Selbstkonzept, Kausalattributionen und Leistungsangst - Institut für ...
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Günter Faber<br />
wartungs- <strong>und</strong> Bewertungsschemata, insofern immer auch als individuell ebenso komplexe<br />
wie überdauernde Überzeugungen abrufbar. Als überwiegend implizite Alltagstheorien der<br />
Schüler tragen sie dann in entscheidender Weise dazu bei, wie eine bestimmte Situation<br />
von ihnen angegangen oder eventuell gemieden wird. Dabei können sie sich auch auf unterschiedlich<br />
breite Ausschnitte der Schülerrealität beziehen – d.h. mit ihnen können sehr spezifische<br />
Einzelsituationen oder schon umfänglichere Situationsklassen bzw. -typen erfasst<br />
sein, die sich jeweils aus einer Vielzahl ähnlicher Einzelsituationen zusammensetzen (Bandura,<br />
1986; Heckhausen, 1989; Krampen, 2000; Pekrun, 1983).<br />
Konzeptuell hebt eine solche handlungstheoretische Sichtweise also nicht auf die gesamte<br />
Schülerpersönlichkeit an sich ab, sondern löst das Konstrukt von vornherein in seine intrapsychischen<br />
Teilstrukturen <strong>und</strong> Teilprozesse auf – deren situationsbezogene Analyse differenzierte<br />
Schlussfolgerungen über die Entstehung <strong>und</strong> Stabilisierung kognitiv-motivationaler<br />
wie emotionaler Personmerkmale erlaubt. Fokus eines solchen Persönlichkeitsmodells<br />
sind stets die subjektiv bedeutsamen Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Deutungsprozesse im pädagogisch-psychologisch<br />
gegebenen Handlungsfeld. Dieses Handlungsfeld kann von den Schülern<br />
dabei in unterschiedlich generalisierter Weise wahrgenommen <strong>und</strong> interpretiert, mithin<br />
auch bewertet <strong>und</strong> erwartungsbildend verarbeitet werden (Epstein, 1980; Pekrun, 1983; Petillon,<br />
1987).<br />
Leistungsthematische Spezifizierung<br />
Wenn handlungsrelevante Erwartungen <strong>und</strong> Bewertungen von Schülern immer in Hinblick<br />
auf umschriebene Handlungssituationen entstehen <strong>und</strong> wirken, dann bedarf eine zulängliche<br />
Konzeptualisierung von Schülerpersönlichkeit im Kontext schulischer Lern- <strong>und</strong> Leistungssituationen<br />
auf jeden Fall einer weiteren leistungsthematischen Spezifizierung. Dann<br />
werden als bedeutsame Komponenten der Schülerpersönlichkeit jene Erwartungs- <strong>und</strong> Bewertungskonzepte<br />
eingegrenzt <strong>und</strong> einer näheren Analyse unterzogen, die einerseits zur Bewältigung<br />
der üblichen schulischen Leistungsanforderungen nachweislich beitragen – <strong>und</strong><br />
die andererseits von dem betreffenden Leistungskontext der Schule nachhaltig beeinflusst<br />
werden (Pekrun & Helmke, 1991; Pekrun & Jerusalem, 1996).<br />
Als wesentliche handlungstheoretische Konstrukte haben sich empirisch insbesondere solche<br />
Erwartungen <strong>und</strong> Bewertungen von Schülern nachweisen lassen, die sich auf die eigenen<br />
Handlungskompetenzen, auf die Kontrollierbarkeit des Handlungsergebnisses <strong>und</strong> auf<br />
den Bedrohungsgehalt der Handlungsfolgen beziehen (Helmke, 1992; Pekrun, 1987; Pekrun<br />
& Schiefele, 1996; Schwarzer, 1993; Wigfield & Eccles, 2000).<br />
Leistungsthematische Erwartungskonstrukte<br />
Die von Schülern leistungsthematisch realisierten Kompetenz-, Kontroll- <strong>und</strong> Bedrohungserwartungen<br />
erscheinen von zentraler Bedeutung <strong>für</strong> ihr situationsbezogen gezeigtes Lernverhalten<br />
<strong>und</strong> <strong>für</strong> das in der Situation von ihnen erreichbare Leistungsergebnis. Dabei führen<br />
leistungsthematisch günstige Erwartungs-Bewertungs-Konzepte langfristig zu eher erfolgsorientierten<br />
(bewältigungsorientierten), leistungsthematisch ungünstige Erwartungs-<br />
Bewertungs-Konzepte langfristig zu eher misserfolgsorientierten (meidungsorientierten)<br />
Verhaltensweisen. Die verschiedenen Erwartungs-Bewertungs-Perspektiven (Abb. 1) lassen<br />
sich dabei pädagogisch-psychologisch jeweils unterschiedlich situationsnah operationali-<br />
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