F. Spezielle Themen 04/2006 - IKW
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F. <strong>Spezielle</strong> <strong>Themen</strong> <strong>04</strong>/<strong>2006</strong><br />
Wertewandel verändert Marktchancen<br />
Diese fundamentale Entwicklung ist Folge eines Wertewandels. Die<br />
Individualisierung der Lebensstile und Lebensentwürfe lässt sich nicht immer<br />
reibungslos mit der Entscheidung für eine Familie und Kinder vereinbaren, die für<br />
den Rest des Lebens bestimmend bleibt. Während Männer vor der Verantwortung<br />
für eine Familie zögern, sind gerade gut ausgebildete und erfolgreiche Frauen<br />
immer weniger bereit ihre Karriere dem Aufbau einer Familie zu opfern. 11 Dabei<br />
sind es vor allem die unzureichenden Möglichkeiten, beruflichen Erfolg mit<br />
Familiengründung und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen, die viele<br />
Frauen davon abhalten, sich für Nachwuchs zu entscheiden. Ein immer größerer<br />
Teil der Frauen eines jeden Jahrganges bekommt keine Kinder mehr. Betrug<br />
dieser Anteil 1945 nur 13 Prozent, so hatte sich dieser Anteil im Geburtsjahrgang<br />
1960 bereits auf 26 Prozent verdoppelt. Heute sind es vor allem die gut<br />
ausgebildeten und beruflich erfolgreichen Frauen, die keine Kinder bekommen.<br />
Von den Akademikerinnen des Jahrganges 1965 bleiben mehr als 40 Prozent<br />
ohne Nachwuchs. Der Geburtenrückgang spiegelt auch Alter, Bildungsniveau<br />
und Erwerbsbeteiligung wider. Nach der letzten Erhebung des Statistischen<br />
Bundesamtes liegt die Kinderlosigkeit der Akademikerinnen in<br />
Westdeutschland bei 43 Prozent und ist damit knapp doppelt so hoch wie im<br />
Altersschnitt der gleichaltrigen Frauen im Osten des Landes. 12 Die<br />
Kinderlosigkeit bei den in der vormaligen DDR geborenen, akademisch<br />
ausgebildeten Frauen unterscheidet sich kaum vom Durchschnitt der dortigen<br />
Gesamtbevölkerung.<br />
Verschiebung von Babywindeln zu Inkontinenzprodukten<br />
Parallel zur demografischen Situation verschieben sich auch die Marktchancen<br />
weg von Babywindeln hin zu Inkontinenzprodukten. Während Babys Windeln<br />
zur Unterstützung ihres Sauberwerdens benötigen, profitieren ältere Menschen<br />
von Inkontinenzprodukten, die ihnen helfen, ihr soziales Alltagsleben so<br />
uneingeschränkt wie möglich aufrecht zu erhalten. Schätzungsweise jeder Dritte<br />
über 65-Jährige ist von einer Blasen- oder Darmschwäche betroffen. Bei den<br />
über 75-Jährigen steigt diese Quote dann auf rund 40 Prozent an. 13 Da sich kein<br />
Ende der Alterung der Bevölkerung abzeichnet, ist zu erwarten, dass auch der<br />
Bedarf an Inkontinenzprodukten weiter wachsen wird. Schon haben sich viele<br />
Hersteller auf diesen Trend eingestellt und weitere Kapazitäten für Produkte für<br />
die ältere Generation geschaffen. Dabei ist Inkontinenz nicht nur ein Problem des<br />
Alters. Frauen im mittleren Alter sind deutlich häufiger von Harninkontinenz<br />
betroffen als Männer. In Deutschland leidet etwa jede neunte Frau zwischen dem<br />
45. und 65. Lebensjahr an unfreiwilligem Harnverlust. In derselben Altersgruppe<br />
11<br />
Statistisches Bundesamt, Deutliche Ost-West-Unterschiede im Ausmaß der Kinderlosigkeit vom 6.09.2005.<br />
12<br />
Ebenda.<br />
13<br />
Bundesärztekammer, Inkontinenz – nicht nur ein Problem des Alters, Pressemitteilung vom 12.01.<strong>2006</strong>.<br />
F 14