Selbstkonzept, Kausalattributionen und Leistungsangst - Institut für ...
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Günter Faber<br />
Diktat erklärten sie dagegen vorrangig internal mit eigenem Fähigkeitsmangel. Im Gegensatz<br />
zu den mittleren <strong>und</strong> guten Rechtschreibern berichteten sie somit Kontrollerwartungen,<br />
die ein deutlich stärker erlebtes Ausmaß an subjektivem Kontrollverlust <strong>und</strong> an personaler<br />
Hilflosigkeit dokumentieren. In Übereinstimmung mit den motivationstheoretischen Überlegungen<br />
zur <strong>Selbstkonzept</strong>kongruenz individueller Attribuierungstendenzen (Chapman &<br />
Lawes, 1984; Jones, 1973; Marsh, 1986b; Meyer, 1984) zeigten sich diese leistungsabhängigen<br />
Unterschiede in den fähigkeitsbezogenen Erfolgs- <strong>und</strong> Misserfolgsattributionen maßgeblich<br />
durch das rechtschreibspezifische <strong>Selbstkonzept</strong> vermittelt. Die Beziehung zwischen<br />
<strong>Selbstkonzept</strong> <strong>und</strong> anstrengungsbezogenen Misserfolgsattributionen stellte sich unterdessen<br />
in erwartungswidriger Weise dar. Denn Schüler mit rechtschreibspezifisch negativem<br />
<strong>Selbstkonzept</strong> führten eigenen Misserfolg wohl in erster Linie auf Fähigkeits-, zugleich<br />
jedoch auch noch auf Anstrengungsmangel zurück – <strong>und</strong> zwar über alle Leistungsunterschiede<br />
hinweg durchgängig stärker als Schüler mit positivem <strong>Selbstkonzept</strong>. Dieses<br />
Teilergebnis könnte auf die Möglichkeit eines entsprechend kompensatorischen Erklärungsmusters<br />
(Heckhausen, 1984) hinweisen, was eine fachspezifische Relativierung der<br />
selbstkonzept- <strong>und</strong> attributionstheoretischen Modellvorstellungen zur Genese von Hilflosigkeitsreaktionen<br />
nahe legen würde. Gleichwohl könnte dieses Teilergebnis methodenabhängig<br />
zustande gekommen sein: Da die selbstkonzeptionelle Faktorvariable in den betreffenden<br />
Varianzanalysen nur in zweigestufter (medianhalbierter) Ausprägung verwendet worden<br />
ist, mögen die untersuchten Effekte unter Umständen noch zu grob dargestellt gewesen<br />
– etwaige bedeutsame Differenzen in den misserfolgsbezogenen Anstrengungsattributionen<br />
zwischen Schülern mit rechtschreibspezifisch niedrigen, mittleren <strong>und</strong> hohen Kompetenzüberzeugungen<br />
dadurch unterschätzt geblieben sein. In diesem Sinne weiterführende Aufschlüsse<br />
sollte daher eine methodisch revidierte Replikationsstudie erwarten lassen.<br />
Auf dem Hintergr<strong>und</strong> dieser Bef<strong>und</strong>lage ist es das hauptsächliche Ziel der vorliegenden<br />
Untersuchung, an einer weiteren Stichprobe älterer Gr<strong>und</strong>schulkinder erneut die Leistungs-<br />
bzw. <strong>Selbstkonzept</strong>abhängigkeit diktatbezogener <strong>Kausalattributionen</strong> zu analysieren. Daneben<br />
erscheint es aufgr<strong>und</strong> des insgesamt noch schmalen Erkenntnisstands angebracht, einmal<br />
mehr auch die fachspezifische Validität der erhobenen Schülerattributionen zu überprüfen<br />
(Faber, 1996). Im Einzelnen sollen somit die folgenden Fragen geklärt werden:<br />
• Bestehen zwischen den diktatbezogen erfragten <strong>Kausalattributionen</strong> <strong>und</strong> unterschiedlichen<br />
Leistungsmaßen bereichsspezifisch differentielle Beziehungen – insofern<br />
sie insgesamt deutlich stärker mit den Rechtschreib- als mit den Mathematikleistungen<br />
korreliert sind?<br />
• Lassen sich leistungs- bzw. selbstkonzeptabhängige Attributionsmuster <strong>für</strong> Erfolg<br />
im Diktat nachweisen – insofern (vor allem rechtschreibschwache) Schüler mit negativen<br />
Kompetenzeinschätzungen ein gutes Diktatergebnis weniger internal mit<br />
eigenen Fähigkeiten <strong>und</strong> stärker external mit günstigen Zufallseinflüssen erklären?<br />
• Lassen sich leistungs- bzw. selbstkonzeptabhängige Attributionsmuster <strong>für</strong> Misserfolg<br />
im Diktat nachweisen – insofern (vor allem rechtschreibschwache) Schüler<br />
mit negativen Kompetenzeinschätzungen ein schlechtes Diktatergebnis stärker internal<br />
mit Fähigkeits- sowie auch noch mit Anstrengungsmangel erklären?<br />
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