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MTI-Heft 20 1003 - bei Bombastus-Ges.de

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Vorstand und Verwaltungsrat<br />

<strong>de</strong>r Deutschen <strong>Bombastus</strong>-<strong>Ges</strong>ellschaft<br />

Günter Ickert<br />

Gunhild Pörksen<br />

Jutta Berger<br />

Siegfried Wollgast<br />

Horst Pfefferl<br />

Werner Lauterbach<br />

INHALT<br />

Editorial<br />

In memoriam Karl Sudhoff<br />

Aus <strong>de</strong>r Ar<strong>bei</strong>t <strong>de</strong>r <strong>Ges</strong>ellschaft<br />

Bericht von <strong>de</strong>r Wahlversammlung<br />

Ar<strong>bei</strong>t mit <strong>de</strong>r Jugend – das BeLL-Projekt<br />

Öffentliche Bildungsveranstaltung zu<br />

Valentin Weigel<br />

Veranstaltungskalen<strong>de</strong>r<br />

Einige Aspekte zur Dialektik von Makrokosmos<br />

und Mikrokosmos in Philosophie und<br />

Ethik <strong>de</strong>s Paracelsus. Paracelsisches Magieverständnis.<br />

Deutungsversuche<br />

Die Sehnsucht nach <strong>de</strong>r Seele –<br />

Paracelsus und die Elementargeister<br />

Paracelsus' irdische und unterirdische Welt.<br />

Zur I<strong>de</strong>engeschichte seiner Naturphilosophie<br />

und ihren Beziehungen zur Sozialethik.<br />

Gedanken zu Valentin Weigel –<br />

an <strong>de</strong>r Nachbildung seines Epitaphs<br />

Zum Stand <strong>de</strong>r neuen Valentin-Weigel-<br />

Ausgabe<br />

Bombast von Hohenheim unterwegs<br />

im sächsisch-böhmischen Erzgebirge<br />

Manuskripte – Thesen – Informationen<br />

Sachregister <strong>de</strong>r <strong>Heft</strong>e 1-<strong>20</strong><br />

2<br />

3<br />

4<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

17<br />

31<br />

53<br />

63<br />

65<br />

73<br />

1


»Gnothi seauton« – Erkenne dich selbst! Dieser Auftrag begegnete <strong>de</strong>n Ratsuchen<strong>de</strong>n<br />

<strong>bei</strong>m Orakel von Delphi, er ist <strong>de</strong>r Titel einer <strong>de</strong>r wichtigsten Schriften Valentin Weigels<br />

und er gilt für je<strong>de</strong>n Einzelnen bis heute. Je tiefer Medizin, Chemie und Biologie die<br />

Strukturen und Wirkmechanismen <strong>de</strong>s Körpers erforschen, umso bewun<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r stehen<br />

wir vor <strong>de</strong>m Mysterium »Mensch«. Und doch ist <strong>de</strong>r Körper nur Außenseite, um mit<br />

Platon zu sprechen: Abbild einer I<strong>de</strong>e. Er spiegelt Inneres, Seelisches, Wesentliches. Wie<br />

oft körperliche von psychischer Befindlichkeit geprägt wird, ist allgemein bekannt. Bei<strong>de</strong>s<br />

wirkt im Mikrokosmos »Mensch« zusammen und <strong>bei</strong><strong>de</strong>s entspringt einem Schöpferwillen.<br />

Und so wie wir staunend vor <strong>de</strong>r Ordnung und Sinnhaftigkeit <strong>de</strong>s menschlichen<br />

Körpers stehen, müssen wir auch verwun<strong>de</strong>rt sein Wesen betrachten und erforschen.<br />

Genau hier greift <strong>de</strong>r Auftrag zur Selbsterkenntnis.<br />

Wenn also in <strong>de</strong>r äußeren Natur zielgerichtete Entwicklung und Erhaltung zu erkennen<br />

sind, muss das auch für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>s Seelischen gelten. Goethe lässt im Prolog<br />

im Himmel <strong>de</strong>n Herrn über Faust sagen:<br />

»Wenn er mir jetzt auch nur verworren dient,<br />

So werd’ ich ihn bald in die Klarheit führen.<br />

Weiß doch <strong>de</strong>r Gärtner, wenn das Bäumchen grünt,<br />

Daß Blüt’ und Frucht die künft’gen Jahre zieren.« 1<br />

Die Bibel fasst dieses Ziel in die Worte: »Ich bin <strong>de</strong>r Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand<br />

kommt zum Vater <strong>de</strong>nn durch mich.« (Joh.14,6). Zum Vater kommen ist kein Ort, son<strong>de</strong>rn<br />

eine Qualität, es ist die Perspektive von Selbstbestimmung und schöpferischer<br />

Kraftentfaltung im Prinzip <strong>de</strong>s Guten, es ist nichts an<strong>de</strong>res als magisches Han<strong>de</strong>ln.<br />

Dieses Thema vertieft Günter Ickert in seinem Beitrag.<br />

Die Bibel zeigt aber zugleich <strong>de</strong>n Weg auf: Nachfolge Christi, in<strong>de</strong>m je<strong>de</strong>r seine<br />

Gaben »nicht ihm selber, son<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>rn als sich selbst« 2 zum Nutzen einsetzt, also tätige<br />

Nächstenliebe übt. Materieller Gewinn wird sich auf diesem Weg selten einstellen, da er<br />

auch gar nicht beabsichtigt ist. Umso fester muss <strong>de</strong>r innere Wille bzw. Glaube sein, um<br />

<strong>de</strong>n vielfältigen Angeboten und Verlockungen zu wi<strong>de</strong>rstehen. Innerer Reichtum und<br />

Erkenntnis, ja Glückseligkeit sind <strong>de</strong>r verheißene Lohn!<br />

Mit <strong>de</strong>r Seele liegt in je<strong>de</strong>m Menschen die Potenz zum Auffin<strong>de</strong>n dieses verlocken<strong>de</strong>n<br />

Weges. Daraus erklärt sich auch die Sehnsucht <strong>de</strong>r paracelsischen Elementargeister nach<br />

eben jener Seele, nach Entwicklung, nach Christuszentrierung, nach Erlösung, wie es <strong>de</strong>r<br />

Beitrag von Gunhild Pörksen darstellt.<br />

Ausgestaltung erfährt <strong>de</strong>r Weg durch <strong>de</strong>n Willen, also <strong>de</strong>n Geist. Man könnte sagen:<br />

Die Seele als das von Gott stammen<strong>de</strong> Leben im nach göttlichen <strong>Ges</strong>etzen in <strong>de</strong>r Evolution<br />

entwickelten Körper wird durch die Betätigung <strong>de</strong>s Geistes gea<strong>de</strong>lt.<br />

Genau hier setzen alle ethischen Überlegungen und Appelle an: Weil Gott <strong>de</strong>m Menschen<br />

die Freiheit ließ zur eigenen Entscheidung für Gut o<strong>de</strong>r Böse, gibt es nämlich<br />

auch <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Weg – ohne Christus, ohne Orientierung auf die Liebe. Wer<strong>de</strong>n Geld<br />

und Macht zum Ziel, versinkt <strong>de</strong>r Mensch in Selbstsucht und Hass und wird allen an<strong>de</strong>ren<br />

zum Fluch. Die globale wirtschaftliche und politische Entwicklung auf unserem Planeten<br />

ist beängstigen<strong>de</strong>r Beleg dafür und quasi wissenschaftlicher Beweis für die Untauglichkeit<br />

dieses Ziels.<br />

Der objektive Beweis für die Tragfähigkeit <strong>de</strong>s christlichen Weges ist an<strong>de</strong>rerseits wohl<br />

kaum zu erbringen, wenngleich Lebensweisheiten vielfältiges Zeugnis davon geben. Sie<br />

kann nur subjektiv erfahren wer<strong>de</strong>n. Der Begriff dafür ist Glaube. Es ist <strong>de</strong>r innere Wille,<br />

2<br />

EDITORIAL


dass nur die Nächstenorientierung <strong>de</strong>n Weg zum wahren Glück öffnet, und es ist ein Weg,<br />

selbst die Problemberge dieser Welt hinweg zu versetzen.<br />

Dieses lieben<strong>de</strong> Wollen ist es, was <strong>de</strong>r Hohenheimer in seinen Schriften <strong>de</strong>m Leser als<br />

seine Erkenntnis vom Menschen immer wie<strong>de</strong>r zuruft.<br />

Wir ge<strong>de</strong>nken in diesem Jahr <strong>de</strong>s 150. Geburtstages <strong>de</strong>s Arztes und Medizinhistorikers<br />

Geheimrat Prof. Dr. Karl Sudhoff.<br />

Karl Friedrich Jakob Sudhoff grün<strong>de</strong>te 1906 in Leipzig das erste <strong>de</strong>utsche Institut für<br />

Medizingeschichte, das heute seinen Namen trägt. Er veröffentlichte eine Vielzahl von<br />

medizinhistorischen Ar<strong>bei</strong>ten und Monographien. Sudhoff grün<strong>de</strong>te 1901 die »Deutsche<br />

<strong>Ges</strong>ellschaft für <strong>Ges</strong>chichte <strong>de</strong>r Medizin und <strong>de</strong>r Naturwissenschaften« und gab <strong>de</strong>ren<br />

»Mitteilungen« heraus. Er begrün<strong>de</strong>te 1907 die Schriftenreihe »Archiv für <strong>Ges</strong>chichte <strong>de</strong>r<br />

Medizin« und 1910 »Klassiker <strong>de</strong>r Medizin«. 1929 gehörte Karl Sudhoff zu <strong>de</strong>n Gründungsmitglie<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>r »Paracelsus-<strong>Ges</strong>ellschaft« und übernahm gemeinsam mit Prof. Dr.<br />

Franz Strunz das Ehrenpräsidium.<br />

Beson<strong>de</strong>re Verdienste erwarb sich Karl Sudhoff mit <strong>de</strong>r zwischen 1922 und 1933 erfolgten<br />

Herausgabe <strong>de</strong>r Werke Paracelsi in 14 Bän<strong>de</strong>n. Verschie<strong>de</strong>ne Persönlichkeiten<br />

haben sich um Ausgaben <strong>de</strong>r paracelsischen Werke bemüht: Johannes Huser (1589-1591),<br />

Dr. phil. Wilhelm Matthießen (1923), Dr. Bernhard Aschner (1926-1932), Hans Kayser<br />

(1924) und Prof. Dr. Kurt Goldammer (1955, unvollen<strong>de</strong>t). Die Be<strong>de</strong>utung Karl Sudhoffs<br />

ist unbestritten.<br />

Noch kurz vor seinem To<strong>de</strong> erschien in <strong>de</strong>r »Münchener medizinischen Wochenschrift«<br />

(1936, Nr. 2, S. 62) eine größere Abhandlung Sudhoffs über die Titelbil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Hohenheimers in seiner Paracelsus-Ausgabe. Beziehungen zu Dres<strong>de</strong>n hatte Karl Sudhoff<br />

insofern, als er Mitar<strong>bei</strong>ter Karl August Lingners (1861-1916) <strong>bei</strong> <strong>de</strong>r Konzipierung<br />

<strong>de</strong>r Internationalen Hygiene-Ausstellung 1911 in Dres<strong>de</strong>n war (mündliche Information:<br />

Walter Büchi, Schweizer Journalist, Oktober 1993). Das Karl-Sudhoff-Institut <strong>de</strong>r Universität<br />

Leipzig wird ab September <strong>20</strong>03 mit einer Ausstellung <strong>de</strong>n namhaften Medizinhistoriker<br />

würdigen.<br />

Wir ge<strong>de</strong>nken in Dankbarkeit <strong>de</strong>s Engagements und Fleißes, <strong>de</strong>r bleiben<strong>de</strong>n Verdienste<br />

Karl Sudhoffs.<br />

1 Goethe: Faust I. Verse 308-311<br />

2 Paracelsus, 2. Abt. II/51<br />

IN MEMORIAM KARL SUDHOFF<br />

1853-1938<br />

ANMERKUNGEN (Seite 2)<br />

3


Liebe Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Deutschen <strong>Bombastus</strong>-<strong>Ges</strong>ellschaft, sehr geehrte Leserinnen und<br />

Leser <strong>de</strong>s Periodikums MANUSKRIPTE – THESEN – INFORMATIONEN!<br />

Nun liegt es vor: das <strong>20</strong>. <strong>Heft</strong> unseres Periodikums im zwölften Jahr <strong>de</strong>s Bestehens <strong>de</strong>r<br />

Deutschen <strong>Bombastus</strong>-<strong>Ges</strong>ellschaft! Mit <strong>de</strong>r Veröffentlichung <strong>de</strong>r zahlreichen Vorträge<br />

<strong>de</strong>r Symposien und Vortragsveranstaltungen mit <strong>de</strong>m URANIA-Vortragszentrum hat<br />

sich unsere Schriftenreihe national und international etabliert, was vor allem Ihrem Interesse<br />

und Ihrer Unterstützung, verehrte Leserinnen und Leser, zu danken ist. Da die<br />

Suche nach bestimmten Artikeln mit zunehmen<strong>de</strong>r <strong>Heft</strong>anzahl immer schwieriger wird,<br />

erhalten Sie – gewissermaßen als kleines Jubiläumsgeschenk – in diesem <strong>Heft</strong> ein Register<br />

mit wichtigen Begriffen aus allen <strong>Heft</strong>en. Möge es Ihnen ein Instrument sein zum<br />

immer tieferen Eindringen in die ganzheitliche Gedankenwelt <strong>de</strong>s Theophrastus Bombast<br />

von Hohenheim, genannt Paracelsus.<br />

4<br />

AUS DER ARBEIT DER GESELLSCHAFT<br />

WAHLVERSAMMLUNG<br />

Am 22. März dieses Jahres fand die Wahlversammlung <strong>de</strong>r Deutschen <strong>Bombastus</strong>-<strong>Ges</strong>ellschaft<br />

e. V. statt. In seinem Rechenschaftsbericht betonte <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r <strong>Ges</strong>ellschaft,<br />

Herr Prof. Meyer, einleitend die nach wie vor bestehen<strong>de</strong> Notwendigkeit <strong>de</strong>r<br />

ganzheitlichen Sicht auf <strong>de</strong>n Hohenheimer als Arzt, Naturphilosoph, Laientheologe und<br />

Sozialethiker.<br />

In einem Rückblick würdigte <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> die Leistungen <strong>de</strong>r bisherigen Vorstän<strong>de</strong>,<br />

die immer eine kontinuierliche und ge<strong>de</strong>ihliche Ar<strong>bei</strong>t in Freundschaft gewährleistet<br />

hätten.<br />

Weitere Schwerpunkte <strong>de</strong>s umfangreichen Rechenschaftsberichts waren <strong>de</strong>r Aufruf an<br />

alle, aktiv <strong>bei</strong> <strong>de</strong>r Werbung junger Mitglie<strong>de</strong>r mitzuwirken, die Betreuung wissenschaftlicher<br />

Schülerar<strong>bei</strong>ten im Rahmen <strong>de</strong>r Beson<strong>de</strong>ren Lernleistung, die Vortragsaktivitäten,<br />

<strong>de</strong>r Stand <strong>de</strong>s Forschungsprojekts, die Organisation von Bildungsreisen sowie <strong>de</strong>r Kontakt<br />

zu an<strong>de</strong>ren wissenschaftlichen <strong>Ges</strong>ellschaften. Herr Prof. Meyer dankte allen Spen<strong>de</strong>rn<br />

aufs herzlichste und hob die große Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Spen<strong>de</strong>n auch für die zukünftige<br />

Ar<strong>bei</strong>t <strong>de</strong>r <strong>Ges</strong>ellschaft beson<strong>de</strong>rs hervor.<br />

Es folgten die Rechenschaftsberichte <strong>de</strong>r Schatzmeisterin und <strong>de</strong>r Revisionskommission.<br />

Der Vorstand wur<strong>de</strong> einstimmig entlastet.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Debatte stellten die fünf Schülerinnen und Schüler <strong>de</strong>s Manfred-von-<br />

Ar<strong>de</strong>nne-Gymnasiums Freital-Zauckero<strong>de</strong> ihre im Auftrag <strong>de</strong>r <strong>Ges</strong>ellschaft von Herrn<br />

Dr. Liebscher und Herrn Ickert betreuten Ar<strong>bei</strong>ten im Rahmen <strong>de</strong>r Beson<strong>de</strong>ren Lernleistung<br />

vor. Sie überzeugten durch ihre souverän vorgetragenen konzentrierten Beiträge<br />

zum Thema »Phytotherapie – Heilen mit Pflanzen« und durften sich über herzlichen<br />

Applaus freuen. Die Abiturienten erhalten als Anerkennung ihrer Leistungen eine dreijährige<br />

kostenfreie Mitgliedschaft in unserer <strong>Ges</strong>ellschaft. Frau Ullmann als betreuen<strong>de</strong>r<br />

Lehrerin wur<strong>de</strong> ebenfalls herzlich gedankt.<br />

Es folgte die Wahl von Vorstand und Verwaltungsrat sowie Revisionskommission. Alle<br />

Kandidaten wur<strong>de</strong>n mit 225 Ja-Stimmen einstimmig gewählt:<br />

Für die Revisionskommission: Frau Heidrun Paulick, Frau Anke Herrmann und Frau Carola<br />

Solf.


Für <strong>de</strong>n Vorstand: Herr Prof. Dr. Bernd Meyer, Herr Dipl.-Ing. Hans Vogt und Frau<br />

Martina Lippmann.<br />

Für <strong>de</strong>n Verwaltungsrat: Herr Dr. Michael Liebscher, Herr Dipl.-Graph. Matthias<br />

Kummer, Frau Dipl.-Stom. Brigitte Grätz und Herr Volker Haubold.<br />

Als bisherige Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Verwaltungsrates wur<strong>de</strong>n Herr Günter Ickert und Herr<br />

Albrecht Ehnert von Herrn Prof. Meyer mit herzlichen Worten verabschie<strong>de</strong>t. Die herausragen<strong>de</strong><br />

Leistung <strong>bei</strong><strong>de</strong>r <strong>bei</strong> Aufbau und inhaltlicher wie formaler Ausgestaltung <strong>de</strong>r<br />

<strong>Ges</strong>ellschaft wur<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>rs gewürdigt.<br />

Herr Albrecht Ehnert wird zum Ehrenmitglied und Herr Günter Ickert zum Ehrenvorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Deutschen <strong>Bombastus</strong>-<strong>Ges</strong>ellschaft ernannt.<br />

ARBEIT MIT DER JUGEND – DAS BeLL-PROJEKT<br />

Im Januar <strong>20</strong>03 wur<strong>de</strong>n nach 16-monatiger Ar<strong>bei</strong>t die im Rahmen <strong>de</strong>r Beson<strong>de</strong>ren Lernleistung<br />

(BeLL) am Manfred-von-Ar<strong>de</strong>nne-Gymnasium Freital-Zauckero<strong>de</strong> angefertigten<br />

Ar<strong>bei</strong>ten zur Begutachtung eingereicht und im Mai erfolgreich verteidigt. Katja Eberhardt,<br />

Angela Barth, Christin Neuber, Christoph Hänsel und Albrecht Peters ar<strong>bei</strong>teten<br />

zum Thema »Phytotherapie – Heilen mit Pflanzen«, welches unterglie<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> in die<br />

Teilbereiche »Heilpflanzen unter morphologischer, physiologischer und ökologischer Betrachtung«,<br />

»Wirkstoffe auf biochemischer und energetischer Ebene«, »Technische Gewinnung<br />

von Pflanzenwirkstoffen« und »Wirkungsweise, Anwendung und Akzeptanz<br />

von Heilpflanzen«. Anhand eines Themas, welches sowohl für <strong>de</strong>n einzelnen Menschen<br />

wie auch die <strong>Ges</strong>ellschaft von zunehmen<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung ist – <strong>de</strong>r <strong>Ges</strong>undheit – wur<strong>de</strong>n<br />

die Abiturienten an wissenschaftliches Ar<strong>bei</strong>ten herangeführt. Gemeinsam wur<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Planung und Organisation, <strong>de</strong>s Quellenstudiums und <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschrift erar<strong>bei</strong>tet.<br />

Mit hoher Eigeninitiative und Begeisterung ging man zu Werke und kam zu bemerkenswerten<br />

Ergebnissen.<br />

Katja Eberhardt fertigte ein Heilpflanzen-Herbarium in exzellenter Qualität an und ergänzte<br />

dieses durch sehenswerte mikroskopische Aufnahmen von Pflanzenteilen. In<br />

ihrer Ar<strong>bei</strong>t verweist sie auf die Zusammenhänge von Standortbedingungen und Wirkstoffgehalt<br />

<strong>bei</strong> <strong>de</strong>n in schier unerschöpflicher Menge vorhan<strong>de</strong>nen Heilpflanzen. Sie<br />

mahnt weiterführen<strong>de</strong> Untersuchungen an zu Wirkungsunterschie<strong>de</strong>n von Pflanzen aus<br />

traditionellem und biologischem Anbau. Christoph Hänsel führt mit <strong>de</strong>r chemischen<br />

Untersuchung <strong>de</strong>r Inhaltsstoffe die Ar<strong>bei</strong>t im molekularen Bereich fort. Mit wissenschaftlicher<br />

Akribie stellt er die Wirkungsweise wichtiger chemischer Substanzen <strong>de</strong>r<br />

Pflanzen systematisch dar. Er stellt fest, dass man wohl einzelnen Substanzen bestimmte<br />

Wirkungen zuschreiben kann, dass an<strong>de</strong>rerseits aber oft eigenständige Wirkungen durch<br />

Wirkstoffkompositionen erreicht wer<strong>de</strong>n, die sich aus <strong>de</strong>n Einzelsubstanzen nicht erklären<br />

lassen. Das führt <strong>de</strong>n Verfasser zu <strong>de</strong>r Hypothese, dass bestimmte Stoffe nur Träger<br />

von Heilinformationen sind, dass Heilkräfte also Elemente einer energetischen Wirklichkeitsebene<br />

sind. Diesen Erklärungsansatz betrachtet er als <strong>de</strong>r Ganzheitlichkeit <strong>de</strong>s<br />

Menschen angemessen. Beson<strong>de</strong>rs bemerkenswert ist hier das Suchen nach Erklärungen<br />

in einem Bereich, <strong>de</strong>n die traditionelle Wissenschaft weitgehend mei<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r aber auch<br />

im Sinne <strong>de</strong>s paracelsischen Weltbil<strong>de</strong>s Erklärungen liefert.<br />

Albrecht Peters betrachtet verschie<strong>de</strong>ne Gewinnungsmetho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Wirkstoffe. Auch er<br />

bleibt nicht auf <strong>de</strong>r rein stofflichen Ebene stehen, son<strong>de</strong>rn erklärt die Gewinnung von<br />

Heilkräften <strong>bei</strong> homöopathischen Arzneimitteln. Angela Barth und Christin Neuber be-<br />

5


ar<strong>bei</strong>ten im letzten Teil neben <strong>de</strong>r Wirkungsweise ausgewählter Wirkstoffe beson<strong>de</strong>rs die<br />

unterschiedlichen Ansätze von Schulmedizin und Naturheilverfahren, darunter auch paracelsische<br />

Ansätze. Sie betonen, dass <strong>Ges</strong>undheit bereits <strong>bei</strong> <strong>de</strong>r geeigneten Nahrung<br />

und <strong>de</strong>r richtigen Lebensweise beginnt und vertreten damit eine in <strong>de</strong>r Tradition Paracelsi<br />

stehen<strong>de</strong> <strong>Ges</strong>undheitsauffassung. Befragungen von 211 Schülern und 42 Lehrern zu<br />

Wissen über und zur Akzeptanz von Pflanzenheilmitteln run<strong>de</strong>n die Ar<strong>bei</strong>t ab und spiegeln<br />

ein steigen<strong>de</strong>s Interesse, aber auch einen dringen<strong>de</strong>n Informationsbedarf zu diesem<br />

Thema wi<strong>de</strong>r.<br />

Zusammenfassend darf eingeschätzt wer<strong>de</strong>n, dass die Abiturienten nicht nur das Anfertigen<br />

einer Fachar<strong>bei</strong>t gelernt und ihren Abiturdurchschnitt positiv beeinflusst haben,<br />

son<strong>de</strong>rn dass sie wesentliche Einblicke in das Wirken <strong>de</strong>r Natur und die Einbindung <strong>de</strong>s<br />

Menschen in diese erhalten haben und erkennen konnten, dass <strong>Ges</strong>undheit etwas mit<br />

Liebe zu tun hat.<br />

Die Ar<strong>bei</strong>ten wur<strong>de</strong>n als Beitrag zum <strong>de</strong>utschlandweiten Focus-Wettbewerb eingereicht<br />

und errangen dort eine Platzierung unter <strong>de</strong>n besten 10 von insgesamt 60 Beiträgen.<br />

Interessenten können die Ar<strong>bei</strong>ten über die <strong>Ges</strong>chäftsstelle zur Ansicht erhalten.<br />

6<br />

ÖFFENTLICHE BILDUNGSVERANSTALTUNG<br />

am 17. Mai <strong>20</strong>03 in Zschopau »Auf <strong>de</strong>n Spuren Valentin Weigels«<br />

Diese Veranstaltung brachte Schätze zutage, die in Form von Büchern, Drucken und Anschauungsmaterial,<br />

in Form von historischer Bausubstanz, aber auch in Form von jahrhun<strong>de</strong>rtealten<br />

und bis heute höchst aktuellen und wertvollen Gedanken im Zusammenhang<br />

mit Valentin Weigel in Zschopau zu ent<strong>de</strong>cken sind.<br />

Nach <strong>de</strong>n Begrüßungen durch <strong>de</strong>n Oberbürgermeister <strong>de</strong>r Stadt, Herrn Baumann, sowie<br />

<strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Deutschen <strong>Bombastus</strong>-<strong>Ges</strong>ellschaft, Herrn Prof. Dr. Meyer, in <strong>de</strong>r<br />

blau-weißen Stube von Schloss Wil<strong>de</strong>ck gab Herr Prof. Wollgast aus Dres<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

St. Martinskirche, <strong>de</strong>r ehemaligen Wirkungsstätte <strong>de</strong>s weit über Deutschland hinaus<br />

bekannten Theologen und Philosophen, vor <strong>de</strong>r Nachbildung <strong>de</strong>r Grabplatte Valentin<br />

Weigels (1533-1588) einen sehr informativen Einblick in <strong>de</strong>ssen Leben und Auffassungen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs wur<strong>de</strong> seine für damalige Verhältnisse außergewöhnliche Toleranz hervorgehoben<br />

wie auch die an Paracelsus geschulten Auffassungen zum Menschen und zur Kirche.<br />

Herr von Strauch, Kantor i. R., umrahmte nicht nur diesen Teil mit Orgelmusik Johann<br />

Sebastian Bachs, er erläuterte auch das Bild vom barmherzigen Samariter, in <strong>de</strong>m<br />

sich Weigel’sche Positionen fin<strong>de</strong>n lassen.<br />

Am Nachmittag hielt er <strong>de</strong>n Hauptvortrag zu <strong>de</strong>m Thema »Das Reich Gottes in dir – <strong>de</strong>r<br />

Zschopauer Pfarrer und Philosoph Valentin Weigel. Eine Einführung«. Es gelang ihm,<br />

<strong>de</strong>n 45 anwesen<strong>de</strong>n Interessenten diese historische Persönlichkeit lebendig vor Augen zu<br />

führen. Auch hier sorgte einfühlsame Musik für die angemessene Stimmung.<br />

Beim Betrachten <strong>de</strong>r Ausstellung mit Exponaten aus <strong>de</strong>r Sammlung <strong>de</strong>s örtlichen Gymnasiums,<br />

die engagiert von Herrn Seifert vorgestellt wur<strong>de</strong>, informierten Herr Dr. Pfefferl<br />

aus Marburg, <strong>de</strong>r Herausgeber <strong>de</strong>r Weigel Edition, und Herr Prof. Wollgast über <strong>de</strong>n gegenwärtigen<br />

Forschungsstand.<br />

Nach <strong>de</strong>n Schlussworten stimmten alle Beteiligten überein, eine ebenso lehrreiche wie<br />

stimmungsvolle Veranstaltung erlebt zu haben.


Die Vorträge von Herrn Prof. Wollgast sowie Informationen von Herrn Dr. Pfefferl zur<br />

Weigel-Edition sind in diesem <strong>Heft</strong> abgedruckt.<br />

VERANSTALTUNGSKALENDER<br />

Mittwoch, 22. Oktober <strong>20</strong>03, 19.00 Uhr, Studiotheater im Kulturpalast Dres<strong>de</strong>n<br />

Vortrag Herr Dr. Ludwig Mühlberg, Liegau-Augustusbad<br />

»Die Be<strong>de</strong>utung von Paracelsus für die Chemie«<br />

Mittwoch, 26. November <strong>20</strong>03, 19.00 Uhr, Studiotheater im Kulturpalast Dres<strong>de</strong>n<br />

Vortrag Herr Dr. Rolf Meyer, Dres<strong>de</strong>n<br />

»Wie <strong>de</strong>r Alchimist <strong>de</strong>r Natur werket, also sollet ihr auch werken.«<br />

Sonnabend, <strong>20</strong>. März <strong>20</strong>04, 9.30 Uhr, Deutsches Hygiene-Museum Dres<strong>de</strong>n,<br />

Martha-Fraenkel-Saal<br />

Jahres-Mitglie<strong>de</strong>rversammlung <strong>20</strong>04<br />

Mittwoch, 14. April <strong>20</strong>04, 19.00 Uhr, Studiotheater im Kulturpalast Dres<strong>de</strong>n<br />

Vortrag Herr Dr. Werner Lauterbach, Freiberg<br />

»Paracelsus im sächsisch-böhmischen Erzgebirge«<br />

Vortrag Herr Dr. Stanislav Burachovič, Karlsbad<br />

»Böhmische Heilquellen im Bä<strong>de</strong>rwesen <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts«<br />

Sonnabend/Sonntag, 15./16. Mai <strong>20</strong>04<br />

Auf <strong>de</strong>n Spuren <strong>de</strong>s Paracelsus – Bildungsreise zum »Sauren Moos zu Eger«<br />

Interessenten wen<strong>de</strong>n sich bitte an die <strong>Ges</strong>chäftsstelle<br />

Mittwoch, 22. September <strong>20</strong>04, 19.00 Uhr, Studiotheater im Kulturpalast Dres<strong>de</strong>n<br />

Vortrag Herr Günter Ickert, Dres<strong>de</strong>n<br />

"drumb so ist das wort do, das dich lernen sol" (Paracelsus)<br />

Paracelsus zu Kraft und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Wortes<br />

Mittwoch, 10. November <strong>20</strong>04, 19.00 Uhr, Studiotheater im Kulturpalast Dres<strong>de</strong>n<br />

Vortrag N.N.<br />

27. - 29. Mai <strong>20</strong>05<br />

IV. DRESDNER SYMPOSIUM<br />

"Also wird <strong>de</strong>r mensch gesegnet, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r ar<strong>bei</strong>t lebt, und die ar<strong>bei</strong>t sein reichtumb ist."<br />

(Paracelsus 2/II/44)<br />

Vorstand und Verwaltungsrat<br />

<strong>de</strong>r<br />

Deutschen <strong>Bombastus</strong>-<strong>Ges</strong>ellschaft<br />

7


8<br />

1.<br />

Der Florentiner Arzt und Philosoph Marsilio<br />

Ficino (1433-1499) vertrat die Ansicht,<br />

dass es nur eine Wahrheit gäbe, die<br />

sich in mannigfachen Formen zu erkennen<br />

gibt, weil – so Ficino – sich das gesamte<br />

Sein in verschie<strong>de</strong>nen Stufen äußere. Die<br />

unterste Stufe <strong>de</strong>s Seins entspricht <strong>de</strong>r<br />

Vielheit <strong>de</strong>r Dinge und ihrer Verän<strong>de</strong>rlichkeit.<br />

Die oberste Stufe sei das Eine und<br />

Unverän<strong>de</strong>rliche, sei Gott. Zwischen diesen<br />

<strong>bei</strong><strong>de</strong>n Polen existierten Wechselbeziehungen.<br />

Paracelsus (1493-1541) griff diesen Gedanken<br />

auf und sprach von <strong>de</strong>n Wechselbeziehungen<br />

(<strong>de</strong>r Begriff »Dialektik« wird<br />

von ihm nicht verwen<strong>de</strong>t) zwischen Makrokosmos<br />

und Mikrokosmos. Seine diesbezüglichen<br />

Gedanken wirkten auf Jakob<br />

Böhme und Angelus Silesius, auf Friedrich<br />

Wilhelm Schelling und Friedrich Wilhelm<br />

Hegel.<br />

Wir Menschen <strong>de</strong>s <strong>20</strong>. Jahrhun<strong>de</strong>rts sind<br />

geprägt von <strong>de</strong>m Begriff »Naturwissenschaft«,<br />

<strong>de</strong>r »Natur« gleichsetzt mit einem<br />

Lebensraum bzw. <strong>de</strong>r organischen und anorganischen<br />

Welt. »Natur« ist <strong>bei</strong> Paracelsus<br />

ein einziges großes Ganzes; sie ist <strong>de</strong>r<br />

Makrokosmos, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Mikrokosmos,<br />

<strong>de</strong>m Menschen, eins ist; »Natur« ist »ein<br />

Prinzip, eine Wirkmacht« 6 . »Was wir heute<br />

›Natur‹ nennen, heißt vorwissenschaftlich<br />

›Schöpfung‹, ›Universum‹ und ›Kosmos‹.<br />

Damit ist unübersehbar die Beziehung zur<br />

Religion gegeben. Denn ›Natur‹ ist hier<br />

eine relative Größe, keine selbständige, die<br />

sich als ein Gegenüber zu Gott o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Menschen aufrichten ließe; sie ist im Ge-<br />

Günter Ickert<br />

EINIGE ASPEKTE ZUR DIALEKTIK VON MAKROKOSMOS UND<br />

MIKROKOSMOS IN PHILOSOPHIE UND ETHIK DES PARACELSUS<br />

- Paracelsisches Magieverständnis. Deutungsversuche -<br />

genteil <strong>de</strong>r Raum <strong>de</strong>r Schöpfung, in <strong>de</strong>m<br />

sich die ›Fußspuren‹ Gottes allenthalben<br />

fin<strong>de</strong>n und ... auf ihren Schöpfer hin aus<strong>de</strong>uten<br />

lassen" 7 .<br />

Unter <strong>de</strong>m Mikrokosmos versteht Paracelsus<br />

<strong>de</strong>n Menschen, <strong>de</strong>r in sich alle Weltkräfte<br />

vereinigt, ein getreues Spiegelbild <strong>de</strong>s<br />

Makrokosmos und daher eine Welt für sich<br />

sei. Der Mensch entstammt <strong>de</strong>m Makrokosmos,<br />

hat aber seine eigene Individualität.<br />

Makrokosmos und Mikrokosmos sind<br />

ihrem Wesen nach gleich, weil sie <strong>bei</strong><strong>de</strong><br />

aus einem Hauch Gottes entstan<strong>de</strong>n.<br />

Prof. Dr. Lucien Braun (Straßburg) hält<br />

die Entsprechung von Makrokosmos und<br />

Mikrokosmos für ein wirkliches, <strong>de</strong>n Menschen<br />

mit seinem Schöpfer – und umgekehrt<br />

– verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Band. Bei aller Individualität<br />

bedarf <strong>de</strong>r Mensch zu seiner<br />

Erhaltung <strong>de</strong>r Nahrung, die er aus Er<strong>de</strong><br />

und Himmel saugt. Paracelsus sagte: Der<br />

Mensch ernährt sich nicht allein von Brot<br />

(siehe Luk.4,4), son<strong>de</strong>rn auch von Bil<strong>de</strong>rn,<br />

Gedanken, von Gabe und Gna<strong>de</strong>. Für Paracelsus<br />

wird <strong>de</strong>r Mensch als Mikrokosmos<br />

durch die Wechselbeziehungen mit <strong>de</strong>m<br />

Makrokosmos zu einem Wesen mit kreativem<br />

Vermögen, das im Licht seines Schöpfers<br />

Sichtbares wie Unsichtbares vereinigt<br />

und zur IMAGINATION führt, zum bil<strong>de</strong>rlosen<br />

Sehen und <strong>de</strong>m davon abgeleiteten<br />

Wirken. Nur so könne <strong>de</strong>r Mensch mit<br />

seinem Schöpfer und im Sinne <strong>de</strong>s Schöpfers<br />

wirken. Dieses Wirken nennt Paracelsus<br />

MAGIE: »Die Magie ist die geheimste<br />

aller Künste und die größte Weisheit <strong>de</strong>r<br />

übernatürlichen Dinge auf Er<strong>de</strong>n... Daß<br />

Gott die Magie zuließ, ist ein Zeichen<br />

dafür, daß wir imstan<strong>de</strong> sind, sie zu ge-


auchen, und zeigt uns auch, wer wir<br />

sind. Treibt aber einer falsche Magie, so<br />

versucht er Gott. Dann wehe seiner<br />

Seele!« 8 . Wenn Paracelsus in <strong>de</strong>r Liebe <strong>de</strong>n<br />

Grund aller Arznei sah, so wird die Übereinstimmung<br />

mit Ficino erkennbar, <strong>de</strong>r<br />

formulierte: »Tota vis magicae in amore<br />

consistit« 9 , d.h. die ganze Kraft <strong>de</strong>r Magie<br />

grün<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r Liebe. Sie wer<strong>de</strong>n <strong>bei</strong> Jakob<br />

Böhme eine Fülle ähnlicher Aussagen kennen,<br />

z.B. in seiner Schrift »Von sechs mystischen<br />

Punkten« o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n »Drei Prinzipien<br />

göttlichen Wesens«.<br />

Zugegeben: In einer Zeit, da Naturwissenschaft<br />

und Technik menschliches Denken<br />

beherrschen, da <strong>de</strong>r Mensch <strong>de</strong>n<br />

Mond betrat und die Medizin faszinieren<strong>de</strong><br />

Reparaturen auszuführen vermag, ist man<br />

versucht, Ausführungen über Magie mit<br />

Skepsis zu betrachten, mit überlegenem<br />

Lächeln abzutun. Aber es ist die Frage erlaubt,<br />

ob neben Naturwissenschaft, Technik<br />

und Medizin nicht auch an<strong>de</strong>re Bereiche<br />

<strong>de</strong>n Menschen beeinflussen und<br />

motivieren können. Der griechische Philosoph<br />

Epiktet (50-138 n. Chr.) meinte, dass<br />

uns nicht die Dinge an sich beunruhigen,<br />

son<strong>de</strong>rn die Meinungen, die wir von <strong>de</strong>n<br />

Dingen haben. Ein Aspekt zur Dialektik<br />

von Makrokosmos und Mikrokosmos in<br />

Philosophie und Ethik <strong>de</strong>s Paracelsus ist<br />

die Magie, und <strong>de</strong>r Hohenheimer soll unsere<br />

»Unruhe«, unsere evtl. vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Berührungsängste gegenüber <strong>de</strong>r Magie<br />

durch seine Interpretation abbauen.<br />

»Muß die Naturwissenschaft, wie wir das<br />

häufig beobachten, wirklich abgleiten in<br />

bezugloses Spezialistentum und überheblichen<br />

Materialismus? Muß Religion tatsächlich<br />

immer wie<strong>de</strong>r in Institutionen<br />

pervertiert wer<strong>de</strong>n und zu sektiererischem<br />

Machtmißbrauch <strong>de</strong>s Klerus führen? Die<br />

Verflechtung von natürlichem und himmlischem<br />

Licht, wie sie Paracelsus vorgedacht<br />

hat, stellt sich <strong>bei</strong><strong>de</strong>n oben genannten<br />

fatalen Entwicklungen entgegen.<br />

Wen<strong>de</strong>n wir seinen Gedankenansatz an,<br />

hieße das einerseits, Naturwissenschaft mit<br />

Qualitäten aus <strong>de</strong>m religiösen Bereich zu<br />

betreiben, nämlich mit Demut und Hochachtung<br />

vor <strong>de</strong>r Schöpfung; an<strong>de</strong>rerseits<br />

aber hieße es, religiöse Institutionen und<br />

Rituale mit skeptischem Realismus zu verfolgen,<br />

die Religion von <strong>de</strong>n pervertieren<strong>de</strong>n<br />

Machtansprüchen dogmatischer Amtsinhaber<br />

zu ›reinigen‹, um so wie<strong>de</strong>r frei zu<br />

wer<strong>de</strong>n für ursprüngliche religiöse Erfahrung<br />

und spirituelle Erkenntnis. Mehr<br />

Wissenschaft in <strong>de</strong>r Religion, mehr Religion<br />

in <strong>de</strong>r Wissenschaft, Paracelsus hat es<br />

vorgemacht« 1 .<br />

Paracelsus hat seine Auffassung von<br />

Magie u. a. dargelegt in seinen Werken<br />

»Philosophia sagax o<strong>de</strong>r Astronomia<br />

Magna«, »De occulta philosophia« und<br />

»Erklärung <strong>de</strong>r ganzen Astronomey«. Es<br />

gibt eine Fülle von Literatur über die<br />

Magie <strong>bei</strong> Paracelsus, von Prof. Dr. Kurt<br />

Goldammer 2 über Will-Erich Peuckert<br />

und Sergius Golowin 3 bis zu Prof. Dr. Dr.<br />

Alois Haas, <strong>de</strong>n Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r Schweizerischen<br />

Paracelsus-<strong>Ges</strong>ellschaft, und Prof.<br />

Dr. Lucien Braun, Straßburg. Die Magie<br />

als ein Gewinn aus <strong>de</strong>n Wechselbeziehungen<br />

zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos<br />

hat ihre <strong>Ges</strong>chichte, hat in Paracelsus<br />

einen Höhepunkt und in <strong>de</strong>n<br />

Paracelsisten über Jakob Böhme bis zu<br />

Novalis (Friedrich Leopold Freiherr von<br />

Har<strong>de</strong>nberg) ihre Bewahrer. Dann kam die<br />

»geistige Nacht <strong>de</strong>s Materialismus und <strong>de</strong>r<br />

vermeintlich exakten Wissenschaft, und<br />

Paracelsus ist nur ein Name mit lächerlichem<br />

Beigeschmack« 5 . Es gibt also genug<br />

Grün<strong>de</strong>, um über Paracelsus und seine<br />

Auffassung von Magie zu sprechen. Für<br />

Paracelsus stellt sich die Dialektik von Mikrokosmos<br />

und Makrokosmos konkret auf<br />

<strong>de</strong>n Menschen bezogen dar als Dialog <strong>de</strong>s<br />

<strong>Ges</strong>chöpfes Mensch mit seinem Schöpfer.<br />

Aus diesem Dialog leitet sich seine Ethik<br />

her, die er zusammenfasste in »Der Grund<br />

aller Arznei ist die Liebe« (Spitalbuch).<br />

Dieser Dialog mit Gott war das Zentrum<br />

seines Denkens und Wirkens und be<strong>de</strong>utet<br />

– so man es kurz fasst – Magie.<br />

9


10<br />

2.<br />

Magie ist Bestandteil <strong>de</strong>s wissenschaftstheoretischen<br />

Systems <strong>de</strong>r paracelsischen<br />

»Astronomia Magna o<strong>de</strong>r Philosophia<br />

sagax«. Sie steht im Zusammenhang mit<br />

<strong>de</strong>r kosmologisch begrün<strong>de</strong>ten »Astronomie«<br />

<strong>de</strong>s Hohenheimers. Paracelsus erläutert,<br />

»was magica seie«, folgen<strong>de</strong>rmaßen:<br />

»Sie (die Magie – GI) besteht darin, daß sie<br />

die himmlischen Kräfte in das Medium bringen<br />

und mit <strong>de</strong>ssen Hilfe ihr Werk vollbringen<br />

kann. Das Medium ist das Zentrum und das<br />

Zentrum ist <strong>de</strong>r Mensch. Also kann die Macht<br />

<strong>de</strong>s Himmels durch <strong>de</strong>n Menschen in <strong>de</strong>n Menschen<br />

gebracht wer<strong>de</strong>n, so daß sich in diesem<br />

Menschen die Wirkung zeigt, die in <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n<br />

Konstellation möglich ist« 10 . Gott will<br />

nicht, dass in seiner Schöpfung etwas<br />

heimlich o<strong>de</strong>r verborgen bleibe, son<strong>de</strong>rn<br />

»alles offenbar wer<strong>de</strong>, was er in <strong>de</strong>r natur geschaffen<br />

hat, das das selbig erfaren werd« 11 .<br />

Magie verhält sich also ähnlich wie<br />

»Natur« o<strong>de</strong>r »Vernunft« als eine Lehrerin,<br />

die ihr Wissen und Können aus Gott<br />

schöpft. »Dise kunst (die Magie – GI)<br />

zwingt <strong>de</strong>n himel in seinen kreften herab in die<br />

stein und kreuter, wörter und <strong>de</strong>rgleichen. lernet<br />

auch verwantlen eins in ein an<strong>de</strong>rs, lernet auch<br />

erkennen die übernatürlichen gestirn, cometen<br />

und <strong>de</strong>rgleichen, be<strong>de</strong>utnus zu geben und zu<br />

erkleren« 12 . »Darum haben die alten Astronomen<br />

billig die ›Weisen‹ geheißen. Denn sie<br />

haben <strong>de</strong>s himmels Weisheit ganz verstan<strong>de</strong>n<br />

und gewußt« 13 – nicht Könige o<strong>de</strong>r Kirchenfürsten<br />

o<strong>de</strong>r Wissenschaftler fan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />

Weg nach Bethlehem, son<strong>de</strong>rn die drei<br />

»Weisen aus <strong>de</strong>m Morgenlan<strong>de</strong>«!<br />

Für Paracelsus ist »die Magie ... eine treffliche<br />

Kunst«, und er bezieht sich in diesem<br />

Zusammenhang auf die Verheißung Christi:<br />

»Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer<br />

an mich glaubt, <strong>de</strong>r wird die Werke auch<br />

tun, die ich tue, und wird größere als diese<br />

tun« (Joh.14,12). Also können wir, so Paracelsus,<br />

auch mehr vollbringen als die<br />

Natur, <strong>de</strong>nn die Natur ist um unsertwillen<br />

geschaffen und »<strong>de</strong>r weise Mann regiert sie<br />

und nicht sie <strong>de</strong>n weisen Mann« 14 . Der<br />

Mensch als Magier ist nicht nur ein »kleiner<br />

Schöpfer, Nachschöpfer o<strong>de</strong>r Korrektor<br />

<strong>de</strong>r Welt Gottes, son<strong>de</strong>rn ... ihr Beherrscher...<br />

Er (<strong>de</strong>r Mensch – GI) verfügt über<br />

die Kräfte <strong>de</strong>r Natur und erfüllt damit ein<br />

altes Sehnsuchtsbild <strong>de</strong>r Menschheit... Es<br />

versteht sich, daß dieses Erkenntnis- und<br />

Machtstreben, wenn es legitim bleiben<br />

soll, verantwortungsgebun<strong>de</strong>n, sittlich und<br />

religiös bezogen, einer höchsten Norm <strong>de</strong>s<br />

Han<strong>de</strong>lns unterworfen ist« 15 . Paracelsische<br />

Magie fragt stets nach <strong>de</strong>n vom Schöpfer<br />

in die Schöpfung gelegten Geheimnissen,<br />

Kräften, Tugen<strong>de</strong>n und Be<strong>de</strong>utsamkeiten.<br />

Sie hat <strong>de</strong>mzufolge keinen Eigenwert,<br />

nichts Verspieltes und sie ist kein Experimentieren<br />

aus Freu<strong>de</strong> am Experiment. Sie<br />

ist Naturbeherrschung, hat eine zweckbezogene,<br />

sinnvolle Aufgabe, dient <strong>de</strong>m<br />

Menschen, wird ausgeübt wie die Heilkunst<br />

und hebt sich stets ab von <strong>de</strong>r Achtung<br />

vor <strong>de</strong>m Schöpfer und <strong>de</strong>m Motiv<br />

<strong>de</strong>r Schöpfung – von <strong>de</strong>r Liebe. »Die Magie<br />

ist an uns für sich die verborgenste Kunst und<br />

die größte Weisheit <strong>de</strong>r übernatürlichen Dinge<br />

auf Er<strong>de</strong>n und was menschlicher Vernunft zu<br />

erfahren und zu ergrün<strong>de</strong>n ist, das kann durch<br />

diese Kunst <strong>de</strong>r Magie erfahren und ergrün<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n. Denn sie ist eine große, verborgene<br />

Weisheit« 16 . Paracelsus meint, dass ein<br />

»Theologus« in <strong>de</strong>r Lage sein müsste,<br />

einen Kranken gesund zu machen und jeman<strong>de</strong>m<br />

eine Hilfe zu erweisen allein<br />

durch <strong>de</strong>n Glauben 16 . In seiner Ar<strong>bei</strong>t über<br />

Sinn und Wesen einer therapeutischen<br />

Theologie reflektiert Prof. Dr. Eugen Biser,<br />

München, diesen paracelsischen Gedanken<br />

und beschreibt das Christentum als<br />

eine Religion, die <strong>de</strong>n »todverfallenen<br />

Menschen auf einen <strong>de</strong>m göttlichen Leben<br />

angenäherten Rang und Stand« erhebt und<br />

»wesenhaft als eine ›therapeutische Theologie‹<br />

zu gelten hat«, <strong>de</strong>nn »daß er heilen<br />

kann, ist <strong>de</strong>m Glauben ins Wesen geschrieben«<br />

17 . Dieser Überzeugung gibt <strong>de</strong>r Hohenheimer<br />

mit seinen Worten Ausdruck:<br />

»Die Magie ist eine behen<strong>de</strong> und reine Kunst,


nicht mit Zeremonien und Beschwörungen befleckt...,<br />

<strong>de</strong>nn in ihr wer<strong>de</strong>n we<strong>de</strong>r Zeremonien,<br />

Beschwörungen ... gebraucht und angewen<strong>de</strong>t,<br />

son<strong>de</strong>rn allein <strong>de</strong>r Glaube, von <strong>de</strong>m Christus<br />

sagt, daß er die Berge versetze und ins Meer<br />

werfe« 18 .<br />

Magie in paracelsischer Betrachtungsweise<br />

ist also grundsätzlich rational, in <strong>de</strong>r<br />

Diktion <strong>de</strong>s Hohenheimers »natürlich«,<br />

auch wenn »ratio« nicht immer <strong>de</strong>m paracelsischen<br />

»Licht <strong>de</strong>r Natur« entspricht.<br />

Die Magie <strong>de</strong>s Paracelsus hat we<strong>de</strong>r etwas<br />

zu tun mit traditionellem Magie-Verständnis<br />

noch mit Irrationalismus, son<strong>de</strong>rn ist<br />

nach Goldammer ein »magischer Rationalismus«<br />

o<strong>de</strong>r »magischer Naturalismus«<br />

o<strong>de</strong>r »magischer Empirismus« 2 . Paracelsus<br />

unterschei<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r »Astronomia Magna«<br />

zwischen einer »magia <strong>de</strong>r natur« und einer<br />

»magia vom innern himel«, die sich zueinan<strong>de</strong>r<br />

verhalten wie Eisen zu Gold o<strong>de</strong>r ein<br />

Tontopf zu einem gol<strong>de</strong>nen Gefäß. Durch<br />

erstere, die »naturlich magica«, können<br />

Stoffe umgewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, durch die<br />

»magia coelestis« Menschen mittels göttlicher<br />

Kraft. Ob man diese Überzeugung<br />

<strong>de</strong>s Hohenheimers zweifelnd belächelt<br />

o<strong>de</strong>r polemisch bekämpft – es bleibt sein<br />

Verweis auf die uns vorbehaltenen größeren<br />

Werke, als Christus tat (Joh.14,12),<br />

und da müsste sich zumin<strong>de</strong>st ein Christ<br />

fragen, wie stark sein Glauben ist. Novalis,<br />

<strong>de</strong>r sich viel mit Paracelsus und Magie beschäftigte,<br />

schrieb: »Wir müssen Magier zu<br />

wer<strong>de</strong>n versuchen, um recht moralisch<br />

sein zu können« 19 . Dieser ethische Aspekt<br />

nahm <strong>de</strong>n Hohenheimer in gleicher Weise<br />

in die Pflicht wie <strong>de</strong>n Denker und Dichter<br />

<strong>de</strong>r Romantik – und sollte auch heute<br />

unser Gewissen berühren! Ohne das paracelsische<br />

Weltbild, ohne seine Kosmologie<br />

(Lehre von Entstehung und Entwicklung<br />

<strong>de</strong>s Weltalls) und seine Kosmosophie<br />

(Wissen vom Kosmos) wäre die Magie <strong>de</strong>s<br />

Hohenheimers nicht <strong>de</strong>nkbar, nicht verständlich.<br />

Der eigentliche Schlüssel zu seiner<br />

Magie ist in <strong>de</strong>r Dialektik von Makrokosmos<br />

und Mikrokosmos zu sehen. In<br />

dieses <strong>Ges</strong>chehen greift die Magie ordnend,<br />

ausgleichend und helfend durch <strong>de</strong>n<br />

Menschen ein, und Gott billigt das.<br />

3.<br />

Paracelsus hielt sich für einen Magier und<br />

for<strong>de</strong>rte vom Arzt <strong>de</strong>r Zukunft, dass dieser<br />

ein »magus« und »spagirus« sei. Der Magier,<br />

so <strong>de</strong>r Hohenheimer, besitzt Gottesnähe<br />

und erfüllt Gottes Wirken. Somit<br />

hebt sich ein magisch wirken<strong>de</strong>r Mensch<br />

von an<strong>de</strong>ren Menschen ebenso ab wie <strong>de</strong>r<br />

Magier-Arzt vom Durchschnittsarzt. Da<br />

<strong>de</strong>r Mensch als Mikrokosmos alle Eigenschaften<br />

<strong>de</strong>r Welt in sich trägt, wirke er wie<br />

ein Magnet, <strong>de</strong>r die Kräfte <strong>de</strong>s Alls an sich<br />

zieht, und so könne er sich auch all <strong>de</strong>r<br />

Kräfte <strong>de</strong>s Alls bedienen. »Und obgleich <strong>de</strong>r<br />

Magier selbst ein Medium ist und das Zentrum<br />

und es zu bewirken vermag, daß das Werk <strong>de</strong>s<br />

<strong>Ges</strong>tirns und <strong>de</strong>s Menschen durch <strong>de</strong>n Menschen<br />

vollbracht wer<strong>de</strong>, steht dieser Kunst die<br />

Möglichkeit zu, sich eines an<strong>de</strong>ren Mediums zu<br />

bedienen, welches dann als ein Gegenstand anzusehen<br />

ist, durch <strong>de</strong>n die gleiche Wirkung vollbracht<br />

wird wie durch <strong>de</strong>n Menschen, <strong>de</strong>r das<br />

rechte Medium ist. Also gibt es zweierlei Wirkungen<br />

in <strong>de</strong>r Wissenschaft <strong>de</strong>r Magie, eine,<br />

die die Natur selbst hervorruft, in<strong>de</strong>m sie sich<br />

etwa eines Menschen bedient, durch ihn wirkt<br />

und ihm ihren Einfluß mitteilt ... o<strong>de</strong>r sie teilt<br />

ihre Macht einem Gegenstan<strong>de</strong> mit und wirkt<br />

durch diesen wie durch Bil<strong>de</strong>r, Steine, Kräuter<br />

und Wörter« 10 . Durch die Magie könne <strong>de</strong>r<br />

Mensch erreichen, dass Worte die gleiche<br />

Wirkung haben wie eine Arznei. Ein Magier<br />

könne Taten vollbringen, die nur <strong>de</strong>n<br />

Unkundigen verwun<strong>de</strong>rn. In seinem Werk<br />

»Erklärung <strong>de</strong>r ganzen Astronomie« verweist<br />

<strong>de</strong>r Hohenheimer auf das Bibelwort<br />

»Ihr seid Götter« (Ps. 82,6 und Joh. 10,34)<br />

und schlussfolgert, dass wir <strong>de</strong>mzufolge<br />

viel mehr sind als das »<strong>Ges</strong>tirn«, nämlich<br />

»Söhne <strong>de</strong>s Höchsten«. Warum sollte es<br />

<strong>de</strong>mzufolge einem Magier nicht möglich<br />

sein, Blin<strong>de</strong> sehend zu machen, Kranke zu<br />

heilen, ja, Tote ins Leben zurückzurufen?<br />

11


Zwischen einem Heiligen, <strong>de</strong>r durch Gott<br />

wirkt, und einem Magier, <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r<br />

Kräfte <strong>de</strong>r Natur bedient, bestehe im Prinzip<br />

kein Unterschied. Für Paracelsus hat<br />

die Magie überhaupt nichts Sensationelles<br />

an sich und nichts mit Effekthascherei zu<br />

tun. Sie ist selbstverständliches Wirken aus<br />

<strong>de</strong>m Glauben und im Sinne <strong>de</strong>r Nächstenliebe.<br />

So formuliert <strong>de</strong>r Hohenheimer im<br />

»Liber <strong>de</strong> imaginibus«: »Denn es mag keinem<br />

Christen gebühren, darin (in <strong>de</strong>r Magie – GI)<br />

an<strong>de</strong>res zu unternehmen als <strong>de</strong>r Glaube und die<br />

Vorstellung vermag. Und wi<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Glauben<br />

soll kein Christ han<strong>de</strong>ln, kämpfen o<strong>de</strong>r streiten.<br />

Und das heißt nun wi<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Glauben kämpfen<br />

und streiten, wenn einer solches mit Trotz und<br />

Gewalt wie durch Beschwören und Mißbrauch<br />

<strong>de</strong>s Gottesnamens zuwege bringen will, so uns<br />

doch alles allein durch <strong>de</strong>n Glauben möglich<br />

ist« <strong>20</strong> . »Beschwören« und »Mißbrauch <strong>de</strong>s<br />

Gottesnamens« sind für Paracelsus Zauberei<br />

und damit illegitime Magie. Zauberwerk<br />

sei falsche Kunst o<strong>de</strong>r gar Betrug, wie<br />

etwa <strong>bei</strong> <strong>de</strong>n ägyptischen Zauberern, die<br />

Moses entgegentraten. Die Werke <strong>de</strong>r<br />

bösen Magie bezeichnet Paracelsus auch<br />

als Hexerei, und im Zusammenhang mit<br />

seiner Verurteilung <strong>de</strong>r schwarzen Magie<br />

tauchen die Begriffe Hexe, Hexer und<br />

Hexenwerk <strong>bei</strong> Paracelsus oft auf. Diese<br />

Begriffe sind unbezweifelbare Wirklichkeit<br />

in <strong>de</strong>r Gedankenwelt <strong>de</strong>s Hohenheimers<br />

wie <strong>de</strong>r seiner Zeitgenossen. Die schwarze<br />

Magie ist eine Realität, so wie auch das<br />

Wirken von Engeln keine autosuggestive<br />

Wahrnehmung o<strong>de</strong>r Täuschung, son<strong>de</strong>rn<br />

eine Realität ist, und Paracelsus verweist 21<br />

auf Hebr.1,14: »Sind sie nicht allzumal<br />

dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst<br />

um <strong>de</strong>rer willen, die ererben sollen die Seligkeit?«<br />

12<br />

4.<br />

Das Wort »Magie« leitet sich her von<br />

»mageia« (griech.), was soviel wie Tätigkeit<br />

bzw. Kunst <strong>de</strong>r Magier be<strong>de</strong>utet und im<br />

Laufe <strong>de</strong>r Zeit im Sinne von Geheimkunst<br />

o<strong>de</strong>r Geheimtätigkeit eines Zauberers<br />

immer stärker im abwerten<strong>de</strong>n Sinne gebraucht<br />

wird. Der indogermanische Verbalstamm<br />

»ma – gh-« im Sinne von »können,<br />

vermögen, helfen« weist sowohl auf Verwandtschaft<br />

zu »Magie« als auch zu »vermögen«<br />

hin. So wie man mit einem<br />

Streichholz sowohl ein wärmen<strong>de</strong>s Feuer<br />

entfachen als auch zum Brandstifter wer<strong>de</strong>n<br />

kann, ist auch <strong>de</strong>r Gebrauch <strong>de</strong>r<br />

Magie motivabhängig. Formen <strong>de</strong>r Magie,<br />

die nichts mit Göttlichem zu tun hatten,<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Volke Israel streng untersagt<br />

(2.Mose22,17; l.Sam.28,3 und 9; 3.Mose<br />

<strong>20</strong>,6 und 27; 5.Mose18,9-14). Auch in <strong>de</strong>r<br />

Apostelgeschichte (Apg.8,9 sowie 19,18)<br />

und im Brief <strong>de</strong>s Apostels Paulus an die<br />

Galater (Gal.5,<strong>20</strong>) wird die Zauberei ein<strong>de</strong>utig<br />

verurteilt. Handlungen von Moses,<br />

Josua o<strong>de</strong>r Elias sind nicht im Sinne von<br />

Zauberei zu verstehen, weil <strong>de</strong>ren Wirken<br />

in Übereinstimmung mit Gott bzw. auf<br />

Anordnung Gottes geschah; Fluch und<br />

Segen wur<strong>de</strong>n im Volk Israel für magisch<br />

wirksam gehalten, aber nicht unabhängig<br />

von Gott. Gemäß <strong>de</strong>r von Wilhelm Busch<br />

gereimten Erfahrung: »Aufsteigend sollst<br />

du dich bemühen. Doch ohne Mühe sinkest<br />

du. Der liebe Gott muß immer ziehen,<br />

<strong>de</strong>m Teufel fällt‘s von selber zu«,<br />

blieb die weiße Magie im Schatten <strong>de</strong>r<br />

schwarzen, ja, wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>ren Unheil<br />

schwer beeinträchtigt, missge<strong>de</strong>utet und<br />

diskreditiert. Wie schwarze Magie betrieben<br />

wer<strong>de</strong>n, wie man mit ihr Menschen<br />

scha<strong>de</strong>n, krank machen, ja töten kann, war<br />

Paracelsus wohl bekannt. »Wie aber solches<br />

zugeht und zutage gebracht wird, ist hier nicht<br />

zu berichten, <strong>de</strong>nn es könnte von etlichen bald<br />

gemerkt wer<strong>de</strong>n und großes Übel daraus erfolgen«<br />

23 . Der Hohenheimer distanzierte sich<br />

nicht nur ein<strong>de</strong>utig von solchem Tun, son<strong>de</strong>rn<br />

billigte auch das Eingreifen <strong>de</strong>r Obrigkeit<br />

gegen Zauberei: »Also ist diese Kunst<br />

(Magie – GI) durch sie (Menschen, die<br />

Magie zum Scha<strong>de</strong>n und Ver<strong>de</strong>rben anwen<strong>de</strong>n<br />

