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MZ-57-08 – Dezember/Januar - Mänziger Zytig

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<strong>Dezember</strong> <strong>08</strong>/<strong>Januar</strong> 09 mänziger zytig Nr. <strong>57</strong> 6<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>08</strong>/<strong>Januar</strong> 09 mänziger zytig Nr. <strong>57</strong> 7<br />

GEWERBE GEWERBE/KOLUMNE<br />

Viel Informatives am diesjährigen «Gewerblerzmorge»<br />

Zum fünften Mal lud der Gemeinderat am 17. September zum «Gewerblerzmorge» ein, der Anlass hat also schon fast Tradition.<br />

Auch in diesem Jahr wurde die Gelegenheit zum Austausch zwischen Politik und Gewerbe rege genutzt. Regierungsrat<br />

Matthias Michel präsentierte Daten und Fakten zu lokalen Standortfaktoren.<br />

— Hansruedi Küttel —<br />

«7.15 Uhr, Eintreffen der Gäste», stand auf der Einladung.<br />

Der Schreibende wollte nicht unanständig früh<br />

da sein, doch kurz nach 7.15 Uhr war das Foyer in der<br />

Schützenmatt schon halb voll. Bald setzten sich die<br />

Gewerbler und die Politiker mit einem Kaffee an einen<br />

der Tische. Stimmengewirr füllte den Saal, bis kurz<br />

nach halb acht Gemeindepräsidentin Margrit Hegglin<br />

die Gäste offiziell begrüsste. Neben den eingeladenen<br />

Gewerbetreibenden waren die Mitglieder des Gemeinderats<br />

sowie die Menzinger Kantonsräte anwesend.<br />

Margrit Hegglin fasste die Situation des Gewerbes in<br />

Menzingen zu Beginn kurz in einigen Zahlen und Fakten<br />

zusammen: In etwa 170 Betrieben arbeiten ca.<br />

1200 Personen. Starke Schwankungen in der Auslastung<br />

bedeuten eine Herausforderung für die verschiedenen<br />

Gewerbe. Welche Entwicklung ist in der nahen<br />

Zukunft zu erwarten? Auf diese Frage versuchte Volkswirtschaftsdirektor<br />

Matthias Michel zu antworten. Er<br />

sprach über den Standort Menzingen, dazu erläuterte<br />

er zuerst einige Aspekte zum Wirtschaftsstandort Kanton<br />

Zug und zu den verschiedenen Standortfaktoren.<br />

Wirtschaft im Kanton Zug<br />

Gemäss aktuellen Untersuchungen liegt der Kanton<br />

Zug aufgrund der wesentlichen Standortfaktoren für<br />

Firmen (Ausbildungsstand der Bevölkerung, Verfügbarkeit<br />

von Hochqualifizierten, verkehrstechnische<br />

Anbindung und Steuerbelastung) auf dem ersten<br />

Rang vor Zürich und Nidwalden. Trotz grosser Umwälzungen<br />

im industriellen Bereich stieg die Zahl der Beschäftigten<br />

im Kanton Zug in den letzten 30 Jahren<br />

um über 85 Prozent. Täglich pendeln 20 000 Personen<br />

zur Arbeit in den Kanton Zug, während 10 000 im<br />

Kanton wohnen, aber ausserhalb des Kantons arbeiten.<br />

Der Kanton mit 160 000 Einwohnern hat 70 000<br />

Arbeitsplätze, das gibt es sonst nirgends. Es ist somit<br />

nicht erstaunlich, dass auch die Zahl der stellenlosen<br />

Personen im Kanton deutlich unter dem Mittelwert<br />

der Schweiz liegt. Interessant ist auch die Verteilung<br />

der Arbeitsplätze auf die Sektoren der Wirtschaft. Zug<br />

hat einen deutlich höheren Anteil an Arbeitsplätzen im<br />

industriellen Sektor, aber auch Handel und Dienstleistungen<br />

weisen höhere Anteile auf als in der übrigen<br />

Schweiz.<br />

Wirtschaft in Menzingen<br />

Die meisten Standortfaktoren, die das gute Wirtschaftsklima<br />

im Kanton Zug prägen, gelten auch für<br />

Menzingen. In einer detaillierten Untersuchung der CS<br />

(20<strong>08</strong>) werden auch die Zuger Berggemeinden der<br />

höchsten von sechs Kategorien der Standortqualität<br />

zugeordnet!<br />

Interessante Zahlen und Vergleiche (Menzingen/Kanton<br />

Zug) zeigte der Volkswirtschaftsdirektor an einigen<br />

Beispielen: Branchenstruktur, Frauenanteil und<br />

Teilzeitbeschäftigung unterscheiden sich wesentlich<br />

vom kantonalen Durchschnitt (s. Grafik).<br />

Wohnungsbestand<br />

Nachdem der Wohnungsbestand in Menzingen seit<br />

1985 um etwa 77 Prozent zugenommen hat (Kanton:<br />

59 Prozent), ist in nächster Zeit nur noch geringes<br />

Wachstum zu erwarten. Die Nachfrage nach Wohnungen<br />

ist zwar vorhanden, nicht aber verfügbare<br />

Bauzonen. Für den Kanton wird noch 10 Jahre Wachstum<br />

erwartet, nach den heutigen Prognosen auch<br />

noch während 20 Jahren ein Geburtenüberschuss. Der<br />

Leerwohnungsbestand im Kanton ist gegenwärtig auf<br />

einem historischen Tiefstand.<br />

Verkehr<br />

