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bentonit.pdf (999 KB) - (DLR) Mosel

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Fotos: Archiv<br />

Eiweißstabilisierung mit Bentoniten<br />

Auf der sicheren Seite<br />

In den letzten Jahren wird von qualitätsorientierten<br />

Winzerbetrieben immer wieder nachgefragt, ob die<br />

Bentonitmengen reduziert werden können oder ob die Weine<br />

sogar ohne Bentonitbehandlung ausreichend stabil sind.<br />

0Wolfram Börker, <strong>DLR</strong>-<strong>Mosel</strong>, Dienststelle Bernkastel-Kues,<br />

gibt Entscheidungshilfen für die Praxis.<br />

In den folgenden Ausführungen soll eine<br />

Hilfestellung zur Verwendung von<br />

Bentonit gegeben werden, denn viele Weine<br />

werden auch mit wenig oder sogar ohne<br />

Bentonit nicht trübe.<br />

Herkunft der Bentonite<br />

Bentonite sind natürliche Behandlungsstoffe<br />

und seit über 50 Jahren zur Behandlung<br />

von Most und Wein zugelassen. Ihr<br />

Hauptbestandteil ist Montmorillonit, ein<br />

stark quellfähiges Tonmineral („Quellton“).<br />

Beim Quellen mit Wasser bilden sich<br />

schichtenförmige Hohlräume, in die sich<br />

durch Kationenaustausch unter Abgabe<br />

von Metallionen hochmolekulare Stickstoffverbindungen<br />

(Protein-Eiweiße) einlagern.<br />

Darüber hinaus werden auch Farbund<br />

Geschmacksstoffe adsorbiert.<br />

Je nach überwiegend ausgetauschtem<br />

Kation unterscheidet man Natrium- beziehungsweise<br />

Kalzium<strong>bentonit</strong>e und Misch<strong>bentonit</strong>e.<br />

Im Handel findet man Natrium-Kalzium-Bentonite<br />

(Siha Puranit,<br />

Erbslöh Nacalit, Albex-Fructonit, Canaton<br />

und andere) und Kalzium<strong>bentonit</strong>e (un-<br />

ter anderem Siha Ca-Bentonit, Erbslöh<br />

Seporit, Albex Bentonit, Mostonit Perl Extra).<br />

Reine Natrium<strong>bentonit</strong>e sind nicht<br />

zugelassen. Zur besseren Handhabung<br />

sind die meisten Bentonite granuliert.<br />

dwm_03_07_s18_19n 19<br />

29.01.2007, 10:02 Uhr<br />

▼<br />

KELLERWIRTSCHAFT<br />

Bentonit ist ein natürlich abgebautes Mineral<br />

Einflüsse auf die Wirksamkeit von Bentonit<br />

Die Wirkungsweise des Bentonits ist von<br />

mehreren Faktoren abhängig:<br />

– Vorquellung: Die Vorquellung mit Wasser<br />

über einen längeren Zeitraum<br />

das deutsche weinmagazin • 3/3. Februar 2007<br />

19


KELLERWIRTSCHAFT<br />

(mindestens über Nacht) ist für eine<br />

optimale Wirkung von großer Bedeutung.<br />

Direktzugabe zu Most oder Wein<br />

führt zu wesentlich höheren Anwendungsmengen<br />

(etwa das Doppelte).<br />

Bentonit kann auf Vorrat vorgequollen<br />

werden. In einem geeigneten<br />

verschließbaren Behältnis kann gebrauchsfertiges<br />

Bentonit bei kühler<br />

Lagerung über eine Woche entnommen<br />

werden. Bentonit wird in etwa der<br />

zehnfachen Menge Wasser gleichmäßig<br />

verteilt eingerührt. Es dürfen sich<br />

keine Klumpen bilden. Eventuell wird<br />

die Suspension nach einigen Stunden<br />

noch einmal aufgerührt. Nach zirka<br />

zwölf Stunden wird der leicht eingetrübte<br />

Wasserüberstand abgezogen<br />

und dabei sensorisch verkostet. Das<br />

Bentonitwasser muss nach frischer<br />

Tonerde schmecken. Bei eventuellen<br />

Fehlgeschmäckern (muffige Töne, ölige<br />

Töne, sticksige Noten und andere)<br />

