bewegen. (Er muss sich <strong>de</strong>shalb gut in an<strong>de</strong>re<br />
Menschen einfühlen können.) Und außer<strong>de</strong>m, das sei eine weitere<br />
wichtige Kompetenz, muss er sein Leben selbstständig gestalten können,<br />
sich Dinge vornehmen und die auch umsetzen.<br />
Die Schulen haben auf diese Ansprüche reagiert, und auch an <strong>de</strong>n<br />
Hochschulen gibt es immer mehr Kurse, in <strong>de</strong>nen zum Beispiel rhetorische<br />
Fähigkeiten vermittelt wer<strong>de</strong>n, die man sich dann in <strong>de</strong>n Lebenslauf<br />
schreiben kann. Das ist ein Wan<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>n manche entsetzlich<br />
fin<strong>de</strong>n. Der Lehrer und Didaktiker Hans Peter Klein zum Beispiel hat<br />
Angst, dass bald nur noch lächeln<strong>de</strong>, aber ahnungslose Menschen die<br />
Schule verlassen. Sich auf die Bühne zu trauen ist eben das eine. Die<br />
Frage ist, ob man dort etwas erzählen kann.<br />
Manche Personalchefs sind die Diskussion um <strong>de</strong>n Wert dieser Kompetenzen<br />
bereits leid. Sie sprechen nicht mehr <strong>von</strong> Soft Skills, wenn<br />
man sie fragt, was man sonst noch können soll. Sie sprechen <strong>von</strong> Lebenserfahrung.<br />
Sie wollen Menschen sehen, die auch mal gescheitert<br />
sind, die sich irgendwie <strong>de</strong>r Welt da draußen ausgesetzt haben. Wenn sie<br />
das wirklich suchen, dann suchen sie im Grun<strong>de</strong> Philosophen. Die Philosophie<br />
ist die Suche nach Weisheit. Und was ist Weisheit? Sie hat mit<br />
einer beson<strong>de</strong>ren Form <strong>von</strong> Wissen zu tun. Der französische Philo soph<br />
André ComteSponville schreibt im Buch Glück ist das Ziel, Philosophie<br />
<strong>de</strong>r Weg: „Es han<strong>de</strong>lt sich um ein ganz beson<strong>de</strong>res Wissen, das<br />
keine Wissenschaft verfügbar macht, kein Beweis belegt, kein Laboratorium<br />
testet o<strong>de</strong>r attestiert, kein Diplom bescheinigt. Es geht hier<br />
nämlich nicht um Theorie, son<strong>de</strong>rn um Praxis. Nicht um Beweis, son<strong>de</strong>rn<br />
um Bewährung. (…) Nicht um Wissenschaft, son<strong>de</strong>rn um Leben.“<br />
Wer sein ganzes Leben nur brav tut, was man <strong>von</strong> ihm verlangt, <strong>de</strong>r<br />
wird, sagt <strong>de</strong>r französische Philosoph, nicht weise. Fürs Weisewer<strong>de</strong>n<br />
müsse man Dinge ausprobieren, man müsse dafür leben. Weisheit, so<br />
wie ComteSponville sie sieht, muss etwas ziemlich Saftiges sein. Wer<br />
sie sucht, sucht nicht nur Wissen, son<strong>de</strong>rn auch die Liebe, das Glück,<br />
die Zufrie<strong>de</strong>nheit. Man kann sie nicht lernen, man muss sie erleben.<br />
Meine Pleite im Theater <strong>von</strong> Schloss Schönbrunn war vorhersehbar.<br />
Aber sie war in Ordnung, weil sie mir klargemacht hat, dass es mit<br />
Kompetenzen allein nicht getan ist. Die Fahrt, <strong>de</strong>nke ich heute, hat<br />
mich bereichert. Vielleicht hat sie mich sogar ein Stück weiser gemacht.<br />
Auch wenn ich sie mir nicht in <strong>de</strong>n Lebenslauf schreiben kann.<br />
jetzt SCHULe & JOB Nr. 04/11 5
6 jetzt SCHULE & JOB Nr. 04/11
VON MERCEDES LAUENSTEIN / PROTOKOLLE & JURI GOTTSCHALL / FOTOS<br />
Das musst du dir<br />
selber beibringen.<br />
Ob du in <strong>de</strong>inem Job richtig gut bist, hängt manchmal <strong>von</strong><br />
Fähigkeiten ab, die dir niemand beibringt. Fünf Geschichten über<br />
Extraqualifi kationen.<br />
Als ich mich für die Stelle als Pharmavertreter entschied,<br />
sagte eine Freundin: „Klar, das kannst du, mit<br />
Menschen umzugehen ist doch <strong>de</strong>ine Stärke!“ Natürlich<br />
muss ich gut verkaufen können, ich möchte die Ärzte<br />
schließlich <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Produkten unserer Firma überzeugen.<br />
Dass ich nebenbei aber vor allem ein absoluter Verkehrsprofi<br />
sein muss, ist vielen Leuten gar nicht klar. Tatsächlich<br />
verbringe ich 75 Prozent meines Tages im Auto. Sieben<br />
Arztpraxen sollte ich an einem Tag im Schnitt<br />
besuchen. Bei einem Gebiet wie meinem, das <strong>von</strong> Hei<strong>de</strong>nheim<br />
bis Lindau und quer durch das Allgäu bis zum Ammersee<br />
reicht, fahre ich <strong>de</strong>shalb gut 1000 Kilometer die<br />
Woche. Ich fahre durch die verschie<strong>de</strong>nsten Regionen,<br />
über Auto bahnen, Landstraßen, durch Stadtverkehr, mit<br />
allen Vor- und Nachteilen. Ich bin aber schon immer gern<br />
Auto gefahren, das macht mir also überhaupt nichts aus.<br />
Trotz<strong>de</strong>m ist es damit nicht getan. Die Termine und die<br />
Route muss ich komplett selbst organisieren. Dabei helfen<br />
mir natürlich mein Computer und das Navigationsgerät.<br />
Aber wichtig ist, dass ich immer strukturiert bleibe, ohne<br />
zu starr <strong>von</strong> meinem Tagesplan abhängig zu sein. Wenn<br />
mich ein Kollege anruft und sagt: Klinik X braucht dringend<br />
heute noch ein Muster <strong>von</strong> Medikament Y, weil die<br />
Patientin morgen in <strong>de</strong>n Urlaub geht, dann muss ich meine<br />
Route so än<strong>de</strong>rn, dass das passt. Was sich bewährt hat,<br />
ist, immer genug Zeit für eine Route einzuplanen. Häufi g<br />
ist die Straße leer, und man glaubt sich viel zu früh am<br />
Ziel – doch tatsächlich gerät man drei Kilometer vor <strong>de</strong>m<br />
Ziel in einen Riesenstau. Wenn man das schon ansatzweise<br />
eingeplant hat, kann einem das viel Nervenstress ersparen.<br />
Zu früh zu einem Termin zu kommen kann übrigens<br />
nie scha<strong>de</strong>n. Ich sitze gern eine Weile im Warte zimmer<br />
und gehe im Kopf noch mal durch,<br />
Autofahren<br />
was ich mit <strong>de</strong>m jeweiligen Arzt besprechen<br />
möchte. Gegen richtig<br />
üble Verkehrsprobleme bin aber natürlich<br />
auch ich nicht gefeit. An einem meiner ersten Arbeitstage<br />
stand ich plötzlich in einer Vollsperrung. Verzweifelt<br />
rief ich meinen Chef an, aber <strong>de</strong>r war entspannt.<br />
„Passiert“, sagte er einfach nur. „Gut, dass ich Bescheid<br />
weiß. Aber ärgern Sie sich nicht, auf einige Dinge haben<br />
Sie eben keinen Einfl uss.“ Da helfen perfekte Organisation<br />
und Ortskenntnis auch nicht mehr weiter.<br />
HEIKO FÄHRT ALS PHARMAREFERENT<br />
JEDEN TAG DURCH BAYERN.<br />
jetzt SCHULE & JOB Nr. 04/11 7
Small Talk<br />
YVONNE IST ANGESTELLTE<br />
FRISEURMEISTERIN.<br />
8 jetzt SCHULE & JOB Nr. 04/11<br />
Mir war immer klar, dass ich eines Tages in einem<br />
kreativen Beruf arbeiten möchte. Dass ich als Friseurin<br />
aber nicht nur i<strong>de</strong>enreich sein soll und schnei<strong>de</strong>n können<br />
muss, war mir anfangs gar nicht so bewusst. Erst im Laufe<br />
<strong>de</strong>r Ausbildung lernte ich, dass aus mir zusätzlich auch<br />
noch eine Meisterin <strong>de</strong>s Small Talks wer<strong>de</strong>n<br />
muss. Mir fi el das nicht leicht. Ich bin grundsätzlich<br />
eher ein verschlossener Mensch,<br />
und ich wusste erst nicht, wie ich auf frem<strong>de</strong><br />
Leute zugehen soll. Ich habe meine gesamte Ausbildungszeit<br />
daran arbeiten müssen, richtig locker und gesprächig<br />
zu wer<strong>de</strong>n. Beson<strong>de</strong>rs hart ist das, wenn man einfach mal<br />
einen schlechten Tag hat o<strong>de</strong>r wenn einem ein schwieriger<br />
Charakter begegnet, bei <strong>de</strong>m man so gar nicht weiß, wie<br />
man ihn <strong>de</strong>nn nun anfassen soll. Die Menschen sind nicht<br />
gleich. Je<strong>de</strong>n neuen Kun<strong>de</strong>n muss ich sofort einschätzen,<br />
um ihn so zu behan<strong>de</strong>ln, dass er sich wohlfühlt. Mittlerweile<br />
kann ich das sehr gut. Aber es hat Jahre gedauert,<br />
und ich musste mich je<strong>de</strong>n Tag aufs Neue extrem pushen.<br />
Man braucht wirklich eine Menge schauspielerisches Talent,<br />
um konstant nett und freundlich und aufmerksam zu<br />
sein. Fragen, die immer gut und locker funktionieren,<br />
sind: Wie geht es dir, was machst du so? Dabei entstehen<br />
oft nette Gespräche, <strong>de</strong>nn es ist ja auch tatsächlich interessant,<br />
was die vielen verschie<strong>de</strong>nen Leute berufl ich so<br />
machen. Manchen merkt man es allerdings auch gleich<br />
an, dass sie sich überhaupt nicht unterhalten möchten.<br />
Die lesen dann Zeitung o<strong>de</strong>r antworten nur ganz kurz<br />
und knapp und gucken einem nicht in die Augen. Das<br />
kann dann kurz unangenehm sein o<strong>de</strong>r aber sehr entspannend.<br />
Man bewegt sich eben immer auf einem ziemlich<br />
schmalen Grat.<br />
Wirklich unangenehm fi n<strong>de</strong> ich es mittlerweile nur<br />
noch, wenn ich an jeman<strong>de</strong>n gerate, <strong>de</strong>r so gar nicht zu<br />
meinem Charakter passt und ganz verquere Meinungen<br />
vertritt. Da wird das mit <strong>de</strong>m lockeren Gespräch dann ein<br />
bisschen anstrengend, weil man einfach keinen gemeinsamen<br />
Nenner fi n<strong>de</strong>t. Aber das ist schon in Ordnung. Beim<br />
nächsten Kun<strong>de</strong>n wird es vielleicht umso netter.
Wir brennen darauf,<br />
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Neue Wege gehen….<br />
Nach meiner Ausbildung zum Toningenieur dachte<br />
ich: Jetzt gehst du entspannt ein bisschen zum Fernsehen<br />
und machst einfach eine Zeit lang mal Kameraassistenz.<br />
Aber <strong>von</strong> wegen. Plötzlich wur<strong>de</strong> ich für die verschie<strong>de</strong>nsten<br />
Sendungen um die ganze Welt geschickt. Mein<br />
erster Trip ging gleich nach Namibia, und allein in diesem<br />
Jahr war ich schon in Hongkong, Vietnam, Malaysia, Rio,<br />
New York, Bolivien, Kolumbien, in <strong>de</strong>r Mongolei und auf<br />
Borneo.<br />
Ich muss sehr organisiert sein, ich bin immer am Einpacken<br />
und am Auspacken. Tricks habe ich dabei keine,<br />
zumin<strong>de</strong>st nicht bewusst. Gera<strong>de</strong> das Packen fällt mir immer<br />
noch sehr schwer, obwohl ich es längst gelernt haben<br />
sollte. Zu Hause sitze ich dann oft lange vor <strong>de</strong>n vielen<br />
Stapeln an potenziellen Reiseklamotten und kann mich<br />
nicht entschei<strong>de</strong>n, was diesmal wirklich<br />
Kofferpacken<br />
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DURCH DIE WELT.<br />
mitmuss. Im Dschungel brauche ich Adventurekleidung,<br />
dort laufe ich teilweise<br />
wochenlang in ein und <strong>de</strong>rselben Hose<br />
herum. Drehen wir wie<strong>de</strong>rum für ein Promimagazin am<br />
roten Teppich, muss ich gesellschaftsfähig und gepfl egt<br />
aussehen und stets ein gebügeltes Hemd parat haben. Vie-<br />
le Län<strong>de</strong>r und Geschichten kannst du aber gar nicht richtig<br />
einschätzen. Damit du aber am Flughafen nicht immer<br />
für Übergepäck zahlen musst, bleibt dir nichts an<strong>de</strong>res,<br />
als mit <strong>de</strong>n Klamotten einfach zu pokern. Ich lerne immer<br />
wie<strong>de</strong>r aufs Neue, mit wie wenig man auskommt. Es hat<br />
mich zum Beispiel lange Zeit traurig gemacht, unterwegs<br />
auf meine Platten o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Gegenstän<strong>de</strong> verzichten zu<br />
müssen. Aber mittlerweile habe ich verstan<strong>de</strong>n, dass man<br />
wirklich nicht viel braucht, um gut leben zu können. Das<br />
Unterwegssein lehrt einen Geduld und Toleranz. Woran<br />
aber auch ich mich gewöhnen musste, war, auf meinen<br />
Magen aufzupassen: Wenn ich in einer mongolischen Noma<strong>de</strong>nhütte<br />
morgens, mittags und abends nichts an<strong>de</strong>res<br />
zu essen bekomme als Hammelfl eisch, ist das schon hart …<br />
Sobald ich Zeit habe, rufe ich <strong>von</strong> unterwegs meine<br />
Tochter an. Sie ist fünf Jahre alt und hat sich schon daran<br />
gewöhnt, dass ihr Papa nur unterwegs ist. Trotz<strong>de</strong>m vermissen<br />
wir uns oft, und ich bin traurig, sie so lange nicht<br />
in <strong>de</strong>n Arm nehmen zu können. Es hilft, wenn man sich<br />
per Skype wenigstens sehen kann. Wenn ich dann endlich<br />
zu Hause bin, verbringen wir meistens gleich mehrere<br />
Tage am Stück miteinan<strong>de</strong>r.<br />
als Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Praktikant (m/w)<br />
mit uns an Ihrer Seite möchten wir uns <strong>de</strong>r Verantwortung stellen, jungen Menschen eine echte Perspektive zu bieten.<br />
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Ich bin durch das Kellnern zu meinem jetzigen Job<br />
gekommen. Klar, Leergut sortieren, Cocktails mischen,<br />
Cappuccino machen, offen mit Menschen umgehen,<br />
schnell und spontan reagieren – das ist alles nicht so<br />
schwierig. Aber ich hatte eben noch einige an<strong>de</strong>re Stärken,<br />
die mich dahin gebracht haben, wo ich jetzt bin:<br />
Orga nisationstalent, starke Nerven und vor allem einen<br />
sehr psychologischen Blick. Viele Leute sagen ja, Gastronomen<br />
seien auch gute Psychologen. Wir können Menschen<br />
sehr gut lesen. Das müssen wir auch. Denn ein richtig<br />
guter La<strong>de</strong>n braucht glückliche Kun<strong>de</strong>n. Die bekommt<br />
er vor allem durch richtig gutes Personal und richtig gute<br />
Waren. Um diese auszuwählen, brauchst du ein sehr gutes<br />
Gefühl. In Vorstellungsgesprächen musst du blitzschnell<br />
herausfi n<strong>de</strong>n, ob jemand besser hinter <strong>de</strong>r Bar o<strong>de</strong>r vor<br />
<strong>de</strong>r Bar aufgehoben ist, wo seine Stärken und Schwä chen<br />
liegen. Der Dienstplan muss so zusammengestellt sein,<br />
dass das Team immer perfekt leistungsfähig ist.<br />
Du kannst mit <strong>de</strong>m richtigen Händchen auch die Zusammensetzung<br />
<strong>de</strong>iner Kundschaft bestimmen – du<br />
musst es sogar bis zu einem gewissen Grad. Du solltest<br />
schnell merken: Welcher Kun<strong>de</strong> scha<strong>de</strong>t meinem La<strong>de</strong>n<br />
vielleicht, und wie gehe ich mit ihm um? Welche Kun<strong>de</strong>n<br />
wie<strong>de</strong>rum helfen meinem La<strong>de</strong>n, wel-<br />
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in Zukunft Maßstäbe bei <strong>de</strong>r Geldanlage und beim Wertpapierhan<strong>de</strong>l. Eingebun<strong>de</strong>n<br />
in <strong>de</strong>n internationalen Konzern <strong>de</strong>r UniCredit Group, bieten wir ein<br />
innovatives Umfeld mit vielen Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten.<br />
Im Mittelpunkt Ihrer Ausbildung zur/zum Bankkauffrau/-mann steht das<br />
Wertpapiergeschäft mit all seinen spannen<strong>de</strong>n Facetten. Bei <strong>de</strong>r Ausbildung<br />
zum/zur Fachinformatiker/-in können Sie sich auf interessante Aufgaben in<br />
unseren IT-relevanten Unternehmensbereichen freuen.<br />
Informieren Sie sich jetzt und sichern Sie sich Ihr Ticket für die Zukunft.<br />
www.dab-bank.<strong>de</strong>/ausbildung<br />
Menschenkun<strong>de</strong><br />
che behandle ich also beson<strong>de</strong>rs zuvorkommend?<br />
Du triffst je<strong>de</strong>n Tag unzäh- PASCAL LEITET DIE FILIALE EINER CAFÉBAR.<br />
lige Menschen, beobachtest Tausen<strong>de</strong><br />
kleiner Gesten. Du siehst die Auswirkungen <strong>von</strong> allem,<br />
was du tust und sagst, sofort. Daraus lernst du. Du bist,<br />
wenn du so willst, nicht nur Psycho loge, son<strong>de</strong>rn auch<br />
Verhaltensforscher. An<strong>de</strong>rs als viele <strong>de</strong>nken, ist Gastronomie<br />
nicht nur Handwerk und BWL. Es ist vor allem<br />
Kommunikation und Stimmung. Und wenn du kein sehr<br />
feines Gefühl für Personal, Waren und Kun<strong>de</strong>n hast, läuft<br />
<strong>de</strong>in La<strong>de</strong>n nicht.<br />
Ausbildung<br />
Bankkaufmann<br />
und<br />
Fachinformatiker<br />
(w/m)
Seelsorge<br />
ANNABELLE HAT EINE<br />
TIERARZTPRAXIS IN MÜNCHEN.<br />
12 jetzt SCHULE & JOB Nr. 04/11<br />
Meine Mutter hat immer gesagt: Wieso studierst du<br />
<strong>de</strong>nn nicht Humanmedizin? Ich habe geantwortet: „Ach,<br />
dann kommen immer diese Leute und jammern so viel<br />
und haben hier ein Wehwechen und da ein Wehwechen –<br />
ich weiß nicht, ob ich das wirklich möchte!“ Mit Tieren ist<br />
das einfacher, dachte ich, die sprechen ja nicht mit einem.<br />
Was ich nicht bedacht hatte, war, dass die<br />
nicht <strong>von</strong> allein in die Praxis spazieren. Son<strong>de</strong>rn<br />
mit ihren Besitzern. Und die muss ich<br />
manchmal intensiver therapieren als <strong>de</strong>n<br />
eigent lichen Patienten. Das habe ich erst während meiner<br />
Assistenz in einer kleineren Praxis begriffen. Der Arzt<br />
dort konnte unglaublich gut mit Menschen umgehen, und<br />
<strong>von</strong> ihm habe ich mir vieles abgeschaut. Das Außergewöhnliche<br />
bei <strong>de</strong>r Behandlung <strong>von</strong> Tieren ist: Sie wer<strong>de</strong>n<br />
nicht beson<strong>de</strong>rs alt. Ein Hund wird gera<strong>de</strong> einmal 14 o<strong>de</strong>r<br />
15 Jahre, das ist im Vergleich zu einem Menschenleben<br />
nichts. Als Tierliebhaber beerdigt man während seines<br />
Lebens mehrere Tiere. Man muss immer wie<strong>de</strong>r neu mit<br />
<strong>de</strong>m Verlust und <strong>de</strong>r Trauer um ein geliebtes Lebewesen<br />
umgehen. Immer wie<strong>de</strong>r leiste ich neben <strong>de</strong>r medizinischen<br />
Behandlung also auch Trauerarbeit. Es ist nicht<br />
einfach, <strong>de</strong>n richtigen Ton zu fi n<strong>de</strong>n, wenn man jeman-<br />
<strong>de</strong>m sagt, dass sein Tier so krank ist, dass es das Beste ist,<br />
es einzuschläfern. Ich war anfangs erschrocken, für wie<br />
viele ältere Menschen ein Tier ihr absolutes Ein und Alles<br />
ist. Sie haben keine Eltern mehr, keine Geschwister, und<br />
ihre Kin<strong>de</strong>r leben am an<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Welt. Was bleibt<br />
ihnen übrig, als all ihre Liebe und ihr Partnerschaftsbedürfnis<br />
in ein Kätzchen o<strong>de</strong>r ein Hündchen zu legen. Als<br />
Arzt ist man dann natürlich dafür verantwortlich zu trösten<br />
und, wenn es irgendwie geht, dafür zu sorgen, dass das<br />
Tier noch eine Weile am Leben bleibt. Oft kommen diese<br />
älteren Menschen aber noch gar nicht einmal, weil das<br />
Tier krank ist. Sie kommen, weil sie Kontakt suchen. Ich<br />
habe hier eine ältere Dame mit einem kleinen Pu<strong>de</strong>lmischling;<br />
sie kommt je<strong>de</strong>n Tag, um eine Dose Hun<strong>de</strong>futter<br />
o<strong>de</strong>r eine an<strong>de</strong>re Kleinigkeit zu kaufen. Der tägliche<br />
Ausfl ug gibt ihr Geborgenheit, er ist ein All tagsritual.<br />
Sie quatscht dann ein bisschen an <strong>de</strong>r Theke, greift einmal<br />
in unsere Schale mit Schokola<strong>de</strong> und verabschie<strong>de</strong>t<br />
sich wie<strong>de</strong>r. Wir freuen uns darüber. Es ist ein sehr erfüllen<strong>de</strong>s<br />
Gefühl, wenn man einem Menschen eine solche<br />
Geborgenheit bieten kann.
