Selbstkonzept, Kausalattributionen und Leistungsangst - Institut für ...
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Praktische Implikationen<br />
Diagnose<br />
Günter Faber<br />
Der bislang zu den rechtschreibspezifischen Kompetenz-, Kontroll- <strong>und</strong> Bedrohungserwartungen<br />
von Gr<strong>und</strong>schulkindern erreichte Erkenntnisstand verdeutlicht in Übereinstimmung<br />
mit den jüngsten empirischen Bef<strong>und</strong>en zur schulfachabhängigen Ausprägung der entsprechenden<br />
Schülermerkmale (Schilling, Sparfeldt, Rost & Nickels, 2005; Sparfeldt, Schilling,<br />
Rost, Stelzl & Peipert, 2005) auf jeden Fall das Erfordernis, pädagogisch-psychologisch<br />
motivierte Analysen des <strong>Selbstkonzept</strong>s, der kausalen Attributionstendenzen <strong>und</strong> der <strong>Leistungsangst</strong><br />
in Zusammenhang mit kritischen Lehr-Lern-Situationen nicht mehr ausschließlich<br />
durch die Verwendung fachunspezifisch ausgelegter Diagnoseverfahren vorzunehmen<br />
(Ingenkamp & Lissmann, 2005; Matthes, 1996; Lukesch, 1998; Schwarzer & Schwarzer,<br />
1983). Denn mit ihnen geht jedwede Diagnostik das unkontrollierbare Risiko ein, über verschiedene<br />
Leistungsbereiche, deren Ausprägungen sich im Einzelfall noch recht uneinheitlich<br />
darstellen können, egalisierende <strong>und</strong> somit verfälschende Antworttendenzen bei den<br />
befragten Schülern zu erzeugen <strong>und</strong> dadurch letztlich individuell bedeutsame Informationen<br />
zu einer angemessenen Problemanalyse zu vergeben.<br />
In diesem Zusammenhang zeichnet sich auch <strong>für</strong> die gängige Diagnosepraxis zur Feststellung<br />
psychosozialer Risikolagen, die bei der sozialrechtlichen Indikation außerschulischer<br />
Eingliederungshilfen <strong>für</strong> Schüler mit umschriebenen Leistungsschwierigkeiten eine maßgebliche<br />
Rolle spielt, die Notwendigkeit zu entsprechend konzeptuellen <strong>und</strong> methodischen<br />
Revisionen ab (Harnach-Beck, 1998; Warnke, Hemminger & Plume, 2004).<br />
Erst recht mag dies <strong>für</strong> die diagnostische Kontrolle lern- bzw. leistungsbezogener Interventionen<br />
gelten: Die systematische Evaluierung pädagogisch-psychologischer Maßnahmen<br />
zur Rechtschreibförderung sollte durch die Verwendung schulfachspezifischer <strong>Selbstkonzept</strong>-,<br />
Attributions- <strong>und</strong> <strong>Leistungsangst</strong>verfahren über entscheidend präzisierte <strong>und</strong> sensiblere<br />
Messkriterien <strong>für</strong> die Erfassung möglicher Veränderungen in den kognitiv-motivationalen<br />
Schülermerkmalen verfügen können, mit denen (günstige oder ungünstige) Förderungsverläufe<br />
früher <strong>und</strong> eindeutiger zu realisieren sind – <strong>und</strong> die somit zu einer valideren<br />
Einschätzung von Maßnahmeneffekten in Hinblick auf die relevanten Merkmale der Schülerpersönlichkeit<br />
beitragen können (Bövers & Schulz, 2005; Dumke & Heidbrink, 1980;<br />
Faber, 1989a; Schulz, Dertmann & Jagla, 2003; Suhr, 2005).<br />
Intervention<br />
Auf dem Hintergr<strong>und</strong> einschlägiger Modellvorstellungen <strong>und</strong> Forschungsbef<strong>und</strong>e zur multiplen<br />
Determiniertheit schulischer Lehr-Lern-Prozesse zielt die Mehrheit der gegenwärtig<br />
vorliegenden Interventionskonzepte zur Rechtschreibförderung nicht mehr nur auf Veränderungen<br />
in den kritischen Schülerleistungen, sondern ebenso auf korrespondierende Veränderungen<br />
in den kognitiv-motivationalen Schülermerkmalen ab (Borchert, 1996). Dabei<br />
werden anhaltende Leistungsschwierigkeiten <strong>und</strong> mögliche Lernblockierungen auf ungünstige<br />
Ausprägungen im Selbstwertgefühl, im <strong>Selbstkonzept</strong>, im <strong>Leistungsangst</strong>niveau oder<br />
in der Lernmotivation der betroffenen Schüler zurückgeführt. Abgesehen von der im Einzelnen<br />
recht unterschiedlich behandelten Frage, wie solche Veränderungen konzeptuell <strong>und</strong><br />
methodisch hinlänglich erreicht werden können, stützen sich die entsprechenden Überle-<br />
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