– GI) zur Zauberei gewor<strong>de</strong>n und es<br />

ist nicht unbillig, noch unrecht, daß man sie


und alle Zauberer mit <strong>de</strong>m Feuer hinrichte.<br />

Denn sie sind die schädlichsten Leute und die<br />

bösesten Fein<strong>de</strong>, die wir auf Er<strong>de</strong>n haben...Vor<br />

<strong>de</strong>m Angriff eines leiblichen Fein<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>r einen<br />

verfolgt mit bösen Waffen, <strong>Ges</strong>chossen o<strong>de</strong>r<br />

Wurfzeug kann man sich noch einigermaßen<br />

hüten, sich gegen ihn rüsten mit Panzer, Harnisch,<br />

Waffen und <strong>Ges</strong>choß ... aber vor diesen<br />

(Zauberern und Hexen – GI) kann man sich<br />

nicht so bewahren ... son<strong>de</strong>rn es muß ein an<strong>de</strong>rer<br />

Harnisch dawi<strong>de</strong>r angezogen wer<strong>de</strong>n mit<br />

Hilfe <strong>de</strong>s Glaubens« 24 . Die Bezüge zwischen<br />

Glauben und weißer Magie stellte <strong>de</strong>r Hohenheimer<br />

immer wie<strong>de</strong>r her, und es zeugt<br />

von höchst oberflächlicher Betrachtungsweise<br />

und mangelhaftem Quellenstudium,<br />

wenn Paracelsus immer noch und immer<br />

wie<strong>de</strong>r in puncto Magie falsch interpretiert<br />

wird. Paracelsus warnte: »Darum hütet euch<br />

alle, alle die ihr Christen seid und Gott lieben<br />

wollt, wie auch eure eigene Seele, euer Leben<br />

und eure Seligkeit und die ihr begehret das Licht<br />

<strong>de</strong>r Natur zu erforschen und hasset, fliehet und<br />

mei<strong>de</strong>t solche Leute, die in <strong>de</strong>s Teufels Schule gegangen<br />

o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>s Teufels Schülern verführt<br />

wor<strong>de</strong>n sind. Denn das sollen wir wissen, daß<br />

wir alles das, was sie (die in <strong>de</strong>s Teufels<br />

Schule gingen – GI) mit großer Mühe und<br />

Ar<strong>bei</strong>t und ihres Lebens und ihrer Seele Gefahr<br />

vermögen und zuwege bringen, daß wir das<br />

auch tun können und besser als sie, allein durch<br />

unseren Glauben« 21 . So ist für Paracelsus <strong>de</strong>r<br />

Glaube die Grundlage jedwe<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lns,<br />

auch <strong>de</strong>s magischen, <strong>de</strong>nn »wi<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n Glauben soll kein Christ han<strong>de</strong>ln, kämpfen<br />

o<strong>de</strong>r streiten, wenn einer solches mit Trotz und<br />

Gewalt wie durch Beschwören und Mißbrauch<br />

<strong>de</strong>s Gottesnamens zuwege bringen will, so uns<br />

doch alles allein durch <strong>de</strong>n Glauben möglich<br />

ist« <strong>20</strong> .<br />

5.<br />

Nach Paracelsus ist Magie Erkennen, Denken,<br />

Urteilen und Verstehen, ist Magie Anwendung<br />

und Üben von Kräften: »Ein arzt<br />

weiß und kent alle kreft, die in <strong>de</strong>n kräutern<br />

seind; solches weiß auch <strong>de</strong>r magus, was das in<br />

sternen ist.« Und weiter: »Dan nicht an<strong>de</strong>rst<br />

ist die magica zu verstehen, dan als eine hohe<br />

arznei, die da alein hantlet aus <strong>de</strong>n firmament<br />

und im firmament« 25 .<br />

Nach Paracelsus besteht <strong>de</strong>r Mensch aus<br />

Leib und Seele. Der Leib wie<strong>de</strong>rum besteht<br />

aus sichtbarem – von <strong>de</strong>n Elementen<br />

– und unsichtbarem Anteil – vom <strong>Ges</strong>tirn.<br />

Der sichtbare Leib ist <strong>de</strong>r Körper, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Essens und Trinkens, <strong>de</strong>s Schlafens und<br />

Wachens, <strong>de</strong>s Ar<strong>bei</strong>tens und Feierns bedarf.<br />

Der unsichtbare, gestirnte o<strong>de</strong>r firmamentische<br />

Leib ist <strong>de</strong>r, von <strong>de</strong>m Verstand,<br />

Denken und Fühlen kommen. Die verborgenen<br />

Kräfte, z.B. in Heilpflanzen o<strong>de</strong>r<br />

Mineralien, sichtbar, anwendbar und wirksam<br />

zu machen, ist Aufgabe <strong>de</strong>s Menschen;<br />

er soll Gottes Geheimnisse ent<strong>de</strong>cken und<br />

gebrauchen. Der Mensch soll als Beauftragter<br />

Gottes, <strong>de</strong>s Schöpfers, <strong>de</strong>ssen Werk<br />

vollen<strong>de</strong>n. Wie soll man erfahren, was z.B.<br />

in <strong>de</strong>n Kräutern, die nicht mit uns re<strong>de</strong>n<br />

können, enthalten ist? – fragt Paracelsus in<br />

<strong>de</strong>r »Philosophia sagax«. Alle »verborgene<br />

ding, alle heimlikeit« <strong>de</strong>r Natur zu erlernen,<br />

zu erfahren – das ist unsere Aufgabe.<br />

Magie ist also <strong>bei</strong> Paracelsus we<strong>de</strong>r<br />

Narrheit noch Zauberei, keine Taschenspielerei,<br />

kein Hexenwerk mit Reiten auf<br />

Besen noch Weinausschank von <strong>de</strong>r Tischplatte<br />

in Auerbachs Keller.<br />

Magie ist das Erkennen <strong>de</strong>r firmamentischen<br />

Kräfte in <strong>de</strong>n elementischen Dingen,<br />

ist das Erkennen <strong>de</strong>r Ausstrahlung<br />

Gottes in <strong>de</strong>r Schöpfung und ihre Nutzung<br />

im Sinne <strong>de</strong>r Nächstenliebe.<br />

In <strong>de</strong>r Vorre<strong>de</strong> zur »Philosophia sagax«<br />

schreibt <strong>de</strong>r Hohenheimer: »Die Erklärung<br />

dieser Vorre<strong>de</strong> folgt darum, weil ich mich christlich<br />

verantwortet haben will und weil ich dieses<br />

Buches halber nicht Hei<strong>de</strong>, Zauberer o<strong>de</strong>r Zigeuner<br />

geheißen sein will und ich will durch<br />

mein Schreiben mein Christentum bezeugen« 26 .<br />

Die Ausführungen <strong>de</strong>s Paracelsus zur<br />

Magie sind so umfangreich, dass sie hier<br />

nur ange<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n konnten. Aus <strong>de</strong>n<br />

13


Schriften <strong>de</strong>s Hohenheimers lässt sich ableiten,<br />

dass die weiße und die schwarze<br />

Seite <strong>de</strong>s Glaubensweges die weiße und<br />

die schwarze Magie sind. Ebenso unschwer<br />

ist zu erkennen, dass <strong>de</strong>r glaubensstarke,<br />

<strong>de</strong>mütige Christ Paracelsus in <strong>de</strong>r Nächstenliebe<br />

das Motiv allen Denkens, Sprechens<br />

und Han<strong>de</strong>lns sah – und hier liegen<br />

die Wurzeln paracelsischer Ethik, nach<br />

meiner Überzeugung die Wurzeln <strong>de</strong>r<br />

Ethik überhaupt. In <strong>de</strong>r Liebe zum Schöpfer<br />

liegt die höchste Magie, die natürlicherweise<br />

nur <strong>de</strong>m Guten dienen kann, weil<br />

sie <strong>de</strong>m Bösen nicht zugänglich ist. Paracelsische<br />

Magie ist Magie <strong>de</strong>s Glaubens,<br />

die keinen Zweifel mehr aufkommen lässt<br />

an <strong>de</strong>r Wahrheit <strong>de</strong>s Wortes Gottes. Leben<br />

und Wirken <strong>de</strong>s <strong>Bombastus</strong> Paracelsus wi<strong>de</strong>rspiegeln,<br />

wie <strong>de</strong>r Glaube <strong>de</strong>m Willen<br />

Kraft gibt und <strong>de</strong>r Wille die Kraft <strong>de</strong>m<br />

Glauben gibt. Das ist das Geheimnis <strong>de</strong>r<br />

Magie. »Wenn <strong>de</strong>r Mensch das Gebot <strong>de</strong>r<br />

Nächstenliebe befolgt«, schrieb Paracelsus,<br />

»ist er vollkommen« 27 . Auf diesem Wege zur<br />

Vollkommenheit mögen Gebetserhörungen<br />

o<strong>de</strong>r Heilungen geschehen, die sich<br />

rationalem Denken verschließen, <strong>de</strong>m<br />

Glauben jedoch absolut verständlich sind.<br />

Je stärker <strong>de</strong>r Glaube, umso reicher das Innenleben<br />

einer Persönlichkeit, das, von <strong>de</strong>r<br />

Verwirklichung <strong>de</strong>r Nächstenliebe erfüllt,<br />

immer vollkommener, d. h. reicher und<br />

stärker wird. Nicht <strong>de</strong>r Schwätzer, nicht<br />

<strong>de</strong>r Unruhige, nicht <strong>de</strong>r Zweifler wird <strong>de</strong>r<br />

Starke sein, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r zur rechten Zeit<br />

Schweigen<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Ruhe Ausstrahlen<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r<br />

im tiefsten Grun<strong>de</strong> seines Herzens Gläubige.<br />

So ist Magie die Kraftwirkung einer<br />

starken Persönlichkeit.<br />

Paracelsus war eine starke Persönlichkeit,<br />

ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r, erfolgreicher Arzt und<br />

ein bewun<strong>de</strong>rnswerter Magier. Paracelsus<br />

hat <strong>de</strong>n Begriff »Einbildungskraft« geprägt<br />

und in die <strong>de</strong>utsche Sprache eingeführt.<br />

Damit – so <strong>de</strong>r Paracelsus-Forscher Lucien<br />

Braun 28 – benennt er die immanente Kraft,<br />

die von innen her die Dinge festlegt, be-<br />

14<br />

grün<strong>de</strong>t und hervorruft und die als solche<br />

einer Vorstellung nicht zugänglich ist.<br />

Die Einbildungskraft (Imagination) ist die<br />

Macht, die von innen die Wesen aufrichtet<br />

und in Kenntnis setzt. Die vielfältige Kraft<br />

strömt durch alle Dinge, durch die ganze<br />

große Welt; sie ist so vielfältig wie das Seien<strong>de</strong>,<br />

ja wie die Eigenschaften <strong>de</strong>s Seien<strong>de</strong>n,<br />

so vielfältig wie die Verwandtschaften<br />

zwischen <strong>de</strong>m Makrokosmos und <strong>de</strong>m Mikrokosmos.<br />

Da <strong>de</strong>r Mensch Natur ist, ist er<br />

<strong>de</strong>r Natur nicht gegenübergesetzt, son<strong>de</strong>rn<br />

in sie eingebettet. Weil die Natur göttliche<br />

Kraft atmet, nimmt <strong>de</strong>r Mensch an ihr teil<br />

– Ausdruck <strong>de</strong>r Dialektik von Makrokosmos<br />

und Mikrokosmos! Ist er sich dieser<br />

Kraft und ihrer Be<strong>de</strong>utung bewusst, nimmt<br />

<strong>de</strong>r Mensch auch an dieser Imagination<br />

teil 28 . »Die Imagination ent<strong>de</strong>ckt ... <strong>de</strong>n<br />

Chor <strong>de</strong>r Einzelkräfte, die die Große und<br />

die Kleine Welt durchklingen« 29 . Imagination<br />

und Magie stehen für Paracelsus in<br />

nächster Verwandtschaft. »Wenn die Imagination<br />

nur stark genug wäre, bliebe nichts<br />

unmöglich, da sie <strong>de</strong>r Ursprung aller<br />

Magie ist, aller Tätigkeit also, durch die das<br />

Unsichtbare in irgen<strong>de</strong>iner Weise im Sichtbaren<br />

seine Spuren hinterläßt« 30 . Abstraktes,<br />

rein intellektuelles Wünschen ist kraftlos<br />

und unfähig, irgen<strong>de</strong>twas in Bewegung<br />

zu setzen. »Wenn <strong>de</strong>r Gedanke sich nicht<br />

durch Imagination verkörpert, wird keinerlei<br />

Wirkung zustan<strong>de</strong> kommen« 30 .<br />

Was Paracelsus mit Magie ereichen wollte,<br />

formulierte er so: »Denn <strong>de</strong>r Mensch ist<br />

mehr <strong>de</strong>nn die Natur. Er ist die Natur, er ist<br />

auch ein Geist, er ist auch ein Engel, <strong>de</strong>ren aller<br />

dreien Eigenschaft hat er. Wan<strong>de</strong>lt er in <strong>de</strong>r<br />

Natur, so dient er <strong>de</strong>r Natur; wan<strong>de</strong>lt er im<br />

Geist, er dient <strong>de</strong>m Geist; wan<strong>de</strong>lt er im Engel,<br />

er dient als ein Engel. Das erst ist <strong>de</strong>m Leib<br />

geben, die an<strong>de</strong>rn sind <strong>de</strong>r Seel geben und sind<br />

ihr Kleinod. Darum nun, daß <strong>de</strong>r Mensch ein<br />

Seel hat, und die zwei da<strong>bei</strong>, drum steigt er über<br />

die Natur, zu ergrün<strong>de</strong>n auch was nit in <strong>de</strong>r<br />

Natur ist, son<strong>de</strong>rn zu erfahren und zu ergrün<strong>de</strong>n<br />

... <strong>de</strong>n Himmel und sein Wesen, nämlich<br />

Gott und sein Reich« 31 .


Der Hohenheimer war überzeugt von<br />

<strong>de</strong>r Makrokosmos wie Mikrokosmos<br />

durchdringen<strong>de</strong>n Liebe Gottes, war sicher,<br />

dass <strong>de</strong>r Mensch mit <strong>de</strong>r Imagination dieser<br />

Liebe auch unmöglich Scheinen<strong>de</strong>s<br />

vollbringen kann – das belegen u. a. auch<br />

seine Heilerfolge! »Darum soll die Hoffnung<br />

in Gott und nicht in die Lehre <strong>de</strong>r Menschen<br />

gegrün<strong>de</strong>t sein« (Paracelsus, Spitalbuch,<br />

VII/370).<br />

Wir sprechen in dieser Zeit von unterentwickelten<br />

Län<strong>de</strong>rn als Folge mancherlei<br />

Unterentwicklung. Unsere <strong>Ges</strong>ellschaft lei<strong>de</strong>t<br />

in Bezug auf Individuum wie Ganzes<br />

an ethischer Unterentwicklung!<br />

Menschsein ist – das ist <strong>de</strong>n dargelegten<br />

Aspekten zur Dialektik von Makrokosmos<br />

und Mikrokosmos zu entnehmen – Teil-<br />

1 Geerk S. 115<br />

2 Goldammer S. 321f.<br />

3 Golowin sh. LITERATUR<br />

4 Geerk S. 114<br />

5 Aschner I/LV<br />

6 Haas S. 5<br />

7 ebenda S. 6<br />

8 Geerk S. 161<br />

9 Haas S. 10<br />

10 Aschner IV/770<br />

11 Sudhoff XII/123<br />

12 ebenda X/654<br />

13 Aschner IV/758<br />

14 ebenda IV/772<br />

15 Goldammer S. 333<br />

16 Aschner IV/321<br />

ANMERKUNGEN<br />

nahme am Licht <strong>de</strong>s göttlichen Geistes, ist<br />

Einladung, ja Berufung zum Dialog mit<br />

Gott. Ein Han<strong>de</strong>ln, das sich von diesem<br />

Dialog löst, ihn vergisst o<strong>de</strong>r ablehnt, be<strong>de</strong>utet<br />

Verfehlung <strong>de</strong>s Lebens, also Tod auf<br />

alle Fälle im seelisch-geistigen Bereich. Unsere<br />

ethische Unterentwicklung ist Folge<br />

unseres Absterbens im seelisch-geistigen<br />

Bereich. Unsere <strong>Ges</strong>ellschaft therapiert bestenfalls<br />

an Symptomen, aber nicht an <strong>de</strong>r<br />

Ursache; »<strong>de</strong>r Grund aller Arznei ist die<br />

Liebe!« Paracelsus und auch Jakob Böhme,<br />

Brü<strong>de</strong>r im Geiste, haben in <strong>de</strong>r aktiven<br />

Einbeziehung <strong>de</strong>s Menschen in die Dialektik<br />

von Makrokosmos und Mikrokosmos<br />

nicht nur einen philosophischen Aspekt<br />

gesehen, son<strong>de</strong>rn die Grundlagen <strong>de</strong>r<br />

Ethik.<br />

17 Biser S. 334f.<br />

18 Aschner IV/321, 322<br />

19 Goldammer S. 341, 342<br />

<strong>20</strong> Aschner IV/342<br />

21 ebenda IV/343<br />

22 ebenda IV/346<br />

23 ebenda IV/325<br />

24 ebenda IV/322<br />

25 Geerk S. 305<br />

26 Aschner IV/412<br />

27 Geerk S. 187<br />

28 Braun S. 116f.<br />

29 ebenda S. 118<br />

30 ebenda S. 119<br />

31 Goldammer (Hrg.) S. 168, 169<br />

15


ASCHNER, Bernhard: PARACELSUS.<br />

Sämtliche Werke.<br />

Verlag Gustav Fischer,<br />

Jena, 1926-1932.<br />

BISER, Eugen: Kann Glaube heilen?<br />

Zur Frage nach Sinn und<br />

Wesen einer therapeutischen<br />

Theologie.<br />

Der Deutsche Apotheker,<br />

<strong>Heft</strong> 11/12, 1993.<br />

BRAUN, Lucien: PARACELSUS.<br />

Alchimist – Chemiker –<br />

Erneuerer <strong>de</strong>r Heilkun<strong>de</strong><br />

SV international/Schweizer<br />

Verlagshaus Zürich, 1988.<br />

GEERK, Frank: PARACELSUS.<br />

Arzt unserer Zeit.<br />

Benziger Verlag AG Zürich<br />

1992.<br />

GOLDAMMER, Kurt: Magie <strong>bei</strong> Paracelsus.<br />

Salzburger Beiträge zur<br />

Paracelsusforschung,<br />

Folge 24, 1986.<br />

16<br />

LITERATUR<br />

GOLDAMMER, K. (Hrg.): PARACELSUS.<br />

Vom Licht <strong>de</strong>r Natur und<br />

<strong>de</strong>s Geistes.<br />

Philipp Reclam jun.<br />

Stuttgart 1984.<br />

GOLOWIN, Sergius: PARACELSUS.<br />

Mediziner – Heiler –<br />

Philosoph.<br />

Wilhelm Goldmann Verlag<br />

München 1993.<br />

HAAS, Alois M.: Wahrnehmung im "Licht<br />

<strong>de</strong>r Natur". Magie als ein<br />

Schlüssel zur Natur.<br />

Nova Acta Paracelsica,<br />

Neue Folge 7,<br />

Einsie<strong>de</strong>ln 1993.<br />

PEUCKERT, Will-Erich: PARACELSUS.<br />

Die Geheimnisse.<br />

Th. Knaur Nachf.<br />

München 1990.<br />

SUDHOFF, Karl: PARACELSUS.<br />

Sämtliche Werke.<br />

R. Ol<strong>de</strong>nbourg, München<br />

Berlin 1922-1933.<br />

Günter Ickert · Zum Schmie<strong>de</strong>berg 13 · 01156 Dres<strong>de</strong>n


Gunhild Pörksen<br />

DIE SEHNSUCHT NACH DER SEELE<br />

PARACELSUS UND DIE ELEMENTARGEISTER<br />

»..nichts ist geschaffen, das <strong>de</strong>r Mensch nicht ergrün<strong>de</strong>n<br />

könnte und ist darum geschaffen, auf<br />

dass <strong>de</strong>r Mensch nicht müßiggehe, son<strong>de</strong>rn<br />

wandle in <strong>de</strong>n Wegen Gottes, d.h. in seinen Werken.<br />

Nicht im Laster, nicht in Hurerei, nicht im<br />

Spielen, nicht im Saufen, nicht im Stehlen, nicht<br />

im Güter-Anhäufen o<strong>de</strong>r Schätze-Sammeln für<br />

die Würmer, son<strong>de</strong>rn er soll seinen Geist, sein<br />

Licht, seine Engels-Art auf die Betrachtung <strong>de</strong>r<br />

Dinge richten, die von Gott sind. Seliger ist es,<br />

die Nymphen zu beschreiben, als zu beschreiben<br />

die Or<strong>de</strong>n, seliger ist, <strong>de</strong>n Ursprung <strong>de</strong>r Riesen zu<br />

beschreiben, als zu beschreiben höfisches Ritual,<br />

seliger ist, Melusina zu beschreiben, als zu beschreiben<br />

Reiterei und Artillerie, seliger zu beschreiben<br />

die Bergleutlein unter <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>, als zu<br />

beschreiben Fechtkunst und Frauendienst. Denn<br />

<strong>bei</strong> diesen Dingen wird <strong>de</strong>r Geist dazu gebraucht,<br />

um in Gottes Wegen zu wan<strong>de</strong>ln...« 1<br />

Paracelsus’ Schrift über die Wesen in <strong>de</strong>n<br />

Elementen ist singulär in <strong>de</strong>r Literatur und<br />

<strong>de</strong>r Fachliteratur <strong>de</strong>r Neuzeit. Paracelsus<br />

unternimmt es darin, eine Naturgeschichte<br />

<strong>de</strong>r Elementargeister zu schreiben und sie<br />

als Wun<strong>de</strong>rwerke <strong>de</strong>s Schöpfers in <strong>de</strong>r<br />

Theologie zu verankern. Seine Ausführungen<br />

sind zauberhaft und scharfsinnig.<br />

Doch sie enthalten einen Wi<strong>de</strong>rspruch.<br />

Einerseits führt Paracelsus <strong>de</strong>n Leser in<br />

weite, unerforschte Erkenntnisräume: es<br />

geht ihm um die Wahrnehmung, wissenschaftliche<br />

Erfassung und Darstellung eines<br />

Unsichtbaren, nämlich unsichtbarer Kräfte<br />

und Wirkmächte, die an <strong>de</strong>m, was wir »die<br />

Natur« nennen, mitar<strong>bei</strong>ten. Er begreift die<br />

Natur – er sagt meistens »die natürlichen<br />

Dinge«, die res naturae – nicht in mechanischen<br />

Abläufen, son<strong>de</strong>rn beobachtet das<br />

unablässige Ineinan<strong>de</strong>rwirken mannigfaltiger<br />

Lebensprozesse. Zeit und Umgestaltung<br />

spielen eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle in seinem<br />

Denken. Insofern gehört Paracelsus <strong>de</strong>r<br />

Epoche <strong>de</strong>r Neuzeit, wenn nicht sogar eigentlich<br />

<strong>de</strong>r Zukunft an.<br />

Gleichzeitig zwingt er uns zu einem Spagat.<br />

Paracelsus ist nämlich von <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>rwelt<br />

<strong>de</strong>r Volksüberlieferung geprägt und<br />

argumentiert mit <strong>de</strong>ren Begriffen und Historien.<br />

Das mutet oft lieblich und naiv,<br />

aber für einen Menschen <strong>de</strong>r Gegenwart im<br />

Grun<strong>de</strong> mittelalterlich an. In dieser Spannung<br />

steht man, wenn man das Thema<br />

»Elementargeister« <strong>bei</strong> Paracelsus aufgreift.<br />

Zum Inhalt<br />

Paracelsus’ Liber <strong>de</strong> Nymphis, Sylphis, Pygmaeis<br />

et Salamandris et <strong>de</strong> caeteris Spiritibus, das<br />

Buch von <strong>de</strong>n Nymphen, Sylphen, Pygmäen<br />

und Salaman<strong>de</strong>rn und von <strong>de</strong>n übrigen<br />

Geistern ist in <strong>de</strong>utscher Sprache, <strong>de</strong>m<br />

frühen Neuhoch<strong>de</strong>utsch geschrieben. Es ist,<br />

in Relation zu <strong>de</strong>n Lebensdaten <strong>de</strong>s Autors,<br />

eine relativ späte Schrift, um 1537 verfasst.<br />

Der Liber <strong>de</strong> Nymphis ist zu<strong>de</strong>m eine relativ<br />

kurze Schrift: im gedrängten Druck <strong>de</strong>r<br />

Ausgabe aus <strong>de</strong>m 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt, <strong>de</strong>r<br />

Huserschen Ausgabe, hat sie einen Umfang<br />

von 33 Seiten, in <strong>de</strong>r Ausgabe von Sudhoff<br />

nimmt sie 36 Seiten ein. Die Schrift ist als<br />

Ganzes konzipiert und ausgeführt, sie ist<br />

genau und durchgehend geglie<strong>de</strong>rt und<br />

wenn nicht in einem Zug, so doch in einem<br />

Geist zu En<strong>de</strong> gebracht und abgeschlossen.<br />

Der Text besteht aus einer Vorre<strong>de</strong> und<br />

6 Traktaten, wo<strong>bei</strong> <strong>de</strong>r erste Traktat, und<br />

nur dieser, 2 Kapitel enthält.<br />

Unter <strong>de</strong>n Tausen<strong>de</strong>n von Druckseiten,<br />

die uns von Paracelsus heute vorliegen, hat<br />

diese Ar<strong>bei</strong>t über die Elementargeister <strong>de</strong>n<br />

stärksten Wi<strong>de</strong>rhall gehabt. Das gilt bis in<br />

die Gegenwart. Sie ist voller Poesie, auch<br />

sprachlich, und hat auf Künstler aller Gattungen,<br />

voran auf die Dichter gewirkt. Shakespeare<br />

<strong>bei</strong>spielsweise hat sie gekannt und<br />

verar<strong>bei</strong>tet, Grimmelshausens »Simplicius<br />

17


Simplicissimus« erlebt am Mummelsee<br />

Wesen im Wasser, die ganz offensichtlich<br />

Passagen aus <strong>de</strong>m Liber <strong>de</strong> Nymphis kennen<br />

und in Dichtungen Goethes klingt diese<br />

Abhandlung nach. Die »Kleine Seejungfrau«<br />

von H. C. An<strong>de</strong>rsen ist die leibliche<br />

Schwester <strong>de</strong>r paracelsischen Undinen und<br />

noch die Erzählung von Ingeborg Bachmann,<br />

»Undine geht«, bezieht sich darauf.<br />

Paracelsus allerdings hat mit seiner Ar<strong>bei</strong>t<br />

ganz an<strong>de</strong>re als poetische Absichten verfolgt.<br />

Davon wird im Folgen<strong>de</strong>n die Re<strong>de</strong><br />

sein.<br />

Zunächst möchte ich in großen Zügen<br />

einen inhaltlichen Überblick über die Abhandlung<br />

geben:<br />

Der Prolog enthält die Erkenntnislehre <strong>de</strong>s<br />

Autors, die in zwei Richtungen <strong>de</strong>utet.<br />

Einmal geht es ihm um die Erkenntnis <strong>de</strong>r<br />

»natürlichen Dinge«, <strong>de</strong>r Natur also, auch<br />

<strong>de</strong>r menschlichen Natur. Paracelsus<br />

schreibt, dass die Natur selbst das Licht<br />

spen<strong>de</strong>, wodurch man sie »aus ihrem eigenen<br />

Schein« 2 erkennen könne. Das Licht <strong>de</strong>r<br />

Natur ermöglicht also die Naturforschung.<br />

Er fasst die alte Vorstellung vom lumen naturae,<br />

<strong>de</strong>m »Licht <strong>de</strong>r Natur« neu und stattet<br />

sie ebenso mit naturwissenschaftlicher<br />

wie mit religiöser Be<strong>de</strong>utung aus. Das Licht<br />

<strong>de</strong>r Natur empfange sein Leuchten unablässig<br />

und täglich neu aus <strong>de</strong>r Trinität, <strong>de</strong>r<br />

Heilige Geist sei sein »Anzün<strong>de</strong>r« 3 . Ohne<br />

diesen Gedanken weiter verfolgen zu<br />

können, möchte ich darauf aufmerksam<br />

machen, dass im Verständnis <strong>de</strong>s Paracelsus<br />

das Eigenlicht <strong>de</strong>r Natur die Voraussetzung<br />

ist, um die Lebendigkeit, Vielartigkeit<br />

und Geistigkeit <strong>de</strong>r natürlichen Welt<br />

zu erkennen.<br />

Zum an<strong>de</strong>rn geht es in <strong>de</strong>r Vorre<strong>de</strong> um<br />

<strong>de</strong>n erkennen<strong>de</strong>n Menschen, in <strong>de</strong>m veranlagt<br />

ist, was Paracelsus als das »Licht <strong>de</strong>s<br />

Menschen« bezeichnet. Dieses Licht befähigt<br />

zur Wahrnehmung <strong>de</strong>r außer- o<strong>de</strong>r übernatürlichen<br />

Wirklichkeit. Mit <strong>de</strong>m Terminus<br />

»Licht <strong>de</strong>s Menschen« benennt Paracelsus<br />

die <strong>de</strong>n Menschen auszeichnen<strong>de</strong> Veranla-<br />

18<br />

gung zu spiritueller Erkenntnisfähigkeit.<br />

Zu <strong>de</strong>n Grundvoraussetzungen dieser<br />

Abhandlung gehört 1.) dass die Natur von<br />

Wesen bewohnt ist, die über das Natürliche<br />

hinaus real sind und ihrer eigenen übernatürlichen<br />

<strong>Ges</strong>etzmäßigkeit gehorchen,<br />

und 2.) dass <strong>de</strong>r Mensch so geschaffen und<br />

so geartet ist, dass er über ein Organ für das<br />

Über-Natürliche verfügt. Wir sprechen also,<br />

wenn wir über Elementargeister <strong>bei</strong> Paracelsus<br />

sprechen, über die »Leute in <strong>de</strong>n Elementen«,<br />

wie er sie oft nennt, immer zugleich<br />

auch davon, wie wir als Menschen zur Welt<br />

um, neben, außer und über uns stehen.<br />

Der Tractatus I leitet mit <strong>de</strong>m 1. Kapitel<br />

die Abhandlung ein: Der Autor räumt ein,<br />

dass in <strong>de</strong>r Heiligen Schrift von <strong>de</strong>n vier<br />

<strong>Ges</strong>chlechtern <strong>de</strong>r »Geistmenschen« – <strong>de</strong>r<br />

Wasserleute, <strong>de</strong>r Bergleute, <strong>de</strong>r Feuerleute<br />

und <strong>de</strong>r Luftleute – nichts zu fin<strong>de</strong>n sei.<br />

Die biblischen Erzählungen sind in <strong>de</strong>r<br />

frühen Neuzeit – das bedarf <strong>de</strong>r ausdrücklichen<br />

Erwähnung – nicht nur Quellen <strong>de</strong>r<br />

Heilsgeschichte, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>r Naturgeschichte.<br />

Paracelsus beruft sich hier, und<br />

macht dies selbst zum Thema, nicht auf die<br />

Autorität <strong>de</strong>r Schrift, son<strong>de</strong>rn auf die Realität<br />

solcher Wesen, auf ihre Wirklichkeit,<br />

ihre Wirkungen: »so ist doch die ursach in <strong>de</strong>m<br />

gegrünt, das die werk erscheinen und warhaftig<br />

sind« 4 . Die Werke treten in Erscheinung und<br />

sind wahrhaftig. Wie ist das zu verstehen?<br />

Das Wort »Werk«, lateinisch Opus, hat für<br />

Paracelsus zentrale Be<strong>de</strong>utung. Es ist ein<br />

Terminus seiner Naturwissenschaft. Die<br />

sichtbare Natur ist <strong>de</strong>r Erkenntnis unmittelbar<br />

zugänglich, das Unsichtbare <strong>de</strong>r Natur<br />

zeigt sich <strong>de</strong>m Erkennen<strong>de</strong>n durch Wirkungen.<br />

Das gilt auch für die Bewohner <strong>de</strong>r<br />

Elemente: diese Wesen sind, so seine Ausgangsthese,<br />

real vorhan<strong>de</strong>n und aus ihren<br />

Werken und Wirkungen erkennbar.<br />

Das 2. Kapitel beschäftigt sich mit <strong>de</strong>m<br />

Leib dieser »Geistmenschen« 5 , ihrem spezifischen<br />

Fleisch und Blut. Die Analogie zum<br />

menschlichen Leib wird durchgeführt –


und gänzlich verfrem<strong>de</strong>t. Der Autor entwirft<br />

ein Körperbild, das unseren Begriffen<br />

krass entgegensteht: Paracelsus setzt das<br />

Wort »Fleisch«, für uns <strong>de</strong>r Inbegriff von<br />

Stofflichkeit, für ein nicht sichtbares Gebil<strong>de</strong>,<br />

für etwas, was man we<strong>de</strong>r anfassen,<br />

noch berühren, noch halten kann. Er bezeichnet<br />

mit <strong>de</strong>m Wort »Leib« eine nichtmaterielle<br />

<strong>Ges</strong>talt. Die Leute in <strong>de</strong>n Elementen<br />

seien menschgestaltig, steht da zu<br />

lesen, hätten einen Körper aus Fleisch, Blut<br />

und Ge<strong>bei</strong>n und allem, was dazugehöre,<br />

aber dieser Körper sei »subtil«. Subtilis ist<br />

ursprünglich ein Ausdruck aus <strong>de</strong>r Weberei.<br />

Paracelsus spricht hier von Wesen, <strong>de</strong>ren<br />

Körper – Fleisch, Blut, Ge<strong>bei</strong>n! – aus feinstem<br />

Gewebe ist, nämlich aus Geist. Sie<br />

seien Kreaturen <strong>de</strong>s Schöpfers, <strong>de</strong>m Menschen<br />

aufs nächste verwandt, ja ein an<strong>de</strong>res<br />

Menschengeschlecht, doch – und das ist <strong>de</strong>r<br />

gravieren<strong>de</strong> Unterschied – diese Menschen<br />

seien nicht mit einer Seele begabt! Und<br />

Christus sei für diejenigen gestorben und<br />

geboren wor<strong>de</strong>n, die eine Seele hätten.<br />

Der Tractatus II han<strong>de</strong>lt von <strong>de</strong>r Wohnung<br />

<strong>de</strong>r Geistmenschen, <strong>de</strong>ren Lebensräume<br />

in <strong>de</strong>n vier Elementen liegen: im<br />

Wasser leben die Wasserleute o<strong>de</strong>r Undinen,<br />

in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> und <strong>de</strong>n Bergen die Erdleute<br />

o<strong>de</strong>r Gnomen, in <strong>de</strong>r Luft die Luftleute<br />

o<strong>de</strong>r Sylphen, im Feuerelement die<br />

Feuerleute o<strong>de</strong>r Salaman<strong>de</strong>r. Ihr jeweiliges<br />

Element sei ihre Lebensluft, die sie atmen,<br />

die sie durchschreiten, so wie wir Luft<br />

atmen und <strong>de</strong>n Luftraum durchschreiten.<br />

Paracelsus formuliert als <strong>Ges</strong>etz, dass sich<br />

Körper und Lebenselement umgekehrt<br />

aufeinan<strong>de</strong>r beziehen: je kompakter <strong>de</strong>r<br />

Leib, <strong>de</strong>sto subtiler sei das Lebenselement,<br />

je kompakter das Lebenselement, <strong>de</strong>sto<br />

subtiler sei <strong>de</strong>r Leib! Der Mensch mit seinem<br />

festen stofflichen Körper braucht das<br />

subtile Lebenselement, die Gnomen dagegen<br />

mit ihrem subtilem Leib bewegen sich<br />

durch Felsen und <strong>Ges</strong>tein und »atmen«<br />

darin und sehen die Sonne durch die Er<strong>de</strong><br />

hindurch wie wir durch die Luft.<br />

Der Tractatus III berichtet, dass diese<br />

Unsichtbaren bisweilen, wenn auch selten,<br />

menschliche <strong>Ges</strong>ellschaft suchen und<br />

einem Menschen »erscheinen«. Also: Sich<br />

sehen lassen, sich in Sichtbarkeit verfassen,<br />

die Augen eines Menschen auftun, sodass<br />

dieser sie sieht. – Die Art und Weise <strong>de</strong>s<br />

»Erscheinens« von Elementargeistern wird<br />

mit <strong>de</strong>m Erscheinen von Engeln verglichen,<br />

scheint aber häufiger vorzukommen. Paracelsus<br />

macht kenntlich, dass es sich um eine<br />

mit einem »Verzucken« einsetzen<strong>de</strong> erweiterte<br />

Wahrnehmung han<strong>de</strong>lt, die es ermöglicht,<br />

Wesen mit immateriellem Leib zu<br />

sehen. Verzucken o<strong>de</strong>r entzücken sind Begriffe<br />

mystischer Erfahrung. Das heißt: im<br />

Beobachter ereignet sich etwas, sein Erlebnis,<br />

sein Eindruck rücken ihn aus <strong>de</strong>m<br />

Geleise <strong>de</strong>r gewöhnlichen Wahrnehmung<br />

heraus und entrücken ihn.<br />

Kaum hat <strong>de</strong>r Autor einen Zugang zu<br />

solchen eher mystischen Wirklichkeits- o<strong>de</strong>r<br />

Erlebnisschichten geschaffen, springt er mit<br />

einem Riesenspagat in die Bil<strong>de</strong>rwelt <strong>de</strong>r<br />

mittelalterlichen Volksüberlieferungen und<br />

<strong>de</strong>s Märchens hinein. Alles, was sich auf<br />

<strong>de</strong>r Erlebnisebene spiritueller Bil<strong>de</strong>r abzuspielen<br />

schien, versetzt er in die Realität <strong>de</strong>r<br />

Lebenswelt und <strong>de</strong>s alltäglichen Bewusstseins:<br />

Paracelsus berichtet, dass Elementargeister,<br />

insbeson<strong>de</strong>re die Wasserleute, die<br />

Wasserfrauen, <strong>de</strong>n geselligen Umgang mit<br />

Menschen pflegen, er hält Beischlaf und<br />

Eheschließung zwischen Nymphen und<br />

Menschenmännern für möglich und reflektiert<br />

und beantwortet, wem die Kin<strong>de</strong>r aus<br />

dieser Verbindung nachschlagen.<br />

Da<strong>bei</strong> versteht er die erotische Aktivität<br />

<strong>de</strong>r Wasserfrauen, von <strong>de</strong>nen vor allem die<br />

Re<strong>de</strong> ist, als <strong>de</strong>ren Verlangen nach einer<br />

Seele. Sie stellen <strong>de</strong>n Männern in Liebe<br />

nach, sie buhlen um die Menschen – heißt<br />

es im Text. Ein von Menschenmann und<br />

Nymphenfrau treulich gehaltenes »Bündnis«<br />

wür<strong>de</strong> ihr zur Seele verhelfen, nach <strong>de</strong>r sie<br />

sich sehnt.<br />

19


Im Tractatus IV zieht Paracelsus schriftliche<br />

und mündliche Überlieferungen heran<br />

und beruft sich auf Liebes- und Ehegeschichten<br />

zwischen Nymphen und Menschen.<br />

Beispielsweise die Melusina <strong>de</strong>s<br />

Volksbuches, die ein Mal in <strong>de</strong>r Woche<br />

fischschwänzig im Bad liegt, rechnet er<br />

dazu wie auch eine namenlose Schöne, die<br />

im mittelhoch<strong>de</strong>utschen Versepos »Peter<br />

von Stauffenberg« <strong>de</strong>m Ritter Peter ihre<br />

Liebe schenkt. Auch <strong>de</strong>n so genannten »Venusberg«,<br />

in <strong>de</strong>n Tannhäuser gerät, hält er<br />

für eine nymphische Einrichtung. Die Verbindungen<br />

mit menschlichen Liebes- o<strong>de</strong>r<br />

Ehepartnern en<strong>de</strong>n zuallermeist tragisch, ja<br />

tödlich, doch nicht weil die Elementarwesen,<br />

son<strong>de</strong>rn weil die Menschen untreu und<br />

wortbrüchig sind. Unüberhörbar ist Paracelsus’<br />

Mitgefühl mit <strong>de</strong>n armen, betrogenen<br />

und verlassenen Nymphen, <strong>de</strong>ren Klage<br />

sich kein menschlicher Richter annimmt.<br />

Im V. Tractat ist von <strong>de</strong>n bisweilen ins<br />

Monströse gehen<strong>de</strong>n Abkömmlingen <strong>de</strong>r<br />

Leute in <strong>de</strong>n Elementen die Re<strong>de</strong>, von<br />

Sirenen, auch von Zwerglein und Riesen.<br />

Paracelsus leitet die verschie<strong>de</strong>nen ungewöhnlichen<br />

Bildungen o<strong>de</strong>r Missbildungen<br />

im Elementarreich systematisch her, betont<br />

aber da<strong>bei</strong>, dass keines dieser Wesen außerhalb<br />

<strong>de</strong>r göttlichen Ordnung geboren sei.<br />

Nach seinem Naturverständnis gilt im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Elementarwesen wie generell in<br />

<strong>de</strong>r Natur: alles Außergewöhnliche, alles<br />

nicht "Normale", alles Monströse sollte <strong>de</strong>n<br />

Naturforscher insbeson<strong>de</strong>re interessieren,<br />

<strong>de</strong>nn es will und kann etwas mitteilen. Es<br />

ist ein Zeichen! Mit seiner Haltung gegenüber<br />

Missbildungen und Monstrositäten erinnert<br />

er an Goethe.<br />

Die Frage nach <strong>de</strong>r Seelenlosigkeit <strong>de</strong>r<br />

Wesen in <strong>de</strong>n Elementen beschäftigt und<br />

bekümmert Paracelsus nachhaltig. Sie ist gera<strong>de</strong>zu<br />

ein Leitmotiv <strong>de</strong>r Schrift und fin<strong>de</strong>t<br />

in Sätzen wie <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n immer wie<strong>de</strong>r<br />

Ausdruck: »Aus diesen ... Überlegungen folgt,<br />

dass sie nie eine Seele gehabt haben, obwohl<br />

man <strong>bei</strong> ihnen viele gute Taten, gute Werke und<br />

<strong>20</strong><br />

<strong>de</strong>rgleichen fin<strong>de</strong>t, auch Wahrhaftigkeit untereinan<strong>de</strong>r,<br />

wodurch sie <strong>de</strong>nen gleichen, die eine<br />

Seele haben... Dass aber darum eine Seele vorhan<strong>de</strong>n<br />

wäre, geht aus <strong>de</strong>n angeführten Dingen<br />

nicht hervor... Und wenngleich sie auch Gutes<br />

getan haben, so kann ich doch nicht spüren,<br />

dass sie eins mit uns seien, d.h. für <strong>de</strong>n Glauben<br />

haben sie kein Organ...« 6<br />

Der Tractatus VI behan<strong>de</strong>lt die »Ursachen<br />

dieser <strong>Ges</strong>chöpfe«, soweit sie <strong>de</strong>r Autor für erkennbar<br />

hält. Ein<strong>de</strong>utig erkennbar scheint<br />

ihm, dass sie ein Wächter- und Hüteramt in<br />

<strong>de</strong>r Natur versehen, wie auch, dass sie mit<br />

<strong>de</strong>r Entstehung o<strong>de</strong>r Herausbildung <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nschätze<br />

zu tun haben! Paracelsus vertritt<br />

die Überzeugung, dass die Lager in <strong>de</strong>n<br />

Bergwerken, die Metalle etwa, über lange,<br />

lange Zeiträume von <strong>de</strong>n Leuten in <strong>de</strong>n<br />

Elementen »geschmie<strong>de</strong>t«, bereitet, bewahrt<br />

und gehütet wor<strong>de</strong>n sind und von ihnen<br />

nach und nach <strong>de</strong>n unterschiedlichen Weltregionen,<br />

<strong>de</strong>n unterschiedlichen Generationen<br />

zugeteilt wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m diese sie ent<strong>de</strong>cken.<br />

Stoffe, Bo<strong>de</strong>nschätze entstehen<br />

nach seiner Auffassung nicht einfach »von<br />

selbst«, son<strong>de</strong>rn durch die Tätigkeit jener<br />

schaffen<strong>de</strong>n Wesen.<br />

Das Erkennen <strong>de</strong>r tiefsten und letzten<br />

Ursache solcher <strong>Ges</strong>chöpfe, ihres eschatologischen<br />

Sinns, wer<strong>de</strong>, so glaubt Paracelsus,<br />

erst mit <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r irdischen Welt<br />

und <strong>de</strong>r Offenbarung alles Verborgenen<br />

möglich sein.<br />

Hat Paracelsus Elementargeister gesehen?<br />

Wenn man sich in <strong>de</strong>n Liber <strong>de</strong> Nymphis vertieft,<br />

stellt sich die Frage – o<strong>de</strong>r wird einem<br />

immer wie<strong>de</strong>r gestellt – ob Paracelsus selbst<br />

Elementargeister gesehen hat.<br />

Aussagen über Begegnungen o<strong>de</strong>r Erlebnisse<br />

mit Wesen in <strong>de</strong>n Elementen sind in<br />

<strong>de</strong>r älteren und neueren Literatur durchaus<br />

zu fin<strong>de</strong>n. Ein Beispiel wäre etwa Renward<br />

Cysat, <strong>de</strong>r gut 50 Jahre nach Paracelsus gelebt<br />

hat. Cysat – <strong>de</strong>r hochgebil<strong>de</strong>te Stadtschreiber<br />

von Luzern, Apotheker, Botaniker<br />

mit Kontakten in ganz Europa u.a.m. – be-


ichtet, er habe keine Bergmännlein o<strong>de</strong>r<br />

Herdmännlein gesehen, wohl aber Feuerwesen<br />

– Züsler o<strong>de</strong>r füwrige mannen – und<br />

zwar gemeinsam mit einer <strong>Ges</strong>ellschaft ehrenwerter<br />

Luzerner Bürger am 23. Dezember<br />

1609 7 .<br />

O<strong>de</strong>r, um einen heutigen Zeitgenossen<br />

zu zitieren, Marco Pogacnik, ein Künstler<br />

aus Slowenien, ein mo<strong>de</strong>rner Geomant,<br />

schreibt in seinem 1995 erschienenen Bericht:<br />

»In <strong>de</strong>n genau 13 Monaten, die zwischen<br />

meiner ersten Kommunikation mit<br />

<strong>de</strong>n Elementarwesen am 26. Januar 1993<br />

und <strong>de</strong>r Fertigstellung <strong>de</strong>s Buchmanuskripts<br />

vergangen sind, wur<strong>de</strong>n mir alle grundlegen<strong>de</strong>n<br />

Dimensionen <strong>de</strong>r Elementarwelt<br />

durch die Elementarwesen selbst gezeigt<br />

und erläutert.« 8<br />

Wenn wir etwas Vergleichbares <strong>bei</strong> Paracelsus<br />

suchen, wer<strong>de</strong>n wir enttäuscht. Sein<br />

Text enthält zwar einige Hinweise, jedoch<br />

keine ein<strong>de</strong>utige Antwort. Allerdings sind<br />

seine Nachrichten aus <strong>de</strong>n Lebensräumen<br />

<strong>de</strong>r Elemente erstaunlich genug und geben<br />

verschie<strong>de</strong>ne Fragen auf. Beispielsweise beschreibt<br />

er die Leibesgestalt jener Wesen,<br />

charakterisiert ihre unterschiedliche Fähigkeit<br />

zu sprechen, bezeichnet Orte, an<br />

<strong>de</strong>nen sie sich gerne aufhalten und macht<br />

Aussagen darüber, wie die Elementargeister<br />

die Menschen, also uns, wahrnehmen.<br />

Ich möchte diese Bemerkungen zusammenfassend<br />

referieren:<br />

Zum Stil: Für Paracelsus gilt, dass er im<br />

allgemeinen unpersönlich schreibt und die<br />

erste Person Singular selten gebraucht.<br />

Natürlich gibt es <strong>de</strong>utliche Unterschie<strong>de</strong><br />

von Text zu Text. Im Liber <strong>de</strong> Nymphis<br />

kommt das Pronomen »ich« neunmal vor,<br />

ganz überwiegend in formelhaften Wendungen<br />

wie etwa: die Wesen, von <strong>de</strong>nen ich<br />

hier schreibe... Nur <strong>de</strong>r letzte Beleg am<br />

Schluss <strong>de</strong>r Schrift steht in einem bewegen<strong>de</strong>n<br />

persönlichen Zusammenhang.<br />

Zur <strong>Ges</strong>talt: Wenn Paracelsus von <strong>de</strong>n<br />

kleinen Erdleutlein berichtet – eine halbe<br />

Mannslänge, o<strong>de</strong>r auch nur zwei Spannen<br />

seien diese lang – o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Wasserfrauen,<br />

die sich an Männer heranmachen,<br />

so liegt seiner Beschreibung wahrscheinlich<br />

die Volks- und Sagentradition zugrun<strong>de</strong>.<br />

Doch fügt er eine grundsätzliche und ganz<br />

eigene Überlegung hinzu:<br />

Die <strong>Ges</strong>talt <strong>de</strong>r Elementarwesen sei von<br />

Elementarbereich zu Elementarbereich verschie<strong>de</strong>n,<br />

die Wasserleute seien also unähnlich<br />

<strong>de</strong>n Luftleuten o<strong>de</strong>r diese <strong>de</strong>n Feuerleuten,<br />

doch ähnelten alle vier <strong>de</strong>m<br />

Menschen. Nach Paracelsus’ These, o<strong>de</strong>r<br />

nach seinem Eindruck, sind die Elementarwesen<br />

nach <strong>de</strong>m Richtmaß <strong>de</strong>r Menschengestalt,<br />

nach <strong>de</strong>m Vorbild <strong>de</strong>s menschlichen<br />

Körpers konzipiert: die Wasserleute wie<br />

Menschen aussehend, die Frauen mit starker<br />

erotischer Ausstrahlung; die Luftleute<br />

»halten diese Form nicht«, steht hier im Text –<br />

gemeint ist: die menschliche Form – son<strong>de</strong>rn<br />

wer<strong>de</strong>n als »rauer, gröber, länger und<br />

stärker« beschrieben. Die Bergleutlein seien<br />

klein, die Salaman<strong>de</strong>r dagegen »lang, schmal<br />

und dürr« 9 . Festzuhalten ist, dass Paracelsus<br />

<strong>de</strong>r Menschgestaltigkeit dieser Wesen eine<br />

große Be<strong>de</strong>utung zumisst.<br />

Er versteht sie als Menschen in <strong>de</strong>n Elementen,<br />

die vom Schöpfer nach <strong>de</strong>m Bild<br />

<strong>de</strong>s Menschen erschaffen wor<strong>de</strong>n seien,<br />

nicht an<strong>de</strong>rs als <strong>de</strong>r Mensch nach <strong>de</strong>m<br />

Bil<strong>de</strong> Gottes. »Nach« ist wohl weniger als<br />

Zeitbegriff gemeint, auch das mag mitschwingen,<br />

son<strong>de</strong>rn stellt die Parallele zur<br />

Genesis her. In 1. Mose 27f. heißt es: »Und<br />

Gott sprach: Lasset uns Menschen machen,<br />

ein Bild, das uns gleich sei... Und Gott<br />

schuf <strong>de</strong>n Menschen zu seinem Bil<strong>de</strong>, zum<br />

Bil<strong>de</strong> Gottes schuf er ihn, und schuf sie als<br />

Mann und Weib.« Paracelsus betont mit<br />

Nachdruck, dass diese Wesen ihren Ort im<br />

göttlichen Schöpfungsplan haben und<br />

Wun<strong>de</strong>rwerke Gottes sind. Damit stellt er<br />

sich <strong>de</strong>r Überzeugung Martin Luthers entgegen,<br />

<strong>de</strong>r sie durchweg als Masken <strong>de</strong>s<br />

Teufels klassifiziert 10 .<br />

Zur Sprachfähigkeit: Bergleutlein und<br />

Nymphen wer<strong>de</strong>n von Paracelsus als beson<strong>de</strong>rs<br />

kommunikativ beschrieben: sie seien<br />

21


eredt, gesprächig und unterhielten sich in<br />

<strong>de</strong>r jeweiligen Lan<strong>de</strong>ssprache. Die Waldo<strong>de</strong>r<br />

Luftleute, gröber als jene, sprächen<br />

nicht, obwohl sie, wie er schreibt, »eine<br />

Zunge haben und alles, was man zum Sprechen<br />

braucht«; ähnlich sei es <strong>bei</strong> <strong>de</strong>n Feuerleuten,<br />

<strong>de</strong>n »Vulcanales« o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n »Ätnischen«,<br />

die zwar sprechen könnten, es aber<br />

»schwer« und »selten« tun. – Man wür<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>n Autor gerne fragen, was die Grundlage<br />

seiner ebenso <strong>de</strong>zidierten wie sachlich anmuten<strong>de</strong>n<br />

Feststellungen zur Sprachfähigkeit<br />

11 <strong>de</strong>r Elementarwesen ist.<br />

Zum Aufenthaltsort: Dass sich diese<br />

Wesen nur selten und nicht von je<strong>de</strong>rmann<br />

sehen lassen, gilt als Grundannahme. Wie<br />

bereits erwähnt wird auch <strong>de</strong>r Sehvorgang<br />

selbst als ungewöhnlich beschrieben. Wo<br />

Paracelsus Orte möglicher Begegnung mit<br />

Elementarwesen nennt, könnte er diese<br />

durchaus <strong>de</strong>r Überlieferung entnommen<br />

haben: In <strong>de</strong>n Vulkanen, berichtet er,<br />

könne man das »<strong>Ges</strong>chrei« und die Geräusche<br />

<strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>r Feuerleute vernehmen,<br />

ihr »Zimmern, Hämmern und Werken«,<br />

auch »im brennen<strong>de</strong>n Feuer«. Den Ätna erwähnt<br />

er namentlich. Und wenn man in<br />

die »wil<strong>de</strong>n Wäl<strong>de</strong>r« gehe, also in die Einsamkeit,<br />

die zu Zeiten <strong>de</strong>s Paracelsus eine<br />

an<strong>de</strong>re Qualität hatte als heute, könne man<br />

sie fin<strong>de</strong>n. Ebenso in Bergwerken <strong>bei</strong> guten<br />

Erza<strong>de</strong>rn, wie auch an Gewässern. 12<br />

Beson<strong>de</strong>rs erstaunlich scheint mir aber,<br />

dass Paracelsus vom Blick <strong>de</strong>r Elementargeister<br />

auf die Menschen spricht. Diese<br />

Wesen hätten keine »verzuckung«, also keine<br />

Entrückung nötig, um das menschliche<br />

Treiben zu sehen, doch komme es ihnen<br />

fremdartig o<strong>de</strong>r exotisch vor. Da heißt es:<br />

»... die Nymphen erscheinen uns, wir jedoch<br />

nicht ihnen; was sie in ihrer Welt von uns erzählen,<br />

klingt wie <strong>de</strong>r Bericht eines Pilgers, <strong>de</strong>r<br />

in frem<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn gewesen ist. Bei ihnen<br />

braucht’s dazu keine Entrückung, so wie uns die<br />

Bergleutlein o<strong>de</strong>r die Wasserleute entrücken...« 13<br />

Die Elementargeister im <strong>Ges</strong>amtwerk<br />

Von <strong>de</strong>n Menschen in <strong>de</strong>n Elementen ist<br />

<strong>bei</strong> Paracelsus die Re<strong>de</strong>, seit er begonnen<br />

22<br />

hat zu schreiben, also ungefähr seit 15<strong>20</strong>.<br />

Wenn man die vielen kleinen und umfangreicheren<br />

Passagen über die Elementargeister<br />

im gesamten Werk zusammenstellt,<br />

kommt eine Art von Anthologie zustan<strong>de</strong>.<br />

Deutlich wird, wie sehr es Paracelsus angelegen<br />

war, die Eigenart dieser Wesen sprachlich<br />

zu erfassen, sie adäquat und »richtig«<br />

zu benennen. Den Begriff »Elementargeister«<br />

verwen<strong>de</strong>t er, soweit ich sehe, in dieser<br />

Form nicht. Seine Kollektivbezeichnungen<br />

heißen u.a.: Contrafeit menschen in elementen,<br />

wil<strong>de</strong> leut, elementische geister, irdische geister,<br />

rechte wesentliche leut, lebendig empfindliche<br />

creatur in geistsweise, menschen, leut, wil<strong>de</strong> menschen,<br />

geistmenschen, ding, creatur, geschöpf,<br />

saganae, viehmenschen, götter, inanimata...<br />

Dieses Spektrum an Begriffen enthält und<br />

umspielt die für Paracelsus zentralen Sachverhalte:<br />

dass es sich um »Leute« o<strong>de</strong>r<br />

»Menschen« han<strong>de</strong>lt, um erschaffene <strong>Ges</strong>chöpfe,<br />

um die lebendigen und empfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n,<br />

doch nicht beseelten Geister <strong>de</strong>r<br />

Elemente. Inanimata heißt Unbeseelte.<br />

Auffallend ist, dass Paracelsus die Frage<br />

nach <strong>de</strong>r Seele in jungen Jahren an<strong>de</strong>rs gesehen<br />

hat als später. Ursprünglich war er<br />

überzeugt, diese Wesen seien mit <strong>de</strong>r unsterblichen<br />

Seele ausgestattet. 14 In <strong>de</strong>r Fragment<br />

gebliebenen Abhandlung »Von <strong>de</strong>r<br />

Gebärung <strong>de</strong>r empfindlichen Dinge in <strong>de</strong>r Vernunft«,<br />

die Sudhoff auf 15<strong>20</strong> datiert, spielen<br />

die Leute in <strong>de</strong>n Elementen in seinen Gedanken<br />

eine eindrückliche Rolle. In dreien<br />

<strong>de</strong>r vier Vorre<strong>de</strong>n breitet Paracelsus die I<strong>de</strong>e<br />

aus, Bücher über die »wil<strong>de</strong>n Leut« zu schreiben,<br />

die Welt als Topographie <strong>de</strong>r Elemente<br />

zu begreifen. Er hat damals sein Vorhaben<br />

nicht ausgeführt. Schon Johannes Huser,<br />

<strong>de</strong>r Herausgeber <strong>de</strong>r großen Paracelsus-Ausgabe<br />

im 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt, hält dies mit Bedauern<br />

fest und weist <strong>de</strong>n Leser tröstend<br />

auf <strong>de</strong>n Liber <strong>de</strong> Nymphis, Sylphis, Pygmaeis et<br />

Salamandris hin, <strong>de</strong>r diesen Verlust ersetze. 15<br />

Paracelsus schreibt 15<strong>20</strong> von <strong>de</strong>n unbekannten<br />

Welten im Wasserelement, im<br />

Feuer, in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> Folgen<strong>de</strong>s: es sei nicht<br />

so, dass die Welt drei Mal größer sei, als bis-


her angenommen, son<strong>de</strong>rn sie bestehe eigentlich<br />

aus vier Welten, aus vier Welt-Vierteln.<br />

Der Mensch könne in drei Vierteln <strong>de</strong>r<br />

Welt nicht seinen Aufenthalt nehmen. Die<br />

Nachkommen Adams, <strong>de</strong>ren Lebenselement<br />

die Luft ist, sind nach seinem Verständnis<br />

nicht Alleinbesitzer dieser Welt,<br />

son<strong>de</strong>rn teilen sie paritätisch mit <strong>de</strong>n Bewohnern<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren drei Elemente. 16<br />

»Wir mel<strong>de</strong>n, das im wasser ein welt sei, in<br />

<strong>de</strong>r selbigen leut sind, in welchen auch das ewige<br />

ist und uns gleich in form und naturen, also mit<br />

so manichen gestalten geziert o<strong>de</strong>r geordnet, als<br />

wir von unserm viertel <strong>de</strong>r welt meldung tunt« 17 .<br />

Auch im Fragment De generatione hominis,<br />

mutmaßlich aus <strong>de</strong>mselben Jahr, ist von<br />

<strong>de</strong>n vier Welten die Re<strong>de</strong> und auch dort<br />

heißt es: »... das etwas im wasser sei, das auch<br />

das ewige hat und uns gleichförmig ist...« 18<br />

Mit <strong>de</strong>m Ausdruck »das Ewige« bezeichnet<br />

Paracelsus die von Gott eingehauchte ewige<br />

Seele.<br />

Er hat die Überzeugung, die Leute in <strong>de</strong>n<br />

Elementen seien mit <strong>de</strong>r ewigen Seele ausgestattet,<br />

also ursprünglich gehegt, sie aber<br />

irgendwann in <strong>de</strong>n Jahren vor 1537 revidiert.<br />

Im Liber <strong>de</strong> Nymphis erwähnt er je<strong>de</strong>nfalls<br />

die fehlen<strong>de</strong> Seele <strong>de</strong>r Elementargeister<br />

so häufig und inständig, dass man <strong>de</strong>n Eindruck<br />

gewinnt, <strong>de</strong>r Gedanke schmerze ihn,<br />

er könne ihn nur akzeptieren, in<strong>de</strong>m er sich<br />

und <strong>de</strong>m Leser immer wie<strong>de</strong>r vergegenwärtige,<br />

dass die Bewohner <strong>de</strong>r Elemente Wun<strong>de</strong>rwerke<br />

Gottes seien und ihre Seelenlosigkeit<br />

im Zusammenhang <strong>de</strong>r Gotteswun<strong>de</strong>r<br />

ihren Sinn habe.<br />

In unserer Schrift von 1537 spricht Paracelsus<br />

die Überzeugung aus, Elementargeister<br />

hätten keine Individualseele, son<strong>de</strong>rn<br />

eine Art von natürlicher »Kollektivseele«,<br />

ähnlich <strong>de</strong>n Tieren, etwa Bienen o<strong>de</strong>r<br />

Schneegänsen, mit <strong>de</strong>ren Sozialformen er<br />

sie vergleicht. Das wird <strong>bei</strong>spielsweise <strong>de</strong>utlich,<br />

wenn er die Venus <strong>de</strong>s sagenumwobenen<br />

Venusberges als Nymphe versteht:<br />

Nymphen altern nicht, argumentiert er,<br />

Nymphen bleiben zeitlebens jung und<br />

schön, doch sterben müssen sie wie alle<br />

Menschen. Nach <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>r »amtieren<strong>de</strong>n«<br />