2007: Azubi.<br />
heute: MArktMAnAger-Assistent.<br />
echte karriere bei reWe.<br />
Zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Fotos <strong>von</strong> Maxim<br />
liegen gera<strong>de</strong> einmal 2 Jahre und<br />
9 Monate. 2007 noch Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />
bei REWE, ist er inzwischen<br />
„Marktmanager-Assistent“ – und<br />
somit bereits auf <strong>de</strong>m Sprung zum<br />
REWE Marktmanager. So eine<br />
Karriere ist bei REWE kein Zufall,<br />
son<strong>de</strong>rn das Ergebnis <strong>von</strong> gezielter<br />
För<strong>de</strong>rung vom ersten Ausbildungs-<br />
tag an. Und nach einer erfolgreichen<br />
Ausbildung sorgen Weiterbildungs-<br />
programme dafür, dass du mit<br />
REWE weiter durchstarten kannst –<br />
wenn du willst, dich engagierst und<br />
richtig reinhängst. So wie Maxim<br />
und viele an<strong>de</strong>re bei REWE. Also:<br />
Wo willst du in 2 Jahren und<br />
9 Monaten sein?<br />
Jetzt online bewerben:<br />
www.rewe.<strong>de</strong>/ausbildung<br />
Maxim,<br />
Marktmanager-Assistent<br />
bei REWE
14 jetzt SCHULE & JOB Nr. 04/11<br />
Es ist das früheste Schulwissen überhaupt und eines, das man<br />
nicht vergisst: wo man hockt. Am ersten Tag im ersten Jahr wird es<br />
entschie<strong>de</strong>n, und fortan wird <strong>de</strong>r Platz im Klassenzimmer alles sein,<br />
die Bühne für Erfolge und Nie<strong>de</strong>rlagen, <strong>de</strong>r sichere Hafen o<strong>de</strong>r die<br />
Vorhölle mit Stuhl. Der Kin<strong>de</strong>rgarten hatte keine feste Sitzordnung,<br />
und je näher man <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Schulzeit rückt, <strong>de</strong>sto fl üchtiger wird<br />
ihre Verbindlichkeit auch wie<strong>de</strong>r, aber in <strong>de</strong>r Zwischenzeit ist sie bisweilen<br />
wichtiger und prägen<strong>de</strong>r als manche Note und manches strenge<br />
Lehrergesicht. Das weiß je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r am ersten Tag nach <strong>de</strong>n Sommerferien<br />
nicht zur Stelle war, nicht aktiv an <strong>de</strong>n Verteilungskämpfen<br />
teilnehmen konnte o<strong>de</strong>r sich, wie in einer Tanzstun<strong>de</strong>, gezwungen<br />
sah, um Banknachbarn zu buhlen. Wer in <strong>de</strong>r Folge dann sogar allein<br />
sitzen musste, konnte das noch als Einsamer-Wolf-Taktik verklären.<br />
Wer aber neben <strong>de</strong>m einen an<strong>de</strong>ren Typen zu sitzen kam, <strong>de</strong>r traditionell<br />
keinen fi n<strong>de</strong>t, konnte das nicht mehr so gut verklären.<br />
Die topografi sche Lage ist bei <strong>de</strong>r Sitzverteilung gar nicht so relevant<br />
– Hauptsache: nicht in <strong>de</strong>r ersten Reihe, da sitzen schließlich nur<br />
die Mädchen mit <strong>de</strong>n Pfer<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m Sweatshirt. Der Partner, mit<br />
<strong>de</strong>m man die Bank teilt, ist die weitaus wichtigere Wahl. Wohl <strong>de</strong>m,<br />
<strong>de</strong>r früh einen treuen Freund zum Nachbarn hat und sich in dieser<br />
ersten WG <strong>de</strong>s Lebens <strong>de</strong>shalb bald an vertraute Standards gewöhnen<br />
kann, allen voran an die beruhigen<strong>de</strong> Gewissheit, dass <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
schon einen Platz frei halten wird, komme was wolle – und sogar im<br />
Sitzkreis beim Flaschendrehen auf <strong>de</strong>r Klassenparty.<br />
Viel zu oft aber sind diese ehernen Bankpartnerschaften bedroht,<br />
wer<strong>de</strong>n <strong>von</strong> Lehrern mutwillig entzweit, nicht gemeinsam versetzt,<br />
o<strong>de</strong>r, noch schlimmer, sie halten <strong>de</strong>n Freund- und Feindschwankungen<br />
auf <strong>de</strong>m Pausenhof nicht stand. Dann sieht man sich gezwungen,<br />
einen Neuen zu wählen, mit <strong>de</strong>m man die sechs längsten Stun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
Tages verbringt, und stellt fest: Ein guter Banknachbar ist schwer zu<br />
fi n<strong>de</strong>n. Insofern ähnelt diese Suche durchaus allen späteren Partnersuchen.<br />
Was <strong>de</strong>n gemeinsam durchzustehen<strong>de</strong>n Lehrplan angeht, so sollten<br />
sich die Banknachbarn i<strong>de</strong>alerweise in <strong>de</strong>n Disziplinen ergänzen,<br />
ohne jeweils allzu weit auseinan<strong>de</strong>rzuliegen. Meint: Es sollte beim<br />
Spicken nicht immer Einbahnverkehr herrschen. Falls doch, muss das<br />
einsame Genie irgendwie an<strong>de</strong>rweitig <strong>von</strong> seinem Nachbarn profi tieren,<br />
zum Beispiel sich in seinem Statusglanz sonnen können. Derlei<br />
aber wird immer Zweck-Nachbarschaft bleiben. Nein, es reicht, wenn<br />
VON MAX SCHARNIGG / TEXT<br />
Freund.<br />
Die Qualität <strong>de</strong>s Banknachbarn beeinfl usst die<br />
Qualität <strong>de</strong>s Schullebens. Wenn es gut geht, ist <strong>de</strong>in<br />
Platz im Klassenzimmer das Paradies mit Stuhl.
<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re beim Test zumin<strong>de</strong>st eine Aufgabe und zwei Vokabeln<br />
mehr lösen kann als man selber und im besten Fall die Schwächen so<br />
gut kennt, dass er genau die richtigen Stellen zum richtigen Zeitpunkt<br />
mit seinem Arm freilegt. Aber zu einer kongenialen Gemeinschaft<br />
wird die Zeit mit <strong>de</strong>m Banknachbarn ohnehin erst, wenn dieser auch<br />
<strong>de</strong>n Unterricht <strong>de</strong>r Lebensschule zuverlässig mitmacht. Er sollte hinsichtlich<br />
kleiner strafbarer Handlungen ebenso versiert sein wie in<br />
Bezug auf die Etikette erster amouröser Erfahrungen, was also be<strong>de</strong>utet:<br />
Er sollte sehr wichtige Zettelchen zielgenau an ihre Empfängerinnen<br />
schleu<strong>de</strong>rn können und gleichzeitig loyal genug sein, sie aufzuessen,<br />
wenn <strong>de</strong>r Lehrer ihn dabei ent<strong>de</strong>ckt. Er sollte sein Handy<br />
bereitwillig zur Verfügung stellen, wenn <strong>de</strong>r Akku <strong>de</strong>s eigenen Telefons<br />
leer ist, und we<strong>de</strong>r stumm noch allzu geschwätzig sein, sonst<br />
kommt die Bankbesatzung zu schnell in unruhiges Fahrwasser. Er<br />
sollte gemütlich genug sein, um mal die ganze Deutsch-Doppelstun<strong>de</strong><br />
mit <strong>de</strong>m Kopf wohlig auf verschränkten Armen zu verbringen. Nichts<br />
schlimmer als ein Hyperaktiver, <strong>de</strong>r keine Minute ohne Zwicken, Treten<br />
und Kippeln erträgt und bei <strong>de</strong>m man als Nachbar nicht Partner,<br />
son<strong>de</strong>rn Versuchsobjekt ist. Er sollte freilich auch allzeit bereit sein,<br />
einen schwunghaften Han<strong>de</strong>l unter <strong>de</strong>r Bank zu betreiben, und improvisierten<br />
Spielen ebendort immer aufgeschlossen sein. Nicht unwichtig<br />
sind zu<strong>de</strong>m ähnliche Ansichten, was die richtige Körperpfl ege<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n vernünftigen Umgang mit ver<strong>de</strong>rblichen Lebens mitteln angeht.<br />
Die Pausenbrote <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren sind ja in <strong>de</strong>n meisten Fällen dubiose<br />
Botschafter eines frem<strong>de</strong>n Matriarchats, in ihrer seltsam grünen<br />
Tupperware o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m fremdartig fettgetränkten Wickelpapier. Keinesfalls<br />
möchte man <strong>de</strong>rlei Essen zu lange unter <strong>de</strong>r eigenen Bank<br />
verscharrt wissen und irgendwann bei <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>m Wasserfarbkasten<br />
hineingeraten. Auch wäre es auf Dauer ungut, die eigene<br />
Brotzeit vor <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren stets beschützen zu müssen o<strong>de</strong>r sich fortwährend<br />
um Geld anbetteln zu lassen. Nein, <strong>de</strong>r Banknachbar muss<br />
nicht <strong>de</strong>r beste Freund sein, aber verlässlich und bekömmlich in seinen<br />
Neigungen, ein Dr. Watson mit breiten Schultern und einem untrüglichen<br />
Instinkt dafür, wann wer ausgefragt wird. Wenn er dann<br />
noch ein bisschen weniger Liebeszettelchen einsammelt als man<br />
selbst – perfekt!<br />
VON MAX SCHARNIGG / TEXT<br />
Feind.<br />
Die Qualität <strong>de</strong>s Banknachbarn beeinfl usst die<br />
Qualität <strong>de</strong>s Schullebens. Wenn es dumm geht, ist <strong>de</strong>in<br />
Platz im Klassenzimmer die Vorhölle mit Stuhl.<br />
jetzt SCHULE & JOB Nr. 04/11 15
VON BERND KRAMER / TEXT<br />
Die gol<strong>de</strong>nen Regeln.<br />
Gibt es <strong>de</strong>n todsicheren Weg zum passen<strong>de</strong>n<br />
Fach? Wohl nicht. Trotz<strong>de</strong>m haben wir versucht,<br />
gemeinsam mit <strong>de</strong>n Berufsberatern Angela<br />
Verse-Herrmann und Paul Stallmeister die<br />
sieben wichtigsten Punkte für die Wahl einer<br />
Ausbildung herauszufi n<strong>de</strong>n.<br />
2. Vorsicht bei kurzfristigen<br />
Einflüssen. Neben <strong>de</strong>n guten<br />
Grün<strong>de</strong>n für einen Beruf gibt es natürlich<br />
auch weniger gute. Vermeintlich<br />
rosige Aussichten auf <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt<br />
sind nicht immer auch ein gutes Signal für die<br />
Berufswahl. „Solche Prognosen sind immer sehr unsicher“,<br />
sagt Angela Verse-Herrmann. „Sie sind sogar unseriös,<br />
wenn man sie nicht für ganze Fachbereiche, son<strong>de</strong>rn speziell<br />
für einzelne Berufe trifft.“ Paul Stallmeister rät dir<br />
außer<strong>de</strong>m da<strong>von</strong> ab, eine Ausbildung nur <strong>de</strong>swegen zu<br />
wählen, weil du sie heimatnah absolvieren und so <strong>de</strong>n<br />
Kontakt zu <strong>de</strong>n Freun<strong>de</strong>n halten kannst: „Hinterher verlieren<br />
sich solche Beziehungen, und dann steht man mit<br />
einem ungeliebten Abschluss da.“<br />
16 jetzt SCHULE & JOB Nr. 04/11<br />
3.<br />
1.<br />
Erkenne dich selbst. Mach das, was dich interessiert.<br />
Woran du Spaß hast. Worin du gut bist.<br />
Wenn <strong>de</strong>ine Eltern sich nicht gera<strong>de</strong> um je<strong>de</strong>n Preis<br />
einen Nachfolger für ihre Praxis o<strong>de</strong>r ihre Kanzlei<br />
wünschen, ist das typischerweise ihr Rat. Und auch<br />
<strong>de</strong>r einzig richtige, wie die Berufsberaterin und Ratgeberautorin<br />
Angela Verse-Herrmann sagt: „Interesse und Begabung sollten die<br />
zentralen Kriterien <strong>de</strong>r Ausbildungswahl sein.“ Unentschlossene<br />
kann ein solcher Tipp natürlich zur Weißglut bringen: Da erhoffst du<br />
dir ein sicheres Rezept und bekommst zur Antwort, dass du auf <strong>de</strong>ine<br />
innere Stimme hören sollst. Wenn die sich gemel<strong>de</strong>t hätte, wärst du ja<br />
längst zwei bis fünf Schritte weiter. Aber es gibt Tricks, die bei <strong>de</strong>r<br />
Selbst erkenntnis helfen. „Man könnte einmal genau überlegen, zu<br />
welchen Themen man etwas gelesen hat o<strong>de</strong>r bei welchen Punkten<br />
man in Diskussionen einsteigt“, sagt Paul Stallmeister, Berufsberater<br />
bei <strong>de</strong>r Arbeitsagentur Münster. Eine an<strong>de</strong>re Übung: Du beobachtest<br />
dich gezielt dabei, wo du beim Zapping vor <strong>de</strong>m Fernseher hängen<br />
bleibst. Wenn du gern Arztserien sieht, bist du <strong>de</strong>swegen natürlich<br />
nicht automatisch <strong>de</strong>r geborene Mediziner. Begabungen und Interessen<br />
sollten sich <strong>de</strong>cken, und dabei hilft oft <strong>de</strong>r Blick <strong>von</strong> außen. Paul<br />
Stallmeister empfi ehlt dir, <strong>de</strong>ine Eltern und Freun<strong>de</strong> direkt zu fragen,<br />
wo sie <strong>de</strong>ine Stärken sehen. Anhaltspunkte fi n<strong>de</strong>st du auch, wenn du<br />
dich an Situa tionen erinnerst, in <strong>de</strong>nen du beson<strong>de</strong>rs stolz auf dich<br />
warst. Vielleicht nach <strong>de</strong>r perfekt organisierten Party? Nach <strong>de</strong>m Referat<br />
in <strong>de</strong>r Schule? Und dann gibt es natürlich noch psychologische<br />
Tests, sogar kostenlose, die du online absolvieren kann: Die Stiftung<br />
Warentest empfi ehlt etwa das „Borakel“ <strong>de</strong>r Ruhr-Universität Bochum.<br />
Einziger Haken: Der Test ist nur auf das Fächerangebot dieser<br />
Uni ausgerichtet (www.ruhr-uni-bochum.<strong>de</strong>/borakel).<br />
Informieren, informieren, informieren. Rund 345 staatlich anerkannte<br />
Ausbildungsberufe gibt es <strong>de</strong>rzeit in Deutschland, die Hochschulen bieten<br />
mehr als 9000 verschie<strong>de</strong>ne Studiengänge an, und dann gibt es noch unzählige<br />
Möglichkeiten, diese Angebote miteinan<strong>de</strong>r zu kombinieren. „Von <strong>de</strong>r Vielfalt<br />
sollte sich allerdings niemand erschlagen lassen“, sagt Paul Stallmeister. Hast du <strong>de</strong>ine Interessen<br />
und Fähigkeiten erst einmal einigermaßen abgesteckt, fallen sehr viele Optionen bereits<br />
weg. „Man sollte einfach ganz unvoreingenommen die Angebote durchgehen und aufschreiben,<br />
was interessant klingt“, sagt Paul Stallmeister. Und dann: Informationen sammeln über<br />
die jeweiligen Studien- und Ausbildungsgänge, zum Beispiel auf <strong>de</strong>n Internetseiten<br />
arbeitsagentur.<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r auf hochschulkompass.<strong>de</strong>. „Viele Hochschulen bieten außer<strong>de</strong>m für<br />
Schüler Orientierungstage o<strong>de</strong>r sogar Schnupperstudien an“, sagt Angela Verse-Herrmann.<br />
„Solche Angebote sollte man unbedingt nutzen.“ An<strong>de</strong>re Informationsquellen sind Praktika<br />
o<strong>de</strong>r – häufi g unterschätzt – Gespräche mit Menschen, die <strong>de</strong>n Beruf ausüben o<strong>de</strong>r das Fach<br />
studieren. Berufsberater Stallmeister empfi ehlt dir, die Informationen systematisch zu ordnen<br />
– zum Beispiel in<strong>de</strong>m du Kurzreferate über die möglichen Berufe vorbereitest und sie <strong>de</strong>inen<br />
Eltern vorträgst.
