Selektive katalytische Reduktion von Stickoxiden in Kraftfahrzeugen ...

Selektive katalytische Reduktion von Stickoxiden in Kraftfahrzeugen ... Selektive katalytische Reduktion von Stickoxiden in Kraftfahrzeugen ...

30.01.2013 Aufrufe

2 Einspritzung von Reduktionsmittel für SCR-Verfahren Tabelle 2.2: Typische Randbedingungen bei der HWL-Dosierung Abgasstrang Abgasgeschwindigkeit 5 - 100 m/s Abgastemperatur 440 - 900 K Wandtemperaturen 390 - 850 K HWL-Spray Sauterdurchmesser 10 - 120 µm Einspritzgeschwindigkeit 10 - 80 m/s ist eine homogene Verteilung des Reduktionsmittels und ein möglichst hoher Aufbereitungsgrad an der Eintrittsfläche des Katalysators notwendig. Im Katalysator selbst findet kein Stoffaustausch zwischen den Einzelkanälen statt. Die Aufbereitung von HWL von der Dosierstelle bis zum Eintritt des SCR-Katalysators erfolgt über verschiedene physikalische und chemische Prozesse. Diese sind in Abbildung 2.1 schematisch dargestellt. Strömung Dosierung Wärmeübergang Abgasrohr Verdunstung Zersetzung Hydrolyse Tropfen/Wand-Interaktion Filmverdunstung/-zersetzung Filmbildung Filmtransport Abbildung 2.1: Prozesskette bei der Einspritzung von Harnstoffwasserlösung Nach der Einspritzung werden die Tropfen durch konvektiven Wärmeübergang vom Abgas aufgeheizt und die Tropfenverdunstung beginnt. Die Einspritzung von HWL ist mit der Sprühtrocknung vergleichbar. Der Unterschied zu einem klassischen Trocknungsprozess ist, dass die Temperaturen im Abgas höher sind und der erhaltene Feststoff nach der Trocknung weiter erhitzt und thermisch zersetzt wird. Der feste Harnstoff geht bei der Thermolyse in gasförmigen Ammoniak und Isocyansäure über [62, 128]: 8 (NH2)2CO ⇋ HNCO + NH3. (2.1)

2.2 Stand der Modellierung der Reduktionsmitteleindüsung Letztere reagiert bei der Hydrolyse mit Wasserdampf in der Gasphase zu Ammoniak und Kohlendioxid: HNCO + H2O ⇋ NH3 +CO2. (2.2) Aufgrund der Betriebsbedingungen (siehe Tabelle 2.2) und der langsamen Verdunstung und Zersetzung trifft ein Teil des Reduktionsmittels in flüssiger Form auf den Katalysator, die Abgasrohrwand oder andere Oberflächen, z.B. Mischer. Besonders in der PKW-Anwendung [38], bei welcher Dosiersysteme ohne Luftunterstützung bei kleinen Abmessungen des Abgasrohrs eingesetzt werden, tritt nennenswerter Wand-Kontakt auf. Beim Tropfen/Wand-Kontakt können eine Vielzahl von verschiedenen Phänomenen ablaufen (siehe z.B. Bai und Gosman [11]). An der heißen Wand tritt Tropfenzerfall oder ein Abprallen des Tropfens auf. Der Tropfenaufprall führt zu einer lokalen Auskühlung der Wand (vgl. Wachters und Westerling [121]). Benetzung und die Bildung eines Wandfilms können die Folge sein, falls die Wandtemperatur unter einen kritischen Wert sinkt, siehe Birkhold et al. [13]. Verdunstung und Zersetzung des Wandfilms führen zu einer weiteren Abkühlung. Es können sich unerwünschte Ablagerungen aus Melamin-Komplexen bilden, siehe Fang und DaCosta [41]. 2.2 Stand der Modellierung der Reduktionsmitteleindüsung In der Literatur finden sich keine Studien, welche den Einfluss von gelöstem Harnstoff auf die Verdunstung von Wasser aus einem HWL-Tropfen untersuchen. Für die Simulation werden deshalb vereinfachte Modelle zugrunde gelegt. Dabei werden, soweit nicht anders angegeben, die Tropfen als Lagrange Phase betrachtet (siehe Kap. 4.1.2). Auf die Modellierung des Spray/Wand-Kontakts von HWL wird in keiner der nachfolgenden Arbeiten eingegangen. Cremer et al. [30] betrachten die selektive, nicht-katalytische Reduktion oberhalb 1100 K bei der Rauchgasreinigung. Die Chemie des Tropfens wird in zwei Schritten modelliert: 1. Verdunstung von reinem Wasser und 2. thermische Zersetzung von festem Harnstoff. Der zweite Schritt läuft erst ab, wenn das Wasser komplett verdunstet ist. Dabei nehmen die Autoren aufgrund der hohen Temperaturen eine rasche Zerset- 9

