Kinder_erleben_den_T.. - Peter Godzik
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Der Felsengarten<br />
Als sie ein kleines MÄdchen war, vielleicht 4 Jahre alt, mit dunkler Haut und dichtem dunklen<br />
Kraushaar, hatte sie schon im Garten ihrem Vater geholfen mit ihrem 2 Jahre Älteren Bruder.<br />
Spielen kannte sie nicht. Spielzeug hatte sie deshalb nicht besessen, auÑer einer von der Mutter<br />
selbst genÄhten Puppe.<br />
Die kleine flinke Maria war durchaus schon nÖtzlich. So konnte sie mit ihren HÄn<strong>den</strong> die auf<br />
Laken herunter geschÖttelten Oliven in die KÅrbe sammeln. Wenn sie versuchte, es sich einfacher<br />
zu machen und beide HÄnde zu einer Schaufel formend gleich mehrere Oliven aufnahm<br />
und in <strong>den</strong> Korb warf, dabei aber die BlÄtter Öbersah, fÖhlte sie <strong>den</strong> schmerzhaften Schlag<br />
des geschmeidigen Olivenzweiges auf ihrem RÖcken, <strong>den</strong>n der Vater hatte ein strenges Auge<br />
auf seine kleine Tochter.<br />
Die Sonne brannte heiÑ auf das zerschlissene Kleidchen, aber das Kind muckste nicht, wenn<br />
der Vater sich in <strong>den</strong> Schatten eines Baumes setzte und seine Pfeife rauchte, es wusste, dass<br />
seine Zeit und die des Bruders noch nicht gekommen war. Aber es wusste auch, dass sie<br />
kommen wÖrde, und das lieÑ es die Hitze ertragen, <strong>den</strong>n ein zarter Sehnsuchtsbogen der Erwartung<br />
lieÑ seiner <strong>Kinder</strong>seele FlÖgel wachsen.<br />
Wenn dann die Kirchenglocke Punkt zwÅlf lÄutete, war das wie ErlÅsung und das, was kam,<br />
wie ein Fest.<br />
Dann nÄmlich stieg der Vater, die kleine Maria an der Hand, <strong>den</strong> Felsengarten hinauf bis zu<br />
der Stelle, an der Wasser aus dem Bo<strong>den</strong> sprudelte und wo die Kakteen stan<strong>den</strong>. Der Weg<br />
dahin war steinig und voller Disteln und das Kind musste schon genau hinschauen, wenn es<br />
sich seine nackten FÖÑe nicht verletzen wollte. Aber dann setzten sie sich auf einen groÑen<br />
rÅtlichen Stein nahe der Quelle, der Vater nahm ein groÑes Blatt, pflÖckte damit 4 KakteenfrÖchte,<br />
entfernte mit einem anderen geschickt die Stacheln von <strong>den</strong> eifÅrmigen, orangefarbenen<br />
Gebilde, schnitt dann mit einem Messer die lederartige Haut auf und zog sie zurÖck, so<br />
dass das saftige Fruchtfleisch sichtbar wurde. Maria spÖrte die herrlich saftige SÖÑe schon<br />
lÄngst, bevor der Vater ihr die Frucht in die Hand gab, auf ihrer Zunge und ein Schauer des<br />
EntzÖckens Öberlief sie.<br />
Zuerst legte sich der Vater zwei der FrÖchte an seine Seite, eine bekam Antonio, die andere<br />
Maria. Dann schÅpfte der Vater in eine alte BÖchse frisches Quellwasser, schwenkte es ein<br />
wenig hin und her und goss es <strong>den</strong> <strong>Kinder</strong>n und sich Öber die HÄnde. Danach schÅpfte er ein<br />
zweites Mal, diesmal zum Trinken und stellte es auf <strong>den</strong> Stein. Auf dem Weg zur Quelle hatte<br />
er 3 Tomaten gepflÖckt. Die <strong>Kinder</strong> schauten andÄchtig zu, wie er aus seiner Hosentasche ein<br />
StÖck Brot holte, das die Mutter in ein kleines Tuch gewickelt hatte. Er schnitt es in 3 Teile,<br />
ein groÑes, ein mittleres und ein kleines. Bevor das Mahl begann, stand er auf, nahm seinen<br />
Hut vom Kopf, stÖtzte sich auf seinen Stock und murmelte ein Gebet. Dann trank er das Wasser<br />
aus der Blechdose, reichte es Antonio und gab es schlieÑlich der kleinen Maria.<br />
Auch wenn ihr Durst noch so groÑ war, kam sie nicht auf die Idee, frÖher um Wasser zu bitten,<br />
und rÖckblickend schien es ihr, als sei ihr Wasser das kÅstlichste, ihre Kaktusfrucht die<br />
sÖÑeste, ihre Tomate die rÅteste und das Brot hÄtte <strong>den</strong> schÅnsten Geruch gehabt.<br />
WÄhrend des Mahles sprachen sie nicht. Jeder war von seinem Genuss ganz umfangen, aber<br />
wenn der Vater sich in <strong>den</strong> Schatten des groÑen Kaktusbaumes legte, spielten die <strong>Kinder</strong> an<br />
der Quelle und schÅpften Kraft fÖr <strong>den</strong> Nachmittag in seiner KÖhle.<br />
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