Venus habe eine an<strong>de</strong>re Nymphe<br />

ihren Platz eingenommen, und das habe<br />

zu <strong>de</strong>m Märchen geführt, die Schöne im<br />

Venusberg sei unsterblich 19 .<br />

Die Elemente<br />

Man kann die Aussagen über Elementargeister<br />

<strong>bei</strong> Paracelsus nicht ohne seine Elementenlehre<br />

betrachten. Er hat die Herausbildung<br />

<strong>de</strong>r Elemente aus <strong>de</strong>m Geist<br />

vielfach bedacht und beschrieben und zwar<br />

als die gewaltige Alchimie <strong>de</strong>s Weltenschöpfers,<br />

<strong>de</strong>r die vier Urmütter <strong>de</strong>r irdischen<br />

Welt – Luft, Feuer, Wasser, Er<strong>de</strong> – mit produktiven<br />

Kräften ausgestattet habe <strong>20</strong> . Er<br />

sieht in ihnen die lebendige Matrix aller Erscheinungen.<br />

Sie bringen die Natur recht<br />

eigentlich hervor! Paracelsus betrachtet die<br />

Elemente also nicht als abstraktes Ordnungssystem,<br />

son<strong>de</strong>rn versteht sie als vier<br />

Welten. In ihnen fin<strong>de</strong>n je spezifisch unablässig<br />

Aufbau- und Abbauprozesse statt, Geburt,<br />

Wachstum, Reifung, Absterben und<br />

Verwandlung, bewirkt durch Geistwesen, die<br />

dies tätig bewerkstelligen. Diese Wesen halten<br />

sich nach <strong>de</strong>m Verständnis <strong>de</strong>s Autors in<br />

<strong>de</strong>n Elementen auf. Er erkennt ihnen Verständigkeit,<br />

Vernunft, ja Weisheit zu.<br />

Sie durchdringen und gestalten das Chaos.<br />

Gott lasse kein Element leer sein und »feiern«,<br />

schreibt Paracelsus, er lasse kein Element<br />

ohne schaffen<strong>de</strong> Wesen sein, son<strong>de</strong>rn<br />

habe große Wun<strong>de</strong>rwerke in je<strong>de</strong>m 21 .<br />

Kräfte und Wirkungen, die in <strong>de</strong>r Natur<br />

beobachtet wer<strong>de</strong>n können, weisen <strong>de</strong>n naturforschen<strong>de</strong>n<br />

Blick auch auf verursachen<strong>de</strong><br />

geistlebendige Wesen – so etwa ließe<br />

sich ein paracelsischer Lehrsatz formulieren.<br />

Mit größter Deutlichkeit spricht sich<br />

dieses Naturverständnis etwa im Liber meteororum<br />

aus. Das folgen<strong>de</strong> Zitat beschreibt<br />

<strong>de</strong>n »Vulcanus«, <strong>de</strong>n »Ar<strong>bei</strong>ter in <strong>de</strong>r<br />

Natur«: »Als es muß einer sein, <strong>de</strong>r laub und<br />

gras macht an stat gottes als wol als ein mensch,<br />

<strong>de</strong>r im selbs muß ein haus machen, got machts<br />

im nicht; also ist auch in <strong>de</strong>r er<strong>de</strong>n einer, <strong>de</strong>r<br />

23


das macht, das aus ir kompt. Ein solcher ist<br />

auch im wasser, <strong>de</strong>r solche composita zusammen<br />

tregt, und <strong>de</strong>rgleichen im luft und also im<br />

firmament 22 auch. Dan nicht das genug sei, das<br />

wir sprechen, got hats also beschaffen, das alle<br />

jar wi<strong>de</strong>r kompt. Es ist war, er hat aber einen<br />

drüber gesezt, <strong>de</strong>r es machen sol, formiren, corporiren<br />

und ordiniren , und das selbige werk<br />

danach durch die natur auf lassen wachsen.<br />

Dan als wenig got <strong>de</strong>m menschen ein rock<br />

macht, son<strong>de</strong>r hat <strong>de</strong>n schnei<strong>de</strong>r gesezt dazu,<br />

also wenig one ein ar<strong>bei</strong>ter wird auch das gras<br />

wachsen und in seine forme gebracht...« 23<br />

Die sichtbare Natur wäre also nach <strong>de</strong>m<br />

Verständnis <strong>de</strong>s Autors in ihrer komplexen<br />

Lebendigkeit impulsiert und durchwirkt<br />

von schaffen<strong>de</strong>n Kräften wesenhafter Art,<br />

die ganz offenbar <strong>Ges</strong>taltbildung, Wachstum,<br />

Entwicklungsabläufe o<strong>de</strong>r –gesetze<br />

verantworten: formiren, corporiren, ordiniren!<br />

Vor diesem Hintergrund wird es begreiflich,<br />

dass Paracelsus es gera<strong>de</strong>zu für notwendig<br />

hält, an die Existenz jener »Wun<strong>de</strong>rwerke in<br />

<strong>de</strong>n Elementen« zu glauben, sich mit ihnen<br />

wissenschaftlich zu beschäftigen, ihre Wirkungen,<br />

ihre Zeichen zu studieren und<br />

diese aufzunehmen in Naturkun<strong>de</strong> und<br />

Theologie.<br />

Das Interesse <strong>de</strong>r Elementargeister<br />

Nach <strong>de</strong>r Beschreibung im Liber <strong>de</strong> Nymphis<br />

ist die Aufmerksamkeit <strong>de</strong>r Elementargeister<br />

einerseits auf die natürlichen Dinge<br />

gerichtet. Sie versehen in <strong>de</strong>r Natur ihr<br />

»Amt«, wie es im Text heißt: sie hüten die<br />

Schätze <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> und <strong>de</strong>s Wassers, also die<br />

so genannten Bo<strong>de</strong>nschätze und teilen sie<br />

<strong>de</strong>r Menschengesellschaft zu, wenn es an<br />

<strong>de</strong>r Zeit ist, sie halten aber auch Lager o<strong>de</strong>r<br />

Vorkommen für spätere Generationen<br />

zurück und schützen die Er<strong>de</strong> vor Ausbeutung.<br />

Sie ar<strong>bei</strong>ten aktiv an <strong>de</strong>r »Bereitung«<br />

dieser Bo<strong>de</strong>nschätze 24 als schaffen<strong>de</strong> Kräfte.<br />

Doch gilt ihr vitales Interesse <strong>de</strong>m Menschen,<br />

<strong>de</strong>m sie sich hilfreich und dienstbar,<br />

bisweilen liebend nähern. In welchem Verhältnis<br />

stehen sie zum Menschen?<br />

Paracelsus weist an verschie<strong>de</strong>nen Stellen<br />

24<br />

seiner Schriften auf eine Art Überlegenheit<br />

jener Wesen hin:<br />

An Kunstfertigkeit etwa übertreffen sie die<br />

Menschen <strong>bei</strong> weitem. Auch sind sie nicht<br />

von <strong>de</strong>r menschlichen Intelligenz fasziniert,<br />

<strong>de</strong>nn sie verfügen selbst über Verstand und<br />

Weisheit 25 , die sich – im Gegensatz zum<br />

menschlichen Vermögen – auch auf die<br />

Wahrnehmung zukünftiger Ereignisse aus<strong>de</strong>hnt.<br />

Dies ist übrigens ein Motiv, das auch<br />

in <strong>de</strong>r Volksüberlieferung anzutreffen ist.<br />

Wenn etwa die schöne und tugendhafte<br />

Melusina, nach Paracelsus’ Überzeugung<br />

eine ehrbare Nymphe, zum ersten Mal<br />

ihrem Raimund im wil<strong>de</strong>n Wald am Durstbrunnen<br />

begegnet, klärt sie ihn über seine<br />

Vergangenheit und über zukünftige Schicksale<br />

auf. 26<br />

In <strong>de</strong>r Kenntnis <strong>de</strong>r Natur sind die Elementargeister<br />

<strong>de</strong>m Menschen weit überlegen,<br />

<strong>de</strong>nn ihr Wissen reicht zurück bis zur Prima<br />

Materia <strong>de</strong>r Schöpfung, d.h. sie haben teil<br />

an <strong>de</strong>r Naturgeschichte und Naturentstehung<br />

von Anfang an, sie waren da<strong>bei</strong> 27 , sie<br />

sind Insi<strong>de</strong>r. Der Naturwissenschaftler kann<br />

zwar forschend aus <strong>de</strong>r vor seinen Augen<br />

liegen<strong>de</strong>n Natur auf ihre Entstehung<br />

zurückschließen und damit zur Vorstellung<br />

ihrer Prima Materia gelangen, diese Wesen<br />

aber waren und sind mitschaffen<strong>de</strong> Zeugen<br />

<strong>de</strong>r Naturprozesse und <strong>de</strong>r Erdgeschichte. 28<br />

Des Weiteren kann, folgt man Paracelsus,<br />

auch nicht die Re<strong>de</strong> davon sein, dass die<br />

Elementargeister <strong>de</strong>m Menschen unterworfen<br />

wären, <strong>de</strong>r Mensch könne sie nicht<br />

zwingen, nicht einmal mit schwarzer<br />

Kunst. 29 Im Verhältnis zum Adamsgeschlecht<br />

sind sie also autonom.<br />

Dass sie sich <strong>de</strong>m Menschen nähern, geschieht<br />

freiwillig und hat einen bestimmten<br />

Grund. Der Grund ist nach <strong>de</strong>m Verständnis<br />

<strong>de</strong>s Autors die menschliche Seele. Die<br />

Elementargeister richten ihre Sehnsucht auf<br />

die Gemeinschaft mit <strong>de</strong>m Menschen, weil<br />

dieser eine Seele hat, das ist die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

These <strong>de</strong>s Liber <strong>de</strong> Nymphis. Man<br />

kann sich also fragen, was diese Wesen, die<br />

ja in mancher Hinsicht <strong>de</strong>m Menschen


überlegen sind, an diesem, d.h. an <strong>de</strong>ssen<br />

Seele so gewaltig anzieht?<br />

Die paracelsische Anthropologie<br />

Soweit ich die in <strong>de</strong>r Sudhoffschen Ausgabe<br />

versammelten medizinischen und naturphilosophischen<br />

Schriften <strong>de</strong>s Paracelsus<br />

kenne, habe ich <strong>de</strong>n Eindruck, dass sie,<br />

gleichviel um was es im Einzelnen geht,<br />

eine durchgehen<strong>de</strong> Absicht aufweisen und<br />

ein Thema haben: Paracelsus ar<strong>bei</strong>tet Gebiet<br />

um Gebiet an einer Menschenkun<strong>de</strong>,<br />

an seiner Wissenschaft vom Menschen.<br />

Er ist Anthropologe. Ich möchte sein Bild<br />

vom Menschen, wie es sich in seinen<br />

Schriften darstellt, kurz charakterisieren,<br />

<strong>de</strong>nn es gehört in unseren Zusammenhang.<br />

Der Mensch – o<strong>de</strong>r in seiner häufigen<br />

Kurzformel: Adam – gehört mit seinem<br />

Körper zur Natur. Sein Körper entstammt<br />

<strong>de</strong>m Kosmos. Was im Weltganzen lebendig<br />

vorhan<strong>de</strong>n ist, Stoffliches, Ätherisches,<br />

Si<strong>de</strong>risches, ist wie ein Extrakt, doch realiter<br />

in seinem Leib verdichtet. Solang er lebt, ist<br />

<strong>de</strong>r Mensch durch seinen Körper sowohl<br />

sichtbar wie unsichtbar mit <strong>de</strong>m großen<br />

Kosmos verbun<strong>de</strong>n. Er ist keine abgeschlossene<br />

»Körpermaschine«, er hat aufnehmend,<br />

abgebend mit <strong>de</strong>r Weltumgebung immerwährend<br />

zu tun. So wie er die Nahrung,<br />

<strong>de</strong>n natürlichen Er<strong>de</strong>nstoff, aufnimmt und<br />

abgibt, o<strong>de</strong>r die Atemluft, ernährt er sich<br />

gleichermaßen aus <strong>de</strong>m Unsichtbaren, Geistigen<br />

<strong>de</strong>s Kosmos. Paracelsus setzt dafür<br />

häufig <strong>de</strong>n Begriff vom »Licht <strong>de</strong>r Natur«.<br />

Im menschlichen Leib ist die Möglichkeit,<br />

vom Licht <strong>de</strong>r Natur zu lernen, also körperlich<br />

veranlagt. Der Mensch ist <strong>de</strong>mnach<br />

durch die Beschaffenheit seines Körpers ein<br />

aufnahmefähiges, zur Verän<strong>de</strong>rung begabtes<br />

Wesen, offen gegenüber <strong>de</strong>r Natur und<br />

<strong>de</strong>r Welt <strong>de</strong>s Geistes, die in jener zum Ausdruck<br />

kommt. Davon ist im Prolog <strong>de</strong>s<br />

Liber <strong>de</strong> Nymphis die Re<strong>de</strong>.<br />

Aber <strong>de</strong>r Mensch ist mehr als das Wun<strong>de</strong>rgebil<strong>de</strong><br />

seines natürlichen Leibes, <strong>de</strong>r so<br />

viel und so wenig ist wie ein Haus o<strong>de</strong>r ein<br />

Gefäß, Haus o<strong>de</strong>r Gefäß für die Seele. Die<br />

Menschenseele stammt nicht aus <strong>de</strong>r Natur,<br />

son<strong>de</strong>rn ist ewig, das heißt: sie ist von nicht<br />

sterblicher Lebendigkeit. Sie ist einzig in<br />

einem je<strong>de</strong>n. Sie bringt, wenn sie sich verkörpert,<br />

ein inneres Wissen aus <strong>de</strong>r göttlichen<br />

Welt mit. Sie ist, wie es ihrer Artung<br />

entspricht, ausgerichtet auf Christus, o<strong>de</strong>r<br />

sollte dies sein. Sie verlangt nach spiritueller<br />

Speise, Heiligung <strong>de</strong>s Lebens, Abendmahl,<br />

um <strong>de</strong>n ihr gemäßen zukünftigen Leib aufzubauen,<br />

einen Geistleib, <strong>de</strong>n Auferstehungsleib,<br />

<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Taufe geboren wird.<br />

Der Mensch ist also nicht nur als natürliches<br />

son<strong>de</strong>rn auch als ewiges Wesen angelegt<br />

30 , in einer fortgesetzten Erschaffung begriffen,<br />

an <strong>de</strong>r er selbst verantwortlich<br />

teilhat und an <strong>de</strong>r die himmlischen Mächte<br />

helfend teilnehmen. Seine Zukunft <strong>de</strong>utet<br />

somit in unabsehbare Räume weit über<br />

Natur und Sterben hinaus. 31<br />

Sein Bin<strong>de</strong>glied für diese an<strong>de</strong>re Wirklichkeit<br />

ist die Seele, sie ist Auge, Herz,<br />

Organ, um Christus zu suchen, ihn wahrzunehmen,<br />

ihm nachzufolgen, um zu lieben.<br />

Kraft <strong>de</strong>r Seele ist <strong>de</strong>r Mensch mit<br />

Christus verbun<strong>de</strong>n.<br />

Die Hoffnung <strong>de</strong>r Elementargeister<br />

Den »Menschen in <strong>de</strong>n Elementen« fehlt<br />

dieses Organ. Wenn man <strong>de</strong>n Liber <strong>de</strong> Nymphis<br />

einmal nur im Hinblick auf Sätze<br />

durchsieht, in <strong>de</strong>nen von <strong>de</strong>r Seele, vielmehr<br />

von <strong>de</strong>r nicht vorhan<strong>de</strong>nen Seele<br />

<strong>de</strong>r Elementargeister die Re<strong>de</strong> ist, bekommt<br />

man einen Eindruck davon, wie intensiv<br />

Paracelsus diesen Gedanken vor Augen<br />

hatte 32 . Da ihnen die Seele mangle, hätten<br />

sie das Urteil nicht, Gott zu dienen, zu<br />

wan<strong>de</strong>ln in seinem Weg ,»dan sie hant <strong>de</strong>r<br />

sel nicht« 33 . Christus sei für jene gestorben<br />

und geboren wor<strong>de</strong>n, »die sel hand, das ist<br />

die aus Adam seind: für die nit so nit aus<br />

Adam seind, <strong>de</strong>nn sie seind menschen und hand<br />

aber kein sel« 35 .<br />

Wenn ich Paracelsus richtig verstehe, so<br />

glaubt er, dass die nicht mit <strong>de</strong>r ewigen<br />

Seele begabten Wesen in <strong>de</strong>n Elementen,<br />

ohne von Christus zu wissen, etwas von sei-<br />

25


ner Be<strong>de</strong>utung sehnsuchtsvoll und schmerzlich<br />

ahnen. Dies bleibt geheimnisvoll.<br />

Ob er <strong>de</strong>n Römerbrief im Sinn hatte, in<br />

<strong>de</strong>m vom ängstlichen Harren <strong>de</strong>r Kreatur<br />

die Re<strong>de</strong> ist? Die Kreatur, die Schöpfung,<br />

heißt es dort, sei <strong>de</strong>r Vergänglichkeit unterworfen<br />

»ohne ihren Willen, doch auf Hoffnung«!<br />

In <strong>de</strong>r originalen Übersetzung Luthers<br />

lautet <strong>de</strong>r nächste Vers: »<strong>de</strong>nn auch die<br />

creatur frey wer<strong>de</strong>n wird von <strong>de</strong>m dienst <strong>de</strong>s<br />

vergenglichen wesens/ zu <strong>de</strong>r herrlichen freiheit<br />

<strong>de</strong>r kin<strong>de</strong>r Gottes./ Denn wir wissen / das alle<br />

creatur sehnet sich mit uns / und engstet sich<br />

noch immerdar.« 36<br />

Paracelsus’ Weltbild, seine Naturwissenschaft<br />

begrün<strong>de</strong>n sich auf Christus. Dass<br />

er in <strong>de</strong>n Begriff »alle creatur« auch die Elementargeister<br />

mit einschließt, die »lebendig<br />

empfindliche creatur in geistsweise«, scheint mir<br />

wahrscheinlich.<br />

In seinen naturphilosophischen und naturwissenschaftlichen<br />

Schriften leuchtet<br />

immer wie<strong>de</strong>r seine Überzeugung auf, dass<br />

die dreieinige Gottheit in die Natur hineinwirke<br />

und dass Christus im Uranfang in jenen<br />

Bezirk eingezogen sei, <strong>de</strong>n wir als »Kosmos«<br />

o<strong>de</strong>r als »irdische Welt« bezeichnen.<br />

In diesem Zusammenhang möchte ich<br />

beson<strong>de</strong>rs auf eine naturwissenschaftliche<br />

Schrift von 1525 o<strong>de</strong>r 1526 hinweisen, die<br />

Philosophia <strong>de</strong> Generationisbus et Fructibus<br />

Quatuor Elementorum, die als Ganzes zum<br />

1. Mal von Johannes Huser gedruckt wur<strong>de</strong>,<br />

aus »Theophrasti eigner Handschrift«. Es<br />

ist eine systematische Abhandlung über<br />

die Entstehung <strong>de</strong>r Natur 37 .<br />

Im ersten Buch, über das Element Luft,<br />

wird <strong>de</strong>r naturgeschichtliche Rahmen an<br />

einigen Stellen gesprengt. Die irdische<br />

Welt, noch unerschaffen, schon von <strong>de</strong>r<br />

Luft umhüllt und umgrenzt, wird hier als<br />

die Stätte bezeichnet, in die Christus eingezogen<br />

sei, in <strong>de</strong>r er »geboren« sei 38 . Und<br />

es wird dargestellt, dass in <strong>de</strong>n vier Elementen,<br />

ehe sie die natürlichen Dinge aus sich<br />

heraus erzeugt hätten, uranfänglich <strong>de</strong>r<br />

Stuhl Gottes und das Kreuz Christi gestan<strong>de</strong>n<br />

seien 39 . Es sind Aussagen von ungeheu-<br />

26<br />

rer religiöser Reichweite, die Paracelsus mit<br />

seiner Elementenlehre verbin<strong>de</strong>t, auf die<br />

ich hier nur in aller Kürze hinweisen kann.<br />

Es ist die Überzeugung, wie sie aus <strong>de</strong>n Anfangsversen<br />

<strong>de</strong>s Johannesevangeliums tönt.<br />

Christus ist fundamental mit <strong>de</strong>r Entstehung<br />

<strong>de</strong>r Welt verbun<strong>de</strong>n. »Im Anfang war<br />

das Wort«.<br />

Paracelsus steht mit seiner <strong>Ges</strong>innung in<br />

einer weitverzweigten Tradition, die ich<br />

kaum übersehe; doch möchte ich sie mithilfe<br />

eines Beispiels ver<strong>de</strong>utlichen, nämlich<br />

durch <strong>de</strong>n Blick auf zwei Bildtafeln eines<br />

spätmittelalterlichen Altars (Abbildungen<br />

S. 28/29). Es han<strong>de</strong>lt sich um einen von<br />

Meister Bertram 40 gemalten Hochaltar, <strong>de</strong>r<br />

1383 in <strong>de</strong>r Kirche St. Petri in Hamburg<br />

aufgerichtet wur<strong>de</strong> und sich heute in <strong>de</strong>r<br />

dortigen Kunsthalle befin<strong>de</strong>t. Er hat insgesamt<br />

24 Altartafeln und beginnt mit <strong>de</strong>r<br />

Erschaffung <strong>de</strong>r Welt. Die erste Tafel ist<br />

betitelt: »Gottvater und <strong>de</strong>r Abfall <strong>de</strong>r<br />

Engel«, die zweite: »Am Anfang war das<br />

Wort. Christus und Gottvater«.<br />

Diese Bil<strong>de</strong>r zeigen die Schöpfung im<br />

Prozess <strong>de</strong>r Erschaffung: Noch ehe die <strong>Ges</strong>tirne,<br />

geschweige <strong>de</strong>nn die Pflanzen o<strong>de</strong>r<br />

Tiere ins Sein gerufen sind, ist die von<br />

Gottvater geschaffene Welt zu sehen als<br />

eine Weltscheibe, <strong>de</strong>r in ätherischen Farben<br />

das Antlitz Christi eingezeichnet ist. Auf<br />

<strong>de</strong>r ersten Tafel ist, wie <strong>de</strong>r kunstgeschichtliche<br />

Kommentar vermerkt, das »Haupt<br />

Christi schmerzhaft verzogen, mit Trauer<br />

blickt er auf die stürzen<strong>de</strong>n Engel herab.<br />

Die Rechte Gottes weist auf ihn als <strong>de</strong>n<br />

künftigen Heiland und kommen<strong>de</strong>n Erlöser<br />

vom Bösen...« 41 Auf <strong>de</strong>r zweiten Tafel<br />

sieht man das Antlitz ruhig-strahlend, »die<br />

<strong>bei</strong><strong>de</strong>n göttlichen Personen sind im ewigen<br />

Zwiegespräch miteinan<strong>de</strong>r begriffen. Durch<br />

die Tafel weht johanneischer Geist«. 42 Vor<br />

aller Erschaffung also ist Christus in <strong>de</strong>r<br />

Welt und gehört er zu dieser Welt.<br />

Die Botschaft <strong>de</strong>s Johannesevangeliums<br />

ist <strong>bei</strong> Meister Bertram mit <strong>de</strong>n Mitteln <strong>de</strong>r<br />

Malerei dargestellt. Sie liegt, wie ich meine,<br />

<strong>de</strong>m Liber <strong>de</strong> Nymphis und überhaupt vielen


medizinischen und naturphilosophischen<br />

Schriften <strong>de</strong>s Paracelsus zugrun<strong>de</strong>.<br />

Die Elementargeister, diese Zeugen und<br />

beteiligten Kräfte <strong>de</strong>r Weltentstehung,<br />

welche die Prima Materia <strong>de</strong>r natürlichen<br />

Dinge kennen, sind nach seinem Verständnis<br />

unfähig, d.h. nicht ausgestattet, nicht<br />

mit einer Seele ausgestattet, zur Wahrnehmung<br />

Christi. Doch haben sie eine Ahnung<br />

von diesem zentralen Ereignis, eine<br />

schmerzliche Sehnsucht teilzunehmen, ein<br />

Harren nach Erlösung. Der Mensch,<br />

glaubt Paracelsus, hat eine Aufgabe gegenüber<br />

jenen Wesen, die <strong>de</strong>r Natur und ihm<br />

dienen. Der Mensch ist ihr Bin<strong>de</strong>glied!<br />

Durch <strong>de</strong>n »Bund« mit ihm, nach <strong>de</strong>m sie<br />

verlangen wie <strong>de</strong>r Kranke nach <strong>de</strong>m Arzt,<br />

wie <strong>de</strong>r Christ nach <strong>de</strong>m Erlöser 43 , könnten<br />

sie die Seele erlangen und Christus<br />

folgen. Auf <strong>de</strong>n Bund mit <strong>de</strong>m Menschen<br />

begrün<strong>de</strong>t sich ihre Hoffnung auf Umwandlung<br />

und Auferstehung.<br />

Der Liber <strong>de</strong> Nymphis, so märchenhaft<br />

und poetisch er sich über weite Strecken<br />

liest, ist vom Autor nicht als Märchen gemeint.<br />

Zweifellos hat Paracelsus Verse und<br />

<strong>Ges</strong>chichten über die Leute in <strong>de</strong>n Elementen<br />

gekannt und Volksbücher gelesen. Er<br />

beruft sich im Liber <strong>de</strong> Nymphis ganz überwiegend<br />

auf literarische Überlieferungen.<br />

Im uralten Lied vom Elementarwesen, das<br />

<strong>de</strong>n Menschen liebt, vernimmt er das ängstliche<br />

Harren <strong>de</strong>r Kreatur in <strong>de</strong>n Elementen<br />

und <strong>de</strong>ren Sehnsucht nach <strong>de</strong>r Seele. Er<br />

antwortet in seiner Schrift darauf mit tiefem<br />

Mitgefühl und mit <strong>de</strong>m gründlichsten wissenschaftlichen<br />

und menschlichen Ernst.<br />

Er schlägt eine Bresche. Er eröffnet, in<strong>de</strong>m<br />

er Elementargeister als schaffen<strong>de</strong><br />

und gestalten<strong>de</strong> Kräfte spiritueller Art in<br />

<strong>de</strong>r Natur versteht, Gedankenwege zu<br />

ihrer Erforschung, vielleicht sogar zu ihrer<br />

Wahrnehmung. Er hält es für dringlich,<br />

sowohl für die naturwissenschaftliche Philosophie<br />

wie für die Theologie, die Realität<br />

solcher wesenhafter Kräfte anzuerkennen,<br />

um <strong>de</strong>r Pflicht und <strong>de</strong>r Verantwortung ge-<br />

recht zu wer<strong>de</strong>n, in welcher <strong>de</strong>r Mensch zu<br />

ihnen steht. Der Liber <strong>de</strong> Nymphis ist ein<br />

Appell! Paracelsus beschreibt mit enormer<br />

sprachlicher Plastizität <strong>de</strong>n Geistleib jener<br />

Wesen und setzt über das zweite Kapitel<br />

eine bemerkenswerte Überschrift, die seiner<br />

Denkart entspricht: »Caput secundum.<br />

Spiritus quid et Anima: Item spiritus horum<br />

caro est et caro spiritus: Exemplum resurrectionis«.<br />

Zu Deutsch: Zweites Kapitel. Der Geist<br />

also und die Seele: <strong>de</strong>ren Geist Fleisch ist und<br />

<strong>de</strong>ren Fleisch Geist: ein Beispiel <strong>de</strong>r Auferstehung.<br />

Wie ist das zu verstehen?<br />

In <strong>de</strong>r Natur selbst sieht er die Gedanken<br />

von Metamorphose und Auferstehung<br />

vielfältig angelegt. Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mensch,<br />

glaubt Paracelsus, die Natur in allen ihren<br />

Schichten zu lesen vermögen, gelangte er<br />

zur Wahrnehmung <strong>de</strong>r darin schaffen<strong>de</strong>n<br />

Wesen, <strong>de</strong>r Leute in <strong>de</strong>n Elementen. Der<br />

spirituelle Leib <strong>de</strong>r Naturwesen wür<strong>de</strong><br />

dann – als Zeichen, als Vorbild – zur Menschenseele<br />

von ihrer eigenen Bestimmung<br />

zur Auferstehung sprechen, als wahrhaftes<br />

exemplum resurrectionis!<br />

In diesem Zusammenhang gewinnen die<br />

ebenso befremdlichen wie wun<strong>de</strong>rsamen<br />

Seligpreisungen <strong>de</strong>r Vorre<strong>de</strong> erst die Klarheit<br />

und Bewusstheit, mit <strong>de</strong>r sie von Paracelsus<br />

formuliert wor<strong>de</strong>n sind: »Seliger ist<br />

es, die Nymphen zu beschreiben, als zu beschreiben<br />

die Or<strong>de</strong>n, seliger ist, <strong>de</strong>n Ursprung <strong>de</strong>r Riesen<br />

zu beschreiben, als zu beschreiben höfisches<br />

Ritual, seliger ist, Melusina zu beschreiben, als<br />

zu beschreiben Reiterei o<strong>de</strong>r Artillerie, seliger zu<br />

beschreiben die Bergleutlein unter <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>, als<br />

zu beschreiben Fechtkunst und Frauendienst...«<br />

Mittelalterlich sind diese Seligpreisungen<br />

nicht. Nicht an seine Epoche gebun<strong>de</strong>n ist<br />

Paracelsus’ lebenslange ernste Bestrebung,<br />

als naturforschen<strong>de</strong>r, um Erkenntnis sich<br />

mühen<strong>de</strong>r Mensch <strong>de</strong>m Zusammenhang<br />

von Wissen und Liebe gerecht zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Seine Auffor<strong>de</strong>rung zum Spagat, wie er<br />

ihn uns im Liber <strong>de</strong> Nymphis zumutet,<br />

könnte und kann einen Leser im 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

durchaus zu neuen Fragestellungen<br />

führen.<br />

27


1 Theophrast von Hohenheim, Das Buch von <strong>de</strong>n<br />

Nymphen, Sylphen, Pygmaeen, Salaman<strong>de</strong>rn und<br />

<strong>de</strong>n übrigen Geistern. Faksimile <strong>de</strong>r Ausgabe Basel<br />

1590. Übertragen und mit einem Nachwort versehen<br />

von Gunhild Pörksen. Basilisken-Presse.<br />

Marburg an <strong>de</strong>r Lahn 1996, S. 9 f.<br />

2 a.a.O., S. 9.<br />

3 Theophrast von Hohenheim genannt Paracelsus.<br />

Medizinische, philosophische und naturwissenschaftliche<br />

Schriften I. Abt., hg. von Karl Sudhoff,<br />

München und Berlin 1929 ff., 13, S.375.<br />

4 I, 14, S. 118.<br />

5 ebenda.<br />

6 Das Buch von <strong>de</strong>n Nymphen, Sylphen... S. 63.<br />

7 Renwart Cysat, Collectanea Chronica und <strong>de</strong>nkwürdige<br />

Sachen pro Chronica Lucernensi et Helvetiae.<br />

Erste Abteilung: Stadt und Kanton Luzern,<br />

Luzern 1969, Bd. 4, S. 618 f.<br />

8 Marko Pogacnik, Elementarwesen. Die Gefühlsebene<br />

<strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>. München 1995, S. 7.<br />

9 I, 14, S. 129.<br />

10 D. Martin Luthers Werke, Kritische <strong>Ges</strong>amtausgabe,<br />

Weimar und Graz 1966. Cf. <strong>bei</strong>spielsweise<br />

Bd. 6, S. 317; Bd. 4, S. 404.<br />

11 I, 14, S. 135.<br />

12 I, 14, S. 129 f.<br />

13 Das Buch von <strong>de</strong>n Nymphen..., S. 39; vgl. I, 14,<br />

S. 132.<br />

14 I, 1, S. 247 ff.<br />

15 Theophrastus Paracelsus, Bücher und Schriften I.<br />

Herausgegeben von Johannes Huser. Mit einem<br />

Vorwort von Kurt Goldammer. Hil<strong>de</strong>sheim/New<br />

York 1971, S. 328.<br />

16 I, 1, S. 250: Dieweil wir spüren und erkennen, das<br />

im wasser eine welt ist, das ursacht uns, das wir<br />

unsere welt nicht eine welt wöllen nennen, son<strong>de</strong>rn<br />

aus ursachen <strong>de</strong>n vierten teil <strong>de</strong>r welt.<br />

17 Ebda.<br />

18 I, 1, S. 288.<br />

19 I, 14, S. 139 f.<br />

<strong>20</strong> I, 13, S. 10: aus <strong>de</strong>n vier mütern wer<strong>de</strong>n alle ding<br />

geboren <strong>de</strong>r ganzen welt...<br />

21 I, 14, S. 124.<br />

22 "firmament" ist hier die Bezeichnung für das Element<br />

Feuer.<br />

23 I, 13, 155 f.<br />

24 I, 14, S. 145 ff.<br />

25 I, 14, S. 133 und 134.<br />

30<br />

ANMERKUNGEN<br />

26 Thüring von Ringoltingen, Die Historie von <strong>de</strong>r<br />

schönen Melusina. ( Mit 54 Illustrationen nach<br />

Holzschnitten <strong>de</strong>r Ausgabe <strong>de</strong>s Volksbuches von<br />

1474. (Insel) Leipzig 1979. S. 13 – 17.<br />

27 I, 13, S. 55.<br />

28 I, 13, S. 155: <strong>de</strong>r mensch weiß alein zu philosophieren,<br />

was zu im kompt, als was auf <strong>de</strong>m ertreich<br />

ist, als laub und gras, und was die mineralia<br />

aus <strong>de</strong>m wasser herfür treiben , was das firmament<br />

und aer herfür geben; da gehet seine philosophei<br />

an. Aber die saganae wissent, was in <strong>de</strong>r prima<br />

materia ist, im selbigen zu philosophiren und<br />

operiren, das mer ist und höher zu achten, dan<br />

die philosophei <strong>de</strong>r ultimae materiae...<br />

29 I, 13, S. 153.<br />

30 vgl. dazu Gunhild Pörksen, Was sagt Paracelsus,<br />

wenn er MENSCH sagt? In: Nova Acta Paracelsica,<br />

Neue Folge 16, Einsie<strong>de</strong>ln <strong>20</strong>02, S. 3 - 18<br />

31 In schönster Weise kommt dies im Prolog <strong>de</strong>s<br />

Liber <strong>de</strong> Nymphis zur Sprache, komplexer und<br />

nicht weniger schön etwa auch im Prolog und <strong>de</strong>n<br />

ersten drei Kapiteln <strong>de</strong>r Astronomia Magna.<br />

(I, 12, S. 3 - 75)<br />

32 »kein sel aber/ Die creatur hat <strong>de</strong>r sel nit/ alein on<br />

sel/ aber <strong>de</strong>r sel halben ist kein wissen, das sie es<br />

haben/ und diese wil<strong>de</strong>n leut geraten (= entraten)<br />

<strong>de</strong>r sel/ so haben sie doch al menschen vernufnt<br />

alein die sel nicht/ dan sie hant <strong>de</strong>r sel nicht/ und<br />

in gebresten <strong>de</strong>r sel...«<br />

33 I, 14, S.. 123<br />

34 I, 14, S. 121 f.<br />

35 Martin Luther, Biblia/ das ist/ die gantze Heilige<br />

Schrifft Deudsch. Reprint Verlag Philipp Reclam<br />

jun. Leipzig 1983, Band 2, Die Epistel An die<br />

Römer, VIII.<br />

36 I, 13, S. 7 – 123.<br />

37 I, 13, S. 12.<br />

38 ebda.<br />

39 Meister Bertram, Maler (Meister) in Hamburg.<br />

Um 1340 wahrscheinlich in Min<strong>de</strong>n/Westfalen geboren,<br />

1414 zum letzten Mal urkundlich erwähnt.<br />

40 Christian Beutler, Meister Bertram. Der Hochaltar<br />

von Sankt Petri. Christliche Allegorie als protestantisches<br />

Ärgernis, Fischer kunststück,<br />

Frankfurt/Main 1984, S. 27.<br />

41 a.a.O. S. 30.<br />

42 I, 14, S. 133 f.<br />

43 cf. z. B. I, 11, S. <strong>20</strong>7.<br />

Der unter Anmerkung 1 genau bezeichnete und wegen <strong>de</strong>r bibliophilen Ausstattung sehr zu empfehlen<strong>de</strong><br />

»Liber <strong>de</strong> nymphis« erscheint in 2. Auflage im Herbst <strong>20</strong>03 und kann <strong>bei</strong>m Verlag bestellt wer<strong>de</strong>n:<br />

Basilisken-Presse, PF 561, D-35017 Marburg/Lahn (Anmerkung <strong>de</strong>r Redaktion).<br />

Gunhild Pörksen · Erwinstraße 28 · 79102 Freiburg<br />

Vortrag im Deutschen Hygiene-Museum Dres<strong>de</strong>n am <strong>20</strong>.11.<strong>20</strong>02


Jutta Berger<br />

FORSCHUNGSPROJEKT:<br />

PARACELSUS' IRDISCHE UND UNTERIRDISCHE WELT.<br />

ZUR IDEENGESCHICHTE SEINER NATURPHILOSOPHIE UND<br />

IHREN BEZIEHUNGEN ZUR SOZIALETHIK.<br />

Die Zielsetzung <strong>de</strong>s hier vorgestellten wissenschaftshistorischen<br />

Forschungsprojekts<br />

ist eine zweifache. Es ist <strong>bei</strong><strong>de</strong>n Abteilungen<br />

<strong>de</strong>s paracelsischen Werks gewidmet,<br />

<strong>de</strong>r medizinisch-naturphilosophischen wie<br />

<strong>de</strong>r ethisch-theologischen, und verfolgt<br />

damit einen Ansatz, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Paracelsus-<br />

Forschung bisher kaum versucht wur<strong>de</strong>. Er<br />

geht von <strong>de</strong>r These aus, dass die Trennung<br />

in zwei Abteilungen eher <strong>de</strong>r mehr o<strong>de</strong>r<br />

weniger von Zufällen geprägten Editionsgeschichte<br />

seiner Schriften als <strong>de</strong>r Charakteristik<br />

Hohenheim’schen Denkens o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten seiner Biographie zu<br />

verdanken ist und eine getrennte Untersuchung<br />

<strong>de</strong>r geistesgeschichtlichen Wirkung<br />

<strong>de</strong>s Paracelsismus nicht angemessen Rechnung<br />

trägt.<br />

Paracelsus' Beschäftigung mit Bergbau,<br />

mit <strong>de</strong>r Lebens- und Erfahrungswelt <strong>de</strong>r<br />

Bergleute bil<strong>de</strong>t eine biographische und<br />

intellektuelle Schnittstelle von medizinisch-ethischem<br />

Engagement und naturphilosophischer<br />

Reflexion. Hohenheim<br />

war kein Gelehrter im Elfen<strong>bei</strong>nturm.<br />

Selbst in Villach, einer Bergbaugegend, in<br />

einfachen Verhältnissen aufgewachsen, war<br />

ihm die Härte <strong>de</strong>s Lebens <strong>de</strong>r so genannten<br />

kleinen Leute nie gleichgültig. Er dokumentierte<br />

dieses Engagement in seiner<br />

Schrift »Von <strong>de</strong>r Bergsucht« 1 , <strong>de</strong>r vielleicht<br />

ersten, doch zumin<strong>de</strong>st einer <strong>de</strong>r ersten,<br />

ar<strong>bei</strong>tsmedizinischen Abhandlungen überhaupt,<br />

die nach neueren Ergebnissen in<br />

<strong>de</strong>n 15<strong>20</strong>er Jahren entstand. 2 Seine Interessen<br />

gingen jedoch weit über die eines Arztes<br />

hinaus. Den Alchemisten, Naturforscher<br />

und -philosophen zog auch die<br />

unterirdische Welt <strong>de</strong>r Bergleute in Bann.<br />

Thema und Aufgabenstellung<br />

In einer Vielzahl im gleichen Zeitraum<br />

verfasster Schriften, sowohl in naturphilosophischen<br />

wie etwa »De mineralibus«,<br />

»De meteoris«, »De generationibus et fructibus<br />

quatuor elementorum«, als auch in<br />

medizinischen Ar<strong>bei</strong>ten über Bä<strong>de</strong>r und<br />

Thermalquellen hat Paracelsus über die<br />

Phänomene <strong>de</strong>r subterranen Welt spekuliert.<br />

Obwohl sie ein wichtiger Teil seiner<br />

naturtheoretischen Überlegungen waren<br />

und eine reiche Rezeption unter <strong>de</strong>n chemischen<br />

Philosophen <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

erfuhren, hat die Paracelsus-Forschung diesem<br />

Aspekt seines Werks bisher fast keine<br />

Beachtung geschenkt. Nur wenige Studien<br />

widmen sich direkt <strong>de</strong>m Gegenstand <strong>de</strong>r<br />

Geologie und Mineralogie <strong>bei</strong> Paracelsus. 3<br />

Diese Forschungslücke zu füllen, ist eine<br />

<strong>de</strong>r Aufgaben dieses Projekts. Um einen<br />

adäquaten Zugang zur paracelsischen Geologie<br />

zu fin<strong>de</strong>n, sollen seine Entwürfe in<br />

ihrem i<strong>de</strong>engeschichtlichen Kontext studiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Da<strong>bei</strong> sind drei verschie<strong>de</strong>ne,<br />

nicht streng zu trennen<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn<br />

sich kreuzen<strong>de</strong> und wechselseitig inspirieren<strong>de</strong><br />

intellektuelle Traditionen ins Auge<br />

zu fassen: die scholastische Naturphilosophie<br />

<strong>de</strong>s Mittelalters und einige ihre wichtigsten<br />

antiken Quellen, zum zweiten die<br />

Alchemie und schließlich das überlieferte<br />

Erfahrungswissen <strong>de</strong>r Bergleute. Entsprechend<br />

<strong>de</strong>n Interessenschwerpunkten Hohenheims<br />

sollen in dieser i<strong>de</strong>engeschichtlichen<br />

Rekonstruktion die »chemischen«<br />

Aspekte <strong>de</strong>r Geologie, d.h. Fragen <strong>de</strong>r <strong>Ges</strong>teins-,<br />

Erz-, Mineral- und Metallentstehung,<br />

<strong>de</strong>s Vulkanismus und <strong>de</strong>r Erdwärme,<br />

<strong>de</strong>r Erdbeben und <strong>de</strong>s Aufbaus <strong>de</strong>s Erdinnern<br />

im Mittelpunkt stehen.<br />

31


Beschäftigung mit »Geologie«, die auch<br />

zur Zeit von Paracelsus im Anschluss an<br />

Aristoteles noch Teil <strong>de</strong>r »Meteorologie«<br />

war, implizierte durch ihre enge Verknüpfung<br />

mit <strong>de</strong>r Kosmogonie die Frage nach<br />

Entstehung und Zeitdauer <strong>de</strong>r Welt. Aristoteles'<br />

I<strong>de</strong>e ihrer ewigen Dauer stimulierte<br />

Anhänger wie Gegner zum Ersinnen beweiskräftiger<br />

pro- und contra-Argumente,<br />

wo<strong>bei</strong> geologische Prozesse – z.B. die in<br />

eine Richtung verlaufen<strong>de</strong> Erosion – eine<br />

Rolle spielten. Geologische Argumente<br />

fan<strong>de</strong>n somit Raum in einer Kontroverse,<br />

die nicht nur um philosophische Grundpositionen<br />

geführt wur<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn Kernaussagen<br />

<strong>de</strong>r großen Offenbarungsreligionen<br />

betraf. Als »natürlicher« Teil <strong>de</strong>s<br />

kosmischen <strong>Ges</strong>chehens und seiner Einmaligkeit,<br />

Zyklizität o<strong>de</strong>r ewigen Dauer<br />

steht die Geologie in naher Beziehung<br />

zum Zeitbegriff, <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rum von grundlegen<strong>de</strong>r<br />

Be<strong>de</strong>utung für das jeweilige Verständnis<br />

<strong>de</strong>r Stellung <strong>de</strong>s Menschen im<br />

Kosmos, seiner Vergangenheit und Zukunft<br />

ist.<br />

In diesem Kapitel soll ein Eindruck von<br />

<strong>de</strong>r intellektuellen Atmosphäre, vom Wissensstand<br />

<strong>de</strong>r Geologie und <strong>de</strong>r wissenschaftlichen<br />

Argumentationsweise im Mittelalter<br />

und in <strong>de</strong>r Zeit Hohenheims<br />

vermittelt wer<strong>de</strong>n. Die Darstellung will<br />

einen Beitrag zur i<strong>de</strong>engeschichtlichen<br />

Einordnung Hohenheims leisten, aber<br />

keine genetische Rekonstruktion eines intellektuellen<br />

Vorläufertums bieten. Der<br />

Nachweis direkter Einflüsse und Übernahmen<br />

in Hohenheims Natur<strong>de</strong>nken gilt als<br />

generelles Problem <strong>de</strong>r Paracelsus-Forschung,<br />

das nicht zuletzt in <strong>de</strong>n Eigentümlichkeiten<br />

seiner Rhetorik, <strong>de</strong>r Verwendung<br />

<strong>de</strong>s Deutschen als Schriftsprache und<br />

biographischen Unsicherheiten begrün<strong>de</strong>t<br />

liegt. 5 Die Auswahl <strong>de</strong>r Autoren beruht<br />

zum einen auf Nennungen durch Paracelsus<br />

selbst – die fast immer in Form pole-<br />

32<br />

Nach <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Darstellung <strong>de</strong>r Philosophie<br />

<strong>de</strong>r subterranen Welt vor und <strong>bei</strong><br />

Paracelsus in Kapitel 1 und 2 erfolgten<br />

Einführung in <strong>de</strong>ssen naturphilosophisches<br />

Denken sollen in einem dritten Kapitel<br />

die Beziehungen zur Sozialethik<br />

anhand zentraler Begriffe seiner Naturphilosophie<br />

untersucht wer<strong>de</strong>n. Da<strong>bei</strong> stehen<br />

die astralen Wirkungen, <strong>de</strong>r qualitative<br />

Zeitbegriff, die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r vermitteln<strong>de</strong>n Instanzen<br />

bzw. die Frage <strong>de</strong>r Hierarchie in<br />

<strong>Ges</strong>ellschaft und Natur sowie die Figur <strong>de</strong>s<br />

Elias Artista im Blickpunkt. Da eine wesentliche<br />

Ar<strong>bei</strong>tshypothese dieses Projekts<br />

lautet, dass auch die sozialphilosophische<br />

Rezeption Hohenheims zu einem erheblichen<br />

Teil seinem »naturwissenschaftlichen«<br />

Werk zu verdanken ist, Studien zur<br />

sozialphilosophischen Rezeption aber ein<br />

bekanntes Desi<strong>de</strong>rat <strong>de</strong>r Paracelsus-Forschung<br />

darstellen, 4 soll abschließend in<br />

einem rezeptionsgeschichtlichen Anhang<br />

eine solche Studie am Beispiel <strong>de</strong>s sächsischen<br />

Gelehrten Paul Nagel durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

1. Geologie vor Paracelsus. I<strong>de</strong>engeschichtlicher Abriss<br />

mischer Zurückweisungen erfolgten – zum<br />

an<strong>de</strong>rn han<strong>de</strong>lt es sich um Autoren, die zu<br />

diesem Themenkreis wichtige Schriften<br />

verfasst haben, so dass hier zumin<strong>de</strong>st eine<br />

indirekte Kenntnis anzunehmen ist. Zur<br />

ersten Gruppe zählen neben Aristoteles,<br />

Avicenna und Albertus Magnus auch<br />

Geber und Plinius, zur zweiten Roger<br />

Bacon, Seneca und Lukrez.<br />

Forschungsstand:<br />

Die wenigen wissenschaftshistorischen Untersuchungen<br />

zur mittelalterlichen Geologiegeschichte<br />

6 haben sich fast ausschließlich<br />

<strong>de</strong>n Autoren <strong>de</strong>r im ersten Abschnitt<br />

zu behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Traditionslinie gewidmet.<br />

Prägen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung hatte <strong>de</strong>r 9. Band<br />

von Pierre Duhems in <strong>de</strong>n 1910er Jahren<br />

erschienenem Monumentalwerk »Le système<br />

du mon<strong>de</strong>«. Duhems Studie unter-


sucht vornehmlich die »physikalischen«<br />

Aspekte <strong>de</strong>r mittelalterlichen Erdwissenschaft,<br />

Fragen <strong>de</strong>r Verteilung von Landund<br />

Wassermassen, <strong>de</strong>r <strong>Ges</strong>talt <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>,<br />

<strong>de</strong>r Bildung von Gebirgen und Meeren,<br />

<strong>de</strong>r Einflüsse <strong>de</strong>r <strong>Ges</strong>tirne. Diesem Verständnis<br />

seines Begriffs <strong>de</strong>r Geologie folgen<br />

auch die neueren Darstellungen <strong>de</strong>r<br />

<strong>bei</strong><strong>de</strong>n französischen Wissenschaftshistoriker<br />

Gabriel Gohau und François Ellenberger<br />

7 , die inhaltlich nicht über Duhems Ar<strong>bei</strong>t<br />

hinausgehen. Trotz gegenteiliger<br />

Beteuerungen fällt es vor allem Ellenberger<br />

schwer, die antike und mittelalterliche<br />

Geologie nicht mit latent positivistischer<br />

Wertung als die irrational-mythischem Denken<br />

verhaftete Vorgeschichte zur »eigentlichen«<br />

Geologiegeschichte aufzufassen.<br />

Frank Dawson Adams bietet in <strong>de</strong>m 1938<br />

erschienenen Buch »The Birth and Development<br />

of the Geological Sciences« keine<br />

chronologische Darstellung, son<strong>de</strong>rn eine<br />

Aufsatzsammlung zu Einzelthemen <strong>de</strong>r<br />

Geologiegeschichte. Adams bezieht jedoch<br />

die »chemischen« Aspekte, die für dieses<br />

Projekt von beson<strong>de</strong>rem Interesse sind,<br />

stärker mit ein. Fragen wie die <strong>de</strong>r Entstehung<br />

<strong>de</strong>r Metalle und ihrer Erze sieht er<br />

zwar vor allem durch Alchemisten behan<strong>de</strong>lt,<br />

diskutiert jedoch in diesem Zusammenhang<br />

nicht die in diesem Projekt vorgesehenen<br />

Autoren. Generell stehen <strong>bei</strong><br />

Adams mittelalterliche Texte gegenüber<br />

antiken und frühneuzeitlichen im Hintergrund.<br />

David Oldroyds 8 Darstellung betont die<br />

durch die enge Beziehung zur Kosmogonie,<br />

zum Problem <strong>de</strong>r Weltentstehung<br />

bzw. -schöpfung und mythischen Berichten<br />

heiliger Schriften wie <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Sintflut<br />

bestehen<strong>de</strong>n religiösen Implikationen gera<strong>de</strong><br />

dieses Teils <strong>de</strong>r Naturphilosophie und<br />

weist damit auf die theologischen Erfor<strong>de</strong>rnisse<br />

hin, <strong>de</strong>nen mittelalterliche und<br />

frühneuzeitliche Gelehrte stets Rechnung<br />

zu tragen hatten.<br />

1.1. Scholastische Naturphilosophie <strong>de</strong>s Mittelalters und ihre Quellen<br />

Antike Wurzeln:<br />

Aristoteles, Lukrez, Seneca, Plinius.<br />

In diesem Abschnitt sollen grundlegen<strong>de</strong><br />

Texte verschie<strong>de</strong>ner Schulen <strong>de</strong>r antiken<br />

Naturphilosophie im Hinblick auf die genannten<br />

geologisch-meteorologischen Fragen<br />

untersucht wer<strong>de</strong>n. Aristoteles' »Meteorologie«<br />

als zentraler autoritativer Text<br />

<strong>de</strong>r scholastischen Naturphilosophie wird<br />

<strong>de</strong>n Ausgangspunkt <strong>de</strong>r Darstellung liefern.<br />

9 Sein erweiterter Begriff <strong>de</strong>r Meteorologie<br />

als Lehre <strong>de</strong>r sich unregelmäßig vollziehen<strong>de</strong>n<br />

Naturvorgänge bezog auch die<br />

Vorgänge in Hydro- und Lithosphäre mit<br />

ein und steckte damit das Gebiet für die<br />

Nachfolgen<strong>de</strong>n ab. 10 Aristoteles’ Vorstellung<br />

einer engen Verbun<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r <strong>Ges</strong>chehnisse<br />

in Litho-, Hydro- und Atmosphäre<br />

mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>s Firmaments und<br />

seine Theorie <strong>de</strong>r Mineral- und Metallentstehung<br />

durch irdische Exhalationen 11<br />

legte <strong>de</strong>n Grundstein für die in späteren<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rten beliebten Vorstellungen<br />

astraler Einflüsse.<br />

Die »Naturales Quaestiones« <strong>de</strong>s Stoikers<br />

Seneca stehen in <strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>r<br />

von Aristoteles begrün<strong>de</strong>ten Gattung <strong>de</strong>r<br />

meteorologischen Schriften. Sie blieben<br />

das ganze Mittelalter hindurch bekannt,<br />

über fünfzig Handschriften aus <strong>de</strong>m 12.<br />

bis 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt sind bis heute erhalten,<br />

christliche Denker wie Pseudo-Beda<br />

(9./12. Jh.) 12 , Wilhelm von Conches und<br />

Albertus Magnus 13 haben ihn ebenso rezipiert<br />

wie Georg Agricola. 14 Zentrale I<strong>de</strong>en<br />

<strong>de</strong>r stoischen Naturphilosophie wie die<br />

hylozoistische Materietheorie, Feuer-Äther<br />

als viertes Element, spiritueller Materialismus<br />

kehren <strong>bei</strong> Paracelsus wie<strong>de</strong>r, so dass<br />

hier Einflüsse anzunehmen sind.<br />

Lukrez' im Mittelalter in nur wenigen,<br />

soweit heute bekannt aus <strong>de</strong>m 9. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

stammen<strong>de</strong>n Handschriften 15 erhaltene<br />

und nicht rezipierte 16 Schrift »De<br />

33


erum natura« aus <strong>de</strong>r Schule <strong>de</strong>r Atomisten<br />

wur<strong>de</strong> erst im Jahre 1417 von <strong>de</strong>m italienschen<br />

Gelehrten Poggio Bracciolini<br />

wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckt. Die erste gedruckte Ausgabe<br />

erschien 1473 in Brescia. Das Buch<br />

erregte zuerst das Interesse von Philologen<br />

und Dichtern, über seine frühe naturphilosophische<br />

Rezeption ist wenig bekannt.<br />

Nach bisheriger Kenntnis hat Girolamo<br />

Fracastoro in <strong>de</strong>r 1545 erschienenen »De<br />

sympathia et antipathia rerum« als erster<br />

atomistische Erklärungen benutzt, 17 zeitgleich<br />

mit ihm setzte sich auch Georg<br />

Agricola in seiner 1544 verfassten geologischen<br />

Hauptschrift mit Lukrez auseinan<strong>de</strong>r.<br />

Damit gehört »De rerum natura« zur<br />

geistigen Atmosphäre <strong>de</strong>r Paracelsus-Zeit.<br />

Die Lukrezische Meteorologie hat in <strong>de</strong>r<br />

bisherigen Historiographie kaum Beachtung<br />

gefun<strong>de</strong>n. 18<br />

Plinius d. Ä., <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendste naturkundliche<br />

Kompilator <strong>de</strong>r römischen Antike,<br />

hat sich an mehreren Stellen seiner 37<br />

Bän<strong>de</strong> umfassen<strong>de</strong>n Historia naturalis mit<br />

geologischen Problemen befasst. Von Be<strong>de</strong>utung<br />

für dieses Projekt sind vor allem<br />

die Bän<strong>de</strong> II – Kosmologie – und die<br />

Bän<strong>de</strong> XXXIII bis XXXVII – Mineralogie<br />

und Kunstgeschichte. Die Historia naturalis<br />

steht als eine <strong>de</strong>r wichtigsten antiken<br />

Quelle am Beginn <strong>de</strong>r Naturwissenschaft<br />

<strong>de</strong>s lateinischen Mittelalters. 19 Während<br />

die frühmittelalterliche Rezeption im Hinblick<br />

auf Zeitrechnungsfragen vor allem<br />

die astronomischen Teile aufnahm, wandten<br />

sich spätere Gelehrte an<strong>de</strong>ren Teilen<br />

<strong>de</strong>r Naturgeschichte zu. Plinius wur<strong>de</strong><br />

weithin gelesen, Albertus Magnus, Roger<br />

Bacon, Konrad von Megenberg und Paracelsus<br />

erwähnten ihn. <strong>20</strong> Das im 14. Jh.<br />

nachlassen<strong>de</strong> Interesse an Plinius lebt mit<br />

<strong>de</strong>r Erfindung <strong>de</strong>s Buchdrucks wie<strong>de</strong>r auf.<br />

In <strong>de</strong>r Zeit von 1469 bis 1599 erschienen<br />

allein 55 vollständige lateinische Ausgaben<br />

neben gekürzten Fassungen und Übersetzungen.<br />

21 Untersuchungen zum Naturbegriff<br />

<strong>de</strong>s Plinius stellen ihn in die Tradition<br />

<strong>de</strong>r Stoiker. 22<br />

34<br />

Mittelalterliche Naturphilosophie:<br />

Avicenna, Albertus Magnus,<br />

Konrad von Megenberg.<br />

Der englische Gelehrte Alfred von Sareshel<br />

übersetzte im 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt einen<br />

Text »De mineralibus« bzw. »De congelatione<br />

et conglutinatione lapidum« vom<br />

Arabischen ins Lateinische, <strong>de</strong>n er für ein<br />

Werk <strong>de</strong>s Aristoteles hielt. 23 Die kurze Abhandlung<br />

24 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n vier Büchern <strong>de</strong>r<br />

Aristotelischen »Meteorologie« angehängt<br />

und erhielt auf diese Weise die Weihen<br />

einer Grundlagenschrift scholastischer Gelehrsamkeit.<br />

Obwohl Aristoteles' Autorschaft<br />

bald umstritten und Avicenna vielfach<br />

als <strong>de</strong>r echte Verfasser anerkannt war –<br />

z.B. von Albertus Magnus – behielt die<br />

Schrift im Mittelalter ihren wissenschaftlichen<br />

Rang. 25 Der Wissenschaftshistoriker<br />

Gad Freu<strong>de</strong>nthal 26 sieht Avicennas intellektuelle<br />

Hauptleistung in einer auf <strong>de</strong>m<br />

alchemistischen Konzept <strong>de</strong>r »öligen<br />

Feuchtigkeit« (unctuous moisture) beruhen<strong>de</strong>n<br />

Theorie <strong>de</strong>r <strong>Ges</strong>teins- und Gebirgsbildung,<br />

durch die er ein altes Problem<br />

<strong>de</strong>r Aristotelischen Meteorologie<br />

löste: Um ihre I<strong>de</strong>e einer ewigen Welt zu<br />

retten, brauchten die Aristoteliker eine plausible<br />

Theorie <strong>de</strong>r <strong>Ges</strong>teins- und Gebirgsbildung,<br />

die ein konstruktives Gegengewicht<br />

zu <strong>de</strong>n beobachtbaren Zerfallserscheinungen<br />

durch Erosion und Verwitterung bot.<br />

»De congelatione« ist Teil <strong>de</strong>r Physik <strong>de</strong>s<br />

arabisch verfassten »Kitab al-Shifa« 27 , eines<br />

<strong>de</strong>r drei großen Werke <strong>de</strong>s Avicenna. Daneben<br />

wird im Rahmen dieses Projekts<br />

auch <strong>de</strong>r persisch verfasste »Dânèsh-<br />

Nâma«, in <strong>de</strong>m Avicenna ebenfalls materietheoretische<br />

und meteorologische Fragen<br />

diskutierte, heranzuziehen sein 28 sowie<br />

die inzwischen neu edierten Avicenna-<br />

Schriften <strong>de</strong>s lateinischen Mittelalters.<br />

Der Hauptteil dieses Kapitels wird <strong>de</strong>n<br />

Beiträgen Albertus Magnus' zu widmen<br />

sein, <strong>de</strong>r sich in einer Reihe von Schriften<br />

in einer Ausführlichkeit, wie sie erst im<br />

16. Jahrhun<strong>de</strong>rt wie<strong>de</strong>r von Georg Agricola<br />

erreicht wur<strong>de</strong> 29 , zu geologischen Proble-


men geäußert hat. In »De mineralibus«,<br />

das mit über 140 erhaltenen Handschriften<br />

zu seinen am weitesten verbreiteten<br />

Werken gehört 30 , ging Albert weit über das<br />

Wissen seiner Vorgänger hinaus. Er führte<br />

eine intensive Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>r<br />

im lateinischen Westen neu aufkommen<strong>de</strong>n<br />

Wissenschaft <strong>de</strong>r Alchemie, <strong>de</strong>ren<br />

Möglichkeiten, durch Vollzug von Transmutationen<br />

natürliche Substanzen künstlich<br />

herzustellen, er aufgrund seiner Theorie<br />

<strong>de</strong>r substantiellen Formen kritisch<br />

beurteilte. 31 Die Quecksilber-Schwefel-<br />

Theorie <strong>de</strong>r Metalle nahm er jedoch auf. 32<br />

Albert erweiterte <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r mineralogischen<br />

Kenntnisse um eigenes empirisches<br />

Material. Avicennas Ar<strong>bei</strong>ten bezeichnete<br />

er als unzulänglich und die<br />

aristotelischen schienen ihm unvollständig<br />

vorzuliegen. 33 Als junger Mann hatte er<br />

das Erdbeben in Brescia im Jahre 1222<br />

miterlebt 34 und einen Traktat in »De Meteoris«<br />

<strong>de</strong>m Problem <strong>de</strong>r Erdbeben und<br />

ihren Ursachen gewidmet. 35 In späteren<br />

Jahren besuchte er die Bergbauregionen<br />

von Goslar, Freiberg und Böhmen, sprach<br />

mit Bergleuten und Schmelzern und lieferte<br />

auf <strong>de</strong>r Basis eigener Beobachtungen<br />

Beschreibungen von Erzgängen. 36 Obwohl<br />

er nicht selbst Experimente anstellte, erwarb<br />

er durch Beobachtung <strong>de</strong>r Ar<strong>bei</strong>ten<br />

in alchemistischen Laboratorien, vermutlich<br />

in Paris und Köln, Erfahrungen auf<br />

<strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Alchemie. 37<br />

In <strong>de</strong>r Schrift »De causis proprietatum<br />

elementorum«, <strong>de</strong>m Kommentar zu einem<br />

im Mittelalter weitverbreiteten pseudoaristotelischen<br />

Werk arabischen Ursprungs,<br />

das Albert in<strong>de</strong>s für echt hielt, 38 han<strong>de</strong>lt er<br />

aristotelische Elemente in ihrer Be<strong>de</strong>utung<br />

als kosmographische Regionen ab. 39<br />

In diesen Zusammenhang fallen die Fragen<br />

nach <strong>de</strong>m Vulkanismus und <strong>de</strong>r Entstehung<br />

von Bergen und Tälern. 40 Aufgrund<br />

<strong>de</strong>r aristotelischen Zuordnung <strong>de</strong>s<br />

Feuers in die oberste sublunare Region<br />

und <strong>de</strong>r Zuschreibung <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>s<br />

