29.01.2013 Aufrufe

Kinder_erleben_den_T.. - Peter Godzik

Kinder_erleben_den_T.. - Peter Godzik

Kinder_erleben_den_T.. - Peter Godzik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Der Felsengarten<br />

Als sie ein kleines MÄdchen war, vielleicht 4 Jahre alt, mit dunkler Haut und dichtem dunklen<br />

Kraushaar, hatte sie schon im Garten ihrem Vater geholfen mit ihrem 2 Jahre Älteren Bruder.<br />

Spielen kannte sie nicht. Spielzeug hatte sie deshalb nicht besessen, auÑer einer von der Mutter<br />

selbst genÄhten Puppe.<br />

Die kleine flinke Maria war durchaus schon nÖtzlich. So konnte sie mit ihren HÄn<strong>den</strong> die auf<br />

Laken herunter geschÖttelten Oliven in die KÅrbe sammeln. Wenn sie versuchte, es sich einfacher<br />

zu machen und beide HÄnde zu einer Schaufel formend gleich mehrere Oliven aufnahm<br />

und in <strong>den</strong> Korb warf, dabei aber die BlÄtter Öbersah, fÖhlte sie <strong>den</strong> schmerzhaften Schlag<br />

des geschmeidigen Olivenzweiges auf ihrem RÖcken, <strong>den</strong>n der Vater hatte ein strenges Auge<br />

auf seine kleine Tochter.<br />

Die Sonne brannte heiÑ auf das zerschlissene Kleidchen, aber das Kind muckste nicht, wenn<br />

der Vater sich in <strong>den</strong> Schatten eines Baumes setzte und seine Pfeife rauchte, es wusste, dass<br />

seine Zeit und die des Bruders noch nicht gekommen war. Aber es wusste auch, dass sie<br />

kommen wÖrde, und das lieÑ es die Hitze ertragen, <strong>den</strong>n ein zarter Sehnsuchtsbogen der Erwartung<br />

lieÑ seiner <strong>Kinder</strong>seele FlÖgel wachsen.<br />

Wenn dann die Kirchenglocke Punkt zwÅlf lÄutete, war das wie ErlÅsung und das, was kam,<br />

wie ein Fest.<br />

Dann nÄmlich stieg der Vater, die kleine Maria an der Hand, <strong>den</strong> Felsengarten hinauf bis zu<br />

der Stelle, an der Wasser aus dem Bo<strong>den</strong> sprudelte und wo die Kakteen stan<strong>den</strong>. Der Weg<br />

dahin war steinig und voller Disteln und das Kind musste schon genau hinschauen, wenn es<br />

sich seine nackten FÖÑe nicht verletzen wollte. Aber dann setzten sie sich auf einen groÑen<br />

rÅtlichen Stein nahe der Quelle, der Vater nahm ein groÑes Blatt, pflÖckte damit 4 KakteenfrÖchte,<br />

entfernte mit einem anderen geschickt die Stacheln von <strong>den</strong> eifÅrmigen, orangefarbenen<br />

Gebilde, schnitt dann mit einem Messer die lederartige Haut auf und zog sie zurÖck, so<br />

dass das saftige Fruchtfleisch sichtbar wurde. Maria spÖrte die herrlich saftige SÖÑe schon<br />

lÄngst, bevor der Vater ihr die Frucht in die Hand gab, auf ihrer Zunge und ein Schauer des<br />

EntzÖckens Öberlief sie.<br />

Zuerst legte sich der Vater zwei der FrÖchte an seine Seite, eine bekam Antonio, die andere<br />

Maria. Dann schÅpfte der Vater in eine alte BÖchse frisches Quellwasser, schwenkte es ein<br />

wenig hin und her und goss es <strong>den</strong> <strong>Kinder</strong>n und sich Öber die HÄnde. Danach schÅpfte er ein<br />

zweites Mal, diesmal zum Trinken und stellte es auf <strong>den</strong> Stein. Auf dem Weg zur Quelle hatte<br />

er 3 Tomaten gepflÖckt. Die <strong>Kinder</strong> schauten andÄchtig zu, wie er aus seiner Hosentasche ein<br />

StÖck Brot holte, das die Mutter in ein kleines Tuch gewickelt hatte. Er schnitt es in 3 Teile,<br />

ein groÑes, ein mittleres und ein kleines. Bevor das Mahl begann, stand er auf, nahm seinen<br />

Hut vom Kopf, stÖtzte sich auf seinen Stock und murmelte ein Gebet. Dann trank er das Wasser<br />

aus der Blechdose, reichte es Antonio und gab es schlieÑlich der kleinen Maria.<br />

Auch wenn ihr Durst noch so groÑ war, kam sie nicht auf die Idee, frÖher um Wasser zu bitten,<br />

und rÖckblickend schien es ihr, als sei ihr Wasser das kÅstlichste, ihre Kaktusfrucht die<br />

sÖÑeste, ihre Tomate die rÅteste und das Brot hÄtte <strong>den</strong> schÅnsten Geruch gehabt.<br />

WÄhrend des Mahles sprachen sie nicht. Jeder war von seinem Genuss ganz umfangen, aber<br />

wenn der Vater sich in <strong>den</strong> Schatten des groÑen Kaktusbaumes legte, spielten die <strong>Kinder</strong> an<br />

der Quelle und schÅpften Kraft fÖr <strong>den</strong> Nachmittag in seiner KÖhle.<br />

35

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!