6 8 10 Jahre «mänziger zytig»: Und das Feuer brennt weiter ... 34
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Grafik: zVg<br />
GEMEINDE<br />
Wie wird Regenwasser zu Trinkwasser?<br />
Der durchschnittliche Wasserverbrauch in einem schweizerischen Privathaushalt beträgt rund 160 Liter pro Person und Tag.<br />
Sauberes Trinkwasser ist für Menschen und Tiere eine lebenswichtige Grundlage.<br />
In diesem Beitrag zum Thema Menzinger Böden zeigen<br />
wir auf, wie aus Regenwasser dank der natürlichen<br />
Filtereigenschaften unserer Böden sauberes und<br />
gesundes Trinkwasser entsteht.<br />
Wie viel Regenwasser versickert<br />
Rund zwei Drittel des Niederschlags, der auf die Bodenoberfläche<br />
gelangt, verdunstet, fliesst oberflächlich<br />
ab oder wird durch die Pflanzen aufgenommen –<br />
nur ein Drittel versickert durch die Grobporen (Abbildung<br />
1) in die Tiefe und trägt somit zur Bildung des<br />
Grundwassers und somit auch des Trinkwassers bei.<br />
Das meiste Wasser versickert während der Wintermonate,<br />
da zu dieser Zeit die Verdunstung und der Wasserbedarf<br />
der Pflanzen gering sind.<br />
Regenwasser ist noch nicht Trinkwasser<br />
Das Niederschlagswasser ist infolge menschlicher Tätigkeit<br />
einerseits mit diversen unerwünschten Stoffen<br />
belastet, die sich in der Luft und auf der Bodenoberfläche<br />
befinden, zum Beispiel Schwermetalle, Stickstoff-<br />
und Schwefelverbindungen. <strong>Und</strong> andererseits enthält<br />
es kaum Mineralstoffe wie Kalzium und Magnesium,<br />
die aber für <strong>das</strong> Leben und die menschliche Gesundheit<br />
unerlässlich sind. Erst während der Sickerung des<br />
Niederschlagswassers durch den Boden wird die gewünschte<br />
Trinkwasserqualität erreicht.<br />
Abb.1: Anteil der Luft und des Wassers in den Hohlräumen eines Bodens.<br />
Juni/Juli 09 mänziger zytig Nr. 60 <strong>34</strong><br />
Juni/Juli 09 mänziger zytig Nr. 60 35<br />
GEMEINDE<br />
Der Boden hat ein Innenleben<br />
Der Boden ist ein sehr komplexes System, <strong>das</strong> zum<br />
einen aus festen Bestandteilen und zum anderen aus<br />
mit Wasser und Luft gefüllten Hohlräumen (Poren)<br />
besteht (Abbildung 1). Die Hohlräume bieten den Lebensraum<br />
für eine unermessliche Vielfalt von Organismen,<br />
sind mit Pflanzenwurzeln durchzogen und dienen<br />
als Leitbahnen und Speicher für Wasser. Durch die<br />
im Boden lebenden Organismen sowie durch chemische<br />
und physikalische Prozesse wird der Boden fein<br />
strukturiert – es entsteht ein Gefüge, <strong>das</strong> mit einem<br />
Schwamm vergleichbar ist. In der Abbildung 2 ist am<br />
Beispiel eines Boden-Krümels von rund 0,5 cm Durchmesser<br />
<strong>das</strong> Innenleben des Bodens dargestellt.<br />
Der Boden «präpariert» <strong>das</strong> Trinkwasser<br />
Der Boden filtert als feinmaschiges Sieb feinste Partikel<br />
aus dem Sickerwasser – <strong>das</strong> Sickerwasser wird klar. Auf<br />
der enormen Oberfläche des Bodengefüges – ein Boden-Krümel<br />
weist eine mehrtausendfach grössere<br />
Oberfläche auf als ein gleich grosses Steinchen – werden<br />
Stoffe chemisch und physikalisch gebunden und<br />
gegen andere Stoffe ausgetauscht. Das Sickerwasser<br />
wird von Schadstoffen befreit und mit lebensnotwendigen<br />