Kalten zur Er<strong>de</strong> verstand Albert <strong>de</strong>n Vul-<br />

kanismus als Phänomen <strong>de</strong>r Erdoberfläche<br />

41 , eine Auffassung, die noch <strong>bei</strong> Paracelsus<br />

wie<strong>de</strong>rkehrt. 42<br />

Das Kapitel soll abschließen mit einer<br />

Betrachtung <strong>de</strong>r »Geologie« in Konrad von<br />

Megenbergs »Buch <strong>de</strong>r Natur«. Das in <strong>de</strong>n<br />

Jahren 1348-1350 in <strong>de</strong>utscher Sprache<br />

verfasste Werk fand weite Verbreitung, weit<br />

über hun<strong>de</strong>rt Handschriften sind erhalten,<br />

in <strong>de</strong>r Zeit von 1475 bis 1540 erlebte es<br />

acht Auflagen und fand das Interesse<br />

Georg Agricolas. 43 Konrads Buch stellt im<br />

Wesentlichen eine kommentieren<strong>de</strong> Bear<strong>bei</strong>tung<br />

<strong>de</strong>s »Liber <strong>de</strong> natura rerum« <strong>de</strong>s<br />

Dominikaners Thomas von Cantimpré<br />

dar, einem <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten Enzyklopädisten<br />

<strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts. 44 Konrad<br />

selbst hielt es für ein Werk Alberts. 45 Das<br />

»Buch <strong>de</strong>r Natur« ist ein typischer Vertreter<br />

mittelalterlicher Naturgeschichte, <strong>de</strong>ren<br />

Ziel im Erkennen <strong>de</strong>s göttlichen Wirkens<br />

in <strong>de</strong>n natürlichen Dingen und <strong>de</strong>m Verstehen<br />

ihrer moralischen und religiösen<br />

Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n Menschen bestand. 46<br />

Es ist sowohl unter diesem Aspekt als auch<br />

unter <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r von Konrad verwen<strong>de</strong>ten<br />

mikrokosmisch-makrokosmischen Entsprechungen<br />

47 von beson<strong>de</strong>rem Interesse für<br />

dieses Projekt. Meteorologisch-Geologisches<br />

enthält vor allem das II. Buch mit<br />

<strong>de</strong>r Beschreibung <strong>de</strong>r Dynamik <strong>de</strong>r<br />

Elementsphären und einem ausführlichen<br />

Kapitel über Erdbeben. 48 Der mineralogische<br />

Teil »Von <strong>de</strong>n e<strong>de</strong>ln Stainen« und<br />

»Vom <strong>Ges</strong>mai<strong>de</strong>« bietet im Stil <strong>de</strong>r Lapidarien<br />

Beschreibungen <strong>de</strong>r phänomenologischen<br />

und verborgenen Eigenschaften von<br />

Mineralien sowie ihrer medizinischen und<br />

psychologischen Wirksamkeit. Er enthält<br />

darüber hinaus unsystematisch eingestreute<br />

Bemerkungen über Herkunft und<br />

Entstehung dieser Stoffe, 49 <strong>de</strong>ren Erfassung<br />

und Interpretation weitere Aufgabe <strong>de</strong>s<br />

Projekts sein wird.<br />

35


Als mit <strong>de</strong>r »Kunst <strong>de</strong>r Metallverwandlung«<br />

Beschäftigte haben die Alchemisten<br />

sowohl im Rahmen materietheoretischer<br />

Fragestellungen über die subterranen Prozesse<br />

spekuliert als auch im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>m »ars et natura«-Motiv. Da<br />

sie ihre Kunst als Imitation o<strong>de</strong>r auch als<br />

Beschleunigung und Verbesserung natürlicher<br />

Prozesse verstan<strong>de</strong>n, war die Frage<br />

<strong>de</strong>s natürlichen Entstehens <strong>de</strong>r Metalle<br />

und Erze von Wichtigkeit im Hinblick auf<br />

die Möglichkeiten ihrer Wissenschaft.<br />

Texte aus <strong>de</strong>n Anfängen <strong>de</strong>r abendländischen<br />

Alchemie<br />

Im 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n die ersten alchemistischen<br />

Werke in spanischen Übersetzerschulen<br />

aus <strong>de</strong>m Arabischen ins Lateinische<br />

übertragen und damit eine neue<br />

Wissenschaft im Okzi<strong>de</strong>nt bekannt. Von<br />

<strong>de</strong>n zahlreichen Texten, die übersetzt wur<strong>de</strong>n,<br />

sollen an dieser Stelle zwei Werke<br />

herausgegriffen wer<strong>de</strong>n, die <strong>bei</strong><strong>de</strong> Bear<strong>bei</strong>tungen<br />

ursprünglich arabischer Werke<br />

durch westliche Verfasser darstellen. Zum<br />

einen das »Buch <strong>de</strong>r Alaune und Salze«,<br />

Repräsentant <strong>de</strong>r exoterischen Alchemie,<br />

das, auf Schriften al-Razis basierend, von<br />

einem spanischen Alchemisten <strong>de</strong>s<br />

12. Jahrhun<strong>de</strong>rts verfasst, rasche Verbreitung<br />

und Eingang in die Enzyklopädie <strong>de</strong>s<br />

Vinzenz von Beauvais fand. 50 Ferner die<br />

»Turba philosophorum«, Repräsentantin<br />

<strong>de</strong>r mit Decknamen operieren<strong>de</strong>n esoterischen<br />

Alchemie, eine in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Fassungen überlieferte, mittelalterliche<br />

Schrift, die Gedankengut <strong>de</strong>r griechischantiken<br />

Alchemie mit islamischem und<br />

christlichem kompiliert. Die frühesten<br />

Handschriften entstammen <strong>de</strong>m 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt.<br />

51 Fragen <strong>de</strong>r Kosmologie, Kosmogonie<br />

und <strong>de</strong>r Elementenlehre wer<strong>de</strong>n in<br />

diesem Buch ausführlich diskutiert. 52<br />

36<br />

1.2. Die unterirdische Welt in <strong>de</strong>r Alchemie<br />

Abendländische Alchemie im Hochmittelalter<br />

In diesem Abschnitt sollen zwei alchemistische<br />

Werke <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts diskutiert<br />

wer<strong>de</strong>n: Der »Liber secretorum alchimie«<br />

<strong>de</strong>s ansonsten unbekannten Konstantin<br />

von Pisa, ein in wesentlichen Teilen wohl<br />

um das Jahr 1257 verfasster Text, <strong>de</strong>r die<br />

Alchemie in <strong>de</strong>n Zusammenhang <strong>de</strong>r<br />

scholastischen Gelehrsamkeit stellt, sich<br />

stark an <strong>de</strong>r Meteorologie <strong>de</strong>s Aristoteles<br />

orientiert und naturphilosophischen Fragen<br />

relativ großen Raum widmet. 53 Zum<br />

zweiten das be<strong>de</strong>utendste alchemistische<br />

Werk <strong>de</strong>s lateinischen Mittelalters, die vermutlich<br />

gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

entstan<strong>de</strong>ne »Summa perfectionis magisterii«<br />

<strong>de</strong>s Geber latinus. Als Autor wird nach<br />

langjährigen Forschungen William Newmans<br />

ein italienischer Franziskaner namens<br />

Paul von Taranto diskutiert. 54 Die<br />

»Summa« zeugt von umfassen<strong>de</strong>r praktischer<br />

Kenntnis ihres Verfassers, sie enthält<br />

eine vor <strong>de</strong>m zeitgenössischen Hintergrund<br />

ungewöhnliche Partikeltheorie <strong>de</strong>r<br />

Materie 55 und ist sowohl wegen ihrer ausführlichen<br />

Behandlung <strong>de</strong>r Fragen <strong>de</strong>r Metall-<br />

und Erzentstehung als auch hinsichtlich<br />

ihrer Rezeptionsgeschichte unter <strong>de</strong>n<br />

Paracelsisten – noch für Johann Joachim<br />

Becher war Geber einer <strong>de</strong>r Größten <strong>de</strong>r<br />

Alchemie 56 – von herausragen<strong>de</strong>m Interesse<br />

im Rahmen dieses Projekts.<br />

Roger Bacon<br />

Der Franziskanermönch und jüngere Zeitgenosse<br />

<strong>de</strong>s Albertus Magnus war <strong>de</strong>r wohl<br />

be<strong>de</strong>utendste Programmatiker einer alchemistischen<br />

Wissenschaft. Seine diesbezüglich<br />

wichtigsten Werke »Opus minus« und<br />

»Opus tertium« 57 entstan<strong>de</strong>n im Rahmen<br />

eines geheimen Auftrags Papst Clemens’<br />

IV., ihm ein »scriptum principale« vorzulegen.<br />

58 Bacons wissenschaftliches Reformprogramm<br />

maß <strong>de</strong>r Alchemie eine<br />

führen<strong>de</strong> Rolle zu. Naturphilosophische


Spekulationen über das Entstehen und<br />

Vergehen <strong>de</strong>r natürlichen Dinge bedienten<br />

sich streckenweise alchemistischer Termini. 59<br />

Bacon unterschied die spekulative von <strong>de</strong>r<br />

praktischen Alchemie. Ist es einerseits Aufgabe<br />

<strong>de</strong>r ersten, die Entstehung <strong>de</strong>r natürlichen<br />

Dinge, worunter er explizit die<br />

Metalle, Salze, Steine, E<strong>de</strong>lsteine u. dgl.<br />

nannte 60 , aus <strong>de</strong>n Elementen zu erklären,<br />

so liefert sie an<strong>de</strong>rerseits die Voraussetzung<br />

für die praktischen Wissenschaften <strong>de</strong>r<br />

Medizin und Alchemie. Aufgabe <strong>de</strong>r letzteren<br />

ist neben <strong>de</strong>r E<strong>de</strong>lmetallherstellung<br />

auch die von Farben und an<strong>de</strong>ren gegenüber<br />

Naturstoffen verbesserten künstlichen<br />

Stoffen. 61 Das »Opus minus« enthält die<br />

Darlegung <strong>de</strong>r spekulativen Alchemie Bacons,<br />

in <strong>de</strong>ren »geologischem« Teil er<br />

unter Berufung auf Plinius und (Pseudo-)<br />

Avicenna auch das Problem <strong>de</strong>r Metallentstehung<br />

diskutierte. 62 Diese Schrift soll im<br />

Mittelpunkt <strong>de</strong>s Abschnitts stehen.<br />

Spätmittelalterliche Alchemie:<br />

Rosengarten <strong>de</strong>r Philosophen<br />

Als Beispiel eines spätmittelalterlichen<br />

Textes soll im letzten Abschnitt <strong>de</strong>s Alchemie-Kapitels<br />

das »Rosarium philosophorum«<br />

untersucht wer<strong>de</strong>n. 63 Die mittelalterliche<br />

Alchemie kennt eine Reihe<br />

textlich verschie<strong>de</strong>ner Rosarien-Handschriften,<br />

die meist mit <strong>de</strong>m Namen <strong>de</strong>s<br />

auch Paracelsus bekannten katalanischen<br />

Gelehrten Arnaldus von Villanova (um<br />

1240-1311) in Verbindung gebracht wur<strong>de</strong>n.<br />

64 Ihre tatsächliche Urheberschaft ist<br />

umstritten, <strong>bei</strong> <strong>de</strong>r hier ins Auge gefassten<br />

Schrift han<strong>de</strong>lt es sich jedoch um ein von<br />

unbekannter Hand verfasstes Werk <strong>de</strong>s<br />

14. Jahrhun<strong>de</strong>rts. Es erschien erstmals 1550<br />

in Frankfurt als Teil einer Sammlung alchemistischer<br />

Werke im Druck. Die Initiative<br />

zur Herausgabe dieser Sammlung ging<br />

jedoch von Kreisen <strong>de</strong>r Paracelsisten aus, 65<br />

womit sich die Auswahl dieses Werks im<br />

Rahmen dieses Projektes begrün<strong>de</strong>t. Das<br />

Rosarium bietet eine Zusammenstellung<br />

<strong>de</strong>r »Meinungen« legendärer Größen <strong>de</strong>r<br />

Alchemie (z. B. Morienus, Geber, Raimund<br />

Lull, Arnaldus von Villanova, Avicenna)<br />

in <strong>de</strong>r Absicht, in handbuchartiger Kürze<br />

das Wesentliche an alchemistischen Kenntnissen<br />

zu vermitteln. 66 Einen eigentlich<br />

meteorologisch-geologischen Teil enthält<br />

es nicht, Grundlage <strong>de</strong>s Textes ist vielmehr<br />

das »ars et natura«-Motiv, in <strong>de</strong>ssen Zusammenhang<br />

materietheoretische Vorstellungen<br />

entwickelt wer<strong>de</strong>n: Der Vollzug<br />

eines alchemistischen Verwandlungsprozesses<br />

kann nur als Nachahmung eines<br />

natürlichen Vorgangs gelingen und setzt<br />

daher Wissen um die Wirkungsweise <strong>de</strong>r<br />

Natur voraus.<br />

1.3. Geologie in <strong>de</strong>n Bergbüchern <strong>de</strong>r frühen Neuzeit<br />

Der von einer Vielzahl technischer Innovationen<br />

und sozialer Neuerungen im Laufe<br />

<strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts getragene Aufschwung<br />

<strong>de</strong>s Bergbauwesens und die damit einhergehen<strong>de</strong>n<br />

materiell-ökonomischen Verän<strong>de</strong>rungen<br />

67 stimulierten auch die wissenschaftliche<br />

Entwicklung. Es entstand eine<br />

reiche Bergbauliteratur. Zu ihren be<strong>de</strong>utendsten<br />

Autoren zählt Georg Agricola,<br />

aber auch das »Bergbüchlein« Ulrich<br />

Rülein von Calws o<strong>de</strong>r die Schriften <strong>de</strong>s<br />

Probierkünstlers Lazarus Ercker sind hier<br />

zu nennen. In diesen Bergbüchern doku-<br />

mentiert sich die Lebenswelt und das traditionelle<br />

Wissen <strong>de</strong>r Handwerker, zu <strong>de</strong>m<br />

Paracelsus unmittelbaren Zugang hatte.<br />

Die Bergbücher beschreiben nicht nur die<br />

technische Seite <strong>de</strong>s Bergbaus und die Sozialordnung<br />

<strong>de</strong>r Bergleute, son<strong>de</strong>rn enthalten<br />

auch geologisch-lagerstättenkundliches<br />

Wissen, da Ursprung, Ursachen und Eigenschaften<br />

<strong>de</strong>r unterirdischen Dinge zu<br />

kennen Teil <strong>de</strong>r »Wissenschaft und Kunst«<br />

war, die ein Bergmann zu beherrschen<br />

hatte. 68<br />

37


Das Bergbüchlein <strong>de</strong>s Ulrich Rülein von<br />

Calw<br />

Das um 1500 anonym in <strong>de</strong>utscher Sprache<br />

erschienene »nützlich Bergbüchlein«<br />

bil<strong>de</strong>te <strong>de</strong>n Auftakt <strong>de</strong>r neuen Literaturgattung.<br />

Als Verfasser wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m<br />

württembergischen Calw stammen<strong>de</strong> Freiberger<br />

Stadtarzt und Bürgermeister Ulrich<br />

Rülein i<strong>de</strong>ntifiziert. 69 Die formal als Lehrre<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Bergverständigen Daniel an einen<br />

jungen Knappen gestaltete Schrift entwickelte<br />

sich zu einer Art Volksbuch und<br />

stellt eine <strong>de</strong>r ältesten Quellen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Bergmannssprache dar. Die geologischen<br />

Abschnitte weisen <strong>de</strong>n Verfasser als<br />

Kenner alchemistischer Lehren aus, er beruft<br />

sich auf Hermes, referiert die Quecksilber-Schwefel-Theorie,<br />

die Lehre von <strong>de</strong>n<br />

planetarischen Einflüssen und die aristotelischen<br />

Exhalationstheorien. 70<br />

Die Pirotechnia <strong>de</strong>s Vannoccio Biringuccio<br />

(1480-1538/39)<br />

Die posthum 1540 in Venedig publizierte<br />

»Pirotechnia« ist gleichermaßen be<strong>de</strong>utend<br />

als Quelle für die <strong>Ges</strong>chichte <strong>de</strong>s Bergbaus,<br />

<strong>de</strong>r Chemie und <strong>de</strong>r Kriegstechnik.<br />

So war Biringuccio z.B. ein wichtiger<br />

Autor für Agricola, <strong>de</strong>r insbeson<strong>de</strong>re seine<br />

Kapitel über Glas, Stahl und die Reinigung<br />

von Salzen weitgehend <strong>de</strong>r Pirotechnia<br />

entnahm. 71 Im Rahmen dieses Projekts<br />

wer<strong>de</strong>n vor allem die ersten <strong>bei</strong><strong>de</strong>n Bücher<br />

<strong>de</strong>r Pirotechnia »Die Metalle« und »Die<br />

Halbmineralien« von Interesse sein, in<br />

<strong>de</strong>nen Biringuccio auch <strong>de</strong>ren Entstehung<br />

diskutiert. An<strong>de</strong>re geologische Phänomene<br />

behan<strong>de</strong>lt die Pirotechnia nicht. Biringuccio,<br />

<strong>de</strong>r sich von <strong>de</strong>r Alchemie explizit<br />

distanzierte, 72 lehnte die Quecksilber-<br />

Schwefel-Theorie ab, hielt jedoch astrale<br />

Einflüsse für möglich. 73<br />

Georg Agricola<br />

Der berühmte sächsische Gelehrte und<br />

Zeitgenosse <strong>de</strong>s Paracelsus hat in <strong>de</strong>n<br />

1540er Jahren vier Bücher zur Mineralogie<br />

und Geologie abgeschlossen, die im Zen-<br />

38<br />

trum dieses Abschnitts stehen sollen. 74<br />

Neuere Untersuchungen von Mathé und<br />

Guntau zur Geologie Agricolas haben <strong>de</strong>ssen<br />

Ablehnung <strong>de</strong>r Alchemie und seine<br />

kritische Distanz zur Scholastik betont<br />

und ihn mit seinem gleichzeitigen Rückgriff<br />

auf antike Quellen sowie <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung<br />

nach Empirie in die Tradition <strong>de</strong>s Renaissance-Humanismus<br />

gestellt. 75 Doch<br />

scheint Agricola mittelalterlichen Autoren<br />

mehr zu verdanken als dort angenommen.<br />

Es steht sowohl sein Rechnen mit langen<br />

Zeiträumen, das Mathé und Guntau als<br />

»Bekenntnis zur Historizität <strong>de</strong>r geologischen<br />

Erscheinungen« 76 für einen mo<strong>de</strong>rnen<br />

Zug Agricola’scher Geologie halten,<br />

im Einklang mit <strong>de</strong>r scholastischen Naturphilosophie,<br />

für die die Einbeziehung <strong>de</strong>s<br />

Platonischen Jahres als eines Zyklus' von<br />

36 000 Jahren nicht ungewöhnlich war, 77<br />

wie auch seine Vorstellungen zeitlicher<br />

Verän<strong>de</strong>rungen von Meeren und Gebirgen<br />

und <strong>de</strong>r Dynamik dieser Prozesse.<br />

Auch die Quellen, auf die er sich stützt<br />

sind die klassischen <strong>de</strong>s Mittelalters: Aristoteles,<br />

Plinius, Seneca, Avicenna. Im Zusammenhang<br />

dieses Projekts bemerkenswert<br />

ist jedoch seine Rezeption <strong>de</strong>s<br />

Lukrez, 78 ferner seine Kritik am Hylozoismus<br />

<strong>de</strong>r Stoiker, 79 die in Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit Albertus Magnus entwickelte Ablehnung<br />

astraler Einflüsse und <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r<br />

Metallsamen, 80 Positionen, die ihn in Gegensatz<br />

zu <strong>de</strong>n Paracelsisten setzen, sowie<br />

sein gegenüber <strong>de</strong>n »Verschmutzungen« 81<br />

<strong>de</strong>r Scholastik gereinigter Aristotelismus.<br />

Die Cosmographey <strong>de</strong>s Sebastian Münster<br />

(1489-1552)<br />

Die Cosmography zählt nicht zu <strong>de</strong>n<br />

Bergbüchern im engeren Sinn. Doch ist<br />

das Werk <strong>de</strong>s an <strong>de</strong>r Universität von Basel<br />

lehren<strong>de</strong>n Sebastian Münster, <strong>de</strong>r sich als<br />

Mathematiker, Hebraist und Geograph<br />

wissenschaftliche Verdienste erworben<br />

hatte, allein durch die weite Verbreitung,<br />

die es in <strong>de</strong>r Zeit von 1544 bis 1657 mit 46<br />

Ausgaben fand, für <strong>de</strong>n zeitgenössischen


Wissensstand so be<strong>de</strong>utend, dass Münsters<br />

Behandlung <strong>de</strong>r Geologie an dieser Stelle<br />

berücksichtigt zu wer<strong>de</strong>n verdient. Münster<br />

kam an verschie<strong>de</strong>nen Stellen <strong>de</strong>r Cosmography<br />

auf geologische Fragen zu sprechen.<br />

82 Gleich zu Beginn <strong>de</strong>s Buchs<br />

diskutierte er z.B. ausgehend vom biblischen<br />

Genesisbericht <strong>de</strong>n Ursprung <strong>de</strong>r<br />

Flüsse, die Lage <strong>de</strong>r Meere, Entstehung<br />

von Inseln durch Vulkanismus. 83 Ebenso<br />

befasste er sich mit <strong>de</strong>n »Reichtümern <strong>de</strong>r<br />

Er<strong>de</strong>« – E<strong>de</strong>lsteinen, Heilwässern, Metallen<br />

u. dgl. – wie mit <strong>de</strong>r Chemie <strong>de</strong>r subterranen<br />

Prozesse, <strong>de</strong>n »krefftigen Wirckungen<br />

<strong>de</strong>s Erdtrichs«. 84 An<strong>de</strong>rs als Agricola, zu<br />

<strong>de</strong>m er in <strong>de</strong>n späten Jahren in Briefwechsel<br />

stand und <strong>de</strong>n er als einer <strong>de</strong>r ersten rezipierte,<br />

stützte sich Münster stärker auf<br />

neuere Autoren und er bezog Nachrichten<br />

aus <strong>de</strong>r Neuen Welt mit ein. 85<br />

Nur wenige Aufsätze haben bisher das<br />

Thema <strong>de</strong>r paracelsischen Geologie aufgegriffen,<br />

so dass sich hier ein dringen<strong>de</strong>s<br />

Desi<strong>de</strong>rat <strong>de</strong>r Paracelsus-Forschung offenbart.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich im Wesentlichen um<br />

zwei ältere Ar<strong>bei</strong>ten, die sich auf eine rein<br />

paraphrasieren<strong>de</strong> Darstellung beschränken.<br />

88 Bei<strong>de</strong>n Ar<strong>bei</strong>ten kann man <strong>de</strong>n Vorwurf<br />

machen, dass sie zwar die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Fragestellungen <strong>de</strong>r paracelsischen<br />

Geologie einbeziehen, jedoch praktisch<br />

keine Bemühung zeigen, historische Kontexte<br />

zu berücksichtigen o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />

Paracelsus' Theorien vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />

seiner eigenen naturphilosophischen Prinzipien<br />

verständlich zu machen. Wenn dies<br />

<strong>de</strong>nnoch gelegentlich versucht wird, sind<br />

die Schlussfolgerungen meist nicht<br />

haltbar. 89 Problematisch ist auch, dass <strong>bei</strong>spielsweise<br />

Hiller in <strong>de</strong>m für ihn wichtigen<br />

Abschnitt über Bergbau größtenteils auf<br />

»De natura rerum« zurückgreift, einen<br />

Text, <strong>de</strong>r als nicht original paracelsisch gilt.<br />

In diesem Kapitel soll Paracelsus' Philosophie<br />

<strong>de</strong>r subterranen Welt im Zusammen-<br />

2. Geologie im Werk <strong>de</strong>s Paracelsus<br />

Johann Mathesius' Sarepta o<strong>de</strong>r Bergpostill<br />

Der Joachimsthaler Pfarrer Johann Mathesius<br />

veröffentlichte 1564 ein mit biblisch<br />

fundierten erbaulichen Betrachtungen<br />

durchsetztes Bergbuch, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r in 22<br />

»Predigten« die verschie<strong>de</strong>nen Bereiche <strong>de</strong>s<br />

Bergbaus abhan<strong>de</strong>lte. Die 3. Predigt »von<br />

ursprung / zu und abnemen <strong>de</strong>r metallen /<br />

unnd minerischen bergarten unnd ertzen«<br />

86 behan<strong>de</strong>lt die Geologie. Da Mathesius<br />

nicht – wie z.B Agricola – als »Berggelehrter«<br />

gilt, ist zu erwarten, dass seine<br />

Vorstellungen in höherem Maße volkstümliches<br />

Wissen präsentieren. Vieles erweist<br />

sich als eng mit <strong>de</strong>n mittelalterlichen<br />

I<strong>de</strong>en verbun<strong>de</strong>n, ins Wanken gekommen<br />

ist jedoch in dieser Zeit – dies zeigt sich<br />

auch <strong>bei</strong> Agricola und Lazarus Ercker 87 –<br />

nach <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s Wismuts die Lehre<br />

von <strong>de</strong>n Metall-Planeten-Beziehungen.<br />

hang seiner Materietheorie und Kosmogonie<br />

untersucht und eine i<strong>de</strong>engeschichtliche<br />

Einordnung auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>s<br />

bisher Erar<strong>bei</strong>teten versucht wer<strong>de</strong>n.<br />

Da<strong>bei</strong> soll gleichzeitig das Originale seines<br />

Gedankenguts hervortreten.<br />

Materietheoretische Grundlagen und<br />

Kosmogonie<br />

Wissenschaftshistoriker und Philosophen<br />

haben darauf hingewiesen, dass die meist<br />

in enger Verbindung zum biblischen Genesisbericht<br />

gestalteten Kosmogonien seit<br />

<strong>de</strong>r Spätantike ein traditioneller Ort <strong>de</strong>r<br />

Synthese christlicher Theologie und griechischer<br />

Philosophie waren. Im 16. und<br />

17. Jahrhun<strong>de</strong>rt erlebten die Genesis-Kommentare<br />

eine Blütezeit, wo<strong>bei</strong> sie vielfach<br />

<strong>de</strong>n literarischen Rahmen zur christlichen<br />

Legitimation antiaristotelischer Naturphilosophie<br />

lieferten. 90<br />

Das Motiv <strong>de</strong>r Kosmogonie taucht an verschie<strong>de</strong>nen<br />

Stellen <strong>de</strong>s paracelsischen<br />

Schriftencorpus auf und steht hier stets in<br />

unmittelbarer Beziehung zur Materietheo-<br />

39


ie. 91 In dieser Funktion wur<strong>de</strong> es später<br />

von zahlreichen Paracelsisten wie Oswald<br />

Croll, Johann Rudolph Clauber, Johann<br />

Kunckel o<strong>de</strong>r Johann Joachim Becher aufgenommen.<br />

92 In<strong>de</strong>m Paracelsus die Materietheorie<br />

kosmogonisch begrün<strong>de</strong>t, verleiht<br />

er ihr zugleich eine »historische«<br />

Dimension, da er die innere Ordnung <strong>de</strong>r<br />

Materie auf ein Nacheinan<strong>de</strong>r ihres Gewor<strong>de</strong>nseins<br />

zurückführt. In diesem Abschnitt<br />

sollen daher zentrale Begriffe seiner<br />

Materietheorie – wie Elemente und tria<br />

prima, yliaster, archeus und vulcan, prima<br />

und ultima materia o<strong>de</strong>r sein Begriff <strong>de</strong>r<br />

semina – unter diesem quasi »historischen«<br />

Blickwinkel untersucht wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m<br />

Ziel, die in diesen Begriffen gespiegelten<br />

unterschiedlichen Aspekte <strong>de</strong>r Materietheorie<br />

in ihrem inneren Zusammenhang<br />

zu erfassen. Dieser Ansatz unterschei<strong>de</strong>t<br />

sich von <strong>de</strong>mjenigen Walter Pagels und an<strong>de</strong>rer<br />

Autoren 93 , die die einzelnen Begriffe<br />

<strong>de</strong>finitorisch einführen und ihre Erklärungsfunktionen<br />

innerhalb eines naturphilosophischen<br />

Systems erläutern. Er schließt<br />

eher an <strong>de</strong>n von Kurt Goldammer vertretenen<br />

an. 94<br />

Die Paracelsus-Forschung entwirft bislang<br />

ein kontroverses Bild hinsichtlich <strong>de</strong>s<br />

Kosmogonie-Themas. Während <strong>de</strong>r Medizinhistoriker<br />

Walter Pagel ihm »nicht<br />

wenige pantheistische Ansätze und Äußerungen«<br />

zuschreibt 95 , differenziert <strong>de</strong>r<br />

Theologe Kurt Goldammer <strong>de</strong>utlich zwischen<br />

echten und pseudoparacelsischen<br />

Schriften und fin<strong>de</strong>t in ersteren ein Vorherrschen<br />

biblisch orientierter Lehren wie<br />

die <strong>de</strong>r creatio ex nihilo durch das Wort<br />

Gottes, die Paracelsus an verschie<strong>de</strong>nen<br />

Stellen tatsächlich unzwei<strong>de</strong>utig formuliert.<br />

96 Pagel versucht dagegen zu zeigen,<br />

dass Paracelsus <strong>de</strong>n kosmogonischen Prozess<br />

als das schöpferische Einwirken<br />

Gottes auf eine präexistieren<strong>de</strong> Erste Materie,<br />

<strong>de</strong>n yliaster, dachte. 97<br />

Neben diesem Problem sind in <strong>de</strong>m Abschnitt<br />

weitere grundsätzliche Fragen <strong>de</strong>r<br />

paracelsischen Materietheorie zu behan-<br />

40<br />

<strong>de</strong>ln, wie die – auf <strong>de</strong>n ersten Blick wi<strong>de</strong>rsprüchlich<br />

gehandhabte 98 und historisch<br />

folgenreiche – nach <strong>de</strong>m Verhältnis <strong>de</strong>r tria<br />

prima – Mercurius, Sulphur und Salz – zu<br />

<strong>de</strong>n vier aristotelischen Elementen 99 und<br />

abschließend die nach <strong>de</strong>m Hylozoismus.<br />

Klassischerweise gilt Paracelsus als Vertreter<br />

<strong>de</strong>s Hylozoismus 100 , doch hat die Paracelsus-Forschung<br />

seine Naturphilosophie<br />

kaum je unter diesem Begriff untersucht.<br />

Goldammer stellt zwar fest, dass für Paracelsus<br />

die prima materia »etwas Lebendiges«<br />

ist, stellt dies aber in <strong>de</strong>n Zusammenhang<br />

eines Übergangs »vom Mythischen<br />

zum Chemischen, vom Statischen zum<br />

Dynamischen«. 101 Pagel erwähnt <strong>de</strong>n Begriff<br />

in Verbindung mit Paracelsus' <strong>de</strong>r Alchemie<br />

entlehnten I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r »semina« und<br />

<strong>de</strong>r Mikrokosmos-Makrokosmos-<br />

Analogie. 102 In diesem Projekt wird jedoch<br />

die Ansicht vertreten, dass <strong>de</strong>r Hylozoismus<br />

ein grundlegen<strong>de</strong>r Zug <strong>de</strong>r paracelsischen<br />

Materietheorie ist und als solcher<br />

explizit untersucht zu wer<strong>de</strong>n verdient.<br />

De fructibus quattuor elementorum<br />

In diesem Abschnitt soll die Frage <strong>de</strong>r Entstehung<br />

<strong>de</strong>r Erze, Mineralien und Metalle<br />

im Mittelpunkt stehen. Paracelsus hat sich<br />

in einer Reihe von Schriften, die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Epochen seines Schaffens entstammen,<br />

zu diesem Thema geäußert. 103 An<br />

dieser Stelle seien anhand einiger Aussagen,<br />

die <strong>de</strong>m Frühwerk »De mineralibus«<br />

entnommen sind, 104 die Fragestellungen<br />

dieses Abschnitts formuliert. Erze, <strong>Ges</strong>teine,<br />

Mineralien und Metalle gehen<br />

durch »Gebärung« aus <strong>de</strong>m Element Wasser<br />

als ihrer Mutter hervor. 105 Sie wachsen<br />

gemäß ihrer prä<strong>de</strong>stinierten Zeit als »wasserliche<br />

Bäume« in das Element Er<strong>de</strong> analog<br />

<strong>de</strong>m Hineinwachsen <strong>de</strong>r Bäume und<br />

Kräuter aus ihrem Mutterelement Er<strong>de</strong> in<br />

die Luft. Mineralien, Erze, Metalle sind<br />

die Früchte jener Bäume. Sie unterliegen<br />

wie die Früchte <strong>de</strong>s Er<strong>de</strong>lements <strong>de</strong>m<br />

Kreislauf <strong>de</strong>s Lebens. 106 Im Element Wasser<br />

liegt die prima materia <strong>de</strong>r Mineralien, die


sich konstituiert aus <strong>de</strong>n tria prima, darinnen<br />

liegen »wie in einem Sack« die Samen<br />

<strong>de</strong>r Mineralien, Erze und Metalle. Die tria<br />

prima sind verschie<strong>de</strong>n je nach <strong>de</strong>m natürlichen<br />

Ding, <strong>de</strong>ssen Samen sie bil<strong>de</strong>n. 107<br />

Damit diese Prozesse geordnet vonstatten<br />

gehen können, benötigt die Natur ganz<br />

vergleichbar <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Handwerken<br />

im Bergbau, »dispensatores« und<br />

»werkleut«. Auch wenn Paracelsus an an<strong>de</strong>rer<br />

Stelle darlegte, dass es sich da<strong>bei</strong> um<br />

unpersönliche Naturkräfte han<strong>de</strong>lt 108 , lässt<br />

er sie hier wie personale Wesen agieren. Es<br />

sind <strong>de</strong>r »archeus naturae« mit seinen<br />

»werkleut«, <strong>de</strong>n je nach ihrer Bestimmung<br />

verschie<strong>de</strong>nen Arten von mercurius, sulphur<br />

und sal, die »alles tun«. 109<br />

Hauptaufgabe in diesem Abschnitt wird<br />

sein zu untersuchen, ob es bezeichnen<strong>de</strong><br />

Unterschie<strong>de</strong> zwischen seiner Behandlung<br />

dieses Gegenstands in frühen und späten<br />

Schriften gibt. In »De mineralibus« z.B.<br />

wies er die klassischen Planeten-Metall-Beziehungen<br />

wegen <strong>de</strong>s Fehlens zahlenmäßiger<br />

Entsprechung zurück, astrale Einflüsse<br />

spielen praktisch keine Rolle. 110 In <strong>de</strong>r späten<br />

»Astronomia Magna« dagegen stehen<br />

alle natürlichen Dinge »unter <strong>de</strong>m <strong>Ges</strong>tirn«.<br />

111 Ferner ist zu fragen, inwieweit sein<br />

Analogie<strong>de</strong>nken, sein Konzept <strong>de</strong>r Elemente<br />

als Mütter und seine Theorie <strong>de</strong>r Spezifikation<br />

durch semina Parallelen zu <strong>de</strong>n in<br />

Kapitel 1 behan<strong>de</strong>lten Autoren aufweist.<br />

Unterirdische Feuer: Vulkanismus, heiße<br />

Quellen<br />

Nach <strong>de</strong>r aristotelischen Theorie war das<br />

Innere <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> kalt und trocken. Geologische<br />

Phänomene, die auf unterirdische<br />

Wärme schließen ließen, wie Vulkanismus<br />

und heiße Quellen wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb bis in<br />

die frühe Neuzeit meist durch die Annahme<br />

relativ oberflächennaher unterirdischer<br />

Feuer erklärt. 112 In diesem Abschnitt<br />

sollen Paracelsus' Ansichten zu diesen Erscheinungen<br />

untersucht wer<strong>de</strong>n. Vor allem<br />

seine Bä<strong>de</strong>rschriften sind hierfür heranzuziehen:<br />

»Von <strong>de</strong>n natürlichen Bä<strong>de</strong>rn«,<br />

»Bruchstücke von Thermalwässern«, »Von<br />

<strong>de</strong>n natürlichen Wassern« 113 und »Von <strong>de</strong>s<br />

Ba<strong>de</strong>s Pfäfers Tugen<strong>de</strong>n, Kräften und Wirkung«.<br />

114 Während <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>s Vulcanus<br />

<strong>bei</strong> ihm anscheinend eher im Zusammenhang<br />

seines »werkleut«-Konzepts<br />

auftauchte, 115 betrachtete Paracelsus offenbar<br />

<strong>de</strong>n Aetna – <strong>de</strong>r einzige Vulkan, <strong>de</strong>r <strong>bei</strong><br />

ihm Erwähnung fand – gleichermaßen wie<br />

<strong>de</strong>n Kohlberg in Meißen als brennen<strong>de</strong><br />

Berge. »und das corpus, in <strong>de</strong>m das für brent,<br />

sind sin eigen stein und <strong>de</strong>s bergs er<strong>de</strong>n ouch.« 116<br />

Es wird u. a. Aufgabe dieses Abschnitts<br />

sein zu zeigen, ob diese Vermutung zutrifft.<br />

Geologisch-meteorologische Phänomene<br />

als übernatürliche Zeichen:<br />

Erdbeben und Kometen<br />

Die Naturereignisse Erdbeben und Kometen<br />

gehörten für Paracelsus zu einer<br />

gemeinsamen und beson<strong>de</strong>ren Kategorie<br />

von Phänomenen, in <strong>de</strong>nen das Übernatürliche<br />

in <strong>de</strong>n Lauf <strong>de</strong>r Natur eindringt.<br />

Sie galten ihm in erster Linie als<br />

göttliche Zeichen, Vorboten künftigen<br />

Unheils. Charakteristisch für die Deutung<br />

dieser Ereignisse ist das Ineinan<strong>de</strong>rfließen<br />

naturphilosophischer Erklärung<br />

und religiös-ethischer Bewertung, die<br />

immer auch <strong>Ges</strong>ellschaftskritik implizierte.<br />

Erdbeben und Kometen sind Erscheinungen,<br />

die im Zusammenhang<br />

dieses Projekts sinnvollerweise nicht unabhängig<br />

voneinan<strong>de</strong>r betrachtet wer<strong>de</strong>n<br />

können, da Paracelsus das Erdbeben als<br />

»irdischen Kometen« interpretierte, »<strong>de</strong>s<br />

bedütung alein inhalt bella intestina, das sind<br />

die krieg«. 117 Auch wenn er naturphilosophische<br />

Theorien <strong>de</strong>r Erdbebenentstehung<br />

erwähnte, 118 ist davon auszugehen<br />

und in diesem Abschnitt zu belegen, dass<br />

für Paracelsus Erdbeben nur vor einem<br />

religiösen Hintergrund als göttliche Vorboten<br />

adäquat verstan<strong>de</strong>n und ge<strong>de</strong>utet<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

Während er <strong>de</strong>r Beschäftigung mit Erdbeben<br />

nur verhältnismäßig wenig Raum<br />

41


widmete, sind seine Kometenschriften<br />

zahlreicher. 119 Die übernatürliche Herkunft<br />

<strong>de</strong>r Kometen begrün<strong>de</strong>t sich aus ihrer<br />

Nichtzugehörigkeit zur Zahl <strong>de</strong>r gezählten,<br />

im ursprünglichen Schöpfungsakt geschaffenen<br />

Sterne: »hie teilt sich nun <strong>de</strong>r himel in<br />

zwei teil, in sin natürlichen louf durch die gezelten<br />

sternen und zum an<strong>de</strong>rn in die zeichen<br />

<strong>de</strong>r zit durch die nüw gepornen sternen.« 1<strong>20</strong><br />

Diskussionen <strong>de</strong>r Astronomen über die<br />

Einleitung und Fragestellung<br />

Die im <strong>20</strong>. Jahrhun<strong>de</strong>rt vorgenommene<br />

und bisher nicht abgeschlossene Edition<br />

<strong>de</strong>r paracelsischen Schriften in zwei Abteilungen,<br />

<strong>de</strong>r medizinischen, naturwissenschaftlichen<br />

und philosophischen Schriften<br />

in Abteilung 1 durch Karl Sudhoff<br />

und <strong>de</strong>r theologischen, religionsphilosophischen<br />

und ethischen Schriften in Abteilung<br />

2 durch Wilhelm Matthießen und<br />

Kurt Goldammer, stellt keine anachronistische<br />

Projektion späterer disziplinärer<br />

Grenzziehungen dar, son<strong>de</strong>rn kann als<br />

Spiegel <strong>de</strong>r Rezeptionsgeschichte <strong>de</strong>s Paracelsismus<br />

betrachtet wer<strong>de</strong>n. Während die<br />

in <strong>de</strong>n Jahren von 1589 bis 91 von Johann<br />

Huser besorgte <strong>Ges</strong>amtausgabe <strong>de</strong>m medizinisch-naturphilosophischen<br />

Teil <strong>de</strong>s paracelsischen<br />

Werks zur Verbreitung verhalf,<br />

erschienen nur sehr wenige <strong>de</strong>r theologischen<br />

und sozialphilosophischen Ar<strong>bei</strong>ten<br />

vor <strong>de</strong>m <strong>20</strong>. Jahrhun<strong>de</strong>rt je im Druck. Es<br />

wur<strong>de</strong>n jedoch handschriftliche Fassungen<br />

in verschie<strong>de</strong>nen Redaktionen angefertigt.<br />

Zentren dieser Tätigkeiten lagen z.B. <strong>bei</strong><br />

Bartolomaeus Scultetus in Görlitz, Johannes<br />

Scultetus Montanus in Hirschberg<br />

(Schlesien) und Hartmann Amman in<br />

Bern. Inwieweit sie von dort aus Verbreitung<br />

fan<strong>de</strong>n, bleibt nach wie vor Gegenstand<br />

<strong>de</strong>r Spekulation. 123<br />

Dennoch entfaltete die Philosophie Hohenheims<br />

eine Wirkung, die über die Bereiche<br />

<strong>de</strong>r Medizin, Pharmazie und Naturtheorie<br />

hinausging. Bewegungen wie die<br />

42<br />

Höhe, d.h. <strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>s Auftretens <strong>de</strong>r<br />

Kometen in <strong>de</strong>r sub- o<strong>de</strong>r supralunaren<br />

Sphäre gingen für Paracelsus am Kern <strong>de</strong>r<br />

Sache vor<strong>bei</strong>. Die Erkenntnis ihrer Be<strong>de</strong>utung<br />

erfolgt durch Auslegung <strong>de</strong>r Heiligen<br />

Schrift. 121 Auch in <strong>de</strong>r rein naturphilosophischen<br />

Schrift »De generationibus et<br />

fructibus quatuor elementorum« führte<br />

Paracelsus die Kometen als Vorboten künftiger<br />

Ereignisse ein. 122<br />

3. Beziehungen zwischen paracelsicher Naturphilosophie und Sozialethik<br />

Rosenkreuzer, die <strong>Ges</strong>ellschaftsutopie mit<br />

theosophischem Wissenschaftsverständnis<br />

verban<strong>de</strong>n, beriefen sich auf ihn, <strong>de</strong>sgleichen<br />

for<strong>de</strong>rten Gelehrte unter Berufung<br />

auf Paracelsus Reformen <strong>de</strong>r im Aristotelismus<br />

intellektuell erstarrten Universitäten.<br />

Im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt bot die paracelsische<br />

Naturphilosophie vielfach die Alternative<br />

zum Aristotelismus. Untersuchungen über<br />

die sozialphilosophische Rezeption Paracelsus'<br />

sind bisher nur in Ansätzen erfolgt<br />

und zählen nach wie vor zu <strong>de</strong>n bekannten<br />

Desi<strong>de</strong>raten <strong>de</strong>r Paracelsus-Forschung. 124<br />

Die naturwissenschaftliche Rezeption ist<br />

dagegen durch Allen Debus' umfangreiche<br />

Studien zum Paracelsismus in England<br />

und Frankreich und für das <strong>de</strong>utsche Kulturgebiet<br />

durch die v. a. von Joachim Telle<br />

durchgeführten o<strong>de</strong>r herausgegebenen<br />

Einzelstudien sehr viel besser erforscht. 125<br />

Grund hierfür mag in einem weitverbreiteten,<br />

wenn auch nicht explizit thematisierten<br />

Vorverständnis <strong>de</strong>r Paracelsus-Schriften<br />

liegen, <strong>de</strong>mzufolge <strong>bei</strong><strong>de</strong> Abteilungen <strong>de</strong>s<br />

<strong>Ges</strong>amtwerks eine objektiv bestehen<strong>de</strong> Inkohärenz<br />

seiner Gedankenwelt repräsentieren.<br />

Hartmut Rudolph hat in einem 1995<br />

publizierten Artikel diesen Ansatz kritisiert<br />

und anhand einer Untersuchung zum paracelsischen<br />

Prä<strong>de</strong>stinationsbegriff hinterfragt.<br />

Rudolph bezieht sich auf Kurt<br />

Goldammer als seiner Ansicht nach be<strong>de</strong>utendsten<br />

Vertreter <strong>de</strong>r Inkohärenzthese,<br />

wenn er schreibt: »An<strong>de</strong>rs und etwas überspitzt<br />

gesagt: Die zwei Abteilungen <strong>de</strong>r


<strong>Ges</strong>amtausgabe repräsentieren zwei biographisch<br />

wie weltanschaulich und literarisch<br />

nebeneinan<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r relativ unabhängig<br />

voneinan<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong> Bereiche, die<br />

1. Abteilung genießt die Weihe philosophie-,<br />

naturwissenschafts- und medizinhistorischer<br />

Aufmerksamkeit, die zweite gehört<br />

dagegen unter das Seziermesser <strong>de</strong>r Theologen<br />

und Kirchenhistoriker." 126<br />

Rudolphs Einschätzung erfährt eine gewisse<br />

Bestätigung durch <strong>de</strong>n in jüngster<br />

Zeit in <strong>de</strong>r Reihe <strong>de</strong>r Nova Acta Paracelsica<br />

erschienenen, <strong>de</strong>r paracelsischen Sozialethik<br />

gewidmeten Aufsatzband. 127<br />

Hierin wer<strong>de</strong>n zentrale Begriffe seiner Sozialethik<br />

– Ar<strong>bei</strong>t, Gerechtigkeit, Armutsi<strong>de</strong>al,<br />

christliche Nächstenliebe, seliges<br />

Leben – <strong>de</strong>tailliert dargestellt und analysiert.<br />

Eine historische Einordnung erfolgt<br />

vor <strong>de</strong>m zeitgenössischen Hintergrund<br />

<strong>de</strong>r Bauernkriege, Reformation und Täuferbewegungen.<br />

Die Autoren schließen<br />

damit methodisch an <strong>de</strong>n von Kurt<br />

Goldammer schon 1952 in <strong>de</strong>r von ihm<br />

herausgegebenen Auswahl sozialethischer<br />

und -politischer Paracelsus-Schriften gewählten<br />

historischen Ansatz an. 128 Sie stützen<br />

sich ausschließlich auf die Texte <strong>de</strong>r<br />

2. Abteilung und suggerieren damit –<br />

womöglich unabsichtlich – die Inkohärenzthese.<br />

Da die ethischen Texte Hohenheims<br />

weitgehend auf <strong>de</strong>m Neuen Testament<br />

beruhen und ohne offenkundige<br />

Berufung auf Naturphilosophisches auskommen,<br />

erscheint ein solcher Zugang naheliegend<br />

und plausibel. Er liefert ohne<br />

Zweifel einen zum Verständnis <strong>de</strong>r Sozialethik<br />

Hohenheims wertvollen Beitrag, ist<br />

jedoch aus Grün<strong>de</strong>n, die im Folgen<strong>de</strong>n erläutert<br />

wer<strong>de</strong>n sollen, um Studien zu <strong>de</strong>n<br />

Beziehungen zwischen Naturwissenschaft/-philosophie<br />

einerseits und Theologie/Ethik<br />

an<strong>de</strong>rerseits zu ergänzen.<br />

Eine solche Studie, die im beson<strong>de</strong>ren die<br />

Beziehungen zwischen Naturphilosophie<br />

und Sozialethik in <strong>de</strong>n Blick nimmt, soll<br />

daher Gegenstand <strong>de</strong>s dritten Kapitels<br />

sein.<br />

1. Hohenheims Denken wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

frühen Neuzeit größtenteils über die von<br />

Huser edierten medizinischen, naturwissenschaftlichen<br />

und -philosophischen<br />

Werke rezipiert. Auf Paracelsus rekurrieren<strong>de</strong><br />

Gruppen wie die Rosenkreuzer, die<br />

nicht organisierten Weigelianer und an<strong>de</strong>re<br />

for<strong>de</strong>rten Reformen sowohl <strong>de</strong>r kirchlichen<br />

und staatlichen Institutionen als<br />

auch <strong>de</strong>r traditionellen Stän<strong>de</strong>ordnung.<br />

Ihre sozialpolitische Kritik verban<strong>de</strong>n sie<br />

mit einer oft von mystischer Religiosität<br />

geprägten Erwartung eines neuen Zeitalters<br />

<strong>de</strong>s Geistes, <strong>de</strong>s brü<strong>de</strong>rlichen Zusammenlebens<br />

und theosophischer Naturerkenntnis.<br />

129 Eine Historiographie wie die oben<br />

beschriebene berücksichtigt nicht <strong>de</strong>n Umstand,<br />

dass es die naturphilosophische Abteilung<br />

war, die <strong>de</strong>n Paracelsisten auch die<br />

Quellen für Religionskritik und sozialethische<br />

For<strong>de</strong>rungen zur Verfügung stellte.<br />

Sie bietet keinen Zugang zum Verständnis<br />

<strong>de</strong>r Paracelsus-Rezeption und lässt damit<br />

eine historische Dimension außer Acht,<br />

die die intellektuelle Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit Paracelsus in entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Weise begrün<strong>de</strong>t.<br />

Folgerichtig lassen Vertreter dieses<br />

Ansatzes rezeptionsgeschichtliche Fragestellungen<br />

<strong>de</strong>nn auch außer Acht.<br />

2. Die Mannigfaltigkeit <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n<br />

paracelsischen Schriften ausgehen<strong>de</strong>n<br />

Anregungen für die nachfolgen<strong>de</strong>n Generationen<br />

hat ihre Wurzel in einem Wissenschaftsverständnis,<br />

das – wie Kurt Goldammer<br />

schrieb – »Kosmologie und<br />

Anthropologie eng verknüpft«. 130 So ist es<br />

vom heutigen Standpunkt aus fremdartig,<br />

im paracelsischen Denken jedoch folgerichtig,<br />

dass etwa auch Schriften kosmographischen<br />

o<strong>de</strong>r geologischen Inhalts <strong>de</strong>n<br />

Bezug zum Menschen nie vermissen lassen.<br />

Im Liber Meteororum <strong>bei</strong>spielsweise<br />

schlussfolgert Paracelsus, nach<strong>de</strong>m er je<strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>r vier Elemente mit einer bestimmten<br />

Art verstan<strong>de</strong>sbegabten Lebewesens bevölkert<br />

hat: »Und vom menschen sollen wir wissen,<br />

das er keines elements ist, son<strong>de</strong>r er ist frei...<br />

alle ding seind von seinetwegen geschaffen, und<br />

43


er ist <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m sie gehorsam sein müssen.« 131 Betrachtungen<br />

<strong>de</strong>r Natur und <strong>de</strong>r Natur <strong>de</strong>s<br />

Menschen gehen <strong>bei</strong> ihm fließend ineinan<strong>de</strong>r<br />

über. Da<strong>bei</strong> liefern Prinzipien seiner<br />

Naturmetaphysik wie die Mikrokosmos-<br />

Makrokosmos-Analogie, die astralen<br />

Kräfte o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Hylozoismus das begriffliche<br />

Rüstzeug einer anthropozentrischen<br />

Kosmologie. Die Inkohärenzthese berücksichtigt<br />

diesen zentralen Aspekt <strong>de</strong>s paracelsischen<br />

Wissenschaftsverständnisses<br />

nicht ausreichend.<br />

Astrologie und Prognostika<br />

Die paracelsische Naturmetaphysik begrün<strong>de</strong>t<br />

einerseits philosophisch die Stellung<br />

<strong>de</strong>s Menschen als eines mit <strong>de</strong>m kosmischen<br />

<strong>Ges</strong>chehen untrennbar<br />

verbun<strong>de</strong>nen Wesens. 132 An<strong>de</strong>rerseits ist<br />

<strong>de</strong>r Mensch für <strong>de</strong>n Christen Paracelsus<br />

kein reines Naturwesen. Er ist auch im<br />

Übernatürlichen verwurzelt, mit Vernunft<br />

ausgestattet und verantwortlich für sein<br />

Han<strong>de</strong>ln. Neben <strong>de</strong>m »Licht <strong>de</strong>r Natur«<br />

schöpft er Erkenntnis aus <strong>de</strong>r Offenbarung,<br />

aus <strong>de</strong>m Wort Gottes. Es ist zu fragen,<br />

ob und gegebenenfalls welche ethischen<br />

For<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Menschen, z.B.<br />

im Sinne eines naturgemäßen Lebens o<strong>de</strong>r<br />

eines natürlichen <strong>Ges</strong>etzes daraus resultieren.<br />

Augenfällig und daher sinnvoller Ausgangspunkt<br />

<strong>de</strong>r Betrachtung ist die Funktion<br />

<strong>de</strong>r astralen Einflüsse auf das Leben<br />

<strong>de</strong>s Menschen. In <strong>de</strong>r »Astronomia<br />

Magna«, einem philosophischen Spät- und<br />

Hauptwerk, bezeichnete Paracelsus die <strong>Ges</strong>tirne<br />

als »natürliche Schulmeister«: »also<br />

ist es ein schulmeister im menschen und <strong>de</strong>r<br />

mensch sein schüler und lernet das natürliche<br />

liecht von ihm, das ist vom gestirn.« 133 In dieser<br />

Schrift vermittelt die si<strong>de</strong>rische Ebene<br />

– im Unterschied zur elementischen und<br />

übernatürlich-göttlichen – <strong>de</strong>m Menschen<br />

die spezifisch menschlichen Fähigkeiten,<br />

wie Verstan<strong>de</strong>skraft, Künste, Handwerk<br />

und Naturerkenntnis. 134 Neben diesen<br />

zunächst mehr das Individuum betreffen<strong>de</strong>n<br />

Aspekt tritt mit <strong>de</strong>r von Paracelsus ge-<br />

44<br />

pflegten Praxis <strong>de</strong>r astrologischen Prognostik<br />

<strong>de</strong>r gesellschaftliche Aspekt <strong>de</strong>r Astrologie.<br />

Während <strong>de</strong>m individualethischen<br />

Aspekt bereits eine Reihe von Ar<strong>bei</strong>ten gewidmet<br />

wur<strong>de</strong>n, soll an dieser Stelle <strong>de</strong>r<br />

gesellschaftlich-politische im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />

stehen. 135 Da<strong>bei</strong> gilt es insbeson<strong>de</strong>re zu untersuchen,<br />

inwieweit diese Schriften gesellschaftliche<br />

Kritik und sozialethische For<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>bei</strong>nhalteten.<br />

Analogien in Naturphilosophie und<br />

Sozialethik<br />

Paracelsus' naturphilosophisches Denken<br />

vollzieht sich in Analogien. Unter Voraussetzung<br />

<strong>de</strong>r Ar<strong>bei</strong>tshypothese, dass dieses<br />

analogische Denken sich auch auf das Gebiet<br />

<strong>de</strong>r Sozialpolitik und Ethik erstreckt,<br />

stellt sich die Aufgabe, diese strukturellen<br />

Gemeinsamkeiten – aber auch mögliche<br />

Brüche – aufzuzeigen und darzustellen.<br />

Da für Paracelsus sowohl Theologie, und<br />

aufgrund ihrer vollständig religiösen Verankerung<br />

damit auch die Ethik, als auch<br />

»philosophei« ihren Anfang in <strong>de</strong>r Heiligen<br />

Schrift zu nehmen hatten, erscheint diese<br />

Annahme naheliegend. 136 Die Untersuchung<br />

soll anhand dreier Motive erfolgen:<br />

1. <strong>de</strong>m qualitativen Zeitbegriff, 2. <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e<br />

<strong>de</strong>r vermitteln<strong>de</strong>n Instanzen (d.h. Konzept<br />

von Hierarchie in <strong>Ges</strong>ellschaft und Natur),<br />

und 3. <strong>de</strong>r Figur <strong>de</strong>s Elias Artista.<br />

Der qualitative Zeitbegriff<br />

Ausgangspunkt sei zunächst <strong>de</strong>r von Walter<br />

Pagel eingeführte Begriff <strong>de</strong>r qualitativen<br />

Zeit. 137 Demnach trägt für Paracelsus<br />

die Zeit Merkmale einer aktiven Kraft. Alle<br />

Dinge haben ihre von Gott verordnete<br />

Zeit, ihre Entwicklung und Bestimmung.<br />

Es gibt keine von Ereignissen und Verän<strong>de</strong>rungen<br />

losgelöste Zeit. Die Eigenschaften<br />

<strong>de</strong>r natürlichen Dinge hängen von<br />

»ihrer Zeit« ab und sind daher ständigem<br />

Wan<strong>de</strong>l unterworfen. Aus diesem Konzept<br />

zog Paracelsus Konsequenzen sowohl für<br />

die Medizin, wo »die Zeit« <strong>de</strong>s Medikaments<br />

– etwa <strong>de</strong>r Reifezustand einer Arz-


neipflanze – und <strong>de</strong>r rechte Zeitpunkt ihrer<br />

Einnahme im Krankheitsverlauf übereinstimmen<br />

müssen, als auch für <strong>Ges</strong>ellschaft<br />

und <strong>Ges</strong>etzgebung. <strong>Ges</strong>etze müssen von<br />

Zeit zu Zeit verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n sozialen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen Rechnung zu tragen.<br />

Auf eine weitere analogische Argumentation<br />

weist Kurt Goldammer mit Paracelsus'<br />

Ablehnung <strong>de</strong>r To<strong>de</strong>sstrafe hin. Es ist<br />

<strong>de</strong>mnach auch <strong>de</strong>r Gerichtsbarkeit verboten,<br />

einen Menschen zu töten, da man<br />

ihm seine von Gott gegebene »Zeit« und<br />

sein »Ziel« lassen muss. 138<br />

Goldammer hat neben <strong>de</strong>r von ihm als<br />

»wissenschaftliche Teleologie <strong>de</strong>s ärztlichen<br />

Naturbetrachters« bezeichneten Ebene 139<br />

<strong>de</strong>s qualitativen Zeitbegriffs die kosmologisch-eschatologische<br />

hervorgehoben. Das<br />

kosmische <strong>Ges</strong>chehen ist für Paracelsus ein<br />

nicht wie<strong>de</strong>rholbarer, unwie<strong>de</strong>rbringlicher<br />

Ablauf. »Der Weltprozess ist Entwicklung,<br />

die in Raum und Zeit abschließt, sich vollen<strong>de</strong>t.«<br />

140 Gleiches gilt für die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r Menschheit. Der historische Prozess<br />

fin<strong>de</strong>t Höhepunkt und Vollendung im Anbruch<br />

<strong>de</strong>s Gottesreichs, das sich schon im<br />

Diesseits in <strong>de</strong>r Errichtung einer gerechten<br />

<strong>Ges</strong>ellschaftsordnung ankündigen wird. 141<br />

Die Aufgabe <strong>de</strong>r Untersuchung wird<br />

darin bestehen, <strong>de</strong>n Konsequenzen dieses<br />

qualitativen Zeitbegriffs in Naturphilosophie<br />

und <strong>Ges</strong>ellschaftsordnung im einzelnen<br />

nachzugehen.<br />

Das Motiv <strong>de</strong>r vermitteln<strong>de</strong>n Instanzen<br />

Paracelsus' Naturphilosophie kennt die<br />

I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r vermitteln<strong>de</strong>n Instanzen. Es sind<br />

die »Werkleut« o<strong>de</strong>r »dispensatores« (Verwalter,<br />

Wirtschafter) 142 , Yliaster, Vulcanus<br />

und Archeus, nichtpersonal gedachte komplexe<br />

Naturkräfte, <strong>de</strong>ren Aufgabe es ist,<br />

die Dinge in ihren Bestimmungszustand<br />

zu bringen, da Gott nicht alles selbst tut. 143<br />

Denselben Gedanken fin<strong>de</strong>t man in seiner<br />

Sozialethik, die die Notwendigkeit einer<br />

Rangordnung anerkennt. Auch Christus<br />

hat »nit alle Ding allein tun wöllen o<strong>de</strong>r geton«,<br />

son<strong>de</strong>rn die Apostel eingesetzt. 144<br />

Dies gilt auch für die weltliche Herrschaft.<br />

Vorgesetzte sind notwendig, doch haben<br />

sie beson<strong>de</strong>ren ethischen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

zu genügen.<br />

Das Motiv <strong>de</strong>r vermitteln<strong>de</strong>n Instanzen<br />

führt hin zum Problem <strong>de</strong>r Hierarchie in<br />

Natur und <strong>Ges</strong>ellschaft und <strong>de</strong>r Frage,<br />

wie Paracelsus sie konstruiert und wodurch<br />

sich die legitime von <strong>de</strong>r illegitimen<br />

Herrschaft unterschei<strong>de</strong>t. In diesem<br />

Zusammenhang soll auch seiner Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>r »Hoffart« beson<strong>de</strong>re<br />

Beachtung geschenkt wer<strong>de</strong>n. Zu diesem<br />

Thema sind bisher keine Untersuchungen<br />

angestellt wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Figur <strong>de</strong>s Elias Artista<br />

Die Figur <strong>de</strong>s Elias Artista stellt einer Ar<strong>bei</strong>t<br />

Bregers zufolge eine Erfindung Hohenheims<br />

dar 145 . Die jüdische und christliche<br />

Tradition kennt die Erwartung einer<br />

Wie<strong>de</strong>rkunft <strong>de</strong>s alttestamentlichen Propheten<br />

Elias, <strong>de</strong>r nicht starb, son<strong>de</strong>rn in<br />

<strong>de</strong>n Himmel entrückt wur<strong>de</strong>, 146 als Ankündiger<br />

