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Selbstkonzept, Kausalattributionen und Leistungsangst - Institut für ...

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<strong>Selbstkonzept</strong>, <strong>Kausalattributionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Leistungsangst</strong> im Rechtschreiben<br />

Zugleich lässt sich <strong>für</strong> das lehrerperzipierte Ausmaß an Unselbständigkeit (F = 12.583; p =<br />

.000), an Rückzugstendenzen (F = 16.781, p = .000) sowie an regressivem Verhalten insgesamt<br />

(F = 14.894, p = .000) ein jeweils hochsignifikanter Haupteffekt der Rechtschreibleistungen<br />

ausmachen. Für das lehrerperzipierte Ausmaß an Ängstlichkeit (F = 2.709, p = .069)<br />

gilt dies jedoch nicht. Bei alledem werden Schüler mit rechtschreibspezifisch niedrigen<br />

<strong>Leistungsangst</strong>reaktionen über sämtliche Leistungsunterschiede auch zutreffend als weniger<br />

ängstlich beurteilt – die Ängstlichkeit der Schüler mit mittleren <strong>und</strong> hohen <strong>Leistungsangst</strong>reaktionen<br />

erscheint indes unübersehbar in Abhängigkeit vom Leistungsstand realisiert,<br />

wodurch das von einem Teil der mittleren <strong>und</strong> guten Rechtschreiber berichtete Angsterleben<br />

erkennbar unterschätzt bleibt (Abb. 9). Ähnliche Beziehungen finden sich auch in Hinblick<br />

auf die anderen Verhaltensaspekte: Je schlechter sich die Rechtschreibleistungen der<br />

Schüler darstellen, umso mehr werden ihnen von den Lehrkräften auch Unselbstständigkeit<br />

<strong>und</strong> soziale Rückzugstendenzen, insgesamt also stärkere regressive Verhaltenstendenzen<br />

zugeschrieben. Die mittleren <strong>und</strong> guten Rechtschreiber mit hohen <strong>Leistungsangst</strong>reaktionen<br />

werden tatsächlich oder vermeintlich als weniger unselbständig <strong>und</strong> zurückgezogen wahrgenommen<br />

(Abb. 9). Im Ganzen betrachtet belegen diese Ergebnisse deutlich, dass die Einschätzung<br />

regressiven Verhaltens durch die Lehrkräfte vorrangig vom aktuellen Leistungsstand<br />

der Schüler bestimmt wird <strong>und</strong> interindividuelle Unterschiede im rechtschreibspezifisch<br />

berichteten <strong>Leistungsangst</strong>erleben dabei kaum hinlänglich verifiziert erscheinen.<br />

Diskussion<br />

Mit der vorliegenden Studie haben sich die bisherigen Ergebnisse zur Erfassung rechtschreibängstlicher<br />

Schülerreaktionen durch das Lehrerurteil bestätigen <strong>und</strong> ergänzen lassen<br />

(Faber, 1993d, 1994, 1995a):<br />

So ist in Übereinstimmung mit der betreffenden Bef<strong>und</strong>lage (Lukesch, 1986) die theoretisch<br />

plausible Überlegung, erhöhte rechtschreibängstliche Aufgeregtheitskognitionen von<br />

Schülern würden sich gleichsam visibler auf deren Verhalten niederschlagen <strong>und</strong> wären daher<br />

von der Lehrkräften auch eindeutiger wahrzunehmen, nicht gestützt worden. Stattdessen<br />

zeit sich durchgängig die rechtschreibängstliche Besorgtheit substanziell mit dem lehrerperzipierten<br />

Schülerverhalten korreliert. Dieses Ergebnis mag auf dem ersten Blick überraschen.<br />

Stellt man allerdings in Rechnung, dass die untersuchten Verhaltenseinschätzungen<br />

der Lehrkräfte maßgeblich von den aktuellen Rechtschreibleistungen beeinflusst sind,<br />

<strong>und</strong> dass vor allem die Unselbständigkeit <strong>und</strong> die Rückzugstendenzen der Schüler dabei offensichtlich<br />

unter leistungsthematischem Aspekt interpretiert werden, dann entspricht diese<br />

Gewichtung der kognitiven Besorgtheitskomponente konzeptuell <strong>und</strong> empirisch dem einschlägigen<br />

Kenntnisstand der <strong>Leistungsangst</strong>forschung (Deffenbacher, 1980; Helmke,<br />

1983; Pekrun, 1983).<br />

Damit ist zugleich auch auf die Wirksamkeit impliziter Persönlichkeitstheorien im Lehrerurteil<br />

verwiesen. Interindividuelle Unterschiede in den rechtschreibängstlichen Schülerreaktionen<br />

sind über die herangezogenen Verhaltenseinschätzungen der Lehrkräfte nicht hinlänglich<br />

erfasst worden. Zwar gelingt mehrheitlich noch eine Identifizierung derjenigen<br />

Schüler, die bei schwachen Rechtschreibleistungen erhöhte Ängstlichkeitswerte berichten –<br />

das Angstniveau der mittleren <strong>und</strong> guten Rechtschreiber bleibt auf der Basis ihrer lehrerperzipierten<br />

Verhaltensausprägungen hingegen systematisch unterschätzt. Dieser Mangel an<br />

Urteilsgenauigkeit dürfte vor allem dadurch bedingt sein, dass sich das subjektive Leis-<br />

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