2.2 Stand der Modellierung der <strong>Reduktion</strong>smittele<strong>in</strong>düsung<br />

Letztere reagiert bei der Hydrolyse mit Wasserdampf <strong>in</strong> der Gasphase zu Ammoniak<br />

und Kohlendioxid:<br />

HNCO + H2O ⇋ NH3 +CO2. (2.2)<br />

Aufgrund der Betriebsbed<strong>in</strong>gungen (siehe Tabelle 2.2) und der langsamen Verdunstung<br />

und Zersetzung trifft e<strong>in</strong> Teil des <strong>Reduktion</strong>smittels <strong>in</strong> flüssiger Form auf den Katalysator,<br />

die Abgasrohrwand oder andere Oberflächen, z.B. Mischer. Besonders <strong>in</strong> der<br />

PKW-Anwendung [38], bei welcher Dosiersysteme ohne Luftunterstützung bei kle<strong>in</strong>en<br />

Abmessungen des Abgasrohrs e<strong>in</strong>gesetzt werden, tritt nennenswerter Wand-Kontakt<br />

auf.<br />

Beim Tropfen/Wand-Kontakt können e<strong>in</strong>e Vielzahl <strong>von</strong> verschiedenen Phänomenen<br />

ablaufen (siehe z.B. Bai und Gosman [11]). An der heißen Wand tritt Tropfenzerfall<br />

oder e<strong>in</strong> Abprallen des Tropfens auf. Der Tropfenaufprall führt zu e<strong>in</strong>er lokalen Auskühlung<br />

der Wand (vgl. Wachters und Westerl<strong>in</strong>g [121]). Benetzung und die Bildung<br />

e<strong>in</strong>es Wandfilms können die Folge se<strong>in</strong>, falls die Wandtemperatur unter e<strong>in</strong>en kritischen<br />

Wert s<strong>in</strong>kt, siehe Birkhold et al. [13]. Verdunstung und Zersetzung des Wandfilms führen<br />

zu e<strong>in</strong>er weiteren Abkühlung. Es können sich unerwünschte Ablagerungen aus<br />

Melam<strong>in</strong>-Komplexen bilden, siehe Fang und DaCosta [41].<br />

2.2 Stand der Modellierung der<br />

<strong>Reduktion</strong>smittele<strong>in</strong>düsung<br />

In der Literatur f<strong>in</strong>den sich ke<strong>in</strong>e Studien, welche den E<strong>in</strong>fluss <strong>von</strong> gelöstem Harnstoff<br />

auf die Verdunstung <strong>von</strong> Wasser aus e<strong>in</strong>em HWL-Tropfen untersuchen. Für die<br />

Simulation werden deshalb vere<strong>in</strong>fachte Modelle zugrunde gelegt. Dabei werden, soweit<br />

nicht anders angegeben, die Tropfen als Lagrange Phase betrachtet (siehe Kap.<br />

4.1.2). Auf die Modellierung des Spray/Wand-Kontakts <strong>von</strong> HWL wird <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er der<br />

nachfolgenden Arbeiten e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Cremer et al. [30] betrachten die selektive, nicht-<strong>katalytische</strong> <strong>Reduktion</strong> oberhalb<br />

1100 K bei der Rauchgasre<strong>in</strong>igung. Die Chemie des Tropfens wird <strong>in</strong> zwei Schritten<br />

modelliert: 1. Verdunstung <strong>von</strong> re<strong>in</strong>em Wasser und 2. thermische Zersetzung <strong>von</strong> festem<br />

Harnstoff. Der zweite Schritt läuft erst ab, wenn das Wasser komplett verdunstet<br />

ist. Dabei nehmen die Autoren aufgrund der hohen Temperaturen e<strong>in</strong>e rasche Zerset-<br />

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