muss das Bentonit verworfen werden<br />

und eine neue Packung angefangen<br />

werden. Bentonit ist sehr empfänglich<br />

für Fremdgerüche und muss deswegen<br />

in einem trockenen, gleichmäßigtemperierten<br />

und geruchsneutralen<br />

Raum aufbewahrt werden. Die Quellung<br />

ist bei den Na-Ca-Bentoniten<br />

stärker als bei den Ca-Bentoniten. Daraus<br />

resultiert eine bessere Wirksamkeit,<br />

aber auch mehr Trub, was bei<br />

Mostbehandlungen zu tolerieren ist.<br />

Die Vorquellung ist aufwendiger, weil<br />

Na-Ca-Bentonite mehr zur Klumpenbildung<br />

neigen.<br />

– Eiweiße: Die Eiweiße, die Trübungen<br />

verursachen können, stammen in erster<br />

Linie aus dem Weinberg. Wenn viel<br />

pflanzenverfügbarer Stickstoff im Boden<br />

vorliegt beispielsweise durch die<br />

Bodenart,Bodenbearbeitung, Mineraldüngung<br />

oder Jahreswitterung, ist<br />

auch der Eiweißgehalt in den Trauben<br />

höher.<br />

An zweiter Stelle ist die Zugabe von Eiweißen<br />

zum Most und Wein zu nennen<br />

(Gelatine, Enzyme, und andere), wenn<br />

keine Fällungspartner in Form von beispielsweise<br />

Kieselsol oder Tannin vorhanden<br />

sind .<br />

An dritter Stelle ist auch eine Abhängigkeit<br />

von der Rebsorte zu beobachten.<br />

So weisen zum Beispiel Sorten wie<br />

Grauburgunder und Weißburgunder<br />

oft höhere Eiweißgehalte auf als etwa<br />

der Riesling.<br />

Ob und wie viel Eiweiß von Bentonit<br />

aufgenommen wird, hängt entscheidend<br />

vom pH-Wert ab. Bei tiefen pH-<br />

Werten in Most und Wein von 3,0 bis<br />

3,3 wirken geringe Mengen Bentonit<br />

20<br />

das deutsche weinmagazin • 3/3. Februar 2007<br />

bereits stabilisierend. Bei höheren pH-<br />

Werten um 4,0 muss man größere<br />

Mengen Na-Ca-Bentonit einsetzen,<br />

um eine gewisse Ausschönung zu erreichen.<br />

Oft sind dann 5 kg/1 000 l<br />

noch zu wenig und das Getränk entsprechend<br />

lädiert.<br />

Viele Eiweißtrübungen kommen dadurch<br />

zustande, weil eine Metallaufnahme,<br />

vor allem von Eisen, stattgefunden<br />

hat und/oder gerbende Substanzen<br />

aus Stielen und Kernen in größerer<br />

Menge vorliegen. Daraus ist zu<br />

schließen, dass in Weißweinen nach<br />

schonender Traubenverarbeitung und<br />

Weinbereitung ohne Metallaufnahme<br />

eine geringere Trübungsbereitschaft<br />

besteht. Bei Rotweinen erfolgt die Stabilisierung<br />

in der Regel bei der<br />

Maischegärung oder der Maischeerhitzung.<br />

Die Menge an Eiweiß im Most nimmt<br />

mit fortlaufendem Ausbau zum fertigen<br />

Wein ständig ab. Deswegen hatte<br />

man in früheren Jahrzehnten die Bentonitbehandlung<br />

in den Weinbereich<br />

verlagert.<br />

Wenn im Most nur ein Bedarf von etwa<br />

1 kg/1 000 l besteht, ist im Frühjahr im<br />

Wein der Bedarf nur noch die Hälfte<br />

oder noch weniger.<br />

Viele potenziell trübungsgefährdete<br />

Weine werden nie trübe. Das hängt<br />

zum einen damit zusammen, dass<br />

Schutzkolloide, wie sie bei der Hefelagerung<br />

von der Hefe abgegeben werden,<br />

eine Ausfällung verhindern; zum<br />

anderen die entsprechenden Temperaturen<br />

zur Eiweißreaktion, beziehungsweise<br />

Denaturierung, nicht vorliegen.<br />

Untersuchungen zum Eiweißgehalt<br />

Die Eiweißchemie im Wein ist sehr kompliziert<br />

