Das Argument 72 - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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DAS ARGUMENT Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften Herausgeber: Wolfgang Fritz Haug Ständige Mitarbeiter: Heribert Adam (Vancouver), Wilhelm Alff (Braunschweig), Günther Anders (Wien), Hans Dieter Boris (Marburg), Frank Deppe (Marburg), Hans- Ulrich Deppe (Marburg), Bruno Frei (Wien), Peter Fürstenau (Gießen), Peter Furth (Berlin), Imanuel Geiss (Hamburg), Manfred Hahn (Bremen), Heinz-Joachim Heydorn (Frankfurt/Main), Dieter Hirschfeld (Berlin), Baber Johansen (Berlin), Lars Lambrecht (Hamburg), Thomas Metscher (Bremen), Kurt Steinhaus (Marburg), Rolf Tiedemann (Frankfurt/Main), K. H. Tjaden (Marburg), Erich Wulff (Gießen). Verlagsleitung und Anzeigen: Dr. Chr. Müller-Wirth, 75 Karlsruhe 21, Postfach 21 0730, Tel. 0721/55955, Fernschreiber 7825909 Redaktion: Sibylle Haberditzl, Frigga Haug, Dr. W. F. Haug, Bernd Schüngel, Dr. Friedrich Tomberg, Gerhard Voigt Sekretariat: Dieter Krause Redaktionsanschrift: 1 Berlin 33, Altensteinstraße 48a Telefon: (0311) 7 69 26 15
Bernd Jürgen Warneken Abriß einer Analyse literarischer Produktion* 1. Literaturproduktion als eine Form gesellschaftlicher Arbeit 207 Nach einer Formulierung von Friedrich Engels liegt der Schlüssel zum Verständnis der gesamten Geschichte der Gesellschaft in der Entwicklungsgeschichte der Arbeit 1 — damit auch der zur Geschichte von Literatur und Kunst. So stützt sich denn die These von der „Übereinstimmung zwischen geschichtlichem und ästhetischem Gehalt" weder auf „die Hegeische Objektivierung des absoluten Geistes in der Kunst" 2 noch gar auf eine Einflußtheorie, die von Einzeleinwirkungen äußerer gesellschaftlicher Faktoren auf eine genetisch isolierte Welt der Literatur redet, sondern auf die Tatsache, daß es sich, wie Marx bemerkte, bei Kunst und Poesie um „geistige Produktionszweige" handelt, die dem allgemeinen Gesetz der Produktion unterliegen 8 . Nicht erst das technisch oder künstlerisch reproduzierte Werk, also etwa Buch und Theateraufführung, sondern bereits die bloße Niederschrift eines Autors — und darauf werden wir uns hier konzentrieren — ist Produkt gesellschaftlicher Arbeit, der Verausgabung gesellschaftlich produzierter Arbeitskraft in bewußter und zweckmäßiger Tätigkeit mit Hilfe von Arbeitsmitteln; sie ist Vergegenständlichung einer geistigen Aneignung der Realität in einem Werk, das damit nicht nur erkennender Tätigkeit, sondern der Bearbeitung eines Materials entspringt und unabhängig vom Bewußtsein des Produzenten existiert. Ausgangspunkt einer Analyse kann deshalb weder ein ästhetischer Gegenstand in der Realität sein, den der Künstler durch bewußte und unbewußte Einfühlung oder Empfindung wesentlich passiv rezipierte, noch ein künstlerisches Subjekt, das aufgrund eines transzendental oder biologisch gefaßten Vermögens die ästhetischen Techniken aus sich erzeugte. Anzusetzen * Dieser Text ist die überarbeitete Fassung eines Vortrags. Sie bleibt an dem Zweck orientiert, einem nicht dezidiert vorinformierten Publikum einen ersten Überblick zu geben. Die dazu vorgenommene Zergliederung der Probleme macht es kaum vermeidbar, daß manchmal der gleiche Komplex unter anderem Aspekt wieder auftaucht. 1 Friedrich Engels, Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie. Marx/Engels, Werke (MEW) Bd. 21, S. 307. 2 Das behauptet O. K. Werckmeister in seinem Aufsatz „Das Kunstwerk als Negation. Zur Kunsttheorie Theodor W. Adornos"; u. a. in: Die neue Linke nach Adorno, ed. Wilfried F. Schoeller, München 1969, S. 101. 3 Cf. Karl Marx, Theorien über den Mehrwert, MEW Bd. 26.1, S. 257; desgl. Marx, ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844, MEW Ergänzungsband I, S. 537.
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Zeitschrift <strong>für</strong> Philosophie und Sozialwissenschaften<br />
Herausgeber:<br />
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