„Was ich hier lerne? Dass ich nie auslerne.<br />
Weil es beim BR täglich etwas<br />
Neues zu ent<strong>de</strong>cken gibt.“<br />
Manuela Bienas, Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Der Bayerische Rundfunk gehört zu <strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utendsten Medienunternehmen in Bayern und ist zugleich Kulturträger ersten Ranges. Täglich<br />
wer<strong>de</strong>n an verschie<strong>de</strong>nen Standorten in München zahlreiche Programme für Hörfunk, Fernsehen und Internet produziert. Hierzu gehören<br />
Fernsehspiele, Sportübertragungen, Shows bis hin zu hochwertigen Musik- und Hörspielproduktionen. Der Bayerische Rundfunk mit seinen<br />
über 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bietet vielfältige berufliche Einsatzmöglichkeiten.<br />
Ab 01. September 2012 bil<strong>de</strong>n wir Sie in folgen<strong>de</strong>n Berufen mit IHK-Abschluss aus:<br />
Mediengestalter/-in Bild und Ton (<strong>NM</strong> <strong>2011</strong>/89)<br />
Zugangsvoraussetzungen: • Gutes Fachabitur o<strong>de</strong>r Abitur (bevorzugt technischer o<strong>de</strong>r musischer Zweig) • Einwandfreies Hör- und Sehvermögen<br />
• Gute und breitgefächerte Allgemeinbildung • Musische und gestalterische Begabung • Ausgeprägtes technisches Interesse<br />
Mediengestalter/-in Digital und Print (<strong>NM</strong> <strong>2011</strong>/90)<br />
Fachrichtung: Gestaltung und Technik o<strong>de</strong>r Konzeption und Visualisierung<br />
Zugangsvoraussetzungen: • Guter Abschluss <strong>de</strong>r mittleren Reife o<strong>de</strong>r Abitur • Technikaffinität • Erfahrung im Gestalten mit Grafikprogrammen<br />
• Scripting in html wünschenswert • Spaß am Präsentieren • Interesse an Film und Foto • Arbeitsproben (bitte digital einreichen)<br />
Film- und Vi<strong>de</strong>oeditor/-in (<strong>NM</strong> <strong>2011</strong>/91)<br />
Zugangsvoraussetzungen: • Gutes Fachabitur o<strong>de</strong>r Abitur (bevorzugt technischer o<strong>de</strong>r musischer Zweig) • Einwandfreies Hör- und Sehvermögen<br />
• Gute und breitgefächerte Allgemeinbildung • Musische und gestalterische Begabung • Ausgeprägtes technisches Interesse<br />
Fachkraft für Veranstaltungstechnik (<strong>NM</strong> <strong>2011</strong>/<strong>92</strong>)<br />
Fachrichtung: Aufbau und Durchführung<br />
Zugangsvoraussetzungen: • Guter qualifizieren<strong>de</strong>r Hauptschulabschluss o<strong>de</strong>r mittlere Reife • Gute Allgemeinbildung • Ausgeprägtes<br />
technisches Verständnis • Handwerkliches Geschick<br />
Fachangestellte/-r für Medien- und Informationsdienste (<strong>NM</strong> <strong>2011</strong>/93)<br />
Fachrichtung: Information und Dokumentation<br />
Zugangsvoraussetzungen: • Guter Abschluss <strong>de</strong>r mittleren Reife o<strong>de</strong>r Abitur • Gute Noten in Deutsch • Gute Allgemeinbildung • EDV-Kenntnisse<br />
und Aufgeschlossenheit für technische Vorgänge • Gewissenhafte Arbeitsweise • Interesse am aktuellen Zeitgeschehen<br />
Kaufmann/-frau für audiovisuelle Medien (<strong>NM</strong> <strong>2011</strong>/94)<br />
Zugangsvoraussetzungen: • Guter Abschluss <strong>de</strong>r mittleren Reife o<strong>de</strong>r Abitur • Gute Noten in <strong>de</strong>n Fächern Deutsch, Mathematik und Rechnungswesen<br />
• Gutes Allgemeinwissen • Verständnis für produktionstechnische Abläufe • Interesse an kaufmännischen Aufgaben • Fachbezogene<br />
Praktika <strong>von</strong> Vorteil • Begeisterung für Film und Foto<br />
Bürokaufmann/-frau (<strong>NM</strong> <strong>2011</strong>/95)<br />
Zugangsvoraussetzungen: • Guter Abschluss <strong>de</strong>r mittleren Reife o<strong>de</strong>r Abitur • Gute Noten in <strong>de</strong>n Fächern Deutsch und Rechnungswesen<br />
• Gutes Allgemeinwissen • Interesse an kaufmännischen Aufgaben • Gewissenhafte und genaue Arbeitsweise • Fachbezogene Praktika <strong>von</strong> Vorteil<br />
Veranstaltungskaufmann/-frau (<strong>NM</strong> <strong>2011</strong>/96)<br />
Zugangsvoraussetzungen: • Gutes Fachabitur o<strong>de</strong>r Abitur • Gute Noten in <strong>de</strong>n Fächern Deutsch und Mathematik • Interesse an kaufmännischen<br />
Aufgaben • Organisatorisches Geschick • Mehrmonatiges Praktikum o<strong>de</strong>r Tätigkeit im Eventmanagement bzw. in <strong>de</strong>r Gastronomie sind <strong>von</strong> Vorteil<br />
Weitere Informationen zu <strong>de</strong>n Ausbildungen und <strong>de</strong>n Angeboten für das Duale Studium erhalten Sie unter www.br-online.<strong>de</strong>/ausbildung<br />
Sie interessieren sich für die Inhalte öffentlich-rechtlicher Rundfunkprogramme und haben Lust auf eine Ausbildung beim Bayerischen Rundfunk?<br />
Dann schicken Sie uns bitte Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen unter Angabe <strong>de</strong>r jeweiligen Bezugsnummer. Bewerbungsschluss<br />
ist am 15. November <strong>2011</strong>. Sollten Sie noch Fragen haben, sen<strong>de</strong>n Sie bitte eine E-Mail an ausbildung@br-online.<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r wen<strong>de</strong>n Sie sich an<br />
Frau Engehausen, Tel.: 089/5900-3494.<br />
Bayerischer Rundfunk<br />
Anstalt <strong>de</strong>s öffentlichen Rechts, HA Personal, Honorare und Lizenzen, 80300 München<br />
www.br-online.<strong>de</strong>
4.<br />
Nicht zu früh aufgeben. Am<br />
5. Am<br />
Numerus clausus zerplatzt mancher Lebenstraum,<br />
gera<strong>de</strong> im kommen<strong>de</strong>n Semester, in <strong>de</strong>m em so viele<br />
Schulabgänger wie noch nie ein Studium beginnen nen und<br />
die Hochschulen ihre Hür<strong>de</strong>n höher legen. Trotz<strong>de</strong>m <strong>de</strong>m gilt:<br />
Von Zulassungsbeschränkungen solltest du dich ch nicht<br />
schneller als nötig einschüchtern lassen. „Oft gibt es<br />
Nachrückverfahren, und manches lässt sich auch im Ausland<br />
gut studieren“, sagt Paul Stallmeister. O<strong>de</strong>r r aber du<br />
sammelst während eines Freiwilligendienstes o<strong>de</strong>r eines<br />
Praktikums Wartesemester. Ein längerer Weg sollte dich<br />
nicht <strong>von</strong> <strong>de</strong>inem Traumjob abhalten. Was sind ein o<strong>de</strong>r<br />
zwei Jahre Wartezeit im Vergleich zu einem 30 Jahre dauern<strong>de</strong>n<br />
Berufsleben?<br />
Du arbeitest nicht für je<strong>de</strong>n?<br />
Dann arbeite doch für alle.<br />
Bei <strong>de</strong>r Stadt München arbeiten Sie nicht für einen Konzern, son<strong>de</strong>rn für alle Münchnerinnen und Münchner.<br />
Sie helfen mit, unsere Stadt noch lebenswerter zu machen. Gemeinsam mit uns schaffen Sie <strong>de</strong>n Rahmen<br />
für eine weltoffene, familienfreundliche und wirtschaftlich erfolgreiche Stadt.<br />
Das ist kein Job. Das ist eine Aufgabe. Dazu brauchen wir Menschen, die etwas bewirken wollen und Spaß<br />
daran haben, sich für die Gemeinschaft einzusetzen.<br />
Machen Sie mit. Bewerben Sie sich jetzt für eine<br />
Ausbildung bei <strong>de</strong>r Stadt München.<br />
O<strong>de</strong>r ein duales Studium.<br />
In 11 Fachreferaten und <strong>de</strong>m Direktorium warten<br />
spannen<strong>de</strong> Themen auf Sie. Welche Ausbildungsmöglichkeiten<br />
Sie haben, erfahren Sie im Internet unter<br />
Aus <strong>de</strong>m Bauch<br />
entschei<strong>de</strong>n. Wie<br />
fi lterst du aus <strong>de</strong>iner<br />
Vorauswahl die Nummer eins heraus? Ergibt<br />
es Sinn, Punkte zu vergeben und Ranglisten<br />
zu erstellen? Unsinn, sagt Paul Stallmeister.<br />
Er empfi ehlt dir, dich gut informiert aus <strong>de</strong>m<br />
Bauch zu entschei<strong>de</strong>n: „Schriftliche Listen<br />
mit Vor- und Nachteilen können beim Verarbeiten<br />
<strong>de</strong>r Eindrücke helfen, aber wichtiger<br />
ist, dass sich ein Gefühl einstellt, welcher Beruf<br />
o<strong>de</strong>r welcher Studiengang passt. Und das<br />
braucht manchmal seine Zeit.“
6.<br />
7. Locker bleiben. Schon klar:<br />
Die Berufswahl rangiert gefühlsmäßig<br />
gleichauf mit <strong>de</strong>m Jawort, das du vielleicht<br />
einmal <strong>de</strong>r Frau o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Mann <strong>de</strong>ines<br />
Die Berufswahl geht auch im Lebens gibst. Der Wunsch, alles richtig zu<br />
Studium weiter. „Und was willst du spä- machen, ist groß, <strong>de</strong>r Druck enorm. Aber ob<br />
ter damit machen?“ Kommt beim Kaffeekränz- dir das Fach wirklich liegt o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Job Spaß<br />
chen mit <strong>de</strong>r Verwandtschaft die Re<strong>de</strong> auf das macht, kannst du im Vorfeld nie ganz sicher<br />
Studium, hörst du diese Frage ganz sicher. Wenn wissen – egal wie gut du <strong>de</strong>ine Wahl durch-<br />
du nicht gera<strong>de</strong> Medizin o<strong>de</strong>r auf Lehramt stu<strong>de</strong>nkst. Und das macht nichts: Ein Studium<br />
dierst, dann fällt es dir eher schwer zu sagen, was kannst du wechseln, eine Ausbildung kannst<br />
später wirklich einmal aus dir wird. Aber das du abbrechen. Paul Stallmeister rät zur Ge-<br />
macht nichts – ein Studium soll und darf auch <strong>de</strong>r lassenheit: „Neuanfänge sind möglich und<br />
Orientierung dienen. Wenn du studieren willst, dir aber noch unsicher häufi g kein großes Problem, solange sie nicht<br />
bist, dann schreib dich ruhig für eins <strong>de</strong>r großen Traditions fächer ein zur Regel wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r erst sehr spät kom-<br />
– und lass besser die Finger <strong>von</strong> hochspezialisierten Studiengängen. men.“<br />
Lieber BWL statt Gesundheitsmanagement, lieber Politikwissenschaft<br />
statt Osteuropastudien. Bloß: „Einfach studieren und dann weitersehen,<br />
das birgt Gefahren“, warnt Paul Stallmeister. Immer wie<strong>de</strong>r kommen<br />
Stu<strong>de</strong>nten kurz vor <strong>de</strong>m Abschluss mit vagen I<strong>de</strong>en zu ihm ins<br />
Büro. Archäologen, die über Alternativen zu einer Hochschulkarriere<br />
nach<strong>de</strong>nken. Germanisten, die überlegen, ob sie nicht nach ihrem Studium<br />
in die PR gehen könnten. „Aber oft stellt sich dann heraus, dass<br />
sie für diesen Beruf eigentlich längst entsprechen<strong>de</strong> Praktika hätten<br />
machen müssen.“<br />
Ihre Zukunft beginnt jetzt…<br />
… mit einer abwechslungs reichen Berufs ausbildung, die Ihnen alle Möglich keiten<br />
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2<strong>92</strong>127<br />
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Von peter wagner / protokoll<br />
Kannst du dich nicht<br />
einmal anstrengen?<br />
Inga hat vor neun Jahren ihr Abitur gemacht – ein Jahr später als geplant, weil sie beim ersten<br />
Anlauf wegen eines fehlen<strong>de</strong>n Punktes in einer Matheklausur nicht zu <strong>de</strong>n Prüfungen zugelassen<br />
wur<strong>de</strong>. Die Auswirkungen spürt die 29-Jährige noch heute. Eine Geschichte über Grenzen.<br />
Es geschah im 13. Schuljahr an meinem Gymnasium südlich <strong>von</strong><br />
München. Kurz vor Ostern haben wir die allerletzte Mathematikklausur<br />
geschrieben, und die war nicht ganz unwichtig. Ich brauchte<br />
genau einen Punkt, um zum Abitur zugelassen zu wer<strong>de</strong>n. In allen<br />
an<strong>de</strong>ren Fächern war ich ganz gut, nur in Mathe hatte ich immer ein<br />
Problem. Aber diesen einen Punkt, dachte ich, <strong>de</strong>n wer<strong>de</strong> ich schon<br />
schaffen. Beson<strong>de</strong>rs viel Bock, mich anzustrengen, hatte ich allerdings<br />
nicht. Ich war gera<strong>de</strong> frisch verliebt und hatte vieles im Kopf,<br />
nur nicht Mathe. Aber ich war guten Mutes. Das wird schon reichen,<br />
dachte ich, als wir sie geschrieben hatten. Dann gab <strong>de</strong>r Lehrer die<br />
Klausur zurück. Null Punkte.<br />
Nach <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong> bin ich zum Lehrer gegangen und habe ihn gefragt,<br />
ob er nicht noch irgen<strong>de</strong>twas machen könne. Im Laufe <strong>de</strong>s Gesprächs<br />
habe ich ihn regelrecht angefleht. Er stellte mir, wenn auch<br />
sehr vorsichtig, in Aussicht, mich nach <strong>de</strong>n Osterferien noch einmal<br />
abzufragen und damit das Klausurergebnis doch noch irgendwie zu<br />
än<strong>de</strong>rn. Ich griff nach <strong>de</strong>m Strohhalm, ohne nachzufragen. Während<br />
die an<strong>de</strong>ren in <strong>de</strong>n Osterferien aufs Abitur lernten, habe ich mich auf<br />
Mathe konzentriert. Dann, nach <strong>de</strong>n Ferien, kam die allerletzte Matheschulstun<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s Jahres und, so war es eigentlich gedacht, meines Lebens.<br />
Ich saß in meiner Bank, sah immer wie<strong>de</strong>r auf die Uhr. Wür<strong>de</strong><br />
er mich drannehmen? Die Zeit lief, je<strong>de</strong>r in meiner Klasse drehte sich<br />
nach mir um, alle wussten, worum es ging. Aber es geschah nichts.<br />
Schließlich sagte ein Klassenkamerad offen zum Lehrer: „Mein Gott,<br />
jetzt nehmen Sie Inga halt dran.“ Aber die Stun<strong>de</strong> ging vorbei. Ohne<br />
Abfrage. Hatte er seine Ankündigung nie ernst gemeint? Konnte er<br />
mir nicht sagen, dass er mich gar nicht abfragen darf?<br />
Im Hintergrund braute sich nun einiges zusammen. Mein Vater, das<br />
muss man so sagen, zettelte einen Kreuzzug gegen die Schule an. Er<br />
ist sogar mit meiner Klausur zum Mathelehrer nach Hause gefahren,<br />
hat mit ihm gesprochen, in <strong>de</strong>r Hoffnung, noch einen Punkt zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Er hat sich wahnsinnig ins Zeug gelegt, weil es für ihn <strong>de</strong>r schlimmste<br />
Gedanke war, dass ich wirklich durchfallen könnte. Meine Gefühle<br />
zu jener Zeit waren gemischt. Ich kann es nur schwer erklären, aber:<br />
Ich fand das zunächst alles gar nicht so schwierig. Ich war 19, ich hatte<br />
meine erste große Liebe gefun<strong>de</strong>n. Deshalb war es mir zu jener Zeit<br />
immer ein bisschen unangenehm, dass mein Vater sich so einsetzte.<br />
20 jetzt SCHUlE & JoB Nr. 04/11<br />
Zu Hause kam es immer häufiger zum Streit zwischen mir und meinen<br />
Eltern. Es gab Vorwürfe: Hättest du dich nicht einmal anstrengen<br />
können? Nur dieser eine Punkt! Wir wohnten in einem kleinen Kaff,<br />
je<strong>de</strong>r erfuhr da<strong>von</strong>, und mir wur<strong>de</strong> bewusst, wie entsetzlich es offenbar<br />
viele fin<strong>de</strong>n, wenn man durchfällt o<strong>de</strong>r das Abitur nicht schafft.<br />
(Dabei war ich keine schlechte Schülerin. In <strong>de</strong>r Facharbeit hatte ich<br />
15 Punkte – als eine <strong>von</strong> zwei Schülern aus <strong>de</strong>m Jahrgang.)<br />
Noch heute weiß ich nicht genau, warum er mich nicht drangenommen<br />
hat. Er hätte es, soweit ich weiß, aus Kulanz tun können. Vielleicht<br />
wollte er an mir aber auch ein Exempel statuieren. Es gibt immer<br />
eine Grenze, und immer gibt es jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r es ganz knapp<br />
nicht über die Grenze schafft. Aber gera<strong>de</strong> wenn so wenig zum Überschreiten<br />
fehlt, macht einem eine Grenze ganz beson<strong>de</strong>rs zu schaffen.<br />
War ich meinem Lehrer irgendwann blöd gekommen? Wollte er an<br />
mir seine pädagogischen Prinzipien testen? Die Antwort kenne ich<br />
nicht, womöglich hat sie gar nichts mit ihm zu tun. Ich weiß, dass meinetwegen<br />
in <strong>de</strong>n Osterferien eine Lehrerkonferenz anberaumt wur<strong>de</strong>,<br />
in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Fall besprochen wur<strong>de</strong>. Vielleicht hat die Konferenz die<br />
Grenze gezogen und beschlossen, mich nicht mehr abzufragen.<br />
Ich war verwirrt. Einmal war ich am Bo<strong>de</strong>n zerstört, und ein an<strong>de</strong>rmal<br />
habe ich versucht, die Situation anzunehmen. Ich bin zum Abiball<br />
gegangen, nur um irgendwie da zu sein für meine Freun<strong>de</strong>, um ihren<br />