Regierungsrat Matthias Michel erwartet noch grosse<br />

Diskussionen um die umstrittene Tangente Zug/Baar.<br />

Der besseren Anbindung der Berggemeinden und der<br />

Industrie Zug/Baar steht eine höhere Belastung durch<br />

Mehrverkehr gegenüber. Der Hirzeltunnel, der unsere<br />

Berggemeinden entlasten könnte, ist zwar wieder im<br />

Gespräch, wird aber von Regierungsrat Michel als «für<br />

die nächste Generation» bezeichnet.<br />

Bildung<br />

Auch beim Standortfaktor Bildung hat der Kanton Zug<br />

einiges zu bieten. Menzingen ist Standort des neu profilierten<br />

4­jährigen Gymnasiums (kgm) und der Privatschule<br />

Elementa. Im Kanton gibt es verschiedene weitere<br />

Privatschulen, über 1100 Lehrstellen, diverse<br />

Lehrverbünde, spezielle Ausbildungsangebote wie<br />

Vinto (Sportler in kaufmännischer Lehre) oder KV plus<br />

(mit Betonung von Business­Englisch), höhere Fachschulen<br />

sowie ein Institut für Finanzdienstleistungen.<br />

Grafiken aus der<br />

Präsentation von<br />

RR Michel.<br />

Der Regierungsrat betont, dass Schulstandorte im<br />

Kanton bleiben sollen, um der Bevölkerung den Zugang<br />

zu Aus­ und Weiterbildung zu erleichtern, natürlich<br />

auch im Interesse des Wirtschaftsstandorts.<br />

Fragen<br />

Die Gelegenheit, dem Regierungsrat direkt Fragen zu<br />

stellen, wurde nicht sehr ausgiebig genutzt. Zur Frage<br />

nach der Entwicklung des öffentlichen Verkehrs mit<br />

einer Querverbindung Neuheim<strong>–</strong>Menzingen<strong>–</strong>Ägeri<br />

meinte Matthias Michel, dieses alte Anliegen müsse<br />

man von Zeit zu Zeit wieder prüfen. Die klare gesetzliche<br />

Forderung für die Auslastung und somit den Eigenfinanzierungsgrad<br />

müsste aber auch auf dieser Linie<br />

erfüllt werden können.<br />

«Zmorge»<br />

Das im Titel vermerkte «Zmorge» im Anschluss an das<br />

Referat gab noch einmal Gelegenheit für intensive<br />

Diskussionen zu verschiedenen Themen. An jedem<br />

Tisch waren nebst Gewerbetreibenden auch Politiker<br />

aus Gemeinde oder Kanton vertreten, sodass das Ziel<br />

des Anlasses, der ungezwungene direkte Austausch,<br />

erreicht werden konnte.<br />

KOLUMNE<br />

Hier fliegen gleich die Löcher<br />

aus dem Käse<br />

Am helllichten Tage eines mildenFrühwinterfrühnachmittags,<br />

an einem Dienstag, erreichte<br />

die Polonaise endlich<br />

Menzingen. Lange hatte man<br />

hier auf sie gewartet, etliche<br />

hatten die Hoffnung schon<br />

aufgegeben. Doch jetzt war sie da <strong>–</strong> in voller Länge!<br />

1 318 744 Menschen aus fernen Dörfern und Städten<br />

zogen, einem endlosen Tausendfüssler gleich, durch<br />

das Dorf. Einmalig!<br />

Passanten berichteten, sie hätten sie schon lange kommen<br />

gehört. Das Trampeln im Gleichschritt war tatsächlich<br />

über weite Strecken auszumachen. Es war<br />

beeindruckend und furchterregend zugleich. Die<br />

Hauptstrasse war während Stunden nur schwer befahrbar.<br />

Schaulustige säumten den Strassenrand und<br />

winkten der vorbeiziehenden Menge zu. Die Kirchenglocken<br />

läuteten zu diesem aussergewöhnlichen Ereignis,<br />

und vom Lindenberg her hörte man Kanonenschüsse<br />

(zur Feier des Tages). Nach Feierabend, die<br />

Polonaise war noch immer in vollem Gange, formierte<br />

sich die Musikgesellschaft in Uniform vor dem «Ochsen»<br />

und spielte zur festlichen Umrahmung ein paar<br />

Märsche, derweil die Damenriege des Turnvereins<br />

dazu eine kurzfristig einstudierte Choreografie zum<br />

Besten gab. Die Wääglitramper verteilten Orangen,<br />

Schausteller Hunziker richtete auf dem Schulhausplatz<br />

ein Riesenrad auf, Mitglieder verschiedener politischer<br />

Parteien verteilten Luftballone, «Zahnbürstli» und<br />

ähnlichen Plunder und Primarschullehrpersonen starteten<br />

ein Kettentelefon, um überforderte Eltern darüber<br />

zu informieren, dass anderntags trotz dieses unerwarteten<br />

Zwischenfalls Schule nach Stundenplan<br />

stattfinden werde. Die Gemeindepräsidentin begrüsste<br />

indes die Menschenschlange herzlich und überbrachte<br />

ihr die besten Wünsche vom Gemeinderat. Kurz: Es<br />

war ein riesiges Dorffest.<br />

Am Ende der Polonaise, beim letzten Menschen,<br />

schloss sich kein einziger Menzinger an. Man wolle<br />

warten, bis die nächste kommt.<br />

Remo Hegglin

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