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Kinder_erleben_den_T.. - Peter Godzik

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senen <strong>Kinder</strong>arzt hatten, der ganz andere Therapieziele hatte als die Eltern. Die Eltern waren<br />

beschÇftigt mit dem Thema „Wie wird mein Kind sterben? Wann wird es sterben und kann es<br />

wÄrdevoll sein?“ Der <strong>Kinder</strong>arzt war beschÇftigt mit dem Thema „Wir mÄssen Schienen anpassen.“<br />

Die Mutter sagte: „Mein Kind wird nicht Laufen lernen.“ Der <strong>Kinder</strong>arzt sagte: „Sie<br />

mÄssen eine antibiotische Therapie machen lassen“ und die Mutter sagte: „Muss ich das? Und<br />

wenn ja, warum?“ Die Ångste der Eltern waren da und immer wieder gab es Probleme in der<br />

Kommunikation mit der Krankenkasse Äber die UnterstÄtzungsmàglichkeiten.<br />

In dieser Situation war ein Erwachsenenhospizdienst – es gab auf dem Land dort keinen <strong>Kinder</strong>hospizdienst<br />

– eine wunderbare UnterstÄtzung fÄr die Eltern.<br />

Am Schluss dieses Vortrags màchte ich betonen, was ich in diesen zwei Jahren am meisten<br />

schÇtzen gelernt habe: Wie wichtig es ist, wahrzunehmen, dass es eine nonverbale Kommunikation<br />

gibt, nicht nur unter uns sondern vor allen Dingen auch zwischen schwerstkranken,<br />

schwerstbehinderten <strong>Kinder</strong>n und ihren Eltern. Wir mÄssen sie wahrnehmen und achten.<br />

Da ist Kilian, eine Woche vor seinem Tod. Es ist der Junge, <strong>den</strong> ich gerade beschrieben habe.<br />

Dieses Foto (PowerPoint-PrÇsentation, S. 25) zeigt wunderbar, dass es eine Kommunikation<br />

zwischen diesem sprachlosen, stimmlosen, gehàrlosen und blin<strong>den</strong> schwerstbehinderten Jungen<br />

und seiner Mutter gibt. Ich màchte Ihnen die Karte vorlesen, die die Eltern geschrieben<br />

haben zu seinem zweiten Geburtstag, <strong>den</strong> er nicht mehr erlebt hat.<br />

Die Eltern wissen, dass ich die Karte vorlese und das Foto zeige und sie freuen sich, weil<br />

dann fÄr sie Kilian ein StÄck weiter lebt.<br />

28<br />

Stille Erinnerungen an Kilian zum zweiten Geburtstag.<br />

Am 22. Februar 2005 wÄre Kilian zwei Jahre alt gewor<strong>den</strong>, andere Wege waren bestimmt<br />

fÖr ihn, fÖr uns. Der Tag, an dem Kilian zur Welt kam, war sonnig und kalt. Alles<br />

war mit Schnee bedeckt und wir waren unendlich glÖcklich.<br />

WÖnsche, Erwartungen, Hoffnungen, TrÄume, soviel davon war in uns, doch all das<br />

zerbrach und unsere Welt verschwand in einem Nebel aus Schmerz, Hoffnungslosigkeit,<br />

Trauer und Wut.<br />

Die Zeit, die wir mit Kilian verbringen durften, hat uns viel gelehrt und heute wissen<br />

wir, nicht wir haben ihn begleitet, sondern er hat uns begleitet in ein anderes Bewusstsein,<br />

in eine unendliche Liebe. Seine Stille war so laut. Seine Bewegungslosigkeit hat<br />

bewegt. Seine kurze Lebenszeit intensiv gelebt und doch dieser immerwÄhrende<br />

Schmerz, <strong>den</strong>n er fehlt. Er fehlt in jedem Lachen, in jedem Weinen, in jedem Sonnenstrahl,<br />

in jedem Regenschauer, in jedem Augenblick. Er fehlt uns in unserem Leben<br />

und nun ist er das, was er von Anfang an war und immer sein wird, ein Engel. Martin<br />

und Tanja mit Kilian im Herzen.<br />

Letztes Jahr im November hat dieses Paar sein zweites Kind getauft, und zwar am Todestag<br />

von Kilian. Sie haben in einer kleinen Kapelle in einem bayerischen Dorf die Trauerfeier fÄr<br />

Kilian und die Taufe in eine Feier gepackt, und 150 Menschen tummelten sich in dieser kleinen<br />

Kapelle, und was keiner der Anwesen<strong>den</strong> wusste, sie haben sich trauen lassen.<br />

WÇhrend einer unserer letzten Schulungen, die ziemlich zeitgleich mit der Endphase von<br />

Maurice stattfand, hat eine erfahrene <strong>Kinder</strong>krankenschwester in der Pause zu mir gesagt:<br />

„Frau Duroux, bei dem, was Sie machen, haben Sie doch gar keine Freude am Leben. Sie wirken<br />

so deprimiert und traurig.“ Ich hoffe nicht, dass ich heute so auf Sie gewirkt habe, <strong>den</strong>n<br />

das bin ich ganz und gar nicht.<br />

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