<strong>de</strong>s letzten, göttlichen Zeitalters <strong>de</strong>s<br />

Heils und <strong>de</strong>r Gerechtigkeit. Da<strong>bei</strong> gilt<br />

Elias als Wohltäter <strong>de</strong>r Armen und – insbeson<strong>de</strong>re<br />

in <strong>de</strong>r jüdischen Tradition – als<br />

Träger höheren Wissens. Paracelsus hat an<br />

verschie<strong>de</strong>nen Stellen seines Werks auf die<br />

Vorläufigkeit und Unvollständigkeit <strong>de</strong>r<br />

zeitgenössischen Wissenschaft und seines<br />

eigenen Wissens hingewiesen 147 und in<br />

Analogie zu einem Elias <strong>de</strong>r Religion<br />

einen Elias <strong>de</strong>r Künste angekündigt. Seine<br />

Vorstellungen <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>alen <strong>Ges</strong>ellschaftsordnung<br />

einer künftigen Heilszeit, <strong>de</strong>r »gül<strong>de</strong>nen<br />

Welt«, schlossen also auch die I<strong>de</strong>e<br />

vertiefter wissenschaftlicher Kenntnisse<br />

zum Wohl <strong>de</strong>r Menschen ein. Dazu zählte<br />

insbeson<strong>de</strong>re die Erfüllung <strong>de</strong>s alchemistischen<br />

Traums <strong>de</strong>r Goldherstellung. 148<br />

Dieses Konzept unterschei<strong>de</strong>t sich grundlegend<br />

vom Fortschrittsgedanken <strong>de</strong>r Naturwissenschaft,<br />

die kontinuierlichen<br />

Wissenszuwachs im Wechselspiel von Experiment<br />

und Theoriebildung erwartet.<br />

Paracelsus dagegen verspricht schlagartige,<br />

45


durch eine Offenbarerpersönlichkeit übermittelte<br />

Erkenntnis.<br />

Bisher wur<strong>de</strong>n zwei Artikel über das Elias-<br />

Artista-Motiv <strong>bei</strong> Paracelsus veröffentlicht.<br />

Pagels Ar<strong>bei</strong>t widmete sich <strong>de</strong>r alchemistischen<br />

Tradition <strong>de</strong>r Elias Figur, während<br />

Breger vor allem Zusammenhänge zum<br />

zeitgenössischen Hintergrund verbreiteter<br />

Endzeiterwartung im 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt in<br />

Nur weniges wur<strong>de</strong> bisher über Paul Nagel<br />

publiziert. 150 Aus diesem wenigen lässt sich<br />

jedoch erschließen, dass Nagel im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

eine beachtliche Resonanz gefun<strong>de</strong>n<br />

hat. Nicht nur die stattliche Zahl seiner<br />

eigenen Schriften und die seiner erklärten<br />

Anhänger belegt dies 151 , son<strong>de</strong>rn auch die<br />

<strong>de</strong>r »Antinagelius«-Literatur. 152<br />

Nagels genaue Lebensdaten sind nicht bekannt.<br />

Barnes vermutet als To<strong>de</strong>sjahr 1621,<br />

Frank hält dies für zu früh, Pfister gibt<br />

»nach 1624« an, Wollgast schätzt 1628. 153<br />

Laut Gottfried Arnold war Paul Nagel<br />

Professor in Leipzig, laut Frank lebte er zu<br />

Beginn <strong>de</strong>r 16<strong>20</strong>er Jahre in Torgau (lat. Argelia),<br />

wo er das Amt <strong>de</strong>s Schulrektors ausübte.<br />

Nagel zählt zu <strong>de</strong>n Vertretern <strong>de</strong>s enthusiastischen<br />

Christentums und wird je nach<br />

Darstellung <strong>de</strong>n Weigelianern, <strong>de</strong>n Rosenkreuzern<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Chiliasmus zugerechnet.<br />

154 In seinen Publikationen wird er als<br />

Iatromathematiker, Leipziger Theologe<br />

und Astronom o<strong>de</strong>r Mathematiker bezeichnet.<br />

Er verfasste eine Vielzahl apokalyptisch-astrologischer<br />

Schriften, die häufig<br />

irreguläre Himmelserscheinungen zur<br />

Grundlage hatten, wie <strong>de</strong>n neuen Stern<br />

von 1604 o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Kometen von 1618. 155<br />

In diesen Werken übte er massive Kritik an<br />

<strong>de</strong>n Zustän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Zeit. Hauptziel seiner<br />

Klagen waren laut Arnold die Gelehrten<br />

und <strong>de</strong>r unter Gelehrten gepflegte Argumentationsstil.<br />

Die Heuchelei <strong>de</strong>r Theologen,<br />

die nichts als bloße Worte machten,<br />

ohne sich um die gelebte Praxis zu be-<br />

46<br />

<strong>de</strong>n Blick nahm. Bemerkenswerterweise<br />

führen <strong>bei</strong><strong>de</strong> Autoren nur eine einzige Erwähnung<br />

<strong>de</strong>s Elias-Artista-Begriffs <strong>bei</strong> Paracelsus<br />

an. 149 Eine systematische Untersuchung<br />

seiner Verwendung dieses Begriffs<br />

und <strong>de</strong>r sozialethischen Be<strong>de</strong>utung, die<br />

Paracelsus <strong>de</strong>n Wissenschaften zuweist,<br />

wird somit Aufgabe dieses Abschnitts sein.<br />

4. Rezeptionsgeschichtlicher Anhang: Der sächsische Paracelsist Paul Nagel<br />

mühen, traf es ebenso wie die Disputierkunst<br />

<strong>de</strong>r Metaphysiker und die »gemeinen«<br />

Astronomen, die die »schrifft <strong>de</strong>s<br />

himmels nicht lesen können«. 156 Der<br />

»schule <strong>de</strong>r menschen« setzte er die Vorstellung<br />

einer Schule <strong>de</strong>s Heiligen Geistes<br />

gegenüber, die alle göttlichen Geheimnisse<br />

lehrte, allen voran eine astronomia vera,<br />

die auf <strong>de</strong>r Johannes-Apokalypse fußen<br />

sollte. Auf <strong>de</strong>r Grundlage dieser Astronomie<br />

prophezeite er eine Zeit großen Unglücks,<br />

was seine Freun<strong>de</strong> und Anhänger<br />

im Ausbruch <strong>de</strong>s Dreißigjährigen Kriegs<br />

bestätigt sahen. 157 In Nagels Werk verbin<strong>de</strong>t<br />

sich in <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Paracelsismus typischen<br />

Weise die I<strong>de</strong>e einer naturmystisch<br />

und biblisch inspirierten »wahren« Wissenschaft<br />

mit <strong>Ges</strong>ellschaftskritik und sozialutopischem<br />

Gegenentwurf. Er kannte<br />

nachweislich Paracelsus' »De meteoris«<br />

und die »Astronomia magna«, in <strong>de</strong>nen<br />

Kometen als übernatürliche Zeichen interpretiert<br />

wur<strong>de</strong>n. 158 Nagels universitäts- und<br />

kirchenkritische Haltung war für ihn selbst<br />

nicht ganz ungefährlich. 1619 wur<strong>de</strong> er<br />

von <strong>de</strong>r Theologischen Fakultät in Wittenberg<br />

vorgela<strong>de</strong>n. Dort versuchte man ihm<br />

offenbar durch <strong>de</strong>n Vorwurf mangeln<strong>de</strong>r<br />

Bildung mit Geringschätzung zu begegnen.<br />

159 Doch waren die eigentlichen Vorwürfe<br />

wohl schwerwiegen<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>nn Kästner<br />

berichtet, dass man in Torgau sein<br />

Begräbnis auf <strong>de</strong>m Gottesacker verboten<br />

hätte.<br />

In <strong>de</strong>r Studie soll auf <strong>de</strong>r Grundlage seiner<br />

Prognostika Nagels Kritik <strong>de</strong>r zeitgenössi-


schen <strong>Ges</strong>ellschaft und seinen I<strong>de</strong>alen<br />

einer künftigen <strong>Ges</strong>ellschaftsordnung herausgear<strong>bei</strong>tet<br />

wer<strong>de</strong>n. Ferner soll sein naturmystisches<br />

Wissenschaftsverständnis<br />

1 Paracelsus, Sämtliche Werke I, 9, S. 461-541.<br />

Paracelsus, Von <strong>de</strong>r Bergsucht, hrsg. von <strong>de</strong>r<br />

Deutschen <strong>Bombastus</strong>-<strong>Ges</strong>ellschaft, Dres<strong>de</strong>n <strong>20</strong>01<br />

(Faksimile <strong>de</strong>r Huserschen Ausgabe, Straßburg<br />

1661).<br />

2 Udo Benzenhöfer, Paracelsus, Reinbek <strong>bei</strong> Hamburg<br />

1997, S. 55. Edwin Rosner, Hohenheims<br />

Bergsuchtmonographie; in: Rosemarie Dilg-Frank,<br />

Kreatur und Kosmos. Internationale Beiträge zur<br />

Paracelsus-Forschung, Stuttgart 1981, S. <strong>20</strong>-52.<br />

3 Vgl. Einführung zum Kap. 2 dieses Entwurfs.<br />

4 Siegfried Wollgast, Zur Wirkungsgeschichte <strong>de</strong>s<br />

Paracelsus im 16. und 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt; in: Peter<br />

Dilg, Hartmut Rudolph (Hrsg.), Resultate und<br />

Desi<strong>de</strong>rate <strong>de</strong>r Paracelsus-Forschung, Stuttgart<br />

1993, S. 113-144.<br />

5 Man vergleiche hierzu die Diskussionen um die<br />

Ficino-Rezeption <strong>bei</strong> Paracelsus, s. Walter Pagel,<br />

Ingo Schütze, Schmidt-Biggemann, Haage.<br />

6 Vgl. Susan J. Thompson, A Chronology of Geological<br />

Thinking from Antiquity to 1899, London<br />

1988.<br />

7 Gabriel Gohau, History of geology, New Brunswick<br />

1990. François Ellenberger, Histoire <strong>de</strong> la<br />

géologie, Bd. 1, Paris 1988.<br />

8 David Oldroyd, Thinking about the Earth, London<br />

1996.<br />

9 Aristoteles, Meteorologie; in: Werke hrsg. von<br />

Ernst Grumach und Hellmut Flashar, Band 12,<br />

Darmstadt 1970.<br />

10 Wilhelm Capelle, Meteorologie; in: Ebenda,<br />

Suppl. VI, 1935, S. 315-358.<br />

11 David E. Eichholz, Aristotle's Theory of the Formation<br />

of Metals and Minerals; in: Classical<br />

Quarterly 43 (1949), S. 141-146.<br />

12 Harry M. Hine, Seneca and Anaxagoras in<br />

Pseudo-Be<strong>de</strong>'s De mundi celestis terrestrisque<br />

constitutione; in: Viator. Medieval and Renaissance<br />

Studies 19 (1988), S. 111-127.<br />

13 Paul Hoßfeld, Senecas Naturales quaestiones als<br />

Quelle <strong>de</strong>r Meteora <strong>de</strong>s Albertus Magnus; in:<br />

Archivum Fratrum Praedicatorum 50 (1980),<br />

S. 63-84.<br />

14 Georg Agricola, Ausgewählte Schriften Bd. III,<br />

hrsg.v. Hans Prescher, Berlin 1956.<br />

ANMERKUNGEN<br />

untersucht und gefragt wer<strong>de</strong>n, inwieweit<br />

paracelsische Philosophie in Nagels Werken<br />

rezipiert wur<strong>de</strong>.<br />

15 Johannes Mewaldt, Lucretius (Carus); in: Paulys<br />

Realencyclopädie <strong>de</strong>r classischen Altertumswissenschaft<br />

Bd. 26 (1. Reihe), S. 1659-1683. Alexan<strong>de</strong>r<br />

Dalzell, Bibliography Part I, S. 406.<br />

16 Alexan<strong>de</strong>r Dalzell, Bibliography Part II, S. 108.<br />

17 Christoph Meinel, Early Seventeenth-Century<br />

Atomism. Theory, Epistemology, and the Insufficiency<br />

of Experiment; in: Isis 79 (1988), S. 68-<br />

103; hier: S. 71.<br />

18 Eine Ausnahme bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Artikel von Jesús<br />

Montserrat und Luis Navarro.<br />

19 Arno Borst (1994). S. VIII. Borst datiert diesen<br />

Beginn auf die Zeit um 780.<br />

Bruce Eastwood, Plinian astronomical diagrams<br />

in the early Middle Ages; in; Edward Grant, John<br />

E. Murdoch (Hrsg.), Mathematics and ist application<br />

to science and natural philosophy in the<br />

Middle Ages, Cambridge 1987, S. 141-172.<br />

<strong>20</strong> Arno Borst (1994), S. 285-292; 297-299.<br />

21 Die ersten 16 Editionen erschienen in Italien,<br />

erst 1510 erschien die erste Ausgabe außerhalb<br />

Italiens.<br />

Albert Labarre, Diffusion <strong>de</strong> l'historia naturalis<br />

<strong>de</strong> Pline au temps <strong>de</strong> la Renaissance; in: Elisabeth<br />

Geck und Guido Pressler (Hrsg.), Festschrift<br />

für Claus Nissen, Wiesba<strong>de</strong>n 1973, S. 451-470.<br />

22 Wilhelm Kroll, Die Kosmologie <strong>de</strong>s Plinius,<br />

Breslau 1930.<br />

Mary Beagon, Roman Nature. The Thought of<br />

Pliny the El<strong>de</strong>r, Oxford 1992. (I. Divina Natura:<br />

The Roots of Pliny's Thought, S. 26-54.<br />

23 James K. Otte, Alfred of Sareshel's Commentary<br />

on Avicenna's De congelatione et conglutinatione<br />

lapidum; in: Gunar Freibergs (Hrsg.), Aspectus<br />

et affectus. Essays and editions in Grosseteste<br />

and Medieval Intellectual Life in Honor of<br />

Richard C. Dales, New York 1993, S. 105-111.<br />

24 E. J. Holmyard, D. C. Man<strong>de</strong>ville, Avicennae <strong>de</strong><br />

congelatione et conglutinatione lapidum <strong>bei</strong>ng<br />

sections of the kitab al-shifa', Paris 1927.<br />

25 Vgl. Pierre Duhem, Système du mon<strong>de</strong>, Bd. IX,<br />

Paris 21958, S. 257-264.<br />

26 Gad Freu<strong>de</strong>nthal, (Al-)Chemical Foundations for<br />

Cosmological I<strong>de</strong>as: Ibn Sina on the Geology of<br />

an eternal World; in: Sabetai Unguru (Hrsg.),<br />

47


Physics, cosmology, and astronomy. 1300-1700:<br />

tension and accomodation, Dordrecht 1991,<br />

S. 47-73.<br />

27 Vgl. Georges C. Anawati, Introduction zu: Avicenne,<br />

La métaphysique du Shifa', 2 B<strong>de</strong>, Paris<br />

1978 u. 1985, hier: Bd. 1, S. 16, 25-26.<br />

28 Avicenne, Le livre <strong>de</strong> science, übers. von Mohammad<br />

Achena und Henri Massé, S. l, 1986;<br />

hier: Teil II, S. 40-53.<br />

29 John M. Riddle, James Mulholland, S. 216.<br />

30 Bernhard Schnell, Zur <strong>de</strong>utschsprachigen Rezeption<br />

<strong>de</strong>r naturkundlichen Schriften <strong>de</strong>s Thomas<br />

von Cantimpré und Albertus Magnus; in: Josef<br />

Domes, S. 428.<br />

31 Udo Reinhold Jeck, Materia, forma substantialis,<br />

transmutatio. Frühe Bemerkungen Alberts <strong>de</strong>s<br />

Großen zur Naturphilosophie und Alchemie;<br />

in: Documenti e studi sulla tradizione filosofica<br />

medievale, 5 (1994), S. <strong>20</strong>5-240.<br />

32 Albertus Magnus, Liber mineralium, l. 4, tr. 1, c.<br />

1; in: Opera omnia, hrsg. von Auguste Borgnet,<br />

Paris 1890, Bd. V.<br />

33 Albertus Magnus, Liber mineralium, l. 1, tr.1, c. 1.<br />

34 Albert Fries, Leben und Werk <strong>de</strong>s hl. Albertus<br />

Magnus; in: Albertus Magnus, Ausgewählte<br />

Texte, übers. v. Albert Fries, Darmstadt 1987,<br />

S. IX.<br />

35 Ebenda, S. 66/67.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich um <strong>de</strong>n 2. Traktat <strong>de</strong>s 3. Buches <strong>de</strong>r<br />

Meteorologie: Opera omnia, Bd. IV, S. 615-638.<br />

36 John M. Riddle, James A. Mulholland, Albert<br />

on Stones and Minerals; in: James A. Weisheipl<br />

(Hrsg.), Albertus Magnus and the Sciences,<br />

Toronto 1980, S. <strong>20</strong>3-234; hier: S. 217-221.<br />

37 Pearl Kibre, Albertus Magnus on Alchemy; in:<br />

James A. Weisheipl (1980), S. 187-<strong>20</strong>2; hier:<br />

S. 194.<br />

38 Paul Hossfeld, Die Ursachen <strong>de</strong>r Eigentümlichkeiten<br />

<strong>de</strong>r Elemente nach Albertus Magnus; in:<br />

Philosophia Naturalis 14 (1973), S. 197-<strong>20</strong>9.<br />

39 In <strong>de</strong>r antiken, mittelalterlichen und frühneuzeitlichen<br />

Naturphilosophie kommen <strong>de</strong>n Elementen<br />

durchgängig zwei Be<strong>de</strong>utungen zu: zum<br />

einen die <strong>de</strong>r kosmographischen Region im geozentrischen<br />

Weltbild, zum zweiten die »chemische«,<br />

die Bestandteile <strong>de</strong>r gemischten Stoffe<br />

darzustellen.<br />

40 Albertus Magnus, »De causis proprietatum elementorum«;<br />

in: Opera omnia hrsg. von Paul<br />

Hossfeld, Aschendorff 1980, Bd. V Teil 2,<br />

S. 47-104.<br />

41 Ebenda, S. 99.<br />

42 Erst im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt setzt sich allmählich die<br />

Vorstellung eines »unterirdischen Feuers« durch.<br />

Vgl. Rienk Vermij, Subterranean Fire. Changing<br />

Theories of the Earth during the Renaissance;<br />

in: Early Science and Medicine 3 (1998),<br />

S. 323-347.<br />

43 Georg Agricola, Ausgewählte Werke, Bd. II,<br />

Berlin 1955, S. 3.<br />

48<br />

44 Walter Buckl (1995), S. 113.<br />

45 Klaus Arnold (1976), S. 149; Konrad von Megenberg<br />

(1961), S. 2.<br />

46 Walter Buckl (1995), S. 118.<br />

Georg Steer verweist darauf, dass dieser Charakter<br />

<strong>de</strong>s Werks in <strong>de</strong>n späten Drucken <strong>de</strong>s<br />

16. Jahrhun<strong>de</strong>rts verloren geht, und es in erster<br />

Linie als Arzneibuch gelesen wur<strong>de</strong>. Vgl. Georg<br />

Steer (1970).<br />

47 Walter Blank (1984).<br />

48 Konrad von Megenberg (1861), S. 55-113.<br />

49 z.B. im Abschnitt über <strong>de</strong>n Schwefel: S. 480-481.<br />

50 Das Buch <strong>de</strong>r Alaune und Salze. Ein Grundwerk<br />

<strong>de</strong>r spätlateinischen Alchemie, hrsg. von Julius<br />

Ruska, Berlin 1935.<br />

51 Julius Ruska, Turba Philosophorum. Ein Beitrag<br />

zur <strong>Ges</strong>chichte <strong>de</strong>r Alchemie, Berlin 1931,<br />

S. 9, 71-73.<br />

52 Ebenda, S. 291-294.<br />

53 Constantine of Pisa, The Book of the Secrets of<br />

Alchemy, hrsg. und übers. v. Barbara Obrist,<br />

Lei<strong>de</strong>n 1990.<br />

54 William R. Newman, Art. Geber; in: Karin Figala,<br />

Claus Priesner (Hrsg.), Alchemie. Lexikon<br />

einer hermetischen Wissenschaft, München 1998,<br />

S. 145-147.<br />

55 Ders., The Summa perfectionis of Pseudo-<br />

Geber. A critical edition, translation and study,<br />

Lei<strong>de</strong>n 1991, S. 143-192.<br />

56 Jutta Berger, I<strong>de</strong>en über die Verwandlung <strong>de</strong>r<br />

Stoffe. Chemische Materietheorien und Affinität<br />

im 17. und 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt; Preprint Nr. 88<br />

<strong>de</strong>s Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte,<br />

Berlin 1998.<br />

57 Fr. Rogeri Bacon Opera quaedam hactenus inedita.<br />

Vol. I., hrsg. v. J. S. Brewster, London 1859<br />

[repr. 1965].<br />

58 Lynn Thorndike, Bd. II., S. 622-625.<br />

59 Günther Mensching, Metaphysik und Naturbeherrschung<br />

im Denken Roger Bacons; in:<br />

Albert Zimmermann, Andreas Speer (Hrsg.),<br />

Mensch und Natur im Mittelalter, 1. Halbband,<br />

Berlin 1981, S. 129-142; hier: 134.<br />

60 Bacon weist an dieser Stelle darauf hin, dass dieses<br />

Wissen nicht <strong>de</strong>n Schriften <strong>de</strong>s Aristoteles<br />

entnommen wer<strong>de</strong>n kann. Fr. Rogeri Bacon<br />

Opera quaedam hactenus inedita. Opus tertium,<br />

S. 39.<br />

61 Ebenda, S. 39-40.<br />

62 Roger Bacon, Opus minus; in: Ebenda,<br />

S. 359-389.<br />

63 Joachim Telle (Hrsg.), Rosarium philosophorum.<br />

Ein alchemisches Florilegium <strong>de</strong>s Spätmittelalters,<br />

2 B<strong>de</strong>. Weinheim 1992.<br />

64 Lynn Thorndike, A History of Magic and Experimental<br />

Science, Bd. III, London 1934, S. 55-56.<br />

65 Joachim Telle, Bemerkungen zum Rosarium philosophorum,<br />

Bd. II, S. 167-170.<br />

66 Ebenda, S. 173, 188.<br />

67 Karl-Heinz Ludwig, Volker Schmidtchen, Me-


talle und Macht. 1000-1600; Propyläen Technikgeschichte<br />

Bd. II, Berlin 1997, S. 211-218.<br />

68 Georg Agricola, Zwölf Bücher vom Berg- und<br />

Hüttenwesen, Taschenbuchausgabe München<br />

1977, S. 1.<br />

69 Wilhelm Pieper, Ulrich Rülein von Calw und<br />

sein Bergbüchlein, Freiberger Forschungshefte<br />

D7, Berlin 1955, S. <strong>20</strong>-25.<br />

70 Ebenda, S. 117-118.<br />

71 C. S. Smith, Art. Biringuccio Vannoccio; in:<br />

DSB Bd. II, New York 1970, S. 142-143.<br />

72 Vannoccio Biringuccio, Pirotechnia, S. 36-43,<br />

397-400.<br />

73 Ebenda, S. 24, 26, 48.<br />

74 Georg Agricola, De ortu et causis subterraneorum;<br />

De natura eorum, quae effluunt ex terra;<br />

in: Ausgewählte Werke, Bd. III, Berlin 1956.<br />

Ders., De natura fossilium; in: Ausgewählte<br />

Werke, Bd. IV, Berlin 1958.<br />

Ders., De veteribus et novis metallis; in: Ausgewählte<br />

Werke, Bd. VI, Berlin 1961.<br />

75 Martin Guntau, Gerhard Mathé, Georgius Agricolas<br />

Beiträge zur Eintwicklung geologischer<br />

Vorstellungen; in: Friedrich Naumann (Hrsg.),<br />

Georgius Agricola. 500 Jahre, Basel 1994,<br />

S. 90-104, Gerhard Mathé, Agricola und die Geologie;<br />

in: NTM 2(1994), S. 13-26.<br />

76 Martin Guntau, Gerhard Mathé (1994), S. 94.<br />

77 Pierre Duhem, Système du mon<strong>de</strong>, Bd. IX.<br />

Gabriel Gohau, History of geology.<br />

78 Georg Agricola, De ortu et causis subterraneorum<br />

libri V; in: Ausgewählte Schriften Bd. III,<br />

S. 116-117.<br />

79 Ebenda, S. 105.<br />

80 Ebenda, S. 149-152.<br />

81 Ebenda, S. 151.<br />

82 Helmut Wilsdorf, Joachim Friedrich, Präludien<br />

zu Agricola, Freiberger Forschungshefte D5, Berlin<br />

1954, S. 116-134 (liefert größtenteils Beschreibungen<br />

<strong>de</strong>r bildlichen Darstellungen geologischer<br />

Phänomene wie Erdbeben, Vulkane<br />

und heiße Quellen).<br />

83 Sebastian Münster, Cosmographey o<strong>de</strong>r beschreibung<br />

aller Län<strong>de</strong>r herrschafften und fürnemsten<br />

Stetten <strong>de</strong>s gantzen Erdbo<strong>de</strong>ns ... Basel<br />

1550 [repr. 1987], Cap. I, II, III.<br />

84 Ebenda, Cap. IIII-VIII.<br />

85 Wilsdorf, Friedrich (1954), S. 79ff.<br />

86 Johann Mathesius, Sarepta o<strong>de</strong>r Bergpostill<br />

sampt <strong>de</strong>r Joachimßthalischen kurtzen Chronicken,<br />

Nürnberg 1564.<br />

87 Paul Reinhard Beierlein, Lazarus Ercker. Bergmann,<br />

Hüttenmann und Münzmeister im 16.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt. Freiberger Forschungshefte D 12,<br />

Berlin 1955, S. 65-66.<br />

88 Joh.-E. Hiller, Die Mineralogie <strong>de</strong>s Paracelsus.<br />

Teil II. Mineralien und Bergbau <strong>bei</strong> Paracelsus;<br />

in: Philosophia Naturalis 2 (1954), S. 435-478.<br />

Leopold Müller, Die Welt <strong>de</strong>r <strong>Ges</strong>teine <strong>bei</strong> Paracelsus;<br />

in: Sepp Domandl (Hrsg.), Paracelsus.<br />

Werk und Wirkung, Wien 1975, S. 149-174.<br />

89 So behauptet z.B. Müller (S. 151), Paracelsus<br />

habe <strong>de</strong>n »Neptunismus« vorweggenommen. Es<br />

war jedoch während <strong>de</strong>s ganzen Mittelalters üblich,<br />

die geologischen Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Erdoberfläche<br />

aus <strong>de</strong>r Wasserkraft zu erklären. Es ist<br />

<strong>de</strong>r Plutonismus, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Neuzeit angehört. Ferner<br />

erklärt Müller allen Ernstes die »drei ersten«<br />

<strong>de</strong>s Paracelsus seien die aristotelischen Elemente<br />

Er<strong>de</strong>, Wasser, Luft (S. 152)!<br />

In ähnlicher Weise fällt Hiller Fehlurteile (S. 475),<br />

wenn er Paracelsus' Vorstellungen über Mineralbildung<br />

als Analogie <strong>de</strong>r »magmatischen Differentiation«<br />

klassifiziert. Letztere beruht auf <strong>de</strong>r<br />

mo<strong>de</strong>rnen Auffassung <strong>de</strong>r Erdwärme, die Paracelsus<br />

nicht kannte. Sie ist von <strong>de</strong>r von ihm angenommenen<br />

auch im Mittelalter üblichen Vorstellung<br />

eines bloß unterirdischen Feuers, das<br />

verhältnismäßig nah unter <strong>de</strong>r Oberfläche<br />

brennt, grundsätzlich zu unterschei<strong>de</strong>n.<br />

90 aus philosophischer Perspektive siehe: Thomas<br />

Leinkauf. Mundus combinatus: Studien zur<br />

Struktur <strong>de</strong>r barocken Universalwissenschaft am<br />

Beispiel Athanasius Kirchers SJ (1602-1680),<br />

Berlin 1993, S. 349-351.<br />

Den historischen Hintergrund am Beispiel <strong>de</strong>r<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen zwischen <strong>de</strong>m französischen<br />

Hof und <strong>de</strong>r Pariser Universität beleuchtet:<br />

Allen Debus. The French Paracelsians. The<br />

Chemical Challenge to Medical and Scientific<br />

Tradition in Early Mo<strong>de</strong>rn France, Cambridge<br />

1991, S. 8, 13, 15, 53-59.<br />

siehe auch: Betty Jo Teeter Dobbs. The Janus<br />

Faces of Genius. The role of alchemy in Newton’s<br />

thought, Cambridge 1991, S. 53-88;<br />

hier: S. 58-62, 64-66.<br />

91 z.B. »De mineralibus«, in: Sämtliche Werke hrsg.<br />

v. Karl Sudhoff, Bd. III, »De meteoris« und<br />

»De generationibus et fructibus quatuor elementorum«,<br />

Ebenda, Bd. XIII.<br />

92 Zu diesem Thema wird seitens <strong>de</strong>r Verfasserin<br />

gera<strong>de</strong> eine Publikation vorbereitet.<br />

93 Walter Pagel, Paracelsus. An Introduction to<br />

Philosophical Medicine in the Era of the Renaissance,<br />

London 1982; S. 82-106.<br />

R. Hooykaas, Die Elementenlehre <strong>de</strong>s Paracelsus;<br />

in: Janus 39 (1935), S. 175-187.<br />

94 Kurt Goldammer. Bemerkungen zur Struktur<br />

<strong>de</strong>s Kosmos und <strong>de</strong>r Materie <strong>bei</strong> Paracelsus<br />

(1971); in: Ders. Paracelsus in neuen Horizonten:<br />

gesammelte Aufsätze. Salzburger Beiträge<br />

zur Paracelsusforschung, Folge 24, Wien 1986,<br />

S. 263-287.<br />

95 Walter Pagel, Paracelsus als Naturmystiker<br />

(1979); in: Udo Benzenhöfer, Paracelsus,<br />

Darmstadt 1993, S. 24-97; hier: S. 38.<br />

Ders. The prime matter of Paracelsus; in: Ambix<br />

9 (1961), S. 117-135. Pagel formuliert hier die<br />

These <strong>de</strong>r Spiritualität <strong>de</strong>r prima materia <strong>bei</strong> Paracelsus.<br />

49


Der pantheistischen Interpretation scheint auch<br />

Siegfried Wollgast zuzuneigen. Vgl. Philosophie<br />

in Deutschland, S. 647-648.<br />

96 Die creatio ex nihilo formulierte Paracelsus z.B.<br />

in »De meteoris«, S. 134: »nun sollent ir aber<br />

wissen, das alle vier corpora <strong>de</strong>r elementen gemacht<br />

seind aus nichts, das ist alein gemacht<br />

durch das wort gottes, das fiat geheißen hat.« In<br />

De generationibus et fructibus quatuor elementorum<br />

heißt es: »... wollen wir anfenglich von<br />

<strong>de</strong>m philosophiren, das aus nichts etwas gewor<strong>de</strong>n<br />

sei, ...«, S. 7.<br />

97 Walter Pagel, Paracelsus als Naturmystiker,<br />

S. 45-48.<br />

98 Paracelsus, De meteoris, S. 134-135: »Also wil<br />

ich aleine hie angezeigt haben, das drei species<br />

seind aus <strong>de</strong>m wort wor<strong>de</strong>n, und die selbigen<br />

drei species seind in vier elementen geteilt, ietlichs<br />

in ein beson<strong>de</strong>r und an<strong>de</strong>r corpus ... Nun<br />

sol sich diser philosophei niemants verwun<strong>de</strong>rn,<br />

das dreierlei seind und doch in vier elementen<br />

geteilt.«<br />

Ders., De generationibus et fructibus quatuor<br />

elementorum, S. 13: »Wie aber nun got beschaffen<br />

hat die welt, ist also. er hats in ein corpus<br />

gemacht, anfenglich, so weit die vier element<br />

gent. dises corpus hat er gesezt in drei stück, in<br />

mercurium, sulphur und sal, also das do seind<br />

drei ding, machen ein corpus; ...«<br />

99 R. Hooykaas, Die Elementenlehre <strong>de</strong>r Iatrochemiker;<br />

in: Janus 41 (1937), S. 1-28.<br />

100 Jürgen Mittelstraß, Art. Hylozoismus; in: Ders.,<br />

Gereon Wolters (Hrsg.), Enzyklopädie Philosophie<br />

und Wissenschaftstheorie Bd. II, Mannheim<br />

1984, S. 155-156.<br />

101 Kurt Goldammer, Die Paracelsische Kosmologie<br />

und Materietheorie in ihrer wissenschaftsgeschichtlichen<br />

Stellung und Eigenart (1971);<br />

in: Ders., Paracelsus in neuen Horizonten,<br />

S. 288-3<strong>20</strong>; hier: S. 307.<br />

102 Pagel, Paracelsus, S. 85, 104-105.<br />

103 »Von <strong>de</strong>n natürlichen Dingen«; in: Sämtliche<br />

Werke Bd. II; »De mineralibus«; in: Ebenda,<br />

Bd. III, »De generationibus et fructibus quatuor<br />

elementorum«, »De meteoris«; in: Ebenda,<br />

Bd. XIII. Wahrscheinlich unecht, aber rezeptionsgeschichtlich<br />

wichtig: Philosopia ad Athenienses;<br />

in: Ebenda, Bd. XIII.<br />

104 Paracelsus, De mineralibus; in: Ders., Sämtliche<br />

Werke Bd. III, S. 29-62.<br />

105 Das Entstehen und Vergehen natürlicher Dinge<br />

wird <strong>bei</strong> Paracelsus häufig als Geburt und Tod<br />

verstan<strong>de</strong>n. Lucien Braun interpretiert die »Geberung«<br />

als einen schöpferischen Natur-Prozess,<br />

<strong>de</strong>r zu neuen Qualitäten, Formen und Vermögen<br />

führt. (»Naître autrement, c'est faire advenir<br />

- faire advenir une nouvelle forme, une nouvelle<br />

qualité, une nouvelle puissance.« Lucien Braun,<br />

Paracelse et l'alchimie, S. <strong>20</strong>8.) Doch stellt die<br />

Geburt einen reproduktiven Vorgang <strong>de</strong>r Erhal-<br />

50<br />

tung dar, <strong>de</strong>r nichts von <strong>de</strong>r Mutter prinzipiell<br />

Verschie<strong>de</strong>nes hervorbringt. Paracelsus sah dieses<br />

Problem und trug ihm Rechnung, in<strong>de</strong>m er<br />

eine Unterscheidung von Leib und Eigenschaft<br />

traf. "Also seind alle metallen nach <strong>de</strong>m leib<br />

wasser, aber die eigenschaft seind metallen,<br />

stein, marcasiten...". (S. 35)<br />

106 Ebenda, S. 39.<br />

107 Ebenda, S. 41-42.<br />

108 De meteoris; in: Sämtliche Werke Bd. XIII,<br />

S. 156-158.<br />

109 De mineralibus, S. 47.<br />

110 De mineralibus, S. 49-50: »so ist auch nichts auf<br />

das zu halten, das man sagt, siben planeten also<br />

auch siben metallen.« Vgl. auch S. 52.<br />

In <strong>de</strong>r im gleichen Zeitraum entstan<strong>de</strong>nen »De<br />

generationibus et fructibus quatuor elementorum«<br />

nimmt er dagegen wie<strong>de</strong>r die Siebenzahligkeit<br />

auf. siehe Sämtliche Werke Bd. XIII, S. 89.<br />

111 Astronomia Magna; in: Sämtliche Werke Bd. XII,<br />

S. 227: »die corpora alle seind elementisch, was<br />

aber in inen das mysterium ist, das ist superelementale,<br />

das ist unter <strong>de</strong>m gewalt <strong>de</strong>s gestirns und<br />

durch <strong>de</strong>n gewalt <strong>de</strong>s gestirns gehet es heraus.«<br />

112 Vgl. Rienk Vermij, Subterranean Fire. (Paracelsus<br />

wird hier nicht diskutiert.)<br />

113 Sämtliche Werke, Bd. II;<br />

114 Sämtliche Werke, Bd. IX. Auch in »De generationibus<br />

et fructibus quatuor elementorum«<br />

(Bd. XIII) streift Paracelsus das Problem:<br />

S. 90-98.<br />

115 z.B. Paracelsus, Die Bücher von <strong>de</strong>n unsichtbaren<br />

Krankheiten; in: Sämtliche Werke Bd. IX,<br />

S. 278.<br />

116 Paracelsus, Von <strong>de</strong>s Ba<strong>de</strong>s Pfäfers Tugen<strong>de</strong>n,<br />

Kräften und Wirkung; in: Sämtliche Werke<br />

Bd. IX, S. 644.<br />

117 Paracelsus, Uslegung <strong>de</strong>r Erdbi<strong>de</strong>m; in: Sämtliche<br />

Schriften, Bd. IX, S. 397; siehe auch S. 413<br />

und Astronomia Magna; in: Ebenda Bd. XII,<br />

S. 339-342.<br />

118 Ebenda, S. 398, 402; Ders., Weiteres Konzepten<br />

und Ausar<strong>bei</strong>tungen zu <strong>de</strong>n Meteoren; in:<br />

Ebenda, Bd. XIII, S. 274-275.<br />

119 Ein Kometentext; in: Ebenda, Bd. XI, S. 276-278;<br />

Schriften über Kometen, Erdbeben, Friedbogen,<br />

Himmelszeichen; in: Ebenda, Bd. 9, S. 369-443,<br />

»De generationibus et fructibus quatuor elementorum«;<br />

in: Ebenda, Bd. XIII, S. 53-54; Weiteres<br />

in Konzepten und Ausar<strong>bei</strong>tungen zu <strong>de</strong>n Meteoren;<br />

in: Ebenda Bd. XIII, S. 241.<br />

1<strong>20</strong> Auslegung <strong>de</strong>s Cometen und Virgultae, Anno<br />

1532; in: Ebenda, Bd. IX. s. 414.<br />

121 Ebenda, S. 415.<br />

122 Ebenda Bd. XIII, S. 53-54.<br />

123 Kurt Goldammer, Aus <strong>de</strong>r Werkstatt <strong>de</strong>r Paracelsisten<br />

<strong>de</strong>s 16. und 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts; in: Paracelsus,<br />

Theologische und sozialethische Schriften.<br />

Supplement, Wiesba<strong>de</strong>n 1973, S. XXIX-LXIV.<br />

124 Siegfried Wollgast, Zur Wirkungsgeschichte <strong>de</strong>s


Paracelsismus im 16. und 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt; in:<br />

Peter Dilg, Hartmut Rudolph (Hrsg.), Resultate<br />

und Desi<strong>de</strong>rate <strong>de</strong>r Paracelsus-Forschung,<br />

Stuttgart 1993, S. 113-144.<br />

Rudolf Schlögl, Ansätze zu einer Sozialgeschichte<br />

<strong>de</strong>s Paracelsismus im 17. und 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt;<br />

in: Ebenda, S. 145-162.<br />

125 Allen Debus, The Englisch Paracelsians, London<br />

1965; <strong>de</strong>rs. The French Paracelsians, 1991; <strong>de</strong>rs.<br />

The Chemical Philosophy, 2 B<strong>de</strong>., New York<br />

1977.<br />

Joachim Telle (Hrsg.), Analecta Paracelsica. Studien<br />

zum Nachleben Theophrast von Hohenheims<br />

im <strong>de</strong>utschen Kulturgebiet <strong>de</strong>r frühen<br />

Neuzeit, Stuttgart, 1994.<br />

126 Hartmut Rudolph, Prä<strong>de</strong>stination und »seliges<br />

Leben«. Ein Beitrag zur Verhältnisbestimmung<br />

von Weltbild und Theologie <strong>bei</strong> Paracelsus; in:<br />

Volker Zimmermann (Hrsg.) Paracelsus. Das<br />

Werk – die Rezeption, Stuttgart 1995, S. 85-98.<br />

127 Nova Acta Paracelsica. Beiträge zur Paracelsus-<br />

Forschung, N.F. 12 (1998).<br />

Es fällt auf, dass die Autoren gegenüber <strong>de</strong>r von<br />

Paracelsus in einer <strong>de</strong>r großen sozialethischen<br />

Schriften (De virtute humana) mit beson<strong>de</strong>rer<br />

<strong>Heft</strong>igkeit gegeißelten »Hoffart«, <strong>de</strong>m machtorientierten<br />

Verhalten, eine seltsame analytische<br />

Abstinenz wahren. Auch Kurt Goldammer<br />

schenkt diesem Aspekt <strong>de</strong>r Sozialethik Hohenheims<br />

kaum Beachtung, obwohl Paracelsus die<br />

Hoffart als einzige von Gott nie verziehene<br />

Sün<strong>de</strong> bezeichnet. (Wollgast-Ausgabe, S. 39.)<br />

128 Kurt Goldammer, Paracelsus. Sozialethische und<br />

sozialpolitische Schriften, Tübingen 1952.<br />

Goldammer selbst stellt allerdings immer wie<strong>de</strong>r<br />

Beziehungen zur Naturphilosophie her, z.B.:<br />

»Bei Hohenheim ist alles, das Religiöse wie das<br />

Soziologische, zutiefst durchdacht, metaphysisch,<br />

theologisch und naturphilosophisch-biologisch<br />

begrün<strong>de</strong>t...«. Ebenda, S. 85.<br />

129 Siegfried Wollgast, Philosophie in Deutschland<br />

1550-1650, 2. Aufl. Berlin 1993, Kap. 5, 9, 10,11.<br />

Mit <strong>de</strong>m Begriff theosophisch beziehe ich mich<br />

auf Antoine Faivre, Art. Theosophy; in: Encyclopedia<br />

of Religion, hrsg. v. Mircea Elia<strong>de</strong>, Bd.<br />

XVI, New Yord 1987, S. 465-469. Faivre bezeichnet<br />

Theosophie als Interpretationsmetho<strong>de</strong>, die<br />

auf analogischen Prinzipien beruhen<strong>de</strong>s spekulatives<br />

Denken, das Mensch und Kosmos in Beziehung<br />

zu Gott zu setzen sucht, kombiniert<br />

mit einem Bewußtsein <strong>de</strong>r Abhängigkeit von<br />

göttlicher Offenbarung, die durch innere Erleuchtung<br />

erfahren wird. Der Theosoph will laut<br />

Faivre Geheimnisse <strong>de</strong>s Universums durchdringen<br />

und die Bindungen, die <strong>de</strong>n Menschen mit<br />

<strong>de</strong>r göttlichen Welt vereinen, erkennen.<br />

130 Kurt Goldammer, Paracelsus. Natur und Offenbarung,<br />

1953, S. 42.<br />

131 Paracelsus, Sämtliche Werke hrsg. von Karl Sudhoff,<br />

Bd. XIII, S. 154.<br />

132 »und <strong>de</strong>rselbige staub ist limus terrae, und limus<br />

terrae ist maior mundus. und also ist <strong>de</strong>r<br />

mensch gemacht aus himel und er<strong>de</strong>n, das ist<br />

aus <strong>de</strong>n obern und un<strong>de</strong>rn geschöpfen. darumb<br />

ist <strong>de</strong>r mensch [wie die Natur J.B.] ein subiectum<br />

<strong>de</strong>r philosophei, dieweil er aus <strong>de</strong>m limo<br />

gemacht ist. und <strong>de</strong>r limus ist vom himel<br />

genomen, also ist er auch ein subiectum <strong>de</strong>r<br />

astronomei.« Paracelsus, Astronomia Magna; in:<br />

Sämtliche Werke, hrsg. v. Karl Sudhoff,<br />

Bd. 12, S. 33.<br />

133 Ebenda, S. 21.<br />

134 Ebenda, S. 34.<br />

135 Udo Benzenhöfer, Kathrin Pfister, Die zu Lebzeiten<br />

erschienenen Praktiken und Prognostikationen<br />

<strong>de</strong>s Paracelsus; in: Heinz Dopsch, Kurt<br />

Goldammer, Peter F. Kramml (Hrsg.), »Keines<br />

an<strong>de</strong>rn Knecht ...«, Salzburg 1993, S. 235-241.<br />

136 Ebenda, S. 32.<br />

137 Walter Pagel, Paracelsus. An Introduction to<br />

Philosophical Medicine in the Era of the Renaissance,<br />

London 21982, S. 72-82.<br />

138 Kurt Goldammer, Paracelsus. Natur und Offenbarung,<br />

1953, S. 51.<br />

Paracelsus, Sozialethische und sozialpolitische<br />

Schriften, S. 306-310.<br />

139 Kurt Goldammer, Paracelsische Eschatologie.<br />

Zum Verständnis <strong>de</strong>r Anthropologie und Kosmologie<br />

Hohenheims. Teil I. Die Grundlagen<br />

(1949); in: Ders. Paracelsus in neuen Horizonten.<br />

<strong>Ges</strong>ammelte Aufsätze, Salzburger Beiträge<br />

zur Paracelsusforschung 24, Wien 1986, S. 87-122;<br />

hier: S. 90.<br />

140 Ebenda, S. 101.<br />

141 Ders. Teil II. Der Reich-Gottes-Glaube. Die vitabeata-I<strong>de</strong>e<br />

und die eschatologische <strong>Ges</strong>chichtsanschauung<br />

(1952); in: Ebenda, S. 123-152.<br />

Elisabeth Briner und Aldo Prevost, Ar<strong>bei</strong>tsauffassung<br />

und Eschatologie im Liber <strong>de</strong> honestis<br />

utrisque divitiis; in: Nova Acta Paracelsica N.F.<br />

12 (1998), S. 75-116.<br />

142 Paracelsus, De mineralibus: in: Ders. Sämtliche<br />

Werke, hrsg. von Karl Sudhoff, Bd. III, S. 47.<br />

143 Paracelsus, De meteoris; in: Ebenda XIII,<br />

S. 157-158.<br />

144 Paracelsus, De ordine doni; in: Ders. Sozialethische<br />

und sozialpolitische Schriften, S. 117-133,<br />

hier: S. 121.<br />

145 Herbert Breger, Elias Artista - A Precursor of the<br />

Messiah in Natural Science; in: Everett Men<strong>de</strong>lsohn,<br />

Helga Novotny (Hrsg.), Nineteen<br />

Eighty-Four: Science between Utorpia and Dystopia,<br />

1984, S. 49-72.<br />

146 Bibelzitat!<br />

147 Paracelsus, De mineralibus; in: Ders. Sämtliche<br />

Werke III, S. 46; Astronomia Magna; in:<br />

Ebenda XII, S. 24-25.<br />

148 Walter Pagel, The Paracelsian Elias Artista and<br />

the Alchemical Tradition; in: Rosemarie Dilg-<br />

Frank (Hrsg.), Kreatur und Kosmos. Internatio-<br />

51


nale Beiträge zur Paracelsusforschung, Stuttgart<br />

1981, S. 6-19.<br />

149 Paracelsus, Von <strong>de</strong>n natürlichen Dingen I; in:<br />

Ders. Sämtliche Werke II, S. 163.<br />

150 Die wichtigsten Quellen dürften nach wie vor<br />

Gottfried Arnold, Unparteiische Kirchen- und<br />

Ketzerhistorie II.3.4., Frankfurt am Main [repr.<br />

Hil<strong>de</strong>sheim 1967], S. 53-56 und <strong>de</strong>r Artikel von<br />

G. Frank, Nagel; in: Allgemeine Deutsche Biographie,<br />

Leipzig 1886, Bd. 23, S. 215-216 sein.<br />

In neuer Zeit sind erschienen: Robert Bruce Barnes,<br />

Prophecy and Gnosis. Apocalypticism in<br />

the Wake of the Lutheran Reformation, Stanford<br />

1988; v.a. S. 177-180 und 212-216. Kathrin<br />

Pfister, Paracelsus in frühneuzeitlichen Astrologica;<br />

in: Joachim Telle (Hrsg.), Analecta Paracelsica,<br />

S. 531-540.<br />

151 Robin Bruce Barnes nennt <strong>de</strong>n anonymen<br />

Autor J.C.C.H. sowie Gottlieb Heylandt, vgl.<br />

Prophecy and Gnosis S. 222 und 229; Will-<br />

Erich Peuckert, Die Rosenkreutzer, Jena 1928,<br />

nennt <strong>de</strong>n pseudonymen Irenäus Agnostus (S.<br />

134) und <strong>de</strong>n Marburger Lehrer Georg Zimmermann<br />

(S. 173-174).<br />

152 Gottfried Arnold allein nennt sieben Autoren,<br />

die gegen Nagel schrieben: Georg Rost, Justus<br />

Groscurdt, M Valentin Grießmann, Philipp Arnold,<br />

Alexan<strong>de</strong>r Butzinger, Hieronymus Kromayer<br />

und Baringius.<br />

Der Rosenkreuzer Philipp Ziegler veröffentlichte<br />

1622 einen »Antiarnoldus et Antinagelius«.<br />

Vgl. Wolf-Dieter Müller-Jahnke, Julian Paulus,<br />

Die Stellung <strong>de</strong>s Paracelsus in <strong>de</strong>r Alchemie; in:<br />

Heinz Dopsch, Kurt Goldammer, Peter F.<br />

Kramml (Hrsg.), Paracelsus. »Keines an<strong>de</strong>rn<br />

Knecht ...«, Salzburg 1993, S. 152.<br />

52<br />

Philipp Arnold, Antinagelius, Das ist Gründlicher<br />

Beweiss, dass nach dieser Welt Zustandt<br />

nicht ein tertium Seculum o<strong>de</strong>r dritte irrdische<br />

Zeit, in welcher die Heiligen allein mit Christo<br />

<strong>de</strong>m Herrn noch allhie gantzer tausend apocalyptischer<br />

Jahre, in grossen Frew<strong>de</strong>n herrschen<br />

solten zu hoffen sey, Son<strong>de</strong>rn nach dieser Welt<br />

Untergang, wer<strong>de</strong>n bald alle Todten ... zugleich<br />

aufferstehen, und für Gericht gestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

Königsberg 1621. [94 S.]<br />

Kästner zitiert einen Brief Keplers an Peter Crüger<br />

(1580-1639, *Königsberg, Mathematiker in<br />

Wittenberg, Astronom in Danzig), einen expliziten<br />

Nagel-Gegner, in <strong>de</strong>m Kepler <strong>de</strong>n Namen<br />

Nagels mit einer gera<strong>de</strong>zu sprichwörtlichen Unbesonnenheit<br />

verbin<strong>de</strong>t. Vgl. Abrahm Gotthelf<br />

Kästner, <strong>Ges</strong>chichte <strong>de</strong>r Mathematik, IV. Band,<br />

Göttingen 1800, S. 332.<br />

153 Robin Bruce Barnes, S. 178, Frank (1886), K.<br />

Pfister (1994), S. 533, Wollgast (1993), S. 1023.<br />

Pfisters Angabe beruht offenbar auf <strong>de</strong>m En<strong>de</strong><br />

von Nagels Publikationstätigkeit mit <strong>de</strong>n 1625<br />

veröffentlichten Prognostikationen, Wollgast bezieht<br />

sich offenbar auf Kästner (1800, S. 401).<br />

Demnach erschien im Jahr 1628 eine von Peter<br />

Crüger verfasste gegnerische Schrift auf Nagel.<br />

154 Roland Haase, Das Problem <strong>de</strong>s Chiliasmus und<br />

<strong>de</strong>r Dreißigjährige Krieg, Leipzig 1933,<br />

S. 93-94, 97.<br />

155 Vgl. untenstehen<strong>de</strong> Bibliographie.<br />

156 Gottfried Arnold, Unparteiische Kirchen- und<br />

Ketzerhistorie, S. 54.<br />

157 G. Frank, Art. Paul Nagel, in: ADB.<br />

158 Kathrin Pfister, Paracelsus in frühneuzeitlichen<br />

Astrologica, S. 534.<br />

159 Gottfried Arnold, S. 55.<br />

Dr.phil. Jutta Berger • Buttmannstraße 5 • 13357 Berlin


Siegfried Wollgast<br />

GEDANKEN ZU VALENTIN WEIGEL –<br />

AN DER NACHBILDUNG SEINES EPITAPHS. 1<br />

Die spätgotische Pfarrkirche St. Martin zu<br />

Zschopau ist schlicht gestaltet. Vor <strong>de</strong>m<br />

Altar stehend, fällt <strong>de</strong>m Betrachter linker<br />

Hand eine in die Wand eingelassene Erzgussplatte<br />

auf. Es han<strong>de</strong>lt sich um die<br />

Nachbildung <strong>de</strong>s Epitaphs von Valentin<br />

Weigel, <strong>de</strong>r in Zschopau von 1563 bis<br />

1588 als Pfarrer wirkte. »An <strong>de</strong>m ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

leichensteins stehen diese Worte eingehauen:<br />

Epithaphium M. Valentini Weigelii von Hain,<br />

ein und zwantzig jar Pfarrers allhier in<br />

Tschopau, ist an. 1533 gebohren und <strong>de</strong>n<br />

10. Junii 1588 im 56. jahr seines alters im<br />

Herrn entschlaffen. In <strong>de</strong>r mitten sind folgen<strong>de</strong><br />

worte gesetzet:<br />

Quae per tempus amitto, haec invenio<br />

in aeternitate, quae in aeternitate<br />

possi<strong>de</strong>o, cognosco in tempore<br />

Wer Christo glaubt und fürchtet Gott,<br />

Dem mangelt nicht we<strong>de</strong>r hier noch dort.<br />

Omnia me Christi vita docere potest,<br />

Summa summarum.<br />

O Mensch, lerne dich selber erkennen und<br />

Gott,<br />

So hastu gnug hie und dort.<br />

V. W.<br />

Pax vivis, requies aeterna sepultis.<br />

(Hier eine taube mit einem ölzweige im mun<strong>de</strong><br />

eingehauen, welches einige ohne grund vor einen<br />

schwartzen raben gehalten)<br />

Ruhe und stille<br />

ist Gottes wille;<br />

Das in mir Herr auch erfülle.<br />

Amen." 2<br />

Weigels Leichenstein wur<strong>de</strong> vermutlich<br />

1748 <strong>bei</strong>m Brand <strong>de</strong>r Zschopauer Kirche<br />

zerstört. Die Nachbildung wur<strong>de</strong> 1888 –<br />

300 Jahre nach V. Weigels Tod – auf Betreiben<br />

<strong>de</strong>s verdienten V. Weigelforschers August<br />

Israel (1836-1906) hier angebracht. 3<br />

Diese Tafel ist eines <strong>de</strong>r wenigen Zeugnisse,<br />

die an einen Mann erinnern, <strong>de</strong>ssen<br />

Name in <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>s 17. Jahrhun-<br />

<strong>de</strong>rts in aller Mun<strong>de</strong> war. Die protestantische<br />

Orthodoxie und die nicht min<strong>de</strong>r orthodoxen<br />

Universitätslehrer sprachen in<br />

dieser Zeit von Weigel und <strong>de</strong>n »Weigelianern«<br />

mit einer polemischen Schärfe und<br />

einem Hass, wie er sich später gegen Demokraten,<br />

Republikaner, Sozial<strong>de</strong>mokraten<br />

und Kommunisten richtete.<br />

Ein Epitaph ist ein Erinnerungsmal für<br />

einen Toten, zumeist – wie auch hier – an<br />

<strong>de</strong>r Außen- o<strong>de</strong>r Innenwand einer Kirche<br />

angebracht. Weigels Epitaph zeugt – zu<br />

keiner Zeit – von einer oppositionellen<br />

Haltung! Eine solche hat er auch zu Lebzeiten<br />

nicht bezeugt, die von ihm vorgebrachten<br />

Grün<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n wir noch nennen.<br />

Welche Rolle spielt Weigel in <strong>de</strong>r Philosophie-<br />

und Geistesgeschichte?<br />

Er wur<strong>de</strong> in Hayn (ab 1856 Großenhain)<br />

geboren. Offenbar stammt er von<br />

armen Eltern ab. In einem Schülerverzeichnis<br />

<strong>de</strong>r Fürstenschule St. Afra zu<br />

Meißen wird Weigel für die Jahre 1549 bis<br />

1555 belegt. 4 Im Sommersemester <strong>de</strong>s Jahres<br />

1554 bezog er die Leipziger Universität<br />

als kurfürstlicher Stipendiat. 5 Weigels Studiengang<br />

war <strong>de</strong>r in jener Zeit gewöhnliche.<br />

Die Stu<strong>de</strong>nten mussten sich in <strong>de</strong>r Artistenfakultät<br />

zunächst die Elemente <strong>de</strong>r<br />

alten Sprachen aneignen, ebenso eine –<br />

nicht gera<strong>de</strong> tiefe – Kenntnis <strong>de</strong>r alten Autoren<br />

sowie <strong>de</strong>r Philosophie <strong>de</strong>s Aristoteles.<br />

Um Michaelis 1558 unterzog sich Weigel<br />

<strong>de</strong>m Baccalaureatsexamen 6 , und bereits<br />

im Wintersemester 1558/59 wur<strong>de</strong> er zum<br />

Magister promoviert. Im Jahre 1563 o<strong>de</strong>r<br />

1564 ging Weigel nach Wittenberg. Es ist<br />

nicht bekannt, ob er hier nur studierte<br />

o<strong>de</strong>r auch schon lehrte. In Wittenberg erhielt<br />

Weigel 1564 wie<strong>de</strong>rum ein kurfürstliches<br />

Stipendium. In einem Revers 7 vom<br />

2. Juli 1564 verpflichtete sich Weigel zum<br />

53


fleißigen Disputieren, Studieren und Predigthören<br />

und zur Annahme einer Pfarrstelle<br />

in <strong>de</strong>n kursächsischen Lan<strong>de</strong>n. Insgesamt<br />

wissen wir über Weigels Wittenberger<br />

Zeit fast nichts.<br />

Am 16. November 1567 wird Valentin<br />

Weigel von Paul Eber (1511-1569), <strong>de</strong>m<br />

Leiter <strong>de</strong>r Wittenberger Theologischen Fakultät<br />

nach Philipp Melanchthons (1497-<br />

1560) Tod, in das Amt eines Pfarrers von<br />

Zschopau eingeführt. 8 Nach Reichel 9 verheiratete<br />

sich Weigel 1568 mit Catharina<br />

Poch (fälschlich Beuche, Beich), wahrscheinlich<br />

die Tochter <strong>de</strong>s Pastors Balthasar<br />

Poch aus <strong>de</strong>r Großenhainer Ephorie.<br />

Aus dieser Ehe sind drei Kin<strong>de</strong>r hervorgegangen.<br />

Die <strong>bei</strong><strong>de</strong>n Söhne Weigels fin<strong>de</strong>n<br />

noch in einem die Absetzung von Weigels<br />

Nachfolger, Benedikt Bie<strong>de</strong>rmann (um<br />

1543-1621), betreffen<strong>de</strong>n Schriftstück Erwähnung.<br />

Sie gelten dort als Anhänger<br />

häretischer Auffassungen, schwören <strong>de</strong>nselben<br />

aber ab. Am 6.11.1596 und am<br />

17.3.1597 schreiben sie von Annaberg an<br />

<strong>de</strong>n Bergmeister Franz Kretschmer (gest.<br />

nach 1603), einen Paracelsisten. Da<strong>bei</strong> lassen<br />

sie ihre enge Verbindung zu <strong>de</strong>s Paracelsus<br />

I<strong>de</strong>en erkennen. 10<br />

Auch Weigels Leben und Wirken in Zschopau<br />

ist relativ wenig bekannt. Als einzige<br />

Predigt, die zu seinen Lebzeiten gedruckt<br />

wur<strong>de</strong>, gilt seine Leichenpredigt für Maria<br />

von Rüxleben, Frau <strong>de</strong>s kurfürstlichen<br />

Oberjägermeisters Cornelius von Rüxleben<br />

(1525-1590). 11 Das von Weigel unterzeichnete<br />

Subskript dazu stammt vom<br />

24. März 1576. Weigel galt als glänzen<strong>de</strong>r<br />

Kanzelredner. Er hat 1577 wi<strong>de</strong>rspruchslos<br />

die Konkordienformel, die Verpflichtung<br />

auf die lutherische Lehre, unterschrieben.<br />

Volksspott legte besorgten Pfarrersfrauen<br />

die Bitte an ihre Männer in <strong>de</strong>n Mund:<br />

»Schreibt, lieber Herre, schreibt, Daß Ihr<br />

<strong>bei</strong> <strong>de</strong>r Pfarre bleibt.« 12 V. Weigel gibt Begründung<br />

bzw. Erklärung für seine Unterschrift<br />

in seinem »Dialogus <strong>de</strong> Christianismo«.<br />

Sie läuft darauf hinaus, daß er<br />

durch Verweigerung <strong>de</strong>r Unterschrift gar<br />

54<br />

nichts erreicht hätte, vielmehr ins Elend<br />

gejagt wor<strong>de</strong>n wäre: »Keiner wäre von <strong>de</strong>r<br />

falschen Lehre abgetreten, mir wäre gescha<strong>de</strong>t<br />

wor<strong>de</strong>n und ihnen (<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren –<br />

S.W.) gar nicht geholfen, und viele Dinge<br />

wären dahinten geblieben durch mein unzeitiges<br />

Bekennen.« 13 Die damals üblichen<br />

Kirchenvisitationen vermel<strong>de</strong>n über Weigel<br />

nichts Anstößiges; sein Bekenntnis,<br />

seine theologische Bildung, seine Predigt,<br />

Seelsorge wie sonstige Amtswaltung wur<strong>de</strong>n<br />

von Visitoren und Gemein<strong>de</strong> gleichermaßen<br />

gerühmt. Dennoch gab es offenbar<br />

Reibereien. Weigel musste auf Grund von<br />

1570 bis 1572 gehaltenen Predigten <strong>de</strong>nunziert<br />

wor<strong>de</strong>n sein. Im September 1578<br />

wird er beschuldigt, Luthers Lehre nicht<br />

rein zu lehren. 14 V. Weigel starb in seinem<br />

Amte.<br />

Nach <strong>de</strong>r Überlieferung sollen Weigels<br />

Traktate vom Zschopauer Kantor Christoph<br />

Weickart (Weichart, Weighard) und<br />

von seinem Amtsnachfolger B. Bie<strong>de</strong>rmann<br />

verbreitet wor<strong>de</strong>n sein. 15 Möglicherweise<br />

waren sie aber schon zu Weigels Lebzeiten<br />

bekannt. Seit 1609 erschienen<br />

je<strong>de</strong>nfalls die Weigelschen Manuskripte<br />

und erregten ungeheures Aufsehen. Zu<br />

Chr. Weickart und B. Bie<strong>de</strong>rmann wie<br />

auch zu <strong>de</strong>n Werken V. Weigels selbst<br />

seien hier keine weiteren Ausführungen<br />

gemacht. Horst Pfefferl (geb. 1944) hat zu<br />

Weickart ertrag- und erfolgreich gear<strong>bei</strong>tet,<br />

die von ihm zu verantworten<strong>de</strong> und zu erar<strong>bei</strong>ten<strong>de</strong><br />

