Kinder_erleben_den_T.. - Peter Godzik

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29.01.2013 Aufrufe

Besonders jÄngere Kinder fÄrchten nach dem Erleben eines Todesfalls, in ihrem Umfeld kànnten die Bezugspersonen auch sterben. HÇufig fÄhlen sich Kinder verantwortlich oder schuldig fÄr das Sterben eines geliebten Menschen. Voraussetzungen fÖr ein gutes Miteinanderreden Von groÑer Wichtigkeit ist das behutsame HeranfÄhren an das Thema, màglichst in einer ruhigen, geborgenen AtmosphÇre in kindgemÇÑ verstÇndlicher, wahrhaftiger Sprache. Es ist hilfreich fÄr die gesunde psychische Entwicklung, wenn Ruhe und Gelassenheit mit diesem GesprÇch verbunden sind. 96 Mit Kindern Äber Sterben und Tod reden � Eigene Fragen gekl Çrt haben � Offen fÄr die Fragen des Kindes sein � Entwicklungsstand des Kindes ber Äcksichtigen � Eigene GefÄhle und GefÄhle des Kindes zulassen � Zeit und Ruhe geben Schaubild 2 Kinder bemerken, ob der Erwachsene grundsÇtzlich vertrauensvoll mit dem Lebensende umgeht. Wenn einem Kind der Tod bislang ganz fremd ist, so wird die Reaktion des Erwachsenen umso wichtiger. Kinder Äbernehmen leicht die Angst, die Panik, auch das VerdrÇngungsverhalten der Bezugspersonen. Kinder benàtigen bei einem solchen GesprÇch einen Menschen, der ihnen Trost geben kann. HierfÄr ist es wÄnschenswert, dass der erwachsene Begleiter die eigenen Erfahrungen mit dem Tod, seine eigenen Ångste, auch seine Vorstellungsbilder Äberdacht und geordnet hat. Kinder stellen viele Fragen: „Tut Sterben weh?“ „Wenn man tot ist, wÇchst man dann weiter?“ „Sind BlÇtter tot?“ „Kommen Hunde auch in den Himmel?“ Alle diese Fragen sind ernst zu nehmen. Kinder zeigen uns mit ihren Fragen, in welcher Entwicklungsphase sie gerade stehen. Auch regen sie uns an, erneut die eigenen Vorstellungen zu ÄberprÄfen. Werden die Fragen der Kinder nicht beachtet, so bleiben die Kinder mit ihren Unsicherheiten allein und werden ihre Fragen màglicherweise das Leben lang mit sich herumtragen. Es ist fÄr die Verarbeitung der Todeswirklichkeit bei jedem Kind wichtig, dass es alle GefÄhle aussprechen darf: Sehnsucht, Traurigkeit, Wut und Zorn, auch Schuld. Das Kind spÄrt, ob die Bezugsperson sich offen und ehrlich verhÇlt. Wenn diese selber von ihren GefÄhlen ÄberwÇltigt wird, ist es aufrichtig, den eigenen Schmerz zu zeigen und zu weinen. Ein guter Moment mit dem Kind Äber dieses schwierige Thema zu sprechen, ist màglichst heute und nicht morgen, vorausgesetzt die Bezugsperson spÄrt bei sich und dem Kind eine Bereitschaft zum Reden. Entwicklung der Todesvorstellung beim Kind Die Vorstellung vom Tod ist bei jedem Kind einzigartig. So gibt es auch keine festlegbare kindliche Todesvorstellung einer bestimmten Entwicklungsstufe. Jedes Kind macht seine eigene Entwicklung und die verlÇuft nicht linear zum Alter. In den verschiedenen Phasen kànnen sich âberlappungen ergeben, auch regressive Wiederholungen sind màglich. Die âbergÇnge von einer Entwicklungsphase in der Todesvorstellung zur nÇchsten kànnen flieÑend

und auch abrupt sein. Màglicherweise treffen nur einige Verhaltensweisen einer beschriebenen Phase auf ein Kind zu. Bei der individuellen Entwicklung des kindlichen Todeskonzepts ist darÄber hinaus eine Vielzahl von Aspekten bedeutsam: o Wer ist gestorben? o Wie ist die erlebte NÇhe beim Tod? o Wie ist das Verhalten, die erlebte Stimmung der Eltern, der Lehrer bzw. der Freunde bei der ersten Begegnung mit dem Tod? Meist werden folgende Altersstufen bei gesunden Kindern in normalen LebensumstÇnden in der Entwicklung der kindlichen Todesvorstellung unterschieden: Bis zu fÖnf Jahren wird der Tod nur als ein vorÄbergehender Zustand des Schlafens oder Wegseins, des Verreistseins vorgestellt. ErklÇrungen oder Informationen helfen hier wenig. Das Kind spÄrt das intensive BedÄrfnis nach NÇhe des vermissten Wesens und dieses GefÄhl ist beherrschend fÄr sein Empfinden. So ist zu verstehen, wenn ein Kind nach der Beerdigung, die es selber miterlebt hat, am nÇchsten Tag den toten GroÑvater wieder ausgraben will. Es entspricht seiner Vorstellung, dass der Verstorbene an einer anderen Stelle wiederkommt. Das Kind hat nicht verstanden, dass das Verschwinden des GroÑvaters eine EndgÄltigkeit hat und nicht mehr rÄckgÇngig gemacht werden kann. Einige Kinder dieser Altersgruppe suchen auch Beobachtungen im Zusammenhang mit dem Tod zu machen. Sie zerdrÄcken eine Fliege und wollen herausfinden, ob sich das Tier noch bewegt. Andere Kinder dieser Altersgruppe zeigen eine relativ unbekÄmmerte Haltung angesichts des Todes, weil nÇmlich die Unterscheidung von tot und lebendig noch nicht gemacht werden kann. FÖnf- bis NeunjÄhrige erkennen zunehmend, dass der Tod endgÄltig und angsterregend ist. Es ist eine Phase des âbergangs der Vorstellung zwischen vorÄbergehender und endgÄltiger Abwesenheit. Der Gedanke, dass der Leib zerfÇllt, erscheint unertrÇglich. Aus dem Grund entwickeln die meisten Kinder in diesem Alter Allmachts- oder Wunschphantasien. Sie glauben an eine Unsterblichkeit. Der Tod wird personifiziert. So sprechen die Kinder vom Teufelchen, dem Sensemann, dem Gerippe oder dem Engel. Es entwickelt sich ein Interesse fÄr SterbevorgÇnge, fÄr Leichen, Totenwagen, Friedhof, auch Kriege, Katastrophen oder gefÇhrliche Operationen. Kinderbild 1. Ein Toter mit FlÄgeln 97

