Selbstkonzept, Kausalattributionen und Leistungsangst - Institut für ...
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<strong>Selbstkonzept</strong>, <strong>Kausalattributionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Leistungsangst</strong> im Rechtschreiben<br />
1985). So weisen entsprechende Feldstudien übereinstimmend nach, dass leistungsschwache<br />
Schüler mit zunehmender Dauer ihrer Schwierigkeiten ein negatives <strong>Selbstkonzept</strong><br />
eigener Kompetenzen ausbilden <strong>und</strong> hinsichtlich ihrer Möglichkeiten, die <strong>für</strong> sie kritischen<br />
Anforderungen noch zureichend bewältigen zu können, analog niedrige Erfolgs- <strong>und</strong> hohe<br />
Misserfolgserwartungen realisieren. Erfolg wird von ihnen dann als erwartungswidrig erlebt<br />
<strong>und</strong> deshalb vorrangig external auf günstige äußere Umstände zurückgeführt. Misserfolg<br />
wird von ihnen dagegen als erwartungsgemäß erlebt <strong>und</strong> deshalb vorrangig stabil-internal<br />
mit persönlichem Begabungs- bzw. Fähigkeitsmangel erklärt (Butkowsky & Willows,<br />
1980; Diener & Dweck, 1978. 1980; Faber, 1990b; Frieze, 1980; Heckhausen, 1984; Helmke,<br />
1992; Licht, Kistner, Ozkaragoz, Shapiro & Clausen, 1985; Marsh, 1984b; Nicholls,<br />
1979; Watkins & Gutierrez, 1989). In beiden Fällen resultiert <strong>für</strong> die indes die selbstwertabträgliche<br />
Erfahrung von Kontrollverlust <strong>und</strong> Hilflosigkeit gegenüber den kritischen Anforderungen,<br />
insofern sie Attribuierungen vornehmen, aufgr<strong>und</strong> derer sie sich <strong>für</strong> günstige<br />
Leistungsergebnisse nicht verantwortlich fühlen können – ungünstige Leistungsergebnisse<br />
aber zugleich als selbst verursachte Problematik wahrnehmen, die sie durch eigenes Handeln<br />
nicht mehr bewältigen zu können meinen. Mit der Zeit wirkt sich diese resignative<br />
Motivationslage schließlich sowohl auf das Lernverhalten als auch auf die emotionale Befindlichkeit<br />
der betroffenen Schulkinder beeinträchtigend aus <strong>und</strong> trägt absehbar zu einer<br />
weiteren Stabilisierung der bestehenden Leistungsschwierigkeiten bei (Abramson, Garber<br />
& Seligman, 1980; Fincham, Hokoda & Sanders, 1989; Kistner, Osborne & LeVerrier,<br />
1988; Nolen-Hoeksema, Girgus & Seligman, 1986; Stiensmeier-Pelster, 1994; Stiensmeier-<br />
Pelster & Schlangen, 1996).<br />
Neuere Bef<strong>und</strong>e zu den leistungs- <strong>und</strong> selbstkonzeptabhängigen Ausprägungen von Schülerattributionen<br />
stammen größtenteils aus Untersuchungen, in denen die interessierenden<br />
Variablen gezielt in ihren mathematik- oder lesespezifischen Ausprägungen analysiert worden<br />
sind. Obwohl die Notwendigkeit solcher schulfachbezogen differenzierenden Attributionsstudien<br />
empirisch mittlerweile hinreichend belegt erscheint (Marsh, 1984b; Ryckman,<br />
Peckham, Mizokawa & Sprague, 1990; Simpson, Licht, Wagner & Stader, 1996; Skaalvik,<br />
1994; Watkins & Gutierrez, 1989), ist eine konzeptuell <strong>und</strong> methodisch vergleichbare Erforschung<br />
rechtschreibspezifischer Schülerattribuierungen demgegenüber weithin vernachlässigt<br />
geblieben (Klicpera & Gasteiger-Klicpera, 1993; Petkovic, 1980). Dieser Umstand<br />
muss überraschen, da erfahrungsgemäß gerade die Unterrichtsanforderungen in diesem Bereich<br />
von verhältnismäßig vielen Kindern nicht mehr oder nur bedingt bewältigt werden<br />
<strong>und</strong> <strong>für</strong> die Genese problematischer Kompetenz- <strong>und</strong> Kontrollüberzeugungen bereits im<br />
Gr<strong>und</strong>schulalter einen besonderen Stellenwert einnehmen dürften (Helmke, 1997a; Klicpera<br />
& Gasteiger-Klicpera, 1995; Knörzer, 1985; Kretschmann, Rose, Osolin & Schmidt,<br />
2000).<br />
In Anbetracht dieses Mangels an geeigneten Forschungsansätzen zur Frage rechtschreibspezifischer<br />
Kompetenz- <strong>und</strong> Kontrollüberzeugungen wurde deshalb eine erste eigene Feldstudie<br />
mit 151 Kindern des vierten Gr<strong>und</strong>schuljahres durchgeführt. Sie hat zunächst einmal<br />
belegen können, dass die Beziehungen zwischen den diktatbezogen erfragten <strong>Kausalattributionen</strong><br />
<strong>und</strong> verschiedenen Leistungs- bzw. Persönlichkeitsvariablen in schulfachabhängig<br />
differenzieller Weise ausfallen <strong>und</strong> mit ihnen tatsächlich rechtschreibspezifische Kontrollüberzeugungen<br />
erfasst sind. Darüber hinaus haben sich leistungsabhängige Attributionsunterschiede<br />
nachweisen lassen (Faber, 1996): Die rechtschreibschwachen Schüler begründeten<br />
Erfolg im Diktat vorrangig external mit günstigen Zufallsumständen, Misserfolg im<br />
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