Selbstkonzept, Kausalattributionen und Leistungsangst - Institut für ...
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Günter Faber<br />
mit der <strong>Selbstkonzept</strong>skala von Vincent <strong>und</strong> Claydon (1996) erreicht. Ihre Items sind<br />
durchweg rechtschreibbezogen formuliert, vermischen allerdings individuelle <strong>und</strong> soziale<br />
Bezugsnormperspektiven. Die Skalensumme korreliert mäßig positiv mit verschiedenen<br />
Rechtschreibkriterien, wobei Schüler mit schwächeren Rechtschreibleistungen im Test ein<br />
analog niedrigeres bereichsspezifisches <strong>Selbstkonzept</strong> berichten. Allerdings werden keinerlei<br />
Angaben zu einer breiter ausgelegten Validierung dieser Skala (etwa im Kontext anderer<br />
leistungsthematischer Persönlichkeitskonstrukte <strong>und</strong> konkurrenter Leistungskriterien) vorgelegt<br />
– d.h. die konzeptuelle Gültigkeit dieses Verfahrens kann letztlich nur vermutet werden.<br />
In ähnlicher Weise zeigt sich der bisherige Forschungsstand zur Frage rechtschreibspezifischer<br />
<strong>Kausalattributionen</strong> in jeder Hinsicht als äußerst dürftig. Abgesehen von solchen Untersuchungen,<br />
in denen die leistungsthematischen Schülerattributionen zur Erklärung der<br />
eigenen Deutschnote in einer Klassenarbeit erfragt <strong>und</strong> die Rechtschreibleistungen dabei<br />
nur implizit erfasst worden sind, finden sich lediglich vereinzelte Analysen von rechtschreib-<br />
bzw. diktatbezogen relevanten Schülerattributionen. Ihre Ergebnisse lassen bestenfalls<br />
den groben Trend erkennen, dass Schüler mit eher schwachen Rechtschreibleistungen<br />
im Gegensatz zu Schülern mit eher guten Rechtschreibleistungen Misserfolge stärker internal-stabil<br />
mit Kompetenzmangel <strong>und</strong> Erfolge stärker external mit günstigen Umständen begründen.<br />
Die dabei erfragten <strong>Kausalattributionen</strong> lassen sich jedoch kaum als rechtschreibspezifische<br />
Erklärungsmuster im engeren Sinne interpretieren, insofern mit ihnen ausnahmslos<br />
schulfachübergreifend generalisierte Kontrollüberzeugungen thematisiert worden<br />
sind (Biermann, 1992; Herrig & Krampen, 1979; Humphrey & Mullins, 2002; Krampen &<br />
Zinßer, 1981; Petkovic, 1980; Stipek, 1984).<br />
Und auch die bisherige Bef<strong>und</strong>lage zur Frage von rechtschreibängstlichen Schülerreaktionen<br />
kann sich nicht auf konzeptuell bzw. methodisch geeignete Untersuchungen stützen.<br />
Auch hier haben die betreffenden Studien die Beziehungen zwischen Rechtschreibleistungen<br />
von Schülern <strong>und</strong> ihrem allgemeinen Leistungs- bzw. Prüfungsangstniveau, gelegentlich<br />
auch der generellen Angstbelastung, erk<strong>und</strong>et. Ihre Ergebnisse verdeutlichen tendenziell,<br />
dass Schüler <strong>und</strong> Erwachsene mit Rechtschreibschwierigkeiten ein vergleichsweise höheres<br />
Ausmaß an allgemeiner (Leistungs-)Angst berichten. Allerdings streuen ihre Aussagen<br />
zum Umfang <strong>und</strong> zur Bedeutsamkeit solcher Bef<strong>und</strong>e im Einzelnen beträchtlich. Dies<br />
dürfte auf das unterschiedliche Konzeptualisierungsniveau <strong>und</strong> die unterschiedlichen psychometrischen<br />
Eigenschaften der verwendeten Befragungsinstrumente, nicht zuletzt aber<br />
auch auf varianzmindernde Antworteffekte infolge der schulfachunspezifischen Operationalisierung<br />
des <strong>Leistungsangst</strong>konstrukts zurückgehen. Weiter führende Analysen auf der<br />
Basis rechtschreibspezifischer Angstmaße sind nicht auszumachen (Bäcker & Neuhäuser,<br />
2003; Carroll, Maughan, Goodman & Meltzer, 2005; Fenner, 1977; Finkbeiner & Isele,<br />
1974; Haferkamp & Rost, 1980; Hembree, 1988; Knabe, 1973; Niemeyer, 1974; Riddick,<br />
Sterling, Farmer & Morgan, 1999; Schneider, 1980; Tsovili, 2004; Valtin, 1972).<br />
Bisherige Ergebnisse eigener Untersuchungen<br />
Die einschlägige Bef<strong>und</strong>lage zeichnet sich unübersehbar in zweifacher Hinsicht durch<br />
gr<strong>und</strong>legende Mängel aus: Mit Ausnahme einer neueren Untersuchungsreihe zur Leistungsentwicklung<br />
im Gr<strong>und</strong>schulalter, in deren Verlauf auch ein zulänglich formatiertes Forschungsinstrument<br />
zum rechtschreibbezogenen <strong>Selbstkonzept</strong> eingesetzt worden ist (van<br />
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