Selbstkonzept, Kausalattributionen und Leistungsangst - Institut für ...
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Forschungsstand<br />
<strong>Selbstkonzept</strong>, <strong>Kausalattributionen</strong> <strong>und</strong> <strong>Leistungsangst</strong> im Rechtschreiben<br />
In einem solchen Zuschnitt breiter angelegte Überlegungen bzw. Studien zu den schulfachspezifischen<br />
Aspekten leistungsthematischer Schülerpersönlichkeit liegen mittlerweile insbesondere<br />
<strong>für</strong> den mathematischen Leistungsbereich in zumeist schon elaborierter Form vor<br />
(Goetz, Pekrun, Zirngibl, Jullien, Kleine, vom Hofe & Blum, 2004; Grützemann, 2003;<br />
Kammermeyer & Martschinke, 2003). Darüber hinaus sind verschiedene schulfachspezifisch<br />
erfasste Merkmale der Schülerpersönlichkeit in einer Reihe von Breitbandstudien, in<br />
denen es um anders gelagerte Fragestellungen geht, einbezogen <strong>und</strong> untersucht worden. Sie<br />
haben zum Teil auch den Rechtschreibbereich berücksichtigt <strong>und</strong> insgesamt weitere Belege<br />
<strong>für</strong> bereichsspezifische Ausprägungen einschlägiger Variablen erbringen können (Baumert,<br />
Gruehn, Heyn, Köller & Schnabel, 1997; Helmke, 1997b; Rosenfeld & Valtin, 1997; Tiedemann<br />
& Billmann-Mahecha, 2004b; Valtin, Wagner, Ostrop & Darge, 2000; Valtin,<br />
Wagner & Schwippert, 2005).<br />
Daneben findet sich über die vergangenen Jahrzehnte eine Vielzahl an Untersuchungen, die<br />
an unterschiedlichsten Stichproben <strong>und</strong> unter unterschiedlichsten Fragestellungen den Zusammenhang<br />
von Merkmalen der Schülerpersönlichkeit <strong>und</strong> der Rechtschreibleistung, vor<br />
allem auch unter dem Aspekt schriftsprachlicher Lern- <strong>und</strong> Leistungsschwierigkeiten (Legasthenie),<br />
in sehr unterschiedlicher Weise abhandeln. Allen Arbeiten gemeinsam ist allerdings<br />
der durchgängige Mangel an zulänglich bereichsspezifisch operationalisierten Persönlichkeitsvariablen.<br />
Stattdessen werden ausgewählte Persönlichkeitsmerkmale in Hinblick<br />
auf die bestehenden Rechtschreibleistungen analysiert, in ihren relativen Ausprägungen<br />
häufig auch zwischen verschiedenen Leistungsgruppen verglichen.<br />
Demgemäß erweist sich die Untersuchung rechtschreibspezifischer Schülerselbstkonzepte<br />
als weithin vernachlässigtes Forschungsgebiet. Dieser Umstand muss umso mehr überraschen,<br />
als gerade das Rechtschreiben in den unteren bis mittleren Klassenstufen einen <strong>für</strong><br />
die Entwicklung leistungsthematischer Persönlichkeitsmerkmale zentralen Kompetenzbereich<br />
darstellen dürfte (Downing, DeStefano, Rich & Bell, 1984; Helmke, 1997a). Zwar haben<br />
vereinzelte Studien die Beziehungen zwischen <strong>Selbstkonzept</strong> <strong>und</strong> Rechtschreibleistungen<br />
empirisch zu klären versucht. Abgesehen von manchen untersuchungsmethodischen<br />
Mängeln, unter anderem in Hinblick auf die herangezogenen Stichproben <strong>und</strong> Rechtschreibkriterien,<br />
haben sie das <strong>Selbstkonzept</strong> jedoch entweder durch globale Fragebogenskalen<br />
oder durch bereichsspezifisch eher intuitiv zusammengestellte <strong>und</strong> psychometrisch<br />
ungeprüft belassene Listen von Einzelitems thematisiert. Ihre Ergebnisse fallen insgesamt<br />
auch recht uneinheitlich aus <strong>und</strong> verweisen allenfalls auf den Umstand, dass Schüler <strong>und</strong><br />
Erwachsene mit Rechtschreibschwierigkeiten sich in ihrer gesamten Persönlichkeit <strong>und</strong> in<br />
ihren schulischen Kompetenzen verhältnismäßig ungünstig beurteilen. Zu einer f<strong>und</strong>ierten<br />
Analyse rechtschreibspezifischer Selbsteinschätzungen können sie daher kaum beitragen<br />
(Burden, 2005; Finkbeiner & Isele, 1974; Frederickson & Jacobs, 2001; Gjessing & Karlsen,<br />
1989; Humphrey, 2002; Kershner, 1990; Niemeyer, 1974; Petkovic, 1980; Rosenthal,<br />
1973; Thomson & Hartley, 1980; Valtin, 1972). Und selbst wenn, wie bei der „Student’s<br />
Perception of Ability Scale“ (Boersma & Chapman, 1978, Boersma, Chapman & Maguire,<br />
1979) das Fähigkeitsselbstkonzept der Schüler einmal bereichsspezifisch operationalisiert<br />
<strong>und</strong> methodisch angemessen erhoben wird, erscheint eine gezielt rechtschreibbezogene Bef<strong>und</strong>interpretation<br />
durch die Verwendung einer kombiniert lese-rechtschreibthematischen<br />
Skala problematisch – insofern beide Kompetenzaspekte im Einzelfall durchaus auch relativ<br />
unabhängig voneinander erlebt werden können. Ein gewisser Fortschritt scheint zwar<br />
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