Erfolg mitzufeiern. Viele Eltern sind zu mir hergekommen und sagten:<br />
Sorry! Du hast es nicht verdient. Dann habe ich mich ganz fürchterlich<br />
betrunken.<br />
Im Sommer danach habe ich wie wild gearbeitet und Geld verdient.<br />
Noch vor Beginn <strong>de</strong>s neuen Schuljahres bin ich zu meiner Oma gezogen<br />
– das Sitzenbleiben stellte sich doch als eine größere Zäsur für<br />
mich und meine Familie heraus. Die Anspannung in unserem Haus<br />
ist einfach nicht verschwun<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>r stille Vorwurf, dass ich es nicht<br />
gepackt habe; immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gedanke, wie saublöd es ist, es wegen<br />
eines Punktes nicht geschafft zu haben. Vielleicht war es aber<br />
auch eine Zeit <strong>de</strong>r Abnabelung <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Eltern, wer weiß.<br />
Für das neue letzte Schuljahr habe ich dann vom gemischten staatlichen<br />
Gymnasium auf ein privates Mädchengymnasium gewechselt.<br />
Dort war es wie im Zuckerwatteland. Die Lehrer haben sich wahnsinnig<br />
um uns Mä<strong>de</strong>ls gekümmert, an die Mathematik sind wir mit
einem ganz an<strong>de</strong>ren Ansatz rangegangen. Je<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> einzeln geför<strong>de</strong>rt.<br />
Ich habe mich in Mathe und auch in allen an<strong>de</strong>ren Fächern verbessert.<br />
(Was natürlich leicht war, ich kannte ja schon alles.) Mein<br />
Abitur habe ich mit 2,1 gemacht, danach bin ich nach Berlin gezogen<br />
und habe angefangen, Soziologie zu studieren. Es musste Berlin sein,<br />
weil ich die Schulzeit und Südbayern ganz weit hinter mir lassen wollte.<br />
Das Durchfallen an sich hatte ich nach meinem Abitur einigermaßen<br />
verarbeitet, aber nicht diese Wut in mir. Die hat mich noch min<strong>de</strong>stens<br />
fünf Jahre verfolgt, vielleicht verfolgt sie mich sogar bis heute.<br />
Es ist eine Wut auf mich selbst, auf meine Eigenschaften. Noch heute<br />
erledige ich viele Sachen erst auf <strong>de</strong>n letzten Drücker o<strong>de</strong>r mache<br />
manchmal nur das gera<strong>de</strong> Nötige. Ich bin mir <strong>de</strong>swegen selbst böse<br />
und mache mir kon stant Selbstvorwürfe: Warum kriegst du das nicht<br />
hin? Hast du nicht aus <strong>de</strong>m Abitur gelernt?<br />
Es gibt aber auch die an<strong>de</strong>ren Gedanken: Manchmal schaue ich mir<br />
die Leute an, die ich in Berlin kennenlernen durfte. Die Liebe, die ich<br />
hier gefun<strong>de</strong>n habe. Ich hätte all diese Menschen nicht kennengelernt,<br />
wenn ich ein Jahr früher hier gewesen wäre. Ich bin hier, abgesehen<br />
<strong>von</strong> meinen Selbstvorwürfen, ein glücklicher und ausgeglichener<br />
Mensch gewor<strong>de</strong>n. (Und auch mit meiner Familie ist wie<strong>de</strong>r alles in<br />
Ordnung.) Manchmal <strong>de</strong>nke ich, dass meine Zurückstufung in <strong>de</strong>r<br />
Schule mit dieser Zufrie<strong>de</strong>nheit zu tun hat. An<strong>de</strong>rerseits: Wären die<br />
Dinge nach <strong>de</strong>m Abitur schiefgelaufen, hätte ich <strong>de</strong>n Grund vielleicht<br />
auch im Sitzenbleiben gesucht. Das Nach<strong>de</strong>nken über die Grenze, die<br />
ich damals nicht überschritten habe, ist also nie aus meinem Leben<br />
verschwun<strong>de</strong>n. Im Gegenteil, heute muss ich im Beruf selbst solche<br />
Grenzen ziehen. Ich bin Sozialwissenschaftlerin und forsche zur Integration<br />
<strong>von</strong> Migranten in Deutschland. In meiner Arbeit geht es häuflg<br />
um Rankings. Es geht um die Frage, ab welcher Grenze jemand<br />
gut integriert ist und wann nicht – eine Frage <strong>de</strong>r wissenschaftlichen<br />
Methodik. Mir fällt es wahnsinnig schwer, diese Grenzen zu ziehen.<br />
Aber es geht nicht an<strong>de</strong>rs, ich kann sonst nicht arbeiten. Es ist, immer<br />
noch, ein komisches Gefühl.
JAN STREMMEL / tExt & FRITZ BECK / fotos<br />
Die Willkommenen.<br />
Überall fehlen Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>, in München ganz beson<strong>de</strong>rs. Die Stadt ist einfach zu teuer, wer mag da schon seine<br />
Lehre machen? Eine Woche mit Dzihad aus Sachsen-Anhalt, Kochlehrling im Luxushotel.<br />
München ist freundlich, da kann Dzihad<br />
gucken, wohin er will. Kurz nach seiner Ankunft<br />
hat er sich in <strong>de</strong>r Innenstadt verirrt, und<br />
die Passanten erklärten ihm geduldig <strong>de</strong>n Weg.<br />
Heute Morgen, zum Beginn seines ersten Arbeitstags<br />
als Koch, überreichte ihm <strong>de</strong>r Ausbil<strong>de</strong>r<br />
eine kleine orangefarbene Schultüte, gefüllt<br />
mit Gummibärchen und Traubenzucker. Und<br />
als ihm später beim Nachfüllen <strong>de</strong>s Frühstücksbuffets<br />
<strong>de</strong>r Joghurt überschwappte, zwinkerten<br />
ihm die an<strong>de</strong>ren Köche freundschaftlich zu. „In<br />
München“, sagt Dzihad, „wirst du nicht allein<br />
gelassen.“<br />
22 jetzt sChulE & Job nr. 04/11<br />
„in münChEn wirst du niCht allEin gEassEn“: dzihad ist zur ausbildung aus zEitz naCh baYErn gEzogEn.<br />
Es ist ein heißer Nachmittag im August,<br />
die Sonne brennt auf die Stadt, akkurat gestutzte<br />
Buchsbaumkugeln zieren die Einfahrt<br />
<strong>de</strong>s Luxushotels, in <strong>de</strong>m Dzihad nun arbeiten<br />
wird. Vor <strong>de</strong>m Haus rühren Männer in weißen<br />
Oberhem<strong>de</strong>n in ihrem Cappuccino, hinter<br />
<strong>de</strong>m Haus zieht Dzihad die Mitarbeitertür ins<br />
Schloss und seinen Anglerhut in die Stirn. Es<br />
ist sein erster Feierabend, keine hun<strong>de</strong>rt Meter<br />
Luftlinie entfernt ba<strong>de</strong>n die Münchner in<br />
<strong>de</strong>r frisch renaturierten Isar. Dzihad weiß<br />
nichts <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Isarauen, einen Stadtführer<br />
hat er noch nicht gelesen.<br />
Dzihad, 22, ist gebürtiger Kosovo-Albaner.<br />
Vor drei Tagen ist er aus Zeitz in Sachsen-<br />
Anhalt nach München gezogen, mit drei Koffern,<br />
auf <strong>de</strong>m Rücksitz einer Mitfahrgelegenheit.<br />
Er kommt nicht wegen <strong>de</strong>s Sommers,<br />
nicht für die Parks o<strong>de</strong>r wegen <strong>de</strong>r Biergärten.<br />
Er kommt, um Koch zu wer<strong>de</strong>n. Damit ist<br />
Dzihad ein kleiner Glücksfall für München,<br />
<strong>de</strong>nn Menschen wie er fehlen <strong>de</strong>r Stadt. Es<br />
fehlen Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>.<br />
Der Weg zu Dzihads Wohnheim führt<br />
durch <strong>de</strong>n Stadtteil Haidhausen. Er läuft vorbei<br />
an renovierten Altbauten, an Kitas und
an einer französischen Vinothek, in <strong>de</strong>r das<br />
Hauptgericht 17 Euro kostet. München mangelt<br />
es an wenig. Löhne und Lebensstandard<br />
sind hoch, die Arbeitslosigkeit niedrig wie<br />
fast nirgends in Deutschland. Die Stadt ist<br />
das, was Claudia Baubkus <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Arbeitsagentur<br />
München einen „genialen Wirtschaftsraum“<br />
nennt. Baubkus ist Expertin für<br />
<strong>de</strong>n Ausbildungsmarkt, sie erklärt, dass<br />
München „einen hervorragen<strong>de</strong>n Branchenmix“<br />
biete. Unternehmen aller Sektoren lassen<br />
sich hier nie<strong>de</strong>r und wirken wie Magneten<br />
auf gut ausgebil<strong>de</strong>te Menschen aus ganz<br />
Deutschland. Allein: Eine Stadt braucht<br />
nicht nur Aka<strong>de</strong>miker. Sie funktioniert nur<br />
dann, wenn es auch Menschen gibt, die Straßen<br />
teeren, Brezen backen und S-Bahnen<br />
steuern.<br />
Er lEbt in EinEm zimmEr im salEsianum und lErnt in EinEm luxushotEl.<br />
Über 12 000 freie Ausbildungsstellen mel<strong>de</strong>ten<br />
Münchner Betriebe im Jahr 2010 bei<br />
Claudia Baubkus. Doch die Zeiten sind vorbei,<br />
als ein Meister aus dreißig Bewerbern<br />
<strong>de</strong>n besten Lehrling wählen konnte. Der <strong>de</strong>mografische<br />
Wan<strong>de</strong>l dampft die Zahl <strong>de</strong>r<br />
Schulabgänger ein. Und die überlegen sich<br />
dreimal, ob sie sich das Leben im teuren<br />
München leisten können. Als im Herbst alle<br />
Jugendlichen in Claudia Baubkus’ Bewerberkartei<br />
einen Ausbildungsplatz hatten, stan<strong>de</strong>n<br />
in <strong>de</strong>r Datenbank immer noch mehr als<br />
1000 Stellen, für die es keine Kandidaten gab.<br />
Der Rohstoff „Azubi“ wird überall knapp,<br />
manche Unternehmen werben schon in<br />
Tschechien o<strong>de</strong>r Bulgarien um Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>.<br />
In München ist es noch nicht so weit. Die<br />
Betriebe haben allerdings erkannt, dass sie<br />
nicht mehr so wählerisch sein dürfen. Mit Unterstützung<br />
<strong>de</strong>r Arbeitsagentur stellen Unternehmen<br />
heute immer häufiger Jugendliche<br />
mit schlechteren Noten ein. Auf Probe. Claudia<br />
Baubkus nennt das „eine Brücke in die<br />
Ausbildung“ für diejenigen, die früher keine<br />
Chance gehabt hätten. Die Erfolgsquote dieses<br />
Programms liege bei 60 Prozent, sagt sie.<br />
Vor Kurzem ist einer <strong>de</strong>r Teilnehmer, ein<br />
Junge ohne Hauptschulabschluss, bester Malergeselle<br />
seines Jahrgangs gewor<strong>de</strong>n.<br />
Ein an<strong>de</strong>rer Tag in München. Im Wartezimmer<br />
<strong>de</strong>r Arbeitsagentur, dritter Stock,<br />
Abteilung „U25“, ruft eine Beraterin Dzihads<br />
Namen. Woher er komme, fragt sie, was<br />
für eine Ausbildung er hier mache – „Koch,<br />
wie schön!“ – und ob er irgendwelche Probleme<br />
habe, so ganz neu in <strong>de</strong>r Stadt? „Nein“,<br />
jetzt sChulE & Job nr. 04/11 23
dEr tEppiCh vor dizhads bEtt hat nun siEbEn umzügE mitgEmaCht.<br />
abEnds ist sport. auf dEm platz hintEr dEm wohnhEim odEr im kraftraum.<br />
sagt Dzihad. Alles bestens. Nur das Geld <strong>de</strong>r<br />
Ausbildungsbeihilfe, das bräuchte er bitte<br />
bald. Die Beraterin reicht ihm einen Packen<br />
mit Formularen. Im ersten Lehrjahr verdient<br />
Dzihad 570 Euro brutto im Monat. Kaum genug<br />
für ein Leben in München. Deshalb beantragt<br />
er die „Berufsausbildungsbeihilfe“.<br />
Das ist Geld, das die Abteilung <strong>von</strong> Claudia<br />
Baubkus an Lehrlinge zahlt, die <strong>von</strong> ihrem<br />
Gehalt allein nicht leben können. Etwa 680<br />
Euro, das hat Dzihad im Internet ausgerechnet,<br />
müssten ihm monatlich zustehen. Bis das<br />
erste Geld auf seinem Konto ist, wird er einen<br />
Kredit aufnehmen. Auch dafür hat ihm die<br />
24 jetzt sChulE & Job nr. 04/11<br />
Beraterin das passen<strong>de</strong> Formular gegeben. In<br />
<strong>de</strong>r Arbeitsagentur kennt man die Probleme<br />
<strong>de</strong>r Münchner Lehrlinge.<br />
Am Abend tritt Dzihad ins Foyer seiner<br />
neuen Bleibe. Das katholische Wohnheim Salesianum,<br />
kurz Sales, ist ein verwinkelter<br />
vierstöckiger Bau mit Schwimmbad, Turnhalle<br />
und riesigem Sportplatz, über <strong>de</strong>m ein<br />
weißer Kirchturm in <strong>de</strong>n Himmel ragt. Im<br />
Foyer riecht es nach Automatenkaffee, <strong>de</strong>r<br />
bärtige Pförtner spielt Gitarre und singt aus<br />
voller Kehle einen Song <strong>von</strong> Tom Petty.<br />
Von <strong>de</strong>n immer weniger Jugendlichen, die<br />
für ihre Ausbildung nach München kommen,<br />
fin<strong>de</strong>t man im Sales sehr viele auf einem<br />
Fleck. 127 Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> zwischen 16 und 23<br />
Jahren leben hier. Viele haben, wenn sie einziehen,<br />
noch nie außerhalb ihres Elternhauses<br />
gelebt. Pater Stefan Stöhr leitet das Wohnheim,<br />
ein 40-jähriger Mann mit wachem<br />
Blick und einem Kugelschreiber in <strong>de</strong>r Hemdtasche.<br />
„Das Sales“, sagt er, „bietet <strong>de</strong>n Jugendlichen<br />
mehr als nur ein Bett und ein<br />
Dach überm Kopf. Nämlich eine Heimat, ein<br />
Heimkommen.“ Nach einem neunstündigen<br />
Arbeitstag wartet auf die Azubis hier nicht<br />
nur ein warmes Essen im Speisesaal. In <strong>de</strong>n<br />
Wohngruppen haben sie mit <strong>de</strong>n Sozialpäda
gogen auch immer einen „Andockpunkt“,<br />
wie Pater Stöhr sagt. „Oft hilft es einem Jugendlichen<br />
schon, wenn abends jemand fragt:<br />
War <strong>de</strong>r Tag gut, war er schlecht? Ist dir <strong>de</strong>r<br />
Meister auf die Füße gestiegen?“<br />
Stöhr weiß auch um die schwierige finanzielle<br />
Lage, in <strong>de</strong>r viele Azubis in München<br />
sind, „schließlich will ich mir ja das leisten,<br />
was ich um mich herum sehe“: Autos, iPhones,<br />
Markenklamotten – mit einem Lehrgehalt<br />
stoße man da schnell an Grenzen. Das<br />
kostenlose Freizeitprogramm ist <strong>de</strong>shalb einer<br />
<strong>de</strong>r wichtigsten Pfeiler im Sales. Es gibt Basketball-<br />
und Kegelturniere, einen Billard- und<br />
einen Kraftraum, in <strong>de</strong>r Lounge im Erdgeschoss<br />
läuft je<strong>de</strong>n Abend Fußball auf <strong>de</strong>r<br />
Leinwand. So kann nach Feierabend je<strong>de</strong>r<br />
Bewohner etwas unternehmen, selbst wenn<br />
er schon Mitte <strong>de</strong>s Monats pleite ist.<br />
In Dzihads Zimmer, dritter Stock, hinten<br />
rechts, liegt auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>m Bett ein<br />
Stück Heimat. Es ist ein weinroter Teppich,<br />
etwas größer als ein Fußabstreifer, ein paar<br />
weiße Flusen haben sich im Stoff festgetreten.<br />
Der Teppich zierte jahrelang die Wohnung<br />
seiner Eltern, begleitete die Familie auf je<strong>de</strong>m<br />
<strong>de</strong>r sieben Umzüge quer durch Deutschland,<br />
und wenn jetzt in München morgens um 4.20<br />
Uhr <strong>de</strong>r Funkwecker und drei Minuten später<br />
<strong>de</strong>r Handyalarm Dzihads Tag beginnen<br />
lassen, ist <strong>de</strong>r Teppich das Erste, was seine<br />
nackten Fußsohlen berühren. Sonst erinnert<br />
hier nicht viel an daheim. Im Regal stehen<br />
eine angebrochene Flasche Weichspüler und<br />
sieben Staffeln Two and a Half Men. Auf <strong>de</strong>m<br />
Flur riecht es nach Sport-Duschgel. Es ist 17<br />
Uhr, Feierabend für die meisten Sales-Bewohner.<br />
In kurzen Sporthosen trotten sie in<br />
<strong>de</strong>n Aufenthaltsraum neben Dzihads Zimmer<br />
und lassen sich in die Sofas fallen. Am<br />
Tisch sitzt Simon, 19, und löst ein Kreuzworträtsel.<br />
Er hat Kaffee aufgesetzt, das heiße<br />
Wasser tröpfelt durch das Pulver, Simon<br />
weiß, wie mü<strong>de</strong> die Mitbewohner nach einem<br />
Arbeitstag sind. Er ist bald ausgelernter<br />
Steinmetz, er lebt seit drei Jahren hier und<br />
damit fast am längsten <strong>von</strong> allen. Für Simon<br />
ist das Sales wie eine zweite Familie. Er<br />
kommt aus <strong>de</strong>r Nähe <strong>von</strong> München, aber daheim,<br />
erzählt er, habe es früher oft „geknallt“,<br />
<strong>de</strong>shalb war das Wohnheim die beste Lösung,<br />
als er 16 war und seine Lehre begann. Die<br />
Gemeinschaft in <strong>de</strong>r Wohngruppe, die pädagogische<br />
Betreuung, „nicht aufdringlich, son<strong>de</strong>rn<br />
locker – das prägt dich fürs restliche Leben“.<br />
An das Leben mit Lehrlingsbudget hat<br />
er sich gewöhnt, auch daran, sagt er, dass ihn<br />
nachmittags, wenn er mit <strong>de</strong>n Kollegen nach<br />
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simon (links) lErnt stEinmEtz und lEbt sEit drEi JahrEn in münChEn. Er ist daran gEwöhnt, <strong>von</strong> porsChEs übErholt zu wErdEn.<br />
martin (rEChts) hat gEradE bEi dEn stadtwErkEn ausgElErnt. Er stammt aus saChsEn, und ihn störEn diE lEutE, diE immEr nur sagEn: iCh hab, iCh kann, iCh bin.<br />
neun Stun<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Baustelle staubig und<br />
verschwitzt im Transporter sitzt und zurück<br />
in die Werkstatt fährt, auf <strong>de</strong>r Leopoldstraße<br />
