Selbstkonzept, Kausalattributionen und Leistungsangst - Institut für ...
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Studie 1<br />
<strong>Selbstkonzept</strong>, <strong>Kausalattributionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Leistungsangst</strong> im Rechtschreiben<br />
Analyse geschlechtsabhängiger Ausprägungen im rechtschreibspezifischen<br />
<strong>Selbstkonzept</strong><br />
Fragestellung<br />
Bis gegen Ende der Gr<strong>und</strong>schulzeit manifestieren sich signifikante geschlechtsabhängige<br />
Unterschiede in der schriftsprachlichen Leistungsentwicklung. Sowohl auf der Basis von<br />
Fachnoten als auch in entsprechenden Testverfahren erzielen Mädchen durchschnittlich<br />
bessere Ergebnisse im Lesen <strong>und</strong> Rechtschreiben als Jungen. Die Stärke dieses Effekts<br />
bleibt jedoch zumeist mäßig bis gering (Gr<strong>und</strong>, Haug & Naumann, 1994; Helmke, 1997b;<br />
Richter, 1994; Schneider, 1994; Tiedemann & Faber, 1994).<br />
Gleichwohl stellt sich die Frage, ob solche überdauernden Leistungsunterschiede kognitivmotivational<br />
zu einer verstärkt geschlechtsabhängigen Formierung <strong>und</strong> Stabilisierung bereichsspezifischer<br />
Fähigkeitsselbstkonzepte führen <strong>und</strong> die Mädchen insgesamt günstigere<br />
Selbsteinschätzungen realisieren. Die betreffende Bef<strong>und</strong>lage fällt indes nicht einheitlich<br />
aus: Einige Studien weisen substantiell höhere Ausprägungen im schriftsprachlichen <strong>Selbstkonzept</strong><br />
der Mädchen nach – andere Studien belegen wiederum, dass sich die Mädchen<br />
trotz besserer Leistungen nicht positiver beurteilen als die Jungen (Boersma, Chapman &<br />
Maguire, 1979; Chapman, Silva & Boersma, 1983; Eccles, Wigfield, Harold & Blumenfeld,<br />
1993; Helmke, 1997b; Marsh & Yeung, 1998; Rosenfeld & Valtin, 1997; Skaalvik, 1990).<br />
Dieser Mangel an Übereinstimmung mag teilweise auf die Verwendung verschiedenster<br />
<strong>Selbstkonzept</strong>- <strong>und</strong> Leistungsmaße zurückgehen, die den Lese- <strong>und</strong> Schreibaspekt häufig<br />
zusammengefasst <strong>und</strong> mögliche intraindividuelle Unterschiede zwischen beiden Leistungsbereichen<br />
nicht berücksichtigt haben. Überdies fehlt es vor allem zum Rechtschreiben, das<br />
einen besonderen Stellenwert <strong>für</strong> die Genese leistungsthematischer Kompetenzüberzeugungen<br />
einnehmen dürfte, weithin an konzeptuell <strong>und</strong> methodisch zulänglichen Untersuchungen.<br />
Eine aus diesem Gr<strong>und</strong> mit einem eigens entwickelten Fragebogen zum rechtschreibspezifischen<br />
<strong>Selbstkonzept</strong> durchgeführte Korrelationsstudie hat unterdessen ergeben, dass<br />
Mädchen <strong>und</strong> Jungen im vierten Gr<strong>und</strong>schuljahr mit zunehmendem Leistungsniveau ein<br />
gleichermaßen positiveres <strong>Selbstkonzept</strong> berichten – <strong>und</strong> dass diese Beziehung nicht entscheidend<br />
vom Geschlecht der Schüler beeinflusst wird. Bestehende Unterschiede in der<br />
Rechtschreibleistung waren lediglich zu 4 Prozent <strong>und</strong> im <strong>Selbstkonzept</strong> bloß noch zu 2<br />
Prozent durch das Geschlecht aufzuklären (Faber, 1992a).<br />
Ziel der vorliegenden Analyse ist es diesen ersten Bef<strong>und</strong> an einer weiteren Stichprobe von<br />
Gr<strong>und</strong>schulkindern im Hinblick auf die folgenden Annahmen zu replizieren:<br />
• Mädchen <strong>und</strong> Jungen unterscheiden sich nicht bedeutsam in ihren Rechtschreibleistungen.<br />
• Sie unterscheiden sich auch nicht bedeutsam in ihren rechtschreibspezifischen<br />
Selbsteinschätzungen.<br />
• In der Gesamtstichprobe tragen demnach einzig die Rechtschreibleistungen (<strong>und</strong><br />
nicht das Geschlecht) bedeutsam zur Variation des rechtschreibspezifischen<br />
<strong>Selbstkonzept</strong>s bei.<br />
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