Das Argument 72 - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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260 Chup Friemert<br />
gabengebiet gehört audi die Gestaltung der Zeitschrift .Schönheit<br />
der Arbeit' und der vom Amt durchgeführten Ausstellungen.<br />
Die Abteilung V bearbeitet alle Fragen der künstlerischen und<br />
technischen Gestaltung des Dorfes" (261/62).<br />
<strong>Das</strong> Amt „Schönheit der Arbeit" hatte in 32 Gauen „Gaureferenten"<br />
eingesetzt, die „die unmittelbare Betreuung und Beratung der<br />
Betriebe" (262) durchzuführen hatten. Außerdem gab es in jedem<br />
Gau, in dem ein Gaureferent eingesetzt war, mindestens einen „Vertrauensarchitekten".<br />
Diese „Vertrauensarchitekten" „erhalten sämtliche<br />
beim Amt anfallenden Bauaufträge zugewiesen" (263). Außerdem<br />
gab es „Gaulicht-Berater", „Bestätigte Beratungsstellen ,Gutes<br />
Licht'", „Gaufacharbeiter <strong>für</strong> Lufthygiene", einen „Hauptausschuß<br />
,Gutes Licht'", in dem neben 6 Mitgliedern staatlicher Verwaltungen<br />
noch 15 Vertreter des Kapitals saßen, meist Vorstandsmitglieder<br />
von Großunternehmen oder Industrieverbänden, eine „Reichsstelle<br />
<strong>für</strong> Lufthygiene und Lüftungswesen", eine „Arbeitsgemeinschaft<br />
,Schönheit der Arbeit in der Seeschiffahrt'", der noch ein „Sachverständigenbeirat"<br />
beigegeben wurde.<br />
Zur Charakterisierung von „<strong>Das</strong> Taschenbuch Schönheit der Arbeit"<br />
„<strong>Das</strong> Taschenbuch Schönheit der Arbeit" ist ein Handbuch <strong>für</strong> das<br />
Kapital. In ihm werden detailliert Vorschläge gemacht, wie der Verwertungsprozeß<br />
des Kapitals effektiver und intensiver gestaltet und<br />
mit welchen Mitteln und Methoden der Schein der „Betriebsgemeinschaft"<br />
aufgebaut und erhalten werden kann. Diesem Schein soll<br />
durch „Schöne und würdige Arbeitsstätten" Rechnung getragen werden,<br />
damit die Arbeiter ihrem „Tagewerk mit Freude und Stolz<br />
nachgehen können" (9). <strong>Das</strong> Geleitwort formuliert, daß dies „ein<br />
Sieg der Vernunft über die Unvernunft, ein Sieg des natürlichen und<br />
ursprünglichen Lebenswillens über den haßerfüllten Zwiespalt und<br />
die resignierende Gleichgültigkeit einer kranken Zeit" (8) ist. Die<br />
Formulierung versucht, dem Klassenbewußtsein der Arbeiter den<br />
Sinn zu bestreiten. Wenn der Kampf der Arbeiterklasse gegen die<br />
Bourgeoisie „unvernünftig" und beseitigt ist, so sind die Klassen<br />
beseitigt, Klassenbewußtsein wird zum Anachronismus. Den Nutzen<br />
aus solcher Konstruktion zieht die Bourgeoisie, denn <strong>für</strong> sie ist es<br />
wichtig, daß die Arbeiter sich nicht als Klasse begreifen und auch<br />
nicht als Klasse handeln. Klassenbewußtsein resultiert aber aus dem<br />
Verhältnis zwischen Lohnarbeit und Kapital, das die ökonomische<br />
Ungleichheit zur Basis hat. Die Verhältnisse in der Produktionssphäre<br />
lassen sie zutage treten, und der Schein der Gleichheit und<br />
Freiheit der Zirkulationssphäre verschwindet. Dies Zutagetreten<br />
der ökonomischen Ungleichheit ist eine Quelle spontanen, unmittelbaren<br />
Klassenbewußtseins. Die realen Verhältnisse in der Produktionssphäre<br />
durften nicht so erfahrbar werden wie sie tatsächlich<br />
waren, sie mußten anders erscheinen. „<strong>Das</strong> eigentliche Ziel ist nicht<br />
der schöne Betrieb, sondern die feste Betriebsgemeinschaft" (22). Daß<br />
diese „Betriebsgemeinschaft" nur die Gemeinschaft von Räuber und<br />
Beraubtem ist, ist ablesbar an den Aufgaben, die der „Betriebs-