schon mal fünf Porsche hintereinan<strong>de</strong>r überholen.<br />
Mit <strong>de</strong>n Jahren hat er sich eine pragmatische<br />
Sicht auf die Stadt antrainiert. Statt<br />
wie die Gesellen mittags in <strong>de</strong>r Metzgerei<br />
acht Euro für Essen auszugeben, geht Simon<br />
einmal pro Woche in <strong>de</strong>n Supermarkt und<br />
nimmt sich morgens belegte Vollkornbrote<br />
mit auf <strong>de</strong>n Bau. „Man muss halt ein bisschen<br />
rechnen.“<br />
Einen Stuhl weiter streicht Philipp Nutella<br />
auf eine Semmel. Er ist 16 und lernt Konditor<br />
bei einer Münchner Feinkostkette. „Ich frag<br />
mich schon oft, wie das funktioniert“, sagt er<br />
und hält inne – „dass die Münchner so viel<br />
Geld haben!“ Vier Euro für ein Bier, in<br />
26 jetzt sChulE & Job nr. 04/11<br />
Münchner Kneipen eher normal, das gebe es<br />
nicht, daheim im Bayerischen Wald. Er schüttelt<br />
<strong>de</strong>n Kopf, und neben ihm tut Martin, 19,<br />
das Gleiche. Auch er kennt das München-<br />
Dilemma. Martin ist frisch ausgelernt und<br />
wur<strong>de</strong> <strong>von</strong> seinem Betrieb, <strong>de</strong>n Stadtwerken,<br />
sofort übernommen. Ihn stören „die vielen<br />
Leute, die sagen: Ich hab, ich kann, ich bin.“<br />
Aber auch er hat sich arrangiert. In seiner<br />
Heimat in Sachsen, sagt Martin, verdiene ein<br />
Facharbeiter gera<strong>de</strong> so viel wie ein Azubi<br />
hier – und das ohne Aufstiegsperspektive.<br />
„München ist schön, die Arbeit ist hier“, sagt<br />
er und zieht eine Schulter hoch. „Und die<br />
richtigen Leute fin<strong>de</strong>t man immer irgendwie.“<br />
Alle am Tisch nicken. Ein paar Tage<br />
später läuft Dzihad im Muskelshirt zum<br />
Kraftraum. Er weiß, auch wenn er viel zwi-<br />
schen Küche und Buffet hin- und herlaufen<br />
muss: Die Arbeit als Koch kann schnell dick<br />
machen. Der Trainer im Salesianum soll ihm<br />
<strong>de</strong>shalb einen Fitnessplan entwerfen. Wenn<br />
ihm im Treppenhaus jemand entgegenkommt,<br />
ruft er schon „Servus“ – wie die<br />
Münchner Kollegen in <strong>de</strong>r Küche. In <strong>de</strong>n ersten<br />
Tagen, sagt er, hätten ihn viele wegen seiner<br />
sächsischen Sprachfärbung nicht verstan<strong>de</strong>n.<br />
Seit<strong>de</strong>m achtet er darauf, statt „nicht“<br />
nur noch „ned“ zu sagen, statt „das“ nur noch<br />
„<strong>de</strong>s“, statt „ich“ nur noch „i“. Ein kleines<br />
bisschen, sagt er, sei er angekommen in <strong>de</strong>r<br />
neuen Stadt. „Wenn sich jetzt noch die Beine<br />
an die Arbeit gewöhnen“, sagt Dzihad, „dann<br />
passt <strong>de</strong>s.“
Von: Tanja Schaub<br />
An: E.ON<br />
Betreff: Ausbildung<br />
Viele Berufe wür<strong>de</strong>n mir<br />
gefallen – nur welcher passt<br />
am besten zu mir? Kann E.ON<br />
mir weiterhelfen?<br />
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Ihre Energie gestaltet Zukunft.<br />
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28 jetzt SCHULE & JOB Nr. 04/11
jetzt SCHULE & JOB Nr. 04/11 29
4x4.<br />
Vier Fragen und 16 Antworten – weil es für manches im Leben nicht nur die eine Lösung gibt.<br />
SATANSBRATEN,<br />
jetzt-User<br />
JULIA SIEDELHOFER,<br />
jetzt-Praktikantin<br />
Auch wenn Auslandsaufenthalte mittlerweile<br />
fast ein Must im Lebenslauf sind, muss man<br />
nicht zwangsweise direkt nach <strong>de</strong>r Schule auf<br />
Reisen gehen. So was macht nur Sinn, wenn<br />
man wirklich Lust darauf hat und es in die<br />
eigene Planung passt.<br />
Am besten niemand Konkreten. Kein Mensch<br />
ist perfekt, aber mit <strong>de</strong>r Zeit wird man an verschie<strong>de</strong>nen<br />
Personen tolle Eigenschaften ent<strong>de</strong>cken,<br />
die man sich aneignen kann. Wichtig<br />
ist, dass man selbst dabei nicht auf <strong>de</strong>r Strecke<br />
bleibt!<br />
Quatsch. Mag sein, dass sie später mal erfolgreich<br />
wer<strong>de</strong>n. Aber es gibt so viele wichtigere<br />
Dinge als gute Noten. Zum Beispiel Kreativität,<br />
Teamgeist o<strong>de</strong>r Begeisterungsfähigkeit!<br />
COOLFIRE,<br />
jetzt-User<br />
WIE SCHLECHT STEHE ICH DA, WENN ICH NACH DER SCHULZEIT KEINE GROSSE REISE PLANE?<br />
Wenn du nicht gera<strong>de</strong> im Lotto gewinnst, wird<br />
es eine Weile dauern, bis du wie<strong>de</strong>r die Zeit<br />
hast, eine ausge<strong>de</strong>hnte Reise zu machen. Deswegen<br />
kann ich nur empfehlen, spätestens<br />
nach <strong>de</strong>m Studium solch einen Trip zu machen.<br />
Und als Grund für eine Reise ist „Neugier<br />
auf die Welt“ besser als „Selbstfi ndung“.<br />
Sich selbst kann man auch daheim fi n<strong>de</strong>n.<br />
WEN SOLLTE MAN SICH ALS VORBILD NEHMEN?<br />
Ich fi n<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Typ, <strong>de</strong>r einen morgens im Spiegel<br />
angafft, ist ein ganz gutes Vorbild. Immerhin<br />
ist er auch <strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r die Verantwortung für<br />
das eigene Tun trägt.<br />
WERDEN DIE KLASSENBESTEN AUCH IM JOB DIE ERFOLGREICHSTEN?<br />
Das kann ich jetzt nicht direkt beantworten,<br />
da ich bestimmt nie <strong>de</strong>r Klassenbeste war und<br />
heute auch nicht steinreich bin. Was aber<br />
schon stimmt, ist, dass die extrem zielstrebigen<br />
und ehrgeizigen Leute aus <strong>de</strong>r Schule nicht<br />
glücklicher sind als die, die sich auch mal zurücklehnen<br />
und sich treiben lassen.<br />
Solange sie nur bei <strong>de</strong>r Suche nach was Passen<strong>de</strong>m<br />
helfen und damit nicht auch gleich Anspruch<br />
auf ein Veto-/Mitspracherecht anmel<strong>de</strong>n,<br />
wenn’s an Einrichtung/Freund/Freundin/<br />
Mitbewohner/Haustier/Bettwäsche geht: ja.<br />
Warum auch nicht?<br />
Bei <strong>de</strong>r Suche ja, aber dann sollte Schluss<br />
sein. Es heißt nicht umsonst: erste EIGENE<br />
Wohnung. Wenn man seine Dreckwäsche mit<br />
Mitte zwanzig immer noch zu Mutti bringt,<br />
ist irgendwas schiefgelaufen.<br />
Das wäre scha<strong>de</strong>. Gera<strong>de</strong> die Zeit zwischen<br />
Schule und <strong>de</strong>m „Ernst <strong>de</strong>s Lebens“ bietet gefühlsmäßig<br />
die richtige Grund lage, um sich<br />
mal ein bisschen trei ben zu lassen. Es muss ja<br />
nicht gleich eine sechsmonatige Weltreise<br />
sein, aber einen kleinen Traum darf man sich<br />
schon erfüllen.<br />
Eine reale Person aus <strong>de</strong>m persönlichen Umfeld,<br />
jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n man kennt und schätzt.<br />
Auf je<strong>de</strong>n Fall kein Abziehbildchen aus Film<br />
und Fernsehen. Echte Vorbil<strong>de</strong>r sind immer<br />
echte Menschen.<br />
Eher das Gegenteil ist <strong>de</strong>r Fall. Man muss<br />
hart arbeiten, um erfolgreich zu sein. Und das<br />
will gelernt sein. Sollte dir in <strong>de</strong>r Schule alles<br />
in <strong>de</strong>n Schoß gefallen sein, dann halt dich mal<br />
ran.<br />
IST ES OKAY, SICH BEI DER SUCHE NACH EINER WOHNUNG VON DEN ELTERN HELFEN ZU LASSEN?<br />
30 jetzt SCHULE & JOB Nr. 04/11<br />
Glaub mir: Egal, was sie sagen, <strong>de</strong>in Zimmer<br />
ist schon verplant. Deshalb können sie ruhig<br />
was dafür tun. Auf je<strong>de</strong>n Fall sind sie hilfreich<br />
bei <strong>de</strong>n Details im Mietvertrag.
NADJA SCHLÜTER,<br />
jetzt-Redakteurin<br />
Die Zeit zwischen Schule und Studium o<strong>de</strong>r<br />
Berufseinstieg ist die freieste Zeit seit <strong>de</strong>m<br />
ersten Tag im Kin<strong>de</strong>rgarten, und da soll bitte<br />
je<strong>de</strong>r machen, worauf er Lust hat. Wenn das<br />
keine große Reise ist, son<strong>de</strong>rn ein Sommer<br />
am Baggersee, dann muss man alle, die einen<br />
<strong>de</strong>swegen skeptisch anschauen (und das wer<strong>de</strong>n<br />
einige sein), einfach ausblen<strong>de</strong>n.<br />
Jeman<strong>de</strong>n mit viel Ruhe, Stressresistenz,<br />
Selbstbewusstsein und Spaß an <strong>de</strong>m, was er<br />
tut. Das kann Mama, Opa, die gewitzte Kollegin,<br />
<strong>de</strong>r kluge wissenschaftliche Mitarbeiter<br />
sein. Aber bitte nur ein bisschen wie diese Person<br />
sein wollen, sonst vergisst man vor lauter<br />
Bewun<strong>de</strong>rung, was man selbst so alles kann.<br />
Nein. Schule ist Schule, und Job ist Job. Das<br />
kann man nicht vergleichen. Obwohl einem<br />
ein gewisses Maß an sonnigem Gemüt sicher<br />
sowohl in <strong>de</strong>r Schule als auch im Job weiterhilft<br />
– aber das gilt ja auch für die Ehe, die<br />
Nutzung <strong>de</strong>s ÖPNV und was sonst noch alles.<br />
Wenn du eine eigene Wohnung suchst, nimm<br />
ruhig jeman<strong>de</strong>n mit. Für WGs gilt aber: Immer<br />
allein vorsprechen. Man kann die Eltern<br />
natürlich in je<strong>de</strong>m Fall fragen, worauf man<br />
bei <strong>de</strong>r Wohnungsbesichtigung achten soll –<br />
wenn man das noch nie gemacht hat, übersieht<br />
man schon mal die schimmligen Ecken<br />
im Bad o<strong>de</strong>r dass gar keine funktionieren<strong>de</strong><br />
Heizung im Zimmer ist.<br />
Ich will ein erstklassiges Studium<br />
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Abitur – und was dann?<br />
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VON TANJA KERNWEISS / FOTOS<br />
Vielleicht erlebst du gleich nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Schulzeit <strong>de</strong>n Sommer <strong>de</strong>ines Lebens. Vielleicht setzt<br />
du dich in einen Zug und beginnst eine mehrere<br />
Wochen o<strong>de</strong>r gar Monate dauern<strong>de</strong> Reise, auf <strong>de</strong>r<br />
dich stets ein beson<strong>de</strong>res, leichtes Licht begleitet.<br />
Eine immer neue Sonne. Unsere Fotografi n ist eine<br />
Woche mit <strong>de</strong>m Interrail ticket durch Europa<br />
gereist – auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>n Farben dieser alles<br />
ver än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n F ahrt.<br />
32 jetzt SCHULE & JOB Nr. 04/11
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40 jetzt SCHULE & JOB Nr. 04/11
jetzt SCHULE & JOB Nr. 04/11 41
VON HANNAH ARNU / teXt & BENNE OCHS / foto<br />
Weiß gegen Grün.<br />
Immer mehr Schulen werfen die Tafeln aus <strong>de</strong>n Klassenzimmern<br />
und schaffen Smartboards an. Macht das<br />
Lernen mit <strong>de</strong>nen mehr Spaß? Unsere Autorin besucht<br />
jetzt die 12. Klasse ihres Gymnasiums und schreibt über<br />
gemischte Gefühle.<br />
Der Beamer summt beim Einschalten leise. Die große weiße Tafel,<br />
auf die sein Licht fällt, sieht aus, als stamme sie aus einem Raumschiff:<br />
In <strong>de</strong>r Mitte befi n<strong>de</strong>t sich ein berührungsempfi ndlicher Bildschirm,<br />
direkt darüber strahlt <strong>de</strong>r Beamer, ein „Ultrakurzdistanzprojektor“.<br />
Das Ganze ist verbun<strong>de</strong>n mit einem Computer. Schaltet <strong>de</strong>r<br />
Lehrer seinen elektronischen Stift ein und schreibt damit auf <strong>de</strong>n<br />
Bildschirm, erscheinen dort seine Wörter.<br />
Seit einigen Monaten gibt es an unserem Gymnasium diese neuen<br />
interaktiven Multimediatafeln, und unser Unterricht hat sich seit<strong>de</strong>m<br />
verän<strong>de</strong>rt. Zum Einstieg in <strong>de</strong>n Geschichtsunterricht sehen wir uns<br />
zum Beispiel jetzt eine Dokumentation an. In Mathe wird <strong>de</strong>r Stoff<br />
mithilfe eines Funktionsplotters, also eines Programms, das die Graphen<br />
<strong>von</strong> Funktionen berechnet und zeichnet, auf <strong>de</strong>m Bildschirm<br />
veranschaulicht. Eine Powerpoint-Präsentation jagt die nächste, Tafelbil<strong>de</strong>r<br />
wer<strong>de</strong>n am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong> abgespeichert, damit das nächste<br />
Mal daran weitergearbeitet wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Das alles fasziniert uns Schüler, und es macht auch eine Menge<br />
Spaß. Ganz beson<strong>de</strong>rs die elektronischen Stifte haben es uns angetan.<br />
Je<strong>de</strong>r will sie ausprobieren, sodass sich doch mehrere Schüler mel<strong>de</strong>n,<br />
wenn jemand eine Aufgabe an <strong>de</strong>r Tafel vorrechnen soll. Auch Referate<br />
wer<strong>de</strong>n lei<strong>de</strong>nschaftlicher vorbereitet, <strong>de</strong>nn jetzt gibt es ja so<br />
viele Möglichkeiten, Anschauungsmaterial zu zeigen. Während einer<br />
Präsentation schreibt ein Mitschüler am Computer mit – am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Stun<strong>de</strong> wird das Protokoll für alle ausgedruckt.<br />
Es ist einfach alles so herrlich praktisch, und wir beginnen uns mittlerweile<br />
schon zu langweilen, wenn ein Lehrer die neuen Tafeln ignoriert.<br />
Und das kommt noch sehr häufi g vor.<br />
Der Umgang <strong>de</strong>r Lehrer mit <strong>de</strong>r neuen Tafel und <strong>de</strong>r Technik dahinter<br />
amüsiert uns oft, und er verrät einiges über die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Lehrerpersönlichkeiten. Da gibt es die Verweigerer, die sich die guten<br />
alten Tafeln zurückwünschen und an <strong>de</strong>n neuen Tafeln nun einfach<br />
stur gar keine Tafelbil<strong>de</strong>r mehr machen. Es gibt die Bemühten, die<br />
das neue Werkzeug zwar gern anwen<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>n, aber eigentlich keine<br />
Ahnung <strong>von</strong> Technik haben und schon kläglich am Versuch scheitern,<br />
ein Handout mit einer Kamera auf <strong>de</strong>n Bildschirm zu projizieren.<br />
Und es gibt die Spielkin<strong>de</strong>r, die eine so große Freu<strong>de</strong> an all <strong>de</strong>n neuen<br />
42 jetzt sCHule & Job nr. 04/11<br />
Möglichkeiten haben, dass sie dabei Reizüberfl utung erzeugen. „Das<br />
kann auch mal ablenken“, sagt meine Mitschülerin Sarah. Manuel fi n<strong>de</strong>t,<br />
dass <strong>de</strong>r Unterricht langsamer laufe, weil sich die Lehrer nicht gut<br />
genug mit <strong>de</strong>n Funktionen <strong>de</strong>r Tafeln befasst haben. Außer<strong>de</strong>m, kritisiert<br />
Manuel, sei es doch eine Geldverschwendung, wenn Lehrer die<br />
Möglichkeiten einer solchen Technik einfach gar nicht ausschöpfen.<br />
Sarah und Manuel bestätigen damit die Beobachtungen <strong>von</strong> Medienpädagogen,<br />
die es nicht so toll fi n<strong>de</strong>n, wenn die Schüler <strong>de</strong>n Lehrern<br />
dabei zuschauen, wie sie mit <strong>de</strong>r Technik kämpfen. Außer<strong>de</strong>m gehe<br />
ein wichtiger Lerneffekt verloren, wenn Schüler das Tafelbild nicht<br />
mehr abschreiben müssten, son<strong>de</strong>rn per Mail zugeschickt bekämen.<br />
Manuel glaubt trotz<strong>de</strong>m, dass wir uns alle bald an die Tafeln gewöhnen<br />
wer<strong>de</strong>n. Natürlich hat er recht damit, wahrscheinlich sind diese<br />
Tafeln die Zukunft <strong>de</strong>s Lernens in <strong>de</strong>r Schule (siehe Text rechts).<br />
Trotz<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n manche <strong>von</strong> uns melancholisch beim Anblick <strong>de</strong>r<br />
grünen Krei<strong>de</strong>tafeln – weil sie uns so lange begleitet haben und weil<br />
wir manchmal ganz persönliche Erinnerungen mit ihnen verbin<strong>de</strong>n.<br />
Nach einer weiteren multimedialen Unterrichtsstun<strong>de</strong> wechseln<br />
wir <strong>de</strong>n Raum. Als die Stun<strong>de</strong> beginnt, hören wir sehr vertraute Geräusche:<br />
das Surren <strong>de</strong>s Overheadprojektors, das Geräusch <strong>de</strong>r Krei<strong>de</strong>,<br />
wie sie in <strong>de</strong>r Hand <strong>de</strong>s Lehrers unaufhörlich weiße Wörter an die<br />
Tafel malt. Bislang sind an unserer Schule nur drei Klassenzimmer<br />
mit Smartboards ausgestattet. Die Zukunft ist zwar schon an unserer<br />
Schule, aber noch nicht in je<strong>de</strong>m Zimmer.
