6 8 10 Jahre «mänziger zytig»: Und das Feuer brennt weiter ... 34
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Juni/Juli 09 mänziger zytig Nr. 60 22<br />
Juni/Juli 09 mänziger zytig Nr. 60 23<br />
PORTRÄT PORTRÄT<br />
Auch Tiefflüge sind Höhepunkte: Markus Zürcher, Militärpilot<br />
Posthalter in fünfter Generation zu werden, stand auf der Wunschliste seines Vaters Gottfried, als die Berufswahl für Markus<br />
Zürcher aktuell wurde. Aber Markus zog es in die hohen Lüfte.<br />
Die Mirage Aufklärer<br />
«Black & White»,<br />
welche anlässlich des<br />
letzten <strong>Jahre</strong>s vor der<br />
Stilllegung dieser<br />
Flugzeuge so bemalt<br />
wurde.<br />
Rechts:<br />
Auf einem namenlosen<br />
Gipfel südlich des<br />
Lac de Mont Cenis in<br />
den Grajischen Alpen<br />
(Piemont/Aostatal).<br />
— Myra Tönz —<br />
Seit drei <strong>Jahre</strong>n wohnt Markus Zürcher wieder in Menzingen,<br />
im «Bahnhöfli», welches sein Vater Gottfried<br />
gekauft und in ein schmuckes Heim umgebaut hat.<br />
«Ich fühle mich sehr wohl in meiner alten Heimat. Noch<br />
immer verkehren dieselben Menschen an den Stammtischen,<br />
und die freundliche Art und die Eigenheiten<br />
der Menzinger gefallen mir», sagt Markus Zürcher.<br />
Wie kamst du zum Beruf des Militärpiloten?<br />
Alles fing mit dem «Kleinen Uhu», dem ersten Bausatz<br />
eines Modell-Segelflugzeugs an. Bei dieser Bastelei<br />
wurde mein Interesse für die Fliegerei geweckt. Im<br />
Laufe der <strong>Jahre</strong> setzte ich mich immer tiefer mit der<br />
Materie Fliegen auseinander. Hinzu kam, <strong>das</strong>s mich<br />
eine ferne Verwandte, Sonja Hertig, bei der Realisierung<br />
meines Fliegertraums immer unterstützte. Sie<br />
war eine Schülerin des legendären Gletscherpiloten<br />
Hermann Geiger und ging als erste Gletscherpilotin<br />
Europas in die Aviatik-Geschichte ein. Als ich 16 war,<br />
lud sie mich zu einem internationalen Gletscherpilotentreffen<br />
nach Saanen ein. Dort konnte ich als Helfer<br />
beim Einweisen und Parkieren der vielen Flugzeuge<br />
Hand anlegen und echte Fliegerluft schnuppern. Als<br />
Belohnung für meine Hilfe durfte ich von Saanen nach<br />
Mollis heimfliegen, mit dem damals ältesten Piloten,<br />
Christian Streiff. Auf dem Rückflug stellte er mir lau-<br />
Fotos: zVg Markus Zürcher<br />
fend Rechnungsaufgaben mit dem Hinweis, <strong>das</strong>s rechnen<br />
zu können für einen Piloten <strong>das</strong> Wichtigste sei.<br />
Nach diesem Heimflug wurde meine Freude und Begeisterung<br />
am Fliegen zur Leidenschaft. Statt mit meiner<br />
Familie in die Sommerferien zu fahren, besuchte<br />
ich in dieser Zeit einen Segelflugkurs in Schänis, wo ich<br />
dann mit 17 <strong>Jahre</strong>n <strong>das</strong> Brevet machte. Mit 18 besuchte<br />
ich die fliegerische Vorschulung der Armee, dabei<br />
lernte ich <strong>das</strong> Fliegen mit einem Motorflugzeug.<br />
Nach dieser Ausbildung schloss ich erst mal meine<br />
Lehre als FEAM (damals Fernmelde- und Elektronikapparatemonteur)<br />
ab.<br />
<strong>Und</strong> wie ging es <strong>weiter</strong>?<br />
Das ging Schlag auf Schlag. 1983 absolvierte ich die<br />
Flieger-Rekrutenschule auf PC-7, 1984 die Fliegerschulen<br />
A+B auf Vampire und wurde Ende 1984 zum<br />
Militärpiloten brevetiert. Gleich anschliessend trat ich<br />
ins UeG (Überwachungsgeschwader) ein, und damit<br />
begann meine eigentliche Ausbildung zum Berufsmilitärpiloten:<br />
Einteilung in die Fliegerstaffel 11, Umschulung<br />
auf den F-5 Tiger, Berufspilotenlizenz und<br />
die Militärfluglehrerschule.<br />
Nach ersten Einsätzen als PC-7-Fluglehrer durfte ich<br />
1987 meinen grössten Traum verwirklichen, ich<br />
schulte auf den legendären Mirage Aufklärer, AMIR,<br />
um. Während 17 <strong>Jahre</strong>n blieb ich diesem sensationellen<br />
Flugzeug treu. Ich war 14 <strong>Jahre</strong> anfänglich als<br />
Fluglehrer, später als Cheffluglehrer auf der Aufklärer-Mirage<br />
tätig und schliesslich Staffelkommandant<br />
der Fl St <strong>10</strong> in Buochs.<br />
Fotos: zVg Markus Zürcher<br />
Ende 2003 wurden diese Flieger endgültig ausgemustert.<br />