Besonders jÄngere <strong>Kinder</strong> fÄrchten nach dem Erleben eines Todesfalls, in ihrem Umfeld<br />

kànnten die Bezugspersonen auch sterben. HÇufig fÄhlen sich <strong>Kinder</strong> verantwortlich oder<br />

schuldig fÄr das Sterben eines geliebten Menschen.<br />

Voraussetzungen fÖr ein gutes Miteinanderre<strong>den</strong><br />

Von groÑer Wichtigkeit ist das behutsame HeranfÄhren an das Thema, màglichst in einer ruhigen,<br />

geborgenen AtmosphÇre in kindgemÇÑ verstÇndlicher, wahrhaftiger Sprache. Es ist<br />

hilfreich fÄr die gesunde psychische Entwicklung, wenn Ruhe und Gelassenheit mit diesem<br />

GesprÇch verbun<strong>den</strong> sind.<br />

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Mit <strong>Kinder</strong>n Äber Sterben und Tod re<strong>den</strong><br />

� Eigene Fragen gekl Çrt haben<br />

� Offen fÄr die Fragen des Kindes sein<br />

� Entwicklungsstand des Kindes ber Äcksichtigen<br />

� Eigene GefÄhle und GefÄhle des Kindes zulassen<br />

� Zeit und Ruhe geben<br />

Schaubild 2<br />

<strong>Kinder</strong> bemerken, ob der Erwachsene grundsÇtzlich vertrauensvoll mit dem Lebensende umgeht.<br />

Wenn einem Kind der Tod bislang ganz fremd ist, so wird die Reaktion des Erwachsenen<br />

umso wichtiger. <strong>Kinder</strong> Äbernehmen leicht die Angst, die Panik, auch das VerdrÇngungsverhalten<br />

der Bezugspersonen. <strong>Kinder</strong> benàtigen bei einem solchen GesprÇch einen Menschen,<br />

der ihnen Trost geben kann. HierfÄr ist es wÄnschenswert, dass der erwachsene Begleiter<br />

die eigenen Erfahrungen mit dem Tod, seine eigenen Ångste, auch seine Vorstellungsbilder<br />

Äberdacht und geordnet hat.<br />

<strong>Kinder</strong> stellen viele Fragen: „Tut Sterben weh?“ „Wenn man tot ist, wÇchst man dann weiter?“<br />

„Sind BlÇtter tot?“ „Kommen Hunde auch in <strong>den</strong> Himmel?“ Alle diese Fragen sind ernst<br />

zu nehmen. <strong>Kinder</strong> zeigen uns mit ihren Fragen, in welcher Entwicklungsphase sie gerade<br />

stehen. Auch regen sie uns an, erneut die eigenen Vorstellungen zu ÄberprÄfen. Wer<strong>den</strong> die<br />

Fragen der <strong>Kinder</strong> nicht beachtet, so bleiben die <strong>Kinder</strong> mit ihren Unsicherheiten allein und<br />

wer<strong>den</strong> ihre Fragen màglicherweise das Leben lang mit sich herumtragen.<br />

Es ist fÄr die Verarbeitung der Todeswirklichkeit bei jedem Kind wichtig, dass es alle GefÄhle<br />

aussprechen darf: Sehnsucht, Traurigkeit, Wut und Zorn, auch Schuld. Das Kind spÄrt, ob die<br />

Bezugsperson sich offen und ehrlich verhÇlt. Wenn diese selber von ihren GefÄhlen ÄberwÇltigt<br />

wird, ist es aufrichtig, <strong>den</strong> eigenen Schmerz zu zeigen und zu weinen. Ein guter Moment<br />

mit dem Kind Äber dieses schwierige Thema zu sprechen, ist màglichst heute und nicht morgen,<br />

vorausgesetzt die Bezugsperson spÄrt bei sich und dem Kind eine Bereitschaft zum Re<strong>den</strong>.<br />

Entwicklung der Todesvorstellung beim Kind<br />

Die Vorstellung vom Tod ist bei jedem Kind einzigartig. So gibt es auch keine festlegbare<br />

kindliche Todesvorstellung einer bestimmten Entwicklungsstufe. Jedes Kind macht seine eigene<br />

Entwicklung und die verlÇuft nicht linear zum Alter. In <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en Phasen kànnen<br />

sich âberlappungen ergeben, auch regressive Wiederholungen sind màglich. Die âbergÇnge<br />

von einer Entwicklungsphase in der Todesvorstellung zur nÇchsten kànnen flieÑend

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