„Die meisten tafeln sinD grün, unD Das wirD erst einmal so bleiben.“<br />
Smartboards stehen schon in je<strong>de</strong>m zehnten <strong>de</strong>utschen Klassenzimmer – die Hersteller klassischer<br />
Schultafeln machen sich trotz<strong>de</strong>m keine Sorgen ums Geschäft.<br />
Hamburg hat <strong>de</strong>r Krei<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Kampf angesagt: ein investitionsprogramm in Höhe <strong>von</strong> 5,6 millionen<br />
euro hat die Hansestadt aufgelegt, um alle weiterführen<strong>de</strong>n schulen mit interaktiven whiteboards zu<br />
versehen. auf <strong>de</strong>n weißen elektrotafeln kann man nicht nur schreiben, sie sind mit einem Projektor<br />
und einem Computer verbun<strong>de</strong>n, sodass man vor <strong>de</strong>r Klasse im internet surfen, filme ansehen o<strong>de</strong>r<br />
interaktive lernprogramme abspielen kann. tafelbil<strong>de</strong>r, die im unterricht erstellt wer<strong>de</strong>n, können abgespeichert<br />
und <strong>de</strong>n schülern nach Hause gemailt wer<strong>de</strong>n. Hamburg ist Vorreiter, aber auch im rest<br />
<strong>de</strong>s lan<strong>de</strong>s sind immer mehr smartboards zu fin<strong>de</strong>n: in rund 10 Prozent aller <strong>de</strong>utschen Klassenräume<br />
hänge mittlerweile eines, sagt tobias windbrake, manager beim marktführer smart technologies.<br />
bis Jahresen<strong>de</strong> sollen es bereits mehr als 12 Prozent sein: „Die nachfrage ist sehr groß.“ Dennoch:<br />
Von Verhältnissen wie in großbritannien, wo 70 Prozent <strong>de</strong>r Klassenzimmer mit <strong>de</strong>m system ausgestattet<br />
sind, ist Deutschland noch weit entfernt. Darum fürchten sich die Hersteller klassischer tafeln<br />
auch noch nicht vor <strong>de</strong>r Hightech-Konkurrenz: „Die meisten tafeln sind grün, und das wird erst einmal<br />
so bleiben“, sagt schulausstatter eugen widmann. Das hat auch damit zu tun, dass ein interaktives<br />
smartboard teuer ist und in öffentlichen Kassen nun einmal notorische ebbe herrscht. eine grüne tafel<br />
ist für rund 700 euro zu haben, ein Päckchen Krei<strong>de</strong> gibt’s ab 66 Cent, und mit etwas Kreativität und<br />
enthusiasmus kann man aus diesen analogmedien schon ganz hervorragen<strong>de</strong>n unterricht zaubern.<br />
Die weiße tafel kostet hingegen um die 4000 euro, verbraucht strom und muss mit lernsoftware<br />
bespielt wer<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n lehrern in fortbildungen erst einmal beigebracht wer<strong>de</strong>n muss. windbrake<br />
hält aber dagegen: Die investition lohne sich, pädagogisch sowieso, vor allem aber, wenn man das<br />
ganze Drumherum gegenrechne. „mit einem smartboard brauchen sie keinen medienwagen mehr<br />
und keinen overheadprojektor, außer<strong>de</strong>m kein waschbecken, um die tafel zu putzen“, so windbrake.<br />
„überlegen sie sich einmal, was es kostet, bei einem neubau je<strong>de</strong>n Klassenraum mit einem wasseranschluss<br />
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44 jetzt SCHULE & JOB Nr. 04/11
VON CHRISTIAN HELTEN / TEXT<br />
Mit 14 kämpfte Amir Kassaei als Soldat für <strong>de</strong>n Iran. Heute ist<br />
er Chef einer internationalen Werbeagentur. In seinem Leben hat er<br />
Dinge gelernt, die in keinem Lehrplan <strong>de</strong>r Welt stehen.<br />
„Der Spott hat<br />
mich mich motiviert.“<br />
Das Leben ist die beste Schule. Stimmt das?<br />
Amir Kassaei: Defi nitiv. Das Leben ist die härteste und<br />
beste Schule.<br />
Ist eine harte Schule gleichbe<strong>de</strong>utend mit einer guten<br />
Schule?<br />
Das kann ich nicht sagen, weil das wohl <strong>von</strong> Mensch zu<br />
Mensch verschie<strong>de</strong>n ist. Aber was man am härtesten erkämpft<br />
hat, ist am wertvollsten. Das ist meine Erfahrung.<br />
Sie waren Kin<strong>de</strong>rsoldat im Ersten Golfkrieg. Kann man<br />
sogar aus so schlimmen Erfahrungen etwas fürs Leben<br />
lernen?<br />
Die Erfahrungen als solche sind weniger wichtig. Ich<br />
konnte als Kind eine Kalaschnikow mit geschlossenen<br />
Augen zusammenbauen. Wahrscheinlich wür<strong>de</strong> ich das<br />
heute auch noch hinkriegen. Aber das Einzige, was ich<br />
wirklich mitgenommen habe, ist, i dass es im Leben ganz<br />
wenige Dinge gibt, die wichtig<br />
sind, und dass rundherum<br />
ganz vie viel Schein ist. So eine existen-<br />
zielle EErfahrung,<br />
wie mit 14 Jahren<br />
als So Soldat zu kämpfen, schärft das<br />
Bew Bewusstsein für das Wichtige. Das<br />
hat<br />
mich gelehrt, dass man grund-<br />
sät sätzlich fähig sein muss, sich immer in<br />
eine Situation zu begeben, in <strong>de</strong>r man mit wenig leben<br />
kann. Das hilft mir, in meinem Job gut zu sein. Weil ich<br />
keine Angst habe, etwas zu verlieren. Weil ich alles riskieren<br />
kann. Je<strong>de</strong>rzeit.<br />
Was haben Sie zum Beispiel riskiert?<br />
Als ich jünger war, habe ich zum Teil kranke Sachen gemacht.<br />
Ich bin für eine Merce<strong>de</strong>s-Kampagne zur Deutschen<br />
Bank gegangen und habe einen Privatkredit aufgenommen.<br />
Merce<strong>de</strong>s wollte die Kampagne nicht machen,<br />
weil sie kein Budget hatten. Ich habe <strong>de</strong>n Kredit aufgenommen,<br />
weil ich die Kampagne geil fand und sie realisieren<br />
wollte. Für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n war das <strong>de</strong>r Beweis, dass<br />
ich es wirklich ernst meine. Dann haben sie das Geld zusammengekratzt.<br />
Das hätte auch schiefgehen können, und<br />
ich hätte mit unheimlich vielen Schul<strong>de</strong>n dagestan<strong>de</strong>n. ><br />
jetzt SCHULE & JOB Nr. 04/11 45
Sie sind mit 16 aus <strong>de</strong>m Iran über die Türkei nach Wien<br />
gefl üchtet. Wie haben Sie sich in Österreich durchgeschlagen?<br />
Durch meine Flucht nach Europa habe ich tatsächlich am<br />
meisten gelernt. Ich habe in einem Crashkurs am Goethe-<br />
Institut vier Monate Deutsch gelernt und bin dann auf die<br />
Schule gegangen. Ich musste zwei Klassen in einem Jahr<br />
machen, weil meine Zeugnisse nicht anerkannt wur<strong>de</strong>n.<br />
Und nebenbei habe ich angefangen, meine neue Existenz<br />
aufzubauen.<br />
Wie haben Sie sich über Wasser gehalten?<br />
Ich habe alles gemacht. Paketieren in <strong>de</strong>r Poststelle am<br />
Bahnhof, Straßen reinigen, Schnee räumen, Toiletten<br />
putzen. Mein bester Job war Campingplatzeinweiser in<br />
<strong>de</strong>n Ferien – mit <strong>de</strong>m Fahrrad herumfahren und die<br />
Wohnwagen einweisen. Das war damals mein Traumjob.<br />
Haben Sie <strong>von</strong> solchen Erfahrungen profi tiert? Das sind<br />
ja Dinge, die viele <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>miker, <strong>de</strong>nen Sie tagtäglich<br />
begegnen, nicht machen mussten.<br />
Man kann <strong>de</strong>n Menschen ihren Hintergrund nicht vorhalten.<br />
Wer aus gutem Hause kommt, kann ja nichts dafür. .<br />
Auch ich kann für mein komisches Leben nichts. hts. Es Es gab<br />
Situationen, in <strong>de</strong>nen mir nichts<br />
an<strong>de</strong>res übrig blieb, als gewisse wisse<br />
Jobs zu machen. Es ging g wirklich<br />
ums Überleben. Das prägt.<br />
Weil man weiß, dass man auch uch<br />
zurechtkommt und sein Glück ck<br />
fi n<strong>de</strong>n kann, wenn man nichts hat t und <strong>de</strong>shalb im Prinzip<br />
nichts verlieren kann. Aber das Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> ntschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> ist: Wenn<br />
man das Glück hat, so schnell wie möglich mögl das zu fi n<strong>de</strong>n,<br />
was man liebt, dann macht man das automatisch gut. Weil<br />
es eine Herzensangelegenheit ist.<br />
Wäre es besser, wenn mehr Leute so was durchmachen<br />
müssten – nichts zu haben o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st sich alles<br />
selbst fi nanzieren zu müssen?<br />
Es ist schon wichtig, dass man seinen eigenen Weg gehen<br />
muss und nicht zu viel <strong>von</strong> an<strong>de</strong>ren erwarten kann. Das<br />
prägt die Persönlichkeit. Und man muss sich auch später<br />
im Leben sicher mal die Frage stellen, was man selber aus<br />
seinem Leben gemacht hat. Was ist <strong>de</strong>in Beitrag gewesen,<br />
welche Schritte bist du selbst gegangen, und welche hat<br />
ein an<strong>de</strong>rer für dich gemacht? Es geht mir nicht darum,<br />
dass man Leid ertragen muss. Aber man muss trotz <strong>de</strong>r<br />
Sicherheit im Hintergrund was Eigenes machen und darf<br />
kein ferngesteuertes Irgendwas wer<strong>de</strong>n.<br />
Müssen Ihre eigenen Kin<strong>de</strong>r ihr Studium eigentlich<br />
selbst fi nanzieren?<br />
Ja, selbstverständlich. Meine älteste Tochter hat gera<strong>de</strong><br />
Abitur gemacht. Ihr versuche ich zu vermitteln, dass sie<br />
das Glück hat, behütet aufzuwachsen und im Notfall jeman<strong>de</strong>n<br />
zu haben. Aber sie soll ihre eigenen Entscheidungen<br />
treffen und ihr eigenes Geld verdienen.<br />
Sie treten ganz gern provokant auf und gelten nicht gera<strong>de</strong><br />
als diplomatisch. Diesen Kampfgeist haben Sie sicher<br />
auch nicht in <strong>de</strong>r Schule gelernt, o<strong>de</strong>r?<br />
Ich war alles an<strong>de</strong>re als <strong>de</strong>r klassische Musterschüler.<br />
46 jetzt SCHULE & JOB Nr. 04/11<br />
„Das hart Erkämpfte<br />
ist ist am wertvollsten.“<br />
Meine Lehrer sind teilweise an mir verzweifelt. Aber im<br />
positiven Sinne – weil ich alles hinterfragt und nichts als<br />
gegeben genommen habe. Ich habe immer Autoritäten<br />
infrage gestellt. Es geht dabei nicht um Provokation an<br />
sich, son<strong>de</strong>rn darum, wahrhaftig zu sein. Wenn man Leuten<br />
<strong>de</strong>n Spiegel vorhält, ist das nicht immer schön. Wenige<br />
Leute können mit <strong>de</strong>r Wahrheit umgehen.<br />
Sie haben vorhin gesagt, dass Sie auf Ihrem Lebensweg<br />
Risikobereitschaft gelernt haben. Hat Sie das dazu veranlasst,<br />
bei <strong>de</strong>r großen Werbeagentur Springer & Jacoby<br />
zu kündigen, als Sie es dort gera<strong>de</strong> geschafft hatten, und<br />
dann die Agentur DDB zu übernehmen, die zu <strong>de</strong>r Zeit<br />
ziemlich vor sich hindarbte?<br />
Ich habe meine berufl ichen Karriereentscheidungen nie<br />
aus Titelgeilheit o<strong>de</strong>r Geldgrün<strong>de</strong>n getroffen. Das interessiert<br />
mich nicht. Ich habe immer versucht, in eine Position<br />
zu kommen, in <strong>de</strong>r ich inhaltlich etwas verän<strong>de</strong>rn<br />
kann. Das hat mich getrieben. Die Messlatte war die Frage:<br />
Was schaffst du noch? WWie<br />
viel sind <strong>de</strong>in Können, Talent<br />
und d Wille, und wie viel<br />
ist die Firma Springer & Jaco-<br />
by? Ich wollte selber im Reg Regen stehen und sehen, ob ich es<br />
hinkriege – auch ohne <strong>de</strong>n Sc Schirm <strong>von</strong> Springer & Jacoby.<br />
Ich bbin<br />
ein Mensch, <strong>de</strong>m es lang-<br />
weili weilig wird, wenn alles funktio-<br />
niert niert. Wenn es keinen Mount<br />
Evere Everest gibt, son<strong>de</strong>rn da nur ein<br />
Hügel<br />
steht, <strong>de</strong>n man auch rück-<br />
wärts ra raufwan<strong>de</strong>rn könnte, dann<br />
interessiert mich das nicht.<br />
Nervt Sie ddieser<br />
Drang nicht manchmal selbst?<br />
Das ist das Manko, das ich aus meiner Lebensgeschichte<br />
da<strong>von</strong>getragen habe: dass es mir schwerfällt, mich fallen<br />
zu lassen. Ich bin ein rasen<strong>de</strong>r Zug, <strong>de</strong>r nie stehen bleibt.<br />
Ich habe immer noch eine Anspannung im Körper, die<br />
ich nicht hinausbekomme.<br />
Ist das Vollgas-Leben eine Art, vor schlimmen Erinnerungen<br />
da<strong>von</strong>zulaufen?<br />
Kann sein, dass ich vor mir selber da<strong>von</strong>laufe. Vielleicht<br />
bin ich aber auch auf <strong>de</strong>m Weg zu mir. Denn die Erinnerungen<br />
wer<strong>de</strong> ich nicht los. Das sind Wun<strong>de</strong>n, die man<br />
verdrängen und positiv interpretieren kann. Das versuche<br />
ich. Aber loswer<strong>de</strong>n kann ich sie nicht.<br />
Am Anfang Ihres Berufslebens haben Sie als Marketingassistent<br />
gearbeitet und dann in einer Werbeagentur<br />
Buchhaltung gemacht. Aber Sie wollten in die Kreativabteilung<br />
und haben nachts noch Kampagnen entworfen.<br />
Dafür haben Sie auch Spott geerntet. Hat Ihnen <strong>de</strong>r<br />
zugesetzt?<br />
Der hat mich motiviert. Das ist vielleicht das Kranke bei<br />
mir: dass es mich zu Höchstleistungen antreibt, wenn keiner<br />
an mich glaubt. Wie in <strong>de</strong>r 90. Minute eines Fußballspiels,<br />
wenn es 2:0 gegen dich steht und die Zuschauer das<br />
Stadion verlassen, weil sie nicht mehr an dich glauben.<br />
Das sind die Momente, in <strong>de</strong>nen ich aufwache. Zugesetzt<br />
hat mir <strong>de</strong>r Spott also nicht wirklich. Ich habe gesagt: Ich<br />
will es machen und wer<strong>de</strong> es probieren. Und wenn ich <strong>von</strong><br />
zehn Versuchen neunmal gegen die Wand renne, versu-
So spannend kann eine Ausbildung sein<br />
Ausbildung zum Bankkaufmann/zur Bankkauffrau o<strong>de</strong>r<br />
duales Studium zum Bachelor of Arts, Fachrichtung Bank<br />
Sie haben Abitur und bringen Leistungsbereitschaft, Teamgeist und Engagement mit? Sie sind neu-<br />
gierig auf die Welt <strong>de</strong>s Bankings und an <strong>de</strong>n großen Zusammenhängen ebenso interessiert wie an<br />
<strong>de</strong>n kleinen Details? Dann freuen Sie sich auf eine erstklassige Ausbildung bei <strong>de</strong>r BayernLB. Bei uns<br />
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Deutschland und geschätzt für maßgeschnei<strong>de</strong>rte Finanzlösungen und internationale Expertise.<br />
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die Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Zukunft.<br />
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BayernLB . Corporate Center Bereich Personal . Nachwuchsentwicklung . 80277 München<br />
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che ich es weiter. Das klingt jetzt nach einer Phrase, aber<br />
ich persönlich habe diese Erfahrung gemacht: Wenn man<br />
etwas wirklich will, schafft man es.<br />
Talent spielt also keine Rolle?<br />
Nein, das ist keine Frage <strong>de</strong>s Talents. Ich habe mir damals<br />
eingebil<strong>de</strong>t, dass ich ein Kreativer sein kann. Ich fand das<br />
faszinieren<strong>de</strong>r als meinen Job, aber er ich wusste nicht, ob<br />
ich das kann. In <strong>de</strong>r ersten Zeit t bei Springer &<br />
