2009 s Kreissparkasse Heinsberg
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32 <strong>Kreissparkasse</strong> <strong>Heinsberg</strong><br />
Die Rur-Rocker<br />
Bernd Schleberger über die Rockband der<br />
Rurtal-Schule Oberbruch „Rur-Rock – Wir<br />
zusammen“ und wie er deren Fan wurde<br />
Herr Schleberger, Sie sind Schulleiter der Rurtal-Schule in Oberbruch und ein großer Fan von<br />
„Rur-Rock – Wir zusammen“ – was hat es damit auf sich?<br />
Die Rurtal-Schule ist die Förderschule des Kreises <strong>Heinsberg</strong> mit dem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung".<br />
1996 wurde an unserer Schule ein besonderes Musikprojekt ins Leben gerufen: die Schülerband „Rur-Rock“,<br />
die sich heute wegen ihrer besonderen Botschaft „Rur-Rock – Wir zusammen“ nennt. In der Band machen momentan<br />
14 Schülerinnen und Schüler und 4 Lehrerinnen und Lehrer der Rurtal-Schule sowie der benachbarten Hauptschule<br />
Oberbruch zusammen Rock-Musik. Das Miteinander der jugendlichen und erwachsenen Musikerinnen und<br />
Musiker funktioniert in der Band in wunderbarer Weise. Behinderung ja oder nein – spielt da auf einmal keine Rolle<br />
mehr. Das gemeinsame Musizieren verbindet alle. Die Rur-Rocker leben Integration pur! Das Gleiche gilt auch für<br />
die Erweiterung der Band mit russischen Schülerinnen und Schülern. Denn seit 2001 haben sich die Rur-Rocker<br />
immer wieder mit den Schülerinnen und Schülern ihrer Partnerschule, dem Heilpädagogischen Zentrum Pskow/<br />
Russland zur deutsch-russischen Rockband „Rur-Rock – MbI BMECTE“ vereinigt.<br />
Warum geht so eine besondere Faszination von der Band aus?<br />
In der Band machen Jugendliche mit geistigen Behinderungen Musik, die manchmal schon mit der Sprache so<br />
ihre Schwierigkeiten haben. Aber für Musik braucht man keine besondere Sprache - Musik verbindet auf anderen<br />
Wegen. Wenn die Rur-Rocker auf der Bühne sind, dann merken Sie als Zuschauer keinen Unterschied, ob die Musiker<br />
eine Behinderung haben oder nicht, deutsch sind oder russisch. Es ist einfach eine besondere Ausstrahlung,<br />
die von der Band ausgeht. Nicht weil es im Einzelnen so herausragende Künstler sind, sondern weil alle zusammen<br />
in der Gruppe ein besonderes Gefühl schaffen. Das waren ja wirklich große Konzerte, bei denen wir gespielt haben.<br />
Wir sind z. B. beim Jubiläum „60 Jahre UNICEF International“ im Berliner Friedrichstadtpalast zum Auftakt und zum<br />
Finale aufgetreten. Da ist schon die Einladung eine große Wertschätzung, aber dann muss man auch wirklich gut<br />
sein! Was wir nicht gerne hören – und was ich auch schon lange nicht mehr gehört habe: „Das hätten wir denen<br />
gar nicht zugetraut“. Das wäre auch ein falscher Ansatz. Bei den Auftritten bin ich meist mitten im Publikum und<br />
bekomme die Reaktionen der Zuschauer hautnah mit. Die Musik und Lebensfreude bewegen die Zuschauer – das<br />
zählt! Diese emotionalen Erlebnisse, die wir den Zuschauern bieten und mit ihnen teilen, sind noch weit wertvoller<br />
als das viele Geld, das wir mit Konzerten und Aktionen einspielen und dann für Kinder und Jugendliche mit geistigen<br />
Behinderungen in Pskow spenden.<br />
Welche Ziele verfolgt das Projekt „MbI BMECTE – Wir zusammen“?<br />
In Russland gehören behinderte Kinder und Jugendliche immer noch zu den extrem Benachteiligten der Gesellschaft<br />
und müssen zum Teil unter unwürdigen Bedingungen in Internaten leben. Mit unseren Konzerten in ganz<br />
Russland seit 2001 werben wir für mehr Verständnis und öffentliche Aufmerksamkeit, damit die russische Bevölkerung<br />
lernt, dass auch Menschen mit geistigen Behinderungen ein lebenswertes Leben führen können. Wir wollen<br />
zeigen, dass die alten Vorstellungen falsch sind und dass die Lebensfreude, die in den Konzerten vermittelt wird,<br />
auch Sinnbild für Lebensqualität ist.