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6 8 10 Jahre «mänziger zytig»: Und das Feuer brennt weiter ... 34

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Juni/Juli 09 mänziger zytig Nr. 60 26<br />

Juni/Juli 09 mänziger zytig Nr. 60 27<br />

SCHWERPUNKT SCHWERPUNKT<br />

Bilanz und Ausblick: Menzingen im «Gesundheits»-Check<br />

Seit zehn <strong>Jahre</strong>n berichtet die <strong>«mänziger</strong> <strong>zytig»</strong> über <strong>das</strong> Geschehen in unserer Gemeinde. Stichwörter aus 59 mz-Nummern sind<br />

in unser Gespräch mit drei Fachpersonen eingeflossen. Wie hat sich Menzingen in zehn <strong>Jahre</strong>n verändert? War es Gewinn oder<br />

Verlust? Wie soll es sich in den nächsten zehn <strong>Jahre</strong>n entwickeln?<br />

— Tony Mehr —<br />

Eingeladen zu unserem Gespräch haben wir den Kantonsplaner<br />

René Hutter, Gemeinderat Martin Kempf,<br />

Bauchef, und Barbara Beck, die ab Sommer die schulergänzende<br />

Betreuung leiten wird.<br />

In die Zeit der letzten zehn <strong>Jahre</strong> fällt die Verabschiedung<br />

des kantonalen Richtplans. Was sieht dieser<br />

für die Gemeinde Menzingen vor?<br />

René Hutter (RH): Gemäss Richtplan soll auch Menzingen<br />

ein Wachstum haben: bis 5 700 Einwohner, bis<br />

1 300 Arbeitsplätze. Neben Siedlungsbegrenzungen<br />

sieht der Richtplan auch ein Potenzial von Siedlungser<strong>weiter</strong>ungen<br />

