Kinder_erleben_den_T.. - Peter Godzik

Kinder_erleben_den_T.. - Peter Godzik Kinder_erleben_den_T.. - Peter Godzik

29.01.2013 Aufrufe

In der akuten Situation, wenn hier der âberblick verloren gehen sollte, empfiehlt Specht- Tomann das Modell des Wiener Psychiaters Gernot Sonneck, das er BELLA nennt: 54 o Beziehung aufbauen o Erfassen der Situation o Linderung des Schweren o Leute, die da sind o Ansatz einer Làsung wahrnehmen und stÇrken (zit. n. Specht-Tomann, 2000, 127) Die Hilfe – Wo ist sie nÅtig? In der Situation ist es wichtig wahrzunehmen, wer mein GegenÄber in der Begleitung ist, wer was braucht, wie es passt in dieser Situation. Als BegleiterIn bin ich nicht das „Wundertier” das hier und dort begleitet, oft ist eine Person genug. Und jemand, der einen Kranken begleitet, kann u. U. nicht gut auch noch unter dem Anspruch von Gleichwertigkeit und Gleichzeitigkeit ein Kind mitbetreuen. Wenn eine Hilfe fÄr das Kind nàtig ist, kann das dann eine weitere Person Äbernehmen. Und es muss passen: Die Frage „Wo ist hier mein Platz als ehrenamtlicheR HelferIn? – innerhalb dieser Familie, in die ich hineingehe, im Kontext der anderen beruflichen HelferInnen, die schon da sind, und ist da noch jemand nàtig?” wird sich jemand, der sensibel ist, unwillkÄrlich stellen, und sie macht auch einen wichtigen Teil der ProfessionalitÇt eines Helfers, einer Helferin aus, neben der SensibilitÇt im GesprÇch oder der SelbstreflexivitÇt. Es muss „stimmen”, damit begleitet werden kann. Die richtigen Schritte hier zu tun, das ist der Weg. Zur KlÇrung hilft eine alte Lehrgeschichte, aufgeschrieben von Lukas in seinem Evangelium. Sie werden sie alle kennen (Lk 17,11-19): „Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho und fiel unter die RÇuber …” Im Anschluss an die Geschichte, wenn man genau liest, wird durch Jesus geklÇrt: Es geht nicht um die Frage: „Wer ist mein NÇchster?” sondern um die Frage: „Wer war dem, der unter die RÇuber gefallen war, der NÇchste?” FÄr mich darf das heiÑen: Wem bin ich der NÇchste? Wer braucht mich jetzt am nàtigsten? Der Kranke? Das Kind? Die Schwester? Ich selber? Was brauchen Ehrenamtliche, wenn sie fÖr Kinder da sein wollen? o die Wahrnehmung ihres eigenen Inneren Kindes in ihnen; o ein wenig Kenntnis Äber die Entwicklung von Kindern – und wie Tod und Trauer in dieser Entwicklung ihren Platz einnehmen; o ihre Rollenklarheit und -sicherheit in ihrem ehrenamtlichen Status; o Anerkennung ihrer Arbeit; o ein gutes StÄck SelbstreflexivitÇt; o eine „professionelle” Ausbildung, also eine mit fachlich fundiertem Hintergrund, und eine ebensolche fachliche Begleitung; o klare AuftrÇge durch verschiedene Auftraggeber: sich selbst; durch die Institution, die sie entsendet; durch ihre jeweiligen GesprÇchspartner, also durch den Kranken bzw. durch das Kind; und – im Familienkontext besonders zu beachten – durch die Familie des Kindes. Wird auch nur unausgesprochen von einer der beteiligten Seiten der Auftrag nicht gegeben oder verweigert, kann eine Begleitung nicht wahrgenommen werden. Hilfe ohne Auftrag ist màglicherweise alles andere als Hilfe.

Hilfreiche Literatur und wichtige Quellen aus denen geschàpft wurde: Ennulat, Gertrud, Kinder in ihrer Trauer begleiten, Freiburg, Herder-Verlag 1998 dies., Kinder trauern anders. Wie wir sie einfÄhlsam und richtig begleiten, Freiburg, Herder- Verlag 2003 Fleck-Bohaumilitzky, Christine, Wenn Kinder trauern. Wie sie lernen mit Verlusten umzugehen. Kindliche Vorstellungen von Leben und Tod. Die individuelle Auswirkung von Kummer, MÄnchen, SÄdwest-Verlag, 2003 Kersting, Heinz J., Kybernetik der Supervision. Oder warum der SchÇl gern vier Vàgel wÇre, in: ders., Zirkelzeichen. Supervision als konstruktivistische Beratung.(= Schriften zur Supervision Bd. 11) Aachen, Wiss. Verl. d. Inst. f. Beratung u. Supervision, 2002, 17- 48 ders., Wissensmanagement in Organisationen und Netzwerken. Vortrag auf der Dialogveranstaltung zum Thema „Wissensmanagement“ im Projekt „Lernwelt Essen” am 8.Juni 2004 in Triple Z, (unv. Manuskript, erhÇltlich bei Lernwelt Essen) Specht-Tomann, Monika / Doris Tàpper, Wir nehmen jetzt Abschied. Kinder und Jugendliche begegnen Sterben und Tod. DÄsseldorf, Patmos-Verlag, 2000 dies. / Doris Tàpper, Zeit zu trauern. Kinder und Erwachsene verstehen und begleiten. DÄsseldorf, Patmos-Verlag, 2001 dies., ErzÇhl mir dein Leben. Zuhàren und Reden in Beratung und Begleitung. DÄsseldorf / ZÄrich, Walter-Verlag, 2003 55

