Selbstkonzept, Kausalattributionen und Leistungsangst - Institut für ...
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<strong>Selbstkonzept</strong>, <strong>Kausalattributionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Leistungsangst</strong> im Rechtschreiben<br />
gungen in der Regel noch auf allgemeine, mithin bereichsunspezifisch belassene Merkmalskonstrukte<br />
(Betz & Breuninger, 1993; Breuninger, 2000; Kretschmann & Elspaß, 1992;<br />
Kretschmann, Rose, Osolin & Schmidt, 2000; Matthes, 1994; Schulte-Körne & Mathwig,<br />
2001; Suhr, 2005). Für eine Förderung, die diese Merkmale gezielt beeinflussen will, ergibt<br />
sich dadurch absehbar das Problem, ihre diesbezüglichen Zielvorstellungen <strong>und</strong> Handlungsstrategien<br />
nicht ausreichend problemgenau auf die Bedürfnisse des jeweiligen Einzelfalls<br />
zuschneiden <strong>und</strong> ihre diesbezüglichen Handlungsziele folglich auch nicht ausreichend eindeutig<br />
kontrollieren zu können. In Abhängigkeit von der individuell bestehenden Leistungsproblematik<br />
sollten sich systematische Änderungsversuche auf der Ebene der Schülerpersönlichkeit<br />
deshalb in erster Linie auf leistungsthematisch relevante Schülermerkmale konzentrieren,<br />
<strong>und</strong> dabei möglichst auch noch rechtschreibspezifisch ausgelegt sein – zumal<br />
ein solcher Ansatz auch durch die Ergebnisse einiger jüngerer Evaluationsstudien <strong>und</strong><br />
Meta-Analysen empirische Stützung findet. Sie haben übereinstimmend belegt, dass interventionsabhängige<br />
Effekte in der Schülerpersönlichkeit (vor allem in Hinblick auf das<br />
<strong>Selbstkonzept</strong>) umso prägnanter nachzuweisen sind, je anforderungs- bzw. problemnäher<br />
die untersuchten Merkmale operationalisiert werden (Bövers & Schulz, 2005; Schulz, Dertmann<br />
& Jagla, 2003; O’Mara, Marsh & Craven, 2004; .Suhr, 2005).<br />
In diesem Sinne rechtschreibspezifisch ansetzende Fördermaßnahmen erscheinen prinzipiell<br />
in mehrfacher Hinsicht realisierbar: Sie können vorrangig versuchen, die schriftsprachlichen<br />
Kompetenzen zu entwickeln <strong>und</strong> zu stabilisieren – <strong>und</strong> durch die erreichten Lernfortschritte<br />
die kognitiv-motivationalen Merkmale der Schüler günstig zu verändern (skill development-Ansatz).<br />
Sie können umgekehrt in erster Linie darauf abzielen, die kritischen<br />
Selbsteinschätzungen der Schüler zu verändern – <strong>und</strong> dadurch die schriftsprachlichen Lernprozesse<br />
zu erleichtern <strong>und</strong> zu orientieren (self-enhancement-Ansatz). In beiden Fällen können<br />
sie zudem die im Einzelfall bestehenden Kompetenz-, Kontroll- <strong>und</strong> Bedrohungserwartungen<br />
der Schüler direkt thematisieren oder indirekt mittels geeigneter Lernbedingungen<br />
beeinflussen. In der pädagogisch-psychologischen Forschung hat es über lange Zeit eine intensive<br />
Debatte gegeben, welche dieser Möglichkeiten die stärkeren <strong>und</strong> stabileren Effekte<br />
gewährleisten kann. Mittlerweile scheint sich hier eine allmähliche Annäherung der verschiedenen<br />
Sichtweisen abzuzeichnen (Elbaum & Vaughn, 2001; Scheirer & Kraut, 1979;<br />
O’Mara, Marsh & Craven, 2004). Ohnedies dürfte <strong>für</strong> die alltägliche Interventionspraxis<br />
eine methodenintegrierende Vorgehensweise dringend angeraten sein. In jedem Einzelfall<br />
wird eine zureichend individualisierend gestaltete Förderung stets alle Aspekte der Lernproblematik<br />
in den Blick nehmen <strong>und</strong> ihre didaktisch-methodischen Entscheidungen immer<br />
wieder neu überdenken <strong>und</strong> gegebenenfalls korrigieren – d.h. das individuell erforderliche<br />
Ausmaß an Passung herstellen müssen (Borchert, 1996). Gleichwohl dürfte es zu Beginn<br />
einer Förderung, die es mit weit reichend kumulierten Leistungsschwierigkeiten zu tun hat,<br />
zunächst einmal sinnvoll sein, primär kompetenzbezogene Veränderungen anzustreben <strong>und</strong><br />
erste Lernfortschritte herbeizuführen, die sich ihrerseits auch (indirekt) auf die rechtschreibspezifischen<br />
Selbsteinschätzungen der Schüler auswirken. Dabei sollten die pädagogisch<br />
initiierten Lernsituationen gleichsam aus sich heraus den kritischen Lerngegenstand auf<br />
eine Weise aufbereiten, die den Schülern von vornherein ein möglichst hohes Maß an<br />
Selbstwirksamkeitserfahrungen <strong>und</strong> personalen Kontrollerlebnissen eröffnen – unter anderem<br />
durch transparente Lernanforderungen <strong>und</strong> lernorientierende Aufgabenformate, selbstinstruktive<br />
Lernhilfen, lernstrategische Handlungsroutinen, methodenzentrierte Ergebnisattribuierungen,<br />
intraindividuelle Bewertungskriterien, fehlerartspezifische Selbsteinschätzungen<br />
<strong>und</strong> kooperative Lernplanungen (Faber, 1990a,b, 2003; Chapman & Tunmer, 2003;<br />
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