Jacoby<br />
habe ich wirklich nichts zustan<strong>de</strong> n<strong>de</strong> gebracht. Nach einem<br />
halben Jahr hat mir mein<br />
Kre ativdirektor im Probezeittgespräch gesagt, ich sei nicht cht<br />
gut genug. Dann habe ich h das<br />
Team gewechselt, und es s begann<br />
zu laufen. Aber es war nicht ht so, o dass alle gesagt ha- haben,<br />
ich sei ein Jahrhun<strong>de</strong>rttalent und wer<strong>de</strong> meinen Weg<br />
schon machen. Das ging nicht über Talent, son<strong>de</strong>rn über<br />
<strong>de</strong>n Willen. Es gibt viel talentiertere Texter und Werbekonzepter<br />
als mich. Aber ich habe <strong>de</strong>n Willen. Es gibt<br />
wahrscheinlich wenige in unserer Branche, die so über<br />
die Schmerzgrenze gehen wie ich.<br />
Ist Hartnäckigkeit also Ihre wichtigste Fähigkeit?<br />
Ich kann Schmerz genießen. Das kennen Sie vom Mara-<br />
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Leben kann ich nichts.“<br />
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thonläufer. Ich bin noch nie einen gelaufen, aber ich habe<br />
gehört, dass es da diesen „schwarzen Moment“ gibt, so<br />
nach 20 o<strong>de</strong>r 30 Kilometern, wenn Geist und Körper sagen:<br />
Du kannst nicht mehr, du hörst jetzt auf. Über diesen<br />
Punkt hinauszugehen, diesen Zustand zuzulassen, zu genießen<br />
und dann noch mal neue Kräfte zu entwickeln –<br />
das kann ich sehr gut.<br />
Wie sehr hat das mit Ihrer Lebensgeschichte zu tun?<br />
Das<br />
hat bestimmt damit zu tun. Das ist aber auch ein<br />
klassisches Einwan<strong>de</strong>rerding.<br />
Unser Kampf ist ja ein Kampf<br />
um Anerkennung, ums Dazugehören.<br />
Und <strong>de</strong>r hilft. Wenn<br />
nichts selbstverständlich ist,<br />
ist das ein guter Grundz Grundzustand. Wenn man sein Lebens-<br />
ziel nicht materiell ausri ausrichtet, son<strong>de</strong>rn inhaltlich, wird es<br />
immer weitergehen.<br />
Fällt Ihnen Verän<strong>de</strong>rung leicht, weil Sie sich in Ihrer Jugend<br />
so oft verän<strong>de</strong>rn mussten?<br />
Meine Lebenserfahrung gibt mir Flexibilität im Kopf.<br />
Offenheit für Probleme, Aufgaben und Hür<strong>de</strong>n. Und<br />
wenn man ein guter Kreativer sein will, muss man diese<br />
Verän<strong>de</strong>rungswilligkeit haben. Weil wir immer versu-<br />
Nina Hugendubel,<br />
geschäftsführen<strong>de</strong><br />
Gesellschafterin <strong>de</strong>r<br />
Buchhandlung Hugendubel<br />
Warum ich an <strong>de</strong>r „Bildungsoffensive<br />
Zeitungspate“ <strong>de</strong>r SZ teilnehme:<br />
„Lesen bil<strong>de</strong>t! Das gilt für Bücher ebenso wie für die Tageszeitung.<br />
Denn wer sich heute gezielt und glaubwürdig informieren will,<br />
kommt auch im Zeitalter digitaler Medien an einer guten Tageszeitung<br />
nicht vorbei. Sie schafft es, die Vielzahl an Nachrichten<br />
aus <strong>de</strong>r Welt und aus <strong>de</strong>r Region, aus Politik, Gesellschaft, Kultur<br />
und Sport aktuell und verständlich aufzubereiten und bietet<br />
zugleich Platz für Hintergrundinformationen. Beson<strong>de</strong>rs für junge<br />
Menschen, die auf <strong>de</strong>m Sprung ins Berufsleben sind, ist dieses<br />
breite Allgemeinwissen unverzichtbar.<br />
Mein Patenschaftsabo spen<strong>de</strong> ich <strong>de</strong>n Schülerinnen und Schülern<br />
<strong>de</strong>s Wilhelmsgymnasiums, München.“<br />
Wer<strong>de</strong>n auch Sie Zeitungspate.<br />
www.<strong>sued<strong>de</strong>utsche</strong>.<strong>de</strong>/zeitungspate
chen, Neues zu entwickeln. Dafür braucht man Flexibilität<br />
im Kopf. Ich spiele auch extrem gern Schach – und<br />
zwar Blitzschach, drei Minuten pro Spiel. Da kommen Sie<br />
nicht zum Nach<strong>de</strong>nken. Sie müssen im Kopf so fl exibel<br />
bleiben, dass Sie intuitiv die richtige Entscheidung treffen.<br />
Das fi n<strong>de</strong> ich faszinierend und auch im Le- In Jeans und hellbrauner Le<strong>de</strong>rjacke tritt Amir Kassaei, 42, aus <strong>de</strong>m Terminalben<br />
wichtig. Wer fl exibel ist, wird auch in seiner gebäu<strong>de</strong> am Nürnberger Flughafen. Er ist auf <strong>de</strong>m Weg zu einem Termin bei<br />
Karriere bereit sein, sich zu verän<strong>de</strong>rn. Adidas in Herzogenaurach, jetzt will er aber erst mal eine rauchen. Kassaei<br />
ist internationaler Kreativchef <strong>de</strong>r Werbeagentur DDB und nach eigenen Angaben<br />
300 Tage im Jahr unterwegs. Gestern war es Hamburg, heute ist es<br />
Nürnberg, morgen Berlin, dann New York. Kassaeis Leben steckte eigentlich<br />
schon nach 14 Jahren in einer Sackgasse. Der gebürtige Iraner musste in<br />
<strong>de</strong>n frühen Achtzigern im Ersten Golfkrieg gegen <strong>de</strong>n Irak kämpfen und dort<br />
unter an<strong>de</strong>rem zusehen, wie ein guter Freund <strong>von</strong> einer Mine in <strong>de</strong>n Tod gerissen<br />
wur<strong>de</strong>. Seine Eltern hatten später das Geld, ihn im Kofferraum eines<br />
Autos in die Türkei schleusen zu lassen. Er schlug sich nach Wien durch,<br />
machte Abitur und studierte in Frankreich Wirtschaftwissenschaften. Danach<br />
arbeitete er in <strong>de</strong>r Werbebranche, wur<strong>de</strong> bei Springer & Jacoby, einer <strong>de</strong>r<br />
größten <strong>de</strong>utschen Agenturen, Kreativchef – und kündigte, um <strong>de</strong>n damals<br />
darben<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Zweig <strong>de</strong>s Konkurrenten DDB zu leiten. Der Agentur<br />
geht es mittlerweile wie<strong>de</strong>r gut, Kassaei ist seit Anfang <strong>de</strong>s Jahres KreativKreativchef aller 96 Dependancen auf <strong>de</strong>r Welt.<br />
Das Münchner Mo<strong>de</strong>ll Ausbildungsintegriertes<br />
duales Studium (AIS) in <strong>de</strong>r Versicherungswirtschaft<br />
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+ Bachelor + Master of Science (Univ.)<br />
Eine Ausbildung machen und gleichzeitig studieren . . . das perfekte Mo<strong>de</strong>ll für Sie! Sie kombi nieren<br />
<strong>von</strong> Anfang an wissenschaftliche Erkenntnisse mit praktischen Erfahrungen und sichern sich so<br />
mehrere angesehen<strong>de</strong> Abschlüsse in kürzester Zeit und damit <strong>de</strong>n ersten Karrierevorsprung:<br />
Mit einer kaufmännischen Ausbildung . . . ■ nach mo<strong>de</strong>rnen Ausbildungsinhalten facettenreiche<br />
Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r mit Kun<strong>de</strong>n im Innen- und im Außendienst kennen lernen und tiefes Fachwissen aufbauen.<br />
■ in professionell organisierten Ausbildungsbetrieben Einblick in das Management renommierter<br />
Versicherungsunternehmen erhalten. ■ und <strong>de</strong>ren hohen Ausbildungsvergütung das Problem<br />
<strong>de</strong>r Studienfinanzierung lösen. ■ einen angesehenen Berufsabschluss erhalten.<br />
Mit einem Betriebswirtschaftsstudium . . . ■ neueste wissenschaftliche Theorien kennen und anwen<strong>de</strong>n<br />
lernen. ■ an einer kleinen Universität studieren, an <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r enge Kontakt mit Studienkollegen<br />
und Professoren gesichert ist. ■ <strong>de</strong>n aka<strong>de</strong>mischen Grad Master of Science (Univ.) erreichen.<br />
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VON MAX SCHARNIGG / TEXT<br />
Im Schummerland.<br />
Der Herbst dunkelt uns schön ein –<br />
wir zeigen dir, wie du trotz<strong>de</strong>m leuchtest.<br />
Wenn uns noch einer ungefragt<br />
mitteilt, dass <strong>de</strong>r Herbst ja<br />
eigentlich die schönste Jahreszeit<br />
sei, fahren wir aus Protest so fort<br />
ins Tropical Islands Ba<strong>de</strong>paradies<br />
nach Bran<strong>de</strong>nburg und schnorcheln<br />
24 Stun<strong>de</strong>n lang durch die<br />
Kunstlagune. Klar ist <strong>de</strong>r Herbst<br />
schön, aber doch vor allem nur,<br />
weil danach <strong>de</strong>r Matschepampe-<br />
Winter kommt, und vor dieser<br />
Alternative sieht je<strong>de</strong> Jahreszeit<br />
schön aus. Man stelle sich vor, <strong>de</strong>r<br />
Frühling wür<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m Winter<br />
kommen, wie gern hätten wir <strong>de</strong>n<br />
dann erst! Egal, wir müs sen nur<br />
dreimal hinter ein an <strong>de</strong>r Kürbis,<br />
Karohemd, Kastanien sagen, und<br />
schon sind wir in Herbststim-<br />
mung. Und etwas Gutes hat diese<br />
Jahreszeit tatsächlich: Sie rechtfertigt,<br />
dass man sich je<strong>de</strong> Menge<br />
häuslichen Krempel anschafft.<br />
Allem voran tragen wir diesmal<br />
eine schwere Spin<strong>de</strong>lsaftpresse<br />
in unser Haus. Schließlich können<br />
wir uns ja<br />
im Web auf<br />
mundraub.org<br />
informieren, wo<br />
her renlose Birnen-<br />
und Apfelbäumestehen,<br />
und dann<br />
aus <strong>de</strong>m gesam<br />
-melten Streuobst<br />
Saft machen,<br />
<strong>de</strong>r uns bis Mariä Lichtmess<br />
mit Erinnerung an <strong>de</strong>n Sommer<br />
versorgt. So eine Spin<strong>de</strong>lpresse<br />
ist zwar etwas klobig und steht<br />
vermutlich elfeinhalb Monate im<br />
Jahr nutzlos herum, aber das tut<br />
50 jetzt SCHULE & JOB Nr. 04/11<br />
zum Beispiel ein Eier kocher<br />
auch, und die Presse ist ein<strong>de</strong>utig<br />
hübscher und exklusiver. Wer<br />
<strong>von</strong> <strong>de</strong>n Nachbarn hat so was<br />
schon im Flur stehen? Wer Äpfel<br />
sammelt, kann gleich noch im<br />
Wald vorbeischauen und Pilze<br />
suchen. Es macht übrigens auch<br />
Spaß, sie einfach nur zu suchen –<br />
abschnei<strong>de</strong>n und essen muss man<br />
sie nicht unbedingt, Beweisfoto<br />
genügt. Falls man doch seinen<br />
Speiseplan erweitern will, braucht<br />
man ein Taschenmesser, und<br />
zwar natürlich eines aus <strong>de</strong>r<br />
Schweiz. Viel schöner als die ewigen<br />
roten Offi ziersmesser fi n<strong>de</strong>n<br />
wir dabei eigentlich die schlichten<br />
Varianten in Silber, die etwas<br />
geziert als „Taschenwerkzeug“<br />
verkauft wer<strong>de</strong>n. Die sehen auch<br />
auf <strong>de</strong>m Biergartentisch gut aus<br />
und kosten fast nichts, zumin<strong>de</strong>st<br />
wenn man be<strong>de</strong>nkt, dass in <strong>de</strong>r<br />
Schweiz <strong>de</strong>rzeit schon eine Flasche<br />
Bier sechs Franken kostet.<br />
Das hängt mit <strong>de</strong>r Dingsbumskrise<br />
zusammen, die uns auch im<br />
Herbst dauerhaft Nie<strong>de</strong>rschlagzeilen<br />
bescheren wird. Eine angenehme<br />
Sekundärliteratur dazu<br />
hat <strong>de</strong>r New Yorker Schriftsteller<br />
Gary Shteyngart verfasst, <strong>de</strong>ssen<br />
<strong>de</strong>zent durchgeknallte US-Wirtschafts-Endzeitvision<br />
namens<br />
Super Sad True Love Story wir<br />
<strong>de</strong>swegen als Lektüre für die ersten<br />
dunklen Aben<strong>de</strong> empfehlen.<br />
Das Buch passt auch perfekt in<br />
die Fahrradtasche auf unserem<br />
Wunschzettel, mit <strong>de</strong>r wir <strong>de</strong>m<br />
kühlen Seitenregen im Oktober<br />
trotzen wer<strong>de</strong>n und die <strong>von</strong> unseren<br />
Lieblings-Veloausstattern <strong>von</strong><br />
„Fahrer Berlin“ erfun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>.<br />
Die Tasche lässt sich an fast je<strong>de</strong>r<br />
freien Fahrradstange anbringen<br />
und mittels Handschlaufe auch<br />
zum lässigen Herumschlen<strong>de</strong>rn<br />
in Seitenstraßen exzellent drittverwerten.<br />
Praktisch und schön,<br />
wer kann das schon <strong>von</strong> sich behaupten?<br />
Was Mo<strong>de</strong> angeht, so wer<strong>de</strong>n<br />
wir uns auch in diesem Herbst<br />
wie<strong>de</strong>r nicht die Maronibrater-<br />
Stiefel <strong>von</strong> Ludwig Reiter leisten<br />
können, aber im Vertrauen: Die<br />
sollen gar nicht so dolle sein.<br />
Wenn nur <strong>de</strong>r Name nicht so verlockend<br />
wäre! Wenn schon Sparbuch<br />
plün<strong>de</strong>rn, dann lieber für<br />
eine gute Jacke mit roten Knopfkor<strong>de</strong>ln,<br />
wie sie seit gestern im<br />
Schaufenster <strong>von</strong> Oliver Spencer<br />
in <strong>de</strong>r Lamb’s Conduit Street in<br />
London steht. Gewachste Baumwolle<br />
ist diesen Herbst sowieso<br />
<strong>de</strong>r neue Filz! Gerüchtehalber<br />
soll man sogar schon wie<strong>de</strong>r ganz<br />
unironisch Barbour-Jacken tragen<br />
können, vor allem wegen <strong>de</strong>r<br />
großen Taschen. Na, das ist eine<br />
Argumentation wie mit <strong>de</strong>m Playboy<br />
und <strong>de</strong>n guten Reportagen.<br />
Ganz unzweifelhaft wer<strong>de</strong>n aber<br />
Karohem<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n dritten Herbst<br />
in Folge zur Grundausstattung<br />
urbaner Lebensfreu<strong>de</strong> gehören.<br />
Und weil das Nevermind-Album<br />
<strong>von</strong> Nirvana im September zwanzig<br />
Jahre alt wird, hat das Karohemd<br />
heuer sogar eine feierliche<br />
Botschaft. Beson<strong>de</strong>rs herbstrei-<br />
zend ist das Baumwollkaro aber<br />
als Hut, wie es A.P.C. in <strong>de</strong>r aktuellen<br />
Kollektion verwen<strong>de</strong>t.<br />
Jungs tragen <strong>de</strong>rweil lieber ganze<br />
Schalmützen aus Amsterdam,<br />
zumin<strong>de</strong>st, wenn es ein bisschen<br />
emo-kuschlig sein darf. Bis es so<br />
weit ist, gehen wir noch auf <strong>de</strong>n<br />
letzten Flohmarkt und suchen<br />
nach alten Einmachgläsern, um<br />
daraus eine Lampe zu bauen.<br />
Viel gutes Licht braucht man<br />
schließlich zwingend im Herbst,<br />
sonst sieht man nix. Und das<br />
wäre ausgerechnet in<br />
<strong>de</strong>r schönsten Jah -<br />
reszeit doch irgendwie<br />
doof.<br />
FOTOS colette.fr, rowohlt, Victorinox, etsy_EarthSeaWarrior, Fahrer Berlin, Oliver Spencer, Scotch & Soda, A.P.C., amazon, DGC Records
Der Süd<strong>de</strong>utsche Verlag ist eines <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Medienhäuser und Herausgeber <strong>de</strong>r Süd<strong>de</strong>utschen Zeitung.<br />
Mit täglich ca. 1,41 Millionen erreichten Lesern ist die Süd<strong>de</strong>utsche Zeitung die auflagenstärkste Qualitäts-Tageszeitung<br />
Deutschlands. Weitere wichtige Geschäftsbereiche <strong>de</strong>s Süd<strong>de</strong>utschen Verlages sind Fachinformationen (Zeitschriften- und<br />
Buchverlage), Regionalzeitungen, elektronische Medien (z.B. <strong>sued<strong>de</strong>utsche</strong>.<strong>de</strong>, Süd<strong>de</strong>utsche Zeitung TV) und Drucktechnik.<br />
Wir stellen nicht nur höchste Qualitätsansprüche an unsere Redaktionen, Produkte und Dienstleistungen, son<strong>de</strong>rn<br />