vor. Es gibt viele Aussagen zur Natur<br />

und zur Landschaft: Naturschutzgebiete, Bachrenaturierungen,<br />

Landschaftsschongebiete. Auch in den<br />

Weilern soll eine gewisse Weiterentwicklung geschehen<br />

dürfen, muss aber deren Ortsbild entsprechen.<br />

Daneben hat man auch Edlibach und Finstersee ein<br />

moderates Wachstum ermöglicht. Fazit: Der Richtplan<br />

legt keine Käseglocke über Menzingen, aber er will,<br />

<strong>das</strong>s zu der Landschaft, in die Menzingen eingebettet<br />

ist, Sorge getragen wird.<br />

Die Glaziallandschaft ist im Clinch zwischen wirtschaftlichen<br />

und ökologischen Interessen: Kies abbauen<br />

und Gewerbe- und Bautätigkeit fördern oder<br />

eine Modellregion Zuger Berggebiet schaffen wie<br />

<strong>das</strong> Biosphärenreservat Entlebuch?<br />

Martin Kempf (MK): Bei uns sind die Entwicklungsmöglichkeiten<br />

räumlich sehr begrenzt. Für die Verlängerung<br />

des Sportplatzes um zehn Meter müssen wir<br />

eine Zonenplanrevision machen, und es reden schweizerische<br />

Natur- und Landschaftskommissionen mit.<br />

Auch wenn hier niemand Wohnungen zum Boden herausstampfen<br />

will: Es braucht Anstrengungen, damit<br />

Familien nach Menzingen ziehen können oder damit<br />

Junge hier bleiben können.<br />

RH: In Sachen Landschaftsgestaltung macht Menzingen<br />

meines Erachtens aber eine gute Gratwanderung<br />

zwischen dem Schutz der schönen Landschaft und der<br />

Weiterentwicklung. Die Wertschätzung gegenüber<br />

der Landschaft ist zu spüren: Man hat z. B. den Rats-<br />

herrengutsch nicht eingezont, obwohl der Richtplan<br />

<strong>das</strong> erlaubt hätte. Daneben gibt es für Brettigen ein<br />

Modellvorhaben für eine moderate Entwicklung.<br />

MK: Wenn wir Natur verkaufen wollen, müssen wir<br />

aufpassen, <strong>das</strong>s wir die Natur nicht zerstören. Jeder<br />

neue Wanderweg durchschneidet ein Naturgebiet<br />

mehr. Ein offizieller Wanderweg auf den Lindenberg<br />

eröffnet zwar eine traumhafte Aussicht, aber wäre<br />

wohl <strong>das</strong> Ende der Wildhasen, die es da noch gibt.<br />

Seit zehn <strong>Jahre</strong>n stagnieren die Einwohnerzahlen bei<br />

rund 4300 Personen. Die Drogerie, der Eisenwarenladen<br />

gingen zu, die Tage des Hallenbads sind wohl<br />

gezählt. Ist Menzingen am Verlieren?<br />

MK: Unsere stagnierende Einwohnerzahl hat sehr<br />

wohl einen Einfluss, <strong>das</strong> hat <strong>das</strong> Beispiel Drogerie gezeigt:<br />

Der Interessent hat sich unter anderem aufgrund<br />

des geringen Wachstumspotenzials der Gemeinde zurückgezogen.<br />

BB: Wir verlieren, weil die Leute ein anderes Einkaufsverhalten<br />

haben. Es gibt Leute, die kaufen die Setzlinge<br />

im Einkaufszentrum im Tal statt beim Dorfgärtner:<br />

Die Mobilität ist gross, und viele suchen nur <strong>das</strong><br />

Billigste, ohne die Qualität zu berücksichtigen oder<br />

Verkehrskosten zu rechnen.<br />

RH: Wachstum ist immer zweischneidig. Menzingen<br />

geht deswegen nicht unter, auch wenn in den nächsten<br />

fünf <strong>Jahre</strong>n kein grosses Wachstum zu verzeichnen ist.<br />

Im besprochenen Zeitraum hat die Gemeinde aber<br />

die Dreifachturnhalle gebaut und <strong>das</strong> <strong>Feuer</strong>wehrlokal.<br />