Werkausgabe V. Weigels ist<br />

auch eine Dankesschuld an <strong>de</strong>n Meister<br />

aus Zschopau. Auch die Überlieferung <strong>de</strong>r<br />

Ar<strong>bei</strong>ten V. Weigels ist weitgehend von H.<br />

Pfefferl dokumentiert. 16<br />

Die Weigelforschung ist aber noch längst<br />

nicht abgeschlossen. Vieles, was einstmals<br />

als echt galt, hat sich bereits als unecht erwiesen<br />

und umgekehrt. H. Pfefferl hat in<br />

seiner Dissertation etwa 14000 handschriftliche<br />

und 8000 gedruckte Seiten <strong>de</strong>r Weigel-Überlieferung<br />

vorgestellt, unter 180<br />

unterschiedlichen Schriften sind da<strong>bei</strong> 35<br />

neuent<strong>de</strong>ckte. Er hat einen völlig neuen


Kanon <strong>de</strong>r Werke Valentin Weigels aufgestellt,<br />

die <strong>bei</strong> Frommann-Holzboog (Stuttgart<br />

– Bad Cannstatt) in 15 Bän<strong>de</strong>n erscheinen<br />

sollen, drei davon hat H. Pfefferl<br />

bereits herausgebracht. 17<br />

Dieses Editionskonzept »berücksichtigt<br />

neben <strong>de</strong>n authentischen Texten auch alle<br />

Schriften, <strong>de</strong>ren Zuweisung an Weigel als<br />

unsicher o<strong>de</strong>r nur in Teilen als möglich anzusehen<br />

ist. Damit trägt die Ausgabe <strong>de</strong>n<br />

Gegebenheiten <strong>de</strong>r Wirkungsgeschichte<br />

und zugleich <strong>de</strong>r jüngsten Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

Weigel-Kritik Rechnung.« 18 Die noch<br />

weitgehend fehlen<strong>de</strong> Untersuchung <strong>de</strong>r<br />

Pseudoweigeliana ist ein wissenschaftliches<br />

Desi<strong>de</strong>rat. Sie wür<strong>de</strong> uns helfen, <strong>de</strong>n geistigen<br />

Einfluss Weigels auf seine Mit- und<br />

Nachwelt näher bestimmen zu können.<br />

Schon die Tatsache, dass es eine so umfangreiche<br />

Pseudo-Weigelliteratur gibt, ist<br />

Zeugnis für Weigels Wirken. Denken wir<br />

an <strong>de</strong>n Parallelfall Paracelsus (1493/4-1541).<br />

Auch <strong>bei</strong> V. Weigel konnte mancher heterodoxe<br />

Denker seine oppositionellen Auffassungen<br />

<strong>de</strong>m bekanntermaßen längst toten<br />

ehemaligen Zschopauer Geistlichen »unterschieben«.<br />

Zu<strong>de</strong>m stellt Winfried Zeller<br />

(1911-1982) hinsichtlich <strong>de</strong>r Pseudoweigeliana<br />

m.E. zu Recht fest, es wäre einseitig,<br />

»diese Literatur nur unter <strong>de</strong>m <strong>Ges</strong>ichtspunkt<br />

<strong>de</strong>r sekundären Abhängigkeit und<br />

einer verflachen<strong>de</strong>n Sammlertätigkeit o<strong>de</strong>r<br />

gar <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Fälschung zu betrachten …<br />

Eine beträchtliche Zahl <strong>de</strong>r weigelianischen<br />

Schriften gehört zeitlich sicher noch<br />

in das ausgehen<strong>de</strong> 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt, ja<br />

dürfte zum Teil bereits zu Weigels Lebzeiten<br />

entstan<strong>de</strong>n sein«. 19 Das wür<strong>de</strong> be<strong>de</strong>uten:<br />

Weigels Manuskripte waren zu seinen<br />

Lebzeiten bereits einem größeren Kreis<br />

von Anhängern bekannt. Selbst <strong>de</strong>m von<br />

Orthodoxen wie Häretikern geschätzten<br />

Johann Arndt (1555-1621) sind schon vor<br />

1609 Weigelsche Manuskripte bekannt; er<br />

übernahm in sein 1605 erschienenes<br />

»Buch vom wahren Christentum« in das<br />

34. Kapitel <strong>de</strong>s 2. Buches »größtenteils bear<strong>bei</strong>tet<br />

und gekürzt« die Kapitel 1-9 und<br />

11-13 aus Weigels »Gebetbuch (Büchlein<br />

vom Gebet)«. <strong>20</strong> Damit wird aber die These<br />

von <strong>de</strong>m nach außen hin orthodoxen, nur<br />

»für die Schubla<strong>de</strong>« schreiben<strong>de</strong>n Zschopauer<br />

Geistlichen hinfällig.<br />

Man kritisiert, was wirkt. Wenn sich die<br />

orthodoxe Kritik mit wahrem Ingrimm auf<br />

Weigels Schriften stürzte, <strong>de</strong>n Autor postum<br />

mit allen er<strong>de</strong>nklichen Beschimpfungen<br />

bedachte, so muß V. Weigel gewirkt<br />

haben. Für fast ein halbes Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

wur<strong>de</strong> er zum Inbegriff <strong>de</strong>r Kirchenfeindlichkeit,<br />

innerhalb <strong>de</strong>r protestantischen<br />

Theologie, für das ganze 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

gera<strong>de</strong>zu Sammelbezeichnung für unterschiedliche<br />

Arten von Ketzerei und Sektiererei.<br />

Da<strong>bei</strong> geht es nicht allein um die<br />

Kirche, es han<strong>de</strong>lt sich hier um philosophische<br />

und i<strong>de</strong>ologische Probleme. Dass<br />

sie <strong>bei</strong> V. Weigel wie <strong>bei</strong> seinen Gegnern<br />

theologisch verbrämt sind, dass Weigel wie<br />

seine Gegner subjektiv gläubig sind, ist<br />

da<strong>bei</strong> sekundär. Es geht um <strong>de</strong>n objektiven<br />

Hintergrund. Johannes Gottlob Reichel<br />

(1698-1742) führt 1721 neunundzwanzig<br />

Schriften gegen Weigel aus <strong>de</strong>m Lager <strong>de</strong>r<br />

Lutheraner und sieben aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Reformierten<br />

an. 21<br />

Eine <strong>de</strong>r ältesten »Wi<strong>de</strong>rlegungen« V. Weigels<br />

liefert <strong>de</strong>r damalige Hamburger Hauptpastor<br />

Johannes Schelhammer (1540-16<strong>20</strong>),<br />

<strong>de</strong>r sich fast ausschließlich mit Weigels<br />

»Kirchen- o<strong>de</strong>r Hauspostill« beschäftigte.<br />

Schelhammers, mit <strong>de</strong>n Empfehlungen<br />

<strong>de</strong>r theologischen Fakultäten zu Wittenberg<br />

und Leipzig bedachte Schrift umfasst<br />

– außer <strong>de</strong>n Vorre<strong>de</strong>n – genau 650 Quartseiten.<br />

Ungeachtet ihrer wissenschaftlichen<br />

Wertlosigkeit legt sie davon Zeugnis ab,<br />

welchen Hass die Orthodoxie gegen Weigel<br />

hegte und welche seiner Lehrpunkte sie<br />

für beson<strong>de</strong>rs ver<strong>de</strong>rblich und unchristlich<br />

erachtete.<br />

Schelhammer beginnt seine Angriffe<br />

gegen Weigel mit Luthers Autorität. Schon<br />

Martin Luther (1483-1546) habe solche<br />

»vollbäckige Sprühhamster«, wie Weigel<br />

einer sei, gerochen, »… da er also schrei-<br />

55


et: Der Müntzer ist todt / aber sein Geist<br />

ist noch nicht außgerottet«. Nach Schelhammer<br />

steht zu befürchten, dass die Anhänger<br />

Weigels »alle Maur uñ Steinkirchen<br />

einreissen / Schleiffen und ein gut Müntzerisch<br />

wesen / mit Johann Lei<strong>de</strong>n und<br />

Knüpperdölling anrichten«. 22 Es sei V. Weigels<br />

Herzenswunsch, »Daß er möchte<br />

einen Hauffen auffrührische Bauern und<br />

Schulfein<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n / die alle hohen Schulen<br />

/ und Kirchen nie<strong>de</strong>rrissen / schleuffeten<br />

/ Gelehrten / Professores, Prediger / und<br />

Stu<strong>de</strong>nten todt schlügen«. 23 Die Obrigkeit<br />

wird ausdrücklich ermahnt, sich Weigels<br />

und seiner <strong>Ges</strong>innungsgenossen entsprechend<br />

anzunehmen: »Darumb hohe Potentaten<br />

auff solche Weigelbrü<strong>de</strong>r noch<br />

ein Auge haben mügen / daß sie nicht mit<br />

Thomas Müntzer Panir sich <strong>de</strong>r eins herfür<br />

thun...« 24 Schelhammer nennt Weigel<br />

»einen himmelblauen Propheten mit<br />

Kalbsgehirn, einen heiligen Pfingstfinken,<br />

eine Stachelsau, die giftige Stachelfe<strong>de</strong>rn<br />

schießt, einen dreifröschigen Propheten<br />

mit absinnigen kollern<strong>de</strong>m Gehirn, o<strong>de</strong>r<br />

kurzweg Säuweigel...« 25 Aber er gibt sich<br />

mit diesen Verunglimpfungen und <strong>de</strong>r Behauptung<br />

von geistigen Verbindungen zwischen<br />

V. Weigel und Th. Müntzer (um<br />

1489-1525), von <strong>de</strong>nen ich hier nur einige<br />

anführe, nicht zufrie<strong>de</strong>n. Schelhammer<br />

will auch theoretisch <strong>de</strong>n Einklang von<br />

Müntzerischem und Weigelschem Denken<br />

erweisen, daher gibt er noch einen »Appendix<br />

o<strong>de</strong>r Anhang dieses Buchs. Von Valentini<br />

Weigelii, Thomae Müntzers / Niclas<br />

Storchs / Bernhard Knipperdöllingks /<br />

und Johann von Lei<strong>de</strong>ns / einträchtiger /<br />

gleichlauten<strong>de</strong>r Lehr und Glauben.« In<br />

diesem Anhang wird zwischen <strong>de</strong>n Auffassungen<br />

Th. Müntzers und <strong>de</strong>r Täufer, beson<strong>de</strong>rs<br />

<strong>de</strong>rer von Münster, unterschie<strong>de</strong>n.<br />

Das ist in dieser Zeit verhältnismäßig selten.<br />

In 24 Punkten wird von Schelhammer<br />

Th. Müntzers und Weigels Lehre gleichgestellt.<br />

26<br />

Doch neben Th. Müntzer ist V. Weigel<br />

nach J. Schelhammer vornehmlich Paracel-<br />

56<br />

sus verpflichtet! Insgesamt fin<strong>de</strong>n sich paracelsische<br />

Grundgedanken in vielen <strong>de</strong>r<br />

Schriften Weigels, in seinen eigenen, <strong>de</strong>n<br />

echten, wie in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r »Weigelianer«,<br />

<strong>de</strong>n unechten. Zum Entstehen und Anwachsen<br />

<strong>de</strong>r »Pseudoweigelianer« haben<br />

Johannes Staricius (Jonas à Strein, 17. Jh.)<br />

und Carl Wi<strong>de</strong>mann (1555-1638) <strong>bei</strong>getragen.<br />

Ebenso Chr. Weickart (Weichart,<br />

Weigkard, 16./17. Jh.) Er war nach neueren<br />

Forschungsergebnissen ein Paracelsist, <strong>de</strong>r<br />

sich, wie etwa seine jetzt in London befindlichen<br />

Manuskripte bezeugen, gründlich<br />

mit <strong>de</strong>r Rezeption und Verbreitung<br />

<strong>de</strong>r theologischen Schriften <strong>de</strong>s Paracelsus<br />

beschäftigt hat. Viel weniger war er ein getreuer<br />

Anhänger V. Weigels und zuverlässiger<br />

Kopist seiner schwer lesbaren Manuskripte.<br />

Einen »größeren Anteil« hat er aber<br />

wohl »an <strong>de</strong>r verfälschen<strong>de</strong>n Bear<strong>bei</strong>tung<br />

<strong>de</strong>r Weigelschriften«. V. Weigels Diakon<br />

und späterer Amtsnachfolger B. Bie<strong>de</strong>rmann<br />

ist, so zunächst Fritz Lieb (1892-<br />

1970), als Verfasser eines großen Teils <strong>de</strong>r<br />

früheren Pseudoweigeliana anzusehen. 27 V.<br />

Weigel sei nach J. Schelhammer »durch allerley<br />

Bücher / lehr / wun<strong>de</strong>rliche Authores<br />

herdurch geflad<strong>de</strong>rt / bis er <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rtäuffer<br />

und aller Schwermer Ketzerey /<br />

son<strong>de</strong>rlich aber <strong>de</strong>s Paracelsi Bombasts /<br />

und Thomas Müntzers <strong>de</strong>s Auffrührers<br />

ungegrün<strong>de</strong>te närrische Opiniones und Paradoxa<br />

erwischet / zusammen gelesen /<br />

und eine newe theologiam wi<strong>de</strong>r alle Gottes<br />

Wort / und wi<strong>de</strong>r alle unsere Glaubens Articel<br />

herfür bracht«. 28 Immer wie<strong>de</strong>r wird<br />

Weigel auch mit <strong>de</strong>n Rosenkreuzern in<br />

Verbindung gebracht. Für Schelhammer<br />

ist Weigel ein hoffärtiger Mensch, ein<br />

»Homo obscurorum virorum ... <strong>de</strong>r auff seinem<br />

Enthusiastischen Winckel gelegen /<br />

Bombastische Feygen gekocht und eingenommen<br />

/ und jhm (Paracelsus – S.W.)<br />

sein unreife tolle Tollogiam abgeborget /<br />

aus seinen Büchern fast von Wort zu<br />

Wort abgeschrieben / wie auch aus <strong>de</strong>r<br />

Wie<strong>de</strong>rtäuffer / und son<strong>de</strong>rlich aus Thomae<br />

Müntzers <strong>de</strong>s Auffrührers Büchern,


und für das seine zu Marck gebracht hat«. 29<br />

Von <strong>de</strong>n übrigen Gegnern V. Weigels und<br />

<strong>de</strong>s Weigelschrifttums sei nur noch <strong>de</strong>r damals<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> lutherische Gelehrte Nikolaus<br />

Hunnius (1585-1643) zitiert. Nach<br />

ihm übernimmt V. Weigel von Paracelsus<br />

folgen<strong>de</strong> seiner Hauptlehren: 1. Die »Papierin<br />

Bücher« sind nicht das Mittel, woraus<br />

man etwas lernen kann; 2. Von Predigten<br />

ist nichts zu halten; 3. Die Aka<strong>de</strong>mien<br />

und hohen Schulen sind zu verachten;<br />

4. »Hebt er das Liecht <strong>de</strong>r Natur sehr hoch<br />

/ vnnd macht es zum Lehrmeister auch in<br />

<strong>de</strong>r Lehr von <strong>de</strong>r Menschen Seeligkeit«;<br />

5. »Suchet seine Lehr aus <strong>de</strong>m Liecht <strong>de</strong>r<br />

Natur / in welchem alle Wissenschafft soll<br />

zufin<strong>de</strong>n sein«; 6. Da<strong>bei</strong> aus himmlischer<br />

Offenbarung, ohne Unterricht <strong>de</strong>r Menschen;<br />

7. »Dichtet an <strong>de</strong>n Menschen zween<br />

Leib / <strong>de</strong> - inwendige - / vnd auswendige - .«<br />

Alles wird mit umfänglichen Zitaten aus<br />

Paracelsus belegt. 30<br />

Wir wollen an einigen Beispielen anführen,<br />

inwiefern diese Anwürfe o<strong>de</strong>r Behauptungen<br />

gerechtfertigt sind.<br />

Im Zentrum <strong>de</strong>s paracelsischen Philosophierens<br />

steht letztlich <strong>de</strong>r Mensch, seine<br />

Stellung zu Gott, in <strong>de</strong>r Natur und in <strong>de</strong>r<br />

<strong>Ges</strong>ellschaft. Der Hohenheimer fragt nach<br />

Gott und erhöht die Welt und <strong>de</strong>n Menschen.<br />

Er fragt nach <strong>de</strong>r Welt und sieht sie<br />

eigenständig und in Selbstbewegung befindlich.<br />

Er fragt nach <strong>de</strong>r Beschaffenheit<br />

<strong>de</strong>r Welt und <strong>de</strong>s Menschen, um die Verän<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Dinge durch <strong>de</strong>n Menschen<br />

zu begreifen und zu för<strong>de</strong>rn, um seine<br />

Krankheiten heilen und verhüten zu können.<br />

Er fragt nach <strong>de</strong>n gesellschaftlichen<br />

Verhältnissen <strong>de</strong>s Menschen, tritt für Wert<br />

und Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Individuums und eine <strong>Ges</strong>ellschaftsordnung<br />

ein, in <strong>de</strong>r alle ar<strong>bei</strong>ten<br />

und an <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r Ar<strong>bei</strong>t teilhaben,<br />

Spruchweisheit und Gleichnisse <strong>de</strong>r<br />

Bibel sind da<strong>bei</strong> Mittel <strong>de</strong>r Aussage und<br />

Gegenstand <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung, wie<br />

das in einer <strong>Ges</strong>ellschaft, <strong>de</strong>r die Bibel das<br />

Buch <strong>de</strong>r Bücher war, nicht an<strong>de</strong>rs zu erwarten<br />

ist.<br />

Der biblische Schöpfungsmythos wur<strong>de</strong><br />

für Paracelsus zur Voraussetzung, um das<br />

Erkennen <strong>de</strong>r Natur zu rechtfertigen. Nach<br />

seiner Deutung schuf Gott die Welt durch<br />

seinen Willen, ohne damit einen beson<strong>de</strong>ren<br />

Plan zu verfolgen. Einmal geschaffen,<br />

besteht die Welt unabhängig von Gott, ist<br />

sich selbst genug.<br />

Nicht gera<strong>de</strong> häufig zitiert V. Weigel<br />

frem<strong>de</strong> Autoren und Werke. Das häufigste<br />

ist die Bibel, vornehmlich das Neue Testament.<br />

Daneben nennt er z.B. Johannes<br />

Tauler (um 1300-1361), Meister Eckhart<br />

(um 1260-1327) von <strong>de</strong>m er im »Gnothi<br />

seauton« (1615, 1618) eine fast vollständige<br />

Predigt übernimmt 31 , die »Theologia<br />

<strong>de</strong>utsch«, und Sebastian Franck (1499-1542).<br />

Stets ist Paracelsus da<strong>bei</strong>, gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Anschluss<br />

an anthropologische, erkenntnistheoretisch<br />

relevante Ausführungen <strong>de</strong>s<br />

Paracelsus. So ist ein Kapitel von »Gnothi<br />

seauton« fast wörtlich aus Paracelsi »Astronomia<br />

Magna« entlehnt. 32 V. Weigel empfiehlt<br />

auch <strong>de</strong>s Paracelsus Ar<strong>bei</strong>t »De fundamento<br />

Scientiarum Sapientiaeque« mit<br />

<strong>de</strong>n Worten: »dasselbst liß mit fleiß«. 33<br />

Im »Gül<strong>de</strong>nen Griff« (1613) bezieht sich V.<br />

Weigel auf Paracelsi »De Meteoris« auf<br />

seine »Erklärung <strong>de</strong>r ganzen Astronomie«,<br />

wie<strong>de</strong>r auf die »Astronomie magna«. 34 Im<br />

»Ort <strong>de</strong>r Welt« (vor 1576) erweist V. Weigel:<br />

Himmel und Hölle sind an keinem<br />

bestimmten Ort und nicht durch materielle<br />

Mauern geschie<strong>de</strong>n, Geister können ja<br />

durch Holz und Eisen hindurchgehen, wie<br />

er am Beispiel <strong>de</strong>r Sylphen, Salaman<strong>de</strong>r,<br />

Nymphen und Pygmäen darlegt. Diese<br />

Auffassung übernimmt er ebenfalls von<br />

Paracelsus. 35 Die Trennung von Himmel<br />

und Hölle sei eine rein geistige. Wo aber<br />

sind in dieser Welt Himmel und Hölle zu<br />

plazieren? Die Teufel sind hier an die materiellen<br />

Elemente (Feuer, Wasser, Luft<br />

und Er<strong>de</strong>) gefesselt. Aber damit ist nicht<br />

gesagt, daß die Hölle in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> ist, etwa<br />

sichtbar wer<strong>de</strong>nd am Austreten von warmen<br />

Quellen, die angeblich von höllischem<br />

Feuer in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> zeugen. Wie<strong>de</strong>r<br />

57


verweist Weigel auf Paracelsus, <strong>de</strong>r das Problem<br />

<strong>de</strong>r heißen Quellen richtig behan<strong>de</strong>lt<br />

habe. 36<br />

Im »Gebetbuch« mit seinen Anhängen<br />

nutzt Weigel neben Paracelsus' »De fundamento<br />

Scientiarum Sapientiaeque« und<br />

<strong>de</strong>ssen »Astronomia Magna« auch theologische<br />

Schriften <strong>de</strong>s Hohenheimers: das<br />

»Sursum corda« und die »Auslegung <strong>de</strong>s<br />

Psalters Davids« zu Ps. 118 (119). 37<br />

V. Weigel hat selbst zwei Paracelsus-<br />

Texte kopiert: <strong>de</strong>n »Brief an Luther, Melanchthon<br />

und Pomeranus« sowie die<br />

»Auslegung Theophrasti Paracelsi über die<br />

ersten fünf Kapitel Matthaei« 38 In <strong>de</strong>r »Postill«<br />

von 1578/79 wird Paracelsus fünfmal<br />

angeführt 39 ; ich maße mir nicht an festzustellen,<br />

ob das <strong>de</strong>r echte Weigel ist. In späteren<br />

Ar<strong>bei</strong>ten Weigels wird Paracelsus<br />

mehr als in früheren angeführt, häufig hat<br />

er Paracelsus-Zitate ohne Herkunftsangabe<br />

benutzt. Ebenso Denkansätze und I<strong>de</strong>en<br />

von Paracelsus. Exakte Forschungen dazu<br />

stehen noch aus. Die wichtigsten dieser<br />

Gedanken lauten: »Der Mensch als Mikrokosmos<br />

ist Abbild <strong>de</strong>s Makrokosmos; er ist<br />

erschaffen aus <strong>de</strong>m limus terrae o<strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>nkloß<br />

und ist die quinta essentia <strong>de</strong>r<br />

ganzen Schöpfung; durch das Einblasen<br />

Gottes o<strong>de</strong>r das spiraculum vitae erhält <strong>de</strong>r<br />

Mensch die ewige Seele und die ewige<br />

Weisheit; die natürliche Weisheit kommt<br />

aus <strong>de</strong>m Licht <strong>de</strong>r Natur und nach <strong>de</strong>m<br />

Licht <strong>de</strong>s Geistes; <strong>de</strong>m irdischen, sterblichen<br />

Fleisch ist das himmlische Fleisch gegenübergestellt,<br />

das allein ewig ist; die Kirche wird<br />

polemisch als Mauerkirche beziehungsweise<br />

als bloßer Steinhaufen betrachtet. 40<br />

Nochmals: Wir haben nur einige <strong>de</strong>r Berufungen<br />

V. Weigels auf Paracelsus zitiert.<br />

Es sind viel mehr, Weigels hohe Wertung<br />

<strong>de</strong>s Paracelsus bezeichnet auch seine »Kirchen-<br />

o<strong>de</strong>r Hauspostill« von 1578/79, die<br />

eigentlich mit Berufungen auf Vorbil<strong>de</strong>r<br />

beson<strong>de</strong>rs sparsam ist. 41 Sie gehört zu <strong>de</strong>n<br />

»Stark bear<strong>bei</strong>teten Schriften, in <strong>de</strong>nen zusammenhängen<strong>de</strong>,<br />

nicht mehr aus eigenständiger<br />

Überlieferung bekannte Text-<br />

58<br />

stücke Valentin Weigels enthalten sind«.<br />

H. Pfefferl weist sie »in großen Teilen« B.<br />

Bie<strong>de</strong>rmann zu. 42 Sie soll aber <strong>de</strong>nnoch in<br />

<strong>de</strong>r Werkausgabe erscheinen. Ich glaube,<br />

einige <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Aussagen sind nicht<br />

ausschließlich B. Bie<strong>de</strong>rmann zuzuschreiben,<br />

son<strong>de</strong>rn auch schon V. Weigel eigen.<br />

Nach <strong>de</strong>r »Kirchen- o<strong>de</strong>r Hauspostill«<br />

lässt sich nicht sagen: »Die Lutherischen<br />

seynd das Reich Christi / o<strong>de</strong>r die Bäpstischen<br />

seynd das Reich Christi / o<strong>de</strong>r die<br />

Zwinglischen / o<strong>de</strong>r die Schwenchfeldischen<br />

seynd das Reich Christi / o<strong>de</strong>r die /<br />

o<strong>de</strong>r jene / Nein / also kan man mit Wahrheit<br />

nicht sagen / wiewol ein je<strong>de</strong>r Hauffe<br />

vermeynt das Reich Christi zu sein / ...<br />

Christi Reich ist nicht Zeigefinger in einem<br />

gewissen Volcke o<strong>de</strong>r Hauffen / son<strong>de</strong>rn<br />

unter allen Völckern / Hey<strong>de</strong>n / Sprachen<br />

/ hat Christus die seinen / sie seynd zerstrewet<br />

hin und her / und die Weitzenkörnlein<br />

müssen unter <strong>de</strong>r Sprew hereiner fahren.«<br />

Weigel setzt fort: »wolte man die<br />

Ketzer tödten / so müste man die gantze<br />

Welt tödten / und <strong>de</strong>n aller geringsten<br />

Theil leben lassen.« 43 Auch unter <strong>de</strong>n Türken<br />

und <strong>de</strong>n Moskowitern habe Gott die<br />

Seinen. Der Glaube ist an keinen Ort,<br />

keine Stadt, keine Zeit, keine Zeremonien<br />

gebun<strong>de</strong>n.<br />

Weigels Pantheismus äußert sich in <strong>de</strong>r<br />

»Postill« u.a. in folgen<strong>de</strong>n Worten: »Gottes<br />

Wort ist nicht ein Same ohne <strong>de</strong>n Menschen<br />

/ und <strong>de</strong>r Mensche ist nicht ein Same<br />

ohne Gott / son<strong>de</strong>rn bey<strong>de</strong> miteinan<strong>de</strong>r /<br />

keines ohne das an<strong>de</strong>r.« 44 Nach Weigel ist<br />

alles <strong>de</strong>m Wesen nach gut, erst durch die<br />

freiwillige Abkehr vom Guten, d.h. von<br />

Gott, ist das Böse entstan<strong>de</strong>n. Dieser Gedanke<br />

ist ganz aus <strong>de</strong>m Geist <strong>de</strong>r Mystik<br />

gespeist, man vergleiche die »Theologia<br />

<strong>de</strong>utsch«. Generell geht V. Weigels Gottesbegriff<br />

von <strong>de</strong>m Gegensatz von Einheit<br />

und Vielheit, Endlichem und Unendlichem<br />

aus. Gott ist das Prinzip aller Dinge,<br />

und er ist alles. Er ist aber nicht dies o<strong>de</strong>r<br />

das, existiert nicht in einer bestimmten<br />

<strong>Ges</strong>talt. Aus Gott, <strong>de</strong>r in allem ist, entsteht


auch alles. Je mehr <strong>de</strong>r Mensch sich selbst<br />

aufgibt, <strong>de</strong>sto mehr wird Gott Mensch. Paradies,<br />

Himmel, Reich Gottes, Christus<br />

sind nicht außer uns zu suchen. Gott ist<br />

aller Kreaturen Wesen. Er ist unendlich,<br />

<strong>de</strong>r Mensch endlich. Gott ist vollkommen,<br />

die Kreatur Stückwerk. Obwohl Gott in<br />

allen Kreaturen ist, ist Kreatur nicht gleich<br />

Gott. Der Mensch besitzt Intelligenz<br />

(Denken) und freien Willen. Diese befähigen<br />

ihn, zu Gott zurückzukehren, mit ihm<br />

eins zu wer<strong>de</strong>n. Der be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Weigelforscher<br />

J. O. Opel resümiert: »Wenn nun<br />

Gott selbst die Seligkeit ist, und die Menschen<br />

durch die Annahme <strong>de</strong>r Seligkeit<br />

selig wer<strong>de</strong>n, so wer<strong>de</strong>n sie damit zugleich<br />

göttlich. Durch die Annahme <strong>de</strong>r Göttlichkeit<br />

wird Einer Gott: je<strong>de</strong>r Selige ist Gott.« 45<br />

Immer wie<strong>de</strong>r kommt Weigel auf die Toleranzi<strong>de</strong>e<br />

zurück. »Vergebens und umb<br />

sonst ists / das eine Sect die an<strong>de</strong>r verfolget<br />

und verketzert umb <strong>de</strong>r Sacramenten<br />

willen / Es stehet keinen Christen zu /<br />

kein Christ thut es auch nicht / nur die<br />

falschen setzen sich zu Ketzermeistern und<br />

Richtern / über jhren Nechsten.« 46<br />

Übrigens formulierte bereits Hans Maier<br />

(geb. 1899), mit Bezug auf V. Weigel bzw.<br />

<strong>de</strong>n Weigelianismus: »Zur Einigung <strong>de</strong>s<br />

Endlichen mit <strong>de</strong>m Unendlichen ist <strong>de</strong>r<br />

geschichtliche Christus keine Notwendigkeit.<br />

An die Stelle <strong>de</strong>s Christus pro nobis<br />

tritt <strong>de</strong>r Christus in nobis. Das spiritualistische<br />

Schema von Fleisch und Geist ergibt<br />

auf Christus übertragen: Der geschichtliche<br />

Jesus ist Zeuge <strong>de</strong>r Wahrheit, ein <strong>Ges</strong>chenk<br />

und Vorbild. Der innere Christus<br />

dagegen ist Kraft, Wirkung und Leben.<br />

Der historische Jesus hat also nur vorbereiten<strong>de</strong>,<br />

<strong>de</strong>r innere Christus allein erlösen<strong>de</strong><br />

Be<strong>de</strong>utung. Die versöhnen<strong>de</strong> und erlösen<strong>de</strong><br />

Wirksamkeit <strong>de</strong>s geschichtlichen<br />

Jesus wird aus <strong>de</strong>r transpsychologischen<br />

Historie durch die I<strong>de</strong>ntifizierung <strong>de</strong>s<br />

i<strong>de</strong>alen Christus mit <strong>de</strong>m inneren Wort in<br />

das Subjekt projiziert. Damit tritt an die<br />

Stelle <strong>de</strong>r objektiven Erlösung die Selbsterlösung,<br />

die subjektive Erlösungstheorie." 47<br />

Darauf soll hier nur verwiesen, auf die <strong>Ges</strong>amtproblematik<br />

nicht näher eingegangen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Je<strong>de</strong>nfalls haben vornehmlich Pantheismus<br />

und Mystik progressives Philosophieren<br />

in <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Restauration nach<br />

<strong>de</strong>r Reformationszeit in Deutschland geprägt.<br />

Bei<strong>de</strong> wirken zersetzend auf die protestantische,<br />

in Ansätzen auch auf die katholische<br />

Schulphilosophie und bereiten<br />

die klassische <strong>de</strong>utsche Philosophie vor.<br />

Eine große Rolle spielt da<strong>bei</strong> die Lehre<br />

vom Makro- und Mikrokosmos, die Weigel<br />

offenbar von Paracelsus übernimmt<br />

und in seinem »Gnothi Seauton« ausführlich<br />

darlegt. Der Mikrokosmos, <strong>de</strong>r Mensch,<br />

ist aus <strong>de</strong>m limbus terrae geschaffen, <strong>de</strong>r<br />

Makrokosmos dagegen aus Nichts. Bevor<br />

Adam geschaffen wur<strong>de</strong>, lag er, als quinta<br />

essentia, bereits in <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren <strong>Ges</strong>chöpfen<br />

in potentiam verborgen. Gera<strong>de</strong> auch<br />

ausgehend von <strong>de</strong>r Lehre von Mikro- und<br />

Makrokosmos betont Weigel: Gott ist in<br />

uns, und wir Menschen sind in Gott, das<br />

Himmelreich und Christus sind in uns. 48<br />

Diese Er<strong>de</strong> ist unendlich klein gegenüber<br />

<strong>de</strong>r realen Unendlichkeit. Himmel und<br />

Er<strong>de</strong> sind in uns, wie auch das Paradies. 49<br />

Über <strong>de</strong>n Philosophen und Theologen<br />

V. Weigel wer<strong>de</strong>n wir heute noch Ausführliches<br />

zu hören bekommen.<br />

Abschließend nochmals zum Epitaph V.<br />

Weigel.<br />

Valentin Weigel ist tot, doch seine I<strong>de</strong>en<br />

leben. Das 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt beginnt <strong>de</strong>n<br />

Gegensatz zwischen Sensualismus und Rationalismus,<br />

<strong>de</strong>r für die Aufklärung charakteristisch<br />

und für die Folgezeit verhängnisvoll<br />

wer<strong>de</strong>n sollte, erst auszubil<strong>de</strong>n. Da<br />

Gefühl und Ratio, Mystik und Ratio, Inneres<br />

und Äußeres aber noch weitgehend<br />

in unverzichtbarer Einheit gesehen wer<strong>de</strong>n,<br />

erscheint damals auch hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s selbstverständlich, was uns am<br />

Beginn <strong>de</strong>s 21. Jahrhun<strong>de</strong>rts antithetisch<br />

erscheint. Aber man lebt dazumal mit <strong>de</strong>r<br />

Einheit von Makro- und Mikrokosmos,<br />

mit <strong>de</strong>m Hylozoismus, mit <strong>de</strong>r Synthese<br />

59


von Aristotelismus und/o<strong>de</strong>r Neuplatonismus<br />

und tradiertem Christentum. Man<br />

sucht, die Welt trotz <strong>de</strong>r ihr als eigen erkannten<br />

Zerrissenheit als Harmonie zu fassen.<br />

Die Naturbetrachtung ist organizistisch,<br />

und die tradierte Mystik verbin<strong>de</strong>t<br />

mit Meister Eckharts »Seelenfünklein«, mit<br />

seiner »Gelassenheit«, <strong>de</strong>n stoischen<br />

»Logos spermatikos«. Kabbala, Alchemie,<br />

Astronomie/Astrologie, Magie usw. wer<strong>de</strong>n<br />

für das Verständnis <strong>de</strong>s Menschen in<br />

<strong>de</strong>r Welt bemüht. Auch von V. Weigel,<br />

und einer seiner Kronzeugen ist ihm da<strong>bei</strong><br />

Paracelsus! So scheint mir vertretbar zu<br />

sagen, was Daniel Czepko von Reigersfeld<br />

(1605-1660) durch Andreas Gryphius<br />

1 Vgl. zum ff. Siegfried Wollgast: Valentin Weigel<br />

(1533-1588) und seine Stellung in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Philosophie- und Geistesgeschichte, in: Sächsische<br />

Heimatblätter, Dres<strong>de</strong>n 23 (1977) H. 6,<br />

S. 266-276; Valentin Weigel: Ausgewählte Werke,<br />

hrsg. und eingel. von Siegfried Wollgast, Berlin<br />

1977; Siegfried Wollgast: Philosophie in Deutschland<br />

zwischen Reformation und Aufklärung<br />

1550-1650. 2.Aufl., Berlin 1993, S. 499-600;<br />

Siegfried Wollgast: Valentin Weigel und seine<br />

Stellung in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Philosophie- und Geistesgeschichte,<br />

in: Siegfried Wollgast: Vergessene<br />

und Verkannte. Zur Philosophie und Geistesentwicklung<br />

in Deutschland zwischen Reformation<br />

und Frühaufklärung, Berlin 1993, S. 222-253.<br />

2 Gottfried Arnold: Unpartheyische Kirchen- und<br />

Ketzer-Historie, Vom Anfang <strong>de</strong>s Neuen Testaments<br />

Biß auf das Jahr Christi 1688, Th. II,<br />

Frankfurt am Mayn 1729, S. 1090.<br />

3 Horst Pfefferl: Die Überlieferung <strong>de</strong>r Schriften<br />

Valentin Weigels (Teildruck). Phil. Diss. <strong>de</strong>r Philipps-Universität<br />

Marburg/Lahn, Marburg/Lahn<br />

1991, S. 5; August Israel: M. Valentin Weigels<br />

Leben und Schriften. Nach <strong>de</strong>n Quellen dargestellt,<br />

Zschopau 1888, S. 21-23.<br />

4 Vgl. Afraner-Album. Verzeichnis sämmtlicher<br />

Schüler <strong>de</strong>r Königlichen Lan<strong>de</strong>sschule zu Meissen<br />

von 1543 bis 1875… zusammengestellt von<br />

August Hermann Kreyssig, Meissen 1876, S. 13.<br />

5 Vgl. Die Matrikel <strong>de</strong>r Universität Leipzig, hrsg.<br />

60<br />

ANMERKUNGEN<br />

(1616-1664) im Gedicht: »Daniel von<br />

Czepko … Re<strong>de</strong> aus seinem Grabe« überliefern<br />

ließ:<br />

»Gantz sterben werd' ich nicht.<br />

Ein Theil ist todt. Ein Theil zeigt sich<br />

<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn hir.<br />

Ein Theil im Ruff. Ein Theil<br />

in schöner Bücher Zir.<br />

Ein Theil im Rath. Ein Theil<br />

in gutter Freun<strong>de</strong> Noth.<br />

So lebt das größte Theil. Das meiste das ist todt.<br />

Idoch was sind die Theill' / es lebt die Seele ja.<br />

Ob alle Theile hin / genung ist sie nur da.« 50<br />

Was für V. Weigel die Seele ausmachte,<br />

haben wir anzu<strong>de</strong>uten gesucht.<br />

von Georg Erler, Leipzig 1895, I. Bd.: Die Immatrikulationen<br />

von 1409-1559, S. 699.<br />

6 Vgl. Julius Otto Opel, Valentin Weigel: Ein Beitrag<br />

zur Literatur- und Culturgeschichte Deutschlands<br />

im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt, Leipzig 1864, S. 11.<br />

7 Deutsche Übersetzung nach Israel: M. Valentin<br />

Weigels Leben und Schriften (wie Anm. 3), S. 16f.<br />

8 J.G. Reichel teilt aus einem Verzeichnis <strong>de</strong>r von<br />

P. Eber ordinierten Geistlichen <strong>de</strong>n Eigenbericht<br />

Ebers dazu mit (Johannes Gottlob Reichel:<br />

Vitam, fata et scripta Valentini VVeigelii ex genuinis<br />

monumentis comprobata atque a compluribus<br />

naevis ac lapsibus purgata praesi<strong>de</strong> M. Zach.<br />

Hilligero…Dissertatione historica disquisitione<br />

publicae submittit respon<strong>de</strong>s…Wittenbergae<br />

MDCCXXI, p. 11). Vgl. auch: Album <strong>de</strong>r evangelisch-lutherischen<br />

Geistlichen im Königreiche<br />

Sachsen von <strong>de</strong>r Reformationszeit bis zur Gegenwart…<br />

Zusammengest. von August Hermann<br />

Kreyssing, 2. Aufl., Crimmitschau 1898, S. 701.<br />

9 Ebd., S. 11. Nach Georg Müller (Allgemeine<br />

<strong>de</strong>utsche Biographie, 41. Bd., Leipzig 1896, Reprint<br />

Berlin 1971, S. 472) hat sich Weigel bereits<br />

1565 mit Catharina Poch verehelicht. Vgl. Epithalamia<br />

scripta humanissimo pietate atque doctrinae<br />

eruditione praestanti viro D. Magistro Valentino<br />

VVeigelio Hainensi et pudicißimae<br />

virgini Catharinae honesti Viri Georgij Pochij Filiae.<br />

VVittebergae. In Officina Johannis Lufftij.<br />

Anno 1565.


10 Vgl. Staatsarchiv Dres<strong>de</strong>n, Oberkonsistorium,<br />

Loc. <strong>20</strong>00, Generalvisitation <strong>de</strong>r nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

Städte im Meißnischen Kreiß…1598 bis 1599,<br />

Bl. 307ff. Vgl. Wilhelm Kühlmann: Paracelsismus<br />

und Häresie. Zwei Briefe <strong>de</strong>r Söhne Valentin<br />

Weigels aus <strong>de</strong>m Jahre 1596, in: Wolfenbütteler<br />

Barock-Nachrichten, Wiesba<strong>de</strong>n 18 (1991) H. 1,<br />

S. 24-30.<br />

11 Abgedruckt <strong>bei</strong>: Opel: Valentin Weigel (wie<br />

Anm. 6), S. 342-355.<br />

12 Vgl. Staatsarchiv Dres<strong>de</strong>n, Geh. Rat (geh. Archiv),<br />

Loc. 10 304, Subscriptiones <strong>de</strong>r Theologen…1577,<br />

Bl. 24. Vers zit. nach Gustav Droysen:<br />

<strong>Ges</strong>chichte <strong>de</strong>r Gegenreformation, Naunhof <strong>bei</strong><br />

Leipzig o.J. (1934), S. 123.<br />

13 V. Weigel, Dialog über das Christentum, in: V.<br />

Weigel, Ausgewählte Werke (wie Anm. 1), S. 509.<br />

14 Vgl. Staatsarchiv Dres<strong>de</strong>n, Oberkonsistorium,<br />

Loc. <strong>20</strong>12, Visitationen 1578, Bl. 597.<br />

15 Vgl. Fritz Lieb: Valentin Weigels Kommentar zur<br />

Schöpfungsgeschichte und das Schrifttum seines<br />

Schülers Benedikt Bie<strong>de</strong>rmann. Eine literaturkritische<br />

Untersuchung <strong>de</strong>r mystischen Theologie<br />

<strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts, Zürich 1962.<br />

16 Vgl. Pfefferl: Die Überlieferung <strong>de</strong>r Schriften Valentin<br />

Weigels (Teildruck) (wie Anm. 3); Horst<br />

Pfefferl: Christoph Weickhart als Paracelsist. Zu<br />

Leben und Persönlichkeit eines Kantors Valentin<br />

Weigels, in: Analecta Paracelsica. Studien zum<br />

Nachleben Theophrast von Hohenheims im<br />

<strong>de</strong>utschen Kulturgebiet <strong>de</strong>r frühen Neuzeit.<br />

Hrsg. von Joachim Telle, Stuttgart 1994; 407-423;<br />

Horst Pfefferl: Zur Wirkungsgeschichte <strong>de</strong>s Paracelsus<br />

am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts. Neue<br />

Aspekte zu einem Kantor Valentin Weigels, in:<br />

Nachlese zum Jubiläumskongreß 500 Jahre Paracelsus.<br />

Salzburger Beiträge zur Paracelsusforschung,<br />

Folge 28, Wien 1995, S. 27-41. Horst<br />

Pfefferl: Die kritische Ausgabe <strong>de</strong>r 'Sämtlichen<br />

Schriften' Valentin Weigels. Ein neues Konzept<br />

für die zu Unrecht vernachlässigte Edition theologisch-philosophischer<br />

Texte <strong>de</strong>s 16./17. Jahrhun<strong>de</strong>rts,<br />

in: Chloe. Beihefte zum Daphnis.<br />

Bd. 24: Editions<strong>de</strong>si<strong>de</strong>rate zur Frühen Neuzeit.<br />

Beiträge zur Tagung <strong>de</strong>r Kommission für die Edition<br />

von Texten <strong>de</strong>r Frühen Neuzeit. Hrsg. von<br />

Hans-Gert Roloff. 1.Teil, Amsterdam 1997,<br />

S. 577-587.<br />

17 Valentin Weigel: Sämtliche Schriften. Neue Edition.<br />

Begrün<strong>de</strong>t von Will-Erich Peuckert und<br />

Winfried Zeller Im Auftrag d. Akad. d. Wissenschaften<br />

u. d. Literatur, Mainz hrsg. von Horst<br />

Pfefferl. Bd. 3: Vom <strong>Ges</strong>etz o<strong>de</strong>r Willen Gottes.<br />

Gnothi seauton. Hrsg. und eingel. von Horst<br />

Pfefferl, Stuttgart-Bad Cannstatt 1996; Bd. 4: Gebetbuch<br />

(Büchlein vom Gebet). Vom Gebet. Vom<br />

Beten und Nichtbeten. Hrsg. u. eingel. von Horst<br />

Pfefferl, Stuttgart-Bad Cannstatt 1999; Bd. 8: Der<br />

gül<strong>de</strong>ne Griff. Kontroverse um <strong>de</strong>n »Gül<strong>de</strong>nen<br />

Griff«. Von judicio im Menschen. Hrsg. u. eingel.<br />

von Horst Pfefferl, Stuttgart-Bad Cannstatt 1997.<br />

18 Weigel: Vom <strong>Ges</strong>etz o<strong>de</strong>r Willen Gottes. Gnothi<br />

seauton. Hrsg. und eingel. von H. Pfefferl (wie<br />

Anm. 17), S. IX.<br />

19 Winfried Zeller: Der frühe Weigelianismus. Zur<br />

Kritik <strong>de</strong>r Pseudoweigeliana, in: Winfried Zeller:<br />

Theologie und Frömmigkeit. <strong>Ges</strong>ammelte Aufsätze,<br />

hrsg. von Bernd Jaspert, Marburg 1971, S.<br />

51. Eine gewisse Übersicht über die Pseudoweigeliana<br />

gibt bereits A. Israel. Die Angaben wer<strong>de</strong>n<br />

durch Zeller (1940) und Zeller (Der frühe Weigelianismus,<br />

S. 54ff.), sowie F. Lieb (1961) präzisiert.<br />

<strong>20</strong> Johann Georg Walch, Historische und Theologische<br />

Einleitung in die Religions-Streitigkeiten,<br />

welche son<strong>de</strong>rlich ausser <strong>de</strong>r Evangelisch-Lutherischen<br />

Kirche entstan<strong>de</strong>n, T. 4-5, Jena 1736, S. 1034.<br />

Hier auch Arndts Apologie vom Jahre 16<strong>20</strong> darüber.<br />

Vgl. Weigel: Gebetbuch. Vom Gebet. Vom<br />

Beten und Nichtbeten. (wie Anm. 17), S. 12-45,<br />

S. 50-63. »Arndt hat <strong>de</strong>n Weigelschen Text größtenteils<br />

bear<strong>bei</strong>tet und gekürzt, teilweise aber<br />

auch längere Textabschnitte wörtlich übernommen.«<br />

H. Pfefferl, ebd., S. LVIII.<br />

21 Reichel: Vitam, fata et scripta M. Valentini Weigelii<br />

ex genuinis monumentis comprobata (wie<br />

Anm. 8), S. 28f. Vgl. zum ff. auch: Siegfried<br />

Wollgast: Zur Wertung Thomas Müntzers durch<br />

Valentin Weigel und antiweigelianischen Streitschriften,<br />

in: Der <strong>de</strong>utsche Bauernkrieg und Thomas<br />

Müntzer,… hrsg. von Max Steinmetz, Leipzig<br />

1976, S. 183-190; Siegfried Wollgast: Valentin<br />

Weigel und Jakob Böhme – Vertreter einer Entwicklungslinie<br />

progressiven Denkens in Deutschland,<br />

in: Schriftenreihe <strong>de</strong>s Görlitzer Ratsarchivs,<br />

Bd. 8, Görlitz 1977, S. 67-86.<br />

22 Johannes Schelhammer: Wi<strong>de</strong>rlegung <strong>de</strong>r vermeynten<br />

Postill Valentini Weigelij: In welcher <strong>de</strong>r<br />

Satan/in diesem letzten Seculo, seine hellische<br />

Gifft und Grundsuppe aller Lesterung und<br />

Lügen/wi<strong>de</strong>r Christum / sein Wort / Sacramenta<br />

/ und Diener / gar stoltz / frech und übermütig<br />

außgeschüttet hat…Mit dreyen Vorre<strong>de</strong>n und<br />

Commendationsschriften <strong>de</strong>r bey<strong>de</strong>n Löblichen<br />

Theologischen Faculteten zu Leipzig und Wittenberg<br />

/ auch eines Ehrwürdigen Ministerij zu<br />

Hamburg, Leipzig 1621, Vorre<strong>de</strong> p. e ii. Luther<br />

hat die zitierte Feststellung wie<strong>de</strong>rholt getroffen.<br />

Eine Zusammenstellung <strong>de</strong>r wesentlichen Lutherstellen<br />

über Müntzer gibt: Martin Luthers Werke.<br />

Kritische <strong>Ges</strong>amtausgabe, Weimar 19, Bd. 58,<br />

1.Teil, Weimar 1948, S. 255-257.<br />

23 Ebd., S. 218.<br />

24 Ebd., S. 592.<br />

25 Vgl. Israel: M. Valentin Weigels Leben und<br />

Schriften (wie Anm. 7), S. 35. Man könnte u.a.<br />

ergänzen: Weigel, »<strong>de</strong>r beschissene Prophet«<br />

(Schelhammer, S. 476).<br />

26 J. Schelhammer: Wi<strong>de</strong>rlegung <strong>de</strong>r vermeynten Postill<br />

Valentini Weigelij (wie Anm. 22), S. 606-641,<br />

beson<strong>de</strong>rs S. 606-623.<br />

61


27 Pfefferl: Zur Wirkungsgeschichte <strong>de</strong>s Paracelsus<br />

am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts. Neue Aspekte zu<br />

einem Kantor Valentin Weigels (wie Anm. 16), S.<br />

38; Pfefferl: Christoph Weickhart als Paracelsist.<br />

Zu Leben und Persönlichkeit eines Kantors Valentin<br />

Weigels (wie Anm. 16); S. 423. Lieb: Valentin<br />

Weigels Kommentar zur Schöpfungsgeschichte<br />

und das Schrifttum seines Schülers<br />

Benedikt Bie<strong>de</strong>rmann (wie Anm. 15), S. 10-12.<br />

28 Schellhammer: Wi<strong>de</strong>rlegung <strong>de</strong>r vermeynten Postill<br />

Valentini Weigelij (wie Anm. 22), S. 5, S. 7.<br />

29 Ebd., S. 40f.<br />

30 Nikolaus Hunnius: Christliche Betrachtung <strong>de</strong>r<br />

Newen Paracelsischen vnd Weigelianischen Theology,<br />

Darinnen durch Viertzehn Ursachen angezeiget<br />

wird / worumb sich ein je<strong>de</strong>r Christ für<br />

<strong>de</strong>rselben / als vor einem schädlichen Seelengift<br />

mit höchstem fleiß hüten und vorsehen soll,<br />

Wittenberg 1622, S. 41.<br />

31 Vgl. Weigel: Vom <strong>Ges</strong>etz o<strong>de</strong>r Willen Gottes.<br />

Gnothi seauton., in: Weigel: Sämtliche Schriften.<br />

Bd. 3 (wie Anm. 17), S. 116-119.<br />

32 Vgl. ebd., S.169f.<br />

33 Ebd., S. 119. Vgl. Theophrast von Hohenheim<br />

gen. Paracelsus: De fundamento Scientiarum<br />

Sapientiaeque, in: Theophrast von Hohenheim<br />

gen. Paracelsus: Sämtliche Werke. 1. Abt.:<br />

Medizinische, naturwissenschaftliche und philosophische<br />

Schriften. Hrsg. von Karl Sudhoff,<br />

Bd. XIII, München und Berlin 1931, S. 287-337;<br />

vgl. S. 298.<br />

34 Weigel: Der gül<strong>de</strong>ne Griff. Kontroverse um <strong>de</strong>n<br />

»Gül<strong>de</strong>nen Griff«. Vom judicio im Menschen, in:<br />

Weigel: Sämtliche Schriften (wie Anm. 18), Bd. 8,<br />

S. 10-12, S. 45.Vgl. Theophrast von Hohenheim<br />

gen. Paracelsus: De Meteoris, in: Paracelsus:<br />

Sämtliche Werke (wie Anm. 33), Bd. XIII, S. 125-<br />

<strong>20</strong>6, Bd. XIII, S. 134, 138, 144; ebd., Paracelsus:<br />

Astronomia magna (1537/38) in: ebd., Bd. XII,<br />

München und Berlin 1929, S. 1-444, vgl. S. 182.<br />

Ebd.: Erklärung <strong>de</strong>r ganzen astronomie, S. 445-494.<br />

35 Weigel: Vom Ort <strong>de</strong>r Welt, in: Weigel: Ausgewählte<br />

Werke (wie Anm. 1), S. 304. Vgl. Paracelsus:<br />

Liber <strong>de</strong> nymphis, sylphis, pygmaleis et salamandris<br />

et <strong>de</strong> caeteris spiritibus, in: Paracelsus:<br />

Sämtliche Werke (wie Anm. 33) 1.Abt., Bd. XIV,<br />

München und Berlin 1933, S. 115-151.<br />

36 Ebd., S. 307. Vgl. Paracelsus: Das Buch <strong>de</strong> mineralibus,<br />

in: Paracelsus (wie Anm. 33), 1. Abth.,<br />

Bd. III, München-Berlin 1930, S. 29-63; Paracelsus:<br />

Von <strong>de</strong>n natürlichen be<strong>de</strong>rn, in: ebd., 1.<br />

Abth.; Bd. II; München-Berlin 1930, S. 225-260.<br />

37 Vgl. Weigel: Gebetbuch (Büchlein vom Gebet,<br />

in: Weigel: Sämtliche Schriften (wie Anm. 17),<br />

Bd. 4, S. 12, 24, 154, 156f., 165, <strong>20</strong>6f. Vgl. Theophrast<br />

von Hohenheim gen. Paracelsus: Sämtli-<br />

62<br />

che Werke. 2. Abt.: Theologische und religionsphilosophische<br />

Schriften. Hrsg. von Kurt<br />

Goldammer, Bd. 6: Auslegung <strong>de</strong>s Psalters Davids.<br />

Teil 3, hrsg. von Kurt Goldammer, Wiesba<strong>de</strong>n<br />

1959, S. 81. Außlegung o<strong>de</strong>r Bericht THEO-<br />

PHRASTI PARACELSI Vber die Worte<br />

SVRSVM CORDA: Das ist: wie man sein Hertz<br />

alle zeit zu Gott erheben soll, Frankfurt 1619.<br />

38 Horst Pfefferl: Valentin Weigel und Paracelsismus,<br />

in: Paracelsus und sein dämonengläubiges<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt, in: Salzburger Beiträge zur Paracelsusforschung,<br />

Folge 26, Wien 1988, S. 77-95, hier<br />

S. 80f., S. 84.<br />

39 Ebd., S. 87.<br />

40 Ebd., S. 89.<br />

41 Valentin Weigel: Kirchen O<strong>de</strong>r Hauspostill Uber<br />

die Sontags und fürnembsten Fest Evangelien<br />

durchs gantze Jahr, Newenstadt 1617, T. 1. Evangelium<br />

an Sontage Reminiscere, S. 195. T. 2.<br />

Evangelium an Fünffzehn<strong>de</strong>n Sontage nach Trinitatis,<br />

S. 257. »Der Sommerteil hat … ursprünglich<br />

vor <strong>de</strong>n Winterteil gehört, und <strong>de</strong>r uns erhaltene<br />

vollständige Predigtenzyklus beginnt<br />

<strong>de</strong>mnach Ostern 1578 und en<strong>de</strong>t Palmsonntag<br />

1579« (Winfried Zeller, Die Schriften Valentin<br />

Weigels. Eine literarkritische Untersuchung, Berlin<br />

1940, S. 47).<br />

42 Pfefferl: Die Überlieferung <strong>de</strong>r Schriften Valentin<br />

Weigels (Teildruck) (wie Anm. 3), S. 379, 381, 49.<br />

43 Weigel: Kirchen- o<strong>de</strong>r Hauspostill (wie Anm. 41)<br />

Evangelium am fünfften Sontage nach Epiphaniae,<br />

S. 140f.; vgl. Evangelium am Vierten Sontage<br />

nach Trinitatis, S. 150ff.; V. Weigel: Dialogus<br />

<strong>de</strong> Christianismo, in: Weigel: Ausgewählte Werke<br />

(wie Anm. 1), S. 513ff.<br />

44 Ebd., Evangelium am Sontage Sexagesimae, S. 164.<br />

45 Opel: Valentin Weigel (wie Anm. 6), S. 129.<br />

46 Weigel: Kirchen- O<strong>de</strong>r Hauspostill (wie Anm.<br />

41), Evangelium am Sontage Quinquagesimae,<br />

S. 171.<br />

47 Hans Maier Der mystische Spiritualismus Valentin<br />

Weigels, Gütersloh 1926, S. 84.<br />

48 Weigel: Gnothi Seauton, in: Weigel: Ausgewählte<br />

Werke (wie Anm. 1), S. 177ff.<br />

49 Vgl. bes. Weigel: Vom Ort <strong>de</strong>r Welt (wie Anm.<br />

35), S. 300ff.<br />

50 Andreas Gryphius: Vermischte Gedichte. Hrsg.<br />

von Marian Szyrocki (= Andreas Gryphius: <strong>Ges</strong>amtausgabe<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschsprachigen Werke. Hrsg.<br />

von Marian Szyrocki und Hugh Powell, Bd. 3),<br />

Tübingen 1964, S. 39. Vgl. ebd., S. <strong>20</strong>0: »Der<br />

Titel <strong>de</strong>s Einzeldruckes lautet: Dan. v. Czepko<br />

Re<strong>de</strong> auß seinem grabe / welche Er / annoch bey<br />

guter <strong>Ges</strong>undheit / doch nicht so gar unlängst<br />

vor seinem <strong>de</strong>n 8. Sept. dieses noch lauffen<strong>de</strong>n<br />

1660sten Jahres erfolgten Ableben auffgesetzet.«<br />

Prof.Dr.phil.habil Siegfried Wollgast · Hol<strong>bei</strong>nstraße 141 · 01309 Dres<strong>de</strong>n<br />

Vortrag in <strong>de</strong>r St.Martinskirche Zschopau am 17.05.<strong>20</strong>03


Einhergehend mit verstärkten textkritischen,<br />

überlieferungsgeschichtlichen und<br />

editorischen Bemühungen um das Werk<br />

<strong>de</strong>s Zschopauer Pfarrers ist seit einigen<br />

Jahren in <strong>de</strong>r Forschung eine Weigel-Renaissance<br />

zu beobachten, eine Wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckung<br />

<strong>de</strong>r Vermittlerrolle, die er an <strong>de</strong>r<br />

Wen<strong>de</strong> vom 16. zum 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt gespielt<br />

hat. Er verband die reformatorische<br />

Theologie (Martin Luther) mit I<strong>de</strong>en <strong>de</strong>s<br />

Neuplatonismus (Seneca, Boethius), <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen mittelalterlichen Mystik (Meister<br />

Eckhart, Johannes Tauler, Theologia<br />

<strong>de</strong>utsch), <strong>de</strong>s Renaissancehumanismus<br />

(Nicolaus Cusanus), <strong>de</strong>s Spiritualismus<br />

Sebastian Franckscher Prägung und <strong>de</strong>r<br />

paracelsischen Philosophie. So hat er sie<br />

weitergegeben an nachfolgen<strong>de</strong> Denker<br />

wie Johann Arndt, Jacob Böhme, Johannes<br />

Scheffler, Abraham von Franckenberg,<br />

Johannes Kepler o<strong>de</strong>r Gottfried Wilhelm<br />

Leibniz sowie an bestimmte geistige Strömungen<br />

<strong>de</strong>r Neuzeit wie die Rosenkreuzer,<br />

<strong>de</strong>n Pietismus o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

I<strong>de</strong>alismus.<br />

Dieser geistesgeschichtlichen Be<strong>de</strong>utung<br />

Weigels ist man sich neuerdings immer<br />

<strong>de</strong>utlicher bewusst gewor<strong>de</strong>n. Das zeigen<br />

Behandlungen in zahlreichen philosophischen,<br />

geistesgeschichtlichen sowie theologie-<br />

und kirchengeschichtlichen Handbüchern<br />

und Monographien.<br />

Auch in <strong>de</strong>r Paracelsusforschung besteht<br />

seit einigen Jahren ein verstärktes Interesse<br />

an Weigel. Ihm wird beson<strong>de</strong>rs für die<br />

Rezeptions- und Wirkungsgeschichte <strong>de</strong>s<br />

Horst Pfefferl<br />

ZUM STAND DER NEUEN VALENTIN WEIGEL-AUSGABE<br />

Valentin Weigel: Sämtliche Schriften.<br />

Begrün<strong>de</strong>t von Will-Erich Peuckert und Winfried Zeller.<br />

Neue Edition.<br />

Im Auftrag <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften<br />

und <strong>de</strong>r Literatur, Mainz,<br />

herausgegeben von Horst Pfefferl.<br />

Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1996ff.<br />

Hohenheimers eine wichtige Rolle zugesprochen.<br />

Der wichtigste Beleg hierfür ist<br />

Weigels 1581 angefertigte eigenhändige<br />

Abschrift <strong>de</strong>r Auslegung über die ersten<br />

fünf Kapitel Matthaei <strong>de</strong>s Paracelsus. In<br />

<strong>de</strong>n Anmerkungen zu Band 3 <strong>de</strong>r neuen<br />

Weigel-Ausgabe ist Paracelsus nach Sebastian<br />

Franck <strong>de</strong>r am zweithäufigsten als<br />

mögliche Quelle angeführte Autor.<br />

In dieser Forschungssituation kommt<br />

<strong>de</strong>m Editionsprojekt eine gewisse Be<strong>de</strong>utung<br />

zu. Zwischen 1962 und 1978 erschienen<br />

sieben Lieferungen <strong>de</strong>r von Will-Erich<br />

Peuckert und Winfried Zeller begrün<strong>de</strong>ten<br />

Ausgabe <strong>de</strong>r Sämtlichen Schriften Valentin<br />

Weigels im Verlag Frommann-Holzboog,<br />

Stuttgart-Bad Cannstatt. Die Neue<br />

Edition führt diese mit einem Neuansatz<br />

fort und soll sie schließlich ersetzen. Von<br />

<strong>de</strong>n geplanten 15 Bän<strong>de</strong>n sind seit 1996<br />

vier erschienen.<br />

Die Bän<strong>de</strong> 3 und 8 enthalten Weigels<br />

Schriften zur Erkenntnislehre, in welcher<br />

er vornehmlich zum eigenen Sehen in<br />

geistlichen Dingen auffor<strong>de</strong>rn will. Das in<br />

Band 4 enthaltene Gebetbuch (Büchlein<br />

vom Gebet) greift auf Gebetsschriften<br />

Martin Luthers zurück und wur<strong>de</strong> zu<br />

einem großen Teil in Johann Arndts erfolgreiche<br />

Erbauungsschrift Vom wahren<br />

Christentum übernommen. Mit <strong>de</strong>n in<br />

Band 7 enthaltenen Leben Christi-Schriften<br />

entwickelt Weigel ein spirituelles Programm,<br />

zu <strong>de</strong>ssen wichtigsten Bestandteilen<br />

die I<strong>de</strong>e einer umfassen<strong>de</strong>n religiösen<br />

Toleranz gehört.<br />

63


Der in Bear<strong>bei</strong>tung befindliche Band 11<br />

schließlich soll in einem ersten Teil mit<br />

<strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen und <strong>de</strong>m lateinischen Informatorium<br />