In diesem «letzten» Jahr gelang mir noch<br />
der letzte grosse Erfolg: Ich konnte zusammen mit<br />
einem Miliz-Staffelpiloten am NATO Recce Meet in<br />
Belgien, einer internationalen Aufklärermeisterschaft,<br />
den ersten Rang von 14 Formationen aus 9 verschiedenen<br />
Ländern erkämpfen und allen Verantwortlichen<br />
in der Schweiz beweisen, <strong>das</strong>s wir auch international<br />
tauglich wären.<br />
Seit vielen <strong>Jahre</strong>n gehörst du zur Luftwaffe. Was<br />
muss ich mir darunter genau vorstellen?<br />
Die Schweiz will ihre Bevölkerung schützen und ihre<br />
Souveränität bewahren. Um diesen Schutz zu gewährleisten,<br />
braucht es die Lufthoheit im schweizerischen<br />
Luftraum. Seit langem ist die Schweiz ein neutrales<br />
Land. Sie ist also verpflichtet, sich zu behaupten und<br />
niemandem den Gebrauch unseres Gebiets bzw. unseres<br />
Luftraums für kriegerische Zwecke zu erlauben.<br />
Dass dabei die Luftwaffe immer in Bereitschaft sein<br />
muss, versteht sich von selbst. Die Schweiz ist zwar ein<br />
kleines Land, es zu umfliegen, jedoch trotzdem aufwändig.<br />
So überqueren die Schweiz zwei wichtige Luftstrassen.<br />
Eine in Nord-Südrichtung und eine von Osten<br />
nach Westen, europaweit eines der grössten Verkehrsaufkommen.<br />
In der jetzigen Zeit ist die Hauptaufgabe<br />
auf den sogenannten Luftpolizeidienst beschränkt. Ich<br />
musste z. B. während des Golfkriegs oder während des<br />
Balkankonflikts sogenannte Kontrolleinsätze fliegen,<br />
da während dieser Zeit der Schweizer Luftraum für alle<br />
kriegführenden Parteien gesperrt war.<br />
Auch während des WEF (World Economic Forum)<br />
nimmt die Luftwaffe eine sehr wichtige Aufgabe<br />
wahr. Sie ist wegen der kurzen Alarmierungs- und<br />
Reaktionszeiten dauernd in der Luft und schützt den<br />
Luftraum über Davos.<br />
Hat sich in der heutigen Militärpilotenausbildung<br />
etwas verändert?<br />
Ja, sehr viel. Die Ausbildung hat sich grundlegend<br />
geändert. Heute absolviert ein junger Interessent die<br />
fliegerische Grundausbildung «Sphair». Während<br />
dieses zweiwöchigen Kurses auf einem Leichtflugzeug<br />
wird abgeklärt, ob er sich für eine Weiterausbildung<br />
zum Militärpiloten eignet.<br />
Danach heisst es erst mal «Durchbeissen», denn nun<br />
muss die militärische Grund- und Weiterausbildung,<br />
idealerweise bei den Fliegertruppen, bis zum Offizier<br />
absolviert werden. Erst dann kann mit der fliegerischen<br />
Ausbildung <strong>weiter</strong>gefahren werden. Diese beinhaltet<br />
einen Studienlehrgang «Bachelor in Science<br />
of Aviation», die Ausbildung zum Berufspiloten mit<br />
Instrumentenflugzulassung und danach die fliegerische<br />
Ausbildung bei der Luftwaffe auf verschiedenen<br />
Flugzeugen. Im Normalverlauf ist man mit etwa 27<br />
ausgebildeter Pilot. Interessierte finden unter www.<br />
sphair.ch und www.luftwaffe.ch mehr Informationen.<br />
Wie sehen die kommenden <strong>Jahre</strong> in deinem Pilotenberuf<br />
aus?<br />
Seit bald fünf <strong>Jahre</strong>n leite ich die Überlebensausbildung<br />
aller Flugzeugbesatzungen der Luftwaffe. Damit<br />
hatte ich einmal mehr die Gelegenheit, meine<br />
Passionen zum Beruf zu machen: Meine Kenntnisse<br />
im Fallschirmspringen, Alpinismus, Tauchen und<br />
meine hohe körperliche Leistungsfähigkeit helfen mir<br />
sehr, die Ausbildung der Besatzungen auf mögliche<br />
Notfälle zu optimieren. Daneben bin ich <strong>weiter</strong>hin als<br />
Fluglehrer auf PC-7 tätig und fliege zudem den PC-9<br />
als Zielflugzeug für die Flab.<br />
Links:<br />
Zwei AMIR während<br />
der Abenddämmerung.<br />
Die Leuchtkugeln,<br />
«Flaires»,<br />
dienen zur Störung<br />
anfliegender<br />
Infrarot- Lenkwaffen.<br />
Rechts:<br />
Formation von 16<br />
Fallschirmspringern<br />
über der Magadinoebene.<br />
Weitere Bilder, die<br />
uns Markus Zürcher<br />
zur Verfügung gestellt<br />
hat, finden Sie auf<br />
unserer Homepage.<br />
www.maenziger-zytig.<br />
ch: Flug über die<br />
Lenkwaffenstellung<br />
Gubel, über den<br />
Raten, Tiefflug, u. a.<br />
m.