Mineralstoffen angereichert.<br />
Wie gut ist <strong>das</strong> Menzinger Trinkwasser?<br />
Die Analysen des Menzinger Trinkwassers (vergleiche<br />
Daten aus <strong>«mänziger</strong> <strong>zytig»</strong> Nr. 59 bzw. www.dgmmenzingen.ch)<br />
zeigen, <strong>das</strong>s die Qualität unseres Trinkwassers<br />
sehr gut ist. Es kann somit angenommen werden,<br />
<strong>das</strong>s die Filter- und Speichereigenschaften der<br />
Menzinger Böden intakt sind.<br />
Sorge tragen zu den Böden<br />
Die Böden sind in Jahrtausenden entstanden, können<br />
aber in Sekunden zerstört werden.<br />
Wird <strong>das</strong> Bodengefüge geschädigt, zum Beispiel infolge<br />
einer übermässigen Belastung durch Maschinen<br />
und Nutztiere, wird auch die Filter- und Speicherfähigkeit<br />
des Bodens vermindert. Durch übermässigen Austrag<br />
von Hofdünger, Mineraldünger, aber auch durch<br />
den Eintrag von Schadstoffen, zum Beispiel aus dem<br />
Verkehr, Hochspannungsmasten oder Schiessanlagen,<br />
wird der «Bodenspeicher» überlastet und die Filterfähigkeit<br />
des Bodens herabgesetzt.<br />
Die Wasserqualität in Menzingen<br />
Qualitätsdaten Einheit Toleranzwert Resultat<br />
Proben vom 3. Dezember 2008<br />
Wasserhärte* °fH 17.0<br />
Mikrobiologische Parameter*<br />
Aerobe mesophile Keime KBE/ml 300 < <strong>10</strong><br />
Escherichia coli KBE/<strong>10</strong>0 ml n.n. n.n.<br />
Enterokokken KBE/<strong>10</strong>0 ml n.n. n.n.<br />
Chemische Parameter<br />
pH-Wert – 6.8 – 8.2 7.82<br />
org. Kohlenstoff, gelöst mg/l – 0.7<br />
Ammonium mg/l 0.<strong>10</strong> < 0.01<br />
Nitrit mg/l 0.<strong>10</strong> < 0.01<br />
Nitrat mg/l 40.0 5.9<br />
Phosphat mg/l 1.0 0.03<br />
Chlorid mg/l 20.0 0.8<br />
*Wasserhärte: 0–14 = weich, 15–24 = mittel, ab 25 = hart<br />
KBE = kolonienbildende Einheiten<br />
n.n. = nicht nachweisbar<br />
Tragen wir <strong>weiter</strong>hin Sorge zu unseren Böden, so<br />
ist auch in der Zukunft die gute Qualität des Menzinger<br />
Grundwassers gewährleistet.<br />
INFORMATION<br />
Unser Autor: Dr. Jiri Presler, Dipl. Ing. ETH, Sonnenberg 29<br />
Dr. Jiri Presler ist Geschäftsführer und Mitinhaber der Firma<br />
BABU GmbH, Zürich. Seine Schwerpunkttätigkeiten: Böden,<br />
Altlasten, Landwirtschaft.<br />
Bisher erschienen:<br />
• Menzinger Böden – worauf<br />
sitzen wir eigentlich? mz 56<br />
• Das Muttergestein bestimmt die<br />
Bodeneigenschaften – mz 58<br />
• Von Bohrlöchern, Kaffeesatz und<br />
andern Fundstücken – mz 59<br />
Falls Sie Interesse haben, an diesem<br />
Projekt mitzuwirken, oder falls Sie<br />
Fragen zum Thema Boden haben,<br />
steht Ihnen Jiri Presler gerne zur<br />
Verfügung: jiripresler@datazug.ch.<br />
Gutes Menzinger Trinkwasser: Albert Hegglin führt die<br />
Nachbarschaft in die Geheimnisse der Trinkwassergewinnung<br />
ein, hier in Oberbrämen.<br />
Foto: Tony Mehr<br />
Abb. 2<br />
Das Innenleben eines Bodenkrümels (Durchmesser rund 5 mm)<br />
1. Mineralische Bestandteile (Sand, Silt und Ton)<br />
2. Organische Bestandteile (Humus)<br />
3. Poren mit Luft und Wasser<br />
4. Feinhumus-Hüllen<br />
5. Spitze der Wurzelhaare<br />
6. Milbe<br />
7. Springschwanz<br />
8. Fadenwurm<br />
Quelle: Umweltbericht Nr. 1, Kanton Solothurn.<br />
Grafik: zVg