Schriften zur christlichen<br />

Unterweisung und in einem zweiten Teil<br />

die Weigelschen Schöpfungsauslegungen<br />

enthalten, die als mittelbare Quelle für<br />

64<br />

Jacob Böhmes kosmologische Spekulationen<br />

gedient haben könnten.<br />

Weitere Einzelheiten und Literaturangaben<br />

fin<strong>de</strong>n sich in meinem ausführlicheren<br />

Bericht zur neuen Weigelausgabe in<br />

<strong>de</strong>n Salzburger Beiträgen zur Paracelsusforschung,<br />

Folge 35 (<strong>20</strong>02), S. 23-35.<br />

Dr. Horst Pfefferl · Alter Kirchhainer Weg 21 · 35039 Marburg


Vorbemerkung<br />

Die heutige Euroregion Erzgebirge (diesseits<br />

<strong>de</strong>r sächsischen Grenze) und Krus˘né<br />

hory (jenseits <strong>de</strong>r tschechischen Grenze)<br />

stellt sich als eine historisch, wirtschaftlich<br />

und kulturell interessante Landschaft<br />

dar. Das Erzgebirge steigt vom erzgebirgischen<br />

Becken aus pultschollenartig zur<br />

Kammlinie an und fällt steil, teilweise<br />

mit 500 m Höhenunterschied, ins Tal <strong>de</strong>r<br />

Ohre (Egertal) ab. Es reicht von <strong>de</strong>r<br />

Quelle <strong>de</strong>r Weißen Elster und <strong>de</strong>n Ausläufern<br />

<strong>de</strong>s Fichtelgebirges bis zu <strong>de</strong>n<br />

Sandsteinfelsen <strong>de</strong>r Sächsischen Schweiz.<br />

Es stellt sich als ein Gebirge von Flussläufen,<br />

nämlich <strong>de</strong>r Flöha, <strong>de</strong>r Freiberger<br />

und <strong>de</strong>r Zwickauer Mul<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Wil<strong>de</strong>n<br />

Weißeritz und <strong>de</strong>r Zschopau dar, das<br />

durch Berge unterbrochen wird. Mit <strong>de</strong>n<br />

Silberfun<strong>de</strong>n um 1168 in Freiberg – damals<br />

in Christiansdorf, Berthelsdorf, Tuttendorf<br />

– und <strong>de</strong>n Fun<strong>de</strong>n <strong>bei</strong> Krupka<br />

(Graupen) begann <strong>de</strong>r erzgebirgische Erzbergbau.<br />

Um die Wen<strong>de</strong> vom 14. zum<br />

15. Jahrhun<strong>de</strong>rt vollzog sich in <strong>de</strong>n Revieren<br />

von Schneeberg, Annaberg, Marienberg<br />

und weiteren Orten nach mo<strong>de</strong>rnisierten<br />

technischen Bedingungen in<br />

zahlreichen Bergwerken und Schmelzhütten<br />

ein erneuter Anstieg <strong>de</strong>r Ausbeute.<br />

Die Grenzlinie gilt nach <strong>de</strong>m Vertrag<br />

zu Eger seit 1446.<br />

Zum Thema<br />

Noch in unserer Zeit sind Spuren als traditionelles<br />

Erbe erkennbar.<br />

Von Krupka führt seit kurzer Zeit ein<br />

grenzüberschreiten<strong>de</strong>r Bergbaulehrpfad<br />

über <strong>de</strong>n Martiny-Stollen zur Wolfgangskapelle<br />

auf <strong>de</strong>m Komar˘i viz˘ka (Mückenberg)<br />

und weiter nach Vor<strong>de</strong>rzinnwald.<br />

Er en<strong>de</strong>t auf tschechischer Seite <strong>bei</strong> <strong>de</strong>r<br />

Werner Lauterbach<br />

BOMBAST VON HOHENHEIM UNTERWEGS<br />

IM SÄCHSISCH-BÖHMISCHEN ERZGEBIRGE<br />

Kirche in Zinnwald und führt im Sächsischen<br />

über Altenberg nach Geising. 1 Dieser<br />

»Bergwerkspfad« könnte durchaus mit<br />

<strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>rroute <strong>de</strong>s <strong>Bombastus</strong> übereingestimmt<br />

haben, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Weg berührt<br />

interessante Bergbauobjekte von historischer<br />

Be<strong>de</strong>utung.<br />

Ungenau ist <strong>de</strong>r Zeitpunkt seines Besuches<br />

in unserer Region. Es ist nicht einfach,<br />

diese Zeit in die Biografie <strong>de</strong>s Paracelsus<br />

einzuordnen. Er führte ja kein<br />

Tagebuch. Der Hohenheimer notierte<br />

sachliche Fakten und medizinische Informationen<br />

irgendwann und irgendwo, <strong>bei</strong><br />

einer Rast in einem Wirtshaus o<strong>de</strong>r in<br />

einem Kloster, <strong>bei</strong> einem geheilten Patienten<br />

o<strong>de</strong>r <strong>bei</strong> einem wohlwollen<strong>de</strong>n Kollegen.<br />

Ihm stan<strong>de</strong>n keine Bibliothek zum<br />

Nachschlagen und kein Schreibtisch zur<br />

Verfügung. Er war in jenen Jahren ein<br />

landfahren<strong>de</strong>r Arzt, <strong>de</strong>r immer unterwegs<br />

war. Umso höher ist die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r<br />

Nie<strong>de</strong>rschrift seiner medizinischen Erkenntnisse<br />

zu werten.<br />

Besuch eines brennen<strong>de</strong>n Kohlberges<br />

und eines Vulkans<br />

Auf seiner großen Wan<strong>de</strong>rung durch Europa,<br />

die ihn nach Sizilien und England,<br />

nach Skandinavien und Russland führte,<br />

könnte Theophrastus Bombast von Hohenheim<br />

zu Beginn <strong>de</strong>r zwanziger Jahre<br />

<strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts Mittel<strong>de</strong>utschland<br />

besucht haben. In <strong>de</strong>r Untersuchung seiner<br />

Biografie liegt diese Zeit in Meißen<br />

und Böhmen nach Beendigung seines<br />

Kriegsdienstes in Dänemark, bevor er mit<br />

einer größeren Wan<strong>de</strong>rung durch Mittelund<br />

Osteuropa begann. Karl Sudhoff<br />

zählt Leipzig zu <strong>de</strong>n damaligen Aufenthaltsorten.<br />

»Lange hat es Hohenheim<br />

damals – 15<strong>20</strong> o<strong>de</strong>r kurz nachher – nicht<br />

65


in Leipzig gelitten, und eines Morgens<br />

ritt er durch´s Peters-Tor nach Sü<strong>de</strong>n.« 2<br />

<strong>Bombastus</strong> ritt von Leipzig aus die Pleiße<br />

aufwärts, bis er die Zwickauer Mul<strong>de</strong> erreichte.<br />

Der »brennen<strong>de</strong> Kolberg in Meißen«<br />

lag zwischen Cainsdorf und Oberplanitz<br />

<strong>bei</strong> Zwickau. Für ihn waren »Feuerberge<br />

und Kohlenberge« interessant, »weil sie<br />

auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> sind und brennen, obwohl ihr<br />

Körper nur Stein und Erdreich ist. Sie können<br />

durch kein Wasser gelöscht wer<strong>de</strong>n...« 3 Dieses<br />

brennen<strong>de</strong> Steinkohlenflöz war seit 1476<br />

bekannt. Hier strich ein Flöz über Tage<br />

aus. Es soll nach Jägerlatein durch einen<br />

»Büchsenschuß in die Grube <strong>bei</strong> Verfolgung<br />

eines Fuchses« o<strong>de</strong>r durch Blitzschlag<br />

entstan<strong>de</strong>n sein, vermutlich eher<br />

durch Entzündung austreten<strong>de</strong>n Grubengases.<br />

Methan, auch schlagen<strong>de</strong> Wetter<br />

genannt, stellte immer eine Gefahrenquelle<br />

dar. »Dieser Kolberg hat je und je gebronnen,<br />

ohn ablöschlich von Wasser, und <strong>de</strong>s<br />

Corpus, in <strong>de</strong>m das Feuer brennt, sind sein<br />

eigen Stein und <strong>de</strong>s Bergs Er<strong>de</strong>n auch. So nun<br />

Gott ein solchs wun<strong>de</strong>rbarlichs Feuer auf<br />

Er<strong>de</strong>n macht so beweisent aber die brünnen<strong>de</strong>n<br />

Stein, das die Magnalia Gottes wun<strong>de</strong>rbarlich<br />

sind; <strong>de</strong>r Stein brennend macht,<br />

wärmt auch das Wasser.« 3<br />

Natürlich wur<strong>de</strong> dieser brennen<strong>de</strong> Berg<br />

auch von Georgius Agricola (1494-1555)<br />

und Petrus Albinus (1534-1598) beschrieben.<br />

Zeitgenosse Agricola bestätigt:<br />

»Und in <strong>de</strong>m Teile <strong>de</strong>s Hermundurengebietes,<br />

das heute Meißen heißt, brennt ein Kohlberg,<br />

etwa 2 Meilen von <strong>de</strong>r Stadt Zwickau entfernt...<br />

Der Beginn <strong>de</strong>s Feuers im Meißner<br />

Lan<strong>de</strong> liegt vor menschlicher Erinnerung.<br />

Vor 40 Jahren flammte <strong>de</strong>r berg stärker auf,<br />

so daß er die stadt in Angst versetzte. Weil er<br />

aber nur an <strong>de</strong>r Oberfläche brennt, wird er<br />

wahrscheinlich auch von einem Menschen zuerst<br />

angebrannt wor<strong>de</strong>n sein.« 4<br />

Weiter ergänzt Agricola: » ...weil aber<br />

Bitumen fängt leicht Feuer, ist es althergebracht,<br />

es statt Öl zur Beleuchtung <strong>de</strong>r Laternen<br />

zu verwen<strong>de</strong>n, und es ist an vielen Orten<br />

66<br />

gebräuchlich… Das sächsische Bauernvolk bedient<br />

sich heute seiner nicht nur zur Beleuchtung<br />

<strong>de</strong>r Laternen, son<strong>de</strong>rn es stellt daraus<br />

auch Hochzeitsfackeln her – man taucht Stengel<br />

von dürrem Kerzenkraut darein – und<br />

schmiert damit die Wagenachsen.« 4<br />

Der Arzt Georgius Agricola (geb. 1494<br />

zu Glauchau, gest. 1555 zu Chemnitz,<br />

beerdigt in Zeitz, von 1526 bis 1532<br />

Stadtarzt zu St. Joachimsthal, dann Arzt<br />

und Bürgermeister zu Chemnitz) hatte<br />

als angesehener Arzt von St. Joachimsthal<br />

aus häufig Gelegenheit, <strong>de</strong>n brennen<strong>de</strong>n<br />

Berg und auch die böhmischen<br />

Städte Eger, Teplitz und Graupen zu besuchen<br />

und <strong>Ges</strong>präche mit <strong>de</strong>n Anwohnern<br />

und hohen Bergbeamten zu führen.<br />

Anschließend konnte er das Erfahrene in<br />

seinen Manuskripten am Schreibtisch<br />

seines Ar<strong>bei</strong>tszimmers zu Papier bringen.<br />

Mit seinem festen Gehalt als Stadtarzt<br />

und später Bürgermeister war er in die<br />

städtische Hierarchie seiner Zeit eingebun<strong>de</strong>n.<br />

Weiterhin konnte Agricola die<br />

historische Entwicklung im Erzgebirge<br />

<strong>bei</strong><strong>de</strong>rseits <strong>de</strong>r Grenze verfolgen, wie sie<br />

aus seinen Bemerkungen zu Zinngruben<br />

ersichtlich ist: »Gewiß sind in diesen unseren<br />

Bergen auch nicht wenige Zinngruben,<br />

von <strong>de</strong>nen einst Altenberg, Ehrenfrie<strong>de</strong>rsdorf<br />

und Graupen in beson<strong>de</strong>rer Blüte stan<strong>de</strong>n.<br />

Jetzt floriert Schlackenwald, was von unserem<br />

Joachimsthal nicht weiter als 18 km entfernt<br />

liegt.« 5<br />

Übrigens hat im Bereich <strong>de</strong>s Kohlberges<br />

im <strong>20</strong>. Jahrhun<strong>de</strong>rt ein Gärtner über<br />

<strong>de</strong>r erwärmten Er<strong>de</strong> bis nahezu in die<br />

Gegenwart Südfrüchte in <strong>de</strong>r Geidnerschen<br />

Gärtnerei angebaut. Nach Klaus<br />

Tippmann (Freie Presse 19.2.<strong>20</strong>02) registrierte<br />

man »<strong>bei</strong> <strong>de</strong>r Untersuchung einer<br />

Hal<strong>de</strong> am Mul<strong>de</strong>nufer <strong>bei</strong> Zwickau nahe<br />

<strong>de</strong>r B 93 bereits in einem Meter Tiefe<br />

eine Temperatur von 80 Grad, dazu giftige<br />

Dämpfe von Arsen«.<br />

Paracelsus interessierte sich sehr für die<br />

unterirdische Welt, die er mit Lebewesen


ewohnt glaubte. Für ihn waren alle vier<br />

Elemente bewohnt. Die sagenhaften<br />

Nymphen und Undinen lebten im Wasser,<br />

Salaman<strong>de</strong>r im Feuer und Pygmäen,<br />

Gnome und Bergmännlein bevölkerten<br />

das Erdinnere, Sylphen die Luft. In seinem<br />

Buch »Liber <strong>de</strong> nymphis« legte er<br />

für einige Dichter <strong>de</strong>r Romantik <strong>de</strong>n<br />

Grundstein für so manchen literarischen<br />

Stoff: »Seliger ist es zu beschreiben die Nymphen<br />

/ <strong>de</strong>nn zu beschreiben die Or<strong>de</strong>n (womit<br />

er die gesellschaftlichen Stän<strong>de</strong> in Städten<br />

und an Höfen meint, W. L.); Seliger<br />

ist zu beschreiben <strong>de</strong>n Ursprung <strong>de</strong>r Riesen /<br />

<strong>de</strong>nn zu beschreiben die Hofzucht (also das<br />

höfische Ritual, W. L.); Seliger ist zu beschreiben<br />

Melusina, <strong>de</strong>nn zu beschreiben Reutterey<br />

und Arthellerey: Seliger zu beschreiben die<br />

Bergleut / vnter <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>n <strong>de</strong>nn zu beschreiben<br />

Fechten vnnd Frawen dienen.« 6 In Erinnerung<br />

blieben ihm auch die Sagen von<br />

<strong>de</strong>n Zwergen, die im Innern <strong>de</strong>r Berge<br />

die Schätze bewachen und vom Berggeist,<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m in Not befindlichen Bergmann<br />

Hans <strong>bei</strong>stand, weil er ehrlich<br />

seine Schicht verfuhr, aber die Hilfe been<strong>de</strong>te,<br />

weil Hans zum Bergbier<br />

schwätzte.<br />

Der Hohenheimer ritt vom brennen<strong>de</strong>n<br />

Kohlberg über <strong>de</strong>n Erzgebirgskamm<br />

hinab ins Tal <strong>de</strong>r Eger. Eine Erinnerung<br />

an <strong>de</strong>n Ätna kam auf, <strong>de</strong>nn zwischen<br />

Franzensbad (Frantis˘kovy Láznĕ) und<br />

Eger (Cheb) liegt inmitten eines Waldgebietes<br />

<strong>de</strong>r 503 m hohe Kammerbühl (Komorni<br />

hurka), ein echter Vulkan. 7 Er entstand<br />

als Eruption zu Beginn <strong>de</strong>r<br />

Quartärzeit und gilt als <strong>de</strong>r »jüngst erloschene<br />

Vulkan Mitteleuropas«. Für <strong>Bombastus</strong><br />

beruhten vulkanistische Erscheinungen<br />

auf »oberflächennahen<br />

unterirdischen Feuern«.<br />

Im 18. und 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt haben sich<br />

Ignaz Born (1742-1791), J. J. Berzelius<br />

(1779-1848), Graf Kaspar von Sternberg<br />

und auch J. W. von Goethe (1749-1832)<br />

mit <strong>de</strong>m Ursprung dieses Basaltfelsens<br />

beschäftigt. 7 Goethes Vorschlag, einen<br />

Stollen in das Innere <strong>de</strong>s Vulkans zu treiben,<br />

wur<strong>de</strong> von Graf Kaspar von Sternberg<br />

erst 1834 bis 1837 realisiert. Im Innern<br />

<strong>de</strong>s Hügels stieß man als Beweis <strong>de</strong>s<br />

vulkanischen Ursprungs auf einen Basaltkrater.<br />

Am Südhang <strong>de</strong>s Wal<strong>de</strong>s ist ein<br />

Porträt in Basalt gehauen »Goethe <strong>de</strong>m<br />

Erforscher <strong>de</strong>s Kammerhügels 1808-<br />

1822« gewidmet. Unweit – am Goethestollen<br />

– eine Würdigung »Den Naturfreun<strong>de</strong>n<br />

gewidmet von Graf Kaspar von<br />

Sternberg 1837«.<br />

Paracelsus im Tal <strong>de</strong>r »sauren Wasser<br />

<strong>bei</strong> Eger«<br />

Das Egertal ist geologisch gesehen eine<br />

Tiefenbruchzone. Aus tiefreichen<strong>de</strong>n<br />

Spalten im <strong>Ges</strong>tein treten warme mineralische<br />

Quellen zutage, sie machen das Tal<br />

<strong>de</strong>r Eger zu einem Bä<strong>de</strong>rland. Hier fand<br />

<strong>Bombastus</strong> heiße Quellen vor. Die bekanntesten<br />

Warmquellen sind heute in<br />

Karlovy Vary (Karlsbad, <strong>de</strong>r Kurbezirk<br />

liegt im Tal <strong>de</strong>r Tepla), Frantis˘kovy Láznĕ<br />

Marianske Láznĕ (Marienbad) und Teplice<br />

(Teplitz). Sauerbrunnen fin<strong>de</strong>n sich<br />

in Marianske Láznĕ und Frantis˘kovy<br />

Láznĕ.<br />

Vor 500 Jahren war jedoch <strong>de</strong>r Kuro<strong>de</strong>r<br />

Ba<strong>de</strong>betrieb nicht überall entwickelt.<br />

Im Bereich <strong>de</strong>s heutigen<br />

Frantis˘kovy Láznĕ sollen Frauen und<br />

Jugendliche im 15. und 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

Mineralwasser in Krügen aus <strong>de</strong>n ersten<br />

Sauerbrunnen in die Häuser <strong>de</strong>r damaligen<br />

Ortschaften getragen haben. Heute<br />

blickt Frantis˘kovy Láznĕ auf eine<br />

<strong>20</strong>0jährige Kurtradition zurück, verfügt<br />

über ein eisen- und schwefelhaltiges<br />

Moor, eine Kohlendioxidquelle und über<br />

<strong>20</strong> Mineralquellen. Dazu zählt auch die<br />

stärkste Glaubersalzquelle <strong>de</strong>r Welt.<br />

Zu Karlovy Vary: In <strong>de</strong>n Wäl<strong>de</strong>rn um<br />

Vary soll König Karl IV. auf einer Hirschjagd<br />

um 1350 die Quellen selbst ent<strong>de</strong>ckt<br />

haben und bereits 1370 <strong>de</strong>m neuen Ort<br />

67


das Privileg einer königlichen Freistadt<br />

erteilt haben. 8 Während Agricola Karlsbad<br />

mehrfach erwähnt, fehlt die Nennung<br />

<strong>de</strong>s Ba<strong>de</strong>s <strong>bei</strong> <strong>Bombastus</strong>. Agricola<br />

kommentiert die auch von <strong>Bombastus</strong> erkannten<br />

Eigenarten <strong>de</strong>r Quellen: »saure<br />

Quellen ... viele im Elnbogner Land, eine <strong>bei</strong><br />

<strong>de</strong>n Wassern Karls IV. (gemeint das spätere<br />

Karlsbad, W. L.), eine an<strong>de</strong>re ist eine Meile<br />

vom Dorfe Kulm entfernt, wo es nach Eger<br />

geht. … nicht weit davon entfernt sind eine<br />

Anzahl Quellen, ebenfalls saure, sie heißen<br />

»die Verrückten«, weil das Wasser aufzutoben<br />

scheint, obwohl es kalt ist. Von diesen 4 Meilen<br />

weiter, ebenfalls nach Eger zu, ist ein Sauerbrunnen,<br />

<strong>de</strong>r »Wüten<strong>de</strong>« genannt, weil er<br />

mit einem lauten Getöse wie mit einer Art<br />

Donner herauskommt. Schließlich ist schon<br />

fast in <strong>de</strong>r Vorstadt von Eger eine saure<br />

Quelle.« 9<br />

Dank <strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>häuser präsentiert sich<br />

Karlsbad mit seinen 12 hier entspringen<strong>de</strong>n<br />

Mineralquellen zwischen 30 und 70<br />

Grad Celsius heute als international geschätzter<br />

Kurort. 8<br />

<strong>Bombastus</strong> untersuchte im »sauren Wasser<br />

im Moos <strong>bei</strong> Eger« 10 , welche körperlichen<br />

Gebrechen darin und damit geheilt wer<strong>de</strong>n<br />

könnten. Wir müssen davon ausgehen,<br />

dass er mit <strong>de</strong>r Bezeichnung »im Tal<br />

<strong>de</strong>r Eger« das heutige Dreieck Karlovy<br />

Vary – Frantis˘kovy Láznĕ – Cheb und<br />

auch das unweit gelegene Hochmoor von<br />

Soos benannte. Er lokalisiert das Moor<br />

<strong>bei</strong> <strong>de</strong>r damals bekannten Stadt Eger,<br />

<strong>de</strong>nn Stadt und Kaiserpfalz wiesen eine<br />

bekannte <strong>Ges</strong>chichte auf (Barbarossas<br />

Auszug auf seinem letzten Kreuzzug erfolgte<br />

aus <strong>de</strong>r Kaiserpfalz) und waren<br />

nicht so unbekannt wie das Dorf, aus<br />

<strong>de</strong>m sich ab 1793 Frantis˘kovy Láznĕ entwickelte.<br />

Das Hochmoor wur<strong>de</strong> schon<br />

1558 urkundlich erwähnt, war also zur<br />

Paracelsuszeit bekannt.<br />

Heute hat das Moor eine Aus<strong>de</strong>hnung<br />

von 2<strong>20</strong> ha und liegt zwischen Hajek<br />

68<br />

(Soos) und Kathar˘ina (Katerinadorf). Im<br />

Moor dieses 427 m hoch gelegenen Naturschutzgebietes<br />

strömen Kohlendioxid<br />

und Schwefelwasserstoff aus trichterförmigen<br />

Vertiefungen, sog. Mofetten aus.<br />

Beson<strong>de</strong>rs nach Regentagen wirbelt es<br />

eine breiige Masse hoch. Durch Oxidation<br />

ergibt sich ein gelber Schwefelbelag<br />

neben braunen Huminsäuren im<br />

Schaum. Am Seebo<strong>de</strong>n liegt eine rissige<br />

Kieselgurschicht aus abgesetzten Kieselguralgen.<br />

Diese einige Meter dicke<br />

Schicht verhin<strong>de</strong>rt Pflanzenwachstum.<br />

Kieselgur ist mit Mineralien gesättigt, die<br />

<strong>bei</strong> trockenem Wetter auskristallisieren<br />

und auf <strong>de</strong>r Oberfläche eine Salzschicht<br />

bil<strong>de</strong>n. Die am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Moores spru<strong>de</strong>ln<strong>de</strong><br />

Cisar˘sky´ pramen (Kaiserbrunnen)<br />

genannte Quelle, gilt neben <strong>de</strong>r Veraquelle<br />

<strong>bei</strong> einer Wassertemperatur von<br />

18,4°C als wärmste <strong>de</strong>s Reviers, wahrscheinlich<br />

durch Mischung von Tiefenund<br />

Oberflächenwasser. (Zum Vergleich:<br />

Die Wasser in Warmbad und Wiesenbad<br />

weisen <strong>20</strong>°C auf). Der Moorabbau wur<strong>de</strong><br />

zur Erhaltung <strong>de</strong>s Reservates eingestellt.<br />

Kenner bezeichnen die Quellen <strong>bei</strong> Eger<br />

als »Kaliumsauerbrunnen«. 11 Die Wässer<br />

sind angereichert mit Eisensulfat, Calcium-Magnesium-bikarbonaten,<br />

Natriumhydrogen- und Natriumkarbonaten.<br />

Heute führt ein Bohlenweg durch<br />

das erschlossene Moor.<br />

Paracelsus bezieht seine Erkenntnisse aus<br />

<strong>de</strong>m Besuch <strong>de</strong>s Moores in die Nie<strong>de</strong>rschrift<br />

zu »Von <strong>de</strong>m Brunnen Göppingen<br />

/ auch von <strong>de</strong>m Brunnen vn<strong>de</strong>r Cobolentz<br />

/ und <strong>de</strong>m sawren Wasser in <strong>de</strong>m<br />

Moos vor Eger« ein. »Diese sauren Brunnen<br />

nemmend gleichen vrsprung / doch mit etlicher<br />

vn<strong>de</strong>rscheyd in jhn selbst. Als Göppingen ist ein<br />

gemein Wasser / vnd empfahet sein Sewre auß<br />

<strong>de</strong>n Mineralibus, dadurch es lafft / Vitrioli,<br />

Cupri vnnd Ferri ... Das Bad bey Cobolentz ist<br />

ohn Tugend zu ba<strong>de</strong>n, / aber zu trincken hatt es<br />

ettlichs theyls ein Arth an ihm / <strong>de</strong>n Magen zu<br />

stercken / die Feule darauß zu treiben.«


Zu <strong>de</strong>n Quellen <strong>bei</strong> Eger notierte er:<br />

»Der Brunnen zu Eger nimpt sein Sewre auß<br />

<strong>de</strong>r Feule <strong>de</strong>ß Mooß / hatt ein kleinen anhang<br />

von <strong>de</strong>n bemelten Mineralibus«. 12<br />

Ba<strong>de</strong>ort Teplitz<br />

Teplitz besitzt eine interessante <strong>Ges</strong>chichte.<br />

Keltische und römische Münzen<br />

aus <strong>de</strong>m 1. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n im<br />

ältesten Bad Böhmens gefun<strong>de</strong>n. 1160<br />

bauten Benediktiner um die warmen<br />

Quellen ein Kloster. Zur Wen<strong>de</strong> vom 13.<br />

zum 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt entstand die Stadt<br />

Teplitz. 1561 gab es in Teplitz 138 Häuser,<br />

17 in <strong>de</strong>r Vorstadt und 5 Mühlen. Es<br />

könnten 900 Personen hier gelebt haben.<br />

Informationen und historische Quellen<br />

dazu sind sehr knapp.<br />

In <strong>de</strong>r ältesten Beschreibung »De thermis<br />

Teplicensibus« von 1561 wird eine<br />

Urquelle erwähnt, die auch als Heilbad<br />

diente. Kranke mit »offenen <strong>Ges</strong>chwüren<br />

und schweren Hautkrankheiten« durften<br />

es nicht besuchen. 13<br />

»Die Urquelle an <strong>de</strong>r Stadtmauer ist auch<br />

heute noch die ergiebigste Heilquelle, in alten<br />

örtlichen tschechischen Belegen genannt Aukrop,<br />

zu <strong>de</strong>utsch Spru<strong>de</strong>l. Im Stadtgebiet, in<br />

<strong>de</strong>r Vorstadt und in Sanov (Schönau) befan<strong>de</strong>n<br />

sich weitere Quellen, <strong>de</strong>ren Zahl sich im<br />

Verlaufe <strong>de</strong>r Jahrhun<strong>de</strong>rte än<strong>de</strong>rte.« 13<br />

<strong>Bombastus</strong> vergleicht die Zusammensetzung<br />

<strong>de</strong>r Wasser zu »Döpplitz in Böhemen«<br />

(gemeint Teplitz) mit <strong>de</strong>nen »von Ba<strong>de</strong>n<br />

(<strong>bei</strong> Wien W. L.) in Oesterreich vnd von<br />

Villacher Bad«. Erst stellt er fest, dass<br />

»...diese drey Bä<strong>de</strong>r nemmend ein gleichen Vrsprung<br />

/ vnnd kommen auß <strong>de</strong>n Kalchsteinen<br />

/ jedoch so bringen sie kein Tugend mit ijhnen...«<br />

Dann formuliert er »Die Dopplitz /<br />

Oesterreichische Ba<strong>de</strong>n / Villach vergleichen<br />

sich <strong>de</strong>n Kräfften Ligustici.«<br />

Eine Untersuchung mittelalterlicher<br />

und volkskundlicher Pflanzenbezeichnungen<br />

ergab, dass es sich <strong>bei</strong> Ligusticum<br />

um Dol<strong>de</strong>nblütler han<strong>de</strong>lt, die wir<br />

als Brustwurz, Engelwurz (Apiaceae) o<strong>de</strong>r<br />

Angelika kennen. 14 Nach einem Text <strong>de</strong>r<br />

Hil<strong>de</strong>gard von Bingen 15 gilt Ligusticum<br />

auch für Liebstöckel, »gegen Druse, im<br />

Hals geschwollene A<strong>de</strong>rn«. Diese Wässer<br />

gleichen in ihrer Wirkung also <strong>de</strong>n ätherischen<br />

Ölen dieser Pflanzen zum Einreiben<br />

gegen Rheuma und Gicht. Paracelsus<br />

hat diese Erfahrung aus <strong>de</strong>m Tal <strong>de</strong>r Eger<br />

mit seinen Erkenntnissen aus <strong>de</strong>n Bä<strong>de</strong>rn<br />

von Ba<strong>de</strong>n, Pfeffers, Gastein und Villach<br />

verglichen und nie<strong>de</strong>rgeschrieben. Nach<br />

Künßberg 16 hat Paracelsus in Mailand<br />

Engelwurz gegen die Pest verabreicht.<br />

Angelikasaft wirke als höchste Arznei<br />

gegen innere Infektionen, als Herzmittel<br />

und sei wirksam <strong>bei</strong> Blähungen.<br />

<strong>Bombastus</strong>’ geologische Formulierung<br />

wird bestätigt:<br />

»In <strong>de</strong>r Teplitzer Umgebung befin<strong>de</strong>n sich krei<strong>de</strong>haltige<br />

sekundäre Gebirgssedimente (Mesozoikum),<br />

welche jünger sind als die Alpenkalksteine<br />

in Österreich.« 13<br />

Die mo<strong>de</strong>rne Geophysik kennt heute<br />

auch einen Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r<br />

Hydrochemie <strong>de</strong>r Quellwässer und seismischen<br />

Aktivitäten, <strong>de</strong>n sog. Schwarmbeben<br />

im Vogtland und NW-Böhmen. 17<br />

Im Bergbaurevier von Graupen<br />

Von Teplitz aus wandte sich <strong>Bombastus</strong><br />

in das Grenzgebirge von Böhmen nach<br />

Sachsen. Beim Einstieg in die Wäl<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Erzgebirges kam Paracelsus in die Gegend<br />

um »Grauppen gegen Brixen«. Er<br />

erkun<strong>de</strong>te hier <strong>de</strong>n Südabhang <strong>de</strong>s Erzgebirges<br />

zwischen »Brixen«, das ist Brüx<br />

(heute Most) und <strong>de</strong>m Mückenberg<br />

(Komár˘i viz˘ka). Verzwillingte Zinnsteinkristalle,<br />

Kassiterite, sog. »Visier- o<strong>de</strong>r<br />

Zinngraupen«, gaben <strong>de</strong>m Ort Graupen<br />

(Krupka) <strong>de</strong>n Namen. 18 Erste Schurfar<strong>bei</strong>ten<br />

erfolgten schon 1297. Um 1300<br />

wur<strong>de</strong> Krupka zur Freien Bergstadt erklärt,<br />

1330 die Burg als Verteidigungsanlage<br />

errichtet. 1478 erhielt <strong>de</strong>r Ort das<br />

Stadtwappen und einige Stadtrechte.<br />

69


Die Region Krupka gehörte bereits an<br />

<strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> vom 12. zum 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

mit <strong>de</strong>n Lagerstätten von Schlaggenwald<br />

(Horni Slavkov) und Kaiserwald (Slavkovsky<br />

Les) zu <strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utendsten Zinnabbau-Revieren<br />

Europas, die <strong>de</strong>r englischen<br />

Zinnlieferung eine harte Konkurrenz<br />

boten. Bereits 1250 bewirkten die beachtlichen<br />

Mengen sächsisch-böhmischer<br />

Zinnfun<strong>de</strong> einen Preissturz <strong>de</strong>s englischen<br />

Zinns auf <strong>de</strong>n damaligen westeuropäischen<br />

Märkten. Im Umkreis von<br />

Graupen wur<strong>de</strong> Kassiterit gewonnen und<br />

gewaschen. Dominierten anfangs flache<br />

Tagebaue, erfolgte <strong>de</strong>r Abbau zur Zeit<br />

<strong>de</strong>s <strong>Bombastus</strong> in Stollen, <strong>de</strong>ren Reviernamen<br />

noch heute bekannt sind:<br />

Mückenberg, Knö<strong>de</strong>l, Klösenberg,<br />

Preißelberg.<br />

Nach Vollendung eines Wasserlösestollens<br />

existierten En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

etwa 150 Gruben im Revier. Der<br />

Dürrholz Erbstollen, 36 m unter <strong>de</strong>m<br />

Stola Stary Martin existierend, hatte immerhin<br />

eine Länge von 786 Lachter. Hier<br />

konnte <strong>Bombastus</strong> die Gewinnung <strong>de</strong>r<br />

Kassiterit-Erze kennen lernen, <strong>de</strong>n<br />

Schmelzprozess und sich auch über<br />

Krankheiten <strong>de</strong>r Bergleute und Hüttenar<strong>bei</strong>ter<br />

informieren.<br />

Heute begegnen <strong>de</strong>m Besucher <strong>bei</strong> seiner<br />

Wan<strong>de</strong>rung vom Komar˘i viz˘ka aus<br />

hinab ins Tal jahrhun<strong>de</strong>rtealte Hal<strong>de</strong>n,<br />

beson<strong>de</strong>rs die große Pinge. Ein Besuch<br />

<strong>de</strong>s Touristenstollens Stary Martin führt<br />

in die Welt untertage. Auch die Bergwerkskirchen<br />

und <strong>de</strong>r Glockenturm zu<br />

Krupka sollten nicht vergessen wer<strong>de</strong>n.<br />

Es liegt nahe, dass Paracelsus auch <strong>de</strong>n<br />

Bergbau im benachbarten Zinnwald und<br />

Altenberg kennen lernte. Das Zinnerz<br />

führen<strong>de</strong> <strong>Ges</strong>tein, ein sog. Greisen,<br />

wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n alten Bergleuten auch<br />

Zwitter genannt, weil Teile <strong>de</strong>s ursprünglichen<br />

<strong>Ges</strong>teins erhalten geblieben sind,<br />

an<strong>de</strong>re Teile umgewan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n. Der<br />

Bergbau begann etwa um 1440 durch<br />

Unternehmer und erfahrene Bergleute<br />

aus Krupka und Freiberg. In Altenberg<br />

erfolgte <strong>de</strong>r Abbau anfangs durch Feuersetzen.<br />

Der chaotisch betriebene Bergbau<br />

(Feuersetzweitungen) führte später zu<br />

mehreren Bergstürzen, 1545 erfolgte <strong>de</strong>r<br />

erste Pingenbruch. An <strong>de</strong>r Oberfläche ist<br />

heute ein 380 bis 440 m Durchmesser betragen<strong>de</strong>r<br />

Trichter, die »Altenberger<br />

Pinge«, vom größten Bruch aus <strong>de</strong>m<br />

Jahre 16<strong>20</strong>, ausgebil<strong>de</strong>t. In seiner Ar<strong>bei</strong>t<br />

»Von <strong>de</strong>r Bergsucht o<strong>de</strong>r Bergkranckheiten...«<br />

untersuchte Paracelsus die Krankheiten<br />

<strong>de</strong>r Bergleute und Hüttenar<strong>bei</strong>ter.<br />

Er stellte fest, daß vitriolische, schweflische,<br />

arsenikalische Wässer die Haut zerfressen.<br />

Lungenschwindsucht drohte.<br />

Kälte und Nässe in <strong>de</strong>n Stollen hinterließen<br />

ihre Spuren. Dämpfe durch Feuersetzen<br />

erwiesen sich als sehr gefährlich. 19<br />

<strong>Bombastus</strong> war überzeugt, dass je<strong>de</strong><br />

Krankheit ihre eigenen Ursachen hatte<br />

und <strong>de</strong>shalb zielgerichtet behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />

musste. Heilpflanzen von »Wiesen<br />

und Matten« stan<strong>de</strong>n im Vor<strong>de</strong>rgrund,<br />

Produkte <strong>de</strong>r Chemotherapie nur unter<br />

<strong>de</strong>m Blickpunkt <strong>de</strong>r Dosis eines Giftes. <strong>20</strong><br />

Viele Krankheiten wur<strong>de</strong>n vom Firmament<br />

regiert, stan<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>m Einfluss<br />

<strong>de</strong>r Sterne.<br />

In die mögliche Besuchszeit <strong>de</strong>s Altenberger<br />

Revieres durch <strong>Bombastus</strong> fällt die<br />

Einführung <strong>de</strong>r ersten Nasspochwerke<br />

durch das Patent <strong>de</strong>s Sigismund von Maltitz.<br />

21<br />

Auch die Ortsnamen Zinnwald und Seiffen<br />

geben Auskunft über die Bergwerksar<strong>bei</strong>t<br />

jener Zeit. Die Zinngewinnung erfolgte<br />

in Seiffen vorwiegend im<br />

fließen<strong>de</strong>n Wasser und ruhte im Winter.<br />

So entwickelte sich später das Schnitzen<br />

aus Freu<strong>de</strong> am Formen <strong>de</strong>s Holzes.<br />

Zink und Zinn eigneten sich für neue<br />

Legierungen. Für Antimon und Quecksilber<br />

nennt Paracelsus Verwendungen in<br />

<strong>de</strong>r Heilkun<strong>de</strong>. Eine Stufe »behaimisch Erz<br />

70 70


Quarz« hat ihm so gut gefallen, dass man<br />

sie nach seinem To<strong>de</strong> in seinem Nachlass<br />

fand.<br />

Noch bleiben einige Fragen offen, die es<br />

in Zukunft zu klären gilt.<br />

So empfiehlt R. Sennewald über die<br />

osterzgebirgischen Grundherrschaften zu<br />

recherchieren, mit <strong>de</strong>nen <strong>Bombastus</strong><br />

hätte Kontakt aufnehmen können. Es<br />

waren Grundherren mit Verstand für<br />

Montanproduktion, so die Maltitze in<br />

Dippoldiswal<strong>de</strong>, die Kölbel in Naundorf,<br />

die Bünaus in Lauenstein. Auch in Böhmen<br />

müsste man die Grundherrschaften<br />

in die erweiterte Forschung einbeziehen,<br />

so in <strong>de</strong>n Bergbauregionen von Graupen,<br />

Niklasberg und Klostergrab.<br />

1 Schrö<strong>de</strong>r, Christoph: Exkursion Sommer <strong>20</strong>03.<br />

2 Sudhoff, Karl: Paracelsus im heutigen Sachsen.<br />

Glückauf 1, 53. Jg. (1933).<br />

3 Von Natürlichen Bä<strong>de</strong>rn. In: Huser, Johann:<br />

Aureoli Philippi Theophrasti Bombasts von Hohenheim<br />

Paracelsus / <strong>de</strong>ß edlen / Hochgelehrten<br />

/ Fürtrefflichsten / Weitberühmtesten Philosophi<br />

und Medici OPERA Bücher und Schriften...<br />

Straßburg Anno M.DC.XVI.<br />

Zu <strong>de</strong>n Bä<strong>de</strong>rschriften <strong>de</strong>s Paracelsus gehören<br />

weiterhin: »Bruchstücke von Thermalwässern«,<br />

»Von <strong>de</strong>n natürlichen Wässern« und »Von <strong>de</strong>s<br />

Ba<strong>de</strong>s Pfäffers Tugen<strong>de</strong>n, Kräften und Wirkung«.<br />

Siehe auch Klinger, Wolfgang: Ansichten <strong>de</strong>s Paracelsus<br />

zu Bä<strong>de</strong>rn und Kuren, in: Manuskripte,<br />

Thesen, Informationen Nr.4-2 1993, S. 3-9.<br />

Hg. <strong>Bombastus</strong>-<strong>Ges</strong>ellschaft e.V. Dres<strong>de</strong>n.<br />

Weiterhin Aschner, Bernhard: PARACELSUS.<br />

Sämtliche Werke. III. Band, Jena 1930, S. 717.<br />

Herzog, E.: <strong>Ges</strong>chichte <strong>de</strong>s Zwickauer Steinkohlenbergbaus,<br />

Dres<strong>de</strong>n 1852.<br />

4 Agricola Georgius: Ausgewählte Werke, Berlin<br />

1955, Band III, S. 311, 254,<br />

Hg. Hans Prescher, Staatliches Museum für Mineralogie<br />

und Geologie Dres<strong>de</strong>n.<br />

Nachfolgend Agricola-<strong>Ges</strong>amt-Ausgabe (AGA)<br />

genannt.<br />

ANMERKUNGEN<br />

Eine Schrift gibt Rätsel auf. »De natura<br />

rerum neun Bücher« war seinerzeit ein<br />

Fachbuch über die sieben Metalle. Es soll<br />

auch von Paracelsus sein, hat aber nach<br />

Ganten<strong>bei</strong>n 22 einen unbekannten Verfasser,<br />

<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Welle <strong>de</strong>r Paracelsus-<br />

Bücher schwamm. Es ist für uns insofern<br />

interessant, da sich ein handgeschriebenes<br />

Exemplar mit einem original mittelalterlichen<br />

Le<strong>de</strong>reinband in <strong>de</strong>r historischen<br />

Abteilung <strong>de</strong>r Bibliothek <strong>de</strong>r TU<br />

Bergaka<strong>de</strong>mie Freiberg befin<strong>de</strong>t und mit<br />

einem Eintrag aus <strong>de</strong>r Bibliothek von<br />

Prof. Abraham Gottlob Werner versehen<br />

ist.<br />

5 AGA Bd. 2, Bermannus, Berlin 1955, S. 21.<br />

Siehe auch Techel: In »Plau<strong>de</strong>rei über Agricola als<br />

Arzt und die Medizin seiner Zeit« nimm er auch<br />

Bezug zu Paracelsus. In: AGA Bd. 2, S. 21-36.<br />

Zur Bergbaugeschichte <strong>de</strong>r Orte Annaberg,<br />

Ehrenfrie<strong>de</strong>rsdorf, Freiberg, Geyer, Graupen,<br />

Joachimsthal, Karlsbad, Kuttenberg (Kutno),<br />

Mückenberg, Schlaggenwald (Horni Slavkov)<br />

Schneeberg, Zinnwald siehe AGA Bd. 2, S.330 ff<br />

Wir verwen<strong>de</strong>n als Zitate aus <strong>de</strong>n Originaltexten<br />

in erster Formulierung die von <strong>Bombastus</strong> und<br />

Agricola verwen<strong>de</strong>ten <strong>de</strong>utschen Namensbezeichnungen.<br />

6 Reprint: Liber <strong>de</strong> Nymphis, Sylvis, Pygmaeis et<br />

Salamandris, et <strong>de</strong> Caeteris. Spiritibvs:<br />

Theophrasti Hohenheimensis. Reprint 1996,<br />

Nachwort von G. Pörksen. Basilisken-Presse.<br />

7 Komorni Hurka – Kammerbühl, In: Franzensba<strong>de</strong>r<br />

Kurier 11. Jg. Nr. 7, Oktober <strong>20</strong>01.<br />

8 AGA Bd. 3, De natura eorum, S.236.<br />

9 Heinrich, Wilfried: Wan<strong>de</strong>rung im schönen<br />

Egertal. In: Sachsenbummel, <strong>Heft</strong> 32, S.22.<br />

Siehe auch: Franzensbad, Ein Spaziergang durch<br />

die Stadt Frantis˘kovy Láznĕ. siehe auch Informationen<br />

zur Bä<strong>de</strong>rstad Karlsbad<br />

10 siehe Anm. 3, S. 1114.<br />

71 71


11 Informationen vom Rundgang durch das Moor.<br />

Notizen von Dieter Löwe, Bernd Meyer, Hans<br />

Vogt.<br />

Stanislav Burachovic (Karlsbad): Die Enzyklopädie<br />

<strong>de</strong>r böhmischen und mährischen Bä<strong>de</strong>r,<br />

Vortrag am 21.11.<strong>20</strong>02 zum 11. AGRICOLA-<br />

<strong>Ges</strong>präch in Chemnitz.<br />

12 siehe Anm. 3, S. 1115.<br />

13 Spicka, Dusan, Budinska Jitka, Regionalni Muzeum<br />

v Teplicich, Briefwechsel, Sept. <strong>20</strong>03.<br />

14 Ickert, Günter: Persönliche Information,<br />

Oktober <strong>20</strong>01.<br />

15 Reier, Herbert: Die alt<strong>de</strong>utschen Heilpflanzen,<br />

ihre Namen und Anwendungen in <strong>de</strong>n literarischen<br />

Überlieferungen <strong>de</strong>s 8.bis 14. Jahrhun<strong>de</strong>rts.<br />

Kiel 1983, S.315.<br />

16 Künßberg, Edgarda u.a.: Die Heilpflanzen <strong>de</strong>s<br />

Paracelsus. Salzburg 1993.<br />

17 Hösel, Günter: Persönliche Information,<br />

Oktober <strong>20</strong>01.<br />

18 Sejkora, Jiri: Der Bergbaubezirk Krupka (Graupen),<br />

Krusne hory, Tschechische Republik, in:<br />

Lapis, 18, 4/98.<br />

72<br />

Paulis, Petr, Reiner Haake: Zur Geologie und<br />

Mineralogie <strong>de</strong>r Lagerstätten in <strong>de</strong>r Umgebung<br />

von Krupka (Graupen) <strong>bei</strong> Teplice (Teplitz) in<br />

Böhmen, in: Mineralien-Welt, 2/95, S. 46 ff.<br />

Weiterhin: Hallwich, <strong>Ges</strong>chichte <strong>de</strong>r Bergstadt<br />

Graupen in Böhmen, Prag 1868.<br />

19 Theophrasti Paracelsi von Hohenheim / bey<strong>de</strong>r<br />

Artzney Doctor. Von <strong>de</strong>r Bergsucht o<strong>de</strong>r Bergkranckheiten<br />

drey Bücher / inn dreyzehen Tractat<br />

verfast vnnd beschriben wor<strong>de</strong>n.<br />

Son<strong>de</strong>rdruck <strong>de</strong>r Deutschen <strong>Bombastus</strong>-<strong>Ges</strong>ellschaft<br />

e.V., Dres<strong>de</strong>n <strong>20</strong>01.<br />

<strong>20</strong> Sudhoff, Karl, Septem Defensiones in Bd. 11,<br />

S. 138: »Allein die Dosis…«<br />

21 Sennewald, Rainer: Exkursionsmaterial, Zinnbergbau<br />

im Osterzgebirge, Manuskript 1994.<br />

22 Ganten<strong>bei</strong>n, Urs Leo: Die Beziehungen zwischen<br />

Alchemie und Hüttenwesen im frühen<br />

16. Jahrhun<strong>de</strong>rt, insbeson<strong>de</strong>re <strong>bei</strong> Paracelsus<br />

und Georgius Agricola. In: Mitteilungen Nr. 15<br />

(<strong>20</strong>00). Hg. Fachgruppe »<strong>Ges</strong>chichte <strong>de</strong>r Chemie«<br />

in <strong>de</strong>r <strong>Ges</strong>ellschaft Deutscher Chemiker.<br />

Dr. Werner Lauterbach · Hainichener Straße 3 · 09599 Feiberg<br />

Der Beitrag dient <strong>de</strong>r Vorbereitung <strong>de</strong>r Bildungsreise <strong>20</strong>04.


MANUSKRIPTE – THESEN – INFORMATIONEN<br />

SACHREGISTER DER HEFTE 1-<strong>20</strong><br />

A<strong>de</strong>pten 17-10, 18-53<br />

Agricola 3-6, 19-7f., 19-15, <strong>20</strong>-33f., <strong>20</strong>-37ff.,<br />

<strong>20</strong>-66, <strong>20</strong>-68, <strong>20</strong>-71f.<br />

Aids 5-2, 9-11<br />

Alchemie 2-3f., 2-8f., 3-6, 4-19, 5-4, 5-9, 5-19,<br />

5-26, 8-16, 10-11, 10-23, 11-13f., 14-14,<br />

14-36, 14-46, 15-19, 16-5ff., 17-8, 17-21,<br />

18-39, 18-43, 18-46, 19-7, <strong>20</strong>-31, <strong>20</strong>-35ff.,<br />

<strong>20</strong>-60, <strong>20</strong>-72<br />

Allergien 5-2, 9-11, 17-25<br />

Almosen 10-24, 15-7<br />

Amulette 11-8<br />

Angstsyndrom 13-8f.<br />

Apotheker 1-3, 5-9, 6-19, 7-13, 10-17, 10-39f.,<br />

10-59, 13-13, 14-28, 15-3, 16-6, 19-19, <strong>20</strong>-16,<br />

<strong>20</strong>-<strong>20</strong><br />

Ar<strong>bei</strong>t 1-1, 2-2, 2-8, 2-10, 2-12, 3-6f., 3-14, 4-1,<br />

4-10, 4-12, 5-9, 5-16, 7-1, 7-3, 7-24f., 7-27,<br />

8-4, 8-7ff., 8-16f., 8-23f., 8-26, 8-28, 9-1f.,<br />

9-4, 9-6f., 9-10, 10-4f., 10-9, 10-24f., 10-44,<br />

10-50, 10-56, 10-65, 11-1, 11-15f., 11-19,<br />

12-3, 12-10, 13-1f., 13-5f., 13-12, 13-15ff.,<br />

14-7, 14-26, 14-30, 14-43f., 14-59, 15-26,<br />

15-29, 16-5ff., 16-10f., 16-12, 16-18, 16-<strong>20</strong>,<br />

16-22, 17-3, 17-16, 17-<strong>20</strong>, 17-23f., 17-27,<br />

17-35, 17-38, 17-42f., 18-9, 18-19, 18-34,<br />

18-36, 18-38, 18-57, 19-11, 19-14<br />

arcana 5-13, 8-19, 10-52, 14-19, 14-28f., 14-40,<br />

17-10, <strong>20</strong>-4ff., <strong>20</strong>-10, <strong>20</strong>-13, <strong>20</strong>-17f., <strong>20</strong>-43,<br />

<strong>20</strong>-46, <strong>20</strong>-57, <strong>20</strong>-70<br />

Archeus 1-4, 8-15ff., 16-<strong>20</strong>, 19-16, <strong>20</strong>-45<br />

Aristoteles 1-9, 3-1, 3-10, 6-5, 7-3, 10-30, 10-61,<br />

11-16, 13-6, 13-13, 14-36f., 16-17, 18-45,<br />

<strong>20</strong>-32ff., <strong>20</strong>-53<br />

Arkanum 9-11, 10-40, 16-8<br />

Arsenik 3-8, 4-7, 19-12<br />

Arznei 1-5, 2-3ff., 2-10, 3-12, 4-1, 4-5ff., 4-15,<br />

5-1, 5-7, 5-12, 5-22, 5-25, 6-3f., 6-6, 6-9, 6-15,<br />

7-3f., 7-6, 7-12ff., 8-1, 8-15, 8-<strong>20</strong>, 8-24, 9-2ff.,<br />

9-10, 10-4, 10-52, 10-58f., 11-8, 12-3, 12-5f.,<br />

13-3, 14-6, 14-14f., 14-28, 14-41, 14-55f.,<br />

15-3, 15-10, 16-12f., 17-38, 18-10f., 18-27,<br />

18-37f., 18-46, 19-7, 19-11, <strong>20</strong>-9, <strong>20</strong>-11,<br />

<strong>20</strong>-15, <strong>20</strong>-69<br />

Arzt 1-1ff., 1-5, 2-3ff., 2-7ff., 3-3, 3-6f., 3-13,<br />

3-15f., 4-1, 4-6f., 4-9ff., 4-15, 4-17ff., 5-4,<br />

5-6ff., 5-12ff., 5-16ff., 5-30, 6-4ff., 6-10, 6-13,<br />

6-17f., 7-2f., 7-5f., 7-12ff., 7-16, 7-18, 7-21,<br />

7-25f., 8-2, 8-7f., 8-14, 8-17, 8-23, 9-1, 9-3ff.,<br />

9-10, 10-6, 10-9, 10-11f., 10-15, 10-<strong>20</strong>, 10-23,<br />

10-39, 10-40ff., 10-50f., 10-54, 10-56,<br />

10-58f., 10-63, 11-1f., 11-4f., 11-7f., 11-11,<br />

11-14, 11-17, 11-21f., 12-1ff., 12-14f., 12-18,<br />

12-22, 13-1, 13-3f., 13-6ff., 13-13, 13-15f.,<br />

14-5f., 14-8f., 14-11ff., 14-17, 14-24, 14-26ff.,<br />

14-33, 14-38f., 14-44f., 14-47, 14-54ff., 15-2f.,<br />

15-<strong>20</strong>, 16-6, 16-9, 16-12ff., 17-5f., 17-8,<br />

17-10, 17-12, 17-16, 17-19, 17-23, 17-34,<br />

17-37, 18-10f., 18-13ff., 18-18, 18-<strong>20</strong>, 18-26f.,<br />

18-29ff., 18-36ff., 18-41, 18-52, 19-7, 19-11,<br />

19-16ff., 19-21ff., <strong>20</strong>-4, <strong>20</strong>-8, <strong>20</strong>-11, <strong>20</strong>-14,<br />

<strong>20</strong>-16, <strong>20</strong>-27, <strong>20</strong>-65f., <strong>20</strong>-71<br />

Astrologie 4-5, 5-16, 14-29, 14-36, 15-19, 15-<strong>20</strong>,<br />

15-23f., 17-9, 17-12, 17-22f., 17-30, <strong>20</strong>-44,<br />

<strong>20</strong>-60<br />

Astronomie 2-3, 2-6f., 5-9, 5-12, 5-16, 5-21f.,<br />

8-15, 8-24, 10-23, 10-41, 11-16, 12-4, 14-15,<br />

14-29, 14-41, 15-19, 15-23, 16-6, 16-8, 17-9,<br />

18-39, 18-43, 18-57, <strong>20</strong>-10f., <strong>20</strong>-57, <strong>20</strong>-60<br />

Astrum 2-6f., 6-6, 11-8<br />

Aufklärung 1-4, 5-10, 5-21, 5-27, 10-35, 12-14,<br />

14-30, 14-34, 17-6, 18-32, 19-19, <strong>20</strong>-59f.<br />

Auge 2-4, 3-3, 8-7, 14-12f., 14-37, 15-26f., 16-10,<br />

18-37, <strong>20</strong>-25, <strong>20</strong>-31, <strong>20</strong>-37, <strong>20</strong>-56<br />

Augen 2-2, 2-4, 2-10, 3-3, 4-8, 5-24, 5-27, 6-9,<br />

6-12, 7-4, 8-16f., 10-59, 11-4f., 12-3, 13-2,<br />

13-15, 14-13f., 14-59, 15-11, 16-14f., 17-21,<br />

17-28, 18-45, 19-10, <strong>20</strong>-6, <strong>20</strong>-19, <strong>20</strong>-24f.<br />

Bä<strong>de</strong>r 3-5, 4-3ff., <strong>20</strong>-31, <strong>20</strong>-69, <strong>20</strong>-72<br />

Barmherzigkeit 5-13, 7-26, 9-10, 10-24, 10-65,<br />

14-23, 14-25f., 14-29, 14-30f., 15-10f, 15-14,<br />

18-31ff., 18-38<br />

Basel 1-2, 1-3, 1-10, 3-15, 5-9, 5-16, 5-18, 5-25,<br />

6-3, 6-7, 7-10, 7-15, 7-17f., 8-15, 8-26, 10-9,<br />

10-12, 10-<strong>20</strong>, 10-58, 10-67, 11-14, 12-4, 13-5,<br />

14-10, 14-21, 14-47, 14-50, 14-52, 15-14,<br />

15-17, 16-25, 17-5f., 18-7, 18-26, 19-16f.,<br />

19-23, <strong>20</strong>-38<br />

Behandlung 1-3, 3-5, 4-4, 4-6, 4-8f., 5-6, 7-11,<br />

8-15, 10-15, 11-7, 12-18, 13-1f., 14-40, 14-57,<br />

18-31, 18-36, <strong>20</strong>-36, <strong>20</strong>-39, <strong>20</strong>-41<br />

Bergbau 3-3ff., 4-10, 4-15, 4-19, 11-21, 17-29,<br />

19-7ff., 19-11, 19-15, <strong>20</strong>-39, <strong>20</strong>-41, <strong>20</strong>-70<br />

Bergleute 3-4, 3-7f., 4-12, 5-28, 19-6, 19-8ff.,<br />

<strong>20</strong>-18, <strong>20</strong>-31, <strong>20</strong>-37, <strong>20</strong>-70<br />

Bergmannsfrömmigkeit 19-6, 19-8<br />

Bibel 1-9, 3-10, 4-15, 5-18, 10-23, 10-30, 10-46,<br />

10-47, 10-49, 10-53, 10-61, 10-63, 11-15,<br />

11-17, 12-5, 13-<strong>20</strong>, 14-40f., 14-46, 15-6ff.,<br />

15-12, 15-14, 17-11, 17-13, 17-41, 18-14f.,<br />

18-17, 18-28, 18-34, 18-44f., 18-47, 18-53f.,<br />

18-59, 19-12, <strong>20</strong>-2, <strong>20</strong>-57<br />

Blut 3-12, 7-11, 8-16, 10-17, 10-47f., 10-61,<br />

10-64, 12-5, 12-12, 13-2, 13-6, 13-16, 15-11,<br />

73


17-11, 17-18, 17-33, 18-28, <strong>20</strong>-18f.<br />

Böhme 5-4, 5-15f., 5-18ff., 5-30, 8-6, 8-10, 9-2,<br />

10-4, 10-23f., 10-31f., 10-37, 13-2, 13-18,<br />

15-25, 17-1, 17-3ff., 17-10ff., 17-34, 17-39,<br />

18-43ff., 18-47ff., 19-3ff., <strong>20</strong>-8f., <strong>20</strong>-15, <strong>20</strong>-63<br />

<strong>Bombastus</strong> 1-1f., 1-6f., 1-11, 2-3, 2-8, 2-11,<br />

3-1ff., 3-7, 3-10f., 4-1, 4-3, 4-9ff., 4-16, 4-18f.,<br />

5-1ff., 6-3, 6-9, 6-19, 7-2f., 7-22, 7-24, 8-1ff.,<br />

8-9, 8-23, 8-27, 9-1f., 9-11, 10-2ff., 10-15,<br />

10-<strong>20</strong>, 10-39, 10-50, 10-68f., 10-70, 11-1f.,<br />

11-11, 11-17f., 11-21f., 11-24, 12-2f., 12-9,<br />

12-21, 13-3, 13-6, 13-13ff., 14-3ff., 14-10,<br />

14-47, 14-50, 14-54, 14-60, 15-1, 15-3,<br />

15-28f., 16-1, 16-4, 16-9, 16-24, 17-1, 17-3,<br />

17-5, 17-35ff., 17-42, 18-4, 18-6ff., 18-12f.,<br />

18-25, 18-41f., 18-53, 18-60ff., 19-2f., 19-6ff.,<br />

19-11, 19-15, 19-<strong>20</strong>f., <strong>20</strong>-4ff., <strong>20</strong>-14, <strong>20</strong>-65ff.<br />

Brot 2-8, 4-7, 6-3, 8-16ff., 8-<strong>20</strong>ff., 13-18, 15-6,<br />

16-<strong>20</strong>, 19-9, <strong>20</strong>-8<br />

Chakra 15-21, 15-23<br />

Chemiker 3-6, 3-9f., 5-11, 6-10, 7-3, 8-12, 18-10,<br />

18-60, <strong>20</strong>-16, <strong>20</strong>-72<br />

Christ 1-1, 1-5, 2-10, 3-2, 3-13, 4-11, 4-14f., 5-1,<br />

8-3, 8-18, 9-3, 9-9f., 10-37, 10-47, 10-53,<br />

10-61, 10-65, 11-10, 11-15, 13-15, 14-25,<br />

15-2f., 15-12ff., 16-22, 16-24f., 17-2, 17-6,<br />

17-36, 17-41, 18-28, 18-31, 19-12, <strong>20</strong>-11ff.,<br />

<strong>20</strong>-27, <strong>20</strong>-59<br />

Christus 4-1, 4-11, 4-13ff., 6-5, 7-15, 9-3, 9-7ff.,<br />

10-13, 10-27, 10-29, 10-30, 10-37, 10-46ff.,<br />

10-53f., 10-58, 10-63, 10-66, 11-12, 11-16,<br />

12-2, 12-5f., 13-15, 14-14, 14-16f., 14-26,<br />

14-42, 14-45, 15-1ff., 16-5, 16-10ff., 16-18,<br />

16-<strong>20</strong>, 16-25f., 17-8, 17-11, 17-40f., 18-14f.,<br />

18-18, 18-22, 18-28f., 18-31, 18-33, 18-41,<br />

18-44f., 18-47, 18-51, 18-54, 18-56, 18-59,<br />

19-10, <strong>20</strong>-2, <strong>20</strong>-11, <strong>20</strong>-19, <strong>20</strong>-25ff., <strong>20</strong>-45,<br />

<strong>20</strong>-58f.<br />

Defensiones 4-18, 6-4, 6-7, 6-11, 10-12, 14-7f.,<br />

14-52, 16-9ff., 18-23, 18-42, <strong>20</strong>-72<br />

Deutschritter 10-3, 10-56, 11-22<br />

Dialektik 1-11, 2-6f., 2-10, 5-<strong>20</strong>, 8-7, 8-10, 12-1,<br />

15-<strong>20</strong>, 17-12, <strong>20</strong>-8f., <strong>20</strong>-11, <strong>20</strong>-14f.<br />

Disharmonie 1-4, 2-5, 3-13, 4-1, 4-16, 5-2, 6-9,<br />

9-5ff., 9-11, 14-7f., 17-10, 18-54, 18-60<br />

Dosis 7-5, 7-11, 8-<strong>20</strong>, 9-4ff., 18-37, <strong>20</strong>-70, <strong>20</strong>-72<br />

Duft 3-11ff., 7-8f., 11-21, 14-12, 14-<strong>20</strong>, 18-53<br />

E<strong>de</strong>lsteine 4-6, <strong>20</strong>-37<br />

Eger 3-5, 4-6, 4-8, 5-24, 19-6, <strong>20</strong>-7, <strong>20</strong>-65ff.<br />