Man hat ein Schulhaus renoviert und an zwei<br />

<strong>weiter</strong>en Standorten Schulräume geschaffen (Sonnhalde,<br />

Eu). Hat sich die Gemeinde übernommen?<br />

MK: Ich bin froh, <strong>das</strong> wir diese Infrastruktur gebaut<br />

haben. Aber ohne den Finanzausgleich hätten wir uns<br />

<strong>das</strong> nicht leisten können. Mit unseren Steuereinnahmen<br />

könnten wir nicht einmal die Schule finanzieren.<br />

BB: Ich finde es gut, was Menzingen sich mit diesem<br />

Geld geleistet hat. Wir haben ja nicht geklotzt. Haben<br />

aber etwas für die Jugend gemacht. Es wäre ganz<br />

schlecht, wenn es hiesse: «Die in Zug haben alles, wir<br />

da oben haben nichts.» Die Dreifachturnhalle ermöglicht,<br />

<strong>das</strong>s Auswärtige hierher kommen, zum Beispiel<br />

an ein Turnier. Restaurants und andere Gewerbebetriebe<br />

profitieren.<br />

MK: Es gibt auf dem Bauamt noch zwei Projekte, die<br />

man möglichst schnell machen sollte, jetzt, da wir <strong>das</strong><br />

Geld noch erhalten. Aber wir brauchen auch Zurückhaltung:<br />

Der Unterhalt all dieser Liegenschaften darf<br />

uns nicht zu Boden fahren. Der Unterhalt eines<br />

Schwimmbads zum Beispiel. Wir haben als einzige Gemeinde<br />

noch eine Pro-Kopf-Verschuldung. Als Geschäftsmann<br />

weiss ich: Man muss auch in schlechten<br />

Zeiten überleben können.<br />

BB: Statt auf einem hohen Niveau zu jammern, können<br />

wir auch auf einem hohen Niveau zufrieden sein.<br />

Was ist gesünder? Auch die Bürgergemeinde hat eine<br />

super Infrastruktur für <strong>das</strong> Alter geschaffen.<br />

Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2008 geniesst<br />

Menzingen ein grosszügiges öV-Angebot. Zufrieden?<br />

Wie wichtig ist die Entwicklung des Individualverkehrs<br />

– Stichwort Tangente Zug/Baar?<br />

MK: Den Ausbau des öffentlichen Verkehrs befürworte<br />

ich. Er muss aber auch benutzt werden, damit es<br />

rentiert und ökologisch sinnvoll ist. Ohne <strong>das</strong> kgm hätten<br />

wir dieses Busangebot nicht erhalten, die Bevölkerungszahlen<br />

sind in Zukunft eher wieder rückläufig.<br />

Beim Finsterseebus sind es vorderhand fast nur Schüler,<br />

die ihn benutzen.<br />

BB: Es freut mich, <strong>das</strong>s wir eine massive Verbesserung<br />

haben im öV. Das verdanken wir aber auch den Pendlern,<br />

die hier arbeiten. Aber für die Tangente Zug/Baar<br />

bin ich nicht: Sie verlagert den Verkehr und bringt uns<br />

mehr Durchgangsverkehr.<br />

MK: Wir haben nicht sehr viel Verkehr. Ausser Pendlerverkehr<br />

am Morgen und am Abend, ein Grossteil sind<br />

Menzinger. Wenn wir sagen, wir haben <strong>das</strong> Wohnen<br />

hier oben und <strong>das</strong> Arbeiten im Tal, dann müssen wir<br />

<strong>das</strong> akzeptieren. Tagsüber haben wir wenige, die über<br />

Menzingen fahren, als Abkürzung oder Umweg. Wenn<br />

der Hirzel geschlossen ist, kommt kein Schwerverkehr<br />

mehr über Menzingen, <strong>das</strong> wird in Sihlbrugg durch die<br />

Polizei geregelt.<br />

Foto: Tony Mehr<br />

RH: Ich gehe nicht davon aus, <strong>das</strong>s Menzingen wegen<br />

der Tangente mehr Durchgangsverkehr erhält, wenn<br />

es in Sihlbrugg läuft. Die Autobahn im Knonaueramt<br />

wird Sihlbrugg entlasten, damit dürfte eine allfällige<br />

Ausweichroute via Menzingen unattraktiver werden.<br />

Die Tangente erschliesst meiner Meinung nach <strong>das</strong><br />

Gebiet Lorzenebene und Autobahn vor allem auch für<br />

die Menzingerinnen und Menzinger besser.<br />

Wie schätzen Sie die Schulentwicklung und die Entwicklung<br />

der familienergänzenden Angebote in der<br />

Gemeinde ein?<br />

BB: Wir sind eine überschaubare Schule, haben gute<br />

und engagierte Lehrpersonen, die zum Teil lange bleiben.<br />

Menzingen ist ein attraktiver Arbeitsort für Lehrpersonen,<br />

und wir bieten gute Teilzeitarbeitsmöglichkeiten.<br />

Wir leisten uns kleinere Klassen – <strong>das</strong> ist nicht<br />

zuletzt auch Präventionsarbeit. Mit der schulergänzenden<br />

Betreuung haben wir ab Sommer ein gutes<br />

Angebot für heutige Familien.<br />

MK: Was mir nicht so gefällt ist die Verzettelung der<br />

Schulräume. Das kann für <strong>das</strong> einzelne Objekt zwar<br />

gut sein – <strong>das</strong> Zusammenleben in der Sonnhalde finde<br />

ich eine gute Sache – aber die Schule wird dadurch klar<br />

teurer.<br />

Menzingen am Zeichentisch: Wie hat es sich in den letzten zehn <strong>Jahre</strong>n entwickelt?<br />

Wie kann – wie soll die Zukunft gestaltet werden?

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