auch an die Berufsausbildung in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Unternehmensbereichen. In <strong>de</strong>r intensiven und praxisorientierten<br />
Ausbildung erhalten die Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Einblick in die spannen<strong>de</strong>n Abteilungen unseres Medienunternehmens,<br />
übernehmen Verantwortung bei anspruchsvollen Aufgaben und Ausbildungsprojekten und wer<strong>de</strong>n <strong>von</strong> qualifizierten<br />
Ausbil<strong>de</strong>rn individuell betreut.<br />
Wenn Sie unsere Begeisterung für publizistisch, gestalterisch und technisch erstklassige Information und Meinungsbildung<br />
teilen, über Organisationstalent und hohe kommunikative Fähigkeiten verfügen, Spaß an Teamarbeit und Kun<strong>de</strong>nkontakt<br />
haben und ein hohes Maß an Lernbereitschaft und Engagement mitbringen, freuen wir uns auf Ihre Bewerbung.<br />
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Informationen zu unserem Medienunternehmen und zu <strong>de</strong>n Ausbildungsberufen fin<strong>de</strong>n Sie unter:<br />
www.<strong>sued<strong>de</strong>utsche</strong>r-verlag.<strong>de</strong>
VON TIM BRÜNING / FOTOS<br />
Mäppchenraten.<br />
Errätst du, wer seine Stifte wie aufbewahrt?<br />
52 jetzt SCHULE & JOB Nr. 04/11
AM BESTEN SPIELST DU DAS RÄTSEL AUF JETZT.DE/FEDERMAEPPCHEN. DORT FINDEST DU AUCH DIE AUFLÖSUNG.<br />
jetzt SCHULE & JOB Nr. 04/11 53
Mit zwanzig hatte ich keinen blassen Schimmer, wohin<br />
mit mir und meinem Leben. Schauspielschule? Germanistikstudium?<br />
O<strong>de</strong>r Biobauernhof? Wie wär’s mit<br />
Entwicklungshilfe? Aber kann ich das <strong>de</strong>nn überhaupt?<br />
Halt ich das durch? Bin ich intelligent genug dafür? So<br />
stand ich monate-, wenn nicht gar jahrelang an <strong>de</strong>r Kreuzung<br />
namens Berufswahl rum, schaute in alle vier Himmelsrichtungen<br />
und wusste einfach nicht, welche Straße<br />
ich nehmen sollte, während um mich herum scheinbar<br />
alle gut gelaunt und fest entschlossen in schillern<strong>de</strong> Lebensentwürfe<br />
hineinbrausten.<br />
Abgemil<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> dieses permanente Ha<strong>de</strong>rn und<br />
Zau<strong>de</strong>rn nur durch <strong>de</strong>n Gedanken, dass das wahrscheinlich<br />
zum Erwachsenwer<strong>de</strong>n dazugehört wie ein psychischer<br />
Wachstumsschmerz. Wenn ich erst mal vierzig bin,<br />
so dachte ich, wer<strong>de</strong> ich so fest im Leben sitzen wie ein<br />
Harley-Fahrer auf seiner Maschine, die Zukunft wird<br />
dann vor mir liegen wie ein<br />
Highway, <strong>de</strong>r sich ruhig und<br />
übersichtlich bis zum silbern<br />
glitzern<strong>de</strong>n Horizont<br />
<strong>de</strong>s eige nen Lebensabends<br />
schlängelt.<br />
Von wegen. Es ist immer<br />
noch wie mit zwanzig, nur<br />
dass ich mittlerweile 22 Jahre<br />
älter bin. Statt auf einer<br />
Harley durchs Leben zu brausen, bud<strong>de</strong>l ich mich durch<br />
<strong>de</strong>n dunklen Tunnel namens Alltag und hab keinen blassen<br />
Schimmer, ob wenigstens die Richtung stimmt. Ha<strong>de</strong>rn<br />
ist gar kein Ausdruck. Großha<strong>de</strong>rn trifft es besser.<br />
Bin ich ein guter Vater? Sollten wir nicht vielleicht doch<br />
noch mal aus unserer Stadtwohnung ausbrechen und so<br />
kommunemäßig was ganz an<strong>de</strong>res versuchen? Und bei<br />
je<strong>de</strong>m Text die immer gleiche Frage, ob das jetzt halbwegs<br />
stimmig ist. Wenn man sehen könnte, wie viel in diesen<br />
paar Zeilen hier gelöscht, wie<strong>de</strong>r versucht, neu gelöscht,<br />
umgestellt wur<strong>de</strong> – das Ganze wür<strong>de</strong> aussehen wie eine<br />
dieser total zerkrakelten Beethoven-Partituren.<br />
Manchmal tröste ich mich mit <strong>de</strong>m Gedanken, dass all<br />
das zermürben<strong>de</strong> Gezweifel ja vielleicht ein Zeichen <strong>de</strong>r<br />
Reife ist. Wenn ich einem dieser monströsen Egobooster<br />
in Konferenzen, in <strong>de</strong>r Kantine o<strong>de</strong>r auf einer Party dabei<br />
zuhören muss, wie er wie<strong>de</strong>r mal alle Gespräche um sich<br />
herum zuplaniert mit <strong>de</strong>m eigenen neunmalklugen Gewäsch,<br />
<strong>de</strong>nk ich: Wahrscheinlich gar nicht so verkehrt, ab<br />
Von Alex rühle / TeXT<br />
Mach ich das<br />
Richtige?<br />
und an leise Zweifel am eigenen Daseinsentwurf zu hegen.<br />
Und man muss ja auch ein totalimprägnierter Depp<br />
sein, wenn man mit 42 nicht zuweilen <strong>de</strong>nkt: Ist es das?<br />
Wollte ich das wirklich so? Und verdammt, was war noch<br />
mal gleich <strong>de</strong>r Sinn <strong>de</strong>s Lebens? Den wollt ich doch eigentlich<br />
mal fin<strong>de</strong>n. Und jetzt fühlt es sich an, als hätte ich<br />
mich seit Jahren in irgendwelchen abseitigen Fußnoten<br />
verstrickt o<strong>de</strong>r die ISBN-Nummer auswendig gelernt,<br />
statt <strong>de</strong>n zentralen Text selbst zu studieren – <strong>de</strong>n einen<br />
Text, <strong>de</strong>r mir endlich die Richtung weist, <strong>de</strong>r direkt und<br />
auf erlösen<strong>de</strong> Art durch das Große Rätsel führt. Der<br />
sagt: So machst du es jetzt, Rühle, gimme five, so und<br />
nicht an<strong>de</strong>rs.<br />
Ab und zu hat man ja solche jähen Lebenserfüllungsmomente.<br />
Als ich am Tag nach meinem Abiturfest in einen<br />
Zug nach Südfrankreich stieg, um dort meinen Zivildienst<br />
abzuleisten, schaute ich stun<strong>de</strong>nlang zum Fenster<br />
raus und dachte nur: Genau.<br />
Alles haargenau richtig. Das<br />
Wort „Zeitfenster“ gab es<br />
damals noch nicht. Aber ich<br />
stand während dieser Fahrt<br />
stun<strong>de</strong>nlang an meinem eigenen<br />
Zeitfenster, schaute<br />
am Abend dabei zu, wie<br />
mein bisheriges Schülerleben<br />
in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
hinterm Brenner verschwand, schaute morgens, bei Sonnenaufgang,<br />
hinter Genua, in eine unbekannte, aber meeresblau<br />
glitzern<strong>de</strong> Zukunft und hatte die ganze Nacht<br />
über das Gefühl: Wow, das Leben.<br />
Das ist vielleicht <strong>de</strong>r Hauptunterschied zwischen zwanzig<br />
und 42: Mein Zeitfenster schien in solchen geglückten<br />
Momenten <strong>von</strong> München bis Nizza zu reichen. Da passten<br />
dann all die verschie<strong>de</strong>nen Möglichkeiten auch problemlos<br />
alle auf einmal ins eigene Zukunftspanorama. Werd<br />
ich halt schauspielern<strong>de</strong>r Entwicklungshelfer. O<strong>de</strong>r Germanist<br />
aufm Biobauernhof. Nee, genau, jetzt hab ich’s,<br />
schriftstellern<strong>de</strong>r Biobauer in Malawi. Aber eh man sich<br />
versieht, sind die Zeitfenster, durch die man noch krabbeln<br />
könnte, wie<strong>de</strong>r ein Stück kleiner gewor<strong>de</strong>n. Jetzt<br />
kann man sich natürlich sagen: Der ausgewan<strong>de</strong>rte Demeter-Autor<br />
im südlichen Afrika wür<strong>de</strong> sich sicher mit<br />
min<strong>de</strong>stens genauso großen Lebenszweifeln herumschlagen,<br />
wie es <strong>de</strong>r Journalist in München tut.<br />
An<strong>de</strong>rerseits: Weiß man’s?<br />
Impressum jetzt Schule & Job eine Verlagsbeilage <strong>de</strong>r Süd<strong>de</strong>utschen Zeitung im September <strong>2011</strong><br />
Verlag: Süd<strong>de</strong>utsche Zeitung Gmbh, hultschiner Straße 8, 81677 München, Tel. 0 89 / 21 83 - 0 Chefredakteur: Kurt Kister Verantwortlich im sinne <strong>de</strong>s presserechts: Dirk <strong>von</strong> Gehlen<br />
redaktion: Peter Wagner Art Director: Joanna Swistowski schlussredaktion: Isol<strong>de</strong> Durchholz Anzeigen (verantwortlich): Jürgen Maukner<br />
Kontakt: Tel. 0 89 / 21 83 - 82 73, stellen-anzeigen@<strong>sued<strong>de</strong>utsche</strong>.<strong>de</strong> Anzeigenpreise unter http://mediadaten.<strong>sued<strong>de</strong>utsche</strong>.<strong>de</strong>/son<strong>de</strong>rthemen/jetzt_schulejob_unijob<br />
repro: compumedia Gmbh, elsenheimerstraße 59, 80687 München Druck: Firmengruppe APPl, PRINT.Forum Druck Gmbh, Neulandstraße 40, 74889 Sinsheim<br />
Der Verlag übernimmt für unverlangt eingesandte unterlagen keine haftung. Das Papier <strong>de</strong>s Magazins jetzt Schule & Job wird aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff hergestellt. bei Nichterscheinen<br />
durch höhere Gewalt o<strong>de</strong>r Streik kein entschädigungsanspruch. eine Verwertung <strong>de</strong>r urheberrechtlich geschützten Zeitschrift und aller in ihr enthaltenen beiträge und Abbildungen, insbeson<strong>de</strong>re<br />
durch Vervielfältigung o<strong>de</strong>r Verbreitung, ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung <strong>de</strong>s Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus <strong>de</strong>m urheberrechtsgesetz nichts an<strong>de</strong>res ergibt.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re ist eine einspeicherung o<strong>de</strong>r Verarbeitung <strong>de</strong>r auch in elektronischer Form vertriebenen Zeitschrift in Datensystemen ohne Zustimmung <strong>de</strong>s Verlages unzulässig.<br />
Veröffentlichung gemäß Art. 8 Abs. 3 Bayerisches pressegesetz: Alleinige Gesellschafterin <strong>de</strong>r Süd<strong>de</strong>utsche Zeitung Gmbh ist die Süd<strong>de</strong>utscher Verlag Gmbh, München. An dieser sind beteiligt:<br />
Südwest<strong>de</strong>utsche Medien holding Gmbh, Stuttgart: 81,25 %; SV Friedmann holding Gmbh, Grünwald: 18,75 %.<br />
54 jetzt Schule & Job Nr. 04/11
Ausbildungsstandorte:<br />
München<br />
Dingolfing<br />
Berlin<br />
Landshut<br />
Regensburg<br />
Leipzig<br />
Eisenach<br />
Daumen hoch auf:<br />
facebook.com/<br />
bmwkarriere<br />
Wo Lernen optimale Perspektiven bietet.<br />
Karriere bei <strong>de</strong>r BMW Group.<br />
So kann die Zukunft kommen! Ob Du eine Berufsausbildung starten möchtest o<strong>de</strong>r ein<br />
Studium anstrebst: die BMW Group ist Dein zuverlässiger Partner, wo immer Du hinwillst.<br />
Zweigleisig statt eindimensional:<br />
Berufsausbildung + Fachabitur.<br />
Eine gute Wahl. Fin<strong>de</strong>t auch Simone Frank, die ihren<br />
Traumberuf lernt und das Fachabitur erwirbt (DBFH-<br />
Programm). Was Du dafür brauchst, sind ein mittlerer<br />
Schul abschluss und Lust, Teil <strong>de</strong>s Erfolgs zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei <strong>de</strong>r BMW Group setzen wir außer<strong>de</strong>m auf TaLEnt<br />
(„Talentorientiertes Lernen und Entwickeln“), eine<br />
neue, einzig artige Form <strong>de</strong>r Ausbildung, die sich<br />
nach Deinen individuellen Talenten und Stärken<br />
richtet. Dabei dient das erste Ausbildungsjahr <strong>de</strong>r<br />
Orientierung und ermöglicht Dir Einblicke in an<strong>de</strong>re<br />
Ausbildungsgänge. Wenn Du dabei aufgrund<br />
Deiner Stärken und Talente eine Alternative für Dich<br />
ent<strong>de</strong>ckt hast, legen wir gemeinsam <strong>de</strong>n neuen<br />
Ausbildungsberuf fest und Du machst Deinen<br />
Abschluss in diesem Ausbildungsgang.<br />
BMW Group<br />
Simone Frank<br />
und Max<br />
Korehnke sind<br />
Teil unseres<br />
Erfolgs.<br />
Einsteigen. Anschnallen. Durchstarten.<br />
Unser Bachelorprogramm.<br />
Du hast bald Dein (Fach-)Abitur in <strong>de</strong>r Tasche<br />
und planst ein Studium? Dann mach es wie Max<br />
Korehnke, <strong>de</strong>r auf das perfekte Zusammenspiel<br />
aus Theorie und Praxis setzt.<br />
Unser SpeedUp-Programm bringt Dich in<br />
Best zeit zum Bachelor. Finanzielle Unter stützung<br />
und ein internationaler Einsatz sind nur ein Teil<br />
<strong>de</strong>r tollen Extras.<br />
Mögliche Studiengänge:<br />
• Elektro- und Informationstechnik<br />
(HS Deggendorf)<br />
• Mechatronik/Elektrotechnik<br />
(HS Esslingen)<br />
• Fahrzeuginformatik<br />
(HS Ingolstadt)<br />
Weitere Informationen zu <strong>de</strong>n Ausbildungsberufen und -standorten sowie die Möglichkeit zur Online-<br />
Bewerbung fin<strong>de</strong>st Du unter: www.bmwgroup.com/ausbildung bzw. www.bmwgroup.com/speedup
Ausbildungsstandorte:<br />
München<br />
Dingolfing<br />
Berlin<br />
Landshut<br />
Regensburg<br />
Leipzig<br />
Eisenach<br />
Daumen hoch auf:<br />
facebook.com/<br />
bmwkarriere<br />
Wo Lernen optimale Perspektiven bietet.<br />
Karriere bei <strong>de</strong>r BMW Group.<br />
So kann die Zukunft kommen! Ob Du eine Berufsausbildung starten möchtest o<strong>de</strong>r ein<br />
Studium anstrebst: die BMW Group ist Dein zuverlässiger Partner, wo immer Du hinwillst.<br />
Zweigleisig statt eindimensional:<br />
Berufsausbildung + Fachabitur.<br />
Eine gute Wahl. Fin<strong>de</strong>t auch Simone Frank, die ihren<br />
Traumberuf lernt und das Fachabitur erwirbt (DBFH-<br />
Programm). Was Du dafür brauchst, sind ein mittlerer<br />
Schul abschluss und Lust, Teil <strong>de</strong>s Erfolgs zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei <strong>de</strong>r BMW Group setzen wir außer<strong>de</strong>m auf TaLEnt<br />
(„Talentorientiertes Lernen und Entwickeln“), eine<br />
neue, einzig artige Form <strong>de</strong>r Ausbildung, die sich<br />
nach Deinen individuellen Talenten und Stärken<br />
richtet. Dabei dient das erste Ausbildungsjahr <strong>de</strong>r<br />
Orientierung und ermöglicht Dir Einblicke in an<strong>de</strong>re<br />
Ausbildungsgänge. Wenn Du dabei aufgrund<br />
Deiner Stärken und Talente eine Alternative für Dich<br />
ent<strong>de</strong>ckt hast, legen wir gemeinsam <strong>de</strong>n neuen<br />
Ausbildungsberuf fest und Du machst Deinen<br />
Abschluss in diesem Ausbildungsgang.<br />
BMW Group<br />
Simone Frank<br />
und Max<br />
Korehnke sind<br />
Teil unseres<br />
Erfolgs.<br />
Einsteigen. Anschnallen. Durchstarten.<br />
Unser Bachelorprogramm.<br />
Du hast bald Dein (Fach-)Abitur in <strong>de</strong>r Tasche<br />
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Korehnke, <strong>de</strong>r auf das perfekte Zusammenspiel<br />
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und ein internationaler Einsatz sind nur ein Teil<br />
<strong>de</strong>r tollen Extras.<br />
Mögliche Studiengänge:<br />
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(HS Deggendorf)<br />
• Mechatronik/Elektrotechnik<br />
(HS Esslingen)<br />
• Fahrzeuginformatik<br />
(HS Ingolstadt)<br />
Weitere Informationen zu <strong>de</strong>n Ausbildungsberufen und -standorten sowie die Möglichkeit zur Online-<br />
Bewerbung fin<strong>de</strong>st Du unter: www.bmwgroup.com/ausbildung bzw. www.bmwgroup.com/speedup