Ehe 4-1, 4-10, 7-19, 8-4, 9-8f., 10-56, 11-19,<br />

16-17, 18-14ff., 18-21, 18-25, 18-54, 18-57f.,<br />

19-2, <strong>20</strong>-54<br />

Eheauffassung 18-14, 18-16, 18-18, 18-21,<br />

18-25<br />

Ehre 5-6f., 6-16, 7-16, 8-26, 10-31, 10-39, 10-44,<br />

10-60, 10-68, 17-33, 17-37, 18-51<br />

74<br />

Einheit 1-7, 1-11, 2-5, 3-11, 4-11, 5-6, 5-11,<br />

5-<strong>20</strong>, 5-28, 6-5, 6-15, 8-6, 8-10, 10-23, 12-21,<br />

13-18, 14-30, 14-35, 14-38f., 14-47, 14-59,<br />

16-3, 16-18, 17-9, 17-13, 18-14f., 18-19,<br />

18-41, 18-46, 18-52ff., 18-60, <strong>20</strong>-58f.<br />

Einsie<strong>de</strong>ln 1-2, 1-4, 3-3, 4-4, 4-10, 5-1, 5-4, 5-8,<br />

5-14, 7-3, 7-15f., 7-18, 7-24, 8-26, 9-1, 10-11,<br />

10-39, 10-57, 12-3, 13-3, 14-10, 15-7, 16-4,<br />

17-5, 17-35, 18-4, 18-7, 18-<strong>20</strong>, 18-21, 18-33,<br />

19-9, 19-11, 19-13, 19-15, <strong>20</strong>-16<br />

Elementargeister 6-8, 11-19, 19-18, 19-19, 19-<strong>20</strong>,<br />

19-21, 19-22, 19-24, <strong>20</strong>-2, <strong>20</strong>-17ff.<br />

Elemente 2-7, 5-27f., 6-6, 7-4, 8-6, 8-8, 9-6,<br />

10-33, 11-5, 11-14, 11-19, 13-14, 14-55,<br />

15-21, 16-14, 16-23, 17-9, 17-23, 17-30,<br />

17-43, 18-45, 18-51, <strong>20</strong>-5, <strong>20</strong>-18, <strong>20</strong>-21ff.,<br />

<strong>20</strong>-35, <strong>20</strong>-40, <strong>20</strong>-43, <strong>20</strong>-53, <strong>20</strong>-57, <strong>20</strong>-67<br />

Elixier 7-5<br />

Engel 2-1, 5-18, 11-14ff., 11-19, 12-<strong>20</strong>, 17-11,<br />

18-40, 18-48, 18-59, 19-13, <strong>20</strong>-14, <strong>20</strong>-26<br />

Ens 2-6, 6-13, 8-18, 16-8, 17-9<br />

ens <strong>de</strong>i 14-40<br />

Erbe 1-8, 7-17, 9-2, 10-2, 10-28, 10-37, 10-44,<br />

10-48f., 10-58, 12-9, 13-2, 14-3, 14-5, 14-7,<br />

18-23, 18-50, 19-24, <strong>20</strong>-65<br />

Er<strong>de</strong> 2-3ff., 3-7, 3-11, 3-15, 4-2f., 4-6, 4-9, 5-15,<br />

5-18ff., 5-24, 5-27ff., 6-4, 6-8f., 6-12ff., 7-1f.,<br />

7-4, 7-9, 7-13f., 7-17, 7-19f., 8-5ff., 8-16, 9-2,<br />

9-6, 9-9, 10-4f., 10-11, 10-52, 11-19, 12-15,<br />

14-24, 14-41, 14-43, 14-46, 14-54f., 15-19,<br />

15-26, 16-19, 17-2, 17-9, 17-11, 17-22f., 17-24,<br />

17-27, 17-30, 17-31, 17-33, 18-23, 18-28,<br />

18-40, 18-48, 18-53, 18-59, 19-12, <strong>20</strong>-8,<br />

<strong>20</strong>-17, <strong>20</strong>-19, <strong>20</strong>-22ff., <strong>20</strong>-27, <strong>20</strong>-33, <strong>20</strong>-35,<br />

<strong>20</strong>-39, <strong>20</strong>-40f., <strong>20</strong>-57, <strong>20</strong>-59, <strong>20</strong>-66<br />

Erkenntnis 1-9, 1-11, 2-1ff., 2-8, 2-10, 3-15,<br />

4-10, 4-12, 4-14, 5-4ff., 5-13, 5-19, 5-28,<br />

5-31, 6-13, 6-15f., 7-19, 8-7, 8-18f., 9-2, 9-9ff.,<br />

10-51f., 10-61, 10-64f., 11-5, 11-12, 11-14,<br />

11-19, 12-5, 12-8, 13-7f., 14-7, 14-9, 14-12f.,<br />

14-<strong>20</strong>, 14-26, 14-29f., 14-34, 14-37ff.,<br />

14-44ff., 14-54, 14-59, 15-3, 15-5, 15-11,<br />

15-13, 15-27, 16-7, 17-1f., 17-4f., 17-8f., 17-13,<br />

17-15f., 17-18, 17-22f., 17-26, 17-31, 17-44,<br />

18-11, 18-21, 18-28, 18-40, 18-52ff., 18-56,<br />

18-58, <strong>20</strong>-2f., <strong>20</strong>-9f., <strong>20</strong>-18, <strong>20</strong>-27, <strong>20</strong>-42,<br />

<strong>20</strong>-44, <strong>20</strong>-46<br />

Ernährung 8-7, 8-15ff., 10-34, 13-18<br />

Erze 3-3f., 7-19, <strong>20</strong>-33, <strong>20</strong>-36, <strong>20</strong>-40f., <strong>20</strong>-70<br />

Erziehung 6-1, 13-13, 13-15ff., 14-29, 14-48,<br />

14-60, 17-17, 18-18ff., 18-22, 18-38, 18-42,<br />

18-52, 18-55, 18-57f., 19-9, 19-12<br />

Essen 4-7f., 8-15, 8-<strong>20</strong>, 10-48, 18-48, 19-24<br />

Ethik 1-3, 2-11, 4-1f., 4-18, 5-12, 5-15, 7-1, 7-6,<br />

7-24, 7-27, 8-1f., 8-15, 8-23, 9-2, 10-3ff.,<br />

10-39, 10-41, 10-44, 10-58, 10-61, 10-64ff.,


11-1f., 11-22, 12-6, 13-12, 14-4, 14-7f., 14-23,<br />

14-25f., 14-28ff., 14-54, 14-57, 14-59f., 15-2,<br />

15-8, 15-11, 15-27, 16-4, 16-19, 17-3f., 17-8ff.,<br />

17-13f., 17-36ff., 17-42f., 18-4, 18-11, 18-26,<br />

18-29ff., 18-35ff., 18-41, 18-61, 19-2, <strong>20</strong>-9,<br />

<strong>20</strong>-14f., <strong>20</strong>-43f.<br />

Europa 1-12, 3-1f., 3-4, 3-10, 4-9f., 4-15, 5-8,<br />

7-9, 7-15f., 7-18, 7-<strong>20</strong>, 8-24, 9-10, 10-15,<br />

10-22, 10-58, 11-21, 12-15, 12-23, 13-15,<br />

13-19, 14-10, 14-46, 15-4, 16-3, 16-5, 17-5,<br />

19-2, 19-8, 19-19, <strong>20</strong>-<strong>20</strong>, <strong>20</strong>-65<br />

Familie 1-2, 4-1, 4-10, 5-3f., 5-6, 5-25, 7-1, 7-3,<br />

8-5, 8-25, 9-10, 10-56, 10-58, 11-23, 12-8,<br />

12-22, 13-10, 13-15, 13-17ff., 14-60, 15-23,<br />

17-29, 17-35f., 18-6, 18-8ff., 18-17ff., 18-25,<br />

18-43, 18-52ff., 18-57f., 18-61, 19-2, 19-9<br />

Fasten 4-4, 8-15, 8-18f., 10-33, 12-22f.<br />

Festakt 5-1, 5-3f., 5-6, 8-25, 8-27, 9-1, 11-21,<br />

16-2, 17-35ff.,<br />

Feuer 2-4, 3-6, 3-8, 4-3, 5-19, 5-24, 5-27f., 6-5,<br />

7-17, 9-5, 10-11, 11-4, 11-8, 11-19, 12-4,<br />

14-35, 15-26, 16-19, 17-9, 17-22, 17-29f.,<br />

17-39, 19-19f., <strong>20</strong>-12f., <strong>20</strong>-22f., <strong>20</strong>-33, <strong>20</strong>-41,<br />

<strong>20</strong>-57, <strong>20</strong>-66f.<br />

Fieber 4-5f., 7-8, 16-12<br />

Firmament 2-6f., 4-15, 5-18, 5-28f., 11-6, 14-16,<br />

15-19, 15-21, 16-14, <strong>20</strong>-70<br />

Florenski 8-3ff., 11-22<br />

Flucht 2-1, 4-12, 7-15, 13-19, 15-14, 17-5, 17-11,<br />

19-6, 19-16, 19-<strong>20</strong><br />

Flüe 8-15, 8-17ff., 10-58, 11-1f., 12-22f.<br />

Forberger 5-24ff., 5-31, 10-4, 17-37<br />

Frau 1-2, 3-16, 5-3f., 5-28, 6-19, 7-17, 7-<strong>20</strong>, 7-25,<br />

7-26, 7-28, 8-4, 8-21, 8-25, 8-28, 10-68, 11-5,<br />

11-8, 11-18, 12-5, 12-11, 14-6, 14-56, 15-28,<br />

16-16, 17-1, 17-3, 17-36, 17-44, 18-9f., 18-15,<br />

18-18, 18-<strong>20</strong>, 18-25, 18-50, 18-54, 19-4, 19-9,<br />

19-14, <strong>20</strong>-4, <strong>20</strong>-54<br />

Frauen 4-4f., 4-12, 7-5, 7-11, 7-15, 10-9, 10-25,<br />

10-59, 12-5, 14-13, 14-27, 17-44, 18-18, 18-57,<br />

19-10, 19-23, <strong>20</strong>-21, <strong>20</strong>-67<br />

Fugger 1-8, 3-3, 3-6, 5-9, 12-4<br />

Gabalia 5-28<br />

Galen 5-26, 10-15, 12-4, 12-7, 12-10, 14-38,<br />

14-45, 16-17, 16-24, 18-30, 18-36, 18-45,<br />

19-17, 19-18, 19-24<br />

Ganzheit 5-4, 5-<strong>20</strong>, 6-17, 8-2, 8-7, 9-4, 10-11<br />

Gebärmutter 5-28, 8-21, 11-8, 12-11, 17-44<br />

Geist 1-6, 2-2, 2-5ff., 3-11, 3-13, 4-19, 5-8,<br />

5-18ff., 5-28f., 6-14, 7-1, 7-12, 7-<strong>20</strong>, 8-9, 8-18,<br />

8-<strong>20</strong>, 9-6f., 10-17, 10-30, 10-32, 10-37,<br />

10-46f., 11-2, 11-14ff., 12-1, 12-7, 12-17f.,<br />

12-23, 13-1, 13-17f., 14-6, 14-19ff., 14-26,<br />

14-44, 15-11, 15-16, 15-21, 16-7f., 16-17f.,<br />

16-22, 17-7, 17-9, 17-11, 17-13f., 17-17f.,<br />

17-41, 18-7f., 18-10, 18-23, 18-27, 18-31,<br />

18-33f., 18-43f., 18-47, 18-49ff. 18-60, 19-8,<br />

19-16, 19-23, <strong>20</strong>-2, <strong>20</strong>-14, <strong>20</strong>-17ff., <strong>20</strong>-23,<br />

<strong>20</strong>-26f., <strong>20</strong>-56, <strong>20</strong>-58f.<br />

Gemüt 2-4, 7-19, 11-6ff., 13-6, 14-29, 16-15,<br />

18-53, 19-13<br />

Gentechnologie 11-14<br />

<strong>Ges</strong>tirn 2-6f., 5-16, 5-21, 8-6, 10-11, 10-42,<br />

11-5f., 11-8, 12-18, 14-17, 14-48, 15-19ff.,<br />

15-24, 17-22f., 17-29, 19-22, <strong>20</strong>-11, <strong>20</strong>-13,<br />

<strong>20</strong>-41<br />

<strong>Ges</strong>tirne 2-6, 3-7, 10-60, 14-55, 15-1, 15-19,<br />

15-21, <strong>20</strong>-26, <strong>20</strong>-33<br />

<strong>Ges</strong>undheit 1-4, 2-4, 2-10, 3-14, 4-4, 5-3f., 5-6f.,<br />

6-16, 7-4f., 8-1, 8-6, 8-18, 8-25, 9-4, 11-2,<br />

11-23, 12-1, 12-5, 12-8, 13-8, 15-1, 15-23f.,<br />

16-8, 16-<strong>20</strong>, 17-35f., 18-18, 18-35ff., 18-41,<br />

18-54, 18-59f., 19-18, <strong>20</strong>-5f.<br />

Gift 2-2, 5-<strong>20</strong>, 7-3, 7-5, 9-4ff., 10-16, 10-40,<br />

13-18, 16-9, 17-9, 19-24<br />

Giordano Bruno 1-4, 19-17<br />

Glauben 1-9f., 2-4, 2-9, 2-11, 4-4, 4-10, 4-12,<br />

4-14f., 5-10, 6-8, 8-9, 9-7ff., 10-30, 10-41,<br />

10-44, 10-47ff., 10-57, 10-62, 11-7f., 12-5,<br />

13-1, 13-6, 13-13f., 14-14, 14-28, 14-34ff.,<br />

14-39ff., 14-59, 15-3, 15-6, 15-8f., 15-12,<br />

15-14, 15-16, 17-7, 17-15, 17-29, 18-28, 18-37,<br />

18-40, 18-45, 18-47, 18-50, 18-53, 18-59,<br />

18-61, 19-6, <strong>20</strong>-10ff., <strong>20</strong>-<strong>20</strong>, <strong>20</strong>-56<br />

Glück 4-18, 5-1, 6-1f., 6-16, 7-14, 8-2, 9-2, 9-11,<br />

11-22, 13-11, 17-6, 18-6, 18-57, 18-59f.,<br />

19-12f., 19-15, <strong>20</strong>-3<br />

Goethe 2-1, 3-15, 4-10, 4-19, 6-12, 6-15, 7-16,<br />

8-10, 8-11, 10-14, 10-33, 10-54, 12-3, 13-7,<br />

13-11, 13-16, 13-<strong>20</strong>, 14-3, 15-16, 17-37,<br />

17-42, 18-11, 18-21, 18-28, 18-41, 18-54,<br />

19-19, 19-24, <strong>20</strong>-2f., <strong>20</strong>-<strong>20</strong>, <strong>20</strong>-67<br />

Gold 2-5, 2-8, 3-4, 3-6f., 7-9, 10-19, 12-18,<br />

15-23, 16-6, 17-16, 17-25, 19-9, <strong>20</strong>-11, <strong>20</strong>-43<br />

Goldammer 1-3, 3-16, 4-2, 4-11, 4-17, 4-19f.,<br />

5-8, 5-14, 5-30ff., 6-17, 7-15, 7-21f., 8-12,<br />

8-14, 9-2, 10-3, 10-7, 10-<strong>20</strong>, 10-23, 10-27f.,<br />

10-33ff., 10-55, 10-61f., 10-64, 10-66f., 11-17,<br />

11-19, 12-9, 13-3, 13-<strong>20</strong>, 14-<strong>20</strong>ff., 14-25f.,<br />

14-32, 14-45, 14-47f., 14-50ff.<br />

Gott 1-5, 1-7, 1-9f., 2-2ff., 2-8ff., 2-12, 3-2, 3-6,<br />

3-11ff., 4-1f., 4-11ff., 5-1f., 5-13, 5-15, 5-18,<br />

5-<strong>20</strong>f., 5-27f., 6-4f., 6-8f., 6-12, 6-14f., 6-17,<br />

7-4, 7-12f., 7-15, 7-19, 8-1f., 8-6ff., 8-18, 9-4f.,<br />

9-7ff., 10-5, 10-23ff., 10-27, 10-30, 10-40ff.,<br />

10-46ff., 10-54, 10-57, 10-59f., 10-62ff.,<br />

10-68, 11-7, 11-9, 11-14ff., 11-19, 11-21,<br />

12-1, 12-5f., 12-23, 13-1f., 13-7, 13-13ff.,<br />

14-7f., 14-16ff., 14-21, 14-24ff., 14-34ff.,<br />

14-38ff., 14-56f., 14-59, 15-2f., 15-5, 15-7,<br />

15-10, 15-12ff., 15-21, 15-24, 15-27, 16-3ff.,<br />

16-8, 16-10, 16-13f., 16-17ff., 17-3ff., 17-16f.,<br />

75


17-<strong>20</strong>f., 17-24, 17-29, 17-41, 18-4, 18-11,<br />

18-15, 18-17f., 18-<strong>20</strong>f., 18-25, 18-27ff.,<br />

18-32, 18-35ff., 18-43ff., 18-51, 18-53ff.,<br />

18-59ff., 19-2, 19-5f., 19-8f., 19-11f., 19-14,<br />

19-16, 19-24, <strong>20</strong>-2, <strong>20</strong>-8ff., <strong>20</strong>-21, <strong>20</strong>-23,<br />

<strong>20</strong>-25, <strong>20</strong>-44f., <strong>20</strong>-53, <strong>20</strong>-57ff., <strong>20</strong>-66<br />

Grabstein 1-4, 7-14, 7-25<br />

Gymnasien 17-1, 17-37, 17-42f., 18-57<br />

Handwerk 2-5, 10-25, 11-12, 13-16, 14-17,<br />

14-26, 18-29, <strong>20</strong>,44<br />

Harmonie 1-4, 3-13, 4-1, 5-4, 6-2f., 6-8f., 6-15f.,<br />

8-6, 8-8, 8-24, 9-2, 9-4ff., 9-9, 9-11, 12-1,<br />

13-15, 13-18, 16-8, 17-11, 18-8, 18-11, 18-50,<br />

18-54, 18-57, 18-59, 19-2, <strong>20</strong>-60<br />

Heilkunst 2-11, 7-3, 7-18, 10-13, 10-39, 11-1,<br />

11-21, 14-39, 16-7, 16-12, 16-13, 17-24, 18-37,<br />

18-38, <strong>20</strong>-10<br />

Heilmagnetismus 12-10, 12-12, 12-15<br />

Heilpflanzen 2-8, 6-19, 7-3ff., 7-7ff., 7-28,<br />

11-21f., 17-43, <strong>20</strong>-5, <strong>20</strong>-13, <strong>20</strong>-70, <strong>20</strong>-72<br />

Heilquellen 3-5, 4-3, 5-8, <strong>20</strong>-7<br />

Heilung 1-4, 2-5, 2-11, 3-2, 3-7, 3-8, 3-11, 3-13f.,<br />

4-1, 4-6f., 4-16, 5-9, 5-<strong>20</strong>, 5-25, 6-4, 7-4, 7-10,<br />

7-13, 7-<strong>20</strong>, 9-5, 9-11, 11-7, 11-21, 12-1, 12-10,<br />

13-3, 13-7, 14-8, 14-12, 14-<strong>20</strong>, 14-32, 14-38f.,<br />

14-40, 14-44, 14-48, 14-52, 14-56, 16-8,<br />

17-17, 17-19, 18-8, 18-28, 18-60, 19-6, 19-8,<br />

19-16, 19-24<br />

Hexen 7-11, 10-41, 14-6, <strong>20</strong>-13<br />

Himmel 2-3ff., 3-7, 3-11f., 3-15, 4-16, 5-1,<br />

5-15f., 5-18f., 5-27, 5-29, 6-6, 6-9, 6-12, 7-1,<br />

7-3f., 7-15, 7-19f., 8-5ff., 10-11, 10-13, 10-40,<br />

10-42, 10-46, 10-52, 10-57, 10-60, 10-63ff.,<br />

11-ff., 12-6, 14-17, 14-19, 14-24, 14-30,<br />

14-45, 14-52, 14-55, 15-6f., 15-14, 15-21,<br />

15-24, 16-11, 16-13, 17-2, 17-9, 17-11, 17-22,<br />

17-26, 18-10, 18-28f., 18-34, 18-53, 19-12,<br />

19-<strong>20</strong>, <strong>20</strong>-2, <strong>20</strong>-8, <strong>20</strong>-14, <strong>20</strong>-45, <strong>20</strong>-57, <strong>20</strong>-59<br />

Homöopathie 1-5, 5-11, 10-40, 12-6, 17-24f.<br />

Honorar 14-10<br />

Humanismus 1-5, 1-7, 1-9f., 2-3, 3-1, 3-3, 5-31,<br />

6-6f., 8-1, 9-2, 10-25f., 10-33, 10-46, 11-13,<br />

13-15, 14-3, 14-46, 15-8, 15-14, 17-34, 19-6,<br />

19-24, <strong>20</strong>-38<br />

Humorallehre 1-4<br />

Huser 1-3, 3-9, 4-1, 4-11, 5-16f., 5-21f., 5-31f.,<br />

10-33, 11-19<br />

Hylomorphismus 16-17, 16-<strong>20</strong>, 16-22f.<br />

Hylozoismus <strong>20</strong>-40, <strong>20</strong>-44, <strong>20</strong>-59<br />

Hylozoist 16-<strong>20</strong><br />

Imagination 2-7, 5-29, 11-5ff., 12-15, 13-6,<br />

13-9, 14-12f., 14-32, 14-35, 14-44, 17-29,<br />

<strong>20</strong>-14f.<br />

Japan 12-21, 17-2<br />

Johanniskraut 7-10ff., 7-23, 15-29<br />

Johanniter 10-3, 10-56, 11-22<br />

76<br />

Keuschheit 14-23, 14-25, 14-27, 14-29f., 14-32f.,<br />

14-59<br />

Kind 1-11, 2-6, 6-8, 7-3, 7-15, 10-10, 10-48,<br />

10-59, 10-65, 13-1, 13-4, 13-6, 13-15f., 15-6,<br />

17-17f., 18-11, 18-16, 18-18, 18-<strong>20</strong>, 18-54f.,<br />

18-57ff., 19-9<br />

Kindschaft 18-52, 18-54, 18-59f.<br />

Kirche 1-8ff., 1-12, 3-2, 4-1, 4-4f., 4-10, 4-15,<br />

5-15, 5-27, 5-29, 7-17, 7-<strong>20</strong>, 8-4, 8-14, 9-10,<br />

10-18, 10-22, 10-26, 10-28ff., 10-43f.,<br />

10-47ff., 10-62, 10-68, 10-70, 11-1, 11-23,<br />

13-13, 14-3, 14-6f., 14-24, 14-36, 14-38,<br />

14-61, 15-4f., 15-7ff., 15-27, 16-<strong>20</strong>, 17-6ff.,<br />

17-11, 17-37, 17-41, 18-4f., 18-8f., 18-17,<br />

18-19, 18-27, 18-29, 18-43, 18-58, 19-10,<br />

19-12, <strong>20</strong>-26, <strong>20</strong>-53, <strong>20</strong>-55, <strong>20</strong>-58, <strong>20</strong>-65<br />

Knecht 3-2, 4-11, 4-14, 4-16, 4-19, 5-14, 6-10,<br />

7-15, 7-21, 9-9ff., 10-<strong>20</strong>, 10-25, 10-33, 11-21,<br />

12-9, 14-8, 14-23, 17-9, 17-14, 18-40<br />

Körper 1-4f., 2-5, 2-8, 3-6, 3-10, 3-12f., 4-1, 4-6,<br />

4-16, 6-15, 7-9, 8-6, 8-8, 8-17, 9-5f., 10-11,<br />

10-27, 10-44, 12-1, 12-7f., 12-15, 13-18,<br />

14-13, 14-19, 14-36, 16-7f., 16-17f., 16-<strong>20</strong>,<br />

16-22, 17-11, 17-17, 17-27f., 18-48, 18-61,<br />

<strong>20</strong>-2, <strong>20</strong>-13, <strong>20</strong>-19, <strong>20</strong>-25, <strong>20</strong>-66<br />

Körpersäfte 16-15<br />

Kosmos 1-5, 5-1, 5-31, 6-11, 8-6, 10-9f., 10-54,<br />

10-60, 14-7, 14-11, 14-36, 14-44f., 15-17,<br />

16-17, 16-24, 17-11f., 17-22, 17-30, 18-36,<br />

18-46, 19-24, <strong>20</strong>-8, <strong>20</strong>-11, <strong>20</strong>-25f., <strong>20</strong>-32<br />

Krankheit 1-1, 1-4f., 1-11, 2-4, 2-6, 2-8, 2-10,<br />

3-6f., 3-11ff., 4-1, 4-6ff., 4-16, 5-4, 5-9f., 5-12,<br />

5-16, 5-23, 5-31, 6-4, 7-3, 7-5, 7-12, 8-6f.,<br />

8-18, 8-<strong>20</strong>, 9-5, 9-7, 9-9, 9-11, 10-15, 10-40,<br />

10-59, 11-1, 11-4, 11-7, 11-8, 12-1f., 12-4f.,<br />

12-7f., 12-11, 13-2, 13-8, 13-17, 14-8, 14-39,<br />

14-40, 14-44, 14-56, 16-2, 16-8f., 16-12ff.,<br />

17-24, 18-8, 18-35f., 18-54, 19-11, 19-16,<br />

19-21, <strong>20</strong>-70<br />

Kräuter 3-12, 4-8f., 5-28, 6-19, 7-4, 11-8, 11-13,<br />

<strong>20</strong>-11, <strong>20</strong>-40<br />

Krebs 4-5, 5-2, 7-8, 9-11, 12-17<br />

Krieg 1-7, 4-1, 4-10, 5-17, 7-15ff., 7-<strong>20</strong>, 9-10,<br />

10-18, 10-22, 10-29, 10-35, 10-42, 13-13,<br />

14-32, 15-23, 17-4, 17-7, 18-21, 18-41, 18-43,<br />

18-49, 19-2, 19-4, 19-7<br />

Künste 2-7, 5-22, 6-15, 7-19, 8-5, 9-12, 10-10,<br />

10-25, 10-57, 14-16, 14-23, 14-43f., 15-19,<br />

15-21, 16-11, 16-14f., 17-1, 17-18ff., 17-27,<br />

17-29f., 18-30, 18-44, 18-46, 18-58, 18-60,<br />

<strong>20</strong>-8, <strong>20</strong>-44f.<br />

Kuren 4-9, 10-12, 11-21, 12-11ff., 12-17, 14-40,<br />

<strong>20</strong>-71<br />

Leben 1-1f., 1-4, 1-9, 1-12, 2-11, 3-1, 3-3, 3-6f.,<br />

3-15, 4-1, 4-5, 4-12, 4-16ff., 5-1f., 5-4, 5-6,<br />

5-8, 5-10, 5-19ff., 5-25ff., 5-31f., 6-1, 6-5ff.,


6-16f., 6-19, 7-1f., 7-5, 7-16, 7-23f., 7-27, 8-2,<br />

8-6, 8-8f., 8-11, 8-14, 8-17, 9-2f., 9-6, 9-9,<br />

9-11, 10-2, 10-6f., 10-15f., 10-19f., 10-25,<br />

10-27f., 10-30, 10-35, 10-46ff., 10-62,<br />

10-64ff., 11-1f., 11-6, 11-11f., 11-16f., 11-21,<br />

12-6, 12-10, 12-21ff., 13-1ff., 13-6f., 13-15f.,<br />

13-18, 14-15, 14-17, 14-24, 14-36, 14-41ff.,<br />

14-50, 14-53, 15-2ff., 15-7, 15-10, 15-12,<br />

15-14, 15-16, 15-24, 16-3ff., 16-9f., 17-4,<br />

17-7f., 17-11ff., 17-15, 17-17, 17-19f., 17-22f.,<br />

17-27f., 17-31, 17-33ff., 17-37ff., 17-42, 18-7,<br />

18-16, 18-18ff., 18-25, 18-27f., 18-33, 18-37,<br />

18-39, 18-41, 18-44, 18-47f., 18-51ff., 18-57,<br />

18-60f., 19-2, 19-8, 19-14, 19-18ff., <strong>20</strong>-2,<br />

<strong>20</strong>-6, <strong>20</strong>-10ff., <strong>20</strong>-43f., <strong>20</strong>-54, <strong>20</strong>-59, <strong>20</strong>-60,<br />

<strong>20</strong>-63<br />

Leipzig 1-3, 1-12, 2-12, 3-2, 3-5, 3-9, 3-14, 5-3f.,<br />

5-8, 5-14, 5-17, 5-22ff., 5-26, 5-31f., 6-10f.,<br />

6-18, 7-21, 7-26, 8-3, 8-24f., 10-4, 10-<strong>20</strong>,<br />

10-30, 10-35, 10-37, 10-44, 11-23, 12-6, 12-9,<br />

12-<strong>20</strong>, 13-3, 13-5, 13-12, 14-21, 14-33, 14-47,<br />

14-53, 15-24, 17-2, 17-32, 17-34, 17-36,<br />

18-10, 18-25, 18-36, 19-11, 19-15, 19-19,<br />

19-24, <strong>20</strong>-3, <strong>20</strong>-46, <strong>20</strong>-55, <strong>20</strong>-60, <strong>20</strong>-65f.<br />

Leonardo da Vinci 1-7, 1-11, 2-10, 8-3, 14-24<br />

Liebe 1-5f., 2-3f., 2-9, 4-1f., 4-12, 4-16, 4-18,<br />

5-1f., 5-7, 5-13, 5-15, 5-18, 5-<strong>20</strong>f., 6-2, 6-8f.,<br />

6-13, 6-15f., 7-1f., 7-6, 7-19, 8-1, 8-9, 9-1ff.,<br />

9-7f., 9-10f., 10-4, 10-6, 10-23, 10-41,<br />

10-46ff., 10-50ff., 10-59, 10-61, 11-5, 12-5f.,<br />

12-8, 13-3f., 13-8, 13-10, 13-15, 13-17, 13-19,<br />

14-3, 14-6, 14-8, 14-9, 14-23, 14-25f., 14-28f.,<br />

14-31, 14-35, 14-40, 14-47, 14-56, 15-3,<br />

15-10, 15-12f., 15-16, 16-10, 16-22, 17-4,<br />

17-7, 17-11, 17-15, 18-4, 18-6, 18-10ff.,<br />

18-17ff., 18-22, 18-28, 18-30, 18-32ff.,<br />

18-36ff., 18-53f., 18-56ff., 19-3, 19-11, 19-<strong>20</strong>,<br />

19-23f., <strong>20</strong>-2, <strong>20</strong>-4, <strong>20</strong>-6, <strong>20</strong>-9f., <strong>20</strong>-14f.,<br />

<strong>20</strong>-19f., <strong>20</strong>-27<br />

Limbus 5-18, 8-6, 10-54, 14-54, 18-28, 18-49<br />

Literatur 1-12, 2-2, 3-2, 4-19, 7-11, 7-17, 7-<strong>20</strong>,<br />

8-23, 9-12, 10-33, 10-37, 11-4, 11-14, 13-7,<br />

14-21, 14-26, 14-32, 14-57, 15-4, 16-6, 17-14,<br />

17-39, 19-16ff., 19-21, 19-23, <strong>20</strong>-17, <strong>20</strong>-<strong>20</strong>,<br />

<strong>20</strong>-46, <strong>20</strong>-55, <strong>20</strong>-60, <strong>20</strong>-63<br />

Luft 2-6f., 3-12f., 5-19, 5-27ff., 6-4, 6-14, 8-5f.,<br />

9-9, 10-11, 10-16, 11-4, 11-19, 12-4, 14-52,<br />

15-26, 16-19f., 17-9, 17-29, 17-31, 19-18f.,<br />

<strong>20</strong>-19, <strong>20</strong>-23, <strong>20</strong>-26, <strong>20</strong>-40, <strong>20</strong>-57, <strong>20</strong>-67<br />

Luther 1-3, 1-8ff., 2-4, 2-10, 2-12, 3-3, 3-14, 4-3,<br />

4-12ff., 4-17, 5-8, 5-15, 5-27, 6-8ff., 7-23,<br />

9-7ff., 10-5, 10-23, 10-26, 10-29f., 10-41,<br />

10-53, 10-61f., 11-7, 12-3, 13-1, 13-7, 13-10,<br />

13-18, 14-24, 14-35, 14-41, 14-47, 15-6f.,<br />

15-9ff., 15-13, 16-18, 16-26, 17-10, 17-14,<br />

17-39, 17-41, 18-14, 18-18, 18-43f., 18-45,<br />

18-47, 18-50f., 19-6, 19-10, 19-12, <strong>20</strong>-55,<br />

<strong>20</strong>-58, <strong>20</strong>-63<br />

Magie 2-11, 3-14, 4-19, 5-10, 5-28, 7-9, 10-35,<br />

10-64, 11-3ff., 11-14, 12-7, 12-10, 12-12,<br />

12-15, 12-16ff., 12-<strong>20</strong>, 13-3, 14-21, 14-27,<br />

14-29, 14-30, 14-32, 14-35f., 14-41, 14-46f.,<br />

15-27, 16-5, 17-<strong>20</strong>f., 17-24f., 17-37, 17-42,<br />

<strong>20</strong>-8ff., <strong>20</strong>-60<br />

Magier 5-<strong>20</strong>, 10-50, 10-60, 10-63, 11-5, 11-7f.,<br />

14-21, 14-47, 17-24, 19-16, <strong>20</strong>-10ff.<br />

Magnet 12-10ff., 12-18, <strong>20</strong>-11<br />

Makrokosmos 1-4, 1-11, 2-3, 2-6, 2-9, 3-11,<br />

4-16, 5-1, 5-4, 5-6, 5-12, 5-18f., 5-28, 6-4,<br />

6-12, 8-5ff., 8-14, 8-24f., 9-10f., 10-11, 10-13,<br />

10-60, 12-18, 13-1, 13-13, 13-15, 14-7f.,<br />

14-16f., 14-19, 14-35f., 14-45, 14-52, 15-24,<br />

15-27, 16-5, 17-9f., 18-4, 18-6, 18-46, 18-53,<br />

<strong>20</strong>-8f., <strong>20</strong>-14f., <strong>20</strong>-40, <strong>20</strong>-44, <strong>20</strong>-58f.<br />

Mann 1-2f., 2-5, 3-15, 4-2, 4-16, 5-16, 5-27f.,<br />

6-12, 7-<strong>20</strong>, 8-3, 10-6, 10-9, 10-13, 10-16,<br />

11-5, 11-8, 11-15, 12-5, 12-22, 13-8, 14-24,<br />

14-29, 15-2, 15-14, 17-6, 17-8, 18-15, 18-18,<br />

18-44, 18-54, 19-4, 19-23, 19-24, <strong>20</strong>-10,<br />

<strong>20</strong>-21, <strong>20</strong>-35, <strong>20</strong>-53<br />

Matrix 5-19, 5-28, 8-21, 10-9, 17-22, <strong>20</strong>-23<br />

Matthäus-Kommentar 14-48, 18-26, 18-29,<br />

18-33ff.<br />

Melanchthon 11-7, 12-3, 15-14<br />

Mensch 1-4ff., 1-10f., 2-1, 2-3ff., 2-9f., 3-10ff.,<br />

4-1, 4-10, 4-13ff., 5-1f., 5-4, 5-10, 5-18f.,<br />

5-28, 6-2, 6-12ff., 6-17, 7-1, 7-12, 7-16f., 7-19,<br />

8-2, 8-5ff., 8-16, 8-18, 9-1, 9-3ff., 10-4, 10-9,<br />

10-11, 10-13, 10-24f., 10-30, 10-42, 10-47ff.,<br />

10-52, 10-54, 10-60f., 10-63ff., 11-4ff., 11-9f.,<br />

11-15ff., 11-19, 12-4ff., 12-9, 12-18, 12-23,<br />

13-1f., 13-4, 13-7ff., 13-15f., 13-18, 14-7f.,<br />

14-13f., 14-16f., 14-21, 14-24ff., 14-35ff.,<br />

14-39, 14-41, 14-43ff., 14-48, 14-54, 14-59,<br />

15-4ff., 15-9f., 15-12f., 15-16, 15-19, 15-21,<br />

15-24f., 15-27, 16-5, 16-7, 16-11, 16-13,<br />

16-16f., 17-2, 17-5, 17-9, 17-11, 17-13,<br />

17-15ff., 17-21ff., 17-25, 17-27ff., 17-31,<br />

17-41ff., 18-28, 18-34, 18-38, 18-40, 18-43ff.,<br />

18-48f., 18-51ff., 18-61, 19-16, <strong>20</strong>-2, <strong>20</strong>-8ff.,<br />

<strong>20</strong>-44, <strong>20</strong>-53, <strong>20</strong>-56ff.<br />

Mentale Techniken 17-29, 17-31<br />

mercurius 6-6, 15-<strong>20</strong>, <strong>20</strong>-41<br />

Mercurius 5-19, 10-31, 15-26, 17-9, <strong>20</strong>-40<br />

Metalle 3-3f., 3-6ff., 4-6, 6-8, 7-3, 10-15, 16-6,<br />

<strong>20</strong>-<strong>20</strong>, <strong>20</strong>-33, <strong>20</strong>-35ff., <strong>20</strong>-40f., <strong>20</strong>-71<br />

Mikrokosmos 1-4f., 1-11, 2-3ff., 2-10, 3-11,<br />

4-16, 5-1, 5-6, 5-12, 5-18f., 5-28, 6-4, 6-6,<br />

8-5ff., 8-14, 8-25, 9-4, 9-9ff., 10-60, 12-7,<br />

13-1f., 13-13, 13-15, 14-7, 14-15f., 14-24,<br />

14-36, 14-39, 14-45, 15-<strong>20</strong>, 15-24, 15-27,<br />

16-5, 17-9, 17-10, 17-43, 18-4, 18-6, 18-15,<br />

77


18-46, 18-50, 18-53, 18-56, <strong>20</strong>-2, <strong>20</strong>-8f.,<br />

<strong>20</strong>-11, <strong>20</strong>-14f., <strong>20</strong>-40, <strong>20</strong>-44, <strong>20</strong>-59<br />

Mineralien 1-5, 2-4, 3-3, 3-6f., 4-9, 5-8, 7-19,<br />

8-<strong>20</strong>, 10-10, 16-<strong>20</strong>, 19-7, 19-11f., <strong>20</strong>-13,<br />

<strong>20</strong>-35, <strong>20</strong>-40f., <strong>20</strong>-68, <strong>20</strong>-72<br />

Mond 2-2, 2-4ff., 5-16, 7-1, 7-5, 7-13f., 8-6,<br />

14-14, 15-23, <strong>20</strong>-9<br />

Mondphasen 3-8, 4-9<br />

Mutter 2-4f., 4-2, 7-15f., 8-3, 9-3, 10-9, 10-30,<br />

10-54, 11-8, 11-14, 12-3, 13-13, 13-15, 14-38,<br />

14-52, 15-6, 15-8, 15-14, 16-14, 17-6, 18-4,<br />

18-17f., 18-21ff., 18-25, 18-27, 18-43, 18-47,<br />

18-54, 18-55, 18-57, 19-9, <strong>20</strong>-40<br />

Nahrung 3-8, 5-<strong>20</strong>, 7-25, 8-16f., 9-4, 10-25,<br />

11-7, 12-18, 13-2, 15-5, 15-14, 17-11, 18-34,<br />

19-12, <strong>20</strong>-6, <strong>20</strong>-8, <strong>20</strong>-25<br />

Naturerkenntnis 1-5, 5-16, 6-13, 7-26, 10-41,<br />

10-51, 14-35, 14-39, 17-9, 17-12, 18-44, <strong>20</strong>-44<br />

Naturheilkun<strong>de</strong> 1-2, 1-6, 5-11<br />

Naturphilosophie 1-11, 8-9, 10-37, 10-52, 12-16,<br />

14-21, 14-30, 14-36, 16-18ff., 16-23, 18-48,<br />

18-50, 19-21, <strong>20</strong>-32ff., <strong>20</strong>-38ff.<br />

Neuplatonismus 5-28f., 10-64, 14-21, 14-27,<br />

14-35, 14-47, 15-14, <strong>20</strong>-63<br />

Neuzeit 2-1, 5-14, 7-10, 7-19, 7-26, 8-1, 10-3,<br />

10-6, 10-33, 10-37, 11-3, 11-5, 11-19, 11-21f.,<br />

12-11f., 14-<strong>20</strong>, 14-23, 14-25, 14-27, 14-30,<br />

14-32, 14-35f., 14-42ff., 14-50, <strong>20</strong>-17f., <strong>20</strong>-37,<br />

<strong>20</strong>-41, <strong>20</strong>-43, <strong>20</strong>-63<br />

Nigromantia 5-21, 15-19, 17-21, 17-27f.<br />

Nymphen 5-28, 11-19f., <strong>20</strong>-17, <strong>20</strong>-19ff., <strong>20</strong>-57,<br />

<strong>20</strong>-67<br />

Obrigkeit 4-1, 4-10, 4-11, 4-13f., 9-7ff., 10-25ff.,<br />

10-35, 10-46, 10-66, 13-15, 13-19, 14-50,<br />

18-17, 18-19, 19-6, <strong>20</strong>-56<br />

Ordnung 1-4, 1-8, 2-5, 2-11, 3-2, 4-5, 4-7, 4-12,<br />

4-16, 4-18f., 5-1f., 6-2, 6-4f., 6-8f., 6-13ff.,<br />

7-1, 7-5, 8-1f., 8-5, 8-19, 9-2, 9-4ff., 9-9,<br />

9-11f., 10-5, 10-42, 10-50, 10-62ff., 11-7,<br />

11-16, 11-21f., 12-1f., 12-18, 13-2, 13-18f.,<br />

14-6ff., 14-37, 14-46, 15-3, 15-21, 16-12,<br />

17-22, 17-24, 18-10, 18-12, 18-14, 18-16,<br />

18-25, 18-38, 18-40, 18-51, 18-54f., 19-2f.,<br />

<strong>20</strong>-2, <strong>20</strong>-<strong>20</strong>, <strong>20</strong>-40<br />

Pädagogik 10-30, 13-13ff., 13-<strong>20</strong>, 17-14, 18-22,<br />

18-42, 18-61<br />

Papst 1-7, 2-3, 10-23, 10-26f., 10-43, 14-42f.,<br />

<strong>20</strong>-36<br />

Paracelsismus 5-15, 5-21, 5-26f., 5-31f., 10-3,<br />

10-23, 10-33, 10-35, 11-18, 11-22, 12-10,<br />

12-12, 12-16, 14-<strong>20</strong>, 14-30, 14-32, 14-50,<br />

14-52, 17-34, <strong>20</strong>-31, <strong>20</strong>-42, <strong>20</strong>-46<br />

Paracelsisten 4-19, 5-10, 5-16ff., 5-24, 5-26,<br />

5-31, 10-4, 10-36, 10-54, 11-19, 11-21, 12-12,<br />

12-16, 12-18, 14-25, 17-37, <strong>20</strong>-9, <strong>20</strong>-36ff.,<br />

<strong>20</strong>-40, <strong>20</strong>-43, <strong>20</strong>-54<br />

78<br />

Pharmazeut 3-6, 5-25, 17-37<br />

philosophei 5-12, 10-3, 10-50, 10-52ff., 11-22,<br />

13-13, 14-41, 18-32, <strong>20</strong>-44<br />

Philosophia sagax 3-12, 6-8, 7-6, 8-5f., 10-62,<br />

14-16, 14-35, 15-19, 15-24, 17-9, <strong>20</strong>-9f., <strong>20</strong>-13<br />

Philosophie 1-4, 2-3ff., 3-1, 3-12, 3-15, 4-6,<br />

4-18, 5-9, 5-12, 5-21, 5-29, 5-31, 6-2, 6-8,<br />

6-15, 8-3f., 8-7ff., 8-18, 8-21, 8-24, 10-23,<br />

10-33, 10-35, 10-37, 10-39, 10-41, 10-51,<br />

10-53f., 10-61ff., 10-67, 11-5, 11-16, 11-19,<br />

13-13ff., 13-17, 14-27, 14-29f., 14-32, 14-35,<br />

14-40, 14-42, 14-46ff., 14-59, 15-17, 15-19,<br />

16-6, 16-8f., 16-12, 16-19, 17-9, 17-12, 17-14,<br />

17-17, 17-22, 17-34, 17-38, 18-14, 18-30,<br />

18-37, 18-39f., 18-43, 18-47, 18-60f., 19-19,<br />

19-21, <strong>20</strong>-9, <strong>20</strong>-27, <strong>20</strong>-32, <strong>20</strong>-39, <strong>20</strong>-42, <strong>20</strong>-47,<br />

<strong>20</strong>-53, <strong>20</strong>-59, <strong>20</strong>-60, <strong>20</strong>-63<br />

Planeten 2-6, 4-2, 5-16, 6-13f., 6-16, 7-1, 7-14f.,<br />

8-6, 9-9, 9-11, 10-4, 12-2, 12-10, 15-<strong>20</strong>f.,<br />

17-16, 17-22f., 17-31, <strong>20</strong>-39, <strong>20</strong>-41<br />

Protestantismus 1-8, 4-1, 4-15, 8-3, 10-23, 10-37,<br />

10-49, 12-23, 13-7, 15-7f., 15-10, 15-16, 18-25<br />

Psalmenkommentar 10-27, 14-42f., 15-4, 15-7f.,<br />

15-15f., 18-<strong>20</strong>, 18-42<br />

Psychosomatik 5-7, 10-41, 12-4, 12-6f., 13-6<br />

Quintessenz 5-2, 5-28, 7-9, 8-6, 9-11, 10-60,<br />

12-9, 14-43f., 14-59<br />

Realgar 3-7, 19-12<br />

Reichtum 1-7, 4-4, 4-13, 6-7, 6-12, 9-7f., 10-47,<br />

10-49, 10-65, 10-67, 12-6, 13-2, 14-55ff.,<br />

15-9, 15-13, 15-23, 16-4, 18-19, 18-34, 18-49,<br />

18-51, 19-<strong>20</strong>, <strong>20</strong>-2<br />

Renaissance 1-5, 1-7, 1-9f., 2-3, 2-10, 3-3, 5-8,<br />

5-15, 5-31, 6-7, 7-21, 8-6, 10-35, 10-61, 10-63,<br />

10-67, 13-4, 13-15, 14-21, 14-24, 14-30, 14-47,<br />

14-50, 14-52, 15-15, 17-34, 17-43f., 18-23,<br />

19-6f., 19-24<br />

Rosenkreuzer 5-26, 10-30f., 10-37, 10-56, 17-2,<br />

<strong>20</strong>-42f.<br />

Sachsen 2-8, 3-5, 5-3, 5-6f., 5-17, 5-23ff., 5-27,<br />

5-30f., 8-1, 8-25f., 10-2, 10-4, 11-21, 17-7,<br />

17-37, 17-43, 18-47, 19-6f., 19-14f., <strong>20</strong>-60,<br />

<strong>20</strong>-69, <strong>20</strong>-71<br />

Sakramentenlehre 16-1<br />

Sal 3-6, 3-8, 4-9, 5-19, 6-6, 8-16, 15-27, 16-8,<br />

16-19, 17-9<br />

Samen 2-7, 5-19, 6-8, 6-14, 7-2, 7-7, 8-2, 10-61,<br />

18-46, 18-55, <strong>20</strong>-41<br />

Schei<strong>de</strong>kunst 3-3, 5-8, 5-12, 14-29, 16-7, 16-15<br />

Schiller 3-15, 6-1f., 18-54<br />

Schmerzen 10-46, 12-13, 16-9, 18-31, 19-13<br />

Scholastik 1-5, 1-7, 1-9, 2-3, 3-1, 4-3, 13-1,<br />

13-18, 14-36, <strong>20</strong>-38<br />

Schöpfung 1-5, 1-9, 1-11, 2-3, 2-10, 4-16, 5-1f.,<br />

5-16, 5-18, 5-<strong>20</strong>f., 6-1, 6-3, 6-8f., 6-12ff., 7-1,<br />

7-3, 8-1, 8-5, 8-7, 8-18, 8-21, 9-2, 9-5, 9-7,


9-9ff., 10-50f., 10-61, 11-19, 13-1f., 13-7,<br />

13-18, 14-6, 14-8, 14-18, 14-38, 14-40, 14-43,<br />

14-59, 15-3, 16-19, 17-11ff., 17-21, 18-14f.,<br />

18-18f., 18-44, 18-47, 18-51, 18-53, <strong>20</strong>-8ff.,<br />

<strong>20</strong>-13, <strong>20</strong>-24, <strong>20</strong>-26, <strong>20</strong>-58<br />

Schrift 1-2f., 3-6, 4-3, 4-9, 4-12, 4-14, 5-9, 5-18,<br />

5-25, 5-27, 6-8, 7-4, 8-15, 8-18, 9-4, 9-7, 9-9,<br />

10-8, 10-13, 10-16, 10-30, 10-46, 10-51f.,<br />

10-61f., 10-69, 11-6, 11-13ff., 12-23, 13-14,<br />

14-15, 14-23, 14-40, 14-56, 15-10, 15-12ff.,<br />

15-16, 15-26, 16-9, 16-16, 17-4, 17-40, 18-4,<br />

18-11, 18-14, 18-30, 18-32, 18-35, 18-40,<br />

18-43, 18-45, 18-57, 19-13, <strong>20</strong>-9, <strong>20</strong>-17f.,<br />

<strong>20</strong>-<strong>20</strong>f., <strong>20</strong>-23, <strong>20</strong>-26f., <strong>20</strong>-31, <strong>20</strong>-33ff.,<br />

<strong>20</strong>-42, <strong>20</strong>-44, <strong>20</strong>-55, <strong>20</strong>-71<br />

Schule 2-3, 2-9, 5-25, 5-27, 6-2, 6-14, 8-6, 10-10,<br />

10-30, 12-3, 13-8, 13-14, 13-17f., 14-24, 15-7,<br />

17-15, 17-42f., 18-58f., 19-17, <strong>20</strong>-13, <strong>20</strong>-34,<br />

<strong>20</strong>-46<br />

Seele 1-5, 2-3ff., 2-10, 3-12f., 4-16, 4-19, 5-<strong>20</strong>,<br />

5-28f., 6-1f., 6-5, 6-8, 6-12, 7-1, 8-8, 8-18, 9-6,<br />

10-60f., 11-10, 11-19, 12-1, 13-1f., 13-15,<br />

13-17f., 14-21, 14-24, 14-27, 14-43f., 15-7,<br />

15-25, 16-7f., 16-11, 16-17f., 16-21, 17-16f.,<br />

17-25, 18-8, 18-11, 18-45f., 18-48f., 19-<strong>20</strong>,<br />

<strong>20</strong>-2, <strong>20</strong>-9, <strong>20</strong>-13, <strong>20</strong>-19f., <strong>20</strong>-22ff., <strong>20</strong>-58,<br />

<strong>20</strong>-60<br />

Sehen 11-5, 12-5, 14-4, 14-12f., 14-19f., 14-59,<br />

18-<strong>20</strong>, 18-32, <strong>20</strong>-8, <strong>20</strong>-63<br />

Selbstverteidigung 16-1<br />

Sendungsbewusstsein 1-6, 3-2, 15-14, 18-26<br />

Signatur 5-<strong>20</strong>, 17-13, 17-29<br />

Signaturenlehre 4-19, 7-8, 7-12, 10-40, 15-19,<br />

17-22, 17-28, 18-58<br />

Silber 3-6f., 4-6, 15-23, 19-7, 19-9, 19-11, 19-24<br />

Sonne 1-8, 2-2, 2-4, 4-6, 5-16, 7-11ff., 8-6, 8-8,<br />

8-11, 10-8, 10-12f., 13-11, 14-13f., 14-17,<br />

15-23, 17-41, <strong>20</strong>-19<br />

Spagyrik 2-8, 16-1, 16-5ff.<br />

Spiritualismus 10-23, 10-30, 10-37, 14-19, 15-11,<br />

17-27, 18-43, <strong>20</strong>-63<br />

Sprache 1-3f., 2-5, 2-12, 3-14, 4-13, 4-15, 4-18f.,<br />

5-6, 5-9, 5-13, 5-19, 6-3ff., 7-2, 7-4, 7-25, 8-8,<br />

9-7, 10-8, 10-11, 10-15, 10-24, 10-37, 10-39,<br />

10-42, 10-51, 10-54, 11-4, 11-13f., 11-<strong>20</strong>,<br />

12-4, 12-6f., 13-9, 13-14, 14-11, 16-9, 16-<strong>20</strong>,<br />

16-22, 17-8, 17-39f., 18-7, 18-23, 19-8, 19-12,<br />

19-16, 19-19, 19-21, <strong>20</strong>-14, <strong>20</strong>-17, <strong>20</strong>-35<br />

Sterben 10-15, 17-27, 19-16, <strong>20</strong>-25<br />

Sulfur 3-8, 4-9, 16-19<br />

Sün<strong>de</strong> 10-35, 10-48, 15-5, 15-11f., 15-27, 17-4,<br />

17-41, 18-50, 18-56<br />

Tanckius 5-26, 10-4<br />

Teufel 6-5, 7-11, 7-13f., 10-26, 11-7, 13-6f.,<br />

13-15, 15-11, 16-13, 17-11, 17-44, 18-41,<br />

18-49, <strong>20</strong>-12, <strong>20</strong>-57<br />

Theologie 1-9, 2-11, 3-1, 5-23, 5-27, 6-8, 8-1,<br />

8-3f., 8-7, 10-22f., 10-37, 10-43, 10-49, 10-54,<br />

11-19f., 13-7, 14-19, 14-30, 14-34, 14-36,<br />

14-46f., 15-4, 15-7f., 15-13, 15-15, 16-17f.,<br />

16-23, 17-7, 17-12, 17-14, 18-28, 18-44,<br />

18-47f., 18-51, 18-61, <strong>20</strong>-10, <strong>20</strong>-16f., <strong>20</strong>-24,<br />

<strong>20</strong>-27, <strong>20</strong>-39, <strong>20</strong>-44, <strong>20</strong>-55, <strong>20</strong>-63<br />

Theosophie 5-26, 10-23, 14-21, 17-5, 18-43<br />

Thomas von Aquin 1-10, 3-1, 10-61, 14-34,<br />

14-37, 14-41, 16-<strong>20</strong><br />

Tod 1-4, 3-3, 3-11, 4-5, 4-10, 5-1, 5-10, 5-15,<br />

5-27, 7-10, 8-6, 10-3, 10-10, 10-12, 10-15f.,<br />

10-18, 10-19f., 10-42, 10-66f., 11-1, 11-14f.,<br />

11-<strong>20</strong>, 11-22, 12-4, 12-7, 13-4, 13-11, 15-5,<br />

16-12, 17-7f., 17-12f., 17-15, 17-17, 17-27,<br />

18-9, 18-18, 18-28, 18-48, 19-9ff., 19-17f.,<br />

<strong>20</strong>-15, <strong>20</strong>-23, <strong>20</strong>-53f.<br />

To<strong>de</strong>sstrafe 4-1, 4-10, 9-10, 10-66, 18-41, <strong>20</strong>-45<br />

Träume 17-18, 17-26, 17-38<br />

Tugend 1-5, 2-1, 2-3, 2-10, 3-11, 4-4, 4-6, 4-8,<br />

4-11, 5-7, 5-9, 5-13, 6-16, 7-12, 8-9, 8-15, 9-4,<br />

10-23, 10-41f., 10-69, 11-4f., 11-8, 12-23,<br />

13-1f., 14-4, 14-18, 14-23, 14-28f., 14-31,<br />

14-54f., 14-57, 14-59, 15-19, 16-3, 16-6, 16-8,<br />

18-12, 18-31f., 18-34, 18-37, 18-39, 18-44,<br />

<strong>20</strong>-68f.<br />

Übersinnliches 8-2<br />

Umbruch 1-7, 1-11<br />

Umwelt 1-4, 2-3, 4-2, 4-10, 5-2, 6-13, 6-14ff.,<br />

8-8, 9-10, 12-2, 12-8, 12-19, 13-2, 13-8,<br />

13-10, 14-11, 18-60, 19-2<br />

Unendlichkeit 8-7, 17-13, 17-19, <strong>20</strong>-59<br />

Unglück 4-18, 5-2, 6-1, 6-16, 8-1, 9-2, 9-11,<br />

2-4, 13-11<br />

Universitätsgründungen 1-10<br />

Urgrund 9-11, 11-7, 11-16, 14-8<br />

Verdammnis 6-1, 7-1, 10-57, 14-21<br />

Vernunft 1-5, 1-9, 1-11, 2-5, 3-1f., 5-19, 5-22,<br />

5-28, 7-1, 8-9, 10-17, 10-48, 11-16, 12-5, 13-2,<br />

14-17, 14-34, 14-40f., 14-44ff., 15-10, 17-12,<br />

17-17f., 18-23, 18-61, <strong>20</strong>-10, <strong>20</strong>-23, <strong>20</strong>-44<br />

Vier-Säfte-Lehre 1-4, 10-40<br />

Villach 1-2, 3-3ff., 4-8, 5-4, 5-8, 7-3, 7-16, 8-24,<br />

8-26, 11-14, 17-5, 19-7, <strong>20</strong>-31, <strong>20</strong>-69<br />

Vorstellung 3-11, 6-19, 7-9, 10-27, 10-40, 10-49,<br />

10-64, 11-3f., 11-6, 12-15, 12-17, 14-25f.,<br />

14-42, 17-17, 17-23, 17-27, 17-29, 19-5, <strong>20</strong>-12,<br />

<strong>20</strong>-14, <strong>20</strong>-18, <strong>20</strong>-24<br />

Wan<strong>de</strong>rleben 1-12, 13-12, 18-55<br />

Wasser 2-7, 3-5f., 4-3, 4-5ff., 5-18f., 5-24, 5-27f.,<br />

6-14, 7-3, 7-7, 7-9, 7-15, 7-17, 8-5, 9-9, 10-11,<br />

11-4, 11-19, 12-10, 12-12, 14-54, 15-26,<br />

16-19f., 16-22, 17-9, 17-29, 17-41, 18-52,<br />

19-8, 19-16, 19-18, <strong>20</strong>-18f., <strong>20</strong>-21, <strong>20</strong>-23,<br />

<strong>20</strong>-40, <strong>20</strong>-57, <strong>20</strong>-66ff.<br />

Weiblichkeit 10-9, 18-43<br />

79


Weigel 5-17ff., 5-21, 5-27ff., 10-4, 10-24f.,<br />

10-30f., 15-25ff., 17-1, 17-7, 17-37, 17-40f.,<br />

18-43, 18-45ff., 18-50f., <strong>20</strong>-6f., <strong>20</strong>-53ff.,<br />

Weisheit 2-3, 2-5, 2-7, 2-9, 4-13, 5-1f., 5-28f.,<br />

6-15f., 7-1, 7-26, 8-2, 8-9, 9-2, 9-8, 9-11,<br />

10-31, 10-42, 10-52, 10-63, 11-16, 11-21,<br />

12-4, 12-5f., 13-2, 13-15, 14-35, 14-46f.,<br />

15-10, 15-13, 15-21, 15-27, 16-15ff., 17-4ff.,<br />

17-7f., 17-10, 17-12f., 17-15, 17-17ff., 17-23,<br />

17-26ff., 18-30, 18-32, 18-43ff., 18-61, <strong>20</strong>-8,<br />

<strong>20</strong>-10, <strong>20</strong>-23f., <strong>20</strong>-58<br />

Weltenäther 3-12<br />

Weltliteratur 3-15, 17-11, 19-16, 19-24<br />

Wie<strong>de</strong>rgeburt 1-9, 5-15, 10-16, 11-16, 14-19,<br />

17-13<br />

Wissen 1-5, 1-11, 2-4f., 2-7, 2-10f., 3-2, 3-11,<br />

3-13, 4-1, 4-11, 4-15, 5-8f., 5-11f., 5-22, 6-9,<br />

6-14, 6-16, 8-2, 8-5, 8-9, 8-19, 8-24, 9-1, 9-3,<br />

10-10, 10-29, 11-3, 11-5, 11-12, 12-4, 12-7,<br />

13-1ff., 13-16, 13-19f., 14-4, 14-14f., 14-17,<br />

14-23, 14-29, 14-30, 14-34f., 14-38ff., 14-46,<br />

14-59, 15-<strong>20</strong>, 15-28, 16-5, 16-13, 17-8, 17-1ff.,<br />

17-23ff., 17-38, 18-29, 18-35, 18-37, 18-53,<br />

19-18, <strong>20</strong>-6, <strong>20</strong>-10f., <strong>20</strong>-24f., <strong>20</strong>-27, <strong>20</strong>-35,<br />

<strong>20</strong>-37, <strong>20</strong>-39, <strong>20</strong>-43, <strong>20</strong>-46<br />

80<br />

Wort 2-11, 3-2, 3-11f., 3-13, 3-15, 4-3, 4-13f.,<br />

4-19, 5-6, 5-11, 5-18, 5-30, 6-3ff., 6-16, 7-6,<br />

7-16, 7-19, 8-8, 8-18, 9-1, 9-4, 9-6, 9-8, 9-10,<br />

10-6, 10-10f., 10-13, 10-30f., 10-37, 10-39,<br />

10-41f., 10-47, 10-49f., 10-53f., 10-63, 10-69,<br />

11-5, 11-11, 12-1, 12-5, 13-2ff., 13-6, 13-13,<br />

14-7, 14-23, 14-26, 14-31, 14-41, 15-2, 15-4,<br />

15-8ff., 15-14, 15-19, 15-27, 16-5, 16-10,<br />

16-12, 16-<strong>20</strong>, 16-26, 17-6, 17-18, 17-24,<br />

18-14, 18-<strong>20</strong>, 18-26, 18-33, 18-34, 18-44,<br />

18-47, 18-49, 18-54, 18-55, 18-60, 19-2, 19-8,<br />

19-13, 19-21, <strong>20</strong>-12, <strong>20</strong>-18f., <strong>20</strong>-26, <strong>20</strong>-40,<br />

<strong>20</strong>-44, <strong>20</strong>-56, <strong>20</strong>-58f.<br />

Wundarzt 1-2, 5-18, 7-13, 10-17, 14-57<br />

Wünschelrute 17-29<br />

Zukunft 1-5, 1-10f., 2-1, 2-6, 3-15, 4-15, 7-1,<br />

8-25, 10-27, 13-12, 14-42, 14-50, 15-24,<br />

16-23, 17-23, 17-25, 17-30f., 17-40, 18-9,<br />

18-18, 18-21, 18-30, 18-59, 19-2f., <strong>20</strong>-11,<br />

<strong>20</strong>-17, <strong>20</strong>-25, <strong>20</strong>-71<br />

Zwingli 10-23, 10-26, 12-23, 15-8, 15-14, 16-26

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