und noch lange nicht vollständig<br />

erforscht.<br />

Die Eigenschaft der Eiweiße, einen<br />

„isoelektrischen Punkt“ (positive und negative<br />

Ladungen sind bei einem bestimmten<br />

pH-Wert ausgeglichen, darüber sind<br />

die Eiweiße zunehmend negativ und darunter<br />

zunehmend positiv geladen) zu<br />

besitzen, bereitet große Probleme für die<br />

Stabilisierung. Für eine Ausfällung mit<br />

Bentonit müssen die Eiweiße eine positive<br />

Ladung tragen, um in die gequollenen<br />

Schichten des Quelltons unter Abgabe von<br />

positiven Metallionen eingelagert zu werden.<br />

In Most und Wein liegen die pH-Werte<br />

etwa zwischen 3,0 und 4,0. Viele Eiweiße<br />

haben ihren isoelektrischen Punkt ab pH<br />

4,0. So ist es leicht nachvollziehbar, dass<br />

ein Riesling mit einem pH-Wert von 3,0<br />

leicht zu stabilisieren ist, während ein Wei-<br />

dwm_03_07_s18_19n 20<br />

29.01.2007, 10:02 Uhr<br />

ßer Burgunder mit pH-Wert 3,8 wesentlich<br />

mehr „bearbeitet“ werden muss.<br />

Um festzustellen, wie viel Eiweiße ausfallen<br />

könnten, werden verschiedene<br />

Schnellmethoden angewendet. Folgende<br />

Tests sind gebräuchlich:<br />

➔ Der Bentotest erfasst alle Eiweiße,<br />

auch die, die im Wein nicht ausfallen.<br />

➔ Der Wärmetest mit Ammoniumsulfat<br />

erfasst alle thermolabilen Eiweiße.<br />

➔ Der einfache Wärmetest erfasst alle<br />

wärmelabilen Eiweiße.<br />

Alle Tests bringen ausreichend Sicherheit,<br />

wobei der Bentotest die größte Sicherheit<br />

bietet.<br />

Bei trüben Weinen werden höhere Eiweißgehalte<br />

ermittelt, da die Trübstoffe<br />

auch Eiweiße enthalten. Anwendung:<br />

Die abgemessene Menge Bentonitsuspension<br />

wird unter intensivem Rühren<br />

dem Most oder Wein zugegeben. Wichtig<br />

ist eine absolut gleichmäßige Verteilung.<br />

Die Reaktion erfolgt während der intensiven<br />

Rührphase, die in den Kleingebinden<br />

nur wenige Minuten dauern muss. Ein<br />

späteres nochmaliges Aufrühren bringt<br />

keine Mehrwirkung. In den meisten Anwendungsfällen<br />

wird man mit einer<br />

Dosage von 1,5 kg/1 000 l Na-Ca-Bentonit<br />

im Moststadium die erwünschte frühe<br />

Eiweißstabilität erhalten. Beim Einsatz<br />

von Ca- Bentonit ist die Dosage auf etwa<br />

2 kg/1 000 l zu erhöhen.<br />

In Fachkreisen wird bei der Mostbehandlung<br />

diskutiert, ob mit dieser Behandlung<br />

auch eiweißhaltige Hefenährstoffe<br />

entzogen werden.<br />

Fazit<br />

Die Bentonitbehandlung zur Eiweißstabilisierung<br />

wird von vielen Faktoren geprägt.<br />

Wenn in Erwägung gezogen wird,<br />

die Bentonitgabe aus qualitativen Gesichtspunkten<br />

zu reduzieren, so sind viele<br />

Erfahrungen und Beobachtungen notwendig.<br />

Darüber hinaus sollte eine Minimierung<br />

des Bentoniteinsatzes nie ohne professionelle<br />

Untersuchung durchgeführt werden.<br />

Diesbezügliche Kontrollen sollten im<br />

Weinlabor erfolgen.Die Bentonitgaben<br />

werden durch Kleinversuche im Labor<br />

ermittelt, wobei auch eine entsprechende<br />

Sicherheit mit einkalkuliert wird.<br />

Bei Export-Weinen steht die sichere Stabilisierung<br />

immer im Vordergrund. ■<br />

Wolfram Börker<br />

☎ (0 65 31) 95 64 03<br />

wolfram.boerker@dlr.rlp.de<br />

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