In der akuten Situation, wenn hier der âberblick verloren gehen sollte, empfiehlt Specht-<br />

Tomann das Modell des Wiener Psychiaters Gernot Sonneck, das er BELLA nennt:<br />

54<br />

o Beziehung aufbauen<br />

o Erfassen der Situation<br />

o Linderung des Schweren<br />

o Leute, die da sind<br />

o Ansatz einer Làsung wahrnehmen und stÇrken<br />

(zit. n. Specht-Tomann, 2000, 127)<br />

Die Hilfe – Wo ist sie nÅtig?<br />

In der Situation ist es wichtig wahrzunehmen, wer mein GegenÄber in der Begleitung ist, wer<br />

was braucht, wie es passt in dieser Situation. Als BegleiterIn bin ich nicht das „Wundertier”<br />

das hier und dort begleitet, oft ist eine Person genug. Und jemand, der einen Kranken begleitet,<br />

kann u. U. nicht gut auch noch unter dem Anspruch von Gleichwertigkeit und Gleichzeitigkeit<br />

ein Kind mitbetreuen. Wenn eine Hilfe fÄr das Kind nàtig ist, kann das dann eine weitere<br />

Person Äbernehmen.<br />

Und es muss passen: Die Frage „Wo ist hier mein Platz als ehrenamtlicheR HelferIn? – innerhalb<br />

dieser Familie, in die ich hineingehe, im Kontext der anderen beruflichen HelferInnen,<br />

die schon da sind, und ist da noch jemand nàtig?” wird sich jemand, der sensibel ist, unwillkÄrlich<br />

stellen, und sie macht auch einen wichtigen Teil der ProfessionalitÇt eines Helfers,<br />

einer Helferin aus, neben der SensibilitÇt im GesprÇch oder der SelbstreflexivitÇt. Es muss<br />

„stimmen”, damit begleitet wer<strong>den</strong> kann. Die richtigen Schritte hier zu tun, das ist der Weg.<br />

Zur KlÇrung hilft eine alte Lehrgeschichte, aufgeschrieben von Lukas in seinem Evangelium.<br />

Sie wer<strong>den</strong> sie alle kennen (Lk 17,11-19): „Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho und<br />

fiel unter die RÇuber …”<br />

Im Anschluss an die Geschichte, wenn man genau liest, wird durch Jesus geklÇrt: Es geht<br />

nicht um die Frage: „Wer ist mein NÇchster?” sondern um die Frage: „Wer war dem, der unter<br />

die RÇuber gefallen war, der NÇchste?” FÄr mich darf das heiÑen: Wem bin ich der NÇchste?<br />

Wer braucht mich jetzt am nàtigsten? Der Kranke? Das Kind? Die Schwester? Ich selber?<br />

Was brauchen Ehrenamtliche, wenn sie fÖr <strong>Kinder</strong> da sein wollen?<br />

o die Wahrnehmung ihres eigenen Inneren Kindes in ihnen;<br />

o ein wenig Kenntnis Äber die Entwicklung von <strong>Kinder</strong>n – und wie Tod und Trauer in<br />

dieser Entwicklung ihren Platz einnehmen;<br />

o ihre Rollenklarheit und -sicherheit in ihrem ehrenamtlichen Status;<br />

o Anerkennung ihrer Arbeit;<br />

o ein gutes StÄck SelbstreflexivitÇt;<br />

o eine „professionelle” Ausbildung, also eine mit fachlich fundiertem Hintergrund, und<br />

eine ebensolche fachliche Begleitung;<br />

o klare AuftrÇge durch verschie<strong>den</strong>e Auftraggeber: sich selbst; durch die Institution, die<br />

sie entsendet; durch ihre jeweiligen GesprÇchspartner, also durch <strong>den</strong> Kranken bzw.<br />

durch das Kind; und – im Familienkontext besonders zu beachten – durch die Familie<br />

des Kindes. Wird auch nur unausgesprochen von einer der beteiligten Seiten der Auftrag<br />

nicht gegeben oder verweigert, kann eine Begleitung nicht wahrgenommen wer<strong>den</strong>.<br />

Hilfe ohne Auftrag ist màglicherweise alles andere als Hilfe.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!